eingesendet von w.m.
Im August 2008 ging anarchia dresden online. Das damals erklärte Ziel war die bewusstere Stärkung anarchistischer Inhalte in- und außerhalb der politischen Szene Dresdens und der weiteren Umgebung. anarchia sollte Diskussions- und Infoportal sein und die theoretischen Grundlagen für konkrete Organisationen bereit stellen. Aus verschiedenen Gründen stellen wir den Betrieb von anarchia nun bis auf weiteres ein.
2008 gab es in Dresden nur eine – ziemlich marginale – politische Gruppe die sich in der Öffentlichkeit als explizit anarchistisch outete. An verschiedenen Orten und in verschiedenen Zusammenhängen fehlte es zwar nicht an Menschen die mit anarchistischen Ideen sympathisierten, jedoch wurde meistens eher unter dem Selbstverständnis „autonom“ agiert. Das führte nach Meinung einiger Mitbegründer*innen von anarchia zu einer mangelnden Reflexion über die eigene politische Position und gesellschaftliche Perspektiven. Um mehr Menschen über die Idee des Anarchismus zu informieren, über praktische und theoretische Probleme zu diskutieren, eine Einstiegshilfe + Newsletter für frisch Interessierte zu bieten und nicht zu letzt um die Frage nach einer explizit anarchistischen Organisierung zu stellen startete das Projekt am 14. August 2008.
Heute, fast 3 Jahre später kann mensch eine gemischte Billanz ziehen:
Einerseits wurde die Frage nach anarchistischer Organisation mit der Entstehung des Libertären Netzwerks Dresden positiv beantwortet. Es ist anzunehmen, dass anarchia dabei auf die Meinungsbildung eingewirkt hat. Durch eine Medienarbeit, die sich aus mehr zusammen setzte, als bloße Kurzmeldungen zu veröffentlichen, gelang es uns immer mal wieder Einblicke in die anarchistische Bewegung in anderen Teilen der Welt zu erlangen. Bald wurden wir über den deutschsprachigen Raum hinaus von anarchistischen und linksradikalen Gruppen mit Nachfragen und Texten bedacht. Auch in unserer Rolle als Einstiegsportal in politische Zusammenhänge konnten wir hier und da mal Hilfe leisten. Schließlich war anarchia in brenzligen Situationen, wie den Hausbesetzungen 2009 als Berichterstatter*in zur Stelle und leistete damit einen Beitrag zur Aktionsfähigkeit der Dresdner Bewegung.
Andrerseits scheiterten wir auch all zu oft an den Ansprüchen diverser Redakteur*innen, so waren längere theoretische Artikel leider eher die Seltenheit, viele Hintergrundreportagen wurden auf den St.-Nimmerleins-Tag verschoben, die Einrichtung einer Hintergrundtextsammlung wurde nie realisiert. Das Konzept eines Mediums, dass von verschiedensten Autor*innen und Einsendungen lebt, ging nicht auf und wirklich inhaltliche Beiträge blieben meist undiskutiert. Dafür hatte die Seite immer wieder mit polemischen und unqualifizierten Kommentaren zu kämpfen, die sie für viele Interessierte unattraktiv machten. Darüber hinaus herrschte in der Redaktion schon bald keine Einigkeit mehr über das Format (Newsseite, Blog) und die politische Ausrichtung (anarchistisch, allg. linksradikal, nur antifaschistisch) des Projekts.
Wir haben den Eindruck, dass das Projekt aus folgenden Gründen überflüssig geworden ist:
Die noch vorhandenen Teile der Redaktion haben sich daher zu folgendem Vorgehen entschlossen:
anarchia wird eingestellt, d.h. alle Schreibberechtigungen werden aufgehoben. Die Seite bleibt zu Dokumentationszwecken erhalten. Sollte sich nach einiger Zeit eine Gruppe von Menschen finden, die die Seite mit neuem Konzept weiterbetreuen möchte, so kann eine Re-Aktivierung durch einen Kontakt beim Libertären Netzwerk Dresden erwirkt werden. Menschen die bis jetzt Artikel und Termine an anarchia geschickt haben, können diese nun an das Libertäre Netzwerk unter linetdd – @ – riseup – . – net schicken.
Wir bedanken uns für fast 3 Jahre lesen, zuarbeiten und Solidarität