Nairo Quintana

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Nairo Quintana Straßenradsport
Nairo Quintana bei Paris–Nizza 2019
Nairo Quintana bei Paris–Nizza 2019
Zur Person
Vollständiger Name Nairo Alexander Quintana Rojas
Geburtsdatum 4. Februar 1990 (30 Jahre)
Nation KolumbienKolumbien Kolumbien
Disziplin Straße
Fahrertyp Bergfahrer, Rundfahrer
Körpergröße 167 cm
Renngewicht 59 kg
Zum Team
Aktuelles Team Arkéa-Samsic
Funktion Fahrer
Team(s)
2009
2010–2011
2012–2019
2020–
Boyacà es Para Vivirla
Colombia es Pasión-Café de Colombia
Movistar Team
Arkéa-Samsic
Wichtigste Erfolge
Grand Tours
Jersey pink.svg Gesamtwertung Giro d’Italia 2014
Jersey red.svg Gesamtwertung Vuelta a España 2016
drei Etappen Tour de France (2013, 2018, 2019)
UCI WorldTour
Gesamtwertung Baskenland-Rundfahrt 2013
Gesamtwertung Tirreno–Adriatico 2015, 2017
Gesamtwertung Katalonien-Rundfahrt 2016
Gesamtwertung Tour de Romandie 2016
Letzte Aktualisierung: 30. September 2020
Quintana bei der Tour de France 2018

Nairo Alexander Quintana Rojas (* 4. Februar 1990 in Cómbita, Boyacá[1]) ist ein kolumbianischer Straßenradrennfahrer, dessen bisher größte Erfolge der Gewinn des Giro d’Italia 2014 und Vuelta a España 2016 sind.

Kindheit und Jugend[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nairo Quintana entstammt einer Bauernfamilie aus Cómbita in Kolumbien, 2800 Meter hoch in den Anden, die von dem Verkauf von Obst und Gemüse lebte. Als er sieben Jahre alt war, hatte sein Vater einen schweren Unfall mit einem Lastwagen, musste insgesamt 14-mal operiert werden und war seitdem körperlich behindert. Die fünf Kinder mussten täglich auf dem Hof mithelfen. Aus Geldnot waren die Eltern nicht in der Lage, für Nairo den Schulbus zu bezahlen, und er musste täglich mit einem 20 Kilogramm schweren Fahrrad in die Schule nach Arcabuco fahren. Eine Strecke betrug 25 Kilometer und führte zurück über eine achtprozentige Steigung bergan.[2][3]

Sein jüngerer Bruder Dayer Quintana (* 1992) ist ebenfalls Berufsradfahrer.

Sportliche Laufbahn[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nairo Quintana, ein Bergspezialist, begann seine Karriere 2009 bei dem kolumbianischen Continental Team Boyacà es Para Vivirla. In seinem ersten Jahr dort wurde er in Rivera Etappenzweiter auf dem sechsten Teilstück der U23-Austragung der Vuelta a Colombia. Bei der kolumbianischen Meisterschaft in Barranquilla wurde Quintana nationaler Meister im Einzelzeitfahren der U23-Klasse.

Bei der Tour de France 2013 schaffte Quintana seinen internationalen Durchbruch. Nach einem Defekt und einem großen Zeitrückstand seines Team-Captains Alejandro Valverde konzentrierte sich sein Movistar-Team fortan auf ihn. Quintana griff in mehreren Etappen an und stellte sich bald als bester Jungprofi heraus, was ihm den Gewinn des Weißen Trikots einbrachte. Nachdem er in der Etappe auf den Mont Ventoux hinter dem späteren Tour-Gesamtsieger Froome den zweiten Etappenrang erzielt hatte, siegte er in der zweitletzten Etappe nach Annecy-Semnoz und belegte schließlich in der Gesamtwertung der Tour Platz zwei. Zudem entschied er die Bergwertung für sich.[4]

Beim Giro d’Italia 2014 gewann Quintana nicht ganz unumstritten die 16. Etappe. Wegen extremer Witterungsbedingungen bei der Überfahrt über den mit 2758 m höchsten Pass dieses Giros, das Stilfser Joch, war von der Rennleitung für die Abfahrt „langsame Fahrweise“ angekündigt worden, ohne jedoch das Rennen zu neutralisieren. Quintana attackierte dennoch, gewann die Etappe und übernahm die Führung in der Gesamtwertung.[5] Beim Bergzeitfahren in der 19. Etappe konnte er durch einen Sieg seinen Zeitvorsprung weiter ausbauen und gewann als erster kolumbianischer Fahrer den Giro d’Italia, vor seinem Landsmann Rigoberto Urán.[6]

Bei der Tour de France 2015 wurde Quintana hinter Froome erneut Zweiter und brachte diesen zuvor auf der letzten Bergetappe nach L’Alpe d’Huez in Bedrängnis. Am Ende fehlten jedoch 1:12 Minuten zum Sieg. Bereits auf der 2. Etappe hatte Quintana aufgrund einer Windkante 1:28 Minuten auf Froome verloren.[7] Wie schon im Jahre 2013 gewann Quintana die Wertung des besten Jungprofis, in der Bergwertung musste er sich wie in der Gesamtwertung nur Froome geschlagen geben. Während der Spanien-Rundfahrt 2015 handelte sich Quintana aufgrund von kurzzeitigen gesundheitlichen Problemen in der ersten Hälfte des Rennens bereits früh einigen Rückstand auf den späteren Sieger Fabio Aru ein.[8] Er konnte aber gegen Ende der Rundfahrt wieder Boden gut machen und beendete sie auf dem vierten Platz.

2016 gewann er die Etappenrennen Katalonien-Rundfahrt, Tour de Romandie und Route du Sud, bevor er bei der Tour de France wiederum von Froome geschlagen wurde und mit einem Rückstand von 4:21 Minuten Gesamtdritter wurde. Die Revanche gelang ihm bei der darauf folgenden Vuelta a España, die er nach einem Etappensieg mit 1:23 Minuten Vorsprung auf Froome gewann.

Die Saison 2017 ging Quintana mit dem erklärten Ziel an, sowohl den Giro als auch die Tour zu gewinnen.[9] In Vorbereitung auf die Italien-Rundfahrt gewann er die Valencia-Rundfahrt und zum zweiten Mal nach 2015 Tirreno–Adriatico. Beim Giro d’Italia 2017 entwickelte sich dann ein Dreikampf zwischen Quintana, Vincenzo Nibali und Tom Dumoulin. Quintana konnte die Maglia Rosa zweimal erobern, verlor sie aber jeweils in den kurz danach ausgetragenen Zeitfahretappen wieder an den in dieser Disziplin deutlich stärkeren Dumoulin, so auch auf der Schlussetappe der Rundfahrt.[10] Quintana beendete den Giro somit als Zweiter hinter Dumoulin mit einem Rückstand von 31 Sekunden. Bei der Tour de France 2017 erwies er sich anschließend als nicht konkurrenzfähig um den Gesamtsieg und verpasste eine Platzierung unter den besten Zehn der Gesamtwertung. Quintana erklärte dazu, er fühle sich müde und sein Körper regeneriere nicht so, wie erhofft.[11]

Im folgenden Jahr galt Quintanas Hauptinteresse wieder allein der Tour de France. In der Vorbereitung wurden erste Unstimmigkeiten zwischen ihm und seiner Teamleitung bei Movistar, den Verlauf der Vorsaison betreffend, bekannt.[12] Zudem befand sich mit Mikel Landa, im Vorjahr Vierter der Tour de France und zu Saisonbeginn durch Movistar verpflichtet, ein weiterer Aspirant auf vordere Platzierungen im Tour-Aufgebot, sodass sich Quintana gemeinsam mit Landa und Alejandro Valverde die Führungsrolle bei Movistar teilen musste.[13][14] Nach einem Defekt auf der ersten Etappe konnte Quintana in den Alpen nicht an seine früheren Leistungen anknüpfen und verlor weiter Zeit. In den Pyrenäen gewann er die kurze 17. Etappe und machte in der Gesamtwertung kurzzeitig wieder Boden gut. Auf der letzten Bergetappe konnte Quintana dem Tempo der übrigen Favoriten, auch aufgrund eines Sturzes tags zuvor, nicht mehr folgen und fiel zum Rundfahrtende auf den zehnten Gesamtrang zurück.[15] Im Anschluss nehm er an der Vuelta a España teil, bei der er nicht über Gesamtrang acht hinauskam. Quintana blieb damit erstmals seit 2013 ohne Podiums- oder Top-Fünf-Platzierung bei einer großen Landesrundfahrt.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2013 sowie 2014 wurde Quintana Kolumbiens Sportler des Jahres.[16]
  • Im November 2015 wurde er vom spanischen König Felipe VI. mit dem Trofeo Comunidad Iberoamericana geehrt, einer Auszeichnung für lateinamerikanische Sportler, die „sich im Laufe des Jahres durch ihre internationale sportlichen Aktivitäten“ hervorgetan haben.[17]
  • 2016 belegte Quintana bei der Auszeichnung mit dem Vélo d’Or Rang drei hinter Peter Sagan und Chris Froome.[18]

Soziales Engagement[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quintana unterstützt in seiner Heimatregion Boyacá eine Kampagne zur Förderung der Gleichberechtigung der Frauen und tritt als UNICEF-Botschafter auf.[19]

Erfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quintana beim Grand Départ der Tour 2017 in Düsseldorf
2009
  • MaillotColombia.PNG Kolumbianischer Meister – Einzelzeitfahren (U23)
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020

Grand-Tour-Platzierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grand Tour201220132014201520162017201820192020
Maglia Rosa Giro d’Italia12
Gelbes Trikot Tour de France2231210817
Rotes Trikot Vuelta a España36DNF4184
Legende: DNF: did not finish, aufgegeben oder wegen Zeitüberschreitung aus dem Rennen genommen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Nairo Quintana – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.elespectador.com/noticias/nacional/combita-pueblo-de-nairo-se-convierte-atraccion-turistic-articulo-611429
  2. Nairo Quintana - Das Juwel aus den Anden auf faz.net v. 18. Juli 2013
  3. ‚Nairo Quintana es un hijo del campo‘: madre del ciclista auf eltiempo.com v. 19. Juli 2013
  4. Tour de force from Froome means he’ll journey up the Champs Elysees draped in yellow to certain glory. dailymail.co.uk, 20. Juli 2013, abgerufen am 2. Mai 2014 (englisch).
  5. Streit um Quintanas Attacke. FAZ, 28. Mai 2014, abgerufen am 1. Juni 2014.
  6. Giro-Sieger Quintana verblüfft Radsport-Europa. welt.de, 1. Juni 2014, abgerufen am 14. September 2015.
  7. Froome und Quintana - das Tour-Duell auch in der Zukunft. radsport-news.com, 25. Juli 2015, abgerufen am 17. Dezember 2016.
  8. Kommt doch noch der große Gegenschlag von Quintana? radsport-news.com, 11. September 2015, abgerufen am 17. Dezember 2016.
  9. Quintana plant das Double. In: fr.de. Frankfurter Rundschau, 4. Mai 2017, abgerufen am 29. Juli 2019.
  10. Quintana bekam nicht das, was er wollte. In: radsport-news.com. 29. Mai 2017, abgerufen am 29. Juli 2019.
  11. Felix Matthis: Quintana gibt zu: Es liegt nur an fehlender Energie. In: radsport-news.com. 10. Juli 2017, abgerufen am 29. Juli 2019.
  12. Quintana interessiert sich 2018 nur für die Tour de France. In: radsport-news.com. 6. März 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.
  13. Sebastian Bräuer: Team Movistar an der Tour de Suisse: Wenn der Feind im eigenen Team fährt. In: nzz.ch. 8. Juni 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.
  14. Kann Movistar mit einem Trio bei der Tour glänzen? In: radsport-news.com. 18. Juni 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.
  15. Nach Tour-Enttäuschung hofft Movistar-Dreizack nun auf die Vuelta. In: radsport-news.com. 29. Juli 2018, abgerufen am 29. Juli 2019.
  16. Quintana erneut Kolumbiens Sportler des Jahres. Radsport-news.com, 10. Dezember 2014, abgerufen am 10. Dezember 2014.
  17. Rojas am Herz operiert, Quintana vom spanischen König ausgezeichnet. In: radsport-news.com. 23. April 2015, abgerufen am 20. November 2015.
  18. Sagan erhält Vélo d'Or 2016. In: rad-net.de. 2. Dezember 2016, abgerufen am 2. Dezember 2016.
  19. Alasdair Fotheringham: Kaier Nairo, in: Procycling (Deutsche Ausgabe), Juli 2015, S. 41 ff.