Archiv der Kategorie 'Gewerkschaft'

Ein Fragment zur Kritik der Freiheit.

Während – zum Beispiel auf diesem Blog – die Freiheit als positive Bezugsgröße sehr theoretisch kritisiert und für das Betreiben einer nicht-kapitalistischen, kollektiven und auf Bedürfnisbefriedigung ausgerichteten Wirtschaft als untauglich herausgestellt wurde, gibt es auch Wortmeldungen aus der Praxis. Die politisch-bewusste Avantgarde des sowjetischen Proletariats, die mitten im Prozess der Entwicklung einer kommunistischen Wirtschaft stand, lehnte die Freiheit aus guten Gründen ab:

Die Strömung für die Exekutivmacht von Einzelnen ist Fleisch vom Fleische der individualistischen, d.h. sein eigenes Ich stets in den Vordergrund stellenden, Weltanschauung der bürgerlichen Klasse. Die Einzelherrschaft ist der vom Kollektiv losgelöste, „freie“, isolierte menschliche Wille, der sich in allen Gebieten, angefangen von der Selbstherrschaft des Staatsoberhauptes bis zur Selbstherrschaft des Betriebsdirektors, ausdrückt; sie ist die höchste Weisheit des bürgerlichen Denkens. Die Bourgeoisie glaubt nicht an die Stärke des Kollektivs. Es gefällt ihr mehr, die Masse zu einer gehorsamen Herde zusammenzuscharen und sie nach dem persönlichen, individuellen Willen dorthin zu treiben, wohin es die Führer für nötig befinden. Im Gegensatz hierzu weiß die Arbeiterklasse und ihre Ideologen, daß die neuen kommunistischen Aufgaben der Klasse nur durch die kollektive, gemeinsam-schöpferische Tätigkeit, durch die gemeinsamen Anstrengungen der Arbeiter selbst verwirklicht werden können. Je enger die Arbeiterkollektiven miteinander verbunden sind, je mehr die Massen zur Äußerung eines allgemeinen Kollektivwillens und -denkens erzogen werden, desto schneller und vollkommener wird die Klasse ihre Aufgabe verwirklichen, d.h. eine neue, nicht zersplitterte, aber einheitliche, harmonisch zusammengefaßte kommunistische Wirtschaft schaffen können. Nur derjenige, der mit der Produktion praktisch verbunden ist, kann in ihr belebende Neuerungen einführen.

Alexandra Kollontai: Was bedeutet die „Arbeiter-Oppositon“?

20 Jahre 1. Mai: Was war noch der Sinn dabei?

…so ließe sich die Sprüchekiste ergänzen, „100 Jahre DGB tun dem Kapital nicht weh!“ und „20 Jahre Antifa: Deutschland ist noch immer da!“ gibts ja schon…

Der ehemalige internationale Kampftag der Arbeiterklasse ist mittlerweile vollständig polit-folkloristisches Spektakel, Teile der linken Szene haben als „AG Kiezkultur von unten“ mit dem ehemaligen Aufstandsbekämpfungsprogramm Myfest ihren Frieden gemacht und bieten eine von vielen Bühnen auf der Amüsiermeile an. Leider verfehlen sie in autistischer Manier das Thema: „Beats against fascism“ bzw. „Barrio Antifascista“ ist das Motto. Ich hoffe, die Kreuzberger Kameradschaften nehmen sich das zu Herzen. Wenigstens ein Tag im Jahr, den man als erkennbarer Linker, Migrant, Schwuler oder anderer Mensch, der nicht in das streichholzschachtelgroße Weltbild der Nazis passt, relaxt am dem Kottbusser Tor verbringen kann!
(mehr…)

„Kein Verzicht mehr!“

Auch, wenn einem vieles am Streik der Eisenbahner_innen im letzten Jahr nicht sympathisch war, die Tendenz zur Verweigerung der Unterordnung der eigenen Bedürfnisse unter „Sachzwänge“, Profitlogik, Konzerninteressen und die der Nation, das war schon was.
In der jungen Welt hat der schreibende Arbeiter „Jim Knopf“, der im Berufsleben Bahnbegleiter ist, eine klassenbewusste Zusammenfassung des Arbeitskampfes geschrieben.
Irritierend ist die kriegerische Rhetorik, aber da kann ich drüber hinweg schauen. Vorab kritisieren möchte ich nur die völlige Überwertung der sog. Solidarität „der Masse“ bzw. der Arbeiter_innen. Machen wir uns nichts vor, da kam kaum etwas. Soli-Adressen, schön und gut, aber solidarische Aktionen oder Streiks gab es kaum. Und das die Leitungen der anderen Gewerkschaften noch nicht einmal Solidarität mit der GDL heucheln musste, gibt gut Auskunft über die Stärke und Macht der massenhaften Solidarität.
Vor dem Siedepunkt heruntergekühlt. Lesenswert, als Ergänzung sind die Links unter einem anderen Beitrag von mir äußerst hilfreich.

Etwas älter ist der Kommentar von „Wedel“ (Vorname unbekannt…) zum Thema Nokia und dem ganzen Rumgejaule, das sich wieder entlädt. Arbeiter_innen, die ohne jede Einsicht in die hiesigen und heutigen Verhältnisse wehklagen und deren – bisher – härteste Aktion der Bitt-Gang nach Canossa, hier Finnland, zur Presse-Konferenz von Nokia war, um dort, munitioniert mit dem Argument, dass mensch sich doch wunderbar hat vernutzen lassen und dem Konzern genutzt hat, zu erbetteln, dass das Werk nicht geschlossen wird.

Eine Diskussion, die ich mir gerade durchlese und die auch um das Thema Gewerkschaften und so weiter geführt wird, findet ihr bei neoprene.