Es gibt eine Sache, die die AfD für mich schon allein ziemlich armselig macht - auch ohne ihre verfassungsfeindlichen und antidemokratischen Tendenzen, ohne den ganzen Hass gegen jede erdenkliche Minderheit, ohne ihre Putintreue - und das ist, dass sie für gar nichts steht. Sie verfolgt kein konstruktives Ziel. Versucht, mir zu sagen, wofür die AfD steht, ohne das Wort "gegen" zu benutzen. Ist sie für Deutschland? Die Tatsache, dass die große Mehrheit unseres Volkes diese Partei nicht leiden kann, spricht ebenso dagegen wie die bekannte Aussage von wegen "je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD". Ist sie für konservative Werte? Welche genau? Etwa die preußischen Tugenden, wie manche Mitglieder vor einigen Jahren behauptet haben? Vielleicht, wenn man zentrale Tugenden wie Toleranz, Ehrlichkeit, Bescheidenheit, Gerechtigkeitssinn, Redlichkeit etc. ignoriert.

Alle Grundsätze der Partei werden durch "dagegen" definiert: Gegen Flüchtlinge, gegen Gleichberechtigung für LGBT-Personen, gegen die Erinnerungskultur, weitestgehend gegen die EU... Selbst, wenn sie gegen andere Dinge wäre: Aus einer reinen Contra-Partei kann nichts entstehen, was konstruktiv und produktiv sein könnte. Es ist leicht, Leute gegen etwas zu versammeln, aber dabei lockt man alle möglichen Gestalten an. Die Radikalisierung der AfD zum rechten Rand war quasi vorprogrammiert, weil man als Anti-Euro-/Anti-Flüchtlingsaufnahme-Partei eben genau so etwas anlockt. Und das wächst dann nun mal, wenn das Ziel der Partei weiterhin nichts weiter als ein reines Contra bleibt, sodass es keinen Filtermechanismus gibt: "Diese Neonazis sind nicht gegen die Werte der Partei - das sind EU-Skeptiker, die die Grenzen dichtmachen wollen, so wie wir!"

Hinzugefügt: Vielen Dank für die Gold-Auszeichnung, freundlicher Fremder