Natürliche Schmerzlinderung in den Wehen

Frau drückt sich eine Wärmflasche auf den Rücken
Bildnachweis: iStock.com / solidcolours
Es müssen nicht immer gleich eine Epiduralanästhesie oder andere Schmerzmittel sein - auch Naturheilmittel können die Schmerzen während der Geburt lindern. Was alles helfen kann, haben wir Ihnen hier aufgelistet.

Wärme

Ein warmes Körnerkissen mit Weizen, Dinkel oder Kirschkernen eignet sich prima dazu, Schmerzen im unteren Rücken während der Wehen zu lindern. Es speichert die Wärme länger als eine Wärmflasche - bis zu einer Stunde sorgt es für wohltuende Entspannung der schmerzenden Rückenpartie. Legen Sie das Kissen zum Anwärmen für ein paar Minuten in die Mikrowelle, auf die Heizung oder bei ca. 50° C in den Backofen. Sie können Körnerkissen in Reformhäusern, Bioläden und in einigen Apotheken kaufen. Auch viele Geburtsstationen halten Körnerkissen für Ihre Patientinnen parat.

Alternativ können Sie auch eine Wärmflasche, gefüllt mit heißem, aber nicht kochendem Wasser, mit einem Handtuch umwickeln und sich unter den Rücken legen.

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Eine Dammauflage mit einem kaffeegetränkten warmen Tuch, das die Hebamme auflegt, lockert die Muskulatur und kann einen Dammriss oder Dammschnitt vermeiden helfen.

Atmen

Die Konzentration auf das Atmen ist eine der wichtigsten Methoden, um die Wehen besser durchzustehen. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit vor allem auf die Ausatmung (Einatmen tut man dabei von ganz allein). Auf diese Weise beginnen Sie nicht so leicht zu hyperventilieren, also viel zu viel ein- und viel zu wenig auszuatmen.

BabyCenter-Hebamme Simone Uth empfiehlt, bei der Ausatmung einen Ton, etwa ein A oder O oder auch nur ein Stöhnen zu erzeugen – mit entspanntem Gesicht, leicht geöffneten Lippen und tiefer, lockerer Stimme.

Der Trick dabei: Sobald sich die Lippen öffnen, geht auch der Muttermund auf. Sind die Lippen dagegen fest geschlossen, zieht sich der Muttermund zusammen. Am Anfang, wenn die Wehen noch nicht so stark sind, darf der Ton gern leiser sein. Es ist aber trotzdem wichtig, dass Sie ihn erzeugen, denn nur so geraten Sie in einen Rhythmus, der Sie durch die Geburt trägt.

Der Schmerz erleichternde Effekt entsteht dadurch, dass Sie dem Druck, den Ihr Baby auf Ihr Gewebe ausübt, entspannt nachgeben. Damit setzen Sie den Teufelskreis aus Verspannung und Schmerz außer Kraft.

Ruhe

Im frühen Stadium der Wehen sollten Sie sich Ruhe gönnen. Die Energie, die Sie dadurch sparen, wird Ihnen später dabei helfen, den Schmerz besser zu bewältigen. Machen Sie es sich bequem, entweder im Bett oder in einem Sessel. Drapieren Sie Kissen um sich herum. Trinken Sie etwas Warmes, hören Sie wohltuende Musik und RUHEN SIE SICH AUS!

Beckenbewegung

Sobald Ihre Wehen stärker und regelmäßiger werden, sollten Sie möglichst nicht liegen - es sei denn, Sie sind wirklich sehr müde. Liegen hemmt nämlich die Wehentätigkeit - die Geburt dauert länger und wird dadurch anstrengender. Bleiben Sie also möglichst aufrecht, aber wählen Sie dabei eine bequeme Position.

Zum Beispiel: Stehen Sie auf und lehnen Sie sich ans Bett oder bei Ihrem Partner an. Knien Sie sich hin und stützen Sie sich auf der Sitzfläche eines Stuhls ab. Gehen Sie auf die Knie und heben Sie ein Bein an - so schaffen Sie Ihrem herausstrebenden Baby genügend Platz im Becken.

Gehen Sie auf alle Viere, um Ihre Rückenschmerzen zu lindern. Setzen Sie sich auf einen Gymnastikball und kreisen Sie dabei mit dem Becken. Oder Sie setzen sich in den so genannten „Reitersitz" auf einen Stuhl (Lehne nach vorne). Das Grätschen der Beine verschafft Ihrem Becken Bewegungsfreiheit. Schieben Sie dabei die Hüften vor- und zurück.

Danach stehen Sie wieder auf und laufen ein bisschen herum. Schwingen Sie dabei die Hüften, so gut sie können – das bringt Ihr Baby in Bewegung. Die Hüftbewegung lindert nicht nur Schmerzen, sondern hilft dem Baby auch, durch das Becken zu rutschen.

Massage

Bitten Sie Ihren Geburtspartner, Sie sanft mit Körperöl zu massieren. Vielleicht wünschen Sie eine Massage ganz unten am Kreuzbein. Vielleicht ziehen Sie auch eine Entspannungsmassage der Schultern vor.

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Sie bestimmen das Tempo. Sagen Sie Ihrem Partner Bescheid, wenn Ihnen die Massage möglicherweise zu schnell vorkommt und Sie nervös macht. Bitten Sie um langsameres Vorgehen, damit es zu Ihrer Entspannung beiträgt.

Allerdings sollte die Massage nicht zu zart sein. Je fester Ihr Partner zupackt, um so mehr regt das die Endorphin-Ausschüttung Ihres Körpers an. Endorphine sind natürliche Schmerzhemmer und steigern Ihr Wohlbefinden.

Vielleicht stört es Sie aber auch, wenn Ihr Partner Sie am Körper berührt. Bitten Sie ihn stattdessen um eine sanfte Gesichts- oder Stirnmassage. Achten Sie darauf, dass Sie dabei Ihre Lippen und Wangen entspannen (siehe oben: lockerer Mund = lockerer Muttermund).

TENS

TENS steht für „Transkutane elektrische Nervenstimulation“. Das kleine Gerät gibt Impulse elektrischer Energie ab, die über vier Kabel, an denen selbsthaftende Elektroden-Pads angebracht sind, auf Ihre Haut gelangt. Sie werden auf Ihrem Rücken angelegt und Sie können selber die Intensität steuern. Es ist nicht hundertprozentig klar, wie TENS wirkt, aber die Stromimpulse verhindern wohl, dass Schmerzsignale von Gebärmutter oder Muttermund das Gehirn erreichen, und sie veranlassen Ihren Körper, Endorphine auszuschütten, Substanzen, durch die Sie sich gut fühlen. Am besten wirkt es, wenn Sie gleich zu Beginn damit starten.

Liebe lindert

Untersuchungen haben ergeben, dass eine Frau schneller und einfacher gebärt, wenn eine Vertrauensperson während der Wehen dabei ist, die sie umsorgt und unterstützt.

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Suchen Sie Ihre/n Geburtspartner/in also sorgfältig aus. Es sollte eine Person sein, die nicht leicht in Panik verfällt, die an Sie glaubt und die selbstbewusst genug ist, Ihre Interessen gegenüber dem Klinikpersonal durchzusetzen. Diese Person kann Ihr Partner oder jemand anderes sein, zum Beispiel Ihre Schwester, Ihre Mutter oder Ihre beste Freundin.

Sie können natürlich auch zwei Begleitpersonen auswählen. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. Aus Platzgründen kann es allerdings bisweilen nötig sein, dass Ihre beiden Helfer sich im Kreißsaal abwechseln. Besprechen Sie all diese Dinge mit Ihrer Hebamme und halten Sie Ihre Entscheidung rechtzeitig vor Ihrem Geburtstermin in Ihrem Geburtsplan fest.

Wassergeburt

Der Aufenthalt in einem warmen Wasserbecken (maximal 37°C) kann die Kontraktionen erträglicher machen.

Zwei große Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Frauen, die in warmem Wasser gebären, viel seltener auf schmerzstillende Maßnahmen während der Wehen oder eine Epiduralanästhesie zurückgreifen als Frauen, die auf dem Trocknen bleiben. Dies gilt sowohl für Erstgebärende als auch für Frauen, die nicht zum ersten Mal ein Kind zur Welt bringen. Das liegt daran, dass der Wasserdruck den hohen Sog mindert. Gleichzeitig gewinnt das Kind im Becken mehr Bewegungsfreiheit.

Während der Austreibungsphase schützt das Wasser den Damm, indem es den gewaltigen Druck durch das Baby mit sanftem Gegendruck abmildert.

Fachkompetenz

Eine freundliche, kompetente Hebamme wird Sie zu jeder Zeit über das Fortschreiten der Geburt informieren. Sie wird Sie in jedem Fall unterstützen, egal, ob Sie Ihren Wehenschmerz auf natürliche Weise lindern wollen oder ob Sie eine Epiduralanästhesie vorziehen.

Natürlich kann es passieren, dass die Chemie zwischen Ihnen und der Ihnen zugeteilten Hebamme nicht auf Anhieb stimmt. Falls Sie das Gefühl haben, dass Sie kein gutes Verhältnis aufbauen können, sollten Sie dieses frühzeitig dem/der Stationsleiter/in mitteilen und um eine andere Hebamme bitten.

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Am besten suchen Sie sich frühzeitig eine Hebamme (genannt: Beleghebamme oder Hausgeburtshebamme), die Sie während der Schwangerschaft und bei der Geburt begleitet. In der Schwangerschaft wird ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, das auch dem Baby zugute kommt.

Hebamme Simone Uth: „Ich habe beobachtet, dass Babys, die die Stimme ihrer Hebamme kennen, bei der Geburt weniger Angst haben, also auch weniger negativ mit den Herztönen reagieren. Die Geburten verlaufen viel unkomplizierter mit einer schon bekannten Hebamme als mit einer vorher unbekannten, was vielleicht daran liegt, dass die Hebamme auch die Frau besser einschätzen kann und die Frau viel zugänglicher für Tipps einer schon vertrauten Hebamme ist."

Erkundigen Sie sich nach Entbindungskliniken, die mit Beleghebammen zusammenarbeiten, und bitten Sie diese um die Kontaktdaten. Oft ist es nötig, sich schon relativ früh um eine Beleghebamme zu bemühen (von Stadt zu Stadt unterschiedlich).

A-Z der natürlichen Schmerzlinderung

Hier haben wir ein paar Tipps für Sie zusammengetragen, die Ihnen helfen, die Wehenschmerzen besser ertragen zu können.
A - "Atmung": Stöhnen oder „tönen" Sie ruhig bei jedem Atemzug, und gewöhnen Sie sich an, Ihre Aufmerksamkeit auf die Ausatmung zu lenken und dabei den Mund aufzumachen.
B - "Bequemes" Sitzen oder Hocken ist wichtig. Machen Sie es sich zum Beispiel auf einem Kissenstapel, Sitzsack oder Gymnastikball gemütlich, und lassen Sie dabei die Schultern hängen!
C - "Chemie": Stimmt sie zwischen Ihnen und der Hebamme nicht, fragen Sie besser sofort nach einer anderen. Noch besser: Kümmern Sie sich schon vorher um eine Hebamme Ihres Vertrauens.
D - "Durst": Vermeiden Sie Ihn! Trinken Sie zwischen den Kontraktionen immer wieder ein paar Schluck Wasser.
E - "Essen": Essen Sie bei der Geburt das, wonach Ihnen gelüstet.
F - "Freuen" Sie sich auf Ihr lang ersehntes Baby!
G - "Gehen" Sie herum, um die Schmerzen zu lindern und das Einsetzen neuer Kontraktionen zu beschleunigen.
H - "Hemmungen" sollten Sie ablegen. Scheuen Sie sich nicht, laut zu ächzen und zu stöhnen. Laute Geräusche von sich zu geben, hilft ausgezeichnet gegen Schmerzen.
I - "Im Arm" des Partners oder einer anderen vertrauten Begleitperson zu kuscheln tut gut. Aber nicht nur seelische Wärme hilft - auch eine Wärmflasche oder ein Körnerkissen. Aber Sie sollten auch Bescheid sagen, wenn sich das jetzt gerade nicht so gut anfühlt - das passiert gar nicht selten!
J - "Jazz" muss es nicht sein, aber Musikhören entspannt ungemein bei der Geburt.
K - "Körper": Vertrauen Sie ihm. Er weiß intuitiv, wie man ein Kind gebärt.
L - "Liebe": Die gefühlvolle Zuwendung durch Ihren Partner oder einer anderen vertrauten Person unterstützt Sie in den Wehen.
M - "Massagen": Machen sich auch in den Wehen gut. Sie entspannen und lindern die Schmerzen.
N - "Niederkunft": Stellen Sie sich während der Wehen vor, wie mit jeder Kontraktion das Baby weiter durch den Geburtskanal hinabwandert.
O - "Öffnen" Sie Ihr Becken so weit wie möglich, um Ihrem Baby die Geburt zu erleichtern. Das funktioniert gut, wenn Sie sich hinknien und ein Bein anheben.
P - "Positiv" denken: "Jede Kontraktion bringt mich näher an die Geburt meines Babys heran."
Q - "Querulantin": Lassen Sie sich nicht alles gefallen, was man mit Ihnen vorhat. Nehmen Sie nur das an, womit Sie sich wohl fühlen.
R - "Rock'n'Roll": Schwingen Sie bei jeder Kontraktion die Hüften im Kreis herum sowie vor und zurück.
S - "Schreien" Sie ruhig laut und lange. Versuchen Sie anschließend wieder, bei der Atmung einen guten Rhythmus zu finden.
T - "Toilette": Besuchen Sie sie regelmäßig. Eine volle Blase verlangsamt die Wehen.
U - "Untersuchungen" haben ergeben, dass Frauen, die einen Geburtspartner mitnehmen, seltener Schmerzmittel brauchen.
V - "Verstehen": Versuchen Sie, die angebotenen Behandlungsmethoden zu verstehen. So können Sie kooperieren und das Zusammenwirken optimieren.
W - "Witz": Machen Sie Späße mit Ihrem Partner oder Ihrer Hebamme. Betrachten Sie die Situation gelassen und mit Humor.
X - "X-mal" haben Sie schon Fragen gestellt? Egal! Fragen Sie ruhig weiter - Neugierde und Wissen entspannen!
Y - "Yippie!", so ist es gemütlich! Lassen Sie sich ruhig Zeit, eine perfekte Position für die Entbindung einzunehmen.
Z - "Zzzzz": Schlummern Sie zwischen den Kontraktionen ein wenig - ruhen Sie sich aus, und sparen Sie Ihre Kräfte.

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