Yay! Endlich wieder ein Blogpost Hat ja auch gedauert. Sorry – war einfach zu viel zu tun in den letzten Monaten. Und diesmal gleich wieder ein Tutorial. Für viele ist Bildbearbeitung ja synonym mit einem Klick auf das Photoshop-Icon. Ich selbst bin ja bekennender Photoshoplegastheniker und mache fast alles in Lightroom – nicht aus religiösen Gründen, sondern weil ich es nicht anders gelernt habe. Da ich mich heute mit dem von mir sehr geschätzten Fotografen Andreas-Joachim Lins über meine und seine Bildbearbeitungsarten ausgetauscht habe, wollte ich resümierend mal einen typischen Bearbeitungs-Workflow von mir zeigen. Einige kennen das Bild das ich hier bespreche bereits von meiner Facebook-Fanpage – es entstand bei meiner letzten Tour durch die Beelitzer Heilstätten mit der bezaubernden Roxana Dellamorte, Haare und Makeup sind von Monika Metzner und das Kleid vom Brautstudio Sorsum.
Zum Setting: Das Kleid ist luftig-locker und schön bunt, also wollte ich dieses Sommerfeeling irgendwie konservieren. Damit sich die Lockerheit bis in die Haare fortsetzt, hat ein Helfer freundlicherweise mit dem Sunbouncer gewedelt. So kann man mit einmal Wedeln einen Luftstrom prima dosieren und hat auf dem Foto den perfekten Haarwehe-Zeitpunkt. Dazu kam von Modelseitig-vorne ein kräftiges Mittagslicht, was man an den Flecken auf dem Geländer und der Hand noch gut sieht. Das Gesicht hat ein weiterer Helfer mit einem Diffusor abgeschattet, so das hier das Licht gleichförmig fiel und wir eine ansprechende Gesichtsschattierung erreichten.
Einstellungssache: Bei Iso 1000 und einer 1/2500 Sekunde Belichtungszeit genügte hier eine Blende 3.5 um Gesicht und Haare knackscharf, Vorder- und Hintergrund aber in einer sanften Unschärfe zu haben. An meiner D3s war hier ein Nikon 70-200/2.8 VR, gezoomt bei knapp über 100mm, dadurch praktisch Verzerrungsfrei. So sah es direkt aus der Kamera aus:
Problemzonen: Ein bischen verwirrend sind die sehr hellen Lichtflecke auf dem Kleid und der Hand, die in der Rohversion doch sehr vom Gesicht ablenken, und die ich auf jedenfall angleichen wollte. Dazu hatte ich mir einen gelblichen, sepiösen Farbton vorgestellt, der ein bischen an alte Fotos erinnert ohne gleich in das typische Sepia-Klischee zu verfallen.
Das grobe zuerst: Als erstes beschneide ich meine Bild, um ein kompositorisches Gleichgewicht herzustellen. Hier habe ich ein gutes Stück vom Kopffreiraum weggecropt, damit das Bild ins Gleichgewicht kommt und das Kleid bildwichtiger wird. Als nächstes kommt eine Teiltonung ins Bild: Die Lichter tone ich leicht grünlich (Farbton 61), die Schatten rosiger (Farbton 308), mit einem Abgleichswert von -7, was in der Mischung nicht ganz nach Sepia aber trotzdem etwas gealtert aussieht.
Ich habe natürlich mehrere Farbkombinationen ausprobiert, bin aber bei dieser hier hängen geblieben. Praktisch habe ich dazu mehrere Schnellvorlagen, die ich durch Mauszeiger-Drüberschwebenlassen in Sekundenschnelle durchtesten kann.  Danach habe ich den  Weissabgleich minimal (Um etwa 200 Kelvin) wärmer eingestellt. Insgesamt hat die Haut nun einen leichten Rotstich, fast schon Sonnenbrandig.
Das behebe ich im HSL-Modul: Hier  gehe ich  zur Rot-Sättigung und nehme diese ganz ordentlich zurück (-60) und gebe noch ein kleines bischen Blau, Lila und Magenta dazu (je ca. +30) und schon wirkt ihre Haut Sonnenlicht-Goldig.
Um etwas mehr knack ins Bild zu bekommen habe ich danach die Klarheit erhöht (+8) und sowohl Dynamik wie auch Sättigung ein gutes Stück heruntergenommen (-19).
Grundsätzlich gehe ich bei fast allen Änderungen wie folgt vor: Ich schiebe einen Regler vor bis der Effekt ganz eindeutig da ist, um zu sehen ob die Änderung in die richtige Richtung geht. Gefällt mir, was ich sehe, nehme ich ihn zurück, bis ich ihn nicht mehr bewusst als Änderung wahrnehme, kontrolliere dann mit Vorher/Nachher und feinjustiere anschliessend. Geht praktisch schneller als das schreiben des Erklärungssatzes hier dazu
Jedenfalls sind als nächstes die Lichter dran: Hier wird dank des guten Dynamikumfanges der RAW-Daten verlustlos ein wenig reduziert (-11) um die überstrahlten Lichtflecken nicht ganz so dominant wirken zu lassen. Mit einer kleinen Tiefenanhebung (+14) und Schwarzwertanhebung (+9) kommt auch noch die Struktur in den Haaren wieder zum Vorschein und gibt dem ganzen einen etwas zarteren Look. Manchmal vignettiere ich nun noch ganz dezent, oder schau ob ich minimal entrauschen möchte, bei ISO 1000 an der D3s gibt es dazu aber keine Veranlassung.
Als letztes gebe ich mit dem Bereichsreparaturpinsel noch eine homöopathische Dosis Schärfe über die Augen (Schärfe +6), und einen ebensozarten Schuss Klarheit (+4) ins das Muster des Kleides. Ob das wirklich einen (sichtbaren) Effekt hat weiss man nicht, aber Schaden tuts auch nicht. Einfach dran glauben. Homöopathie halt
Insgesamt hat die Bearbeitung nicht ganz 5 Minuten gedauert und ergibt folgendes Bild: