Wie ihr sicher schon geahnt habt müssen wir das ABC-Fest 2020 leider absagen. Wir haben bereits viele Stunden und auch einiges an Kohle in die Organisation und Vorbereitung gesteckt. Wir hatten irgendwie bis zuletzt gehofft, ob es doch noch klappen könnte, aber aufgrund der aktuellen Situation ist dies nicht möglich. So wie es momentan aussieht, werden wir das Festival nicht in den Herbst verschieben, sondern in diesem Jahr komplett ausfallen lassen. Es ist einfach zu unklar, wie sich die Situation weiterentwickelt. Wenn wir mehr wissen, findet ihr dazu Infos hier und am Festival-Blog.
Trotzdem liebsten Dank, dass ihr das Festival durch eure Anwesenheit unterstützt hättet! Passt auf euch auf!
Andreas Krebs, der in Neapel im Knast ist, muss seit Januar dringend ins Krankenhaus, was ihm aber weiter verweigert wird. Sein Anwalt macht dort Druck und bittet uns aber, auch die deutsche Regierung zu nerven. Deshalb ruft zahlreich in der deutschen Botschaft dort an und fordert medizinische Versorgung für den gefangenen Andreas Krebs! Alles andere ist unterlassene Hilfeleistung.
Herr Besken (Botschafter) 0039649213285
Andreas Zustand ist sehr kritisch. Ihm wurde Nierenkrebs diagnostiziert, jetzt leidet er unter Wasseransammlungen im Körper, was auf Nierenversagen hindeutet. Eigentlich mag es nicht unsere Art sein, die Regierenden um etwas zu bitten, aber es geht hier um Andreas Leben und im Moment gibt es kein anderes Druckmittel.
Er muss für die dringend benötigten Medikamente und halbwegs brauchbare Lebensmittel selbst aufkommen. Wenn ihr Geld spenden wollt: Empfänger: Krebs IBAN: DE 90 1005 0000 1067 1474 26 BIC: BELADE BEXXX Verwendungszweck: Spende/Andreas Krebs
Seine Adresse, um ihm zu schreiben (gebt einen Absender an!): Andreas Krebs Sez.4 /Stz.5 Mediterraneo Via Roma Verso Scampia 250 CAP 80144 Napoli (NA) Italy andreaskrebs.blackblogs.org
Vor etwa einem Monat, bevor ganz Europa von Nationalstaaten abgeriegelt wurde, ist die anarchistische Bewegung in verschiedenen Teilen der Welt durch die Nachrichten aus Russland um den „Netzwerk“ Fall erschüttert worden. Das liberale Nachrichtenportal „Meduza“ veröffentlichte Information, wonach einige der Angeklagten aus Penza auf ihrer Flucht in den Mord an zwei Menschen verwickelt waren. Diese Information brachte erneut das Thema auf die Tagesordnung, wie wir unsere Solidarität organisieren und wo die Grenzen unserer Solidarität liegen. Obwohl wir uns nicht in der Region befinden, haben wir eine Verbindung zu unseren Gefährt*innen in Russland. Wir haben viele Solidaritätsveranstaltungen für die Verfolgten im „Netzwerk“ Fall in Dresden organisiert. Zum Beispiel haben wir Ende Dezember bei einem Event Menschen ermutigt, an russische Anarchisten und Antifaschisten im Gefängnis zu schreiben.
Am Samstag, dem 11. April, konnte Ilya Romanov, ein anarchistischer Gefangener der LPU-21, von Verwandten abgeholt werden. Die Staatsanwaltschaft legte gegen die Entscheidung des Gerichts von Subovo-Polyanski der Republik Mordwinien keine Berufung ein, das die Freilassung Romanovs aufgrund seines Gesundheitszustandes angeordnet hatte. Wir beglückwünschen Ilya und alle, die für seine Freilassung aus dem Gefängnis gekämpft haben!
Das Gericht hatte am 31. März entschieden, dass Romanow freigelassen werden sollte, da er nach einem Schlaganfall im Knast gelähmt war.
Hülyas Situation hat sich nicht wirklich verändert. Sie ist weiter im geschlossenen Vollzug, unter strengsten Sicherheitsbedingungen (Einzelzelle mit Videoüberwachung, Post und Kommunikationskontrolle, regelmäßige Zellenrazzia, Leibesvisitationen und den üblichen Schikanen gegenüber rebellischen und politischen Gefangenen, dass z. B. Post nicht oder nicht komplett durchkommt, Erpressungen was Anwälte, Kommunikation oder die Veröffentlichung über die Zustände im Knast angeht, etc)… Zudem hat sie zwei weitere Disziplinarverfahren mit Freizeit- und Aktivitätssperre, sowie Einzelfreistunde bis gestern (13.04) bekommen, da sie den Anstalts- und Bereichsleiter*innen Frau Linnartz und Herrn Buhr-Simons ihre Meinung gesagt hat, was deren Schikane, Repression und Bestrafungslogik angeht. Trotzdem lasst sich Hülya von all diesen Machtspielchen und der Knastsystem-Unterdrückung nicht brechen und ist weiter stark und kämpferisch. Sie freut sich weiter über Post und jegliche Form von Solidarität!
Hülya A. Buchnummer 83209 JVA Köln Rochusstrasse 350 50827 Köln
SOLIDARITAT MIT HÜLYA UND ALLEN REBELL*INNEN UND KAMPFER*INNEN! AUF DASS ALLE KNASTMAUERN FALLEN!!! FREIHEIT FUR ALLE!!!
Veröffentlicht in “Anarchismo” Nr. 67, Mai 1991, S. 18-19
Krankheit, verstanden als eine Fehlfunktion des Organismus, ist nicht etwas ausschließlich Menschliches. Auch Tiere leiden an Krankheiten, und selbst Dinge in ihrem eigenen Sinne haben Mängel in ihrer Funktion. Die Vorstellung von Krankheit als einer Anomalie ist die klassische Idee, die von der medizinischen Wissenschaft entwickelt wurde.
Die Bundesregierung setzt für eine schrittweise Rücknahme der Corona-Kontaktbeschränkungen auf eine breite Akzeptanz für die nach Ostern herunterladbare App zur nachträglichen Kontaktrekonstruktion Infizierter. Die (berechtigte) Angst vor dem Virus wird benutzt, um einem Großteil der Bevölkerung „freiwillig“ ein autoritär hochwirksames Werkzeug zu verabreichen.
Es gibt alles und für jeden Geschmack etwas. Ein Extrem sind die spektakuläreren Versionen, in denen Trump das Coronavirus in China eingeführt hätte, um den Handelskrieg zu gewinnen. Oder China hätte es getan, um es auf andere Länder zu verbreiten, sich zuerst von der Gesundheitskrise zu erholen und die Welt zu beherrschen. Oder es wären die Regierungen ihrer eigenen Länder gewesen, die besorgt über die Rentenfrage waren und die die typische malthusianische Lösung angewandt hätten, indem sie die meisten alten Menschen aus dem Weg geräumt hätten. Das andere Extrem, das subtiler ist und auch in bestimmten Medien viel weiter verbreitet ist, behauptet, dass die Ernsthaftigkeit des Coronavirus, wenn nicht eine mediale Erfindung, so doch zumindest bewusst von der Bourgeoisie übertrieben wird, um ihre repressive Kontrolle über uns zu verstärken. Ist es nicht verdächtig, dass die Regierungen den Ausnahmezustand ausrufen, die Armee auf die Straße schicken, die Polizeipatrouillen verstärken und hohe Geldstrafen für eine Krankheit verhängen, die nicht die jährliche Todesrate der Grippe erreicht? Wie dem auch sei, irgendetwas ist hier merkwürdig.
Wegen der Covid19-Pandemie verlieren viele Leute jetzt ihr Einkommen, oder zumindest einen Teil davon.
Auch die Politik hat verstanden, dass viele in den nächsten Monaten die Miete nicht zahlen können. Der Nationalrat hat am 3. April 2020 Maßnahmen beschlossen, die eher zum Ziel haben uns ruhig zu halten, als das Problem zu lösen.
Von der Soligruppe für Gefangene übersetzt, dieser Text wurde ursprünglich auf Spanisch von der Grupo Barbaria veröffentlich.
Es ist schwer, jetzt einen Text wie diesen zu schreiben. Im gegenwärtigen Kontext, in dem das Coronavirus die Lebensbedingungen vieler von uns zerbrochen hat – oder zu zerbrechen droht -, ist das Einzige, was du tun willst, auf die Straße zu gehen und alles in Brand zu setzen, notfalls mit dem Mundschutz. Das ist es wert. Wenn die Wirtschaft über unseren Leben hängt, ist es sinnvoll, die Eindämmung des Virus bis zum letzten Moment hinauszuzögern, bis die Pandemie bereits unvermeidlich ist. Es macht auch Sinn, dass wir diejenigen sein sollten, die entlassen werden, die zur Arbeit gezwungen werden, die weiterhin in Gefängnissen und ICEs (Abschiebeknäste) eingesperrt sind, die gezwungen sind, zwischen Krankheit und der Verbreitung der Infektion an ihre Geliebten zu wählen oder in Quarantäne zu verhungern. All dies mit patriotischem Jubel und dem Aufruf zur nationalen Einheit, mit sozialer Disziplin als Mantra der Henker, mit Lob für den guten Bürger, der den Kopf beugt und schweigt. Das Einzige, was du in Zeiten wie diesen willst, ist, alles in die Luft zu jagen.
„Freiheit kann nur die Gesamtheit der Freiheit sein; ein Stück Freiheit ist keine Freiheit“. Max Stirner, Der Einzige und sein Eigentum.
Mit der Ausbreitung der Pandemie geht der Flügel des Todes über jeden einzelnen von uns hinweg, während wir uns gleichzeitig alle unter einer ebenso autoritären wie ungeordneten staatlichen Verwaltung befinden. In der verallgemeinerten Entfremdung von allem, worauf wir bisher die Fähigkeit hatten, selbst wenn es illusorisch wäre, zu entscheiden, was mit uns selbst geschieht (aber ist die Fahrt mit der U-Bahn zur Arbeit wirklich eine Entscheidung, die wir selbst treffen?), sind dies nun Funktionen, die uns als offensichtliche Ausübung einer individuellen Grundfreiheit erscheinen, die sich verhindert, kontrolliert, kriminalisiert findet (aus dem Haus gehen, Brot kaufen, zu seinen Verwandten gehen, sich treffen, küssen, lieben usw.), und die „Barrieregesten“ regulieren sogar das tägliche und intime Verhalten der Eingeschlossenen.
Wie wir über Umwege erfahren haben, wird Hülya im geschlossenen Vollzug jetzt ganz offen von der Abteilungsleiterin Linnartz erpresst.
Die Vollmacht an die Anwältin wurde nicht rausgeschickt, sondern Hülya zurückgegeben. Und der Anwältin, die versucht hat, Kontakt zu Hülya aufzunehmen wurde gesagt, sie hätte ja kein Mandat.
Die gestrige Nachricht ist, dass – laut einer Umfrage – 72% der Italiener es für richtig halten, diejenigen bei der Polizei anzuzeigen, die sich nicht an die Anti-Pandemie-Verbote halten. Insbesondere sollten alle Versammlungen oder Feiern in den Häusern der Nachbarn gemeldet werden. Fast drei von vier Italienern spionieren das Verhalten ihrer Nachbarn aus, bereit, die Polizei zu rufen, wenn jemand es wagt, sich mit Freunden zu treffen und sich mit ihnen zu vergnügen? Und was ist mit all den potenziellen Massenmördern, die es wagen, laufen zu gehen, es wagen, mit ihren Hunden Gassi zu gehen, ihre Kinder – vielleicht mit ihren Freunden – im Freien spielen zu lassen?
Bestrafung ist heutzutage ein eigenartiger Begriff. Denn man weiss nicht mehr wirklich was es damit auf sich hat. Wir sind konditioniert worden, dass wir bestraft werden, wenn wir etwas tun, das nicht den entweder moralischen, oder legalistischen Regeln bzw. Gesetzen entspricht. Man weiss, man hat gelernt abzuschätzen, was man tue ist gegen die Regeln, und im Falle, dass man dabei erwischt wird, blüht einem dieses oder jenes. Nun wurde eine Änderung dieses Konzepts auf den Tisch gelegt, etwas dass im Allgemeinen als Willkür beschrieben wird. Eine Art Sheriff Mentalität, ein neues Gesamtgerüst, das wenn es nicht, wenn nötig blutig bekämpft wird, nicht mehr rückgängig gemacht werden wird. Die Zeichen der Zeit sind nicht mehr sehr schwierig abzulesen, man wird unweigerlich darauf hingewiesen, wie ein Hund der ins Haus geschissen hat, den man mit der Nase in seine eigene Scheisse drückt, für jene, die keine andere Art der Dressur kennen.
Wir dokumentieren hier Auszüge aus dem Tagebuch von Andreas Krebs, das er uns schon vor ca. 2 Wochen zugeschickt hat. Wir haben manche Sätze aufgrund der besseren Lesbarkeit bzw. um staatliche Repression nicht noch weiter anzuziehen ein klein wenig verändert.
Aktuell ist Andreas seit einigen Tagen im Krankenhaus. Es geht ihm gesundheitlich so schlecht, dass der Knast ihn sogar in den Hausarrest schicken möchte, worüber aber aktuell noch juristisch entschieden werden muss. Im Krankenhaus wird er nun erstmals operiert. Wenn die OP glückt, sind seine Aussichten auf ein Überleben trotz Krebs halbwegs ok. Wenn nicht, dann geben ihm die ÄrztInnen noch ca. 3 Wochen.
Andreas lässt allen liebe Grüße ausrichten. Er ist ein Kämpfer und hat sich trotz seines Gesundheitszustands rege in unterschiedlichen Rollen an den Revolten im Knast beteiligt.
Wir fordern die sofortige Freilassung von Andreas und ein Ende der Repression gegen seine Person.
Bitte schreibt ihm weiterhin Briefe, diese geben ihm sehr viel Kraft.
ABC Wien, 12. April 2020
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Auszug aus meinem Tagebuch
Dienstag, den 10. Marz 2020
Die Nachrichten überschlagen sich in ganz Italien. Die Beamten tragen nun Gesichtsschutz und sind dazu veranlasst worden, auch Handschuhe zu tragen. Mittlerweile sind über vierzig Haftanstalten in ganz Italien an den Revolten beteiligt und über zwanzig Gefangene dadurch ums Leben gekommen. Sechs Gefangene durch Eigenverschulden, in dem sie die Anstaltsapotheke plünderten und sich versehentlich eine Überdosis Methadon gaben, und die anderen Gefangenen kamen durch die Staatsmacht ums Leben. So wurden einige Gefangene durch Schüsse durch die staatliche Eingreiftruppe getötet. Sollte es auch hier zum Eingreifen der Polizei kommen hilft es recht wenig, sich auf den Bauch zu legen und die Hände hinter dem Kopf zu verschränken. Denn sie nehmen keinerlei Rücksicht auf Unbeteiligte und schlagen alle Gefangenen zusammen. Wenn es soweit kommt, so hoffe ich, dass es nicht ganz so heftig wird.
Es lässt sich nicht leugnen, dass das, was in der Welt geschieht, zumindest den Verdienst hatte, den Menschen verständlich zu machen, was mit Herdenimmunität gemeint ist. Es scheint uns ein entlarvendes Konzept zu sein, das uns in Lage versetzt, dessen Bedeutungsambivalenz perfekt zu verstehen. Wir beziehen uns natürlich nicht auf seine medizinische, sondern auf seine soziale Bedeutung. Im Gesundheitsbereich ist dessen Verwendung fast schon pathetisch, eine echte Mystifizierung, die Verwirrung schürt, indem sie eine Immunität verspricht, die es nicht geben kann. Die Immunität, die wirkliche, ist ein erwiesener und tatsächlich dauerhafter Zustand, der nur auf natürliche Weise erworben werden kann, indem man eine Krankheit (jedoch nicht irgendeine Krankheit) durchläuft. Mit der Impfung erhält man das genaue Gegenteil. Im besten Fall versuchen wir, die Krankheit zu vermeiden, indem wir künstlich eine biologische Abwehr aufbauen, die nur bis zum Beweis des Gegenteils unüberwindbar ist, und die oft und gerne vorübergehenden Charaker aufweist. Es ist sowohl ein Amulett gegen die Krankheit als auch ein Mittel gegen Faulheit, eine industrielle Abkürzung für den langen anstrengenden Prozess, die eigene Immunabwehr zu stärken. Man hat sicherlich eine Bild jener im Kopf, die “gesund bleiben”, indem sie ein Pille nach der anderen nehmen, anstatt sich die Mühe zu machen, über sich selbst Bescheid zu wissen und für sich selbst zu sorgen. Sie essen schlecht und nehmen Medikamente ein, schlafen schlecht und nehmen Medikamente ein, leben schlecht und nehmen Medikamente ein. Sind die Muskeln des mit Steroiden bepackten Bodybuilders vergleichbar mit den Muskeln des Turners, der täglich trainiert? Bei der Impfung passiert dasselbe. Genau deshalb schadet die Impfung, wie auch die Einnahme von Medikamenten und Steroiden, mehr als dass sie gut tut, sie vergiftet und schwächt den Körper weiter. Dies vorausgeschickt, welchem Arzt, der von einem aussergewöhnlichen Sinn für Humor versehen zu sein scheint, ist es eingefallen, die Menschheit mit einer Herde zu vergleichen?
von https://plagueandfire.noblogs.org/(Original auf https://roundrobin.info/)
Die Ereignisse dieser letzten Periode sind eine Zusammenfassung dessen, was wir wahrscheinlich in nicht allzu ferner Zukunft sehen werden; kurz gesagt, die Veränderung in diesen Wochen zeigt eine Umstrukturierung, die viel tiefer und nachhaltiger ist als die Verbreitung eines Virus.
Drei Elemente sind als Rückgrat dieser neuen Gesellschaft, mit der wir konfrontiert sind, miteinander verflochten.
Dass es so etwas wie soziale Kontrolle gibt, durch die der Großteil des Körpers einer Gesellschaft überwacht, gelenkt und zu einer Reihe von Verhaltensweisen geführt wird, die für Regierungen und andere Mächte bequem sind, ist mehr als offensichtlich. Verschiedene politische Trends prangern diese Tatsache seit Jahrzehnten an, und viele Disziplinen untersuchen das Wie und Warum dieser sozialen Kontrolle. Es geht im Grunde genommen darum, dass die Bevölkerung schweigt, während sie von ihren Führern und anderen Parasiten gefickt wird, oder, wenn sie die Nase voll hat, dass ihre Genugtuung durch einen sanften und umgelenkten Protest kanalisiert wird, aus dem diese Eliten Nutzen ziehen oder ihn zumindest so wenig wie möglich ihren Interessen schaden können. Massenveranstaltungen, Moden, Gedankengänge (außerhalb der Universitäten), technologische Geräte, Drogen, alle Arten von Freizeit und sogar Gesundheit oder Arbeit und materielle Bedingungen sind die mächtigsten Elemente der sozialen Kontrolle, aber nicht die einzigen.
Allerorten melden sich nun PsychologInnen, aber auch SoziologInnen mit ihren Gedanken über Wirkungen des und den Umgang mit dem „Kontaktverbot“ in Zeiten der Corona-Pandemie zu Wort. Jedoch, es gibt eine Gruppe von Menschen, die sich seit jeher besonders damit auskennt: die Inhaftierten.
Pola Roupa (Revolutionärer Kampf) über Corona, Knast und die Rachsucht des Staats.
Vorbemerkung: Pola Roupa ist eine Militante des Epanastatikos Agonas (Revolutionärer Kampf), einer anarchistischen Stadtguerilla aus Griechenland und ist seit Anfang 2017 inhaftiert. Ich kann nicht beurteilen, auf welche Informationen sie zugreifen kann und ob jede ihrer Aussagen zum Umgang mit Covid-19 in Griechenland der Wahrheit entspricht. Ihr Text wurde auf athens.indymedia.org veröffentlicht, nachdem ich mit der Übersetzung begonnen habe, erschien eine englische Version, die hier zu finden ist: https://www.amwenglish.com/articles/revolutionary-struggle-member-pola-roupa--social-and-class-inequality-breeds-pandemics/
Heute gibt es auf der ganzen Welt eine weitere Pandemie. Die WHO befasst sich überhaupt nicht mit dieser, da sie nicht in ihrer Zuständigkeit liegt und die Medien versuchen, sie zum Schweigen zu bringen oder zu minimieren. Aber die Regierungen der ganzen Welt sind besorgt über das damit verbundene Risiko. Diese Pandemie breitet sich im Fahrwasser des biologischen Virus aus, das momentan die Krankenhäuser füllt. Sie ist kurz gesagt parallel dort zu finden, wo Covid-19 vorbeikommt. Auch sie raubt einem den Atem. Die Angst vor einer Ansteckung verursacht auch tatsächlich Wut. Die ersten Symptome des Unwohlseins neigen dazu, sich zu verschlimmern und sich zunächst in Frustration, dann in Verzweiflung und schließlich in Wut zu verwandeln. Wut über das Verschwinden der letzten Krümel von Lebemöglichkeiten und das auf ärztliche Anordnung. Es ist bezeichnend, dass bei der Ankündigung der restriktiven Maßnahmen der Behörden zur Verhinderung der Ausbreitung der Epidemie – eine Art freiwilliger Hausarrest – gerade diejenigen, die ihr Leben von vier Wänden umgeben fristen, die bereits täglich unter Zwang unter der Gefangenschaft litten – die Gefangenen – das Pulverfass in Brand setzten. Die Tatsache, dass sie ihrer wenigen verbliebenen menschlichen Kontakte beraubt wurden, mit der Gefahr, als Ratten in der Falle zu enden, hat dazu geführt, was seit Jahren nicht mehr geschehen ist. Die sofortige Umwandlung von Resignation in Raserei.
In den letzten Tagen wurden mehrere Artikel veröffentlicht, die über die sich zuspitzende Situation in den Knästen berichtet haben. Menschen im Knast sind besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen. Die meisten Knäste sind überbelegt und wenn viele Menschen auf engem Raum leben müssen, ist die Ansteckungsgefahr bei Krankheiten besonders hoch. Noch dazu sind die hygienischen Umstände und die gesundheitliche Versorgung in den Knästen miserabel.
Wir haben heute erfahren, dass Hülya weiterhin im geschlossenen Vollzug in der JVA Köln-Ossendorf ist, jetzt in einem anderen Trakt (=Hafthaus). Als sie am 20.03 vom offenen Vollzug in den geschlossenen Vollzug strafverlegt wurde, haben die Schließer*innen sie zunächst 24 Std in die Strafzelle, den „Bunker“ gesteckt, wo ihr alles komplett abgenommen wurde und sie nicht mal einen Stift, eigene Kleidung oder Tabak hatte, genauso wie der Knast es mit den rebellischen, kämpferischen oder nicht „anpassungsfähigen“ Gefangenen macht, um sie zu bestrafen und zu quälen… Und dass nur deshalb, weil Hülya einen Hungerstreik als Protest gegen die Verhältnisse im offenen Vollzug begonnen hatte. Diesen Hungestreik hatte sie aber auch schon am 21.03. wieder beendet.
Fast täglich gibt es in der südbadischen JVA Freiburg neue Bekanntmachungen in Folge der Corona-Pandemie. Damit unterscheidet sich hier die Lage nicht von der vor den Mauern.
Aus der Webseite der anarchistischen Publikation Todo por Hacer entnommen.
2007 veröffentlichte Naomi Klein die Schock-Strategie: Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus, eine wichtige Studie, die erklärte, dass die unpopulärsten Reformen des Neoliberalismus (entworfen von Milton Friedman und der Chicagoer Schule) nach traumatischen Ereignissen, die sich auf die Sozialpsychologie auswirkten (Schocks), durchgesetzt wurden. Globale Umwälzungen wie der Falklandkrieg (1982), der Tsunami in Indonesien (2004), 9/11 (2001) oder der Hurrikan Katrina, der New Orleans verwüstete (2005), wurden genutzt, um die Klassenunterschiede durch die Verabschiedung ultraliberaler sozioökonomischer Reformen, die den Wohlfahrtsstaat untergruben, zu vertiefen.
Dieser Artikel wurde nach der „Krise“ von 2009 geschrieben, von eindrucksvoller Aktualität
1) Eine der schlimmsten Folgen der Konsolidierung des Diskurses über „die Wirtschaftskrise“ ist das Wiederauftauchen linksgerichteter Tendenzen/Ideen, die einen Refrain singen, der mehr oder weniger so klingt wie „wir hatten es schon gesagt: der Kapitalismus versinkt von selbst, und jetzt sind wir dran“.
An einem besonders chaotischen Freitagnachmittag leitet Piñera (A.d.Ü., Präsident von Chile) die
landesweite Medien auf die Pandemie ein. Seit Anfang März ist die Angst
vor dem Virus langsam ins Gespräch gekommen: zwischen der aufgeregten
Rückkehr in die Unterrichtsklassen, die eine Replik (wie ein Erdbeben)
des Oktoberaufstandes sein will, den massiven feministischen
Demonstrationen, der Radikalisierung der reaktionären Sektoren und der
bevorstehenden Volksabstimmung gewinnt sie immer mehr an Bedeutung.
Wir erinnern daran das unser anarchistische Gefährte Gabriel in Portugal am 25. Januar, nach eineinhalb Jahren Klandestinität, festgenommen wurde.
Während seiner Inhaftierung in den Zellen der Bullen in Porto, hat
die Verteidigung sich daran gemacht, damit er sofort entlassen wird, so
wie es das Recht es „vorsieht“. Aber wie wir wissen ist das Recht
umgekehrt proportional zu der Macht und Portugal hat es bewiesen sie
unter der Macht des spanischen Staates stehen, welcher unseren Gefährten
fertig machen will.
Auszug aus der Publicación Refractario.
Vergessen wir nicht, dass Chile obendrein in seinen Gefängnissen
Hunderte von politischen Gefangenen hat, die mit den Aufständen der
letzten Monate auf chilenischem Gebiet in Verbindung stehen.
Übersetzung eines Artikels aus Frankreich, der von mehreren Personen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, geschrieben wurde.
Im Original zu finden auf dem dem Blog dernieresnouvellesdelapeste.noblogs.org. Der Blog wurde zur Corona-Krise kreiert, um mit bescheidenen Mitteln dem Kommunikationskrieg der internationalen Regierungen etwas entgegenzuwirken…
Lauf, Genoss*in, der COVID ist hinter dir her!
Nun leistet sich der Staat eine prächtige Genesungskur. Nachdem er
den öffentlichen Dienst zunichte gemacht und die Spitäler seit Jahren zu
freien Märkten erklärt hat, scheint Macron herauszufinden, dass die
private Marktwirtschaft im Gesundheitswesen eine schlechte Sache ist.
Der Alltag im Knast ist oft
von Langeweile, wenigen politischen Inputs und Stress geprägt. Dazu
kommt das ausgeliefert sein an die Willkür von Wärt_er`innen.