In diesem Artikel
Was ist Schwangerschaftsübelkeit und wie häufig kommt sie vor?
Niemand weiß, warum das erste Anzeichen für eine Schwangerschaft häufig darin besteht, dass die werdende Mutter morgens als Erstes unter Übelkeit leidet.Etwa acht von zehn Schwangeren machen mit Übelkeit Bekanntschaft, etwa die Hälfte von ihnen muss sich übergeben. Anstatt aufzublühen, ist vielen Frauen in den ersten Schwangerschaftsmonaten nur elend zu Mute (Jewell and Young 2003).
Übelkeit in der Frühschwangerschaft ist weit verbreitet, aber bei jeder Frau kann dieser Zustand anders ausgeprägt sein (ACOG 2004). Manchen Frauen ist nur flau im Magen. Anderen verdirbt ein bestimmter Geruch jeden Appetit. Den Frauen, die es am schlimmsten trifft, ist über Tage und Wochen hinweg von morgens bis abends speiübel (Tiran 2004).
Der alte Begriff "Morgenübelkeit" ist dabei irreführend. Es gibt Frauen, bei denen es morgens tatsächlich schlimmer ist. Die meisten Schwangeren leiden aber auch tagsüber und abends unter Übelkeit (CKS 2005).
Diese Schwangerschaftsübelkeit kann zeitweise leider Ihr Leben beherrschen. Es kann sein, dass Sie nicht mehr arbeiten oder sich um Ihre anderen Kinder kümmern können. Ihre täglichen Aufgaben werden zur Tortur und können von Ihnen nicht mehr bewältigt werden.
Statt sich über Ihre Schwangerschaft freuen zu können, fühlen Sie sich hundeelend und krank - was sich auch auf Ihre Beziehung zu Ihrem Partner, Ihren Freundinnen und der Familie auswirken kann (Tiran 2004).
Frauen mit starker Übelkeit in der Schwangerschaft fühlen sich oft unverstanden. Kein Wunder also, dass dieser Zustand auch zu Depressionen führen kann (Magee et al 2002, CKS 2005).
Warum ist mir den ganzen Tag über schlecht?
Auch wenn das für Sie wie Hohn klingen mag: Schwangerschaftsübelkeit ist ein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass Sie einen hohen Spiegel an Schwangerschaftshormonen haben.Die genauen Gründe für Schwangerschaftsübelkeit sind unbekannt, aber sie wird mit dem Schwangerschaftshormon HCG (Humanes Choriongonadotropin) in Verbindung gebracht. Dieses wird von Ihrem Körper in großen Mengen produziert, bis die Plazenta in SSW 12 bis SSW 14 die Versorgung Ihres Kindes übernehmen kann (ACOG 2004). Auch erhöhtes Östrogen und erhöhte Werte des Schilddrüsenhormons Thyroxin könnten für die Übelkeit mitverantwortlich sein (Asakukra et al 2000).
Wenn Sie hungrig, müde oder gestresst sind, kann die Schwangerschaftsübelkeit schlimmer werden (Jewell and Young 2003). Auch wenn Sie Zwillinge oder mehr Babys erwarten, kann der erhöhte Hormonspiegel Ihre Übelkeit verschlimmern.
Was auch immer der Grund sein mag: Es kann ein ziemlicher Schock sein, wenn man sich durch die Schwangerschaftsübelkeit von einer völlig gesunden Frau plötzlich in ein Häufchen Elend verwandelt.
Niemand weiß, warum einige Frauen ohne Übelkeit durch die Schwangerschaft kommen, andere aber schwer damit geschlagen werden - zu sehen, wie schwangere Freundinnen plötzlich aufblühen, während man selbst am Ende seiner Nerven und seiner Kraft ist, lässt einen die Sache auf alle Fälle sehr ungerecht erscheinen.
Wie lange wird es mir so schlecht gehen?
Es gibt keine zwei Schwangerschaften, die genau gleich verlaufen. Daher ist es schwierig zu sagen, wie lange Ihre Schwangerschaftsübelkeit andauern wird. In den meisten Fällen setzt sie in Schwangerschaftswoche 5 oder 6 ein und bessert sich etwa in Woche 14 (CKS 2005, ACOG 2004).Manche Frauen müssen bis Woche 16 durchhalten und bei einigen anderen halten Übelkeit und Erbrechen mehr oder weniger bis zur Geburt an. Das ist aber glücklicherweise sehr selten, vor allem, wenn Sie sich früh Hilfe suchen.
Wenn Sie Schmerzen, Fieber oder Kopfschmerzen haben oder die Übelkeit erstmals nach Schwangerschaftswoche 8 auftritt, dann sollten Sie zum Arzt gehen - es könnte sein, dass Sie dann ein anderes Gesundheitsproblem als die Schwangerschaftsübelkeit haben (ACOG 2004).
Schaden Übelkeit und Erbrechen meinem Baby?
Keine Sorge, die Schwangerschaftsübelkeit wird sich nicht auf Ihr Baby auswirken. Wichtig ist dabei nur, dass Sie so viel Essen und Trinken bei sich behalten, dass Sie nicht abnehmen und nicht dehydrieren (Tiran 2004).Ernähren Sie sich so ausgewogen wie es geht. Wenn Ihnen aber dauerhaft schlecht ist, dann essen Sie, was immer Sie am besten vertragen. Sie können später in der Schwangerschaft Ihren Vitamin- und Mineralienhaushalt im Körper wieder ausgleichen. In Ihrem Körper sind viele Nährstoffe für die Versorgung Ihres Babys gespeichert, dadurch wird es sich gesund entwickeln, auch wenn Sie nicht viel essen.
Trotzdem sollten Sie nicht vergessen, Ihre Vitaminpräparate zu nehmen - vor allem Folsäure ist wichtig, damit sich Wirbelsäule und Nervensystem Ihres Babys gut entwickeln (Locksmith and Duff 1998). Nehmen Sie Ihr Vitaminpräparat zu einer Tageszeit, an der Sie es am wahrscheinlichsten bei sich behalten können.
Was kann im schlimmsten Fall passieren?
Die schlimmste Form der Schwangerschaftsübelkeit ist die Hyperemesis gravidarum (extreme Schwangerschaftsübelkeit). Wenn Sie sich mehrmals am Tag übergeben müssen, nichts essen, trinken oder nichts bei sich behalten können und Gewicht verlieren, dann haben Sie vermutlich Hyperemesis. Im Gegensatz zu normaler Schwangerschaftsübelkeit kann die Hyperemesis sich auf Ihre Gesundheit und die Ihres Babys auswirken. Deshalb sollten Sie in so einem Fall möglichst schnell Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme halten, auch weil die Gefahr besteht, dass Sie zu viel Flüssigkeit und Elektrolyte verlieren.Manches lässt sich daheim behandeln, aber unter Umständen müssen Sie ins Krankenhaus, damit Ihnen intravenös (über die Vene) die notwendigen Flüssigkeiten, Elektrolyte und Glukose zugeführt werden können.
Wo finde ich Hilfe bei Schwangerschaftsübelkeit?
Eine Mischung aus Ernährungsumstellung, Hausmitteln und alternativer Medizin können schnell Besserung bringen.Die meisten Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit lernen ziemlich schnell, welche Speisen sie vertragen und welche nicht, und wie oft sie über den Tag verteilt essen müssen, damit sich die Übelkeit in Grenzen hält. Bei einigen Frauen kann auch Akupunktur Linderung bringen.Lesen Sie weitere Tipps in unserem Artikel " Schwangerschaftsübelkeit - was dagegen hilft".
Die Behandlung wird immer schwieriger, je länger Sie damit warten (ACOG 2004). Sie sollten also möglichst bald mit Ihrem Frauenarzt/Ihrer Frauenärztin darüber sprechen, um das Problem zu lösen - zur Not auch mit Medikamenten.
Sprechen Sie mit Ihrem Partner, Ihrer Familie und Ihren Freunden darüber, wie es Ihnen geht und was Sie jetzt brauchen, denn die anderen werden nicht von alleine wissen, wie Sie Ihnen helfen können. Sie müssen sich nicht schuldig fühlen, wenn Sie jemanden um Hilfe beim Kochen, Einkaufen oder Putzen bitten: Sie sind krank! Der Nachteil dabei ist höchstens, dass Sie mehr Menschen von Ihrer Schwangerschaft erzählen müssen, als Ihnen eigentlich lieb ist. Das ist der Preis für die Unterstützung, die Sie dadurch bekommen.
Quellen
ACOG 2004. "Nausea and Vomiting of Pregnancy", ACOG Practice Bulletin 52:803-810.
Asakura H, Watanabe S, Sekiguchi A, Power GG, Araki T. 2000. "Severity of hypermesis gravidarum correlates with serum levels of reverse T3", Archives of Gynecology and Obstetrics 264(2):57-62.
Black F. 2002. "Maternal susceptibility to nausea and vomiting of pregnancy: is the vestibular system involved?", Am J Obstet Gynecol 186(5 suppl):S204-9.
Borgeat A, Fathi M, Valiton A. 1997. "Hyperemesis gravidarum: is serotonin implicated?", Am J Obstet and Gynecol 176(2):476-7.
Borrelli F, Capasso R, Aviello G, Pittler MH, Izzo AA. 2005. "Effectiveness and safety of ginger in the treatment of pregnancy-induced nausea and vomiting", Obstet Gynecol 105:849-856.
Clinical Knowledge Summaries (CKS) 2005. "Nausea and vomiting in pregnancy", National library for health. http://cks.library.nhs.uk [Stand März 2012]
Hayakawa S, Nakajima N, Karassaki-Suzuki M, Yoshinaga H, Arakawa Y, Satoh K, Yakamoto T. 2000. "Frequent presence of Helicobacter pylori genome in the saliva of patients with hyperemesis gravidarum",Am J Perinatol 17(5):243-7
Jewell D and Young G. 2003. "Interventions for nausea and vomiting in early pregnancy", Cochrane Database of Systematic Reviews. Issue 4. Art. No.: CD000145. DOI: 10.1002/14651858.CD000145
Lacroix R, Eason E, Melzack R. 2000. Nausea and vomiting during pregnancy: a prospective study of its frequency, intensity and patterns of change. Am J Obstet Gynecol 182 (4): 931-937.
Locksmith G and Duff P. 1998. "Preventing neural tube defects: the importance of periconceptional folic acid supplements", Obstet Gynecol ;91(6):1027-34.
Mazotta P, Maltepe C, Navioz Y et al, 2000. "Attitudes, management and consequences of nausea and vomiting of pregnancy in the US and Canada", Int J Gynaecol Obstet 70: 359-65.
Magee L, Chandra K, Mazotta P, Stewart D, Koren G, Guyatt G. 2002. "Development of a health-related quality of life instrument for nausea and vomiting of pregnancy", Am J Obstet Gynecol 185(5 suppl); 256-21.
Tiran D. 2004. Nausea and Vomiting in Pregnancy: an integrated approach to care. London: Elsevier Science.