Pflanzenheilkunde bei Kinderwunsch

Pflanzenheilkunde - wie und wobei sie hilft

Die heilenden Kräfte von Pflanzen sind der Menschheit seit Jahrtausenden bekannt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Kräutermedizin sogar der einzige Weg, Beschwerden zu lindern und Krankheiten zu heilen. Kenntnisse, welches Kraut wogegen hilft, gründeten auf dem Erfahrungsschatz vieler Generationen: Angefangen bei den Ärzten des antiken Griechenlands über die Klostermedizin der Hildegard von Bingen bis hin zu Naturheilkundlern wie Sebastian Kneipp.

In den letzten 30 Jahren hat sich die Pflanzenheilkunde in zwei Richtungen entwickelt: die traditionelle und die rationale Phytotherapie. Während die traditionelle Phytotherapie sich auf langjährige Erfahrungen beruft, arbeitet die rationale nach streng wissenschaftlichen Kriterien. Ihr Ziel ist die Verwendung von pflanzlichen Substanzen, die auch vor dem Arzneimittelgesetz bestehen können.

Allein in der europäischen Phytotherapie kennt man mehr als 3000 Heilpflanzen, rund 400 werden heute noch zur Herstellung von Arzneien genutzt. Ihre Blüten, Blätter, Früchte, Samen, Zwiebeln, Wurzeln, Rinden oder Hölzer werden zu Tees oder Fertigpräparaten verarbeitet. Die Einsatzmöglichkeiten der Phytotherapie sind so vielfältig wie die verwendeten Pflanzen.

Mehr über die Hintergründe, die Geschichte und die Erfoschung erfahren Sie in unserem Artikel "Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde"

Gibt es pflanzliche Mittel, die mir bei meinem Kinderwunsch helfen können?

Die Pflanzenheilkunde kennt viele Präparate, die auf Ihre Fruchtbarkeit unterstützend wirken können.

Bei Zyklus- und Fruchtbarkeitsstörungen kommen in erster Linie Heilpflanzen mit hormonregulierender Wirkung infrage. Sie harmonisieren den Östrogen- oder den Progesteronspiegel und unterstützen so einen stabilen Zyklus.

Kräuter mit Östrogenwirkung für die 1. Zyklushälfte:
In der ersten Zyklushälfte produzieren die Eierstöcke unter Einfluss des von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildeten follikelstimulierenden Hormons Östrogen. Wenn eine bestimmte Östrogenkonzentration im Blut erreicht ist, schüttet die Hirnanhangdrüse große Mengen des luteinisierenden Hormons aus, das den Eisprung auslöst. Bei Östrogenmangel bleibt der Eisprung aus.

In der Phytotherapie setzt man bei Östrogenmangel zum Beispiel chinesische Engelswurz (Angelika sinensis) oder Falsches Einkorn (Chaemlirium lutheum) ein. Mit Holunderblüten, Himbeerblättern, Beifuß, Basilikum, Koriander, Melisse, Salbei oder Rosmarin können Sie die Östrogenproduktion selbst sanft anregen.

Kräuter mit Progesteronwirkung für die 2. Zyklushälfte:
Das Gelbkörperhormon Progesteron ist in der zweiten Zyklushälfte für die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung der befruchteten Eizelle verantwortlich. Auch zur Erhaltung einer Schwangerschaft ist es wichtig. Wird zu wenig Gelbkörperhormon gebildet, kann es zu Problemen bei der Einnistung des Embryos und zu Fehlgeburten kommen. Bei Mangel an Gelbkörperhormonen haben Frauen meist eine verkürzte zweite Zyklushälfte (weniger als 10 Tage nach Anstieg der Basaltemperaturkurve). Auch das Prämenstruelle Syndrom kann ein Anzeichen für eine Gelbkörperschwäche sein. Die Gelbkörperschwäche kann die Folge einer unzureichenden Follikelreifung in der ersten Zyklushälfte sein, denn aus dem Eibläschen entsteht nach dem Eisprung ja der Gelbkörper.

In der Phytotherapie setzt man bei Gelbkörperschwäche zum Beispiel Mönchspfeffer (Agnus castus), Küchenschelle (Anemone pulsatilla) oder Wilde Yamswurzel (Dioscorea macrostachya) ein. Auch Frauenmantel und Schafgarbe haben einen ausgleichenden Effekt auf die Gelbkörperphase. Brennnesselblätter spülen die ableitenden Harnwege und wirken Wassereinlagerungen entgegen.

Mönchspfeffer (Agnus castus): Die therapeutische Wirkung und Unbedenklichkeit von Mönchspfeffer ist gut belegt. Dank wissenschaftlicher Studien ist der Mönchspfeffer zu einer der wichtigsten Heilpflanzen für die Hormonregulierung bei Frauen geworden. Mönchspfeffer wirkt stimulierend auf die Hypophyse und regt die Produktion des Gelbkörperhormons an. Darüber hinaus senkt er hohe Prolaktinwerte, die einer Schwangerschaft im Weg stehen können. Deswegen wirkt er besonders gut bei Frauen mit Dauerstress. Bei anhaltendem Stress versucht sich die Natur durch hohe Prolaktinauschüttungen vor einer zusätzlichen Belastung durch eine Schwangerschaft zu schützen.

Doch halten Sie die Dosierungsempfehlungen Ihres Frauenarztes bzw. der Packungsbeilage ein. Denn Bei Überdosierung kann Mönchspfeffer unerwünschte Nebenwirkungen haben: sexuelle Unlust und Verstärkung psychischer Beschwerden. In seltenen Fällen kann es auch zu juckenden Hautausschlägen, Durchfall, Magenbeschwerden oder Übelkeit kommen. Der lustdämpfende Effekt von Mönchspfeffer lässt sich aus seiner traditionellen Verwendung ableiten. Die Pflanze, unter dem Namen Keuschlammstrauch in jedem Klostergarten angebaut, sollte Mönchen und Ordensfrauen helfen, ihr Keuschheitsgelübde einzuhalten und „unkeusche Gelüste“ zu bekämpfen. Männer wie Frauen trugen zur Dämpfung des Geschlechtstriebes aus Keuschlamm gefertigte Amulette. Verwendete Teile: Samen.

Hebammenrezept bei Kinderwunsch: Zyklustee

Um den Zyklus zu stabilisieren und so die Erfüllung des Kinderwunsches auf natürliche Weise zu unterstützen, haben Hebammen einen Zyklustee entwickelt. Er eignet sich für die Selbstbehandlung. Besprechen Sie aber sicherheitshalber mit Ihrem Gynäkologen, ob der Tee für Sie infrage kommt. Sobald Sie wissen, dass Sie schwanger sind, sollten Sie pflanzliche Tees oder Arzneien absetzen, denn einige sollten während der Schwangerschaft nicht genommen werden (Lesen Sie dazu auch unseren Artikel über Kräuter, die Sie in der Schwangerschaft meiden sollten).

Der Zyklustee besteht aus zwei unterschiedlichen Kräutermischungen - die eine für die erste, die andere für die zweite Zyklushälfte. Beide zusammen sollen den Zyklus stabilisieren, Fruchtbarkeit, Energiehaushalt und Stimmung verbessern. Das geschieht dadurch, dass die erste Teemischung die Östrogenproduktion in der ersten Zyklushälfte und die zweite die Gelbkörperphase im zweiten Teil des Zyklus unterstützt. Damit wird nicht nur der Eisprung wahrscheinlicher gemacht, sondern auch nach einer Empfängis die Einnistung des Embryos gefördert. Am besten lassen Sie sich die Teemischung in der Apotheke zubereiten. Nehmen Sie dazu die Rezepturen mit, denn nicht alle Apotheker wissen, was sich hinter dem Begriff „Zyklustee“ verbirgt. Inzwischen wird diese Mischung auch in einigen Internet-Apotheken angeboten. Hier die Rezepturen:

Zyklustee für die 1. Zyklushälfte (1. bis 14. Tag):
  • 40 g Himbeerblätter
  • 40 g Rosmarinblätter
  • 40 g Beifußkraut
  • 40 g Holunderblüten
  • 40 g Salbeiblätter
Zyklustee für die 2. Zyklushälfte (15. bis letzter Tag):
  • 40 g Frauenmantelkraut
  • 40 g Schafgarbenkraut
  • 40 g Brennesselblätter
Übergießen Sie jeweils 1 EL der Teemischungen mit 200 ml heißem Wasser und lassen Sie den Aufguss 10 bis 15 Minuten ziehen. Dreimal täglich getrunken, bringt der Zyklustee nicht nur zusätzliche Rituale der Ruhe und Entspannung in Ihren Alltag, sondern kann die Wahrscheinlichkeit für die baldige Erfüllung Ihres Kinderwunsches steigern. Da dieser Kräutertee einige Zeit braucht, um seine Wirkung zu entfalten, sollten Sie die Teekur drei bis sechs Monate durchführen.
Wichtig: Die Behandlung mit Heilpflanzen setzt fachmännische Kenntnis und Erfahrung voraus. Bei Unsicherheiten oder Fragen zu Wechselwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme von Hormonpräparaten oder anderen Medikamenten wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt/Ihre Ärztin oder Ihre Hebamme.

Wie finde ich Experten für Phytotherapie?

Qualifizierte Spezialisten sind Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Naturheilverfahren. Auch Kneipp-Ärzte sind in Phytotherapie bestens gerüstet - Adressen bekommen Sie beim Kneipp-Bund, www.kneippbund.de, Tel.: 08247/30020. Heilpraktiker, die sich auf Phytotherapie spezialisiert haben, finden Sie zum Beispiel unter Heilpraktiker.de. Auch die Heilpraktikerverbände können Ihnen Therapeuten nennen.

Was und wann zahlt die Kasse?

Die Krankenkassen bezahlen die Behandlung nur, wenn sie von einem Kassenarzt vorgenommen wird. Die Kosten für pflanzliche Arzneimittel müssen Kassenpatienten selbst übernehmen, auch wenn der Arzt sie verordnet hat. Denn seit 2004 sind nur noch ganz wenige Phytopharmaka rezeptpflichtig. Die meisten sind frei verkäuflich und werden daher von den Krankenkassen nicht erstattet. Eine Ausnahme bildet die Verordnung bei Kindern bis zum 12. Lebensjahr.
Tipp: Bewahren Sie die „Grünen Rezepte“ Ihres Arztes gut für die Steuer auf. Denn auch pflanzliche Arzneien zählen zu krankheitsbedingten Kosten, die bei der Steuererklärung als außergewöhnliche Belastung geltend gemacht werden können.

Was Sie beim Kauf von Phytopharmaka beachten sollten

Nur wenn Sie ein pflanzliches Präparat in der Apotheke kaufen, ist gewährleistet, dass Sie ein standardisiertes, hochwertiges Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit bekommen. Pflanzliche Arzneimittel, die apothekenpflichtig sind, müssen den Qualitätsansprüchen des Deutschen Arzneibuches (DAB) genügen. Bei Produkten aus dem Reformhaus, Bioladen oder Supermarkt bekommen Sie keine Wirksamkeitsgarantie und die Wirkstoffe sind niedriger dosiert.



Quellen


Gerhard I, Kiechle M. 2006. Gynäkologie integrativ. Konventionelle und komplementäre Therapie. Fortpflanzungsmedizin. Elsevier; 549 ff.

Längler R, Schiller H. 2004. Gesundheit aus der Naturapotheke. Frauenkrankheiten und Geburtshilfe. Springer Wien New York; 263-268.
Beer, A-M. 1996. Zur Anwendung der Balneotherapie und Phytotherapie in der Gynäkologie. Erfahrungsheilkunde 4; 197-201.
Gerhard I, Patek A, Monga B, Blank A, Gorkow C. 1998. Agnus castus bei weiblicher Sterilität - Randomisierte plazebokontrollierte Doppelblindstudie. Forsch. Komplementärmed; 5: 272-278.

Jarry H, Leonhardt S, Gorkow C, Wuttke W. 1994. In vitro prolactin but not LH and FSH release ist inhibited by compounds in extracts of Agnus castus: direct evidence for a dopaminergic principle by the dopamine receptor assay. Experimental and Clinical Endocrinology, Vol. 102.

Mergner R. 1992. Zyklusstörungen, Therapie mit einem Vitex-agnus-castus-haltigen Kombinationsarzneimittel. Der Kassenarzt, Heft 7; 51-60.

Die im Bundesanzeiger vom 2.12.1992 publizierte Monographie der Kommission E des Bundesgesundheitsamtes.
www.phytotherapie-komitee.de

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