Akupunktur

Schwangere Frau bekommt eine Akupunkturnadel gesetzt
Frédéric Astier / Science Source

Was ist Akupunktur?

Akupunktur ist ein Teilgebiet der chinesischen Medizin (TCM = Traditionelle Chinesische Medizin), die sich über einen langen Zeitraum entwickelt hat. Sie basiert auf der Vorstellung, dass unser Körper von Energieleitbahnen (Meridianen) durchzogen ist, in denen die Lebensenergie „Qi“ (sprich: „Tschi“) fließt. Der Name Akupunktur stammt aus dem Lateinischen: "acus" heißt die Nadel und "punctio" bedeutet das Stechen.

Ist der harmonische Energiefluss gestört, geraten nach Auffassung der fernöstlichen Lehre die Funktionen des Körpers ins Ungleichgewicht und Krankheiten können entstehen. Durch Stimulierung spezifischer Akupunkturpunkte wird der Energiefluss wieder hergestellt.

Was passiert bei der Akupunktur-Behandlung?

Am Anfang einer Akupunktur-Behandlung steht eine ausführliche Erstanamnese, die eine Stunde und länger dauern kann. Sie basiert auf Befragen, Betrachten, Hören und Riechen, Betasten und einer detaillierte Puls- und Zungendiagnose. Durch die umfangreiche Untersuchung versucht ein TCM-Therapeut, die individuelle Gesundheitsstörung einzuordnen und einen maßgeschneiderten Behandlungsplan zu erstellen.

Anschließend „stimuliert“ er oder sie mit Hilfe feiner Nadeln bestimmte Punkte auf den Energieleitbahnen. Die Patientin/der Patient kann sich dabei auf einer Liege entspannen. Nachdem die Nadeln gesetzt sind, bleibt sie/er etwa 20-30 Minuten liegen. Ziel ist es, die Balance des Qi wieder herzustellen und so die Gesundheit zu fördern.

In Deutschland werden fast ausschließlich sterile Einmalnadeln verwendet. Sie sind meistens aus rostfreiem Stahl und haben einen Durchmesser von 0,2 bis 0,4 Millimeter. Eine Akupunktur-Behandlungsserie sollte aus mindestens sechs bis zehn Einzelsitzungen bestehen. Bei jeder Behandlung werden bis zu 16 Nadeln gesetzt.

Tut Akupuktur weh und hat sie Nebenwirkungen?

Das Setzen der Nadeln schmerzt nicht oder nur wenig. An den genadelten Punkten kann aber das sogenannte „De Qi“- oder Energiegefühl ausgelöst werden, das sich als Kribbeln, Wärme, Taubheit oder Schweregefühl darstellen kann. Das ist durchaus gewünscht und zeigt an, dass der richtige Punkt getroffen wurde. Die Mehrheit der PatientInnen berichtet über eine psychische Entspannung, manchmal auch über Müdigkeit während der Akupunktur. Darüber hinausgehende Nebenwirkungen sind ausgesprochen selten.

Wie seriös sind TCM und Akupunktur?

Fernöstlicher Hokuspokus? Diesen Ruf hat Traditionelle Chinesische Medizin schon lange nicht mehr. Das gilt vor allem für die hierzulande populärste TCM-Disziplin, die Akupunktur. Rund 50.000 Ärzte und Heilpraktiker bieten die alternative Heilmethode in ihren Praxen an. Die Mehrzahl der Schmerzkliniken hat Akupunktur in ihr Therapiespektrum integriert.

Auch auf den Geburtsstationen hat die Nadelmethode ihren Platz gefunden. Sie lindert Wehen und erleichtert die Geburt. Inzwischen gibt es am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf sogar einen Lehrstuhl für TCM. In Essen und Berlin wurden Uni-Lehrstühle für Komplementärmedizin eingerichtet, wo Wissenschaftler die Wirksamkeit alternativer Verfahren wie der TCM überprüfen. Was Bestand hat, wird in die Standardbehandlung integriert. So entstehen effektive Therapien mit wenig Nebenwirkungen. Die klare Trennung zwischen Alternativ- und Schulmedizin ist aufgehoben.

Wie erklärt die Wissenschaft die Wirkung von Akupunktur?

Zahlreiche Untersuchungen nach westlichem Wissenschaftsverständnis haben versucht, eine Erklärung für die beobachtete Wirkung von Akupunktur zu erbringen. Dabei wurden interessante physiologische Veränderungen festgestellt, unter anderem die Freisetzung von Botenstoffen des zentralen Nervensystems und die Aktivierung von Nervenleitbahnen, die die Schmerzweiterleitung hemmen. Akupunktur verbessert auch die Durchblutung der Gebärmuttergefäße und hemmt die Kontraktionsneigung der Gebärmuttermuskulatur.

Bei welchen Erkrankungen hilft Akupunktur?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat über 40 Krankheiten definiert, bei denen die Akupunktur eingesetzt werden kann. Nachweisbare Linderung verschafft das Setzen der Nadeln unter anderem bei Kniegelenksarthrose, Rückenschmerzen, Migräne, Übelkeit und Erbrechen, akuten Zahnschmerzen, Schlafstörungen, beim Tennisarm oder bei gynäkologischen Erkrankungen. Bei Nervenschmerzen, Allergien, Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden können vermutlich ebenfalls Verbesserungen des Allgemeinzustandes erreicht werden.

Wie finde ich einen guten Akupunkteur?

Akupunktur-Therapeuten sollten einem Fachverband angehören, der für eine Qualitätssicherung bei Ausbildung und Behandlung garantiert. Mehrere Fachverbände haben die Kampagne „Qualitätsinitiative Akupunktur“ gestartet. Sie setzen sich für ein bundesweites Qualitätssiegel für Akupunkteure ein. Es wird nur an Ärzte und Heilpraktiker verliehen, die über eine hochwertige Ausbildung und Erfahrung verfügen. Adressen von seriösen Akupunkteuren bieten www.akupunktur-aktuell.de, www.agtcm.de und www.daegfa.de.

Was kostet Akupunktur?

Eine Akupunkturbehandlung kostet je nach Behandlungsdauer und -aufwand etwa 30 bis 70 Euro pro Sitzung. Die Kosten der Erstanamnese können sich auf 150 Euro belaufen. Auf Kassenkosten gibt es Akupunktur nur bei Kniegelenksarthrose und bei chronischen Rückenschmerzen. Bei entsprechendem Tarif übernehmen private Kranken- und Zusatzversicherungen die Behandlungskosten beim Arzt oder Heilpraktiker.

Quellen


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