Warum Konsequenz bei der Erziehung so wichtig ist

In einer Sache sind sich alle Erziehungsexperten einig: Konsequenz ist unverzichtbar. Ihre Kinder müssen vorhersehen können, wie Sie reagieren werden (Wenn ich mir nicht selbst die Zähne putze, macht es Mama. Aber Zahnpflege muss sein, da gibt es keine Ausnahme). Ständige Inkonsequenz dagegen führt zu Verwirrung und Verunsicherung. (Manchmal muss ich mir die Zähne putzen, manchmal nicht. Mit ein bisschen Theater kann ich es oft umgehen. Manchmal wird meine Mama aber auch richtig sauer.)

Allerdings bedeutet Konsequenz nicht, dass Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes ignorieren sollten. Wenn ein Kind total hungrig und das Essen noch nicht fertig ist – dann kann man durchaus mal eine Ausnahme machen, und dem Kind schon vor dem Mittagessen eine kleine Portion Joghurt, ein Stück Apfel oder Ähnliches gegen den ersten großen Hunger erlauben. Und wenn ein Kind eine schlimme Phase durchlebt oder einen sehr schweren Tag hatte, dann darf es abends auch mal länger kuscheln oder eben auch mal in der Nacht in das Elternbett schlüpfen.

Dann ist es aber wichtig, die Bedürfnisse des Kindes auf andere Weise zu erfüllen: Zum Beispiel darauf zu achten, dass das Essen möglichst immer pünktlich fertig ist oder es vorher eine Zwischenmahlzeit gegen den Hunger gibt. Oder, wenn Ihr Kind nachts Nähe braucht, es liebevoll zurück in das eigene Bett zu bringen und dort noch etwas zu streicheln. Oder auch, wenn Ihr Kind nachts phasenweise viel Angst hat, eine Eltern-Matratze für Notfälle neben das Kinderbett zu legen – oder anders herum, eine Kinder-Matratze in das Elternschlafzimmer, wo sich Ihr Kind nachts hinlegen darf. Es geht also bei Konsequenz in der Familie um eine gute Balance zwischen Verlässlichkeit auf der einen Seite und Bedürfnisorientierung auf der anderen Seite.

Verwechseln Sie Konsequenz aber nicht mit Strenge. Man kann an Regeln, die man für wichtig hält, festhalten – und das trotzdem liebevoll erklären und dem Kind zeigen: „Ich verstehe, dass sich das für dich blöd anfühlt!“ Außerdem sollte man nicht zu viele Regeln und Verbote haben. Überlegen Sie, was Ihnen wirklich wichtig ist in der Erziehung – z.B. Ehrlichkeit, Hygiene wie Zähne putzen, eine bestimmte Bettgehzeit am Abend. Und fragen Sie sich auch, welche Regeln nicht so wichtig sind – wie schlimm ist es wirklich, wenn ein Kind nicht sitzen bleibt, bis der Letzte am Tisch fertig ist?

Bedenken Sie immer, dass Kinder noch nicht so viel Geduld haben wie Erwachsene und auch in vielen anderen Bereichen in ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind, um alles wie „kleine Erwachsene“ schaffen zu können.

Diese Art von liebevoller Konsequenz ist ein Sicherheitsfaktor für Kinder. Es ist unfair, die Regeln ständig zu ändern, nur, weil es für die Eltern gerade bequemer ist.Natürlich ist es manchmal verlockend, Gequengel nachzugeben oder zu versuchen, öffentliche Wutanfälle zu vermeiden, um sich das Leben leichter zu machen. Auf die Dauer macht es Ihnen und Ihrem Kind das Leben aber nur schwerer. Sie sollten also von Regeln nur dann abweichen, wenn es einen wirklich guten Grund gibt: Ihr Kind ist total erschöpft, traurig, verängstigt … oder Sie selber sind absolut am Limit und erlauben deshalb ausnahmsweise mal zwanzig Minuten Fernsehen mehr. Wie gesagt, die meisten Kinder kommen mit solchen gelegentlichen Abweichungen klar, wenn man darauf hinweist, dass es sich heute um eine (seltene) Ausnahme handelt.

Wie bleibe ich konsequent?

Was können Sie also tun, um konsequent zu bleiben? Diese Tipps helfen Ihnen und Ihrem Kind, auf dem richtigen Weg zu bleiben:

1. Setzen Sie Prioritäten
Wie bereits erwähnt: Reduzieren Sie Ihre Regeln auf das Wesentliche. Zu viele starre Verbote und Regeln würden dazu führen, dass Ihr Familienleben ständig von Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt ist. Das stresst Sie, entmutigt Ihr Kind und schwächt die Eltern-Kind-Beziehung. Deshalb: Bei dem, was nicht wirklich wichtig ist, seien Sie ruhig locker und flexibel. So zeigen Sie Ihrem Kind, dass es auch mitbestimmen darf, was sein Selbstbewusstsein und seine Eigenständigkeit fördert.

Bei den Regeln, die Ihnen aber viel bedeuten oder für Ihren Familienalltag unverzichtbar sind, bleiben Sie möglichst konsequent. Aber ab ca. drei bis vier Jahren kann man Regeln durchaus mit Kindern besprechen und manchmal auch verhandeln: Erklären Sie Ihrem Kind, warum Ihnen diese Regeln wichtig sind. Wenn Ihr Kind das anders sieht, zeigen Sie Interesse an seiner Sicht. Fragen Sie Ihr Kind, was sein Vorschlag wäre, und schauen Sie, ob vielleicht ein Kompromiss möglich ist oder Sie Ihrem Kind irgendwie entgegenkommen können, z.B.: „Danke, dass du mir erklärt hast, warum du das blöd findest. Ich verstehe dich und kann mir gut vorstellen, dass du gern auch in der Woche länger aufbleiben würdest. Aber dein Körper braucht den Schlaf, um sich zu erholen. Deshalb ist es mir wichtig, dass du um viertel vor acht im Bett liegst. Wenn du etwas älter bist, können wir das nochmal ändern. Und am Wochenende darfst du gern bis halb neun aufbleiben.“

Oder: „Ich weiß, du liebst Süßigkeiten. Und ich gönne dir auch Leckereien. Ich will aber auch nicht, dass deine Zähne krank werden! Deshalb kann ich dir nicht erlauben, jeden Tag so viel Süßes zu essen. Wir können eine Dose füllen, die für eine Woche reicht. Und am Sonntag darf es dann auch mal ein klein bisschen mehr sein.“ Auch beim Zähneputzen kann man oft Wege finden, wie das Kind doch noch mitmacht, z.B. mit einem lustigen Lied im Hintergrund oder einer Handpuppe, die die Zähne putzt. Oder das Kind darf Papa die Zähne putzen, während oder nachdem Papa dem Kind die Zähne geputzt hat.

Sie sehen: Konsequenz bedeutet nicht, dass Eltern ihren Willen mit Gewalt und rücksichtslos durchsetzen. Sondern es bedeutet, zuverlässig zu sein, zu wichtigen Werten zu stehen – und gleichzeitig dem Kind Mitbestimmung zu ermöglichen und seine Bedürfnisse ernst zu nehmen.

3. Finden Sie das richtige Timing
Neue Regeln oder mehr Konsequenz in bestimmten Bereichen sollten Sie nicht ausgerechnet vor oder kurz nach der Geburt eines Geschwisterchens, vor oder kurz nach der Einschulung oder vor oder kurz nach einem Umzug starten. Auch wenn Ihr Kind aus anderen Gründen gerade gestresst ist, braucht es keine zusätzlichen Anforderungen, sondern viel eher Begleitung, Liebe und Zuwendung. Mit Ruhe, Geduld und einer stabilen Struktur sind die Erfolgsaussichten erheblich größer.

4. Machen Sie sich auf Widerstand gefasst
Wenn Sie vorher Regeln mal ernst genommen und dann wieder ignoriert haben, dann wird Ihr Kind erstmal irritiert sein, wenn Sie auf einmal konsequenter sind. Und sicher wird es nicht immer begeistert sein, weil diese Konsequenz seine Freiheit ein Stück weit einschränkt. Deshalb nehmen Sie es nicht persönlich, wenn Ihr Kind wütend wird oder anfangs versucht, die Regeln zu umgehen. Dieser Widerstand ist ganz natürlich - Kinder lieben, wie wir Erwachsenen auch, ihre Freiheit!

Deshalb ist es auch so wichtig, sie soweit wie möglich in Regeln und Veränderungen einzubeziehen und auch kleine Kompromisse zu ermöglichen (zum Beispiel etwas längeres Aufbleiben am Wochenende oder: Abends müssen die Eltern die Zähne nachputzen, morgens darf das Kind ganz allein putzen). Reagieren Sie auf Wutanfälle gelassen und liebevoll. Sagen Sie Ihrem Kind, dass Sie verstehen, dass es wütend ist. Und, dass es manchmal einfach Dinge sind, die nerven, die aber trotzdem wichtig sind. Bleiben Sie konsequent – und erlauben Sie gleichzeitg auch Ihrem Kind, wütend darüber zu sein. Es hat ein Recht auf seine Gefühle und sollte dafür nicht bestraft, ausgelacht, beschimpft und auch nicht ignoriert werden.

Natürlich sollte es dabei niemandem weh tun. Wenn es das tut, sagen Sie klar, dass das nicht geht und zeigen Sie ihm andere Wege, die Wut herauszulassen: In ein Kissen boxen, auf den Boden stampfen, o.ä. Wenn Sie auf diese Weise Verständnis zeigen und gleichzeitig zu Ihrem Wort stehen, wird Ihr Kind die neue Konsequenz höchstwahrscheinlich nach einigen Tagen akzeptieren. Wenn nicht, reden Sie nochmal mit ihm und fragen es, was es so schlimm daran findet. Schauen Sie, ob ein kleiner Kompromiss machbar ist oder Sie es Ihrem Kind anderweitig einfacher machen können. Zum Beispiel: Keinen Keks vor dem Mittagessen, aber du darfst dir schon mal einen aussuchen und dir für später auf einen Teller legen.

5. Tun Sie es nicht im Alleingang
Holen Sie sich Unterstützung. Partner, Erzieherinnen, Tagesmutter und Großeltern können dabei helfen, Ihr neues Erziehungskonzept durchzuziehen. Gleichzeitig ist es aber völlig okay, wenn bei der Tagesmutter oder bei Oma und Opa andere Regeln herrschen als zuhause. Auch kleine Kinder verstehen das und kommen damit gut zurecht. Wenn es aber bestimmte Problemsituationen gibt, die immer wieder zu Schwierigkeiten führen, kann es sinnvoll sein, wenn diese Regel doch mal überall gilt.

6. Seien Sie nur konsequent, wenn es sinnvoll ist
Bestimmte Dinge können Sie Ihrem Kind vorschreiben, manche Dinge müssen Sie ihm vorschreiben, aber andere Dinge sollten Sie der Entscheidung Ihres Kindes überlassen. Ihr kleines Kind muss Sie im Straßenverkehr an der Hand halten, das ist zu seiner eigenen Sicherheit, daran führt kein Weg vorbei. Regeln zur Bettzeit sind wichtig, aber Sie können (teilweise gemeinsam mit Ihrem Kind) festlegen, was wann in diesem Prozess passiert.

Aber bestimmte Dinge müssen Sie Ihrem Kind selber überlassen: Zwingen Sie es nicht, seinen Teller leer zu essen, wenn es keinen Hunger mehr hat, oder "sicherheitshalber" auf Toilette zu gehen, wenn Sie das Haus verlassen, obwohl es nicht muss. Auch sollten Sie Ihr Kind nicht überfordern. Kinder und sogar Jugendliche können noch nicht so gut Ordnung halten wie Erwachsene – dafür ist ihr Gehirn noch nicht weit genug entwickelt. Deshalb sollten Sie von einem Kind bis zum Alter von ca. 12 - 14 Jahren nicht erwarten, dass es sein Zimmer selbstständig aufräumt. Sie sollten es unterstützen und ihm kleine Teilaufgaben geben, wie: „Räume mal die Klötze in diese Kiste.“ Auch für Jugendliche sind solche Hilfen oft noch nötig.

Haben Sie auch keine übertriebenen Ordnungs-Vorstellungen im Kinderzimmer – es ist das Reich ihres Kindes. Überlegen Sie, welche Mindest-Anforderungen wichtig sind, z.B.: Keine Essensreste oder Flüssigkeiten, ein freier Weg von der Tür zum Fenster und zum Bett, einmal pro Woche staubsaugen, o.ä.

7. Passen Sie ab und zu die Regeln an
"Wenn, dann“-Ankündigungen, die dann doch nicht in die Tat umgesetzt werden, haben eine unangenehme Folge: Ihr Kind wird Ihnen nicht zuhören und Sie nicht ernst nehmen. Generell sollte man mit solchen „Drohungen“ sparsam sein, weil sie keine positiven Erziehungsmethoden sind. Das Gleiche gilt für Strafen – sie schwächen das kindliche Selbstbewusstsein und die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind. Außerdem nutzen sie sich ab und lenken von dem ab, was das Kind eigentlich lernen sollte.

Etwas ganz anderes ist es, wenn Sie Ihrem Kind Ausnahmen ermöglichen und diese vorher ankündigen: „Ausnahmsweise darfst du heute einmal ganz lange aufbleiben“ - „Heute hast du den ganzen Tag so toll mit deinen Bausteinen gespielt! Du darfst ausnahmsweise alles so liegen lassen, dann kannst du morgen gleich weiter spielen“. Solche Ausnahmen höhlen Ihre Regeln nicht aus, sondern verstärken sie sogar.

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