Ist Spinat für Babys gefährlich?

Ich habe gehört, Spinat und Mangold seien für Babys gefährlich. Ab wann kann ich meinem Kind diese Gemüse geben?

Iris Lange-Fricke

Ökotrophologin, Köchin und Ernährungsberaterin


Spinat wird zu unrecht verdächtigt, lebensgefährlich für Babys zu sein – er wäre es nur in den ersten drei Lebensmonaten, aber in dieser Zeit würde keine Mutter ihrem Baby überhaupt irgendeine feste Nahrung geben.

Trotzdem ist zu viel Spinat nicht ganz unbedenklich - auch nicht für uns Erwachsene. Denn als Blattgemüse gehört Spinat zu den Gemüsesorten, die neben vielen Vitaminen und Nährstoffen auch reich an Nitrat sind.

Pflanzen brauchen Nitrat für ihr Wachstum, für den menschlichen Körper ist diese Stickstoffverbindung nicht verdaulich, aber ungiftig. Jeder nimmt täglich etwa 100 mg Nitrat durch Gemüse und andere Lebensmittel und Leitungswasser auf. Ein Teil des Nitrats wird einfach ausgeschieden, aber ein anderer Teil wird von körpereigenen Bakterien zu Nitrit umgewandelt. Dieser Stoff bindet das Eisen im Körper und erschwert dadurch den Sauerstofftransport im Blut. Zudem kann Nitrat die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen. Außerdem können sich aus Nitrit so genannte Nitrosamine bilden, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

Sobald Ihr Kind feste Nahrung zu sich nimmt und Sie auf fertige Babygläschen verzichten möchten, sollten Sie bei der Zubereitung des Breis auch auf den Nitratgehalt der Nahrung achten. Frisches Gemüse wird dabei in drei Gruppen eingestuft: Hoch, mittel und niedrig. Spinat gehört in die Kategorie mit hohem Nitratgehalt, ebenso wie Blattsalate, Mangold, Rote Beete, Fenchel, Kohlrabi, Weißkohl und Wirsing. Frischer Spinat enthält je nach Wachstumsbedingungen und Verarbeitung zwischen 350 und 3900 mg Nitrat pro Kilogramm, Tiefkühl-Spinat um die 2000 mg pro Kilo. Im Vergleich dazu kann Salat bis 4500 mg pro Kilo enthalten.

Im Alter von vier Monaten sollte der Körper eines Babys ausreichend Hämoglobin gebildet haben, um Spinat problemlos essen zu können. Da aber noch nicht alle Auswirkungen von Nitrit und vor allem der Nitrosamine ausreichend erforscht sind, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung allen Verbrauchern, auf eine möglichst geringe Nitratzufuhr zu achten, und nitratreiche Gemüse nur in Maßen zu essen.

Wenn Sie folgende Tipps beherzigen, droht Ihrem Baby bei ausgewogener Ernährung keine Gefahr von den Nitraten:
  • Geben Sie Ihrem Baby bis zum 6. Monat keinen Spinat.
  • Ab dem siebten Monat können Babys einmal in der Woche Spinat oder anderes nitratreiches Gemüse im Babybrei essen, aber geben Sie Ihrem Baby keinen Brei, der ausschließlich aus nitratreichem Gemüse besteht. Mischen Sie beispielsweise Spinat mit Süßkartoffeln, Getreide oder Kürbis.
  • Vitamin C verhindert den Umbau von Nitrat zu Nitrit. Kombinieren Sie also nitratreiche Mahlzeiten mit Lebensmitteln, die viel Vitamin C enthalten, beispielsweise Petersilie, Brokkoli, Blumenkohl, oder rühren Sie etwas Fruchtsaft oder Obstmus in den Brei. Auch Obst zum Nachtisch liefert Vitamin C. Wenn das Baby schon etwas älter ist, können Sie auch stark verdünnte Fruchtsäfte zur Mahlzeit reichen. Besonders gut ist Sanddorn, da diese Pflanze eine ungeheuer hohe Vitamin-C-Konzentration besitzt. Auch Hagebuttentee ist gut geeignet.
  • Wechseln Sie nitratreiches Gemüse häufig mit nitratarmem Gemüse ab. Auch Obst ist nitratarm.
  • Entfernen Sie vor dem Kochen von Blattgemüse die äußeren Blätter, die Stiele und die Rippen (die weißen, sich verzweigenden Stiele im Blatt). Diese sind besonders nitratreich.
  • Wässern Sie Spinat beim Putzen, anstatt ihn in ein Abtropfsieb zu legen.
  • Durch Kochen reduziert sich der Nitratgehalt. Wenn Sie Spinat blanchieren oder garen, sinkt die Nitratmenge um bis zu 70 %. Sie brauchen dabei das Gemüse natürlich nicht zu "verkochen", denn sonst verliert es auch alle wichtigen Vitamine. Schütten Sie das Kochwasser anschließend weg.
  • Kochen Sie nitratreiche Lebensmittel nicht in der Mikrowelle. Dadurch wird der Nitratgehalt nicht gesenkt.
  • Halten Sie nitratreiche Lebensmittel nicht warm und wärmen Sie sie nicht wieder auf. Füttern Sie Ihr Baby mit dem gekochten Brei, sobald er fertig und mundgerecht abgekühlt ist. Auch Gläschenbrei mit nitratreichen Zutaten sollte nicht noch einmal aufgewärmt und dem Baby gegeben werden.
  • Reste sollten nicht offen stehen bleiben und/oder langsam auskühlen.
  • Lagern Sie frisches Gemüse nur kurz und immer kühl.
  • Verarbeiten Sie Tiefkühlspinat direkt nach der Entnahme aus der Kühltruhe. Lassen Sie ihn nicht erst auftauen.
  • Bio- und Freilandgemüse hat tendenziell weniger Nitrat als Gemüse aus dem Gewächshaus oder dem konventionellen Anbau.
  • Wählen Sie jungen Spinat aus, dieser enthält weniger Nitrat.
  • Achten Sie auf die Saison! Essen Sie nitratreiches Gemüse vor allem in lichtstarken Monaten (etwa April bis Oktober). Je mehr natürlichen Lichteinfluss das Gemüse beim Wachstum hatte, desto weniger Nitrate enthält es.


Quellen


Dieser Artikel wurde unter Verwendung der folgenden Quellen geschrieben:

Schlieper, Cornelia: "Grundfragen der Ernährung", Dr. Felix Büchner – Handwerk und Technik; Hamburg; 2004

Bayerisches Staatsministerium
für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Dr. Gerhard Leutner und Dr. Johannes Griffig: "Nitratgehalt in Lebensmitteln", 2004
Unerwünschte Stoffe

Bundesinstitut für Risikobewertung: "Nitrat in Rucola", Stellungnahme Nr. 004/2005 des BfR vom 8.12.2004
Nitrat in Rucola

AID Ausgabe Nr. 20/03 15.05.2003, Ute Gomm: "Spinat richtig zubereiten: Tipps zur Nitrat-Senkung"
Spinat richtig zubereiten

Dr A.-J. Bosset Murone, Dr M. Roulet "Fragen an den Spezialisten: Kann Gemüse für Säuglinge gefährlich sein?" in "Paediatrica" Vol 14, No8, 2003, S.53/54 Deutsche Version von P. Bähler bei Swiss Paediatrics

WHO Press "Nitrate and nitrite in drinking water. Background document for development of WHO Guidelines for drinking-water quality", Genf, 2007:
PDF-Dokument auf der WHO-Seite

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