Der verlorene Kontext zur verlorenen Ehre der Katharina Blum

“Bild” war kürzlich im bayerischen Ort Rottenburg an der Laaber. Dort hat Helmut Aiwanger, der ältere Bruder von Bayerns stellvertretendem Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger, sein Waffengeschäft. Helmut Aiwanger sagte vor wenigen Tagen, er sei der Verfasser eines antisemitischen Flugblatts aus Schulzeiten, nachdem die Urheberschaft erst seinem Bruder zugeschrieben wurde.

Es fährt also ein “Bild”-Reporter nach Rottenburg an der Laaber:

BILD zu Besuch bei Hubert Aiwangers elf Monate älterem Bruder Helmut!

Wobei “zu Besuch” nun nicht so ganz passt, denn viel kommt von Helmut Aiwanger nicht:

Als der BILD-Reporter ihn anspricht, sagt er nur: “Passt schon” – bayerisch für: “Kein Interesse, Tschüss!”

Dafür entdeckt der “Bild”-Reporter am Fenster des Geschäfts mehrere Zettel “mit eindeutigen Botschaften”:

“Buchempfehlung: Heinrich Böll, 1974: Die verlorene Ehre der Katharina Blum” steht da an seiner Scheibe. Soll heißen: Die Aiwangers seien – wie die Heldin des genannten Romans – ohne eigenes Zutun unschuldige Opfer der Sensationsgier der Presse.

“Opfer der Sensationsgier der Presse”?

Da war doch irgendwas, was Heinrich Böll noch dazu geschrieben hatte.

Mal nachlesen im Buch.

Ah, hier, direkt am Anfang, noch bevor die Erzählung beginnt:

Personen und Handlungen dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der “Bild”-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.

Dieses Detail hat der “Bild”-Reporter offenbar vergessen.

In Bölls Werk erschießt die Titelfigur Katharina Blum übrigens am Ende einen Reporter. Dass seine “Buchempfehlung” also nicht wirklich zur Deeskalation taugt, scheint auch Helmut Aiwanger erkannt zu haben. Auf dem Zettel im Fenster seines Geschäfts steht auch noch: “Keine Sorge, nur Heinrich Bölls Prosa endet dramatisch.”

Mit Dank an Tihomir V. für den Hinweis!

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“Bild” schließt aus falschen Gründen nicht existente Ministeriumskantine

Es klingt ja tatsächlich erstmal ein bisschen irre:

Screenshot Bild.de - Ausgerechnet im Ernährungsministerium - Öko-Koch fehlt! Özdemir schließt Mitarbeiter-Kantine

Ein Ernährungsminister, der seine eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht ernähren könne. Dazu mit Cem Özdemir noch ein Grüner, der keinen “Öko-Koch” finde, höhö. Natürlich ist das eine Geschichte für “Bild”. Und wie das bei “Bild”-Geschichten eben häufig ist, bleibt von ihr bei genauerer Betrachtung nicht mehr viel übrig.

Zum Start mal das Sprachliche: Im Berliner Dienstsitz des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), um den es im “Bild”-Artikel geht, wurde keine Kantine geschlossen. Denn es gibt dort keine. Es gibt eine Cafeteria, deren Betrieb Anfang Juli eingestellt wurde. Das wird auch im ersten Satz des “Bild”-Textes klar:

Monatelang suchte Ernährungsminister Cem Özdemir (57, Grüne) einen Öko-Koch für die Mitarbeiter-Cafeteria in seinem Ministerium – ohne Erfolg!

Das ist auch deutlich mehr als nur Wortklauberei, denn diese Cafeteria verfügte über keine eigene Kochmöglichkeit – es konnten dort lediglich gelieferte Speisen warmgehalten werden. Ein Sprecher des BMEL erklärte uns auf Nachfrage den bisherigen Ablauf bei der Verpflegung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ministeriums: Das nahegelegene Bundesministerium für Arbeit und Soziales verfüge über eine richtige Kantine. Der dortige Betreiber habe bislang die BMEL-Cafeteria mitversorgt. Die Vereinbarung über diese Lieferungen an das BMEL sei allerdings kürzlich ausgelaufen, daher war eine neue Ausschreibung notwendig.

In dieser Ausschreibung ging es, anders als von der “Bild”-Redaktion behauptet, nie um einen “Öko-Koch”. Und somit sei der Grund für die derzeitige Schließung der Cafeteria auch nicht ein fehlender “Öko-Koch”, so der BMEL-Sprecher:

In der Tat musste die Ausschreibung für den Weiterbetrieb der Cafeteria erfolglos beendet werden. Grund war die gesunkene Nachfrage der Beschäftigten, die einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb des Angebots nicht mehr zuließ. Seit der Corona-Pandemie wurde die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten ausgebaut und wird seither von den Mitarbeitenden – auch mit Blick auf Vereinbarkeit von Beruf und Familie – intensiv genutzt.

Dieser Aspekt wird auch am Ende des “Bild”-Artikels einmal erwähnt. Aber vorne im Text vermutet die Redaktion eine ganz andere Ursache für die erfolglose Ausschreibung:

Grund: Die Vorgaben für den Betreiber waren offensichtlich viel zu hoch. U. a. sollte mindestens ein Tagesgericht immer in “ovo-lacto-vegetarischer Form” gekocht und angeboten werden.

Folge: Es fand sich kein geeigneter Öko-Koch.

Jetzt müssen Özdemirs Mitarbeiter ausbaden, dass ihr Chef so hohe Öko-Vorgaben macht.

Es seien also die “hohen Öko-Vorgaben” Özdemirs, um die es geht, mutmaßt “Bild”:

Der Ernährungsminister scheitert an seinen eigenen Ernährungsvorgaben.

Das ist schlicht falsch.

Neben dem Tagesgericht in “ovo-lacto-vegetarischer Form” nennt der “Bild”-Artikel noch weitere Vorgaben für “Özdemirs Kantinen-Koch”:

Laut Ausschreibung sollte Özdemirs Kantinen-Koch u. a.:

► “eine schrittweise Reduzierung des Angebots an Mittagsgerichten mit Fleisch-/Wurstwaren” umsetzen

► mehr Essen mit Hülsenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten anbieten

► mindestens 30 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft beziehen.

Diese Punkte finden sich alle in einem 93-seitigen Papier mit dem Titel “Nachhaltigkeit konkret im Verwaltungshandeln umsetzen” (PDF). Es handelt sich dabei um die aktuellste Weiterentwicklung des “Maßnahmenprogramms Nachhaltigkeit” der Bundesregierung, beschlossen am 25. August 2021. Damals, gut einen Monat vor der Bundestagswahl, saßen weder Cem Özdemir noch irgendwelche anderen Grünen in der Bundesregierung. Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD war noch im Amt. Und die hat beschlossen:

Vor dem Hintergrund der erheblichen Auswirkungen des Ernährungsverhaltens auf Gesundheit und Umwelt wird die Gemeinschaftsverpflegung in den Kantinen der Bundesverwaltung an dem Qualitätsstandard der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Betriebsverpflegung vom November 2020 (unter ergänzender Einbeziehung der Empfehlungen der EAT-Lancet-Kommission) insbesondere wie folgt ausgerichtet:

a) Zusammenstellung eines Speiseplans mit steigenden Anteilen an pflanzlichen Lebensmitteln wobei Hülsenfrüchte und Nüsse bzw. Ölsaaten als pflanzliche Proteinquellen genutzt werden können.

b) Tägliches Angebot mindestens eines vollwertigen ovo-lacto-vegetarischen Gerichts zu allen Mahlzeiten […]

c) Schrittweise Reduzierung des Angebots an Mittagsgerichten mit Fleisch-/Wurstwaren […]

Dieses “Maßnahmenprogramm” sieht für die “Kantinen der Bundesverwaltung” auch eine Erhöhung des “Bio-Anteils im Speisenangebot” auf “mindestens 20 Prozent” bis spätestens 2025 vor. Das BMEL soll zusätzlich ein Pilotprojekt angehen, “mit dem auf Basis einer Ausschreibung mit interessierten Behörden/Kantinen ein Bio-Anteil von mindestens 50 Prozent bis spätestens 2025 umgesetzt wird”.

Oder kurz gesagt: Anders als “Bild” behauptet, geht es hier nicht um Cem Özdemirs “hohe Öko-Vorgaben”, sondern um die der damaligen Großen Koalition. Das Papier “Nachhaltigkeit konkret im Verwaltungshandeln umsetzen” hatte CDU-Politiker Helge Braun in seiner damaligen Funktion als Bundesminister vorgestellt.

Und so sind die Reaktionen auf die aktuelle Verpflegungssituation im BMEL, die “Bild” bei CDU-Politikern eingesammelt hat, um sprachlich mal im Bild zu bleiben, völlig Banane:

Entsprechend groß sind Unverständnis und Spott bei der Opposition.

CDU-Fraktionsvize Steffen Bilger (44) zu BILD: “Ein Minister für Ernährung, der seine eigenen Leute nicht ernähren kann – das ist für Cem Özdemir peinlich.” Die Fürsorge für die Mitarbeiter solle wichtiger sein als die “Durchsetzung grüner Ernährungspolitik”.

Der ernährungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Albert Stegemann (47): “Es ist ein politisches Armutszeugnis, dass Bundesernährungsminister Özdemir die Ernährung seiner Beschäftigten im eigenen Ministerium nicht sicherstellen kann.” Cem Özdemir müsse “im eigenen Haus den ernährungspolitischen Offenbarungseid leisten”.

Die konkreten Folgen dieses “ernährungspolitischen Offenbarungseids” sehen übrigens so aus: Statt, wie bisher, das aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gelieferte Essen in der BMEL-Cafeteria zu essen, gehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ernährungsministeriums nun die wenigen Meter über den gemeinsamen Innenhof rüber ins BMAS und essen in der dortigen Kantine.

Mit Dank an @lisaklaster für den Hinweis!

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Ex-BSI-Chef vs. ZDF, Minderjährige und Pornos, Websites sperren KI aus

1. Ehemaliger BSI-Chef Schönbohm will 100.000 Euro vom ZDF
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Nachdem Jan Böhmermann ihm in einer Folge des “ZDF Magazin Royale” eine zu große Nähe zu einem Verein mit angeblichen Kontakten zum russischen Geheimdienst vorgeworfen hatte, fordert Arne Schönbohm, ehemaliger Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), 100.000 Euro Entschädigung vom ZDF. Schönbohms Anwalt argumentiere, dass das ZDF den Ruf und die Karriere seines Mandanten zerstört habe. Das ZDF habe die Forderungen jedoch zurückgewiesen.

2. Mehr als ein Drittel der Minderjährigen hat Pornos gesehen
(spiegel.de)
Eine von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegebene Studie zeige, dass mehr als ein Drittel der Minderjährigen zwischen 11 und 17 Jahren schon einmal pornografische Filme gesehen hat, sei es freiwillig oder unfreiwillig. Der Konsum von Pornografie beeinflusse das Verhalten von Kindern und Jugendlichen: “Fast die Hälfte der Jungen gab an, dass sie beim Versenden erotischer Nachrichten Handlungen oder Begriffe verwendeten, die sie aus den Pornos kennen (46 Prozent). Bei Mädchen sei dieser Zusammenhang deutlich schwächer ausgeprägt (17 Prozent).”

3. Rechtsextreme sind keine guten Interviewpartner*innen.
(neuemedienmacher.de)
Der Artikel auf neuemedienmacher.de diskutiert, wie Journalistinnen und Journalisten verantwortungsvoll über die AfD und rechtsextreme Gruppierungen berichten können. Die “Neuen deutschen Medienmacher*innen” betonen, wie wichtig es sei, marginalisierte Gruppen in den Fokus zu rücken, und warnen davor, antidemokratischen Akteuren eine Plattform zu bieten. Außerdem gibt es fünf konkrete Tipps für die Berichterstattung über Rechtsextreme, darunter die Notwendigkeit von Kontextualisierung und Transparenz.

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4. Newsletter Netzwerk Recherche 224
(netzwerkrecherche.org, Anna Behrend)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche. In der aktuellen Ausgabe stimmt Anna Behrend die Leserinnen und Leser auf die kommenden Konferenzwochen ein und verrät ihre Tipps des Monats. Außerdem gibt es wie gewohnt einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

5. Wie der Konstruktive Journalismus gegen die Nachrichtenmüdigkeit wirken kann
(de.ejo-online.eu, Pauline Wörsdörfer)
Pauline Wörsdörfer geht der Frage nach, ob der Konstruktive Journalismus ein Mittel zur Bekämpfung der sogenannten Nachrichtenmüdigkeit sein kann. Konstruktiver Journalismus konzentriere sich auf Lösungsansätze und positive Perspektiven, um die Leserschaft zu ermutigen und gesellschaftliche Probleme anzugehen. Studien würden zeigen, dass diese Form des Journalismus bei den Leserinnen und Lesern positive Emotionen auslöse und so der Nachrichtenmüdigkeit entgegenwirken könne.

6. Bild, Spiegel, Amazon.de: Reichweitenstarke deutsche Websites sperren OpenAI’s GPT Bot aus
(omr.com, Roland Eisenbrand)
Roland Eisenbrand beschäftigt sich mit den Überlegungen von Websitebetreibern, wie man mit Künstlichen Intelligenzen (KI) wie ChatGPT umgehen soll. Viele große deutsche Medienhäuser und Marken hätten bereits Maßnahmen ergriffen, um den GPT Bot der Firma OpenAI von ihren Seiten fernzuhalten.

Potzblitz und Donnerwetter: Physik gilt auch für E-Autos

Um bei ihrer eigenen Leserschaft Verunsicherung rund ums Thema Elektromobilität zu stiften, braucht die “Bild”-Redaktion nicht immer einen Handwerkskammer-Chef, der gern behilflich scheint. Sie benötigt mitunter nur eine geschickte Formulierung und eine Paywall:

Screenshot Bild.de - Experte erklärt - So gefährlich sind Blitze für E-Autos

Lesen Sie mit BILDplus, wie Blitze und Überschwemmungen Elektroautos gefährden und wie Sie sich schützen können!

Die Auflösung für den Teaser “So gefährlich sind Blitze für E-Autos” hinter der “Bild-plus”-Bezahlschranke lautet: gar nicht. Blitze sind gar nicht gefährlich für E-Autos. Denn, schau an, auch für E-Autos gilt die Physik:

Sind Blitze gefährlich für mein E-Auto?

Die Wahrscheinlichkeit ist gering, aber etwas Angst fährt bei Gewittern immer mit: Was passiert, wenn mein Fahrzeug vom Blitz getroffen wird?

Hier steht uns glücklicherweise die Physik zur Seite! Die Karosserie des Autos dient als sogenannter “Faradayscher Käfig” und leitet die elektrische Energie um die Insassen herum – das funktioniert sogar bei Cabrios mit geschlossenem Verdeck. Auch für E-Autos droht nach Aussage des ADAC keine besondere Gefahr.

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Equal-Pay-Streit, Schweigen und weitermachen, Zensur-Browser

1. ZDF einigt sich mit Journalistin
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Annika Schneider, Audio: 8:09 Minuten)
Nach achtjährigem Rechtsstreit haben sich die Journalistin Birte Meier und ihr ehemaliger Arbeitgeber ZDF in einem Equal-Pay-Streit auf einen Vergleich geeinigt. Meier verklagte das ZDF, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie deutlich weniger Geld verdiente als ihre männlichen Kollegen mit gleichen Aufgaben und gleichem Status als fest-frei Beschäftigte. Die genaue Vergleichssumme wurde nicht veröffentlicht, der Fall gelte aber als wichtiger Schritt im Kampf um Lohngerechtigkeit.
Siehe dazu auch die Stellungnahme der am Verfahren beteiligten Gesellschaft für Freiheitsrechte: “Equal Pay: Jahrelanger Rechtsstreit mit ZDF endet mit Vergleich”.

2. Schweigen und weitermachen
(taz.de, Florian Bayer)
Wie vor eineinhalb Wochen in den “6 vor 9” zu lesen war, sind die ORF-Nachrichten auf zwei prorussische Propagandavideos hereingefallen. Die Aufnahmen seien fälschlicherweise als Beispiele für Zwangsrekrutierungen in der Ukraine ausgestrahlt worden, sollen aber unter anderem die Festnahme eines russischen FSB-Spions gezeigt haben. Florian Bayer kritisiert in der “taz” den seiner Meinung nach wenig souveränen Umgang des österreichischen Senders mit dem Fehler.

3. Neues Gesetz in Frankreich will Browser zur Zensur verpflichten
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Ein in Frankreich geplantes Gesetz soll Webbrowser dazu verpflichten, von der Regierung erstellte Sperrlisten zu implementieren, um bestimmte Webseiten zu blockieren. Mozilla, die Stiftung hinter dem Firefox-Browser, warne davor, dass diese Maßnahme autoritären Regimen die Zensur erleichtern und die bisherige Zensur von der Ebene der Internet Service Provider auf die Ebene der Browser verlagern könnte. Die Mozilla Foundation habe daher eine Petition gegen den Gesetzesentwurf gestartet.

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4. 50 Jahre Bildung!
(medienbildungshub.de)
Der Artikel auf medienbildungshub.de beleuchtet die 50-jährige Geschichte des Grimme-Instituts, das 1973 als Adolf-Grimme-Institut gegründet und von seinem Gründer Bert Donnepp als “Modellversuch im Bildungswesen” bezeichnet wurde. Neben der Verleihung des Grimme-Preises betreibt das Institut unter anderem wissenschaftliche Forschung zu Medien und Bildung und beschäftigt sich mit den Herausforderungen neuer Medientechnologien.

5. X erlaubt in den USA wieder politische Werbung
(zeit.de)
Die ehemals als Twitter bekannte Online-Plattform X hebt das 2019 vom damaligen Twitter-Chef eingeführte Verbot politischer Werbung in den USA auf. Das Unternehmen betont, dass es Regeln für die bezahlte Verbreitung politischer Botschaften geben werde, einschließlich des Verbots falscher oder irreführender Informationen. Auch die Sicherheitsabteilungen der Plattform würden ausgebaut. Vor nicht allzu langer Zeit hatte es auch dort einen massiven Stellenabbau gegeben.

6. Spiegel-Gruppe übernimmt RTL-Anteile an “11 Freunde”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Wie “DWDL” unter Bezug auf eine “Spiegel”-Meldung berichtet, hat die “Spiegel”-Gruppe die Mehrheitsanteile am Fußballmagazin “11 Freunde” übernommen, die zuvor von Gruner + Jahr beziehungsweise RTL gehalten wurden. Die Übernahme soll nach Zustimmung der Kartellbehörden vollzogen werden, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. “Spiegel” und “11 Freunde” wollen unabhängig voneinander arbeiten, aber Synergien bei digitalen Produkten, Vertrieb und Werbung nutzen.

“Bild” übernahm eine wahrscheinlich erfundene Geschichte eines Neonazis

Liest man den Bild.de-Artikel vom 16. August, findet man darin keine Zweifel:

Brutale Attacke in Chemnitz: Ein Mann wurde von unbekannten Tätern angegriffen. Mit einer Machete hackten sie dem 28-Jährigen dabei mehrere Finger ab!

Die Tat ereignete sich am Dienstag gegen 15 Uhr in einer Parkanlage an der Helbersdorfer Straße. Nach der Attacke flüchteten die schwarz Maskierten in Richtung Stadtpark.

Genauso eindeutig klingt es in der Überschrift:

Screenshot Bild.de - Brutaler Angriff in Chemnitz - Vermummte hacken Neonazi drei Finger mit Machete ab

So ist es gewesen, kein Konjunktiv, kein “soll”.

Heute, knapp zwei Wochen später, ist klar, dass etwas mehr Distanz und deutlich weniger Zueigenmachen dieser Geschichte des angeblichen Opfers besser gewesen wäre:

Screenshot Bild.de - Ermittlungen gegen vermeintliches Opfer - Neonazi soll Macheten-Überfall erfunden haben
(Augenbalken durch Bild.de, weitere Verpixelung durch uns.)

Bild.de schreibt dazu:

Jetzt die überraschende Wende: Am Montag teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit, dass gegen den Mann wegen Vortäuschens einer Straftat und gegen einen weiteren Beschuldigten wegen schwerer Körperverletzung ermittelt wird.

Dem nun Mitbeschuldigten, der sich jetzt wegen schwerer Körperverletzung verantworten muss, waren die Ermittler durch Auswertung von Mobiltelefonen auf die Schliche gekommen. Der Deutsche soll nach BILD-Informationen wie Alexander W. der rechtsextremen Szene angehören.

Laut LKA und Staatsanwaltschaft Chemnitz hat der Überfall so nie stattgefunden. Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart (59) zu BILD: “Nach den Ermittlungen hat sich ein Überfall durch Linke nicht bestätigt.”

Der Fall habe “bundesweit für Aufsehen” gesorgt, schreibt die “Bild”-Redaktion. Zu ihrer eigenen Rolle bei der Verbreitung der wahrscheinlich erfundenen Geschichte eines Neonazis schreibt sie nichts.

Gesehen bei @jan_wiebe.

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Wer liest schon “Bild” in Kenia?

Seit vergangenem Donnerstag berichten die “Bild”-Medien intensiv über den Tod einer 32-jährigen Frau in Stuttgart. Der Fall hat einiges, was ihn für eine Boulevardredaktion interessant macht, beispielsweise einen festgenommenen Tatverdächtigen, mit dem das Opfer laut “Bild” eine Affäre gehabt haben soll. Außerdem, und das ist sicher von zentraler Bedeutung, gibt es Fotos – zwei verschiedene Aufnahmen der Frau hat die “Bild”-Redaktion zusammenklauben können. Und die zeigt sie bei jeder Gelegenheit.

Allein bei Bild.de sind mindestens sieben Artikel seit vergangenem Donnerstag erschienen (überwiegend als “Bild-plus”-Artikel, schließlich versucht die “Bild”-Redaktion immer wieder, mit dem Tod von Menschen Abos zu verkaufen). Dazu mehrere große Artikel in der Stuttgart-Ausgabe der “Bild”-Zeitung beziehungsweise in der “Bild”-Bundesausgabe. Außerdem eine komplette Seite in “Bild am Sonntag”. Und mehrere Push-Nachrichten für alle, die die “Bild”-App auf dem Smartphone haben.

Screenshot Bild.de - Mysteriöser Leichenfund in Schwesternwohnheim - K. wollte nur in die Disco - jetzt ist sie tot
Screenshot Bild.de - Pflegerin (32) vor Disco-Besuch getötet - Mutmaßlicher Killer von K. gefasst
Screenshot Bild.de - Krankenschwester tot in Wohnheim gefunden - Wie kam K.s Killer in Zimmer 1109?
Screenshot Bild.de - Pflege-Schülerin (32) getötet - 39-Jähriger verhaftet - War K.s heimlicher Freund ihr Killer?
Screenshot Bild.de - Pflege-Schülerin (32) in Wohnheim getötet - Entkam K.s Killer durch diese Tür?
Screenshot Bild.de - Pflegeschülerin in Wohnheim getötet - Polizei verhaftet K.s Liebhaber - Wie ihm die Soko Tür auf die Spur kam

Die Verpixelungen oben haben alle wir hinzugefügt – in den “Bild”-Medien sind die Fotos der Frau ohne jegliche Unkenntlichmachung erschienen (lediglich beim letzten Screenshot hat die “Bild”-Redaktion dem Tatverdächtigen einen schmalen Balken über die Augen gelegt). Als Quelle der Aufnahmen ist “Privat” angegeben.

Der Pressekodex des Deutschen Presserats ist bei diesem Thema recht eindeutig. In Richtlinie 8.2 zum “Opferschutz” steht:

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

Um eine Person des öffentlichen Lebens handelt es sich bei der Frau nicht.

Wir haben bei “Bild” nachgefragt, ob der Redaktion eine Erlaubnis der Familie vorliegt, die Fotos unvepixelt zu zeigen. Und wenn nicht, warum sie es trotzdem tut. Eine Antwort haben wir bislang nicht erhalten.

Sollte keine Erlaubnis der Familie vorliegen, dürfte es auch juristisch gesehen recht klar sein, dass das, was die “Bild”-Redaktion hier macht, nicht in Ordnung ist. Allerdings gilt: wo kein Kläger, da kein Richter. Und so gibt es in diesem Fall noch einen weiteren Umstand, der ihn für die “Bild”-Redaktion besonders interessant machen dürfte: Die getötete Frau stammt aus Kenia. Sie soll allein in Deutschland gewesen sein, ihre Familie befindet sich laut “Bild” in Kenia. Es ist ausgesprochen unwahrscheinlich, dass die Familienmitglieder mitbekommen, was die “Bild”-Redaktion mit den Fotos alles anstellt.

Radio-Razzia rechtswidrig, Kritik an “SZ”, Auf ein Stück Erdbeertorte

1. Razzia bei Radio Dreyeckland war rechtswidrig
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Wie netzpolitik.org berichtet, habe das Landgericht Karlsruhe die Hausdurchsuchungen beim Freiburger Sender Radio Dreyeckland (RDL) letztinstanzlich für rechtswidrig erklärt. Dies hätten der Sender und die juristisch beteiligte Gesellschaft für Freiheitsrechte mitgeteilt. Die Durchsuchungen waren erfolgt, nachdem RDL einen Link zum Archiv der 2017 verbotenen Internetseite linksunten.indymedia.org veröffentlicht hatte. Das Gericht habe betont, dass die Durchsuchungen mehrere Grundrechte verletzt hätten und eine einschüchternde Wirkung ausüben könnten.

2. Kritik an der Berichterstattung der SZ
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Sören Brinkmann, Audio: 8:12 Minuten)
Am Samstag berichtete die “Süddeutsche Zeitung” über ein antisemitisches Flugblatt (nur mit Abo lesbar), das vor rund 35 Jahren in einem bayerischen Gymnasium gefunden und mit dem heutigen stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger in Verbindung gebracht wurde. Aiwanger bestreitet, das Flugblatt verfasst zu haben. Stattdessen sagt sein Bruder, er sei der Urheber. Die Art der Berichterstattung hat Kritik hervorgerufen. Stefan Niggemeier erklärt im Interview mit dem Deutschlandfunk, worum es im Einzelnen geht und was die “Süddeutsche” seiner Meinung nach hätte besser machen können.

3. Auf ein Stück Erdbeertorte bei ganz normalen Leuten
(uebermedien.de, Lisa Kräher)
Bei “Übermedien” kritisiert Lisa Kräher die Berichterstattung der “Zeit” über Menschen, die 2020 versucht haben, das Reichstagsgebäude in Berlin zu stürmen. Kräher bemängelt, dass die Redaktion den Beteiligten eine große Plattform biete, ohne deren Motive und Hintergründe ausreichend kritisch zu hinterfragen. Sie argumentiert, dass die Darstellung verharmlosend wirken könne und die tatsächlichen Probleme nicht angemessen adressiere. Besonders kritikwürdig seien aus ihrer Sicht die von der “Zeit” in deren Social-Media-Kanälen verwendeten Zitatkacheln.

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4. “Hier findet Entgrenzung statt”
(taz.de Wilfried Urbe)
Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, spricht im Interview mit der “taz” über die Herausforderungen von Hass und Desinformation im Internet. Er betont, dass die Gesellschaft zunehmend Verantwortung übernehme, indem sie entsprechende Hassbotschaften melde. Die NRW-Initiative “Verfolgen statt nur Löschen” habe bereits zu zahlreichen Ermittlungsverfahren und Verurteilungen geführt: “Nachdem wir 2018 starteten, haben wir inzwischen 1.500 Anzeigen an das LKA NRW beziehungsweise das BKA weitergeleitet. Daraus sind 900 Ermittlungsverfahren entstanden und 400 Beschuldigte identifiziert worden. Aktuell laufen 52 Anklagen, bisher kam es zu 38 Verurteilungen.”

5. Länder wollen Intendantengehalt im RBB-Staatsvertrag deckeln
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Wie Joachim Huber beim “Tagesspiegel” berichtet, sieht der neue Staatsvertrag für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eine Gehaltsobergrenze für die Intendanz von 180.000 Euro vor – deutlich weniger als das derzeitige Gehalt der Senderchefin Katrin Vernau von 295.000 Euro. Die Ziele der Reform seien eine bessere Kontrolle, höhere Wirtschaftlichkeit und mehr Transparenz im Sender. Neben der Gehaltskürzung seien auch strukturelle Veränderungen wie die Verschlankung der Senderspitze und die Professionalisierung der Aufsichtsgremien geplant.

6. Youtuber sind keine Journalisten
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) kritisiert ein Urteil des Verwaltungsgerichts Minden, das einen Youtuber mit professionellen Journalistinnen und Journalisten gleichstelle. Das Gericht habe laut “FAZ” entschieden, dass es für die unterstellte Pressetätigkeit ausreichend sei, einen Youtube-Kanal zu haben, und die Reichweite des Kanals dabei unerheblich sei. Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall findet das befremdlich und “verhaltensoriginell”. Er fragt unter der etwas generalisierend wirkenden Überschrift “Youtuber sind keine Journalisten”: “Wie will man eigentlich noch journalistische Angebote von lustigen Katzenvideos und anderem Klamauk unterscheiden?”

“Bild” macht, was “Bild” laut “Bild” nicht machen darf

Am Samstagabend meldete die “Bild”-Redaktion per Push-Nachricht die angebliche Schwangerschaft einer prominenten deutschen Frau: “Erstes Kind mit 43!” Im dazugehörigen Bild.de-Artikel findet sich auch diese Passage:

Doch wenn sie wie jetzt das Glück unter ihrem Herzen trägt, können auch sie und ihr Lebensgefährte, ein erfolgreicher Musiker, dessen Namen BILD nicht nennen darf, die Freude wohl nicht für sich behalten.

In der “Bild am Sonntag” fand sich gestern zum selben Thema eine ganz ähnliche Formulierung: “… dessen Namen BamS nicht nennen darf …”.

So viel Zurückhaltung und Selbstreflexion ist bei den “Bild”-Medien überraschend. Und nicht von langer Dauer. Gestern Abend ganz oben auf der Bild.de-Startseite:

Screenshot Bild.de - Schwanger mit 43 - Er ist der Vater
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns)

Im Artikel wird dann tatsächlich der Name des angeblichen Vaters genannt (“so erfährt BILD exklusiv”). Auch die “Bild”-Zeitung nennt in ihrer heutigen Ausgabe den Namen.

Es scheint sich für die Redaktion gelohnt zu haben, das zu machen, was sie laut eigener Aussage gar nicht machen darf. Der Beitrag hinter der “Bild-plus”-Paywall führte gestern Abend die erfolgreichsten Artikel des Bezahlangebots an:

Screenshot Bild.de - Übersicht über die Top Bild-plus-Artikel - ganz oben der Artikel mit der Überschrift Er ist der Vater

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Ohne Profi-Säule, gegen das “E-Auto”

Zusammengefasst geht die Geschichte so: Ein Mann entscheidet sich, warum auch immer, für ein Auto, das überhaupt nicht zu seinen Bedürfnissen, seinem Fahrverhalten und der ihn umgebenden Infrastruktur passt. Und bei “Bild” ist das “E-Auto” schuld.

Leipzigs Handwerkskammer-Chef teilte vergangenen Mittwoch groß in der Leipzig-Ausgabe der “Bild”-Zeitung mit:

Ausriss Bild-Zeitung - Wir werden keine Freunde mehr - Handwerkskammer-Chef verflucht sein E-Auto

Und auch laut Bild.de nur Ärger mit dem “E-Auto”:

Screenshot Bild.de - Nach drei Jahren Ladeärger gibt er auf und fährt wieder Diesel - Handwerkskammer-Chef verflucht sein E-Auto

Der Wille war da und ganz viel Geduld!

Leipzigs Handwerkskammer-Chef Volker Lux (54) gibt nach drei Jahren Elektromobilität auf und fährt wieder einen klassischen Diesel.

Die erste Überraschung kommt in Absatz drei. Denn wer nach dem Lesen der “E-Auto”-Überschriften annahm, es geht um ein rein batterieelektrisches Auto, erfährt dort, dass es sich stattdessen um einen Plug-in-Hybrid handelt:

Lux schaffte sich einen Dienstwagen an, den er auch privat nutzen darf, einen BMW X3 Hybrid.

Bei “Bild” wird daraus in der Überschrift ein “E-Auto”, auch wenn die Autokenner-Kollegen der “Autobild” offenbar klar zwischen E-Auto und Plug-in-Hybrid unterscheiden.

Jedenfalls war dieses Auto für den Handwerkskammer-Chef zum Verfluchen:

Der Wagen kann 30 Kilometer elektrisch fahren und hat zusätzlich einen 40-Liter-Tank. Genau da begann der Alltagsärger. Lux: “Zum Termin nach Berlin und zurückfahren funktionierte nicht, ohne zu tanken. …

Pardon, da müssen wir eben unterbrechen.

Man könnte jetzt sagen: Klar, nachher ist man immer schlauer! Aber bei der Autowahl kann man sich ja ganz gut schon vorher schlau machen und zum Beispiel schauen, ob der Tank (oder beim E-Auto: die Batterie) groß genug ist, um mit einer Füllung eine häufig gefahrene Strecke zu schaffen.

Und zur konkreten Strecke: Von der Leipziger Handwerkskammer bis zum Brandenburger Tor in Berlin sind es 180 Kilometer. Hin und zurück also 360 Kilometer. Lassen wir den elektrischen Fortbewegungsteil des Wagens bei der Rechnung mal außenvor: Um 40 Liter auf 360 Kilometern zu verfeuern, muss man rund 11,1 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Im Test des ADAC (PDF) liegt der Verbrauch des Wagens deutlich unter diesem Wert:

Fährt man im Hybridmodus weiter, ergibt sich ein Benzinverbrauch von durchschnittlich 8,4 l Super pro 100 km. Dabei liegt der Benzin-Konsum innerorts bei 7,8 l, auf der Landstraße bei 7,6 l und auf der Autobahn bei 10,0 l/100 km.

Bei “Auto Motor Sport” wird der Durchschnittsverbrauch etwas höher angegeben:

Auf der Eco-Runde verbrauchte der BMW 6,7 Liter, während er sich auf der Pendler-Strecke 9,2 Liter genehmigte. Wurde der BMW sportlich bewegt, stieg der Verbrauch auf 11,5 Liter. Der Durchschnittsverbrauch hybridisch beträgt 9,2 Liter.

Mit dem Verbrauch der “sportlichen” Fahrweise läge man etwas über den von uns errechneten 11,1 Litern auf 100 Kilometern, die es bräuchte, um den 40-Liter-Tank auf der Strecke Leipzig-Berlin-Leipzig leer zu fahren. Wenn man unbedingt diese 360 Kilometer fahren und dabei auf keinen Fall tanken möchte, sollte man vielleicht einfach eine Fahrweise wählen, die zur Reichweite des gewählten Autos passt.

Aber letztlich scheint das alles völlig irrelevant zu sein. Denn die Angabe des Handwerkskammer-Chefs in “Bild” zum Tankvolumen dürfte schlicht nicht stimmen. Während er von einem “40-Liter-Tank” spricht, findet man anderswo, zum Beispiel bei “Autobild”, die Angabe, dass der BMW X3 Hybrid einen 50-Liter-Tank hat. Wir haben auch noch mal bei BMW nachgefragt. Der Konzernsprecher, der für die X3-Reihe zuständig ist, antwortete uns, dass ihm “nix anderes bekannt” sei als ein Tankinhalt von 50 Litern.

Und bei einem 50-Liter-Tank müsste man schon 13,9 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen, um auf der Tour Leipzig-Berlin-Leipzig den Tank leer zu fahren.

Nun aber wieder zurück zum Zitat des Handwerkskammer-Chefs in “Bild”:

Lux: “Zum Termin nach Berlin und zurückfahren funktionierte nicht, ohne zu tanken. Um für den Stadtverkehr 30 Kilometer in die Batterie zu bekommen, musste ich bei uns in der Tiefgarage der Handwerkskammer mehr als vier Stunden laden.”

Vier Stunden laden für 30 Kilometer? Das klingt nach einer ganzen Menge Zeit für nicht so wahnsinnig viel Reichweite. Und dafür gibt es auch einen Grund. Die ganze Dämlichkeit dieser “Bild”-Geschichte materialisiert sich in diesem Foto:

Ausriss Bild-Zeitung - Zu sehen ist ein Foto der Ladeeinrichtung in der Tiefgarage der Handwerkskammer - Dazu die Bildunterschrift Der Handwerkskammer-Chef in der Tiefgarage. Die Ladesäule ist ungeeignet.

“Die Ladesäule ist ungeeignet”. Dem Mann, der sein “E-Auto” verflucht, steht also gar nicht die adäquate Infrastruktur zur Verfügung. Das schreibt auch “Bild”:

Die Kammer hat die Plätze in der Tiefgarage nur gemietet und hat keine Profi-Säule. “Das funktioniert gut für unsere kleinen E-Flitzer, die über Nacht stehen bleiben können. Aber nicht für mich, der ständig und unplanbar unterwegs ist.”

Die mangelhafte Lade-Infrastruktur ist ein absolut relevantes Thema bei der Debatte um die E-Mobilität in Deutschland. Aber sein “E-Auto” an sich zu “verfluchen”, weil der eigene Laden es nicht schafft, einen ordentlichen Ladepunkt zu installieren, und dadurch das Laden so lange dauert?

Die “Bild”-Redaktion spendiert einem für sowas gern eine große Schlagzeile.

Mit Dank an @stab_mixer für den Hinweis!

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Doppelter Schirach, “Bravo” und die Fußballer, KI in der Medienaufsicht

1. “Auf die Community angewiesen”
(taz.de, Carolina Schwarz)
Das feministische “Missy Magazine” feiert sein 15-jähriges Bestehen, steht aber vor finanziellen Herausforderungen. Die Produktionskosten seien aufgrund der Papierkrise und der Inflation gestiegen, die Inflation habe gleichzeitig zu “signifikant mehr Abokündigungen” im ersten Halbjahr 2023 geführt. Carolina Schwarz hat sich mit den beiden “Missy”-Chefinnen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ihres Magazins unterhalten.

2. Der doppelte Schirach
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der bekannte Autor Ferdinand von Schirach hat ein neues Buch veröffentlicht und wurde vom “Stern” interviewt. Das Gespräch weise jedoch viele Ähnlichkeiten mit einem früheren Interview von Schirach im “SZ-Magazin” auf, beobachtet Stefan Niggemeier, sowohl in den Zitaten des Autors als auch in der Darstellung. Niggemeier kommentiert: “Verblüffenderweise ist jedes der Zitate, die der ‘Stern’ in seinem Schirach-so-privat-wie-noch-nie-Artikel besonders hervorhebt, eines, das sich mehr oder weniger wörtlich schon im ‘SZ-Magazin’ fand.”

3. Das BKA nutzt KI in der Medienaufsicht
(verdi.de, Günter Herkel)
Die Medienwächter der Landesanstalt für Medien NRW kooperieren seit Mai 2022 mit dem Bundeskriminalamt; diese Kooperation sei inzwischen auf alle Medienanstalten in Deutschland ausgeweitet worden. Bei dem Versuch, Kriminalität, Hass und Hetze im Internet zu bekämpfen, komme auch eine Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz: Die Software KIVI sucht online nach strafbaren Inhalten. Es gebe jedoch Bedenken hinsichtlich der Effektivität des Tools, möglicher Voreingenommenheit der KI und einer eventuellen Ausweitung des Einsatzes in autoritären Systemen. Günter Herkel hat Stimmen und Argumente zusammengetragen.

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4. Internetseiten mit “SEO-freundlich” umgeschriebenen Nachrichten von KI entdeckt
(heise.de, Martin Holland)
Im Internet tauchen immer mehr Websites auf, die von KI-Textgeneratoren umgeschriebene Nachrichten etablierter Medien veröffentlichen, um Einnahmen aus Online-Werbung zu erzielen. Dies habe die US-amerikanischen Firma NewsGuard festgestellt und darauf hingewiesen, wie schwierig es sei, derartige Inhalte zu identifizieren – es sei denn, der umgeschriebene Text enthalte Phrasen von Chatbots wie ChatGPT, die nicht entfernt wurden (beispielsweise: “Note: As an AI language model, I don’t have personal preferences or opinions. I have just tried to rephrase the title in a grammatically correct and alternative way.”).

5. Die Uhr tiktokt
(zeit.de, Pauline Schinkels)
TikTok-Nutzerinnen und -Nutzer in der Europäischen Union können künftig personalisierte Vorschläge ausschalten und stattdessen regional oder international beliebte Videos sehen. Dieser Schritt sei eine Reaktion auf den Digital Services Act der EU, der Online-Plattformen zu mehr Transparenz und Kontrolle durch die User verpflichte. Trotz der Möglichkeit, den personalisierten Feed abzuschalten, erwarte der Medienforscher Stephan Dreyer, dass viele weiterhin die personalisierten Empfehlungen bevorzugen werden, da diese relevanter und ansprechender seien. Pauline Bartels fasst in ihrem Beitrag zusammen, was an TikTok sonst noch kritisiert wird.

6. Nicht warm, son­dern heiß
(11freunde.de, Andreas Bock)
Andreas Bock beschreibt bei “11 Freunde”, wie Fußballer in den 1970er-Jahren auch durch die Jugendzeitschrift “Bravo” zu Teenie-Schwärmen wurden. Insbesondere Hansi Müller gewann mehrfach den “Bravo Otto”, eine Trophäe, die bis dahin vor allem an Schauspieler und Musiker vergeben worden sei. Aber auch andere Fußballspieler wie Karl-Heinz Rummenigge seien von der Jugendzeitschrift mit viel medialer Aufmerksamkeit bedacht worden.

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BILDblog-Klassiker

Werben mit den Opfern

In der vergangenen Woche sind bei einem Wohnungsbrand in Mannheim drei kleine Kinder gestorben. Bundesweit wurde über den traurigen Fall berichtet, natürlich auch in “Bild”, blatthoch in der Bundesausgabe:

Reporterin Janine Wollbrett schildert, wie “qualvoll” die Kinder ums Leben gekommen sind, lässt Zeugen, Feuerwehr und Oberbürgermeister zu Wort kommen und spekuliert über die Brandursache. Im Grunde tut sie also das, was auch andere Medien tun — mit einem Schuss mehr Sensationsgeilheit, versteht sich, und mit der Besonderheit, dass auch die Namen der Opfer genannt werden, das ist für das Blatt ja üblich in solchen Fällen und macht “Bild” nun mal zu “Bild”.

Genau wie das, was ein paar Tage später passierte. Gestern nämlich erschien in der “Bild”-Zeitung und bei Bild.de Folgendes:

Stolz präsentiert Janine Wollbrett “eines der letzten Fotos der 3 toten Kinder”, das sie offenbar im Verwandten- oder Freundeskreis der Familie aufgetrieben hat. “Witwenschütteln” hieß das früher mal, das Blatt selbst umschreibt es aber lieber so:

Jetzt sprach BILD erstmals mit der bulgarischen Familie über die Tragödie!

Mit wem genau sie gesprochen hat, verrät die Reporterin nicht. Zitiert werden lediglich “eine Verwandte” und “eine Freundin” — mit der Mutter aber, die “Bild” ebenfalls im Foto zeigt, hat sie sich offenbar nicht unterhalten. Wie auch? Sie “steht bis heute unter Schock”, wie “Bild” selbst schreibt, “muss starke Medikamente nehmen” und liegt vermutlich noch im Krankenhaus. Es ist also sehr fraglich, ob die Mutter ihr Einverständnis für die Veröffentlichung der Fotos gegeben hat. Es ist ja sogar fraglich, ob sie überhaupt davon wusste.

Dabei gibt es, gerade in solchen Fällen, strenge Regeln für Journalisten. Erst im vergangenen Jahr hat der Presserat Ziffer 8 des Pressekodex (“Schutz der Persönlichkeit”) überarbeitet, um die Opfer von Straftaten und Unglücken besser vor identifizierender Berichterstattung zu schützen. Es wurde sogar extra eine neue Richtlinie (8.3) hinzugefügt, in der die Journalisten darauf hingewiesen werden, “dass insbesondere bei der Berichterstattung über Straftaten und Unglücksfälle Kinder und Jugendliche in der Regel nicht identifizierbar sein sollen”.

Generell gilt:

Die Identität von Opfern ist besonders zu schützen. Für das Verständnis eines Unfallgeschehens, Unglücks- bzw. Tathergangs ist das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich. Name und Foto eines Opfers können veröffentlicht werden, wenn das Opfer bzw. Angehörige oder sonstige befugte Personen zugestimmt haben, oder wenn es sich bei dem Opfer um eine Person des öffentlichen Lebens handelt.

Ob “Bild” in diesem Fall die Erlaubnis hatte, die Namen und Fotos zu veröffentlichen, wissen wir nicht. Wir gehen aber — schon allein aus Erfahrung — eher nicht davon aus.

Mit den Fotos lässt sich dann, wenn man genügend wenig Skrupel hat, sogar für den Verkauf des eigenen Blattes werben, nämlich so:

via @KaeptnEmo.

Gestatten, Cristiano Ronaldo, Fantastilliardär

In der Tat:

Bei diesem Einkommen hat Ronaldo genug Grund zum Jubeln [dazu ein Foto von Ronaldo beim Jubeln]

Cristiano Ronaldo (30) ist Weltfußballer, Superstar bei Real Madrid und verdient Ihr Jahresgehalt in wenigen Minuten: Laut „Forbes-Liste“ ist der Portugiese die Nummer zwei der bestverdienenden Sportler der Welt.

Was genau das bedeutet, erklärt Bild.de anhand eines Beispiels:

Sie sind Friseurin? Dann dürfte Ihr Durchschnittsverdienst bei knapp 15 500 Euro brutto im Jahr liegen. Ein Jahr lang waschen, schneiden und föhnen. Für dieselbe Summe braucht Ronaldo gerade mal acht Minuten. Während Ronaldo sich ein hartes Ei kocht, verdient er das Jahres-Gehalt einer Friseurin.

Dann muss er nur noch schnell den Müll runterbringen, ein Ründchen Fifa zocken und sich die Haare machen, und schwupps, hat er schon die nächste Million drin. Zumindest nach der Rechnung von Bild.de. Denn 15.500 Euro in acht Minuten, das wären 1.938 Euro pro Minute. 116.280 Euro pro Stunde. 2.791.000 Euro pro Tag. Und sage und schreibe 1.018.715.000 Euro pro Jahr.

Blödsinn, sagen Sie? Stimmt.

Gibt man auf der Seite der BBC, auf die sich Bild.de beruft („How long would it take you to earn a top footballer’s salary?“), 15.500 Euro ein …

Your country: Germany; Pre-tax annual salary in local currency: €15500; Compare yourself with: Cristiano Ronaldo (Real Madrid)

… kommt man zwar tatsächlich auf acht Minuten:

Cristiano Ronaldo earns €18,200,000 per year. It would take him 8 minutes to earn your weekly salary.

Bloß: Diese Zeitangabe bezieht sich auf das Wochengehalt der imaginären Friseurin (steht ja auch da). Demnach verdient Ronaldo in acht Minuten 280 Euro. Nicht 15.500. Und im Jahr gut 18 Millionen (steht ebenfalls da).

Aber auf eine Milliarde mehr oder weniger kommt’s bei Bild.de ja doch nicht an.

Mit Dank an Sebastian K., Mark G. und Chris S.

Volontariat, Panama, Wendy

1. Redaktionskonferenz bei Wikipedia: Leitlinien, Quellenkritik und Stilvorgaben
(get.torial.com, Stefan Mey)
Stefan Mey hat sich die Arbeitsweise des Mitmachlexikons Wikipedia angeschaut. Dass hinter Wikipedia keine klassisch-professionelle Redaktion mit bezahlten Stellen und penibel geregelten Prozessen stehe, sei bekannt. Weniger bekannt sei, dass es dann aber doch in Teilen vergleichbare Strukturen gebe. Mey stellt drei ehrenamtliche Wikipedia-Redaktionen vor: Was machen sie, wer ist dort aktiv, und was motiviert die Beteiligten?

2. Alles Gute beginnt im Lokalen
(vocer.org, Swantje Dake)
Swantje Dake leitet seit November 2015 die Digital Unit der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten und ist auch für Volontäre zuständig. “Ist ein Volontariat noch zeitgemäß? Auf jeden Fall! Sollte man seine journalistische Karriere in einer Lokalredaktion starten? Unbedingt!”, so ihr Credo. Ein reines Print-Volontariat sei jedoch realitätsfern: “das Lokale braucht das Digitale”.

3. “kress pro”-Chefredakteur Markus Wiegand im Editorial: Warum die Eigner der “SZ” die Panama Papers eigentlich ablehnen
(kress.de, Markus Wiegand)
“kress pro”-Chefredakteur Markus Wiegand weist auf Widersprüche in Zusammenhang mit der Veröffentlichung der “Panama Papers” hin. Während die “Süddeutsche Zeitung” seit Wochen die geleakten Papiere journalistisch aufbereiten und veröffentlichen würden, verhielten sich die Eigentümer des Blattes in eigener Sache ähnlich transparent wie eine Briefkastenfirma.

4. Einigung zwischen „Bild“ und Ottfried Fischer
(faz.net, Niklas Záboji)
Wie die “FAZ” berichtet hat der mehrjährige Prozessmarathon um ein Sex-Video mit dem Schauspieler und Kabarettisten Ottfried Fischer ein Ende gefunden: Der angeklagte Journalist der “Bild” müsse 3500 Euro an eine Organisation für Parkinson-Patienten zahlen, damit sei das Verfahren eingestellt. 2010 war der “Bild”-Reporter noch zu einer fünfstelligen Geldstrafe verurteilt worden, was eine Kette von juristischen Auseinandersetzungen zur Folge hatte und viele Gerichte bzw. Kammern beschäftigte.

5. Ex-Buzzfeed-Chefin Leopold berät tagesschau.de
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Die Ex-BuzzFeed-Chefredakteurin Juliane Leopold soll die Tagesschau aufmotzen. Oder wie es “DWDL” ausdrückt: “Ab sofort soll sie nun als Beraterin die strategische Entwicklung von tagesschau.de vorantreiben, Web-Inhalte erstellen sowie Fernseh- und Hörfunkbeiträge fürs Netz aufbereiten. Zugleich unterstützt sie die Chefredaktion beispielsweise bei den Themen Audience Development, Bewegtbild im Netz sowie Distribution von Inhalten auf Web-Plattformen jenseits der Homepage.”

6. Das ultimative Kuscheltier
(taz.de, Saskia Hödl)
Das Pferdemagazin „Wendy“ wird 30. Saskia Hödl von der “taz” überlegt, warum das Pferdemagazin immer noch so gut bei den jungen Leserinnen und Lesern ankommt.

Sehen alle gleich aus (13)

Manchmal schreiben Fußballreporter ja, dass Abwehrspieler XY “auf der Auswechselbank versauert”. Oder dass er dort “schmort”. “Abwehrspieler XY ist auf der Auswechselbank ein Bart gewachsen und er ist acht Zentimeter größer geworden” liest man hingegen nicht so häufig. Ist jetzt aber gerade erst passiert, beim FC St. Pauli, laut Bild.de:

Die “Höchststrafe” für Pauli-Profi Marc Hornschuh soll darin bestanden haben, dass er am Sonntag beim Zweitligaspiel gegen den VfB Stuttgart die gesamte Zeit auf der Bank sitzen musste, und Trainer Ewald Lienen ihn nicht einwechselte.

Und so ereignete sich dann im Millerntor-Stadion diese beachtliche Metamorphose: Da setzt sich Hornschuh ohne nennenswerten Bart und 1,88 Meter groß vor dem Spiel auf die Auswechselbank. Und nach 90 Minuten hat er einen Vollbart, ist 1,96 Meter groß und sieht aus wie sein Teamkollege Lasse Sobiech:

Gut, zugegeben: Marc Hornschuh hat sich durch seinen Bankaufenthalt gar nicht verändert. Es handelt sich schlicht um eine Verwechslung durch Bild.de.

Wobei: Die Quelle des Fehlers liegt in diesem Fall hauptsächlich gar nicht mal bei der Redaktion. Der “Getty”-Fotograf Stuart Franklin, von dem das Foto von Lasse Sobiech stammt, hat es mit “Marc Hornschuh” verschlagwortet. Und auch Franklin kann man keinen allzu großen Vorwurf machen. Denn wenn man sich das komplette Foto anschaut, sieht man, dass das linke Bein der Trainingshose von Sobiech mit der Nummer 16 beflockt ist. Und das ist die Rückennummer von Marc Hornschuh.

Inzwischen hat auch die Bild.de-Redaktion den Fehler bemerkt und das Foto ausgetauscht.

Mit Dank an @tmigge und @stammtischphilo für Hinweis und Hilfe!

Neuanfang, juristische Nachhilfe, Autobahn

1. Danke, Trump
(medium.com, Jochen Wegner)
“Zeit Online” Chefredakteur Jochen Wegner berichtet von einer Serie von innovativen Experimenten, die das Medienhaus als Reaktion auf die Krisen der Demokratie, Trump und Brexit, Europa und die neue Rechte und die Debatte um “Fake News” und “Lügenpresse” angestellt hat. Wegner nennt es eine Art Laborprotokoll. Den Anfang macht “Deutschland spricht”, eine Art Dating-Plattform für politischen Streit, über die man tausende Paare zum politischen Zwiegespräch zusammenführen will. Ein anderes Projekt sind die “Z2X-Festivals”, auf denen junge Menschen zwischen 20 und 29 über die Verbesserung der Welt diskutieren. Er erzählt von der Serie “Heimatreporter”, die mit “emphatischem Lokaljournalismus” aufwartet. Und es geht um die kleine Frage “Wie geht es Ihnen heute?”, mit der man die Befindlichkeit der Leser abfragt. Nach der Lektüre möchte man es fast glauben, wenn Wegner zum Schluss sagt: “Journalismus ist nicht am Ende, sondern an einem neuen Anfang.”

2. FAZ, BILD und das Urheberrecht
(kapselschriften.blogspot.de, Eric W. Steinhauer)
Die “FAZ” hat sich verschiedentlich gegen die geplante Novelle im Wissenschaftsurheberrecht ausgesprochen und Horrorszenarien an die Wand gemalt, die nun auch von “Bild” wiederholt wurden, so der Jurist Eric W. Steinhauer auf seinem Blog. Im Nachgang hätte es auf Twitter eine rege Diskussion mit dem zuständigen “Bild”-Redakteur Ralf Schuler gegeben, der jedoch die Auseinandersetzung mit Urheberrechtsbeiträgen zu anstrengend gefunden hätte. Rechtswissenschaftler Steinhauer hat ihm die Angelegenheit daher mit einem Fallbeispiel erklärt. “Und wenn Herr Schuler diese Unterscheidung bescheuert und nicht nachvollziehbar findet, dann beginnt er vielleicht zu verstehen, warum das geltende Urheberrecht im digitalen Zeitalter noch lange nicht angekommen und total lebensfremd ist und warum es Bildung und Wissenschaft so wichtig ist, dass hier endlich notwendige Reformen angepackt werden.”

3. Keiner schreibt über die Privatisierung der Autobahnen!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Auf den “Nachdenkseiten” ist Autor Jens Berger empört: Niemand, außer den “Nachdenkseiten” selbst, schreibe über die Gesetzesänderung, die eventuell eine Privatisierung der deutschen Autobahnen möglich mache! Doch dem ist nicht so, wie Stefan Niggemeier auf “Übermedien” berichtet und anhand von Beispielen dokumentiert. “Oft genug – zu oft – ist die Kritik von sogenannten alternativen Medien an sogenannten Mainstream-Medien berechtigt, dass sie bestimmte Themen und Perspektiven unter den Tisch fallen lassen. Oft genug – zu oft – ist diese Beschwerde aber auch eine bloße Behauptung. Der Satz „Darüber berichtet natürlich keiner“ fällt häufig als Reflex, und je häufiger er wiederholt wird, desto weniger sehen Leute noch nach, ob er überhaupt stimmt.”

4. Die EU zerstört Europas Filmwirtschaft
(faz.net, Jörg Seewald)
Zerstört die EU mit einer neuen Regelung Europas Filmwirtschaft? Das befürchten zumindest die 411 Mitglieder verschiedenster Verbände und Unternehmen aus dem audiovisuellen Sektor, die mit einem offenen Brief gegen die neue EU-Verordnung protestieren. Im Kern geht es um die Abschaffung des sogenannten “Territorialprinzips”, was zur Folge hätte, dass Film-Lizenzen nicht mehr exklusiv und länderbezogen eingeräumt werden können. Die Regelung stärke große Sender- und Plattformbetreiber und schwäche die Film- und Fernsehschaffenden, so der Tenor.

5. Medienangebote für Flüchtlinge
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Johanna Mack hat sich die verschiedenen Medienangebote für Geflüchtete angeschaut. Darunter die “Ankommen-App” des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, die App “Willkommen in NRW”, das Angebot von “Deutscher Welle” und “WDR” und “SWR” und den “Guide for Refugees” der “ARD”. Sie erwähnt die Videoreihe “Marhaba – Ankommen in Deutschland” (n-tv), den “Wegweiser für Flüchtlinge” (BR) und verschiedene unabhängige Projekte. Eine gute Zusammenstellung, auch für Leute, die mit Geflüchteten in Kontakt stehen.

6. Wittenberg, 11.02 Uhr: Wie wurden daraus 120.000?
(zeit.de, Hannes Leitlein)
Wie viele Gläubige waren im Rahmen des Kirchentags beim Festgottesdienst in Wittenberg? Wenn es nach den Veranstaltern geht, jede Menge… Fast detektivisch ist Hannes Leitlein der Frage nachgegangen, wie die Veranstalter zu ihrer extrem hohen Schätzung kommen. Mit endgültiger Sicherheit lässt sich die Frage nicht klären, aber es spricht einiges dafür, dass die Werte stark übertrieben sind.

Heiße “Bild”-Altherren könnten Finger nicht von Frauen-Body lassen

Manchmal reicht eine einzige Zeile unter einem Foto, und schon schüttelt’s einen vor lauter “Bild”-Breitbeinigkeit. Zum Beispiel diese hier:

Aber mal ehrlich: An Jörns Stelle könnten wir auch nicht die Finger von diesem knattergeilen Body lassen

Die Frau mit dem “knattergeilen Body”, von der die ehrlichen “Bild”-Redakteure die Finger nicht lassen könnten, war mit dem Schauspieler Jörn Schlönvoigt im Urlaub. Die “Bild”-Zeitung brachte am vergangenen Freitag eine ganze Fotoserie mit Bildern der beiden — er in Badehose, sie im silbernen Bikini –, die sie auf einer Jacht vor der Küste Mallorcas zeigen:

Ausriss Bild-Zeitung - Schauspieler Jörn Schlönvoigt mit neuer Freundin - Sexy Silber-Nixe geht GZSZ-Star ins Netz
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Bild.de berichtete bereits am späten Donnerstagabend:

Ausriss Bild.de - Sexy Silber-Nixe geht GZSZ-Star ins Netz

Die acht (“Bild”) beziehungsweise 14 (Bild.de) Fotos, die in “Bild” riesig ausgebreitet werden und bei Bild.de nur mit einem “Bild plus”-Abo zu sehen sind, haben alle eine gewisse Paparazzo-Ästhetik; wir wollen aber nicht ausschließen, dass sie gestellt sind. Da wir nicht sicher sein können, ob die Aufnahmen mit den Personen, die sie zeigen, abgesprochen waren, haben wir sie lieber verpixelt.

Die Fotos und die eventuelle, damit zusammenhängende Verletzung der Privatsphäre sind eine Sache. Eine andere sind der dazugehörige Text und vor allem die Bildunterschriften. Dort gibt es neben der “knattergeil”-Zeile die gesammelte Altherrenwitzigkeit der “Bild”-Medien:

Jörn Schlönvoigt und seine brünette Sex-Bombe — schwer verliebt auf Mallorca

Alle J-ACHTung: Jörn Schlönvoigt und seine Hanna bei Hoppe-Hoppe-Reiter-Spielen an Deck

Der Silberpfeil will geölt werden: Jörn Schlönvoigt cremt seine neue Freundin Hanna ein

Kaum zusammen, da nimmt sich Jörn seine Hanna schon zur Brust

Aufschwung zur Liebe. So schön kann Nahkampf sein

Gemeinsames Sonnenbaden — da wird uns schon beim Zuschauen ganz heiß

Auf ihrem Tagesprogramm: DECKungsarbeit an Bord! Es wird getätschelt, geplanscht und gaaanz viel geknutscht.

Ein bisschen planschen im kalten Wasser würde auch den Altherren von “Bild” und Bild.de ganz gut tun.

Mit Dank an @Fluxcompensator, @RA_Conrad und Lukas H. für die Hinweise!

Alles hat eine Moral, nur die Wurst hat zwei

In deutschen Supermärkten herrscht der Irrsinn, der “PREIS-IRRSINN”:

Preis-Irrsinn im Supermarkt - Fleisch billiger als Obst!

“Schweineschnitzel zum halben Preis, das Kilo für 4,49 Euro”, “Rinderbraten für 5,55 Euro”, “2,99 Euro das Pfund” Putenschnitzel — Bild.de hat völlig Recht, dass man mal darüber nachdenken sollte, ob das alles noch ganz richtig ist, für die Tiere, für die Bauern, für die Verbraucher:

Fleisch zieht, vor allem billiges Fleisch. Darauf setzen die Werber — allen Debatten über Gesundheit und Tierschutz zum Trotz.

Eine Lebensmittel-Expertin vom “Bundesverband der Verbraucherzentralen” erklärt im Bild.de-Artikel von gestern: Die fleischigen Lockvogel-Angebote aus den Supermarkt-Prospekten würden künstlich billig gemacht und quersubventioniert:

“Wenn sie damit eine fünfköpfige Familie in den Laden bekommen, die für 150 Euro ihren Wocheneinkauf macht, dann rechnet sich das.”

Also, zusammengefasst: Es gibt Bedenken, ob die Billig-Fleisch-Angebote verantwortungsvoll sind. Und sie sollen die Leute in die Supermärkte und Discounter locken, damit die dort noch mehr Kohle lassen.

Die “Bild”-Zeitung feiert diese Woche ja groß ihr Jubiläum: 65 Jahre “Bild”. Gestern bekam ganz Deutschland als Geschenk ungefragt die Gratis-“Bild” in den Briefkasten gesteckt. In der heutigen Ausgabe gibt es für alle Leserinnen und Leser den “Geburtstags-Kracher von LIDL & BILD”: mit einem Coupon, den man ausschneiden muss, bekommt man — damit sich jeder auch mal wieder das teure Obst leisten kann — bei “Lidl” ein halbes Kilo Erdbeeren, eine Mango und einen Ananas-Kokos-Banane-Smoothie, alles zusammen für 1,99 Euro.

Ach nee, das Angebot sieht doch etwas anders aus:

Zum Geburtstag geben BILD und LIDL einen Aus - Grill-Knaller-Paket - Sechs Würstchen, ein Ciabatta und ein Bier für 1,99 Euro!
(“einen ausgeben” für “1,99 Euro” — sowas schafft auch nur “Bild”)

Sechs Rostbratwürstchen, dazu eine Büchse Bier und ein Brot für 1,99 Euro. Sechs Rostbratwürstchen sind 540 Gramm Fleisch. Zu diesem “PREIS-IRRSINN” können wir nur noch einmal Bild.de zitieren:

Fleisch zieht, vor allem billiges Fleisch. Darauf setzen die Werber — allen Debatten über Gesundheit und Tierschutz zum Trotz.

Trump als Restaurantkritik, Online-Antisemitismus, “Aldi”-Wutkultur

1. Berichterstattung und Haltung kann man nicht trennen
(spiegel.de, Sascha Lobo)
In der URL steht noch der ursprüngliche Titel : “Donald Trump in den Medien: Kotze muss man Kotze nennen!” Und das trifft den Kern von Sascha Lobos Text: “Trump erbricht sich und das Gros der Berichterstattung tut, als könne man das Ergebnis in Form einer Restaurantkritik besprechen.” Oder vornehmer ausgedrückt: “Mit den Instrumenten politischer Normalität versucht der Journalismus, das Aberwitzige zu verarbeiten.”

2. MDR Sachsen-Anhalt korrigiert die falsche Ausgewogenheit in einem Bericht übers Impfen
(blog.gwup.net, Bernd Harder)
Die kritischen Geister der GWUP freuen sich über eine positive Entwicklung beim MDR Sachsen Anhalt. Dort hatte man beim Thema Impfen zunächst beide Seiten zu Wort kommen lassen, was unter anderem vom Autoren und Kreativen Tommy Krappweis auf Twitter kritisiert wurde. Nun hat der Sender nicht nur den Artikel korrigiert, sondern auch mit einem Professor für Wissenschaftskommunikation über “false balance” (“falsche Gleichgewichtung”) gesprochen.

3. ARD: “Auch Unterhaltung ist Public Value”
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Was gehört zum Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen? Wie viele Unterhaltungsformate sollen ARD und ZDF künftig noch zeigen dürfen? Darüber werde derzeitig heftig diskutiert, wie Timo Neumeier bei DWDL ausführt. Während das ZDF dazu weitgehend schweige, würde die ARD sich in Sachen Unterhaltung klar positionieren.

4. Gut gemeint, aber nicht gut genug
(zeit.de)
Die “Zeit”-Chefredaktion hat eine erneute Stellungnahme zur Causa “Oder soll man es lassen?” abgegeben. Man bedauere unter anderem, dass ein “anderer Eindruck” entstehen konnte und bescheinigt sich selbst: “Gut gemeint, aber nicht gut genug”.

5. Antisemitismus durchdringt das Netz
(tagesschau.de)
Nach einer Studie der TU Berlin ist der Antisemitismus so weit verbreitet wie noch nie in deutschen Blogs, Medien und Online-Kommentaren. In mehr als der Hälfte der untersuchten Texte seien Stereotype aufgetaucht, wie sie seit Jahrhunderten kursieren: die Juden als Fremde, Andere, Böse oder Wucherer.
Weiterer Lesetipp: Zuckerberg will Beiträge von Holocaust-Leugnern nicht entfernen lassen (spiegel.de)

6. In den Facebook-Kommentarspalten deutscher Discounter offenbart sich wahres Wutbürgertum
(vice.com, Rebecca Baden)
Heutzutage haben Verbraucher neben den gesetzlichen Möglichkeiten eine Waffe, von der sie gerne Gebrauch machen: Den wütenden Facebook-Eintrag beim Lebensmitteldiscounter oder Hersteller. Rebecca Baden hat für “Vice” einen Tag lang die öffentlichen Beiträge auf den Facebook-Seiten von Lidl, Aldi und Co. gelesen und dabei viel über die deutsche Wutkultur gelernt.

“Nichts anderes als übelste Propaganda”

Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen, twitterte vorgestern zur anstehenden Landtagswahl in Bayern das hier:

Screenshot eines Tweets von Robert Habeck - Sonntag wählt Bayern. Endlich gibt es wieder Demokratie in Bayern. Eine Alleinherrschaft wird beendet. Demokratie atmet wieder auf. Damit das möglich wird, geht zur Wahl und wählt mit beiden Stimmen Grüne Bayern!

Das ist ziemlicher Unfug. Der Satz “Endlich gibt es wieder Demokratie in Bayern” ist schlicht falsch. Die absoluten Mehrheiten der CSU waren immer durch Wahlen demokratisch legitimiert.

Habecks Aussage störte auch “Bild”-Chef Julian Reichelt:

Screenshot eines Tweets von Julian Reichelt - Die Grünen beenden den Wahlkampf in Bayern mit einer gefährlichen Botschaft, die nichts anderes ist als übelste Propaganda: Es gäbe keine Demokratie in Bayern, sondern Alleinherrschaft. Wer so über frei gewählte Demokraten spricht, kriminalisiert sie und ihre Wähler.

Ihm missfiel offenbar beides: Habecks Behauptung, es gäbe keine Demokratie in Bayern, und der Begriff “Alleinherrschaft” — jedenfalls zitiert er ihn extra noch einmal.

Schaut man mal bei Bild.de nach, wofür Reichelt ja verantwortlich ist, findet man einen recht aktuellen Artikel, in dem etwas über eine “Alleinherrschaft” der CSU in Bayern stand:

Screenshot Bild.de - Bei der Landtagswahl 2008 musste die CSU dann nicht nur einen dramatischen Absturz von 60,7 auf 43,4 Prozent verkraften, sondern auch, was für sie noch schlimmer war, den Verlust der jahrzehntelangen Alleinherrschaft.

Sicher, es gibt einen Unterschied zwischen Habecks Aussage zur “Alleinherrschaft”, die er in den Zusammenhang mit einer vermeintlich fehlenden Demokratie bringt, und der Aussage zur “Alleinherrschaft” von Bild.de, die erstmal nur die absolute Mehrheit der CSU überspitzt umschreibt. Und dennoch: In der “Bild”-Redaktion hielten sie es offenbar mal nicht für “übelste Propaganda”, von einer CSU-“Alleinherrschaft” zu sprechen.

Robert Habeck hat bereits gestern eingeräumt, dass sein Tweet “einer zu viel” gewesen sei. Das Vorgehen der Bild.de-Mitarbeiter steht im Kontrast zu dieser transparenten Reaktion des Politikers: Sie haben — nachdem mehrere Personen Julian Reichelt auf den “Alleinherrschaft”-Artikel hingewiesen haben — einmal mehr klammheimlich gehandelt. In ihrem Text steht nun, ohne weiteren Hinweis:

Screenshot Bild.de - Bei der Landtagswahl 2008 musste die CSU dann nicht nur einen dramatischen Absturz von 60,7 auf 43,4 Prozent verkraften, sondern auch, was für sie noch schlimmer war, den Verlust der jahrzehntelangen alleinigen Regierung.

Sollte es den Leuten bei Bild.de wirklich wichtig sein, dass bei ihnen nicht von einer “Alleinherrschaft” der CSU die Rede ist, dann können sie gern auch noch mal hier

Screenshot Bild.de - In den Umfragen liegt die CSU aktuell bei 36 Prozent: Adé Alleinherrschaft!

… und hier aufräumen:

Screenshot Bild.de - Dem CSU-Chef und bayerischen Ministerpräsidenten ist die Rückeroberung der CSU-Alleinherrschaft spektakulär gelungen.

Brutale Spätfolgen, Berühmtes Hochhaus, Verbraucherjournalismus

1. “Jede Minute, die Facebook verzögern kann, ist extrem viel Wert”
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio, 5:44)
Das britische Parlament hat interne Mails und andere Dokumente von Facebook beschlagnahmen lassen, die aus einem kalifornischen Gerichtsprozess stammen. Der “Deutschlandfunk” hat sich mit dem Ökonomen und Publizisten Hannes Grassegger über den Fall unterhalten. Grassegger kritisiert Facebooks Umgang mit Skandalen und Kritikern: “Da hat sich Facebook Taktiken angeeignet, die wir eigentlich nur aus dem total rechten Spektrum kennen”.

2. Schweizer Medien spüren die brutalen Spätfolgen der «goldenen Jahre»
(medienwoche.ch, Karl Lüönd)
Karl Lüönd blickt in einem längeren Lesestück auf die letzten Jahrzehnte der Schweizer Medien zurück, die in der Vergangenheit regelrecht im Geld geschwommen seien. Die schmerzhaften Restrukturierungen, wie sie nun bei den Unternehmen Tamedia oder CH Media stattfinden, seien auch die Spätfolgen des sorglosen Umgangs mit finanziellen und personellen Ressourcen der Vergangenheit. “An Wettbewerb war der typische Schweizer Verleger nicht gewöhnt. Die meisten verwalteten ihre Fürstentümer und passten auf, dass kein Fremder eindrang.” Einige seiner Feststellungen weisen Parallelen zur Entwicklung der deutschen Medienlandschaft auf.

3. Das Springer-Hochhaus
(mediathek.rbb-online.de, Video, 43 Minuten)
In den frühen 60er-Jahren entstand im Berliner Stadtteil Kreuzberg das 19-geschossige und 78 Meter hohe Axel-Springer-Hochhaus. In einer rbb-Doku wird die Geschichte des berühmten Hauses mit Hilfe von historischen Aufnahmen und Zeitzeugenberichten nachgezeichnet.

4. 80 Journalistinnen haben BuzzFeed News in einer Umfrage von Belästigungen bei der Arbeit berichtet
(buzzfeed.com, Pascale Mueller)
In einer nicht-repräsentativen Umfrage von “BuzzFeed News Deutschland” haben über 80 deutsche Journalistinnen und Medienmacherinnen angegeben, während ihrer Arbeit schon einmal sexuell belästigt worden zu sein. Pascale Mueller fasst die Ergebnisse der Umfrage zusammen und lässt einige der Betroffenen zu Wort kommen.

5. Verbraucherjournalismus: Basis für mündige Entscheidungen
(netzwerkrecherche.org, Renate Daum & Lena Sington & Christine Throl & Franziska Senkel)
Auf der Fachtagung “Wissen ist Macht” bei der Stiftung Warentest haben sich rund 100 Journalisten und Wissenschaftler zusammengefunden, um über Verbraucherjournalismus zu reden. Die Erkenntnisse aus dieser Veranstaltung sind in einem Bericht nachlesbar. Schon der Untertitel weist auf mögliche Schwierigkeiten dieser Form des Journalismus hin: “Verbraucherjournalismus zwischen Lebenshilfe und PR-Geflüster”.

6. “1 Thema, 2 Farben”
(twitter.com/BR_quer)
Der FDP-Politiker Christian Lindner bewirbt sich und seinen Podcast mit den Worten: “der erste Politiker mit eigenem Podcast”. Die Redaktion von “quer” (BR) hat dazu eine Anmerkung.

“European Newsroom”, Dokukratie, Kliemanns Wutrede

1. Wie dpa mit fragwürdigen Medien auf dem Balkan kooperiert
(netzpolitik.org, Alexander Fanta)
16 europäische Nachrichtenagenturen richten derzeit ein gemeinsames Büro in Brüssel ein, den “European Newsroom”. Eingefädelt habe das Großprojekt der dpa-Geschäftsführer Peter Kropsch. Was die Qualität der Inhalte steigern und zu “Kostensynergien” führen soll, wird von Experten und Expertinnen kritisiert, denn das Geld für den Newsroom stammt aus dem Budget der EU-Kommission für Öffentlichkeitsarbeit.

2. Wir präsentieren: Dokukratie
(fragdenstaat.de, Arne Semsrott & Stefan Wehrmeyer)
“Dokukratie”, das neue Recherchetool von “FragDenStaat” macht unter anderem Kleine Anfragen, Gutachten und Dokumente aus Untersuchungsausschüssen zentral durchsuchbar. “Dokukratie besteht aus zwei zentralen Elementen: Eine Website, über das alle Menschen zentral auf die gesammelten Dokumente zugreifen können, sowie ein offener Scraping-Hub, auf dem die Dokumente gesammelt werden.”

3. Warum ich nicht in die Ukraine gegangen bin
(journalist.de, Carsten Stormer)
Der freie Kriegsreporter Carsten Stormer fühlt sich schuldig, nicht in die Ukraine gereist zu sein. In früheren Zeiten sei er ohne Auftrag losgezogen, um vor Ort nach Geschichten zu suchen. Jetzt ahne er jedoch, was dabei herauskommen würde: “In der Ukraine würde ich bestenfalls nur an der Oberfläche kratzen. Für eine Berichterstattung, die Tiefe und Nähe erzeugt, Wissen und Kontext vermittelt, eine Entwicklung aufzeigt, fehlen mir schlicht die Mittel. Große internationale Medien stellen ihren Korrespondenten Sicherheitsberater zur Seite, meist Ex-Militärs, die die Gefahrenlage einschätzen, die Risiken abwägen können und zur Not eine Recherche abbrechen. Man muss einen Fahrer mit Ortskenntnis anstellen, einen Übersetzer bezahlen. Lokale Produzenten, die helfen, Geschichten zu finden, Gegend und Menschen kennen, die Landessprache beherrschen, Benzin, Lebensmittel und eine Übernachtungsmöglichkeit klarmachen. Das gesamte Team muss mit schusssicheren Westen und Helmen ausgestattet sein. Das alles kostet sehr viel Geld.”

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4. Russischer Dissident versteigert Nobelpreis-Medaille für Rekordpreis
(zeit.de)
Der russische Journalist und Putin-Kritiker Dmitri Muratow ist Mitgründer der mittlerweile zwangseingestellten Zeitung “Nowaja Gaseta” und Inhaber einer Nobelpreismedaille. Diese ließ er nun zugunsten ukrainischer Flüchtlingskinder versteigern. Der Erlös brach alle Rekorde: “Bei einer Auktion in New York erzielte die goldene Medaille einen Erlös von 103,5 Millionen Dollar – rund 98,5 Millionen Euro. Noch nie ist eine Nobelpreismedaille auch nur annähernd für eine solche hohe Summe versteigert worden.”

5. Birte Meier wechselt zu RTL
(sueddeutsche.de, Verena Mayer)
Birte Meier, langjährige Redakteurin des ZDF-Magazins “Frontal21”, wechselt mit den ebenfalls von “Frontal21” kommenden Manka Heise und Christian Esser zu RTL und wird dort nach Senderangaben eine “Investigativ-Unit” aufbauen. Meier hatte 2015 das ZDF wegen Lohnungleichheit verklagt. Das Verfahren lief über mehrere Instanzen, wurde jedoch abgewiesen. Dagegen wehre sich Meier nun vor dem Bundesverfassungsgericht.

6. Fynn Kliemann kritisiert “woke linke Szene”
(tagesspiegel.de, Markus Ehrenberg)
Der in die Kritik geratene Influencer Fynn Kliemann gab sich zwischenzeitlich reuig, holt nun aber zum Gegenangriff aus. In einer Wutrede auf Instagram beklagt er sich über “Teile der woken, linken Szene” und sieht sich im Zentrum düsterer Machenschaften: “Ich verstehe schon, ihr habt mich mit öffentlichen Geldern groß gemacht, dann habe ich nicht gespurt und genau mit den gleichen Geldern soll ich jetzt zerstört werden.”
Weiterer Lesetipp: Derweil treten neue Vorwürfe gegen Kliemann zutage: “Fynn Kliemann versteigerte digitale Kunstwerke für mehr als 200.000 Euro. Aber weil er sich nach Kontraste-Recherchen nicht an seine eigenen Auktionsbedingungen hielt, könnten ihm Schadensersatzforderungen drohen.” (tagesschau.de, Daniel Laufer)