Profit, auch Gewinn oder Ertrag
genannt [1], ist der Überschuß, den Eigentümer von Geld,
Produktionsmitteln oder Grund und Boden aus Unternehmungen mit ihrem
jeweiligen Geschäftsmittel ziehen. In unserer freien
Marktwirtschaft, in der die Freiheit des Eigentums grundgesetzlich
geschützt wird, ist der Profit die anerkannte Größe überhaupt: es
ist das Lebensmittel der Gesellschaft, von dessen Zu-standekommen
nicht nur der Reichtum irgendwelcher Finanzmagnaten, sondern
schlechterdings alles abhängt. |
Dementsprechend endlos läßt sich deshalb die Reihe
dessen verlängern, wofür der Profit und sein Zustandekommen als
notwendige und maßgebende Bedingung vorausgesetzt ist:
Profit muß
sein, weil sonst keine Arbeitnehmer beschäftigt und Löhne gezahlt
werden;
Profite
sind das A und O der Exporterfolge der deutschen Wirtschaft auf dem
globalisierten Weltmarkt;
Profite
müssen auch auf dem Sektor des Wohnungsbaus sein, wer würde sonst
überhaupt schon Wohnungen bauen...mit unabsehbaren Folgen für den
Wohnungsmarkt, eine sich verschärfende Wohnungsnot wäre die Folge;
Profit muß
sein, sonst gibt es nämlich kein Wachstum und damit kein Geld für
Krankenhäuser (sofern sie noch nicht privatisiert sind und – Profit
abwerfen müssen), für Wohnungsbau-programme, für „regionale
Strukturanpassungsmaßnahmen“, kein Geld für Autobahnen; ohne
Profite fehlen die Steuereinkommen, aus denen der Staat seine
Minister bezahlt, seine Polizei und Gerichte unterhält, seine
Auslandseinsätze der Bundeswehr bestreitet usw.
Die langweilige Reihung dessen, was alles vom
Profit abhängt, ist endlos und hat darin durchaus ihren guten Sinn.
Sie soll umso schlagender sein, je länger die Liste ausfällt. Mit
einer Veranschaulichung, mit einer Bebilderung soll damit bereits
folgender Sachverhalt bewiesen sein: Die Reihe der Abhängigkeiten
steht für die unbestreitbare Notwendigkeit und damit auch schon Güte
und Nützlichkeit des Profits. Das ist allerdings zunächst nur eine
freche Behauptung, denn:
Wo ist denn der Nutzen für alle, wenn wegen des
Profits die Löhne und Gehälter gar nicht niedrig genug ausfallen
können? Wenn seinetwegen die Arbeitshetze permanent gesteigert, die
Arbeitszeiten ständig ausgeweitet und „flexibilisiert“ werden müssen?
Wem hilft der Profit, wenn seinetwegen die Reihe der Umweltskandale
nicht abreißen will? Ist es etwa gemütlich, wenn um des Profits der
Grund- und Hauseigentümer willen die Mieten hoch sind und ständig
weiter steigen? Die Wahrheit ist doch wohl eher die, daß der Profit
denen nützt, die ihn machen oder von Staats wegen auf ihn scharf
sind, während der größte Teil der Leute sich als billiges Mittel des
Profits gebrauchen lassen muß.
„Bloß Profit!“
Kritiker des Profits, die es genug gibt, wollen
aber davon nichts wissen, daß nämlich die Anwendung des geltenden
Gewinnprinzips all die bekannten negativen Folgen mit sich bringt, ja
daß der Profit geradezu auf Armut und Ausbeutung beruht. Diese
Kritiker sehen das ganz anders. Sie halten am Ideal der Nützlichkeit
des Profits fest, wenn sie mit den negativen Folgen des Profits
konfrontiert sind. Wenn das Gewinnemachen nicht die wohltätigen
Wirkungen hat, die sie ihm zuschreiben, dann – so behaupten sie –
soll das nicht am Profit liegen, sondern an einem übertriebenen
Umgang mit ihm. Nicht der Profit an sich sei der Grund der diversen
Übel, sondern das egoistische übertriebene Interesse an ihm, daß nur
an Profit und sonst nichts gedacht wird. Diese Kritik geht z.B. so:
Gewinne prächtig gestiegen, gleichzeitig 15 %
Personal abgebaut – warum? Weil es denen eben wieder einmal bloß um
den Profit geht und die Unternehmer es an jeglichem Gefühl für
„soziale Verantwortung“ fehlen lassen;
Noch immer werden Frauen im gleichen Job und bei
gleicher Qualifikation niedriger entlohnt – warum? Weil die Herren
Unter-nehmer den Hals nicht voll genug kriegen und bloß wegen ihres
Profits jeglichen emanzipatorischen Geist und Anstand vermissen
lassen;
Warum werden Wohnungen in Ballungszentren immer
unbezahl-barer? Weiß doch jeder, weil die Wohnungseigentümer die
Nach-frage „rücksichtslos“ für ihren Profit nutzen.
So argumentieren Kritiker des Profits. Es sind
lauter Beschwerden, die vorn und hinten nichts taugen. Entweder ist
nämlich der Profit, und damit auch das Profitemachen, eine
unverzichtbare und segensreiche Erfindung für die Menschheit: Dann
kann er aber auch gar nicht hoch genug sein, und die Herrschaften,
die sich um ihn kümmern, liegen genau richtig, wenn sie an nichts
anderem als nur ihren Profit orientieren.
Oder aber die kapitalistische Geldmacherei ist gar
nicht dafür vorgesehen, Lebensmittel der Menschheit zu sein, und das
gültige Prinzip der Marktwirtschaft schließt von vornherein all die
unangenehmen Folgen notwendig ein, die man so kennt. Dann ist es aber
saudumm, den Profit in einen guten und einen bösen auseinander zu
dividieren: Was kapitalistischer Geschäftssinn anrichtet, schafft der
locker jenseits von gut und böse... |