Negative Lützerath-Bilanz, Zu wenig Frauen, “Scheiße außer Kontrolle”

1. dju in ver.di NRW zieht eine negative Bilanz der Pressefreiheit bei der Räumung von Lützerath
(dju.verdi.de)
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) kritisiert den Umgang mit Medienschaffenden während der Protestaktionen in Lützerath: “Die Grundrechtseingriffe in die Pressefreiheit durch den zeitweisen Zwang zur polizeilichen Akkreditierung, der auch zur intransparenten Datenbankabfrage genutzt wurde, die Körperverletzungen durch RWE Security und die Polizei sowie das teilweise schikanöse Verhalten der Einsatzkräfte sind wesentliche Einschränkungen der Pressefreiheit.”
Weiterer Lesetipp: Bei netzpolitik.org gibt es ein Interview mit Caja Thimm, Professorin für Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Universität Bonn. Thimm ist sich sicher, dass die Proteste in Lützerath ohne Soziale Medien nicht annähernd so wirksam gewesen wären.

2. BVerwG verhandelt Staatstrojaner-Klage von RSF
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhandelt kommende Woche über eine Klage von Reporter ohne Grenzen (RSF) gegen den Einsatz sogenannter Staatstrojaner durch den Bundesnachrichtendienst (BND). Die Organisation sehe sich aufgrund ihres Austauschs mit ausländischen Investigativjournalistinnen und -journalisten einem erhöhten Risiko ausgesetzt, vom BND auf diese Art überwacht zu werden. Das Gericht wolle sich zunächst damit befassen, ob die Klage zulässig sei.

3. Zahl der getöteten Journalisten 2022 um 50 Prozent gestiegen
(spiegel.de)
Wie die Unesco mitgeteilt hat, ist die Zahl der weltweit getöteten Journalistinnen und Journalisten vergangenes Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent angestiegen. Die gefährlichsten Gegenden für Medienschaffende seien Lateinamerika und die Karibik. Dort seien 44 Personen getötet worden. Das gefährlichste Land sei 2022 Mexiko gewesen, gefolgt von der Ukraine.

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4. Noch immer wenige Frauen in Führungspositionen
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Sören Brinkmann, Audio: 7:42 Minuten)
Der Verein ProQuote Medien setzt sich für die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern ein und schaut sich regelmäßig an, wie stark (oder schwach) Frauen in Führungspositionen bei Print- und Onlinemedien vertreten sind. Den Ergebnissen der neuesten Studie (PDF) zufolge seien die meisten Medienhäuser weiterhin weit davon entfernt, Frauen zu 50 Prozent an der Macht in den Redaktionen zu beteiligen. Im Deutschlandfunk spricht Sören Brinkmann mit Ulrike Trampus über das Thema, die seit gut 20 Jahren als Chefredakteurin arbeitet.

5. Radiosender kämpfen gegen Fake-Profile auf Facebook
(faz.net)
Der Verband Privater Medien (Vaunet) schlägt Alarm: “Nach Vaunet-Informationen kursieren seit Wochen gefälschte Profile von Radiosender-Marken und/oder deren Moderatoren bei Facebook. Betroffen hiervon sind die Sendermarken praktisch aller großen deutschen privaten Sender”. Eine Facebook-Sprecherin habe mitgeteilt, man werde derlei Fake-Profile schnellstmöglich löschen. Die Antenne Bayern Group, die mehrere Radiosender betreibt, habe jedoch beklagt, dass dies nicht immer der Fall sei und man deshalb auch schon juristische Wege beschritten habe.

6. Im Dschungelcamp gerät die Scheiße außer Kontrolle
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Im RTL-“Dschungelcamp” (korrekte Sendungsbezeichnung: “Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!”) konnte man sehen, wie ein Kamerateam verzweifelt und vor allem vergebens versuchte, einer Protagonistin ein Statement abzuringen. Stefan Niggemeier kommentiert: “Normalerweise würde man solche Einblicke in einer solchen Fernsehproduktion um jeden Preis vermeiden, weil damit natürlich auch eine Entzauberung verbunden ist. Natürlich weiß man als Zuschauer theoretisch, dass die Leute da im Dschungel nicht fernab von allem, sondern dauernd umgeben von irgendwelchen Produktionsteams sind, aber es praktisch zu sehen, macht trotzdem einen Unterschied.”

Clickbaitende Aktien-Tipps, ChatGPT schreibt Finanzartikel, “Drachenlord”

1. Mit diesen Aktien-Tipps der Presse verlieren Sie ein Vermögen
(kobuk.at, Tobias Kachelmeier)
Tobias Kachelmeier sind die oftmals reißerisch aufgemachten Aktientipps der österreichischen Tageszeitung “Die Presse” aufgefallen. Daraufhin hat er kurzerhand ein virtuelles Aktienportfolio aufgebaut und ist ein halbes Jahr den publizierten Anlageratschlägen gefolgt. Sein ernüchterndes Fazit: “In Wahrheit sind die einzigen, die mit solchen Artikeln Geld verdienen, nämlich die Presse selbst. Über billigen Clickbait Werbeeinahmen zu lukrieren ist im Internet ein weit verbreitetes Unding. Ist das einer Qualitätszeitung würdig? Wohl kaum.”

2. »Bild«-Zeitung zieht Bericht über Drachenlord zurück
(spiegel.de)
Die “Bild”-Redaktion hat einen Bericht über den durch Youtube bekannt gewordenen “Drachenlord”, der seit Jahren im Visier von Internettrollen steht, zurückgezogen. Ein Reporter sei offenbar auf einen oder mehrere Trolle hereingefallen, die ihm ein Interview im Namen des “Drachenlord” gegeben haben. Mehrere der Falschzitate seien danach im “Bild”-Artikel “Der meistgehasste Mann des Internets” gelandet.

3. “Darmstädter Echo” gewinnt vor dem Bundesverfassungsgericht
(faz.net, Marlene Grunert)
Vor mehr als zwei Jahren sei in der Onlineausgabe des “Darmstädter Echo” ein Beitrag über eine sektenähnliche Gemeinschaft erschienen, an dem sich deren “Guru” gestört habe. Dabei sei es vor allem um eine im Artikel geäußerte Aussage einer Aussteigerin gegangen. Mit seiner Klage bekam der Leiter der fragwürdigen Gemeinschaft zunächst Recht, doch das Bundesverfassungsgericht sprang dem “Darmstädter Echo” bei: An die journalistische Wiedergabe fremder Meinungen dürfen keine überzogenen Anforderungen gestellt werden.

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4. Medien verschwinden aus Medien
(taz.de, Peter Weissenburger & Anne Fromm)
Der “Tagesspiegel” hat Ende vergangenen Jahres seine Medienseite abgeschafft und durch eine Seite ersetzt, auf der es vor allem um Medienkonsum geht, also um Filmkritiken und Serientipps. Anne Fromm und Peter Weissenburger fragen: “Ist das das Ende des Medienjournalismus?”

5. Berichten über Notfälle – Positive Folgen für Journalisten
(de.ejo-online.eu, Anna-Carina Zappe)
Immer wieder erleben Journalistinnen und Journalisten belastende Extremsituationen. Die Berichterstattung über Notfälle und Katastrophen kann äußerst traumatisierend wirken. Doch das Erleben eines Notfalls könne auch positive Folgen haben, das “posttraumatische Wachstum”. Anna-Carina Zappe erklärt, was die Wissenschaft dazu herausgefunden hat.

6. Chat GPT: US-Magazin lässt Artikel seit Monaten heimlich von KI schreiben
(basicthinking.de, Beatrice Bode)
Das US-amerikanische Technikportal “CNET” lasse seit Monaten Finanzartikel von der Künstlichen Intelligent ChatGPT schreiben. Die Texte seien unter der Bezeichnung “CNET Money Staff” veröffentlicht, der Hinweis auf die maschinelle Autorenschaft sei versteckt untergebracht worden. Warum “CNET” den Einsatz der KI geheim halten wollte, sei nicht bekannt. Das Unternehmen habe sich bislang nicht dazu geäußert.

KW 02/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Unterwegs in Krisengebieten
(freienpodcast.letscast.fm, Geraldine Friedrich & Francoise Hauser, Audio: 38:51 Minuten)
Beim “Freien-Podcast” ist der Journalist, Dokumentarfilmer und Produzent Oliver Gunnar Becker zu Gast. Becker ist seit etwa 20 Jahren in den verschiedensten Krisengebieten der Welt unterwegs. Wie ist er zu seinem ersten Auftrag gekommen? Wie bereitet man sich auf eine Tätigkeit als Krisen- und Kriegsberichterstatter vor? Und warum sollte man manchmal lieber keine Weste mit dem Aufdruck “Presse” anziehen?

2. Männerbilder in den Medien – Wann ist man ein Mann?
(ardaudiothek.de, Pia Behme, Audio: 37:24 Minuten)
Im Medienpodcast “Nach Redaktionsschluss” geht es um “Männerbilder in den Medien”, die oft sehr klischeebehaftet seien. Mit einem Deutschlandfunk-Hörer diskutieren der freie Autor Fikri Anıl Altıntaş, Tillmann Prüfer, stellvertretender Chefredakteur des “Zeit Magazins”, und Pia Behme aus der Medienredaktion des Dlf.

3. Medientrends 2023: Künstliche Intelligenz – Klimajournalismus – Nachrichtenvermeidung
(br.de, Linus Lüring, Audio: 36:56 Minuten)
Beim Medienmagazin des Bayerischen Rundfunks dreht sich alles um die aktuellen und kommenden Medientrends. Linus Lühring hat dazu die Medienexpertin Alexandra Borchardt ins Studio eingeladen und spricht mit ihr über den Trend-Report 2023 des Reuters Institute for the Study of Journalism an der Universität Oxford.

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4. Transformation des Mediensystems
(journalistik.blogs.uni-hamburg.de, Jonathan Deupmann & Leonie Urbanczyk, Audio: 42:16 Minuten)
Der “JKW-Podcast” der Journalistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Hamburg beschäftigt sich mit der Transformation des Mediensystems durch die Digitalisierung: Auf welche neuen Anforderungen treffen Medienschaffende? Und wie verändert sich das Arbeitsumfeld mit der Entwicklung von digitalen Alternativangeboten? Die zwei Wissenschaftler Burkhard Schmidt und Rainer Nübel sprechen über ihre Studie zum Arbeitsdruck im Journalismus, mögliche Anpassungen, aber auch über die Option eines Aussteigs aus der Branche.

5. Pinar Atalay, RTL-Moderatorin, Journalistin und Ex-Pizzabotin
(medienmacherin.podigee.io, Freddie Schürheck, Audio: 50:25 Minuten)
Podcast-Host Freddie Schürheck begrüßt in der aktuellen Folge von “Die Medienmacherin” die Fernsehmoderatorin Pinar Atalay. Im Gespräch geht es auch um Atalays Wechsel von der ARD zu RTL, wo sie unter anderem “RTL aktuell” sowie (im Wechsel mit Jan Hofer) das Nachrichtenjournal “RTL Direkt” moderiert. Außerdem geht es in dem munteren Talk um Atalays Buch, ihre früheren Jobs als Pizzabotin, Ladenbesitzerin und Kugelschreiber-Schrauberin sowie um ihre Vorliebe für Mettbrötchen.

6. Haltung im Journalismus
(mdr.de, Lars Sänger & Carsten Kayser, Video: 29:30 Minuten)
Inwieweit ist es zulässig, wenn Medienschaffende ihre persönliche Sicht zu kontroversen Themen kundtun? Inwiefern beeinflusst die persönliche Meinung eines Journalisten oder einer Journalistin die objektive Berichterstattung? Und warum gibt es überhaupt eine Debatte um den Vorwurf “Haltungsjournalismus”? Diesen Fragen sind Lars Sänger und Carsten Kayser nachgegangen und haben dabei einige prominente Stimmen eingeholt.

Böse Bild-Generatoren?, Borna-Berichte, Kampf um Rundfunkbeitrag

1. Sind Bild-Generatoren böse?
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Wenige Tastatureingaben genügen, und KI-Systeme wie Stable Diffusion, DALL·E 2 oder Midjourney erschaffen Illustrationen, fotorealistische Werke und beeindruckende Kunstwerke. Trainiert wurden sie mit Abermillionen Bildern von Kreativen, die nun um ihre Jobs bangen. Sebastian Meineck hat sich bei Fachleuten umgehört, wie sie dieses Thema aus moralisch-ethischer, wirtschaftlicher und juristischer Sicht beurteilen.
An dieser Stelle noch zwei weitere spannende Lesetipps: Bei “Zeit Online” schreibt Heike Buchter über die Entwicklung von OpenAi von einer gemeinnützigen Organisation zum wertvollen Start-up, das milliardenschwere Investments einsammelt. Und bei den “Riffreportern” geht es um die Frage, ob ein Chatbot wie LaMDA oder ChatGPT Bewusstsein erlangen kann. Daran glaubt jedenfalls der Informatiker und KI-Tester Blake Lemoine, der wegen seiner diesbezüglichen Äußerungen seinen Job bei Google verloren habe.

2. Wichtige Infos für Medienschaffende in Lützerath
(djv-nrw.de)
Der DJV-Landesverband Nordrhein-Westfalen hat wichtige Informationen für alle Journalistinnen und Journalisten, die heute und/oder in den nächsten Tagen in Lützerath unterwegs sind: “RWE möchte von Journalist:innen bei Betreten von bestimmten Bereichen eine Erklärung zum Haftungsausschluss. Laut Info der Polizei ist dies bislang nicht durchgesetzt worden. Der DJV-NRW hat diese Erklärung angefordert um sie juristisch zu prüfen. Sollte man Euch vor Ort bitten, eine solche Erklärung zu unterschreiben, sprecht Euch gerne vorab mit uns ab.”
Weiterer Lesetipp: In der “taz” berichtet David Muschenich über einen Fall von Polizeigewalt gegen Medienschaffende: “Bei Urteilen spielt die Pressefreiheit oft keine Rolle. Auch im Fall einer Journalistin nicht, die von einem Beamten ins Gesicht geschlagen wurde.”

3. SPD-Chef Klingbeil entschuldigt sich für falsche Aussagen zur Silvesterrandale in Borna
(rnd.de)
In der Silvesternacht kam es im sächsischen Borna zu Ausschreitungen. In diesem Zusammenhang verbreiteten sich in verschiedenen Medien falsche Aussagen, die wiederum an anderen Stellen übernommen wurden, darunter der SPD-Chef Lars Klingbeil. t-online.de berichtigte mittlerweile (“Berichterstattung war in Teilen ungenau”), Klingbeil nahm Bezug auf Aussagen der “Zeit”-Journalistin Anne Hähnig und stellte die Sache auf Twitter klar.

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4. Soll der Rundfunkbeitrag steigen?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
ARD, ZDF und Deutschlandradio pochen auf eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags, doch bei den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten gebe es eine breite Ablehnungsfront gegen diese Begehrlichkeiten. Joachim Huber kommentiert: “Die Anstalten riskieren eine Menge. Sie spielen mit der Akzeptanz in der Bevölkerung, sie fordern die Rundfunkpolitik zu einer härteren Gangart heraus. Und das, wo seit dem vergangenen Jahr bei ARD, Deutschlandradio und ZDF Demut und neue Bescheidenheit angesagt wäre.”
Weiterer Lesetipp: Für medienpolitik.net hat Helmut Hartung mit dem Chef der hessischen Staatskanzlei und dem Chef der Staatskanzlei Niedersachsens über deren Erwartungen an die öffentlich-rechtlichen Anstalten gesprochen.

5. Warum der CSU-Chef den Sitz aufgibt
(taz.de, Steffen Grimberg)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat seinen Sitz im ZDF-Verwaltungsrat aufgegeben. Das könnte daran liegen, dass sich Söder auf die kommende Landtagswahl konzentrieren will. Es könnte aber auch ganz andere Gründe haben, glaubt Steffen Grimberg: In der Funktion als ZDF-Verwaltungsrat könne Söder schlecht für das medienpolitische Lieblingsprojekt der CSU trommeln, die Zusammenlegung von ARD und ZDF.

6. Warum ist der größte Skandal um Harry ein Skandal der Medien?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 41:17 Minuten)
Holger Klein und Stefan Niggemeier sprechen im “Übermedien”-Podcast über das Buch von Prinz Harry, das schon vor der Veröffentlichung für Schlagzeilen sorgte. Schwierig sei, wie Harry von vielen Medien dargestellt und verteufelt werde, so Niggemeier auch in einem Kommentar auf Twitter: “Ja, Harry legt sich in dem Buch auch mit seiner Familie an. Aber mehr als alles andere rechnet er mit den Medien ab. Sein Zorn ist für mich nachvollziehbar und berechtigt. Ich bin erstaunt, wie wenig das auch in der deutschen Rezeption im Mittelpunkt steht.”

Lützerath und die Pressefreiheit, “Libra” als FDP-Infodienst?, Woelki

1. “Angriffe auf Journalisten”
(taz.de, Lea Fauth)
In der “taz” kritisiert der Pressegewerkschafter Jörg Reichel den Umgang von RWE-Sicherheitsleuten und Polizei mit Medienschaffenden am geplanten Kohleabbau-Ort Lützerath: “Aufseiten der RWE-Security gehen wir davon aus, dass das unausgebildete Mitarbeiter sind, die denken, sie müssten Konflikte lösen, indem sie sich körperlich durchsetzen gegenüber Journalist*innen. Wir hatten einen Fall, wo eine Journalistin gepackt wurde, an Armen und Körper. Letzte Woche haben wir von der Polizei Aachen gefordert, dass die RWE-Security die formalen Voraussetzungen erfüllen muss, um dort Reihe in Reihe mit der Polizei zu stehen – denn das tut RWE ja. Darauf hat dann das Polizeipräsidium nicht reagiert.”

2. Justiz-Infodienst “Libra”: Buschmann, immer wieder Buschmann!
(msn.com, Jochen Zenthöfer)
Wie im Dezember in den “6 vor 9” zu lesen war, ist mit “Libra” ein staatsnahes Juristenmedium und journalistisches Informationsportal entstanden. Für Jochen Zenthöfer taten sich an dieser Stelle bereits Fragen auf, welche die Verquickung von Staat und Medium betreffen. Nun hat sich Zenthöfer das Portal nochmal genauer angeschaut und fragt sich: “Ist der Informationsdienst ‘Libra’ ein Sprachrohr des Bundesjustizministeriums? Oder der FDP?”

3. Zeuge: Woelki wusste, wen er befördert
(wdr.de, Christina Zühlke)
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat die “Bild”-Zeitung wegen angeblich falscher Berichterstattung über ihn betreffende Vorgänge verklagt. Nun sorgen Zeugenaussagen in dem Verfahren dafür, dass Woelki selbst ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten könnte. Christina Zühlke erklärt den juristisch recht verflochtenen Fall.
Nachtrag: Woelkis Anwalt Carsten Brennecke bezeichnet den Artikel bei Twitter als “Fake-News des @WDR zum heutigen Klageverfahren des Kardinal #Woelki gegen #Bild”. Er verweist in seinem Thread auf einen Beitrag der Katholischen Nachrichten-Agentur zum selben presserechtlichen Verfahren.

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4. Medizin-Influencer: Risiken und Nebenwirkungen
(ndr.de, Isabel Ströh, Video: 19:57 Minuten)
Inzwischen gibt es einige Medizinerinnen und Mediziner, die auf Youtube, Instagram oder TikTok vertreten sind und dort über Gesundheitsthemen berichten. Das Medienmagazin “Zapp” ist dem Phänomen der “Medfluencer” nachgegangen und fragt: “Geht es ihnen wirklich um gesundheitliche Aufklärung oder doch nur um Werbung und Profit?”

5. Wer zeigt Kai Gniffke Mastodon?
(dirkvongehlen.de)
Kai Gniffke, neuer Vorsitzender der ARD, hat sich jüngst für eine gemeinsame deutsche Medienplattform ausgesprochen, die man in einem zweiten Schritt “auf eine europäische Ebene heben” könnte. Nun fragt sich der Journalist Dirk von Gehlen: “Warum kündigt der neue ARD-Vorsitzende mit dieser Vision nicht einen ARD-Mastodon-Server an?”

6. Diese Firmen erzeugten 2022 den höchsten Werbedruck im deutschen TV
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Welche Firmen haben im vergangenen Jahr am meisten Geld in TV-Spots investiert und haben damit den höchsten “Werbedruck” erzeugt? Thomas Lückerath hat sich die Statistiken des Unternehmens Adscanner angesehen und gibt einen Überblick über die Top-5 der TV-Werbe-Schwergewichte.

Unwort “Klimaterrorristen”, Lützerath, Servus Morgenmagazin

1. Schikanen und Übergriffe gegen Presse in Lützerath
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Derzeit besteht ein großes mediales Interesse an den Klimaprotesten rund um das kleine Dorf Lützerath, das den Kohlebaggern des Energiekonzerns RWE weichen soll. Für Journalistinnen und Journalisten sei es jedoch nicht einfach, sich einen Überblick über die dortigen Geschehnisse zu verschaffen: Sowohl RWE als auch die Polizei würden die Pressefreiheit vor Ort einschränken. Nun entsende die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union einen Beobachter und Moderator nach Lützerath.

2. Das Recht als politische Waffe
(faz.net, Patrick Bahners)
“Hans-Georg Maaßen bleibt Mitautor eines Grundgesetzkommentars, der bei Beck erscheint. Verlag und Herausgeber sehen darüber hinweg, dass er das Recht als politische Waffe einsetzt.” In der “FAZ” kritisiert Patrick Bahners die Entscheidung des C.-H.-Beck-Verlags, an dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten als Autor festzuhalten: “Dr. jur. Maaßen ist der Advokat des teuflischen Zweifels an der Verfassungsmäßigkeit der deutschen Staatsgewalt.”

3. “Klimaterroristen” ist Unwort des Jahres 2022
(tagesschau.de)
Die Jury der “Sprachkritischen Aktion” hat den Begriff “Klimaterrorristen” zum Unwort des Jahres 2022 erklärt. Der Ausdruck werde im öffentlichen Diskurs gebraucht, um Aktivisten und Aktivistinnen und deren Protest zu diskreditieren: “Die Jury kritisiert die Verwendung des Ausdrucks, weil Klimaaktivist:innen mit Terrorist:innen gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden.”
Weiterer Lesehinweis: Mehr zur Entscheidung gibt es in der offizielle Pressemitteilung.

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4. Ein Morgenmagazin für Leute, die morgens nicht fernsehen
(uebermedien.de, Moritz Hürtgen)
Wie gestern in den “6 vor 9” zu lesen war, kooperiert der zum Besitz des Red-Bull-Konzerns gehörende österreichische Fernsehsender ServusTV seit Neuestem mit Springers WeltN24. Kernstück der Zusammenarbeit sei das zweistündige Magazin “Guten Abend Deutschland”. Moritz Hürtgen hat sich die Sendung angeschaut und staunt: “Das ist doch eine Kopie! Ausgerechnet bei WeltN24, beim verbitterten ‘Zwangsgebühren’-Widerstand vom Verlag Axel Springer, scheinen die größten Fans öffentlich-rechtlicher Magazinformate zu sitzen, die jetzt für die Servus TV einen Klon produzieren, den sie direkt ‘Vorabendmagazin’ (‘Voama’) hätten nennen müssen.”

5. Wie viele junge Leute die ARD-Jugendwellen tatsächlich erreichen
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Die ARD hat neun Radiosender für junge Leute im Angebot, doch Radioanalysen würden zeigen, dass nur ihre wenigsten Hörerinnen und Hörer unter 30 sind. Der Deutschlandfunk hat sich die Zahlen genauer angeschaut und kompakt zusammengefasst.

6. Journalisten bei Parlamentsstürmung angegriffen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Beim Sturm auf Regierungsgebäude in Brasilien am Wochenende seien mindestens elf Journalistinnen und Journalisten attackiert worden. Reporter ohne Grenzen ist besorgt: “Die Szenen vom Sonntag zeigen, wie gewaltbereit die Putschisten sind – und das gegenüber Medienschaffenden, die nur ihre Arbeit machten, indem sie über eine beispiellose Attacke auf die brasilianische Demokratie berichteten. Das Klima des Hasses, das Bolsonaro in den vergangenen Jahren befeuert hat, hat dazu geführt, dass Journalistinnen und Journalisten als Feinde wahrgenommen werden, die bekämpft werden müssen.”

Die Offensive des Brause-Senders, Haltungsjournalismus, Papst-Tod

1. ServusTV geht in die Offensive: Kleiner Sender, großer Aufwand
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der zum Besitz des Red-Bull-Konzerns gehörende österreichische Fernsehsender ServusTV kooperiert seit Neuestem mit Springers WeltN24, das künftig für das gesamte Vorabendprogramm des Senders zuständig sein soll. Kernstück des Programms sei ein zweistündiges Magazin namens “Guten Abend Deutschland”. Alexander Krei hat sich die gestrige Erstausstrahlung angeschaut.
Weiterer Lesetipp: Im “Tagesspiegel” beschäftigt sich Joachim Huber mit einer anderen Premiere. Im Ersten feierte Louis Klamroth seinen Einstand als Plasberg-Nachfolger bei “Hart aber fair”.

2. Pres­se­aus­kunft der Staats­an­walt­schaft rechts­widrig?
(lto.de, Christian Conrad)
Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Medien mitgeteilt, dass sie die Aufnahme von Ermittlungen gegen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) prüfe. In den Augen des für die Rechtsanwaltskanzlei Höcker tätigen Juristen Christian Conrad verletze eine solche Mitteilung zu diesem frühen Verfahrensstadium die Persönlichkeitsrechte Lindners und sei damit rechtswidrig.

3. “Drehbuch, das wir aus den USA kennen”
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein & Mirjam Kid)
Nach Einschätzung der Medienwissenschaftlerin Caja Thimm haben Soziale Medien beim Sturm auf Regierungsgebäude in Brasilien eine große Rolle gespielt. Von erheblicher Bedeutung sei dabei Telegram gewesen. Thimm stellt eine zunehmende globale Vernetzung rechter Netzwerke fest: “Wir können eigentlich schon davon ausgehen, dass gerade über die Internet-Kontakte viele Verbindungen und Austausch entstehen, den wir teilweise ja gar nicht mitbekommen”.

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4. Es ist Krieg und sie schauen hin
(blogs.taz.de)
Für ihre Ukraine-Berichterstattung greift die “taz”-Redaktion auf ein großes Netzwerk freier Journalistinnen und Journalisten zurück. Im “Hausblog” wolle man nun die Menschen hinter den Reportagen vorstellen. Es sind Personen wie Anastasia Magasowa, die in den vergangenen zehn Jahren Hunderte von Berichten aus der Ukraine verfasste, der studierte Russisch-Dolmetscher Bernhard Clasen oder die aus Odessa stammende Juristin Tatjana Milimko.

5. Werteorienterter Journalismus statt Neutralität
(mdr.de, Lars Sänger & Carsten Kayser, Video: 30:51 Minuten)
Im Gespräch mit MDR-Format “Medien 360G” äußert sich “Monitor”-Redaktionsleiter Georg Restle unter anderem zum vielfach geäußerten Vorwurf, er betreibe “Haltungsjournalismus”. Restle lehnt sowohl die Zuschreibung als auch den Begriff als solchen ab: “Ich bin kein Haltungs-Journalist! Weil das impliziert, dass Haltung wichtiger sei als Wahrhaftigkeit. Was natürlich Unsinn ist. Es gibt keine Haltung ohne Wahrhaftigkeit, und es gibt keine Haltung ohne das Streben nach der Wahrheit.”

6. Darf Benedikt XVI. posthum als homophober Hetzer bezeichnet werden?
(spiegel.de)
Das Internetportal queer.de hat den unlängst verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als einen der “größten queerfeindlichen Hetzer” bezeichnet. Nun ermittele die Polizei Berlin gegen die Redaktion. Es bestehe der Verdacht der “Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener”. Jörg Reichel von der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union appelliert an die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen umgehend einzustellen: “Langatmige Ermittlungen oder eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft wären ein Angriff auf die Pressefreiheit”.

Gefährlicher Unsinn, Scheinheilige Debatte, 50 Jahre “Sesamstraße”

1. Dilettantischer Trugschluss – oder noch schlimmer?
(t-online.de, Steven Sowa)
Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen in der Silvesternacht erhebt die “Bild”-Redaktion in ihrer Berichterstattung schwere Vorwürfe gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen: ARD und ZDF hätten die Wahrheit über Taten und Täter verschwiegen. Das sei gefährlicher Unsinn, kommentiert Steven Sowa bei t-online.de.

2. Berlusconi auf ProSieben?
(taz.de, Peter Weissenburger)
“taz”-Redakteur Peter Weissenburger fasst zusammen, was aus seiner Sicht in der Medienwelt im aktuellen Jahr passieren wird beziehungsweise passieren sollte. Es geht um die Entwicklungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um Elon Musk, um Journalismusförderung durch den Facebook-Konzern Meta, um die Zukunft des gedruckten Journalismus und um die Frage, wie es bei der ProSiebenSat.1-Gruppe weitergeht.

3. Warum schmeißt man als Journalist hin, um Klimaaktivist zu werden?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 23:30 Minuten)
Der Journalist Raphael Thelen hat für namhafte Medien gearbeitet und war Mitgründer sowie Sprecher des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland. Nach mehr als zehn Jahren im Journalismus wird er nun hauptberuflicher Aktivist bei der “Letzen Generation”. Im Gespräch mit Holger Klein erklärt Thelen, wie es dazu gekommen ist und was ihn antreibt.

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4. Die scheinheilige US-Debatte über TikTok
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
In den USA werde über die Risiken von TikTok diskutiert. Aus europäischer Perspektive wirke das putzig, weil jedes gegen TikTok vorgebrachte Argument auch gegen Facebook und Co. verwendet werden könnte, so Markus Beckedahl. Trotzdem würden sich aus der US-Debatte einige wichtige Lehren ziehen lassen.

5. Saudi-Arabien soll Inhalte auf Wikipedia beeinflusst haben
(spiegel.de)
Wikimedia, die Stiftung hinter Wikipedia, habe 16 Administratoren in der Region “Middle East and North Africa” gesperrt. Sie sollen von der saudi-arabischen Regierung als Regierungsagenten angeworben und damit beauftragt worden sein, kritische Einträge zu kontrollieren, zu bearbeiten oder gar zu löschen. Aufgedeckt hätten dies Democracy for the Arab World Now und SMEX, eine Organisation zum Schutz digitaler Rechte und Freiheit mit Sitz im Libanon.

6. Was das deutsche Fernsehen von der “Sesamstraße” lernen kann
(dwdl.de, Peer Schader)
Gestern feierte die “Sesamstraße” ihren fünfzigsten Geburtstag. Beim Kika lief eine Geburtstagssendung, und Caren Miosga moderierte eine Sonderausgabe der “Tagesthemen”, unter anderem mit Live-Schalten zu Elmo, Wolle und Pferd. Natürlich kommt auch Medienkolumnist Peer Schader nicht umhin, sich dem Klassiker zu widmen: “Die große Kunst der ‘Sesamstraße’ ist es, sich und ihren Grundwerten auch nach 2.931 Folgen treu geblieben zu sein – und trotzdem stets mit der Zeit zu gehen.”

KW 51/22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich (langes Weihnachts-)Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Der RBB-Skandal um Patricia Schlesinger
(macht-und-millionen.podigee.io, Business Insider, Solveig Gode & Kayhan Özgenç, Audio: 43:27 Minuten)
Bei “Macht und Millionen” von “Business Insider” rollen Solveig Gode und Kayhan Özgenç regelmäßig spektakuläre Wirtschaftsverbrechen auf. Diesmal beschäftigen sie sich mit dem RBB-Skandal um Ex-Intendantin Patricia Schlesinger, den die “Business-Insider”-Redaktion durch ihre Recherchen aufgedeckt hat. Auch wenn man meint, bereits viel über den Fall zu wissen, lohnt dieser Podcast unbedingt, weil er noch einmal die vielen kleinen Details nennt und gleichzeitig das große Ganze im Auge behält.

2. Wie macht man einen Jahresrückblick?
(omrmedia.podigee.io, Pia Frey, Audio: 45:42 Minuten)
Bei “OMR” ist Malte Müller-Michaelis zu Gast, “Spiegel”-Redakteur und Verantwortlicher für die alljährliche “Chronik”, den großen Jahresrückblick. Im Gespräch geht es unter anderem um folgende Fragen: Wie kollektiviert man Erinnerungen? Wie läuft der redaktionelle Prozess hinter den Kulissen ab, bevor Hunderte kuratierte Seiten und Geschichten den Weg ins Internet und in die Zeitschriftenregale finden? Und welche Auswahlkriterien müssen die Chronik-Geschichten erfüllen?

3. Wie funktioniert Journalismus auf TikTok?
(newsfluence.podigee.io, Audio: 1:15:26 Stunden)
Im “Newsfluence”-Podcast erzählen die Medienprofis Louisa Schneider (SWR), Amelie Marie Weber (Funke), Tom Klein (HR) und Yannic Lipp (“Chip”), warum es aus ihrer Sicht bei TikTok Journalismus braucht, und wie dieser für das dort anzutreffende Publikum verständlich aufbereitet werden kann. Man wolle zeigen, “dass Journalismus auf dieser Plattform nicht nur seine Daseinsberechtigung hat, sondern sich auch finanzieren kann.”

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4. Ungewollt auf Twitch – Plötzlich im Livestream von MontanaBlack
(podcast04b645.podigee.io, David Geßner, Audio: 26:22 Minuten)
Medienanwalt David Geßner unterhält sich mit seiner Kollegin Nadine Mannshardt über einen Fall aus der Praxis: Der bekannte Youtuber und Twitch-Streamer “MontanaBlack” habe Ende Oktober in einem Wildpark bei Hamburg einen Live-Stream produziert, in dem eine Frau und ihr minderjähriges Kind unverpixelt zu sehen waren, ohne dass eine entsprechende Einverständniserklärung vorgelegen habe. Eine auch über den konkreten Fall hinausgehende interessante Podcast-Folge, weil sie grundsätzliche Fragen des Persönlichkeitsrechts behandelt.

5. Wie war 2022?
(sueddeutsche.de, Nadia Zaboura & Nils Minkmar, Audio: 26:06 Minuten)
Beim Medienpodcast “quoted” steht in der aktuellen Ausgabe der große Jahresrückblick an. Nadia Zaboura und Nils Minkmar erinnern sich an die Themen des Jahres sowie deren mediale Aufarbeitung und versuchen, Einsichten und Erkenntnisse daraus abzuleiten.

6. Was Buchdruck und Digitalisierung gemeinsam haben
(deutschlandfunknova.de, Katja Weber, Audio: 52:41 Minuten)
“Ende 1522 erscheint das Neue Testament zum ersten Mal auf Deutsch, übersetzt von Martin Luther. Er ist quasi einer der Bestseller-Autoren des 16. Jahrhunderts und profitiert von einem Medienwandel, der fast sechs Jahrhunderte her ist und trotzdem sehr an heutige Zeiten erinnert: dem Buchdruck.” Bei Deutschlandfunk Nova erklärt der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, was der typografische Medienwandel von damals und der Medienwandel von heute gemein haben.

Gut im Bild beim ORF, Schikane gegen Nachrichtenseite, Zeit für Reformen

1. Die Landeshauptfrau sollte stets gut im Bild erscheinen
(faz.net, Stephan Löwenstein)
Es deutet viel darauf hin, dass eine österreichische Landespolitikerin beim öffentlich-rechtlichen ORF auf Anweisung hin in besonders gutem Licht erscheinen sollte. Der Redaktionsrat habe die Suspendierung des zuständigen Generaldirektors gefordert: “Sollte es sich als wahr erweisen, dass Redakteurinnen und Redakteure angewiesen wurden, Beiträge so zu gestalten, dass bestimmte Politikerinnen und Politiker vorkommen, auch wenn dazu keinerlei journalistische Notwendigkeit besteht, ist das ein klarer Verstoß gegen die gesetzliche Pflicht zur Unabhängigkeit.”

2. Arbeitsplätze erhalten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Angesichts der Vorgänge beim von RTL übernommenen Traditionsverlag Gruner + Jahr hatte sich Anna Ernst bei der “Süddeutschen” gewundert: “Der Verlag ist erfolgreich, trotzdem kommen jetzt Gruner + Jahr-Titel wie ‘Brigitte’ und ‘Geo’ unter den Hammer. In Hamburg ist man fassungslos. Was ist los beim Mutterkonzern Bertelsmann?” (nur mit Abo lesbar) Nun appelliert der Deutsche Journalisten-Verband an die Magazin-Eigentümer, den Betriebsrat an den Plänen zu beteiligen: “Die Vertreter der Beschäftigten müssen eingeweiht und eingebunden werden. Im Fokus muss der Erhalt der Arbeitsplätze stehen. Es geht auch um menschliche Schicksale.”

3. Zu wenig interkulturelle Kompetenz
(taz.de, Rameza Monir)
Für die Journalistin Rameza Monir hinterlässt die Fußball-WM in Katar einen faden Beigeschmack. Das Sportevent hätte eine Chance für den Westen sein können, sich der arabisch-muslimischen Kultur ernsthaft zu nähern. Stattdessen sei die Berichterstattung arrogant und von orientalistischen, antiarabischen und antimuslimischen Rassismen durchzogen gewesen: “Kritisiert wurde vom hohen Ross herab, mit wenig Offenheit und Respekt für andere Kulturen. An der medialen Resonanz ist unschwer zu erkennen, dass es eindeutig an interkultureller Kompetenz fehlt. Als Bilanz des Turniers steht eins fest: Deutschland muss dazulernen.”

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4. Schikane gegen kritische Nachrichtenseite
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) zeigt sich besorgt über die wirtschaftlichen Attacken auf das in Berlin ansässige vietnamesisch-deutsche Medium thoibao.de auf Facebook und kritisiert die mangelnde Kommunikation des Facebook-Mutterkonzerns Meta. “Wieso kann ein Unternehmen auf Facebook einfach behaupten, Urheber der Videos einer regierungskritischen Seite zu sein und das Geld dafür bekommen? Handelt es sich um politisch motivierten Betrug? Facebook muss den Fall gründlich prüfen und mögliche Sicherheitslücken schließen”, so RoG-Geschäftsführer Christian Mihr.

5. Zeit für eine radikale Reform?
(deutschlandfunk.de, Sina Fröhndrich, Audio: 43:55 Minuten)
Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden schon lange ein verschwenderischer Umgang mit Geld, Verfilzung und Parteilichkeit vorgeworfen. Die diversen Skandale dieses Jahres haben die Kritik nicht leiser werden lassen. Wie das System reformiert werden könnte, diskutieren Deutschlandfunk-Intendant Stefan Raue, Tabea Rößner (Grüne) sowie die Journalistin Claudia Tieschky (“SZ”) und der Journalist Björn Staschen (NDR).

6. 66 gute Nachrichten, die 2022 untergegangen sind
(krautreporter.de, Mariya Merkusheva u.a.)
So kurz vor Weihnachten wollen wir uns von Euch mit ein paar positiven Meldungen in die Feiertage verabschieden. Ein “Krautreporter”-Team hat 66 gute Nachrichten zusammengetragen, die hoffnungsvoll klingen und das Jahr positiv ausklingen lassen.

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BILDblog-Klassiker

#NichtSelbstverständlich, Prinzip Trial & Error, Konsolen-Hilfe

1. “Katastrophaler Notstand”: Joko und Klaas geben Pflegekräften eine Stimme
(rnd.de, Sebastian Heintz)
Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf durften mal wieder das Abendprogramm bei ProSieben gestalten – diesmal aber nicht für die gewöhnlichen 15 Minuten, sondern für mehrere Stunden. Sie nutzten die Zeit, um auf die Situation von Pflegekräften und den “katastrophalen Pflegenotstand” aufmerksam zu machen. Anders als sonst war ProSieben eingeweiht. Dank zweier Sponsoren war der komplette Abend werbefrei. Auch die Konkurrenz reagierte begeistert: Arte schrieb von einem “Stück deutscher Fernsehgeschichte”, RTL gratulierte: “starke Aktion”.

2. ZAPP spezial: Lehren aus “Lovemobil”
(ndr.de, Annette Leiterer, Video: 46:10 Minuten)
Die nötige Aufarbeitung des “Lovemobil”-Debakels geht beim NDR in die nächste Runde. Der Sender hatte den Dokumentarfilm “Lovemobil”, der sich inzwischen als alles andere als rein dokumentarisch entpuppte, mitfinanziert. In einer Spezialausgabe des Medienmagazins “Zapp” spricht Annette Leiterer mit Susanne Binninger, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm, mit Doku-Autor Stephan Lamby sowie mit Anja Reschke, die beim NDR die Abteilung Kultur und Dokumentationen leitet. In der Diskussion geht es unter anderem um die Grenzen des Dokumentarfilms und die Frage, wie groß der Schaden nun ist. Sehenswert, auch weil informative Einspielfilme rund um die Problematiken der Dokumentarfilm-Szene gezeigt werden.

3. Abschied in Freundschaft
(faz.net, Michael Hanfeld)
Die Vorstandsvorsitzende Julia Jäkel verlässt nach vielen Jahren den Verlag Gruner + Jahr (G+J). Michael Hanfeld wirft einen Blick darauf, was Jäkel dort bewegt hat.
Weiterer Lesehinweis: Der “Spiegel” geht der Frage nach, ob Jäkels G+J-Abschied der Vorbote einer Fusion mit RTL ist: Raus aus dem Dschungelcamp (spiegel.de, Isabell Hülsen & Anton Rainer & Alexander Kühn).

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4. Corona, deine Bilder
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
“Jede Krise produziert ihre eigenen ikonographischen Bilder”, schreibt Adrian Lobe. Die Corona-Krise habe aus seiner Sicht “bisher wenige, aber drastische Bildikonen” geschaffen. Lobe plädiert für einen “reflektierten und verantwortungsvollen Umgang der Medien mit solchen Motiven in einer ansonsten bilderarmen Krise”. Nur: “Das gelingt nicht immer.”

5. ARD und ZDF bei YouTube: Das Prinzip Trial & Error
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Auch fernab von ihrem jungen Netzwerk “Funk” seien ARD und ZDF bei Youtube recht umtriebig, schreibt Timo Niemeier bei “DWDL”. Eine allgemeingültige Strategie gebe es aber keine, “teilweise gibt es nicht einmal innerhalb eines Senders die gleiche Vorgehensweise.” Niemeier hat sich angeschaut und umgehört, wie die öffentlich-rechtlichen Sender mit der Videoplattform umgehen.

6. Der 88-Jährige, der einen Aushang machte, um beim Videospielen weiterzukommen
(spiegel.de, Matthias Kreienbrink)
100 Plakate druckte ein älterer Herr und verteilte sie in seiner Nachbarschaft in Berlin-Spandau: “Wer hat Erfahrung mit Playstation-4 ? Ich (88-jährig) möchte gerne das Spiel Skyrim – The Elder Scrolls V spielen, komme aber – an manchen Stellen einfach nicht weiter !/? Wer kann Mir hierbei eine Hilfestellung geben ?” Ein Foto des Aufrufs wurde zum Social-Media-Hit, der Mann bekam die ersehnte Unterstützung an der Konsole. Matthias Kreienbrink hat ihn besucht und erzählt dessen bemerkenswerte Lebensgeschichte.

Grundgesetz-Paradoxon, Talkshows, Lichtundurchlässige Transparenz

1. Im Namen des Grundgesetzes gegen die Presse
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider, Audio: 6:32 Minuten)
Die sogenannten “Querdenker” berufen sich bei ihrem Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen gerne auf die im Grundgesetz verankerten Freiheiten. Die Pressefreiheit scheint in ihrem “Querdenken” jedoch weitgehend ausgeklammert: Medien werden pauschal oft als “Lügenpresse” abgetan, beschimpft, bedroht und attackiert. Für Medienschaffende stellt sich ein weiteres Problem: “Wenn Medien Fotos von Demo-Plakaten veröffentlichen, tragen sie die abgebildeten Slogans und Behauptungen in eine Öffentlichkeit, die über die der Veranstaltungsteilnehmer und -zuschauer weit hinausgeht, und verschaffen so auch falschen Tatsachenbehauptungen und Verschwörungsmythen eine Bühne.”

2. Erster Transparenzbericht: Was Pornhub unterschlägt
(sebastianmeineck.wordpress.com)
Sebastian Meineck hat sich den Transparenzbericht von “Pornhub” angeschaut. Die Porno-Plattform war zuvor in die Kritik geraten, weil es dort zahlreiche Fälle von Menschen gibt, die niemals vor einem Millionenpublikum nackt zur Schau gestellt werden wollten; es geht um Fälle von sexualisierter Gewalt, teilweise auch an Minderjährigen. Meinecks Eindruck: Der Transparenzbericht sei in weiten Teilen eher ein “Opazitätsbericht”.

3. Mehr Likes für die Täter
(katapult-magazin.de, Daniela Krenn)
Nachdem eine südkoreanische Staatsanwältin öffentlich von Übergriffen ihres Chefs berichtet hatte, verbreitete sich der Hashtag #MeToo auch in Südkorea und war dort großes Thema. Die anfängliche Solidarität mit Betroffenen und Unterstützung für Opfer sei zu Beginn groß gewesen, dann jedoch abgerissen und ins Gegenteil umgeschlagen. Eine Studie ist der Frage nachgegangen, wie es zu dem Meinungswandel kam.

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4. Zentrum des Fortschritts: Wie sich das ZDF neu erfindet
(dwdl.de, Alexander Krei)
Thomas Bellut befindet sich nach zwei Amtszeiten im letzten Jahr seiner Tätigkeit als ZDF-Intendant. Die bisherige Bilanz falle positiv für Bellut aus, so Alexander Krei: “On air könnte es für den Sender kaum besser laufen. Die Quoten stimmen und personell wurden jüngst wichtige Weichen gestellt.”

5. Das Comeback des Polittalks
(taz.de, Anne Fromm)
Die öffentlich-rechtlichen Talkshow-GastgeberInnen Anne Will und Markus Lanz können derzeit Rekordquoten verzeichnen. Anne Fromm kommentiert: “Der Erfolg liegt auch daran, dass Talkshows an Tiefe gewonnen haben. Hätten in den vergangenen Jahren so viele Mi­gra­ti­ons­ex­per­t:in­nen in den Talkshows gesessen wie heute Mediziner:innen und Bio­log:in­nen, wäre die Debatte um die Aufnahme von Geflüchteten anders verlaufen.”

6. Diese zehn seltsamen Nutzerfragen (und Millionen mehr) werden bald gelöscht
(spiegel.de, Markus Böhm)
Yahoo macht seine Ratgeber- und Frageportale dicht. Davon betroffen sind im englischsprachigen Raum “Yahoo Answers” und im deutschsprachigen Raum “Yahoo Clever”. Die Portale sollen nicht auf dem jetzigen Stand eingefroren werden, sondern tatsächlich samt aller Inhalte gelöscht werden. Markus Böhm hat sich angeschaut, was der Menschheit so alles an Weltwissen verloren geht. Spoiler: angesichts seiner Liste nicht unbedingt viel.

“Wer den toten Willi jetzt zu Geld machen will”

Vor vier Wochen ist der Schauspieler und Sänger Willi Herren gestorben, und laut “Bild” gibt es nun ein “unwürdiges Gezerre um seinen Namen”, einen “NEUEN STREIT”:

BILD erfuhr: Drei Frauen pokern jetzt um die Namensrechte von Willi Herren. Um damit nach seinem Tod weiter Geld zu verdienen?

fragt Bild.de und titelt dazu auf der Startseite:

Screenshot Bild.de - Neuer Streit um Herren - Wer den toten Willi jetzt zu Geld machen will

Praktisch, dass die Redaktion mit dem Symbol ganz unten schon im Teaserbild die Antwort mitliefert. Denn wer das alles erfahren will, muss zahlen: Die Auflösung gibt es nur mit einem “Bild-plus”-Abo.

Das hat bei Texten über Willi Herrens Tod eine gewisse Tradition, wie ein Blick ins Bild.de-Archiv zeigt:

20. April (Herrens Todestag)

JASMIN HERREN – So erfuhr Willis Ehefrau von seinem Tod!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

BESTE FREUNDE ALARMIERTEN DIE POLIZEI – “Willi war 24 Stunden nicht erreichbar”

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

21. April

DER “PROMIS UNTER PALMEN”-VERTRAG! Was jetzt aus Willis Gage wird

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

DROGEN-ABSTÜRZE, LIEBES-TROUBLE UND GANZ VIEL TRASH-TV – Willis wildes Leben!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

TV-STAR WILLI HERREN TOT AUFGEFUNDEN – Beamte fanden eine sehr unaufgeräumte Wohnung vor

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

FREUNDE DES TV-STARS SIND GESCHOCKT – “Willi wollte jetzt bei mir in München übernachten”

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

22. April

KEIN KLINGELSCHILD, AN DER TÜR KEINE NAMEN – In dieser Wohnung wurde Willi Herren gefunden

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

“PROMIS UNTER PALMEN” WIRD NICHT WEITER AUSGESTRAHLT – Was Sat.1 jetzt anstelle von Willi Herren (†45) sendet

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

KURZ NACH SEINEM TOD – Einbruch in Willi Herrens Wohnung!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

23. April

“ER BESTELLTE EINE GROSSE MENGE AN DROGEN” – Wilde Partynacht kurz vor Willi Herrens Tod

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

WILLI HERREN TOT – Das sagen seine besten Freunde zu Absturz-Gerüchten

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

SPENDENAUFRUF DER GESCHWISTER GELÖSCHT – Beerdigung für Willi – Ehefrau Jasmin schaltet sich ein!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

29. April

PAUKENSCHLAG NACH TOD DES TV-STARS – Willis Ehefrau kommt nicht zur Beerdigung!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

30. April

DARUM KOMMT EHEFRAU JASMIN NICHT – Ärger um Beerdigung von Willi Herren

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

3. Mai

WILLI HERRENS (†45) REIBEKUCHEN-TRUCK ABGEBRANNT – 150 000 Euro Schaden! War es ein brennendes Teelicht?

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

5. Mai

TRAUERFEIER HEUTE UM 11.11 UHR IN KÖLN – Willis letzte Reise – so nimmt die Familie Abschied!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

ORDNUNGSAMT, FALSCHE PFERDE UND EIN EINZIGER PROMI – Das war Willis letzte große Party!

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

7. Mai

JASMIN HERREN WEINT AN SEINEM GRAB – Was in ihrer letzten Liebes-Botschaft an Willi steht

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

MIT BESCHÜTZER ANS GRAB – Bodyguard von Willis Witwe ist selbst ein Promi

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

8. Mai

SCHLEIFEN ABGERISSEN – Kranz-Krieg am Grab von Willi Herren

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

TOCHTER ALESSIA ÜBER DEN KRANZ-KRIEG AN WILLI HERRENS GRAB – Darum habe ich Jasmins Schleife entfernt

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

9. Mai

DAS HÄTTE ER ALLES NICHT GEWOLLT! Riesen-Zoff zwischen Willis wichtigsten Frauen

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

10. Mai

HAT WILLI DIESER DRUCK KAPUTT GEMACHT? “Entscheide dich zwischen mir und deiner Familie!”

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

14. Mai

WOHNUNG VERWÜSTET – Hat Willi Herren bis zu seinem Tod gefeiert?

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

15. Mai

WILLIS HERRENS (†45) GUTE FREUNDIN VERRÄT – Reibekuchen-Truck wird zur Fan-Gedenkstätte

Um den Artikel lesen zu können, muss man zahlen.

16. Mai

HIER WURDE ER TOT AUFGEFUNDEN, HIER FEIERTE ER SEINE LETZTE PARTY – Wer Willis Wohnung kurz vor seinem Tod kündigte

Um den Artikel lesen zu können – ja, genau –, muss man zahlen.

Zwei Tage später erzählt die “Bild”-Redaktion also, “wer den toten Willi jetzt zu Geld machen will”.

Mit Dank an und Bernhard K., Tihomir und Björn für die Hinweise!

Der Antisemitismus der anderen, “DiviGate”-Analyse, Politwerbung

1. Der Antisemitismus der Anderen
(krautreporter.de, Stephan Anpalagan)
“Deutschland diskutiert mal wieder über Antisemitismus. Nein: über muslimischen Antisemitismus. Dabei wurde der deutsche nie aufgearbeitet.” Stephan Anpalagan spricht in seinem wichtigen Longread auch die Rolle vieler Medien an, insbesondere die des Springer-Konzerns: “Man könnte meinen, die Herrschaften bei Bild und zuweilen auch Welt ließen keine noch so abwegige Gelegenheit ungenutzt, um den Antisemitismus in Richtung Islam umzulenken.”

2. Mehr Tiefgang im Netz
(taz.de, René Martens)
René Martens kommentiert die als Webdokus angelegten Kulturformate der Öffentlich-Rechtlichen: “Es gehört zu den Ironien des Mediennutzungswandels, dass im vermeintlich oberflächlichen Netz Kultur-TV-Formate entstehen, die mehr Tiefe ermöglichen als die klassischen Sendungen – wobei diese – über den Weg der linearen Zweitverwertung – dann wiederum von den Neuentwicklungen profitieren können.”

3. Der Fall Argonerd – Issue #3
(getrevue.co, Benjamin Läpple)
In einem umstrittenen, da lücken- und fehlerhaften Thesenpapier sowie einem “Welt”-Interview wurden den Intensivmedizinern schwere Vorwürfe gemacht: Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) habe angeblich im eigenen Interesse mit Zahlen getrickst, Patienten seien ohne Not auf Intensivstationen verlegt worden (die DIVI widersprach dem entschieden). Auf Twitter wurde die Debatte stark durch einen anonymen Account befeuert. Benjamin Läpple hat die Vorgänge um das angebliche #DiviGate rekonstruiert und in seine Analyse mehr als eine Million Tweets einbezogen.

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4. ARD und ZDF nehmen Arte-Inhalte in ihre Mediatheken auf
(dwdl.de, Alexander Krei)
ARD und ZDF haben ihre Mediatheken bereits vergangenes Jahr um die Inhalte des jungen Netzwerks Funk und des Ereignis- und Dokumentationskanals Phoenix erweitert. Nun wolle man große Teile des Programmangebots von Arte integrieren: “Das stärkt die gemeinsame Plattform und macht unsere inhaltliche Vielfalt attraktiv und nutzerfreundlich zugänglich”, so der ARD-Verantwortliche Benjamin Fischer.

5. Facebook verbietet Falschinformationen in Werbeanzeigen – warum ist die Plattform dann voll damit?
(correctiv.org, Alice Echtermann)
“Correctiv” ist selbst als Faktenchecker für Facebook tätig, gerät bei der Überprüfung von politischen Anzeigen jedoch an seine Grenzen: “Wir fanden bei unseren Recherchen Hinweise darauf, dass Facebook seine eigenen Regeln bezüglich Falschinformationen und politischen Anzeigen hierzulande nicht konsequent durchsetzt. Manche Anzeigen werden gesperrt, andere nicht. Die Frage ist: Nach welchen Kriterien entscheidet Facebook hier?” Alice Echtermann führt in der lesenswerten Recherche einige konkrete Fälle und Schwachstellen auf.

6. Angriff auf Netflix und Disney+
(deutschlandfunk.de, Sören Brinkmann & Stefan Fries, Audio: 5:20 Minuten)
Im globalen Streaming-Markt zeichnet sich eine Verdichtung ab: WarnerMedia soll mit dem TV-Konzern Discovery fusionieren, die französischen TV-Sendergruppen TF1 und M6 wollen sich zusammenschließen, und Amazon werde womöglich das traditionsreiche Hollywood-Studio Metro-Goldwyn-Mayer (besser bekannt als MGM) übernehmen. Stefan Fries hat sich im Deutschlandfunk mit dem Medienjournalisten Thomas Lückerath über die möglichen Auswirkungen für das Publikum in Deutschland unterhalten.

KW 22: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Kann man das Leben im Dritten Reich erklären, indem man Sophie Scholl nachspielt?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 32:31 Minuten)
Anlässlich des 100. Geburtstags von Sophie Scholl haben SWR und BR ein digitales Projekt gestartet und die Widerstandskämpferin auf Instagram quasi auferstehen lassen. Man wolle die “User*innen hautnah, emotional und in nachempfundener Echtzeit an den letzten zehn Monaten ihres Lebens teilhaben” lassen. Die Journalistin und Podcasterin Nora Hespers hatte bereits auf “Übermedien” den öffentlichen Umgang der Verantwortlichen mit Kritik thematisiert (nur mit Abo lesbar): “Statt Wertschätzung hätte man diese Kritik lieber aus der Welt. Sie ist störend und lästig, scheint es. Dabei ist es gerade diese ehrenamtliche Arbeit in den Kommentaren, die aktuell Kontexte liefert, die das Community-Management bislang wenig geliefert hat – oder erst, wenn bereits entsprechende Diskussionen im Gang waren.” Nun spricht Hespers mit Holger Klein im “Übermedien”-Podcast über ihre Kritik an dem Projekt.

2. Medientage Mitteldeutschland 2021
(youtube.com, Medientage Mitteldeutschland 2021, diverse Videos)
Diese Woche fanden die Medientage Mitteldeutschland statt, eine zweitägige Medienkonferenz mit einem vielfältigen Programmangebot. Wer nicht dabei sein konnte, kann beruhigt sein: Alle Diskussionen und Vorträge stehen zum Nachgucken auf der Website unter dem jeweiligen Programmpunkt sowie auf Youtube bereit. Wer sich das volle Programm gönnen will, kann sogar die kompletten Mitschnitte anschauen:

3. Die Blaue Stunde: Wie verändern Plattformen die Demokratie?
(zdf.de, Vivian Perkovic, Video: 60:07 Minuten)
Auf der Leipziger Buchmesse hat Vivian Perkovic drei Autorinnen und Autoren aufs blaue Sofa eingeladen, um mit ihnen über ihre Bücher zu sprechen: Gesine Schwan (“Politik trotz Globalisierung”), Bernd Stegemann (“Die Öffentlichkeit und ihre Feinde”) und Michael Seemann, der ein Buch über die “Die Macht der Plattformen”) vorgelegt hat.

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4. Sind die sozialen Netzwerke noch zu retten?
(freitag.de, Benjamin Knödler, Audio: 55:31 Minuten)
Nicole Diekmann ist Hauptstadtkorrespondentin des ZDF und Autorin des jüngst erschienenen Buchs “Die Shitstorm-Republik”. Darin beschäftigt sie sich mit den Fragen, “wie Hass im Netz entsteht und was wir dagegen tun können”. Mit Benjamin Knödler, Online-Redakteur des “Freitag”, spricht Diekmann über Versäumnisse von Politik und Medien im Umgang mit Sozialen Netzwerken, über Mechanismen des Hasses im Netz und darüber, was es bedeutet, davon betroffen zu sein. Außerdem erörtert sie, wie man die Sozialen Medien vielleicht doch noch retten kann.

5. Influencer gegen Impfstoff und Literaturformate im Netz
(wdr.de, Steffi Orbach, 43:19 Minuten)
Im WDR5-Medienmagazin werden in etwas mehr als 40 Minuten verschiedenste Medienthemen behandelt: Der Kampf gegen die freie Presse, Anti-Impfstoff-Kampagnen von Influencern, Literatur-Formate im Internet, das Community-Management von Medienhäusern sowie die Bürger-Beteiligung an der ARD-Zukunft. In der satirischen Medienschelte wird am Schluss noch mit den “Pfingstfestspielen” der Medien abgerechnet.

6. Polizeiruf 110 – die Krimidokumentation
(ardmediathek.de, Tom Kühne, Video: 44:29 Minuten)
Die Fernsehreihe “Polizeiruf 110” wurde ursprünglich vom DDR-Fernsehen als Gegenstück zum westdeutschen “Tatort” produziert. Seit vielen Jahren wird die beliebte Sendung von der ARD fortgesetzt und feiert dieses Jahr ihren 50. Geburtstag. Passend dazu gibt es bei der ARD einen Blick hinter die Kulissen und ein Zusammentreffen mit einigen Kommissarinnen und Kommissaren.

“Bild”-Verzerrung kostet richtige Klimaschutz-Aussage

Jörg Hofmann, Vorsitzender der IG Metall, war zum Interview bei “Bild”. In dem Gespräch ging es unter anderem um die Debatte über die Anhebung des Renteneintrittsalters, um im Wahlkampf versprochene Steuersenkungen und auch um den Klimaschutz. Auf die Frage von “Bild”-Redakteur Johannes C. Bockenheimer “Industriepolitik und Klimapolitik widersprechen sich also?” antwortete Hofmann:

Nein, ich bin überzeugt, dass wir den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft schaffen können. Aber dafür brauchen die Industrie und die dort Beschäftigten jetzt Planungssicherheit, andernfalls sind weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr. Wenn wir aber jetzt massiv Ladesäulen bauen, in Batteriezellfabriken und Recycling investieren, eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen, Unternehmen davon abhalten, alles in Billiglohnländer zu verlagern und die Menschen aktiv weiterbilden, dann kann die Transformation ein Erfolgsmodell werden. Aber was wir bei Teilen der Politik und der Unternehmen erleben, ist Trägheit – und die gefährdet Arbeitsplätze.

Daraus macht die “Bild”-Redaktion heute auf der Titelseite diese Schlagzeile:

Ausriss Bild-Titelseite - IG-Metall-Boss Hofmann warnt - Klima-Schutz kostet Hunderttausende Jobs

Bei Bild.de wird aus dem “IG-Metall-Boss” zwar der “IG-Metall-Chef”, die Schlagzeile ist aber auch dort genauso verzerrend:

Screenshot Bild.de - IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt - Klimaschutz kostet Hunderttausende Jobs

Online kann jeder, der sich die Mühe macht, immerhin nachlesen, dass Jörg Hofmann keineswegs findet, dass Klimaschutz per se “Hunderttausende Jobs” kosten wird, sondern dass der aus seiner Sicht richtig gemachte Klimaschutz sogar “ein Erfolgsmodell” sein kann. In der gedruckten “Bild” ist das nicht möglich. Dort ist kein Wortlautinterview erschienen, sondern nur eine Zusammenfassung Bockenheimers. Der “Bild”-Autor schreibt lediglich:

Hofmanns Sorge: Es sind “weit mehr als 100 000 Jobs in Gefahr!”

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Zusammenarbeit beendet, Yahoos Rückzug, Leugner und Profiteur

1. WDR beendet Zusammenarbeit mit El-Hassan endgültig
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Ellen Nebel)
Der WDR hat sich endgültig gegen eine Zusammenarbeit mit der Journalistin Nemi El-Hassan entschieden. Zuvor hatte die Journalistin einen Gastbeitrag in der “Berliner Zeitung” veröffentlicht, in dem sie Kritik zum Umgang des WDR mit ihr in den vergangenen Wochen äußerte: “Der WDR hat sich – in der Hoffnung, sich selbst aus der Schusslinie zu ziehen – allen Argumenten der ‘Bild’-Zeitung angeschlossen und somit auch zukünftigen Kampagnen Tür und Tor geöffnet.”

2. Mit Chefinnen aus der Krise
(taz.de, Volkan Ağar)
Linna Nickel und Antje Schippmann werden als Blattmacherinnen Mitglieder der “Bild”-Chefredaktion. Frauen haben dort nun zumindest der Zahl nach die Oberhand. Ist damit wahrscheinlicher, dass sich die toxische Arbeitskultur ändert? “taz”-Redakteur Volkan Ağar kommentiert: “Wie viel Einfluss die beiden Chefinnen auf die proklamierte betriebskulturelle Erneuerung und auf die Inhalte des Boulevardblattes haben werden, darauf kann man gespannt sein – auch weil die Stellenbezeichnung ‘Blattmacherin’ vieles und nichts bedeuten kann. Interessant wird ebenso, ob personelle Änderungen ausreichen, um eine Arbeitskultur nachhaltig zum Besseren zu verändern.”

3. Belarus sperrt Online-Angebot der Deutschen Welle
(netzpolitik.org, Christina Braun)
In Belarus haben die staatlichen Behörden den Online-Auftritt der Deutschen Welle (DW) wegen der angeblichen Verbreitung extremistischen Materials gesperrt. DW-Intendant Peter Limbourg bezeichnet die Vorwürfe als “absolut lächerlich”, die Sperre sei ein Akt der Verzweiflung: “Herr Lukaschenko hat gezeigt, dass er im Kampf gegen seine eigene Bevölkerung vor nichts zurückschreckt, um seine Macht zu erhalten”, so Limbourg.

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4. Yahoo zieht sich endgültig aus China zurück
(spiegel.de)
In China bestehen für ausländische Tech-Unternehmen erhebliche Einschränkungen. So seien Online-Plattformen dort beispielsweise verpflichtet, Daten chinesischer Nutzerinnen und Nutzer auf Anfrage den Behörden zur Verfügung zu stellen und politisch Unerwünschtes, etwa Hinweise auf das Tiananmen-Massaker, zu entfernen. Nun hat Yahoo Konsequenzen gezogen und seinen Rückzug aus Festland-China bekanntgegeben. Das Unternehmen fühle sich “weiterhin den Rechten unserer Nutzer sowie einem freien und offenen Internet verpflichtet”.

5. Nicht mit, sondern über Faschisten auf der Buchmesse reden
(nd-aktuell.de, Natascha Strobl)
Politikwissenschaftlerin und Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl kommentiert die Debatte um den Umgang der Frankfurter Buchmesse mit rechtsradikalen Verlagen: “Was genau möchte man mit solchen Leuten ausdiskutieren? Der Wunsch, diese Personen in einen demokratischen Diskurs zu rücken, sagt mehr über jene aus, die mit Faschisten diskutieren möchten, als über die Faschisten, die keinen Hehl aus ihren Ansichten machen. Es ist Angstlust, mit der Faschismus ein ums andere Mal eine große Bühne geboten wird. Und es ist Narzissmus, der einen glauben lässt, dass nur der eigene scharfe Verstand Faschismus im direkten Duell platt machen kann.”

6. Klimawandel-Leugner und -Profiteur zugleich
(deutschlandfunk.de, Heike Wipperfürth, Audio: 5:11 Minuten)
Donald Trumps langjähriger Lieblingssender Fox News will mit einem eigenen Wetterkanal die Gunst der Zuschauerinnen und Zuschauer gewinnen: “Der konservative US-Sender wittert hier ein Geschäft mit Zukunftspotential – wegen zunehmender Extremwetterereignisse, aber auch weil viele Zuschauer politikmüde sind.”

ZDF vs. “Bild”, Irre Geschichte, Patt bei der Intendantenwahl

1. “Berliner Runde”: ZDF erwirkt einstweilige Verfügung gegen “Bild”
(dwdl.de, Alexander Krei)
“Bild TV” strahlte am Abend der Bundestagswahl über 13 Minuten lang den Beginn der “Berliner Runde” von ARD und ZDF aus. Eine derartig lange Passage hätte der Springer-Kanal laut einer Entscheidung des Kölner Landgerichts jedoch nicht übernehmen dürfen. Die einstweilige Verfügung gegen “Bild” geht auf eine Klage des ZDF zurück, das Verfahren der ARD gegen Springer läuft derzeit noch.

2. Eine Journalistenschule für jede und jeden
(tagesspiegel.de, Anne Klesse)
Der langjährige “Spiegel”-Reporter Cordt Schnibben hat 2007 mit seinen Kollegen Stephan Lebert von der “Zeit” und Ariel Hauptmeier das “Reporter-Forum” gegründet, eine jährliche Fortbildungs- und Netzwerkveranstaltung für den journalistischen Nachwuchs. 2017 startete Schnibben mit der “Reporterfabrik” das nächste Fortbildungsprojekt, eine Webakademie für jedermann. Anne Klesse hat bei Schnibben nachgefragt, wie sich die Fabrik in den zurückliegenden Jahren entwickelt hat.

3. Irre Geschichte über “irres Gesetz”, das Klauen in Kalifornien erlaubt
(uebermedien.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris ist sich nicht sicher, was “Focus Online” mit einem Artikel über angeblich legalen Diebstahl in Kalifornien bezweckt: “Es könnte ein Experiment sein, und ich bin der, der gerade darauf reinfällt, aber ich bin mir fast sicher, bei ‘Focus Online’ meinen sie den Artikel ‘Irres Gesetz ist schuld: In Kalifornien schieben Tausende Diebe Beute seelenruhig aus Läden’ ernst. Was erstaunlich ist, denn ihn zu lesen, ist so faszinierend und kopfschmerzhaft zugleich, wie jemandem dabei zuzusehen, wie er ein fünf Meter langes Auto in eine vier Meter lange Parklücke bugsiert, indem er vorne und hinten so lange andengelt, bis das Auto kurz genug ist.”
Update: “Focus Online” hat den Artikel (hier archiviert) anscheinend gelöscht. Ein Klick auf den Link führt zu einer entsprechenden Fehlermeldung.

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4. Nach Patt bei der Intendantenwahl: HR-Mitarbeiter wünschen sich Doppelspitze
(rnd.de, Imre Grimm)
Beim Hessischen Rundfunk steht die Neubesetzung der Intendanz an, doch bei der Wahl Ende Oktober stand es nach drei Wahlgängen 16 zu 16 zwischen dem Bewerber und der Bewerberin – also eine klassische Pattsituation. Am 3. Dezember werde nun erneut gewählt. Einige Beteiligte plädieren für eine Doppelspitze, was einer kleinen Revolution gleichkäme. Imre Grimm erklärt die schwierige, aber auch chancenreiche Situation.

5. Digitale Gewalt – nicht mit uns
(freischreiber.de)
Freischreiber, der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten unterstützt die “Meldestelle Misogynie”. Die Initiative kritisiert das “Zögern der Social-Media-Plattformen, entschiedene Maßnahmen zur Verringerung geschlechtsspezifischer digitaler Gewalt zu ergreifen”. Das habe “nicht nur reale Auswirkungen auf die Opfer selbst, sondern auch auf die Demokratie, die Meinungsfreiheit und die Gleichstellung der Geschlechter”.

6. A–Z: Fremdscham
(freitag.de)
“Was haben Philister mit dem Jugendwort des Jahres zu tun? Warum sollten Mütter nicht auf Snapchat gehen – und erinnert sich überhaupt noch jemand an Trumps Gesichtsfarbe?” Der “Freitag” hat verschiedene Autorinnen und Autoren gebeten, kurze Erklärschnipsel für ein “Fremdscham-Lexikon” zu liefern.

KW 48: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Drogen spritzen bei “Hartes Deutschland”: Was darf Reality TV?
(ndr.de, Lea Eichhorn, Video: 18:97 Minuten)
In der RTL-Zwei-Serie “Hartes Deutschland” geht es um das “Leben im Brennpunkt”. In einer der Folgen zeigt die Sendung nicht nur, wie Suchtkranke im Frankfurter Bahnhofsviertel harte Drogen konsumieren, sondern filmt die Protagonisten auch in schweren körperlichen Notlagen und Krisen. Ist das nur problematisch und voyeuristisch? Oder kann das auch zur Aufklärung über das Thema dienen und Empathie und Verständnis für die Menschen wecken? Darüber hat “Zapp”-Reporterin Lea Eichhorn mit einer Frau gesprochen, die selbst bei dem Format mitgemacht hat.

2. WM in Katar: Kritische Berichterstattung unerwünscht
(ardmediathek.de, Video: 12:43 Minuten)
Die Redaktion der WDR-Sendung “Sport inside” geht der Vermutung nach, dass das katarische Fußball-WM-Organisationskomitee Berichterstattung über die Arbeitsbedingungen auf Stadionbaustellen verhindern wollte. Ihr lägen brisante Dokumente und interne Chatprotokolle vor, die erstmals Einblicke gäben, wie bei den WM-Strategen aus Katar wirklich gedacht wird und wie sie mit Medien umgehen.

3. Bessere Kommunikation in der Pandemie: Wie eine zündende Impfkampagne aussehen könnte
(br.de, Jasper Ruppert, Audio: 25:18 Minuten)
“Wie bringt man die Menschen zum Impfen? Eine großflächige Impfkampagne – auf Plakaten, mit Print-Anzeigen, Hörfunk- und Fernsehspots oder per Influencer auf Social Media – hat es bisher nicht gegeben. Warum eigentlich nicht?” Im “MedienMagazin” des bayerischen Rundfunks überlegt ein Kommunikationsprofi, wie man die Sache angehen könnte. Außerdem: Was bringt die Impf-Lotterie des ORF? Wie schwer haben es gefährdete Medienschaffende, aus Afghanistan rauszukommen? Und was macht das französische Startup “Guiti News”, um Geflüchteten eine Stimme zu geben?

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4. Alle glatt, strahlend, perfekt
(deutschlandfunkkultur.de, Julia Riedhammer, Audio: 30:25 Minuten)
Nahezu alle Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren unterhalten oder konsumieren Sociale-Media-Accounts und sind dort einer wahren Bilderflut ausgeliefert. Oft sind die Fotos geschönt und mit allerlei Filtern bearbeitet, was es schwierig machen kann, sich selbst zu akzeptieren: “Besonders Pubertierende neigen dazu, sich zu vergleichen. Die Schönheitsideale in den sozialen Medien verändern ihr Körperbild – mit teils drastischen Folgen.”

5. Mit Bildbeschreibungen Barrieren überwinden
(netzpolitik.org, Serafin Dinges & Chris Köver, Audio: 57:05 Minuten)
In Deutschland leben viele Menschen, die erblindet oder sehbehindert sind, aber gerne von den Vorteilen des Internets profitieren möchten. Eine der größten Barrieren seien fehlende Bildbeschreibungen, besonders in den Sozialen Medien. In der aktuellen Podcastfolge von netzpolitik.org kommen Betroffene zu Wort, die erklären, warum Bildbeschreibungen so wichtig sind und was das Internet für die gesellschaftliche Teilhabe bedeutet.

6. So verzweifelt greift Youtube Tiktok an
(youtube.com, Walulis Story – SWR3, Video: 14:21 Minuten)
In Reaktion auf TikToks großen Erfolg hat Youtube diesen Sommer seine “Shorts”-Funktion an den Start gebracht. Die Walulis-Redaktion hat sich das Ganze näher angeschaut. Es gehe darum, “warum Youtube jetzt einen auf TikTok macht, weshalb die Influencer da nicht mitziehen, und weshalb Shorts sowieso ‘ne ziemliche blöde Idee sind.”

Deutscher Schlafrat, Verhöhnung unserer Werte, Aloha Heja He

1. Deutscher Presserat rügt “Bild” mehrfach, lässt sich jetzt aber erstmal Zeit
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Der Deutsche Presserat hat bekanntgegeben, dass er ein Beschwerdeverfahren gegen “Bild” und Bild.de zum Artikel “Die Lockdown-Macher” eingeleitet habe. Grundlage seien die mittlerweile 94 Beschwerden, darunter welche von mehreren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie der Berliner Humboldt-Universität. Der Presserat wolle den Fall auf seiner nächsten Sitzung entscheiden, das wäre dann der 24. März 2022. Boris Rosenkranz schriebt dazu: “Offenbar ist es dem Organ der freiwilligen Selbstkontrolle nicht möglich, einen fragwürdigen Artikel wie diesen, der öffentlich bereits breit diskutiert wurde und eine aktuelle gesellschaftliche Debatte betrifft, zum Anlass eines beschleunigten Verfahrens zu nehmen, um schnell zu einer Entscheidung zu kommen.”

2. Verhöhnung unserer Werte
(zeit.de, Eugen Ruge)
Der Schriftsteller Eugen Ruge kommentiert die jüngste Entscheidung eines britischen Gerichts, dass der WikiLeaks-Gründer Julian Assange an die USA ausgeliefert werden könne: “In diesen Tagen, Wochen und Monaten wird eine Weiche gestellt. Wenn Assange ausgeliefert und verurteilt wird, ohne dass die europäische Politik ernsthaft zu intervenieren versucht, disqualifiziert sie all ihre künftigen Warnungen im Hinblick auf die Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit in anderen Ländern zu hohlem Gerede.”

3. “Falter” gewinnt gegen ÖVP
(taz.de, Ralf Leonhard)
Die Wiener Wochenzeitung “Falter” darf laut einem letztinstanzlichen Urteil weiterhin behaupten, dass die ÖVP Wahlkampfkosten falsch gebucht und die Öffentlichkeit über die wahren Kosten des Wahlkampfes 2019 absichtlich getäuscht habe. Ralf Leonhard, Auslandskorrespondent der “taz”, fasst zusammen: “Mit dem Spruch des Obersten Gerichtshofes ist die Schmach jetzt komplett.”

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4. Die neuen Regierungssprecher
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Mehr als ein Jahrzehnt war Steffen Seibert als Regierungssprecher tätig und in dieser Zeit bei mehr als 1.000 Bundespressekonferenzen zugegen. Nun hat Steffen Hebestreit das Amt des Regierungssprechers und des Chefs des Bundespresseamtes übernommen. Stellvertreterin beziehungsweise Stellvertreter sind zwei ehemalige “Spiegel”-Leute: die von den Grünen nominierte Christiane Hoffmann und der von der FDP nominierte Wolfgang Büchner. Der Deutschlandfunk stellt die drei neuen Medien-Verantwortlichen vor.

5. Roman Rafreider nach “ZiB Flash”-Moderation von ORF-Aufgaben entbunden
(derstandard.de)
Der ORF-Moderator Roman Rafreider wurde von allen Aufgaben entbunden, nachdem er im offensichtlich alkoholisierten Zustand in der Sendung “ZiB Flash” die Nachrichten verkündete. Der ORF bedauere den Vorfall und prüfe dienstrechtliche Konsequenzen. In der Mediathek des ORF war die Sendung nach kurzer Zeit nicht mehr abrufbar, entsprechende Youtube-Mitschnitte hat der Sender löschen lassen.

6. Achim Reichel hat mit “Aloha Heja He” einen Hit in China
(spiegel.de)
Der 77-jährige Achim Reichel hat in China einen Überraschungshit gelandet. Dort ist sein Shantysong “Aloha Heja He” gerade schwer angesagt, ein Lied, das bereits 30 Jahre auf dem Buckel hat. Wie kommt es, dass das Lied dort plötzlich so populär ist?