In ihrem Kern unterscheiden sich proprietäre und Freie Software in der Regelung des Eigentums. Proprietäre Software ist im Eigentum der Hersteller und wird den Kundinnen und Kunden mit stark eingeschränkten Rechten zur Verfügung gestellt. Freie Software ist tatsächlich frei, d.h. ihr Eigentum ist auf niemanden eingeschränkt, womit sie Gemeingut ist und allen gehört.

Daraus ergeben sich grundlegende strukturelle Unterschiede in den Nutzungsmöglichkeiten. Nutzerinnen und Nutzer können Freie und Quelloffene Software kostenlos verwenden, Support-Partner frei wählen, den Quellcode jederzeit prüfen (lassen), direkt oder indirekt an der Weiterentwicklung mitwirken oder im Bedarfsfall eine eigene Variante entwickeln (lassen).

Das verleiht Freier Software eine Vielzahl positiver Eigenschaften. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass diese oft Voraussetzung dafür sind, dass die sie verwendenden Organisationen diese Charakteristiken ebenfalls entwickeln können:

Transparenz braucht Freie Software
Vertrauen braucht Freie Software

Auch für andere Facetten der Softwarenutzung ist Freie Software eine wichtige Voraussetzung:

Wettbewerb braucht Freie Software
Synergie braucht Freie Software
Selbstbestimmung braucht Freie Software

Diese Vorteile haben uns von der Notwendigkeit der verstärkten Berücksichtigung Freier Software in öffentlichen Einrichtungen überzeugt und wir kommen zu dem Schluss:

Dortmund braucht Freie Software

Transparenz braucht Freie Software

Im Allgemeinen wird die Transparenz einer Organisation durch die Transparenz der angewandten Entscheidungsprozesse bestimmt. Öffentliche Einrichtungen haben dabei mit Gesetzen und Verordnungen eine für jedermann einsehbare und gemeinfreie Grundlage.

Es ist aber alltäglich geworden, dass auch öffentliche Einrichtungen Entscheidungen auf Basis elektronisch verarbeiteter Daten treffen. Immer häufiger verlassen sie sich dabei auch auf (teil-)automatische Auswertungen dieser Daten oder übergeben sogar ganze (Teil-)Entscheidungen an dafür angefertigte Software. Dieser Trend wird sich in Zukunft weiter verstärken.

Die Transparenz der Entscheidungsprozesse einer Organisation wird also in zunehmendem Maße von der Transparenz der verwendeten Software bestimmt. Proprietäre Software, deren Quellcode im Regelfall nicht zugänglich ist, ist an dieser Stelle gänzlich undurchsichtig. Eine transparente Organisation muss also Freie Software verwenden.

Vertrauen braucht Freie Software

Bürgerinnen und Bürger sind auf ihre öffentliche Einrichtungen angewiesen; hauptsächlich darauf, dass sie ihre Aufgaben richtig erfüllen, aber z.B. auch darauf dass sie möglichst sicher sind, persönliche Daten schützen und kritische Informationen verfügbar halten. Je mehr Software zum Einsatz kommt, desto mehr bestimmt deren Korrektheit, Sicherheit, Rücksichtnahme auf Datenschutz und Kompatibilität diese Merkmale einer Organisation.

Um einer öffentlichen Einrichtung in diesen Bereichen zu vertrauen, muss man also der eingesetzten Software vertrauen. Proprietäre Software unterbindet dies aber in weiten Teilen. Ihre Funktionsweise ist üblicherweise nicht einsehbar; der Anbieter verfolgt nicht die gleichen Interessen wie die Nutzerinnen und Nutzer und unterliegt unter Umständen sogar gesetzlichen Vorschriften anderer Nationalstaaten, die diesen Eigenschaften direkt widersprechen.

Nur Freie Software ermöglicht allen, sie zu kontrollieren oder zumindest beliebige Dritte mit der Kontrolle zu beauftragen. Nur so kann der oder die Einzelne darauf vertrauen, dass die Software korrekt und im Sinne der sie einsetzenden Organisation funktioniert.

Wettbewerb braucht Freie Software

Der umfassende Einsatz von Software bewirkt häufig einen Lock-In-Effekt. Bei proprietärer Software erstreckt sich dieser nicht nur auf einzelne Produkte, sondern auch auf den jeweiligen Anbieter. Im Extremfall reduziert dies den Wettbewerb auf die Auswahl eines Lizenzhändlers.

Der Einsatz proprietärer Software fördert also Monopolbildung – mit allen negativen Folgen für Kundinnen und Kunden. Das gilt nicht nur für „Software von der Stange“ (wie das Betriebssystem oder die Textverarbeitung), sondern auch für im Auftrag angefertigte Fachanwendungen.

Beim Einsatz Freier Software können Kundinnen und Kunden bei jedem Einkauf, bei jedem Arbeitspaket neu entscheiden, wen er beauftragt. Er hat immer wieder die Möglichkeit, den kompetentesten, günstigsten oder anderweitig am besten geeigneten Anbieter zu wählen.

Synergie braucht Freie Software

Ähnliche Organisationen haben ähnliche Anforderungen an die verwendete Software, weswegen eine Zusammenarbeit vorteilhaft ist. Da proprietäre Software Weiterentwicklungen durch Kundinnen und Kunden verbietet, beschränkt sie Kollaboration auf Erfahrungsaustausch. Dieser ist nicht unwichtig, aber eben nur ein Teil der Möglichkeiten.

Mit Freier Software kann Zusammenarbeit ein ganz neues Ausmaß annehmen. Einrichtungen können sich zusammenschließen und gemeinsam benötigte Weiterentwicklungen vornehmen. Diese Kooperationen können sich je nach Produkt, Interessenlage und Möglichkeiten zusammenfinden.

Ebenfalls sehr interessant ist die „ungeplante Zusammenarbeit“. So können Einrichtungen, die nicht an der ursprünglichen Entwicklung einer Software beteiligt waren, diese dennoch nutzen. Sollten sie Verbesserungen benötigen und umsetzen lassen, kommen auch diese allen anderen zugute. Dadurch entsteht ein synergetischer Effekt, in dem alle Nutzerinnen und Nutzer einer Software wechselseitig von der bedarfsgetriebenen Weiterentwicklung der anderen profitieren.

Solche Kooperationen sind bei proprietärer Software bestenfalls unüblich und nur möglich, wenn der Hersteller der Software es zulässt.

Selbstbestimmung braucht Freie Software

Die Anforderungen an die IT-Infrastruktur großer Organisationen sind sehr umfangreich und sie zu erfüllen ist eine dementsprechend anspruchsvolle Aufgabe.

Proprietäre Software erschwert diese mit ihrer fehlenden Flexibilität unnötig. Die Auswahl von Funktionen/Features, die Gestaltung von Erweiterungsmöglichkeiten, die Lizenzgebühren und -bedingungen, das Auslaufen des Supports – diese und viele weitere Entscheidungen trifft der Hersteller gemäß seiner eigenen Interessen. Diese fortlaufend beachten zu müssen, behindert die Ausgestaltung einer eigenen technischen Infrastruktur.

Mit Freier Software wäre es zum Beispiel möglich, die Entwicklung in einem meist vorhandenen Community-Prozess zu beeinflussen, eigene Weiterentwicklungen zu tätigen oder zu beauftragen, diese nach Belieben auszuprobieren und zu verbreiten oder den Anbieter von Support-Dienstleistungen frei zu wählen. Erst diese Unabhängigkeit von den Partikularinteressen Dritter erlaubt eine selbstbestimmte IT-Infrastruktur.