Neues falsches Futter für rechte Hetzer und Islamhasser

Wie kann es so weit kommen, dass ein kleiner Verein, der eigentlich nur in Kindergärten Kindern verschiedener Herkunft Märchen erzählen will, in eine Welle aus Wut und Hass und Hetze gerät und am Ende Drohungen von Islamhassern und Rechtsextremen erhält? In diesem Fall spielen falsche und verzerrende Schlagzeilen zweier Medien eine zentrale Rolle. Ein Beispiel für gefährliche Berichterstattung.

Das Unheil begann mit einer Überschrift der „Sächsischen Zeitung“. Am Montag titelte das Onlineportal Sächsische.de:

Screenshot Sächsische.de - Oberlausitzer Kita-Kinder sollen Syrisch lernen

Und das ist schon völlig falsch.

Es geht um das Projekt „Erzählen – Ein Schatz für die Zukunft“ des Dresdner Vereins „Erzählraum“. Auf seiner Website schreibt der Verein dazu:

Ein mehrsprachiges Erzähl-Projekt zur Begegnung mit der Sprache des Nachbarn im Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien

3 erfahrene Tandems erzählen entweder auf deutsch und polnisch, deutsch und tschechisch oder deutsch und sorbisch und lassen so die Sprachen der Grenzregion durch das mehrsprachige freie Erzählen von Märchen in Kinderherzen und -köpfen Einzug halten.

Seit 2016 gibt es das Projekt. In diesem Jahr kommt erstmals ein viertes „Tandem“ hinzu:

Neu 2020: Besonders für Kinder mit Migrationshintergrund kann das zweisprachige Erzählen eine tiefgreifende, motivierende Erfahrung sein, die eigene Sprachbarriere zu überwinden. Aus diesem Anlass gibt es ab August ein viertes Tandem, welches auf deutsch und syrisch erzählt. In einer Zeit, in der sich die Zusammensetzung von Schulklassen und Wohngebieten zunehmend internationalisiert, können Märchen vor allem auch als Brücken zwischen den Kulturen erlebt werden.

Daraus machte Sächsische.de also: „Oberlausitzer Kita-Kinder sollen Syrisch lernen“.

Das Projekt „Erzählen – Ein Schatz für die Zukunft“ hat mit Sprachunterricht nichts zu tun. Kein Kindergartenkind „soll“ eine andere Sprache dabei „lernen“, auch nicht „Syrisch“. Die Zweierteams, die in den Kitas vorbeischauen, „erzählen gemeinsam mit den Kindern vor Ort abenteuerliche und phantasievolle Geschichten“ in unterschiedlichen Sprachen. So steht es in der ausführlichen Ausschreibung (PDF) des Vereins:

An 7 Projekttagen, die im Projektzeitraum durchzuführen sind, kommen die Erzählerteams in die Einrichtung und arbeiten mit den Kindern in jeweils zwei Gruppen à 45-60 Minuten. (…)

Die Erzählstunden werden jeweils von zwei Erzählenden (Muttersprachler_innen) zweisprachig gestaltet, wobei es nicht darum geht, dass die Texte in die andere Sprache übersetzt werden; vielmehr wird in beiden Sprachen fortlaufend und abwechselnd erzählt. Die Kinder werden so mit der Sprachmelodie, dem Rhythmus, der Lautbildung und Artikulation der anderen Sprache vertraut, ohne dass die einzelnen Worte bekannt sein und verstanden werden müssen. Durch gezielte Wiederholungen inhaltlicher Passagen oder von Zitaten in beiden Sprachen, durch das Nachsprechen einzelner Wörter (z.B. bei Kettengeschichten), durch die Verwendung von Internationalismen und insbesondere durch Mimik und Gestik sowie plastischer Erzählweise wird das Verstehen der Geschichten gewährleistet. Die Einbeziehung kleinerer Requisiten erleichtert die Wiedererkennung von Gegenständen und Begriffen.

Bei vielen Leserinnen und Lesern der „Sächsischen Zeitung“ kamen diese Details nicht an. Die Görlitz-Redaktion postete den Artikel von Sächsische.de auf ihrer Facebookseite. Und dort gab es vor allem eine Reaktion: Wut.

Die Kinder sollen in Deutschland die Sprache deutsch lernen!!!

Die armen Kinder! Ich fasse es nicht!!!

Ich würde den Erziehern was Husten

Aber sonst gehts den noch gut?

erstmal sollen die flüchtlinge deutsch lernen dann können wir darüber reden

Die sollen lieber Deutsch lernen

Außerdem nutzten verschiedene Gruppen den Beitrag für ihre rassistische Hetze. Nur ein Beispiel von vielen:

Screenshot eines Facebook-Posts der Seite Sachsen stellt sich quer: Asylmissbrauch stoppen - Will man auf einen Massenzuzug von Syrern in die Oberlausitz vorbereitet sein?

Am Dienstag erschien auch in der Dresden-Ausgabe der „Bild“-Zeitung und bei Bild.de ein Artikel zum Thema:

Screenshot Bild.de - Projekt vom Freistaat gefördert - Kita-Kinder sollen arabische Lieder hören

Nach dieser verzerrenden Schlagzeile legte der Hass dann richtig los. Der Bild.de-Artikel wurde tausendfach wutschnaubend kommentiert und tausendfach geteilt. Rechtspopulisten, Rechtsradikale und Neonazis verbreiteten den Text:








Mit Bezug auf den „Bild“-Artikel forderte die sächsische AfD-Fraktion in einer Stellungnahmen den sächsischen Kulturminister auf, „die Indoktrination kleiner Kinder“ durch den „Arabisch-Unterricht“ sofort zu stoppen. Sicherheitshalber noch einmal: Es ist kein „Arabisch-Unterricht“ geplant.

Was die AfD besonders empört: „Wenn allerdings Kita-Kinder zur Teilnahme am Arabisch-Unterricht gezwungen werden, so ist dies ungeheuerlich und zeugt davon, dass sich die Initiatoren eine Islamisierung unserer abendländischen Kultur wünschen.“ Diese abstruse These mit der Aussage zum angeblichen Zwang basiert auf einem Zitat aus dem Artikel der „Bild“-Medien. Laut Autor Karsten Kehr sagte eine Mitarbeiterin des Vereins „Erzählraum“:

„Wir sind fester Programmpunkt, die Teilnahme für die Kinder ist nicht freiwillig.“

Wir haben beim „Erzählraum“ nachgefragt, ob das stimmt. Die schriftliche Antwort:

Die Kinder werden NICHT, wie behauptet wird, gezwungen an den Erzählstunden teilzunehmen.

Es blieb nicht bei Forderungen der AfD-Fraktion und wütenden Kommentaren bei Facebook. Der Verein und einzelne Mitarbeiterinnen persönlich wurden per Mail beschimpft und bedroht:

Die Reaktionen sind zum Teil so heftig, dass wir sie nicht im Detail aufführen möchten, um die Stimmung nicht noch mehr aufzuheizen. Wir behalten uns aber das Recht vor, sie zur Anzeige zu bringen.

Früher, als die arabische Sprache noch nicht Teil des Projekts war und nur deutsch-polnische, deutsch-tschechische und deutsch-sorbische Tandems im Einsatz waren, habe es weder derartige Reaktionen noch eine ähnliche mediale Aufmerksamkeit gegeben, so die „Erzählraum“-Mitarbeiterinnen.

In einer Richtigstellung hat der Verein versucht, der Welle aus Wut, Hass und Hetze etwas entgegenzusetzen. Die Redaktion von Sächsische.de hat ihre Überschrift inzwischen geändert und den Fehler eingeräumt. Bei Bild.de ist alles unverändert online.

Mit Dank an @laurenz_dul für den Hinweis!

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Niemand muss ein falsches Zitat aushalten

Man kann das Urteil des Amtsgerichts Berlin Tiergarten, nach dem die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli hinnehmen muss, als „islamische Sprechpuppe“ und als „Quotenmigrantin der SPD“ bezeichnet zu werden, völlig falsch finden. Man kann den zuständigen Richter für dessen Entscheidung kritisieren. Man kann seine Aussagen hinterfragen. Allerdings sollte man ihn dann auch richtig zitieren.

Til Biermann und Anne Losensky berichten in der Berlin-Ausgabe der „Bild“-Zeitung, in der „B.Z.“ und bei bz-berlin.de vom gestrigen Prozess. Sie knöpfen sich dabei eine Aussage des Richters vor. In „Bild“ und „B.Z“ wird das Zitat sogar extra in einem Kasten herausgestellt:

In „Bild“ schreiben Biermann und Losensky dazu:

Und dann folgen zwei Sätze, die aufhorchen lassen: „Meinungsäußerungen dürfen scharf und pointiert sein“, so der Richter, „zunehmende Hasskriminalität im Internet kann Taten wie in Hanau begünstigen — aber das müssen wir aushalten.“

Wirklich?

„Wirklich?“ ist in diesem Zusammenhang eine gute Frage: Hat der Richter wirklich gesagt, dass „wir aushalten“ müssen, dass „Hasskriminalität im Internet“ „Taten wie in Hanau“ begünstigen?

Nein, sagt Lisa Jani, Sprecherin der Berliner Strafgerichte. In einer E-Mail mit dem Betreff „Richtigstellung! Richter-Zitat in BILD und B.Z. zum Strafprozess gegen Timm K. nicht korrekt“ schreibt sie:

Das dem zuständigen Richter in den Mund gelegte Zitat „Meinungsäußerungen dürfen scharf und pointiert sein. Zunehmende Hasskriminalität im Internet kann Taten wie in Hanau begünstigen — aber das müssen wir aushalten“ ist falsch. Der Vorsitzende hat vielmehr zum Abschluss seiner Begründung, warum seiner Auffassung nach der Tatbestand der Beleidigung in diesem konkreten Fall eben nicht vorliegt, Bezug nehmend auf die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung gesagt, dass generell Hasskriminalität Taten wie in Hanau begünstigen könne. Aber das müssen man hier „RAUShalten“ — eben weil im konkreten Fall die Grenze zur Strafbarkeit noch nicht überschritten sei.

Die „B.Z.“-Redaktion hat ihren Onlineartikel inzwischen an der entsprechenden Stelle klammheimlich geändert. „B.Z.“-Chefredakteurin Miriam Krekel nutzt in ihrem Kommentar hingegen noch die alte Version des Zitats, auch in der Überschrift:

Screenshot bz-berlin.de - Meinung - Müssen wir Hasskriminalität im Internet wirklich einfach aushalten?

Sogar der Richter selbst bezeichnete den Fall als grenzwertig. Er sagte aber auch, Meinungsäußerungen dürften scharf und pointiert sein.

Und weiter: „Zunehmende Hasskriminalität im Internet kann Taten wie in Hanau begünstigen — aber das müssen wir aushalten.“

Müssen wir das wirklich? Ich denke, nein.

Das Urteil des Amtsgerichts Berlin Tiergarten ist übrigens noch nicht rechtskräftig. Gut möglich, dass ein Gericht in einer nächsten Instanz ganz anders entscheidet.

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Kontraproduktive Klarnamenpflicht, Blinde Flecken, Paparazzi-Promi-Deals

1. Gastbeitrag: Diskutierte Klarnamenpflicht kontraproduktiv gegen Hass im Netz
(heise.de, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger)
Die Länder Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben eine Initiative zur Verschärfung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) gestartet, die eine Registrierungspflicht im Internet zur Folge hätte. Soziale Netzwerke und Spieleplattformen sollen demnach verpflichtet werden, sämtliche Nutzerinnen und Nutzer zu erfassen und zu identifizieren. Die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kritisiert das Vorhaben mit warnenden Worten. Der Schutz der Anonymität im Internet sei auch der Schutz unserer individuellen Freiheitsrechte: „Die Medien- und Informationsfreiheit sind Teil unserer Grundrechte und damit für alle Deutschen universell gültig. Gerade in Deutschland gibt es historisch gute Gründe, diese Freiheit als unser höchstes rechtliches Gut gegen jede staatliche Einschränkung zu verteidigen — im Netz wie in der analogen Welt.“

2. „Bild“ und die journalistische Sorgfaltspflicht
(berliner-zeitung.de, Kai-Hinrich Renner)
„Bild“ hat für sein Projekt „Bild TV“ eine Rundfunklizenz beantragt. Dies sei keine bloße Formalie und schon gar kein Selbstgänger, erklärt Kai-Hinrich Renner in seiner Medienkolumne. Unter Umständen könnten die Rundfunkwächter „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt die beantragte Rundfunklizenz verwehren — und sich dabei auf dessen fragwürdige Äußerungen berufen.

3. Warum langsames Denken bei der Recherche hilft
(message-online.com, Christina Elmer)
Was Christina Elmer Journalisten und Journalistinnen empfiehlt, geht im Großen und Ganzen uns alle an: Es geht darum, dass wir dazu neigen, unsere Welt eingeschränkt und oftmals verzerrt wahrzunehmen. Es geht um die „mentalen Abkürzungen“, die nötig, aber auch gefährlich sind, weil sie viele Details und Perspektiven ausblenden. Und es geht um Wege für ein besseres und ganzheitliches Verständnis unserer Umwelt.

4. „Islamische Sprechpuppe“ – YouTuber nach Hasskommentaren freigesprochen
(spiegel.de, Wiebke Ramm)
Die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli (SPD) muss es nach einem Urteil des Amtsgerichts Berlin Tiergarten hinnehmen, mit allerlei üblen Bezeichnungen belegt zu werden. Ein 46 Jahre alter Ex-Polizist, der sie wüst beschimpft hatte, wurde vom Vorwurf der Beleidigung freigesprochen. Laut Chebli wollen sie und die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. PS: Was für ein grölendes Volk sich zum Prozess eingefunden hatte, lässt sich hier anschauen.

5. Die blinden Flecken der Nachrichtenwelt
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Medien-Professor Hektor Haarkötter verrät im Interview, was und wer es in die Top-Liste der vergessenen Nachrichten des Jahres geschafft hat, was man tun muss, um auf die Liste zu kommen, und warum es diesmal nur eine „Top Seven“ geworden ist.

6. Promi-Fotos: Deals zwischen Stars und Paparazzi
(ndr.de, Andrea Richter, Video: 5:35 Minuten)
Früher konnte man als Paparazzo noch richtig Kasse machen, heutzutage ist dies nicht mehr ganz so leicht. Der Grund liegt unter anderem im visuellen Überangebot: Die Stars und Sternchen fluten den Markt mit ihren Selfies und Instagram-Bildchen. Pfiffige Paparazzi suchen deshalb die Kooperation mit Promis. Das Erfolgsmodell heißt „gestellter Abschuss“, eine Zusammenarbeit, bei der sich Promi und Fotograf sogar die Erlöse teilen würden.

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Frontex greift Deutsche an, Antidemokraten, Gewaltverharmloser

1. Frontex schickt FragDenStaat Rechnung über 24.000 Euro
(netzpolitik.org, Arne Semsrott)
Die milliardenschwere EU-Grenzpolizei Frontex hat den wackeren Transparenz-Kämpferinnen und -Kämpfern von „FragDenStaat“ einen „Gebührenbescheid“ in Höhe von 24.000 Euro zukommen lassen. Es ist anscheinend die Antwort darauf, dass „FragDenStaat“ im vergangenen Jahr Frontex erfolglos auf Auskunft zu Mittelmeereinsätzen verklagt hatte. Um die Grenzpolizei zum Einlenken und Storno der Rechnung zu bewegen, wendet sich „FragDenStaat“ mit einer Petition an Öffentlichkeit und Frontex-Bürokratie. Von den angepeilten 50.000 Unterschriften fehlten heute morgen nur noch 8.000.
Weiterer Hinweis: Wer den Vorgang in einer Minute erklärt bekommen will, sollte sich auf Twitter das Video von „FragDenStaat“ anschauen. Es lohnt schon wegen des Vergleichs der Fahrzeuge in diesem Goliath-versus-David-Konflikt.

2. Wir sind hier
(zeit.de)
Als Antwort auf Deutschlands Rassismusproblem lässt „Zeit Online“ 142 Menschen zu Wort kommen, die der Hass trifft, darunter auch viele Journalistinnen und Journalisten, Autorinnen und Autoren. Jede Stimme für sich ist lesens- und hörenswert — ob laut oder leise, ob nachdenklich, erschüttert, empört oder verzweifelt.

3. Studie: Hohes Maß an rechtsextremen Einstellungen bei AfD-Wählern
(uni-leipzig.de, Susann Huster)
Die AfD ist dafür bekannt, medial besonders polarisierend und tabuverletzend aufzutreten. Im Sinne der Medienwirkungsforschung stellt sich da die Frage: Wählen AfD-Anhängerinnen und -Anhänger die Partei trotz oder wegen ihrer antidemokratischen Positionen? Oft wird diese Frage nur aus dem Gefühl heraus beantwortet, dementsprechend unterschiedlich fallen die Antworten aus. Doch nun hat die Universität Leipzig eine Studie vorgelegt, die den Wählerinnen und Wählern der AfD in allen Bereichen antidemokratischer Einstellungen deutlich höhere Zustimmungswerte attestiert als den Menschen, die andere Parteien wählen. Konkret ging es um die Bereiche Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Verschwörungsmentalität.
Weiterer Lesehinweis: Beim Deutschlandfunk schreibt Matthias Dell über Rechtsterrorismus in den Medien: „Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus sind Phänomene, die bundesdeutsche Medien seit mehr als 50 Jahren völlig überraschend immer wieder neu entdecken. Und immer wieder falsch verstehen müssen — wie sich am aktuellen ‚Spiegel‘-Cover zeigt.“
Außerdem empfehlenswert: In Kitsch und AfD — Zur Ästhetik des aktuellen Rechtsradikalismus geht es um den ehemaligen „Focus“-Redakteur und heutigen AfD-Berater Michael Klonovsky, den „zweifelhaften Meister des neuen rechten Kitsches“ (54books.de, Peter Hintz).

4. Statement der „Bild“ zur Kritik an Hanau-Berichterstattung
(ndr.de)
Man könnte herzlich lachen über das Statement von „Bild“ zur Kritik an ihrer Hanau-Berichterstattung, wenn es nicht so traurig wäre. „Bild“-Sprecher Christian Senft hat die Fragen der „Zapp“-Redaktion (NDR) äußerst ausweichend und meist gar nicht beantwortet — oder geantwortet, dass man nicht antworten wolle.
Dazu auch der „Zapp“-Beitrag: Nach Hanau: Was Medien besser machen sollten (ndr.de, Inga Mathwig, Video: 6:49 Minuten).
Weiterer Lesehinweis: Für „Bild Live“ und Co: „Bild“ beantragt Rundfunklizenz (dwdl.de, Uwe Mantel).

5. Die sprachliche Verharmlosung von Gewalt gegen Frauen in den Medien
(genderequalitymedia.org)
„Ohne Bild, Focus und Stern würde es ein Drittel weniger gewaltverharmlosende Berichterstattung geben“, so das Ergebnis einer Untersuchung von „Gender Equality Media“ („GEM“) zu Berichten über Gewalt gegen Frauen. In einem detaillierten und grafisch ansprechend aufbereiteten Artikel schlüsselt „GEM“ die Teilergebnisse auf. Die Bilanz ist gleichzeitig ein Appell: „Medien sind Teil und Lösung des Problems zugleich. Sie tragen einen Großteil zur Meinungsbildung bei und haben somit auch Verantwortung. Nur wenn Journalist*innen verantwortungsvoll und im Kontext über die systematische Gewalt gegen Frauen berichten und Gewalt als solche benennen und sie nicht verharmlosen, können sie Verbündete für ein Ende von Gewalt gegen Frauen sein.“

6. Flugzeuge, Waschfrauen und rappende Kinder …
(twitter.com, Samuel Burri, Video: 0:40 Minuten)
Das ist ganz niedlich: Samuel Burri, Afrika-Korrespondent für das Schweizer Radio und Fernsehen, setzt mehrere Male zum Sprechen an, doch immer wird er gestört — sei es von Flugzeugen, Waschfrauen oder rappenden und tanzenden Kindern.
PS: Burri konnte seinen Beitrag (Video, 2:55 Minuten) irgendwann erfolgreich beenden. Der ist dann zugegebenermaßen weniger lustig, aber dennoch sehenswert: „Jede Woche überfallen Terroristen in Burkina Faso Dörfer, sie morden und vertreiben. Nirgendwo verbreitet sich der Terror so schnell wie in der Sahelzone.“

Die Amokfahrt von Volkmarsen in den „Bild“-Medien

Vorgestern ist im hessischen Volkmarsen ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren, die sich gerade den örtlichen Karnevalsumzug angeschaut hat. Die Polizei geht davon aus, dass der 29-Jährige dies mit Absicht getan hat. 61 Menschen wurden verletzt.

Bereits kurz nach der Tat bat die Polizei in einer Pressemitteilung darum, zu den Vorkommnissen „keine ungesicherten Meldungen weiter zu verbreiten“. Diese Bitte des Polizeipräsidiums Nordhessen war noch keine Stunde online, da lief schon die erste „Bild live“-Sondersendung. Moderator Moritz Wedel hatte Elmar Schulten am Telefon, einen Fotografen aus der Nähe von Volkmarsen. Und Schulten verbreitete in der Sendung das, was das Polizeipräsidium Nordhessen wohl als „ungesicherte Meldung“ bezeichnen würde:

Natürlich haben die Leute zuerst gesagt: „Attentat! Attentat!“ Aber danach sieht es nicht aus.

Aus dieser Mutmaßung, die nur auf Schultens Bauchgefühl basierte, machte die „Bild“-Redaktion gleich eine Einblendung:

Screenshot von Bild live - Elmar Schulten vor Ort - Attentat halte ich für unwahrscheinlich

Einen Tag zuvor hatte sich „Bild“-Chef Julian Reichelt noch beschwert, dass Journalisten bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg Dinge verkündeten, „bevor es belastbare Fakten gab.“

Zum Geschehen in Volkmarsen folgten am Montag noch weitere „Bild live“-Sendungen. In einer davon wurde Reinhard Kubat zugeschaltet. Der Landrat des Kreises Waldeck-Frankenberg erzählte Moderatorin Anna von Bayern unter anderem:

Ich habe hinterher mit Angehörigen gesprochen, die mir bestätigt haben: Es machte, unvorstellbar für mich, „plopp, plopp, plopp“. Da ist der über die Menschen hinweggefahren.

Diese Aussage nutzte Bild.de in einem Artikel für eine Zwischenüberschrift, die viele Leute sehr unangemessen fanden, um es vorsichtig auszudrücken:

Screenshot Bild.de - Es machte plopp, plopp, plopp - immer wenn das Auto einen Menschen überfuhr

Zwar basiert diese Zwischenüberschrift auf dem Zitat von Landrat Kubat. Aber niemand zwingt die „Bild“-Redaktion, dieses Zitat zu übernehmen, es sich zu eigen zu machen und überfahrene Menschen akustisch zu Popcorn oder Sektflaschen herabzuwürdigen.

Später in derselben Sendung schaltete die Redaktion zu „Bild“-Reporter Markus Brekenkamp, der in Volkmarsen stand. Diese Schalte verdeutlicht eine der großen Gefahren, die von „Bild live“ ausgeht und die wir schon früher beobachtet haben: Die Redaktion berichtet alles, ohne über mögliche Folgen nachzudenken. In diesem Fall erzählte Brekenkamp von einem Einsatz des SEK, der hinter ihm gerade stattfinde:

Hier hat sich gerade die Lage ein bisschen geändert: Hier sind gerade mehrere Mannschaftswagen vom SEK eingetroffen. Der ganze Ort wird hier gerade abgesperrt. Im Hintergrund sieht man das vielleicht. Das sind Beamte mit Maschinenpistolen, die hier den Ort jetzt absperren. Was da genau hinter steckt, da können wir im Moment noch nichts sagen. Die sind gerade eingetroffen. Ja, spannend.

Moderatorin Anna von Bayern fragte nach:

Und wie viele sind das, SEK-Wagen, die da jetzt angekommen sind im Hintergrund?

Brekenkamp:

An der Stelle, an der ich stehe, sind es allein vier oder fünf Mannschaftstransporter. Ich kann jetzt auch nur diesen Bereich überschauen. Hier ist es inzwischen dunkel, es regnet. Also das werden wir gleich noch versuchen zu klären, was das jetzt für einen Grund hat.

In der darauffolgenden „Bild live“-Sendung ging es dann fast ausschließlich um den immer noch stattfindenden SEK-Einsatz. Anna von Bayern sagte:

Mittlerweile läuft auch ein SEK-Einsatz im Ort. Und wir wollen schalten zu Markus Brekenkamp, unserem Reporter dort, der uns davon mehr erzählen kann.

Brekenkamp erzählte:

Ja, hier sind vor gut einer Viertelstunde halt mehrere Fahrzeuge mit SEK-Beamten eingetroffen. Hier ist der komplette Ortskern inzwischen abgesperrt. Wir können im Moment noch nicht sagen, was hinter diesem Einsatz dahintersteckt. Wir wissen nur, dass hier im Ort erzählt wird, dass auch eine zweite Person heute Nachmittag eine Rolle gespielt haben soll, die nämlich dort vor Ort gefilmt haben soll, wie der Fahrer in diese Menschenmenge gefahren ist. Was an diesen Dingen dran ist, das ist im Moment alles noch sehr, sehr unübersichtlich. Viel mehr können wir noch nicht sagen.

Anna von Bayern wollte aber mehr wissen:

Wo befinden sich die SEK-Wagen jetzt?

Brekenkamps Antwort:

Die SEK-Wagen befinden sich hier, vielleicht kann man sie sehen im Hintergrund. Hier stehen fünf oder sechs Einsatzfahrzeuge. Die Straße ist abgesperrt. Die Beamten sind vermummt und schwer bewaffnet, lassen keinen mehr durch. Und wir wissen nicht, was genau dahintersteckt.

Das reichte von Bayern aber immer noch nicht:

Wo sind die Beamten hin, die in diesem Wagen waren?

Das konnte Markus Brekenkamp nicht so richtig beantworten:

Die stehen hier vor Ort und sperren die Straße. Die anderen sind weiter in den Ortskern gegangen. Aber dort haben wir keinen Einblick mehr.

Also ab zum nächsten Reporter. Anna von Bayern:

Wir wollen einmal schalten zu Karsten Socher, der auch in Volkmarsen ist.

Screenshot Bild live - Auto raste in Karnevalszug - Jetzt SEK-Einsatz in Volkmarsen - Drama bei Faschingsumzug

Der freie Fotograf Karsten Socher erzählte:

Also ich bin jetzt vermutlich auf der anderen Seite vom Kollegen. Wir sind gerade mit mehreren Kollegen hier durch Volkmarsen gelaufen und haben die Ecke gesucht, wo angeblich der SEK-Einsatz laufen soll. (…) Hinter mir ist die Straße abgesperrt, da stehen vermummte Polizisten. Die haben mir gerade gesagt, es läuft ein Polizeieinsatz. Aber mehr wird auch gerade nicht gesagt.

Und wieder fragte Anna von Bayern nach, wo das denn nun alles stattfindet:

Und wo läuft dieser Einsatz? Du sagtest, hinter Dir stehen diese Wagen.

Socher antwortete:

Also hinter mir stehen vier, fünf Beamte, vermummte. Ich kenne mich selber jetzt hier in Volkmarsen nicht aus. Aber das dürfte nicht so weit entfernt sein vom Rauhaus.

Dann war endlich Schluss mit dem Preisgeben von Details eines gerade laufenden Polizeieinsatzes.

Während der Sendung spielte die Redaktion immer wieder Videoaufnahmen ein, die die Ermittler am Tatfahrzeug zeigten. Eigentlich hatten Polizei und Rettungskräfte einen Sichtschutz aufgebaut. Der „Bild“-Kameramann hat sich aber offenbar einen erhöhten Punkt gesucht und über den Sichtschutz gefilmt:


(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Gestern gab es in einer weiteren „Bild live“-Sendung den nächsten Tiefpunkt:

Screenshot einer Ankündigung bei Bild.de - Bild live am Mittag - Die Themen: 10-Jährige erzählt: So erlebte ich den Anschlag auf unseren Karnevalszug

Auch wenn die Eltern der 10-Jährigen mit der Befragung ihrer Tochter einverstanden gewesen sein sollten — das bedeutet nicht, dass eine Redaktion nicht noch einmal nachdenken kann, ob man einem Kind, das einen Tag zuvor etwas Schreckliches erlebt hat, so etwas zumuten will. Das gilt auch für die vierjährige Schwester des Mädchens, die bei der Amokfahrt verletzt wurde und im Krankenhaus liegt. Von ihr zeigte Bild.de ein unverpixeltes Foto:

Screenshot Bild.de - Beim Karnevalsumzug von Autoraser überrollt - Vater von ... (4) - Ich sah mein blutendes Mädchen auf dem Boden liegen!

In der „Bild“-Zeitung von heute erklärt ein Psychologe, „welche FOLGEN“ „das Erlebte für die KINDER“ haben kann. Und er gibt Tipps, welche Maßnahmen Kindern anschließend helfen könnten. „Sie interviewen“ und „Fotos von ihnen auf der Startseite veröffentlichen“ gehören nicht dazu.

Ebenfalls in der heutigen „Bild“-Ausgabe steht, dass der Tatverdächtige kurz vor der Amokfahrt zu einer Nachbarin gesagt haben soll, dass er „bald in der Zeitung“ stehe. Diesen Wunsch erfüllen ihm die „Bild“-Medien, mit Foto, sogar auf der Titel- beziehungsweise Startseite:

Ausriss Bild-Titelseite - M. (29), polizeibekannt wegen Nötigung und Beleidigung - Er raste in den Faschings-Zug - dazu ein unverpixeltes Foto des Mannes
Screenshot Bild.de - M. (29) raste in einen Karnevals-Zug, verletzte 61 Menschen! Er brachte den Horror nach Volkmarsen

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

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Alternative Realität, Kneipenwirt, Behauptungsjournalismus

1. Gezielte Falschmeldungen über Amokfahrt
(tagesschau.de, Patrick Gensing)
Nach der Amokfahrt von Volkmarsen gab es im Internet wilde Spekulationen über die Hintergründe. Ein gerne verwandtes, zusammenfantasiertes Narrativ: Der Täter habe einen Migrationshintergrund, es habe sich um einen islamistischen Anschlag gehandelt. Selbst mit den größten Bemühungen um Aufklärung und Information dringe man manchmal nicht in die alternative Realität mancher Nutzerinnen und Nutzer vor, so Patrick Gensing: „Einige Nutzer vertrauen einer anonymen Webseite aus dem Ausland mehr als sämtlichen Polizisten und Reportern, die vor Ort arbeiten. In Kommentaren werfen sie Polizei, Regierung und Medien vor, sie würden gemeinsam agieren und Informationen zurückhalten, um die Menschen zu belügen. So wachsen Verschwörungstheorien — und geglaubt wird nur noch das, was ins eigene Weltbild passt.“

2. Zensur und Einschränkung von Journalisten
(reporter-ohne-grenzen.de)
Reporter ohne Grenzen wendet sich gegen die chinesische Zensur im Rahmen der Berichterstattung über das Coronavirus. Anfang Februar seien sogar mehrere Journalisten und politische Kommentatoren festgenommen worden. ROG-Geschäftsführer Christian Mihr: „Vollständige Transparenz und eine informierte Öffentlichkeit können verhindern, dass sich Gerüchte verbreiten und die Krise damit verschärfen. Dafür müssen Medienschaffende ungehindert recherchieren können.“

3. Wie Zuckerberg von Hass und Lügen profitiert
(faz.net, Christopher Lauer)
In seinem Gastbeitrag für die „FAZ“ stellt Christopher Lauer einen interessanten Vergleich an: „Wir müssen uns Mark Zuckerberg also als einen Wirt vorstellen, in dessen Restaurant sich Nazis, Rechtsextreme und Verschwörungsideologen treffen, andere Gäste bedrohen und beleidigen, sich im Restaurant zu Straftaten verabreden, der aber, statt sich seines Hausrechts zu bedienen und die Idioten einfach rauszuschmeißen, mehr Regulierung fordert. Ach so, wenn die Polizei in seiner Wirtschaft vorbeikommt und fragt, wer sich da denn letzte Woche bei ihm getroffen habe, gibt es dann auch immer nur die Antwort ‚Bitte schicken Sie uns ein internationales Rechtshilfeersuchen‘. Auch die Gäste, die bei ihm beleidigt und bedroht worden sind, bekommen nichts anderes zu hören.“

4. Bitte lauter!
(sueddeutsche.de, Kathrin Hollmer)
Viele TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer würden sich regelmäßig über Probleme mit der Akustik beschweren — die Dialoge seien unverständlich, die Sprache werde von Geräuschen überlagert. Kathrin Hollmer ist dem Problem nachgegangen, das viel mit Technik zu tun hat. Bei der Verbesserung des Bildes habe es in den vergangenen Jahren große Verbesserungen gegeben, nur beim Ton scheue man anscheinend Mühe und Investitionen.

5. ARD will an verlängerten „Tagesthemen“ festhalten
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster, Audio: 5:52 Minuten)
Bei ARD und ZDF gibt es Zoff: Die ARD will die „Tagesthemen“-Ausgabe am Freitag um eine Viertelstunde verlängern, was zu einer Kollision mit dem parallel im ZDF stattfindenden „Heute Journal“ führt. Bettina Köster hat mit ARD-Chefredakteur Rainald Becker über den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenkonflikt gesprochen.

6. Behauptungsjournalismus
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Thomas Knüwer beschäftigt sich mit dem „Behauptungsjournalismus“, der nach folgendem Prinzip funktioniere: „Ich spreche einer Person oder einem Ding eine Funktion oder Eigenschaft [zu], die sie nicht besitzt — und hoffe, dass die Leser doof genug sind, dies nicht zu bemerken.“ Damit es nicht bei einer bloßen Behauptung bleibt, bringt Knüwer drei Beispiele mit: einen Beitrag aus dem „Business Insider“, ein Fundstück aus dem Düsseldorfer „Express“ und einen Textauszug aus Gabor Steingarts „Morning Briefing“.

AfD vs ARD, „E-Mail ist die neue Homepage“, Weinsteins Schuld

1. Jubel und Ausladung: ARD wehrt sich gegen AfD-Vorwürfe
(uebermedien.de, Jürn Kruse)
Haben sich bei der ARD-Wahlberichterstattung tatsächlich „Kameramann und Regieassistent vor Freude in die Hose gemacht“, als die schlechte AfD-Prognose bei der Wahl in Hamburg eingeblendet wurde? Dies behaupten jedenfalls verschiedene Abgeordnete der Partei. Jürn Kruse ist für „Übermedien“ der Behauptung nachgegangen, die sich, so viel sei bereits verraten, als falsch herausstellt.
Weiterer Lesehinweis: RTL-Reporterin bejubelt Hamburg-Wahlergebnis: Darf sie das? (rnd.de, Matthias Schwarzer).

2. Geschworene sprechen Harvey Weinstein schuldig
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Ex-Filmmogul Harvey Weinstein ist von einem Geschworenengericht wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen worden. Ihm drohen nun mehrere Jahre Haft. Von einem der schwerwiegendsten aller Anklagepunkte, dem „raubtierhaften sexuellen Angriff“, wurde er jedoch freigesprochen. Bei Spiegel.de kommentiert Milena Hassenkamp: „Der Fall Weinstein belegt in mehrfacher Hinsicht, dass das amerikanische Justizsystem Frauen nicht ausreichend vor männlicher Gewalt schützt. Zunächst taten sich die Staatsanwälte in New York schwer damit, eine Anklage aufzubauen, da manche der Taten verjährt waren, Frauen nicht aussagen wollten, oder Fälle außerhalb des Bundesstaates stattgefunden hatten. Dann war es schwer, mehrere Frauen zu finden, deren Geschichten ausreichend glaubwürdig waren — und am Ende scheiterte das entscheidende Urteil genau daran.“

3. Kostenlose Stockfotos finden – gute Quellen und Tipps
(netzpiloten.de, Moritz Stoll)
Wer einen Blog oder eine Internetseite betreibt oder auf Social Media engagiert ist, weiß um die Wichtigkeit von professionellen Bildern zur Hervorhebung und Illustration der Beiträge. Doch woher nehmen und nicht stehlen? Moritz Stoll führt einige Quellen für lizenzfreie Fotos auf und gibt Tipps zu Einsatz und Verwendung.

4. „E-Mail ist die neue Homepage“ – über bessere Newsletter
(dirkvongehlen.de)
Die schon oft totgesagte E-Mail erlebt eine Renaissance sondergleichen und zwar in der Gestalt des per Mail versandten Newsletters. Dirk von Gehlen geht dem Phänomen nach und widmet sich auf briefingbriefing.de aus journalistischer Perspektive der Frage, wie man erfolgreiche Newsletter erstellt.

5. Was Sie jetzt über den Fall Julian Assange wissen sollten
(zeit.de, Meike Laaff)
Meike Laaff beantwortet in einem kompakten, aber gründlichen und mit vielen Quellen und Lesehinweisen gespickten FAQ die wichtigsten Fragen zum Fall Julian Assange: Was genau wird dem Wikileaks-Gründer vorgeworfen? Welche Strafe droht ihm? Warum könnte die Sache zum Präzedenzfall für die Pressefreiheit werden?

6. Stefan Brink meint es ernst mit dem Datenschutz
(netzpolitik.org, Lucia Parbel)
Viele Behörden nutzen Soziale Netzwerke, um Bürger und Bürgerinnen zu informieren. Sie sind Teil der behördlichen Öffentlichkeitsarbeit. Auch Stefan Brink, der Landesdatenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg, tat dies über einen Twitter-Account, den er jedoch mittlerweile gelöscht habe. Eine weitere Nutzung sei mit der seit 2017 geltenden Richtlinie für die behördliche Nutzung von Social Media nicht vereinbar. Im Gespräch mit Netzpolitik.org rät Brink allen Behörden, es ihm gleich zu tun und ihre Social-Media-Praxis hinsichtlich Transparenz und Datenschutz zu überprüfen: „Für Behörden dürfte es eigentlich nicht überraschend sein, dass man sich an bestimmte Regeln hält, aber offensichtlich müssen viele das neu lernen.“

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„Bild“-Chef erfindet 170.000 AfD-Wähler in Hamburg

Gestern Abend twitterte Julian Reichelt zur Bürgerschaftswahl in Hamburg:

Screenshot eines Tweets von Julian Reichelt - Nicht das Wahlergebnis ist der Triumph für die AfD. Sondern all die Journalisten, Aktivisten, Politiker, die ihre Niederlage verkündet haben, bevor es belastbare Fakten gab. Das festigt die Opferrolle, und heute Abend haben sehr viele dazu beigetragen, die auf der richtigen Seite stehen wollen. Journalisten haben verkündet und bejubelt, was sie gern hätten, nicht, was ist. Leichter kann man es der AfD nicht machen. Die bittere Wahrheit: Die AfD hat im Saldo trotz Hanau keinen einzigen Wähler in Hamburg verloren.

Nun ist Julian Reichelt nicht nur Medienethiker bei Twitter, sondern nebenberuflich auch noch „Bild“-Chefredakteur. Und damit verantwortlich für eine solche Überschrift, die gestern Abend im E-Paper der „Bild“-Zeitung erschienen war:

Ausriss Bild-Zeitung - Wahl in Hamburg - SPD-Triumph, Mega-Pleite für AfD

Im Artikel stand:

Die im weltoffenen Hamburg ohnehin schwache AfD beendete gestern die jahrelange Serie von Wahlsiegen.

Dazu zeigte die Redaktion die „erste Hochrechnung, Stand: 19:10“, laut der die AfD es nicht in die Bürgerschaft geschafft hatte:

Ausriss Bild-Zeitung - Erste Hochrechnung von 19:10 Uhr, laut der die AfD bei 4,7 Prozent liegt

Oder um es mit den Worten von Julian Reichelt zu sagen: Die „Bild“-Redaktion verkündete die Niederlage der AfD, „BEVOR es belastbare Fakten gab.“ Erst nachträglich änderte sie ihre Überschrift in: „SPD-ERFOLG, DEBAKEL FÜR DIE CDU“. Im Artikel tauschte sie den oben zitierten Satz aus — dort steht inzwischen: „Die im weltoffenen Hamburg ohnehin schwache AfD musste gestern zittern.“ Und die Grafik zeigt nun das „vorläufige amtliche Ergebnis“, in dem die AfD bei 5,3 Prozent liegt — und damit in der Bürgerschaft ist.

Wie stark Selbstblindheit und/oder Selbstgerechtigkeit bei Julian Reichelt ausgeprägt sind, zeigt auch ein Blick wenige Tage zurück: Nur ein paar Stunden nach den ersten Meldungen über die Schüsse in Hanau, hatten die Reporter, die in der „Bild live“-Sondersendung auftraten, keinerlei „belastbare Fakten“, mutmaßten aber schon mal, dass „Russen“ hinter den Schüssen stecken, und dass das „Drogenmilieu“ auch eine Rolle spielen dürfte.

Seinem Plädoyer für abwartenden Journalismus fügte der „Bild“-Chef noch ein paar Screenshots hinzu. Und er veröffentlichte einen „Nachtrag“:

Screenshot eines Tweets von Julian Reichelt - Nachtrag: Die ARD-Darstellung der Wanderung ist nicht ganz präzise. Es haben trotz Hanau nur noch 211000 Hamburger AfD gewählt, nicht mehr 214000.

Damit beweist Julian Reichelt einmal mehr seine Inkompetenz: Bei 831.715 Menschen, die in Hamburg gewählt haben, wäre es eine mathematische Überraschung, wenn die AfD nur 5,3 Prozent erreicht, sollten wirklich „211.000 Hamburger AfD gewählt“ haben. Man braucht keinen Taschenrechner, um zu erkennen, dass das nicht passt.

Tatsächlich waren es rund 170.000 Wählerinnen und Wähler weniger: „Zeit Online“ schreibt von „42.000 Menschen“, die die AfD bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2020 wählten, laut „Hamburger Morgenpost“ waren es „rund 44.000 Hamburger“. Jeder von ihnen konnte bis zu fünf Stimmen auf der Landesliste frei vergeben. So kommt die deutlich höhere Anzahl an Stimmen für die AfD zustande: 211.327.

Der Chef der größten deutschen Tageszeitung ist nicht in der Lage, Wählerinnen/Wähler und abgegebene Stimmen auseinanderzuhalten.

Mit Dank an @onlinebuerger und @ronin_sam für die Hinweise!

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Fremdenfeindlich vs. rassistisch, Bunte Lügen-Tweets, Subventionen

1. Zum Begriff Fremdenfeindlichkeit
(blog.tagesschau.de, Marcus Bornheim)
Nach der Tat von Hanau wurde viel über die Verwendung der Begriffe „fremdenfeindlich“ und „rassistisch“ diskutiert. ARD-aktuell-Chefredakteur Marcus Bornheim stellt dazu fest: „Zum Teil war es und ist es so, dass fremdenfeindlich auch als vermeintliches Synonym für rassistisch verwendet wurde und wird. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn der Begriff rassistisch als zu stark empfunden wird. Rassistische Taten sollten aber auch so benannt werden. Die unglaubliche Tat von Hanau war rassistisch. Punkt.“
Weiterer Lesehinweis: Auf Twitter äußert sich dpa-Nachrichtenchef Froben Homburger zur Sprachregelung, die man bei der Agentur gefunden habe.

2. Links: @Bild-Chef @jreichelt beschwert sich über Journalisten, die verfrüht die Niederlage der AfD verkündet haben. Rechts: …
(twitter.com, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier stellt auf Twitter zwei in ihrer Aussage höchst konträre Screenshots von „Bild“ und „Bild“-Chef nebeneinander. Dabei geht es um das Abschneiden der AfD bei der gestrigen Bürgerschaftswahl in Hamburg. Niggemeier resümiert: „Es ist der ganz normale, alltägliche Realitätsverlust, die Selbstblindheit und der Fanatismus des Bild-Chefredakteurs.“

3. SPIEGEL schafft Ombudsstelle
(spiegel.de)
Mehr als ein Jahr nach dem Fall Relotius hat der „Spiegel“ eine sogenannte Ombudsstelle eingerichtet. Es handelt sich um ein aus drei Personen bestehendes Gremium, das „Hinweise auf Unregelmäßigkeiten in der Berichterstattung entgegennimmt und diesen nachgeht“. Auch der anonyme Meldeweg über die Adresse eines externen Rechtsanwalts sei möglich.

4. Twitter will Tweets mit Lügen farblich kennzeichnen
(golem.de, Tobias Költzsch)
Nach Angaben von NBC News testet Twitter ein System zur farblichen Kennzeichnung von Falschbehauptungen und Lügen. Dies könnte in Hinblick auf die kommenden US-Präsidentschaftswahlen im November interessant werden, bei denen mit einem erhöhtem Aufkommen von Unwahrheiten zu rechnen ist.

5. Subventionen für Print
(taz.de, Daniel Bouhs)
Daniel Bouhs berichtet von den widersprüchlichen Positionen der Zeitungsbranche zu staatlichen Subventionen. 40 Millionen Euro wolle die Bundesregierung im nächsten Haushalt zur Verfügung zu stellen — für die einen die Bedrohung verlegerischer Unabhängigkeit, für die anderen die längst fällige, jedoch aus ihrer Sicht viel zu niedrige Unterstützung.

6. So hemmungslos verbreiten Neonazis rechtsextreme Musik auf Telegram
(vice.com, Muriel Kalisch & Sebastian Meineck)
„Wenn Neonazis keinen Bock auf Stress haben, gehen sie zu Telegram.“ Muriel Kalisch und Sebastian Meineck haben sich die WhatsApp-Alternative angeschaut, die sich zu einer der wichtigsten Plattformen für Rechtsextreme entwickelt habe: „Mindestens 57 Gruppen und Channels von rechtsextremen Bands lassen sich in der Chat-App finden. Hier machen sie, was sie auf vielen Plattformen sonst nicht mehr dürfen: Sie teilen verbotene Musik, informieren über Konzerte, verkaufen CDs und T-Shirts.“
Weiterer Lesehinweis: Gesucht: Influencer*in, jung rechts (correctiv.org, Alice Echtermann): „Mit großem Aufwand bauen Neue Rechte ein Netzwerk von Medien und Influencern auf, in dem oft Desinformation verbreitet wird. Junge Youtuber wie Niklas Lotz mit seinem Kanal ‚Neverforgetniki‘ oder Naomi Seibt profitieren davon.“

Reichelt und Ronzheimer: „Bild“ hat auch was richtig gemacht

„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt und seinen Stellvertreter Paul Ronzheimer muss man sich vorstellen wie zwei Typen, die vor der brennenden Hütte stehen, den Benzinkanister und das Feuerzeug noch in der Hand, und die später auf dem Polizeirevier groß rumtönen, dass sie fürs Löschen ja ihre zwei Flaschen Bier zur Verfügung gestellt haben.

Nachdem es in den Sozialen Medien deutliche Kritik an der „Bild live“-Sendung zu den rassistischen Morden in Hanau gab, antworteten Reichelt und Ronzheimer nicht etwa mit Einsicht, dass das alles ziemlich schlecht war, oder mit Verständnis dafür, dass das wilde Spekulieren und das Verbreiten von falschen Gerüchten vielen nicht passte. Stattdessen:

Screenshot eines Tweets von Bild-Chefredakteur Julian Reichelt - Frage von Twitter-User Shai: Was haben Sie für ein Verständnis  von Journalismus, Herr Reichelt? Das hier ist ein Armutszeugnis für ihre Bild-Berichterstattung und in Zeiten von Fake News brandgefährlich und verantwortungslos - Antwort Reichelt: Lieber Shai, dass der Täter rechtsextreme Motive hatte, war Stunden vor allen anderen eine exklusive Meldung bei Bild.

Screenshot eines Tweets des stellvertretenden Bild-Chefredakteurs Paul Ronzheimer - Bild war das erste Medium, das über den rechtsradikalen Hintergrund berichtet hat heute morgen.

Was soll das für ein Argument sein?

„Hier, schaut mal, ihr habt da richtig Mist gebaut.“
„Jaha, aber wir haben auch was richtig gemacht.“

Gleicht im „Bild“-Kosmos eine zutreffende Information die ganzen falschen Behauptungen von vorher aus? Denken Reichelt und Ronzheimer, dass die Gerüchte, die in der „Bild live“-Sendung verbreitet wurden, damit aus der Welt sind? Glauben sie wirklich, dass sie mit ihrer „exklusiven Meldung bei BILD“ all jene erreichen, denen die „Bild“-Reporter zuvor noch erzählt haben, dass „Russen“ hinter den Morden stecken dürften, oder dass das alles was mit dem „Drogenmilieu“ oder „Schutzgeldzahlungen“ zu tun haben könnte?

Oder sind das einfach nur billige Ausreden, um nicht um Entschuldigung bitten zu müssen? Wir haben schon häufiger darauf verwiesen und wollen es heute wieder tun: Julian Reichelt ist der Mann, der über sich selbst sagt:

Es fällt mir grundsätzlich leicht, mich zu entschuldigen, wenn wir Fehler gemacht haben.

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BILDblog-Klassiker

In der Gaga-Bäckerei der EU

Mensch, diese EU schon wieder.

Schon wieder eine Gaga-Verordnung aus der EU!

(„Bild“)

Ist das Gaga? Nein: EU!

(rtl.de)

Neuer EU-Wahnsinn: Bald kommt das Kuchen-Gesetz

(„Focus Online“)

Das „Kuchen-Gesetz“, über das sich die Journalisten so aufregen, ist die neue Lebensmittelverordnung, die ab dem 13. Dezember greifen soll. Und warum die so gaga ist, erklärt „Bild“ auf der heutigen Titelseite so:

Schon wieder eine Gaga-Verordnung aus der EU, die vor allem Eltern richtig nerven wird!

Ab 13. Dezember gilt die neue Lebensmittelverordnung, wonach künftig auch bei lose angebotenen Lebensmitteln (Kuchen, Schnittchen, Salate) alle Inhaltsstoffe aufgeführt werden müssen. Heißt im Klartext: Wer z. B. Einen Kuchen für einen Basar oder ein Fest im Kindergarten oder in der Schule backt, muss künftig eine exakte Zutatenliste mitliefern.

Das wäre tatsächlich ziemlich bescheuert — wenn es denn stimmte. Tut es aber nicht.

Die EU-Kommission erklärte heute bei Facebook:

Das ist – mal wieder – Quatsch. Neue Regeln zur Kennzeichnung von Lebensmitteln gibt es zwar ab Dezember – aber die gelten explizit nur für Unternehmen, und eben NICHT für Privatpersonen oder z.B. den Kuchenverkauf bei Wohltätigkeitsveranstaltungen.

Auch die SPD-Europaabgeordnete Susanne Melior stellt klar:

„Eltern können natürlich weiterhin in Kindergärten und Schulen selbstgemachtes Essen zu den Geburtstagsfeiern, Frühlingsfesten und Weihnachtsbasaren mitbringen. Keine Kaffeerunde in Seniorenheimen ist gefährdet. Wer gelegentlich privat oder ehrenamtlich Essen spendet, fällt nicht unter die Kennzeichnungspflicht der neuen Lebensmittelverordnung.“

Und wer es jetzt immer noch nicht glaubt: Hier (S. 2, Punkt 15) steht es schwarz auf weiß:

Das Unionsrecht sollte nur für Unternehmen gelten, wobei der Unternehmensbegriff eine gewisse Kontinuität der Aktivitäten und einen gewissen Organisationsgrad voraussetzt. Tätigkeiten wie der gelegentliche Umgang mit Lebensmitteln und deren Lieferung, das Servieren von Mahlzeiten und der Verkauf von Lebensmitteln durch Privatpersonen z. B. bei Wohltätigkeitsveranstaltungen oder auf Märkten und Zusammenkünften auf lokaler Ebene sollten nicht in den Anwendungsbereich dieser Verordnung fallen.

Das hätte auch der (anonyme) Verfasser des „Bild“-Artikels wissen können, und dafür hätte er nicht mal in das Dokument schauen müssen. Denn schon vor einer Woche gab das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Haase Entwarnung. Im „Westfalenblatt“ sagte Haase:

„Ich habe mir dazu vom Bundeslandwirtschaftsministerium bestätigen lassen, dass ‚private‘ Veranstaltungen, darunter auch Feuerwehrfeste oder das Seniorencafé, von der Kennzeichnungspflicht ausgenommen sind“

Und sogar „Bild“ selbst hat gestern online berichtet, dass die Verordnung „nicht für Speisenzubereitungen durch Privatleute“ gilt, die Kitas also weiter „krümeln dürfen“.

Im Streit um die „Kuchen-Verordnung“ der EU hat sich jetzt die Vernunft durchgesetzt…

In der Redaktion von „Bild“ natürlich nicht.

Mit Dank an Moritz D.

Für Sie geklickt (2)

Für die kniffligen Fragen des Lebens gibt es bei Bild.de das Ressort „Mystery“. Seit Jahren werden dort die spannendsten aller Geschichten erzählt, nahezu jede Schlagzeile der absolute Oberwahnsinn.

Wie? Kennen Sie gar nicht?

Macht nichts. Denn wir haben erneut unsere Task-Force losgeschickt. Wir klicken für Sie. Damit Sie Lebenszeit und Gehirnzellen sparen — und trotzdem immer auf dem neuesten Stand bleiben!

Heute: das Mystery-Ressort von Bild.de.

***

Hat die NASA hier einen Alien entdeckt?
Zeigt diese Aufnahme einen Außerirdischen?
Versteckt sich in der Mona Lisa ein Alien?
Beweist diese Sternenkarte, dass Aliens existieren?
Ist das eine fliegende Untertasse?
Fliegt hier ein Ufo vorbei?
Fliegt hier ein Ufo am Vulkan vorbei?
FLiegt hier ein Ufo an einem Asteroiden vorbei?
FLiegt hier ein UFO neben der ISS?
Parkt hier ein UFO neben dem Merkur?
Haben hier die Aliens das Licht angeknipst?
Besuchen Aliens die Erde als Touristen?
Filmt ein Ami hier ein Ufo?
Sehen wir hier ein Alien?
Ist das ein Alien?
Beamt hier ein Ufo Aliens auf die Erde?
Wurde in Guatemala ein Schweine-Alien geboren?
Ist das hier ein Amazonas-Alien?
Inka-Alien in Peru entdeckt?
Wurde die Cheops-Pyramide von Aliens erbaut?
Umkreist ein Alien-Satellit die Erde seit 13000 Jahren?
Verhandelte US-Präsident Eisenhower mit Aliens?
Traf Neil Armstrong auf Aliens?
Hat schon Gagarin Aliens gesehen?
Hat Goethe ein Raumschiff gesehen?
Sah ein biblischer Prophet ein Ufo?
Rast hier ein Ufo mit 6500 km/h über Chile?
Kreisen hier Aliens über Kanada?
Ufo über England gesichtet?
Schwebt hier ein UFO über dem Jerusalemer Tempelberg?
Ufos über New York?
Tanzen Ufos über Honolulu?
Fliegen hier etwa Ufos über Krefeld?
Tarnt sich hier ein UFO über Melbourne?
FLiegen hier Ufos über Danzig?
Ufos über Hamburgs Norden?
Außerirdischer Besuch? Ufo über dem Vatikan gefilmt
Fliegende Pyramide über dem Kreml gefilmt?
Grüßen Aliens am Brandenburger Tor?
Ist in der Ostsee ein Ufo gelandet?
Alien in Australien gefilmt?
Gibt es eine Ufo-Basis auf dem Mond?
Haben Außerirdische Apollo 17 beobachtet?
Zeigt Google Maps einen UFO-Abdruck im ewigen Eis?
Überholt hier ein Ufo ein Ryanair-Flugzeug?
Beobachten Aliens die ISS?
Wurde hier ein Alien beigesetzt?
Hat dieser Junge ein Ufo fotografiert?
Explodiert hier ein UFO?
Gibt es auf der Insel eine geheime UFO-Basis?
Fliegt hier ein Alien-Mutterschiff?
Fliegt hier eine Ufo-Armada durch die Nacht?
Ist diese Münze der Beweis für einen Alien-Besuch?
Aliens bei der Obama-Vereidigung?
Gucken Aliens hier Olympia?
Ist das etwa der Fingerabdruck eines Aliens?
Alien-Baby in Tierfalle gefangen? Es lebte noch
Flugscheibe auf dem Merkur gefunden?
Riesiges Alien-Raumschiff auf dem Mond entdeckt?
Mond-Station für Alien-Raumschiffe entdeckt?
Jagt hier ein Kampfjet ein echtes Ufo?
Zeigt dieses Video ein echtes Alien?
Mega-Experiment im All - haben Aliens die Venus versetzt?
Raumsonde Voyager von Aliens entführt?
Wird hier ein Alien angebetet?
War es die Rache der Aliens?
Zeigt dieses Video Aliens im Anflug?
Beweis für Alien-Besuch auf der Erde entdeckt?
Alien-Stadt auf dem Mars entdeckt?
Wachsen da etwa Bäume auf dem Mars?
Versteckt sich hier eine Alien-Krabbe auf dem Markt?
Ist das ein Denkmal auf dem Mars?
Ist das ein Schädel auf dem Mars?
Ghandi-Gesicht auf dem Mars?
Steht hier ein Kreuz auf dem Mars?
Liegt da ein abgehacktes Bein auf dem Mars?
Überwachen uns Aliens mit Funk-Implantaten?
Läuft hier ein Alien durchs Fernsehbild?
Beamt hier ein Ufo eine Kuh in die Luft?
Suchen die Außerirdischen nach dem toten Baby-Alien?
Haben Außerirdische den Windrad-Flügel geklaut?
Verschweigt China den Ufo-Beweis?
Hat sich hier ein Alien-Geist auf das Sefie geschmuggelt?
Beobachten Aliens die ISS?
Kriegt Nessie hier gerade Besuch von Außerirdischen?
Zeigten Kornkreise Hitlers Bombern den Weg?
Haben die noch alle fliegende Untertassen im Schrank?

Vielleicht ja, vielleicht nein. Wahrscheinlich nein. Aber wer weiß?

***

Bitte. Gern geschehen.

Bekennerschreiben, Wissenschaftsbashing, Netzwerkdurchsetzungsneusprech

1. dpa-Eilmeldung: Das Problem mit Indymedia als Quelle
(flurfunk-dresden.de, Andreas Szabo)
Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund tauchte im linken Szene-Portal „Linksunten Indymedia“ ein angebliches „Bekennerschreiben“ auf, das von der Nachrichtenagentur „dpa“ aufgegriffen wurde. Andreas Szabo von „Radio Dresden“ hält das für problematisch: „Einen irgendwo ins Internet geschriebenen Text (mit kurzer Nachfrage bei Polizei) allerdings als Quelle für eine Eilmeldung zu nutzen, die bundesweit für viel Aufsehen sorgt und den Ermittlungsbehörden noch mehr Arbeit beschert, ist fahrlässig. Zu jedem Journalismus-Seminar gehört in den ersten Stunden der Grundsatz: 2-Quellen-Prinzip.“

2. Jeder Beitrag könnte der letzte sein
(correctiv.org, Marta Orosz)
In der Türkei wurden mehr als 140 Journalisten inhaftiert mit der Begründung, sie hätten angeblich terroristische Gruppen unterstützt. Trotz dieser massiven Einschüchterung gibt es Journalisten, die auch weiterhin kritisch aus dem Land berichten. Eine dieser mutigen Personen ist Zübeyde Sarı, die für „#ÖZGÜRÜZ“ arbeitet, das türkisch-deutsche Onlinemedium von Can Dündar und Correctiv.

3. Flüchtlinge als Quotenbringer
(taz.de, Bettina Figl)
Letzte Woche fand im italienischen Perugia das 11. Internationale Journalismusfestival statt. Ein Schwerpunkt war der Umgang europäischer Medien mit dem Thema Flucht. Bettina Figl hat für die „taz“ einige Panels besucht und berichtet von ihren Eindrücken und Erkenntnissen.

4. kontertext: Wissenschaftsbashing
(infosperber.ch, Ariane Tanner)
Die Historikerin Ariane Tanner erklärt, mit welchen Techniken gearbeitet wird, um wissenschaftliche Tatsachen oder längst Erwiesenes in Zweifel zu ziehen. Sie geht dazu in die 1950er Jahre zurück. In dieser Zeit hatte sich ein Zirkel interessierter Personen zusammengeschlossen, um den bereits bekannten Zusammenhang zwischen Rauchen und Gesundheitsschäden zugunsten der Tabakbranche zu verschleiern. Aber auch in der Jetztzeit wird gegen unangenehme Wahrheiten agitiert wie das Thema Klimawandel beweist. Tanner beschreibt die „Strategie des Anzweifelns“ und wie das Medienphänomen „false balance“ entsteht.

5. Facebook will Fake-Accounts schließen
(zeit.de)
Facebook kommt nicht umhin, sich dem Thema Fake News zu widmen und hat dazu eine Anzeigenkampagne gestartet. Eine Facebook-Managerin hat im Blog angekündigt, man wolle nicht nur gegen Falschmeldungen vorgehen, sondern auch verdächtige Nutzerkonten (Fake Accounts) löschen. In Frankreich sei das soziale Netzwerk so bereits bei 30.000 Fake-Konten vorgegangen.

6. Netzwerkdurchsetzungsgesetz
(neusprech.org, Martin Haase)
Martin Haase denkt über den Begriff „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ nach und kommt zum Schluss: „Wenn aber schon die Bezeichnung eines Gesetzes Murks ist, dann gilt das oft auch für den Inhalt. Das N. ist ein Beleg für diese Theorie.“

Sittenverfall, Quotentest, Falschmeldung

1. Ware Leben
(sueddeutsche.de, Rainer Erlinger)
Reality-TV galt einmal als menschenverachtend, so Rainer Erlinger auf sueddeutsche.de, doch dies sei lange her. Erlinger fragt sich, wo die Empörung geblieben sei und mutmaßt: „Vielleicht ist es so: Nicht die Sitten im Sinne der moralischen Maßstäbe sind verfallen, sondern die Sitten im Sinne des Üblichen.“

2. Meldung über angebliches Geschwister-Ehepaar vermutlich falsch
(spiegel.de)
Ein Ehepaar in Mississippi hat angeblich zufällig festgestellt, dass es ein Zwillingspaar war. Das zumindest berichtete „Spiegel Online“. Nun stellt sich heraus, dass die Geschichte offenbar frei erfunden war. „Spiegel Online“ entschuldigt sich für die peinliche Sache, die einen an der vielgerühmten Spiegel-Recherche zweifeln lässt, macht den Vorgang aber immerhin transparent

3. Quotentest im Ersten: Weniger „Tagesschau“ für mehr „Brisant“
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Das Erste ist mit seinen Nachmittagsquoten nicht zufrieden. Mit der „Mutlosigkeit der Verzweiflung“, wie Stefan Niggemeier es ausdrückt, hat Programmdirektor Volker Herres darum in den vergangenen Wochen etwas anderes probiert: Er hat die „Tagesschau“ gekürzt und die gewonnenen Minuten dem Boulevard zugeschlagen. Die zweifelhafte Programmänderung hat quotentechnisch nichts gebracht. Morgen kehrt man zum gewohnten Programmschema zurück.

4. „CrossCheck“: Die Anti-Fake-News-Koalition
(ndr.de, Daniel Schmidthäussler, Video, 5:50 Minuten)
In Frankreich haben sich mehr als 30 französische Medien unter dem Label „CrossCheck“ zusammengeschlossen. Das Ziel: Gemeinsam will man gegen Fake News vorgehen. Daniel Schmidthäussler hat für „Zapp“ mit dem Projektmanager und weiteren „CrossCheck“-Beteiligten gesprochen.

5. Wie ich einmal versuchte, eine Zeitung zu abonnieren
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Medienprofi Christian Jakubetz hat sich neulich im Supermarkt zu einem Abo der örtlichen Lokalzeitung überreden lassen. Sechs Wochen hat er das Abo nun schon. Sechs Wochen, in denen ausgiebig Zeit war, sich über die mangelnde Professionalität des Blatts zu ärgern: „Viermal ist die Zeitung seitdem nicht zugestellt worden, davon an zwei Wochenenden, was ja irgendwie besonders ärgerlich ist. Viermal habe ich online eine „Zustellreklamation“ geschickt. Viermal habe ich eine Antwort bekommen, die mich an allem zweifeln lässt. Insbesondere an der technischen Kompetenz des Hauses und ein kleines bisschen auch daran, ob jemand dort schon mal was von Kundenfreundlichkeit gehört hat: eine leere Mail, in der im Betreff „Zustellreklamation“ steht und sonst nix. Keine Anrede, kein Text, kein gar nix.“ Doch Jakubetz belässt es nicht bei der Klage, sondern gibt den bedrohten Zeitungsmachern konkrete Tipps zum Überleben.

6. Dad Photoshops Daughter In Dangerous Situations to Scare Grandma
(sadanduseless.com)
Stephen Crowley photoshoppt seine kleine Tochter in gefährliche Szenerien. Um mit den Fakefotos die besorgte Großmutter in Angst und Schrecken zu versetzen, wie er sagt.

Vercheckt

Es ist super, dass immer mehr Redaktionen und Organisationen und Gruppen und Einzelpersonen Fakten checken — egal, ob sie Schlagzeilen in Zeitungen, Behauptungen auf Websites oder Aussagen von Politikern überprüfen. Wenn beim Faktenchecken aber die Fakten nur einseitig betrachtet werden, bringt auch diese Zunahme an Faktencheckern nicht viel.

Am vergangenen Freitag hat „Correctiv“ ein Interview des FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner überprüft, genauer: eine Aussage Lindners zur Einbruchskriminalität.

„Richtig oder falsch?“ Das „Correctiv“-Urteil ist ziemlich eindeutig:

(Was wohl für fünf Pinocchio-Nasenlängen notwendig ist? Eine Aussage, die „Besonders komplett falsch“ ist?)

Doch so richtig richtig ist auch die Aussage von „Correctiv“ nicht. Christian Lindner hat mit seiner Behauptung Recht und Unrecht — je nachdem, auf welchen Zeitraum man sie bezieht.

Der FDP-Vorsitzende selbst gab keinen Zeitraum an, als er vergangene Woche in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung („Bild-plus“-Artikel) über die Einbruchskriminalität in Nordrhein-Westfalen sprach:

Leben die Menschen in NRW weniger sicher als in anderen Bundesländern?

Lindner: „Ganz offensichtlich. Die Einbruchskriminalität ist massiv gestiegen, die Aufklärungsquote aber stagniert. Die Sicherheit der Menschen leidet darunter, dass wir einen Innenminister haben, der überwiegend damit beschäftigt ist, sich selbst zu verteidigen, statt die Sicherheit und das Eigentum der Bürger. Herr Jäger ist die Verkörperung des Misstrauensvotums der Menschen in unseren Rechtsstaat.“

„Correctiv“ schreibt dazu:

Doch das ist nicht richtig. Anfang März stellte NRW-Innenminister Ralf Jäger die Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 vor — und freute sich über den „deutlichen Rückgang“ bei den Wohnungseinbrüchen. Die Zahl der Wohnungseinbrüche ging im vergangenen Jahr um 15,7 Prozent zurück. Von gut 62.000 Fällen in 2015 auf gut 52.000 Fälle in 2016. So steht es in einer Pressemitteilung des Innenministeriums in NRW.

Das mit dem Rückgang stimmt zwar, wie man in der „Polizeilichen Kriminalstatistik für NRW 2016“ (PDF, S. 116) nachlesen kann. Die dortige Statistik zeigt aber auch, dass die Zahl der Einbrüche in NRW in der Vergangenheit, mit Ausnahme von 2014, jedes Jahr zugenommen hat:


(Draufklicken für größere Version.)

Schaut man noch ein Stück weiter zurück („Polizeiliche Kriminalstatistik — Kriminalitätsentwicklung in Nordrhein-Westfalen 2011“, PDF, S. 53), sieht man, dass die Fallzahlen Anfang des Jahrtausends höher waren als 2007, aber auch nicht so hoch wie heute:


(Draufklicken für größere Version.)

Nun wird es Christian Lindner bei seiner Aussage womöglich nicht um den Zeitraum seit 2002 gegangen sein. Für eine Beurteilung seiner Behauptung hätte man aber zum Beispiel gut die Zahlen seit 2010 nehmen können. Seitdem regiert Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in Nordrhein-Westfalen. Und seitdem ist auch der von Lindner kritisierte Innenminister Ralf Jäger im Amt. Aktuell ist Wahlkampf in NRW. Lindner wird es also vermutlich um die Leistung der rot-grünen Regierung gegangen sein. Seit der Amtsübernahme durch SPD und Grüne ist die Anzahl der Einbrüche um 17,44 Prozent gestiegen.

„Correctiv“ vergleicht stattdessen die aktuellste Fallzahl mit der aus dem Vorjahr. An anderer Stelle gibt es auch noch einen Vergleich mit der Fallzahl von vor fünf Jahren („Zwischen 2012 und 2016 ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in NRW um 2,9 Prozent gesunken“).

Nicht falsch verstehen: Wir sind nicht der Meinung, dass man Christian Lindners Aussage nur auf dem einen Weg überprüfen kann. Man kann es auch so machen, wie „Correctiv“ es gemacht hat. Aber bevor man zum eindeutigen Faktencheck-Urteil „Komplett falsch“ kommt, sollte man seinen Lesern vielleicht doch klarmachen, dass die Auswahl, die man getroffen hat, eben nur eine Auswahl abbildet. Und dass bei diesem Vorgehen immer die Gefahr besteht, eine Statistik nur einseitig zu betrachten.

Dass ein differenzierterer Faktencheck nicht schlecht gewesen wäre, zeigt ein Blick in die Kommentare auf der Facebook-Seite von „Correctiv“. Ein User schreibt dort:

Christian Lindner auf dem Niveau von AfD, Donald Trump und vielen anderen sogenannten Politikern. Fake News sind gruseligerweise auf dem Vormarsch. Aufklärung ist so wichtig.

Das mit der Aufklärung finden wir auch. In diesem Fall aber ganz anders.

Mit Dank an @schizzlmizzl für den Hinweis!

Nachtrag, 25. April: Auch zu unserem Faktencheck-Faktencheck gibt es den einen oder anderen Faktencheck (ehrlich, wir wollten mit diesem Blogpost keine endlose Faktencheck-Spirale in Gang setzen): Bei „reddit“ schreibt der User rEvolutionTU, dass wir das Jahr 2010 nicht mit in die Rechnung hätten nehmen dürfen, weil Rot/Grün da erst ab Juli regiert hat.

Ein weiterer Kritikpunkt kommt vom SPD-Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber, der seinen Wahlkreis in Bonn hat:

Die Anmerkungen bei „reddit“ beziehungsweise die von Ulrich Kelber zeigen unserer Meinung nach, dass der Grundgedanke unserer Kritik am „Correctiv“-Faktencheck der richtige war: Man kann bei der Auswertung einer Statistik nicht einfach einen Zeitraum rauspicken und dann sagen: „So ist es — und nicht anders“ (beziehungsweise „Komplett falsch“). Daher bleiben wir bei unserer Kritik, sehen aber auch, dass man unserem Faktencheck noch einige Fakten hinzufügen kann.