Greece: Update on the Fourth Trial of Revolutionary Struggle

On Monday 03.12.18 at 9AM, the 4th trial of Revolutionary Struggle continues in the Korydallos Prison Court for cases of ‘theft’ attributable to the organization with the employees of banks appearing as witnesses.

Originally published by Athens Indymedia. Translated by Anarchists Worldwide.

Note: Enough is Enough is not organizing any of these events, we are publishing this text for people across the US and Europe to be able to see what is going on and for documentation only.

As you might have noticed we published several articles from Anarchists Worldwide.  You will find all articles by Anarchists Worldwide we have published here. Soon the comrades will have their own blog but you can already follow them on Twitter and Facebook.

On Monday 03.12.18 at 9AM, the 4th trial of Revolutionary Struggle continues in the Korydallos Prison Court for cases of ‘theft’ attributable to the organization with the employees of banks appearing as witnesses.

The prosecution have combined around 9 cases of bank expropriation (dating from 2008-2015) carried out by Revolutionary Struggle with the aim of depoliticizing the organization and deconstructing their actions by adding additional charges and convictions.

Revolutionary Struggle members Pola Roupa and Nikos Maziotis have previously assumed political responsibility for the bank expropriations that were carried out to finance and continue the actions of the organization.

In this trial, those who are accused of involvement or are being investigated for the expropriations are accused of violating Article 187P.K for membership of a criminal organization as well as 187A for financing a criminal organization. Those being accused and judged in the first instance are: N. Maziotis – member of Revolutionary Struggle, Maria Theofilou, G. Petrakakos, Themistocles and Fotis Assimakapolulos, Marios Seisidis, Kostas Sakkas, Panagiotis Argyros, Grigoris Tsironis and Spyros Christodoulou (During an EKAM / Special Counter-Terrorist Unit operation, Spyros Dravillas shot and killed himself before he could be arrested. Spyros Christodoulou, G. Petrakakos and Grigoris Tsironis were arrested during the same operation).

The next hearing is scheduled for 12.12.18.

(This is a roughly summarized translation by Anarchists Worldwide of information that was originally posted in the Greek language on Athens Indymedia and in the Spanish language on the Instinto Salvaje website)

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★ #Greece: Update on the Fourth Trial of Revolutionary Struggle Ⓐ ★

Max Zirngast: Die Raum-Zeit des Strafregimes und seine Abwehr

Anbei dokumentieren wir übersetzte und von uns redigierte Auszüge aus einem längeren Brief von Max Zirngast, den er am 4. November 2018 verfasste und der uns kürzlich erreicht hat. Zum Verständnis haben wir einige Anmerkungen und Überschriften eingefügt, sie sind durch eckige Klammern markiert.

4. November 2018

Die Raum-Zeit des Strafregimes und seine Abwehr

Wir haben hier gewisse Routinen, aber manchmal begegnen wir auch gewissen Problemen. Zum Beispiel haben wir seit einer Woche kein Warmwasser mehr und die Heizung geht nicht mehr wegen irgendeinem Schaden. Natürlich frieren wir auch, aber das eigentliche Problem ist was anderes: Wir sind müder als sonst; lesen und schreiben, sich konzentrieren wird so schwieriger. Aber irgendwie kommen wir dennoch auf alle Probleme klar.

Die relative Isolation dauert an. Unsere Besucher*innen [jede*r Inhaftierte darf eine Liste mit drei Besucher*innen einreichen; innerhalb von 60 Tagen muss das Gefängnis darüber entscheiden, ob die gelisteten Personen das Besuchsrecht bekommen oder nicht; Anm. d. Red.] dürfen uns noch nicht besuchen. Diese bürokratischen Hürden werden uns in den Weg gelegt, weil wir hier ja mit konstruierten Terrorvorwürfen inhaftiert sind – obwohl uns noch keine einzige Straftat nach geltendem türkischen Recht nachgewiesen wurde, es ja noch nicht einmal eine Anklage gibt. Wie dem auch sei, aufregen nützt nichts, so läuft das hier eben.

Deshalb ist es etwas schwierig, von hier aus etwas [journalistisches, Anm. Red.] zu schreiben. Vor allem, wenn es schnell gehen soll. Das Zeitverständnis des Gefängnisses stimmt nicht überein mit der Zeit draußen. Ich versuche trotzdem mein Bestes. Vorantastend versuche ich hier eine neue Arbeitsweise zu begründen.

Ich möchte nochmal zum Leben, zu den Alltagsroutinen und zum Zeit-Raum-Komplex hier schreiben. Eventuell schaffe ich es nicht, alles in diesen Brief zu packen. Aber es wird ein Anfang sein. Ich möchte zuerst damit anfangen, die Architektur der F-Typ Gefängnisse [Typ des Hochsicherheitsgefängnisses, in dem Max inhaftiert ist; Anm. d. Red.] zu analysieren, danach gehe ich über in die Beschreibung eines normalen Tages von uns. Gegen Ende werde ich mehr einige theoretische Punkte machen und Umgangsformen, mit denen man das hier alles bewältigt, erläutern.

[Zeit und Raum im Gefängnis]

Obgleich wir also sogar nach geltendem Recht noch nicht verurteilt sind, werden wir bestraft. Die Strafe besteht nicht nur aus der „Entfernung von der Gesellschaft“; auch die objektiven und subjektiven Bedingungen, denen wir im Gefängnis ausgesetzt sind, sind eine Bestrafung. Insbesondere die objektiven Bedingungen des Gefängnisses – die Architektur, die Routinen, der Zeit-Raum-Komplex – haben bestimmte seelische und körperliche Effekte.

Am Anfang ist es notwendig, etwas über die Architektur zu sagen. Ich kann leider nicht viel zu Gefängnissen im Allgemeinen oder im Allgemeinen über Gefängnisse in der Türkei sagen. Ich selbst kenne nur den F-Typ. Mithat [Zellenkollege von Max; Anm. d. Red.] hingegen kennt den F-Typ, den D-Typ und den M-Typ. Der Großteil meines Wissens über Gefängnisse stammt von ihm.

In der Türkei gibt es viele unterschiedliche Gefängnistypen. Neben offenen Gefängnissen gibt es geschlossene Gefängnisse. Die geschlossenen Gefängnisse werden kategorisiert nach C, D, F, L, M usw. (ich weiß nicht genau, wie viele Kategorien es gibt). Im Allgemeinen wird – zumindest grob – unterschieden nach „Straftypen“. Der F-Typ ist für die „Politischen“, aber ab und an gibt es auch andere Häftlinge. In Sincan 1 sind wir eine Woche geblieben, seitdem bleiben wir in Sincan 2. Soweit wir das erfassen können, sind hier vor allem „FETÖ“-Inhaftierte [Abkürzung für „Fetullah Gülen Terrororganisation“; offizieller politischer und juristischer Terminus in der Türkei zur Bezeichnung von Angehörigen der Organisation des Predigers Fetullah Gülen; Anm. d. Red.]. Mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es auch Inhaftierte, die der Mitgliedschaft beim IS oder der PKK bezichtigt werden. Weil wir keinen Kontakt haben, können wir hierzu aber nicht viel sagen. Soweit wir wissen sind die, die neben uns inhaftiert sind, Soldaten – also das heißt Gülenisten. Wir wissen zudem, dass in Sincan 1 auch Idris Baluken [HDP-Parlamentsabgeordneter, sitzt seit November 2016 im Gefängnis wegen „Terrorpropaganda“ in seinen Reden, ist zu derzeit über neun Jahren Haft verurteilt worden; Anm. d. Red.] einsitzt. Weil die Räume, in denen wir mit den Anwälten sprachen, voneinander mit Glaswänden [oder: Wänden mit Fenstern; Anm. d. Red.] getrennt waren, konnten wir die Nebenräume sehen. In Sincan 1 hatte Idris Baluken zur selben Zeit wie wir seine Anwaltsgespräche.

Der F-Typ ist, unseres Wissens nach, ein direkter Import aus den USA. Mithat sagt, dass sie in der Türkei ab 1980 gebaut wurden [am 12. September 1980 fand der bisher blutigste Militärputsch der modernen Geschichte der Türkei statt, der die Zerschlagung der Linken herbeiführte; Anm. d. Red.]. Die Architektur aller F-Typ Gefängnisse ist dieselbe. Zumindest was Sincan 1 und 2 angeht kann ich das selbst bestätigen. Mithat ist in Adana in einem F-Typ geblieben und meinte, dass auch dieses Gefängnis dieselbe Architektur hatte (es werden nur kleinere Veränderungen vorgenommen).

Im F-Typ gibt es 3er-Zellen. Aber natürlich bleiben nicht immer drei Personen in einer Zelle. Wir sind zu zweit, manche bleiben einzeln. Die Hauptfunktion des F-Typs ist die Isolation. Auch die Zahl von drei Personen ist gezielt gewählt; dies erlaubt nicht wirklich soziales Leben (zum Beispiel Spiele). Schon mit vier Personen – wie das in H-Typen üblich ist – ändert sich die ganze Situation ziemlich. Bei den Strategien des Umgangs muss man diese Realitäten vor Augen haben. Man muss die Nachteile in Vorteile umkehren. Wenn die Hauptbestrafungsform des F-Typs die Isolation ist, muss man ein Programm schaffen, das diesen konkreten Bedingungen entspricht – Einsamkeit, Stille, das Fehlen der Hektik des kontemporären urbanen Lebens heißt andererseits eben auch Möglichkeit der hohen Konzentration und der Verdichtung. Wir versuchen uns fortzuentwickeln bei Abwesenheit [schwer leserlich, vermutlich: des Alltagsstresses].

Im F-Typ sind die Zimmer doppelstöckig. Jede Zelle hat einen etwa zehn mal fünf Meter großen Hof. Vom Korridor aus geht eine Tür in den jeweils unteren Stock sowie in den Hof. Von der Zelle aus geht eine Tür Richtung Hof. Morgens bei der Zählung wird die Tür von den Wächtern aufgemacht, abends gegen sechs Uhr wird sie wieder zugemacht. An der Tür zum Korridor gibt es ein Gitter. Die ganze Kommunikation läuft fast vollständig über dieses Gitter. Durch dieses werden uns Essen, Kleider, Briefe und so weiter durchgegeben. Neben der Tür zum Hof ist die Dusche. In Sincan 2 gibt es keinen Duschkopf. Wir müssen das warme Wasser in einen Eimer geben und uns mit einer Schüssel duschen. In Sincan 1 gab es einen Duschkopf und jederzeit Warmwasser. In Sincan 2, wie im letzten Brief beschrieben, nur zu bestimmten Zeiten. Derzeit gibt es überhaupt kein Warmwasser und auch die Heizung funktioniert kaum. Angeblich wegen eines Schadens im Heizofen. Um uns zu rasieren und zu duschen machen wir das Wasser mittlerweile im Wasserkocher warm.

Im unteren Stock gibt es so etwas wie eine Küche. Das heißt, es gibt ein Spülbecken und einen Schrank und daneben einen Ort, an den man einen Kühlschrank hinstellen kann (wir haben keinen gekauft, weil es für uns nicht so viel Sinn macht). Es geht eine Treppe nach oben, oben gibt es drei Betten und drei Schränke. Unten gibt es ein Radio (immer nur einen Kanal, was die Wächter so hören – das ist generell TRT Fm [TRT ist der staatliche Radio- und Fernsehsender in der Türkei; Anm. d. Red.], abends das Diyanet Radio [Diyanet ist das Amt für Religiöse Angelegenheiten in der Türkei; Anm. d. Red.]). Einen Fernseher dürfen wir haben, wir wollen aber keinen. Das einzige elektronische Gerät bei uns im Zimmer ist der Wasserkocher. Es gibt noch einen Plastiktisch und zwei Plastikstühle.

Die genutzten Materialien sind bewusst ausgewählt. Die drei Hauptmaterialien sind Beton, Eisen und Glas. Die Fenster bestehen aus Glas, sind aber mit Eisengittern und -draht versperrt.Im Bad gibt es Fliesen, einen Spiegel und ein Waschbecken. Außerdem gibt es noch einige Plastikmöbel (von den Küchenutensilien besteht nichts aus Porzellan oder Holz oder ähnliches). Sprich: Ganz bewusst werden keinen „lebendigen“ Materialien wie Holz verwendet. Die einzigen Pflanzen sind ein paar Moose im Hof. Unser Lebensraum ist also „kalt“, leblos und ohne irgendwas Schönes gestaltet. Der Hof ist nach oben hin sehr hoch, ganz oben aber von NATO-Draht und gewissermaßen einem Dach aus Draht abgesperrt. Wegen dieser Höhe fällt – insbesondere im Winter – kaum Sonne in den Hof. Aber wir haben Glück: Unser Zimmer ist zum Osten hin und so haben wir dort relativ viel Sonne. Wir achten darauf, dass wir uns zur Mittagszeit „sonnen“ und Vitamin D auftanken.

Auch von Hygieneaspekten her war Sincan 1 besser als Sincan 2. Die Zelle, in der wir uns jetzt befinden, ist ganz schön schmutzig. Der Putz an der Wand platzt ab, das Eisen ist verrostet, die Tür zum Hof lässt sich sehr schwer öffnen und das Bad ist sehr feucht. Vor allem das verrostete Eisen und das rostige Wasser aus dem Wasserhahn sind ganz schön unangenehm.

Ein Tag im Gefängnis

Auf dem Hintergrund dessen, was ich euch gerade beschrieben habe, lässt sich verstehen, wie ein normaler Tag bei uns abläuft. Viel von der Routine und den Zeitabläufen habe ich ja schon im letzten Brief  erzählt. Ich wiederhole nur knapp und führe nochmal andere Dinge ein bisschen aus.

Nicht jeder Tag läuft gleich bei uns ab. So treiben wir zum Beispiel vier Mal in der Woche eine bis eine Stunde und 15 Minuten lang Sport. Außerdem gibt es Gelegenheiten wie Besuche (auch wenn dies bisher sehr selten stattgefunden hat), Anwaltsbesuche, Telefongespräche und alle zwei bis drei Wochen Sport im geschlossenen Sportsaal, an denen wir aus unserer Zelle rauskommen. Und einmal in der Woche ist Kantinentag, da kommen die Sachen an, die wir in der Kantine bestellt haben (Schreibutensilien, Putzmittel, Hygieneutensilien, einige Lebensmittel). Einmal in der Woche kommt Obst und Gemüse

Wie gesagt wache ich morgens gegen 7:00 Uhr auf, gehe hinunter, lese oder bereite Briefe vor, dann frühstücken wir gemeinsam. Das Frühstück wird uns übrigens am Abend zuvor überreicht und ist oft recht dürftig. Wir kaufen den Großteil der Sachen dazu: grüne und schwarze Oliven, Tomaten, Gurken und so weiter. Manchmal erhält Mithat noch zusätzlich Eier und Käse. Tee und Kaffee machen wir uns selbst. Nach dem Frühstück ziehen wir uns an und bereiten uns auf die Zählung vor. Die findet normalerweise morgens gegen 8:15/8:30 Uhr und abends um 20:15/20:30 Uhr statt. Bei Dienstwechsel der Wächter werden die Zellen vollständig kontrolliert. Für die Zählung muss man Hose, Schuhe und so weiter angezogen haben. Wir achten darauf, dass wir den ganzen Tag über angezogen bleiben (außer in den Zeiten, in denen wir Sport treiben). Wir achten also darauf, niemals „unvorbereitet“ zu sein. Wie im letzten Brief erwähnt, werden morgens bei der Zählung auch Briefe, Anträge (alles im Gefängnis hier läuft auf Basis von Anträgen) und Einkaufszettel für die Kantine abgegeben.

Danach machen wir Sport und lesen bis zum Mittagessen (ca. 12:30 Uhr). Zum Mittagessen erhalten wir pro Person ein Stück Brot und die Zeitung. Bisher, wie gesagt, die Hürriyet, ab November dann auch Dünya [Wirtschaftszeitung; Anm. d. Red.] und Evrensel [linke Tageszeitung; Anm. d. Red.].

Die Qualität des Essens variiert gewaltig. Manchmal kommt wenig, manchmal viel. Eintöpfe werden oft mit sehr viel schlechtem Fett gekocht. Deshalb haben wir aus einem 5-Liter-Wasserbehälter eine Art Filter gemacht, indem wir den Behälter in der Hälfte aufgeschnitten und unten Löcher gemacht machen. Wenn das Essen zu fettig ist, „filtern“ wir es damit, waschen es und essen es erst danach.

Ich versuche immer noch, veganes Essen zu bekommen. Bisher bekomme ich aber nur vegetarisches Essen. Dieses Problem löse ich bisher so, dass ich halt aus dem Gemüse, das wir kaufen, Salate mache. Zwischendurch esse ichNüsse, Obst, Kekse und dergleichen.

Danach Abwasch und Zeitungslesen. Ab 15 Uhr wieder Bücher lesen bis zum Abendessen (17:15-30 Uhr). Um 18 Uhr geht unsere Tür zu und wir lesen wieder. Nach der Zählung am Abend schreiben wir Briefe, unterhalten uns oder lesen Romane. Gegen 23 Uhr geht’s ins Bett.

[Kampf gegen die Zermürbung]

So in etwa laufen unsere Tage ab. Wie sich daraus leicht ersehen lässt, fangen sich mit der Zeit an die Tage zu ähneln. Die Monotonie ist eines der größten Probleme, mit denen man hier einen Umgang finden muss. Die Grundlage des uns aufgezwungenen Strafregimes ist ein spezifischer Raum-Zeit-Komplex. Tagtäglich schauen wir auf dieselben Wände und können nur begrenzt tätig sein. Diese Wirklichkeit gekoppelt mit subjektiven Herrschaftsbeziehungen wie sie sich in den Wächtern verkörpern – Kommunikation und Kontakt finden fast ausschließlich nur mit ihnen statt – können dazu führen, dass die Inhaftierten gebrochen, paralysiert und zermürbt werden. Diese Gefahr hängt wie ein Damoklesschwert die ganze Zeit über uns. Um dieser Gefahr zu begegnen bedarf es meiner Meinung nach dreierlei: Disziplin, Kreativität und Solidarität – zwischen den Inhaftierten aber auch der Außenwelt mit uns. Was genau ich mir dazu denke, schreibe ich ausführlicher in ein paar Tagen in meinem nächsten Brief.

Die Raum-Zeit des Strafregimes und seine Abwehr

Update: Vorladungen mit NDB wegen Demo gegen FIFA

Update (18.11.18): Nebst Vorladungen mit den üblichen Bullen der Stadtpolizei finden in dieser Sache auch Befragungen in Anwesenheit von Mitarbeitern des Nachrichtendienst des Bundes (NDB) statt. Diese stellen sich nicht speziell vor und versuchen mit zusätzlichen Fragen ihre eigene Lageeinschätzung zu aktualisieren. Auch da gilt: Aussageverweigerung! Meldet euch bei uns unter rotehilfe[at]aufbau[dot]org, sowohl vor wie nach solchen Befragungen. Erstellt Gedächtnisprotokolle, in denen alle Aspekte rund um diese Befragungen möglichst genau protokolliert werden, damit nichts vergessen geht.

In den vergangenen Tagen haben Leute Vorladungen erhalten, denen die Teilnahme an der Demo zum FIFA-Museum in Zürich am 24. September 2018 vorgeworfen wird. Bei der Demo wurde die Situation von politischen Gefangenen thematisiert, die in Zusammenhang mit Protesten gegen die WM 2014 verhaftet wurden. Wir rufen all jene, die solche Vorladungen erhalten haben, dazu auf, sich bei uns zu melden: Schreibt uns ein Mail an rotehilfe[at]aufbau[dot]org.

NoG20 Kundgebung zum 1. G20 Prozesstag gegen Max aus Bern

NoG20 – United We Stand!
Freiheit für Max und alle anderen G20 Gefangenen

Kundgebung zum 1. G20 Prozesstag gegen unseren Genossen Max aus Bern
Mittwoch 7.11., 12 Uhr
Amtsgericht Mitte,
Sievekingplatz 3.
Verhandlugsauftakt 12.30 Uhr
Raum 267 L

Anfang September wurde unser Freund und Genosse Max aus Bern in Köln
verhaftet. Der Schweizer hatte keine Ahnung, dass die Staatsanwaltschaft
Hamburg aufgrund verwackelter Videoaufnahmen einen Haftbefehl gegen ihn
erwirkt hatte. Eine Anwältin aus Hamburg brauchte Stunden, bis sie ihn
in Köln in der U-Haft gefunden hatte.
Dann wurde er tagelang „auf Transport“ geschickt, bis er am 11. September
im Hamburger Untersuchungshaftgefängnis am Holstenglacis angekommen
ist. Dort sitzt er nun unter menschenverachtenden Bedingungen seit zwei
Monaten ein.

Kontakt zu den anderen G20 Gefangenen, wie den beiden jungen Aktivisten
aus Frankfurt am Main und Offenbach, dem französischen Genossen, der per
Internationalem Haftbefehl von Frankreich an Hamburg ausgeliefert wurde,
und einem uns noch unbekannten Seemann, der in Bremerhaven von seinem
Schiff geholt und ins UG gebracht wurde, weil er angeblich beim G20
„randaliert“ haben soll, darf er nicht haben.
Veganes Essen wird ihm verweigert und ständig versucht man ihm sogar Fleisch
unterzuschieben. Auch musste er im UG vor ein paar Wochen seinen 26.
Geburtstag „feiern“.

Ein Paket zum Geburtstag oder danach durften wir ihm nicht schicken.
Die lapidare schriftliche Begründung der Hamburger Justizbehörde war,
dass das UG keine Pakete entgegen nehmen könne und er ja aber am Einkauf
teilnehmen dürfe. Wenn die finanziellen Mittel dafür nicht ausreichen
sollten, könnten wir Max ja Geld überweisen.
Haben wir dann auch gemacht, ist aber völlig unverständlich, warum
Untersuchungsgefangene im UG Holstenglacis keine Pakete erhalten dürfen,
nicht mal zum Geburtstag oder zu Weihnachten.

Am Mittwoch den 7.11. beginnt nun der nächste Schauprozess gegen einen
transnationalen Aktivisten, der im Sommer 2017 nach Hamburg gekommen
war, um mit uns allen zusammen gegen die herrschenden Verhältnisse und
ihre Repräsentanten auf die Straße zu gehen. Lassen wir ihn im Knast
und Gerichtssaal nicht allein.

Ab 12 Uhr wird es eine Kundgebung mit heißem Kaffee geben und dann zeigen
wir ihm, dass es zwar ihn getroffen hat, aber wir alle gemeint sind, in
ihrer nicht enden wollenden Einschüchterungskampagne, gegen jeglichen
Protest und Widerstand gegen dieses absurdes Spektakel der Macht, den
G20 Schwachsinn, der bald in Buenos Aires in die nächste Runde gehen wird.

Im Amtsgericht Mitte gibt es eine Sicherheitsschleuse, wie auf dem
Flughafen und Mobiltelefone etc. werden euch abgenommen. Das kostet viel
Zeit und ist ärgerlich, darum kommt rechtzeitig und lasst alles, was
ihr nicht unbedingt braucht, zu Hause.

NoG20!
Freiheit für Max
und alle anderen G20 Gefangenen
Fight Repression, now and always!
United We Stand!

NoG20 Kundgebung zum 1. G20 Prozesstag gegen Max aus Bern

Solidarität mit den Frankfurter/Offenbacher G20-Gefangenen!

Prozessbeginn am 18. Dezember 2018 in Hamburg

Razzien am Main
Am Morgen des 27. Juni kam es bundesweit zu einer weiteren Durchsuchungswelle bei Anti-G20-Aktivist*innen. In Frankfurt und Offenbach wurden vier Personen durch die Polizei nach Hamburg verschleppt.

Den jungen Männern wird vorgeworfen, sich an Aktionen freitagmorgens in der Hamburger Elbchaussee beteiligt zu haben. Zwei der Festgenommen waren zum Tatzeitpunkt noch unter 18 Jahre alt und gelten somit vor dem Gesetz als so genannte Heranwachsende. Auf dieser Grundlage konnte erreicht werden, dass zumindest die Haftbefehle für die beiden Jugendlichen außer Vollzug gesetzt wurden. Diese mussten allerdings ihre Pässe abgeben und sind verpflichtet, sich regelmäßig bei der Polizei zu melden. Die beiden volljährigen Männer befinden sich seitdem jedoch in Untersuchungshaft im Hamburger Gefängnis Holstenglacis.

Der Staat teilt aus
Die Anklage ordnet die Beschuldigten willkürlich dem Komplex Elbchaussee zu, um in der Öffentlichkeit „Schuldige“ präsentieren zu können und die Rechtsbrüche und die massive Polizeigewalt gegen Demonstrant*innen während der G20-Protestwoche zu kaschieren. Die harten Urteile, die bislang nach G20 gefällt wurden, reihen sich ein in die Faschisierung der Staatsapparate, am deutlichsten sichtbar in den neuen Präventiv- und Polizeigesetzen (etwa das bayerische PAG). Hinzu kommen die innere Aufrüstung und immer ausgedehntere Überwachung sowie die politische Repression und die harten Strafen gegen alle, die sich gegen die herrschenden Verhältnisse wehren.

Angesichts der verhältnismäßigen Stille bei Angriffen auf Geflüchtete(nunterkünfte), bei abertausenden Toten im Mittelmeer etc. erscheint es doch mehr als verwunderlich welche Empörung ein paar zerstörte Scheiben und Autos hervorrufen. Dass schon am selben Abend den Geschädigten eine Zahlung von 40 Millionen Euro zugesichert wurde (zum Vergleich: den Angehörigen der Opfer des NSU wurde nach jahrelanger Schikane, Kriminalisierung und Stigmatisierung insgesamt(!) eine Million Euro Entschädigung gewährt), verdeutlicht die massive Diskrepanz bei der Wahrnehmung des Wertes von Menschenleben im Vergleich zu Waren und Konsumgütern.

Vorwürfe? Kollektiv- und Kontaktschuld!
Der Zynismus von Polizei und Justiz ist in Anbetracht der Vorwürfe unerträglich. Am frühen Morgen des ersten Gipfeltages machten einige hundert Aktivist*innen ihrer Wut über die bestehenden Verhältnisse Luft und verdeutlichten ihre Unversöhnlichkeit unter anderem durch das Entglasen von Konsulaten, Banken und Ämtern und das Anzünden von Autos in der im Villenviertel gelegenen Elbchaussee. Obwohl es keinerlei polizeiliche Foto- oder Videoaufnahmen von den Geschehnissen gibt, hat die Polizei nun vier junge Männer aus dem Rhein-Main-Gebiet als vermeintliche Täter präsentiert. Die Vorwürfe – Brandstiftung, Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung – basieren auf einem „Bewegungsprofil“, das die Polizei über die vier erstellt haben will: Sie habe die Gruppe auch zu anderen Gelegenheiten in Hamburg beobachten können, so etwa ganz ohne schwarze Vermummung beim Bäcker in Altona. Konkrete Taten werden ihnen nicht vorgeworfen, außer dass sie vor Ort gewesen sein sollen und einer der Beschuldigten eine Mülltonne auf die Straße gezogen habe. Es ist offensichtlich, dass es hier darum gehen soll, Menschen von künftigem politischem Protest abzuhalten und eine ganze Bewegung einzuschüchtern, indem Einzelne drakonisch bestraft werden.

Isolationshaft und Willkür
Die Absurdität der Vorwürfe knüpft an die bisherigen G20-Prozesse an, genauso wie die Anordnung von U-Haft wegen der angeblichen „Schwere der Tat“ und vermeintlicher „Fluchtgefahr“. Dazu die Schikanen, die die zwei im Knast ertragen müssen: Der jüngere war in den ersten drei Tagen durchgehend eingesperrt. Erst danach bekam er eine Stunde Hofgang täglich. Seitdem wurde seine Zelle mindestens viermal ohne Angabe von Gründen durchsucht und er selbst wiederholt spontanen Leibesvisitationen unterzogen. Die einzige Möglichkeit, die ihnen gelassen wird, um aus der Zelle raus zukommen und soziale Kontakte zu haben, ist, im Knast zu arbeiten. Auch wenn sich manches inzwischen gelockert hat, durften die beiden sich bis heute nicht sehen und sind immer wieder wahllosen Schikanen und der Willkür der Schließer ausgesetzt. Diese nannten als Begründung nur: „Weil wir es können“.

Druck machen!
Ganz offensichtlich dienen diese Haftbedingungen dazu, Druck auf die zwei auszuüben und sie zu Aussagen zu bewegen. In Anbetracht der mangelhaften Beweislage gegen sie ist das kein Wunder. Auch eine weitere Person sitzt seit Oktober ebenfalls im Hamburger Holstenglacis in Untersuchungshaft, nachdem sie per Europäischem Haftbefehl von Frankreich ausgeliefert wurde. Auch ihr werden Straftaten im Zusammenhang mit den Aktionen auf der Elbchaussee vorgeworfen. Die Polizei möchte nach mehr als einem Jahr Arbeit der eigens eingerichteten SoKo „Schwarzer Block“ gern Ergebnisse vorweisen, und das heißt „Schuldige“ bestrafen. Machen wir es den Inhaftierten leichter im Knast und erzeugen wir unsererseits Druck auf die Behörden! Der Prozess gegen alle vier Beschuldigten beginnt am 18. Dezember. Obwohl vor dem Jugendgericht geführt, wird er öffentlich sein – und lange dauern: Es sind bereits 30 (dreißig!) Prozesstage bis Mai terminiert. Die Anklageschrift besteht weitgehend aus der Beschreibung von beschädigten Autos sowie einer Handvoll Indizien, dass die vier Beschuldigten irgendwie vor Ort gewesen sein sollen. Dieser Show-Prozess muss begleitet und kritisiert werden!

Schreibt Postkarten und Briefe, kommt zum Prozess und zeigt ihnen, dass wir sie mit dieser Repression nicht allein lassen! Wir werden weiter Post schicken, mit eurer Hilfe alle Prozesstage begleiten und „den Scheiß aufdrehen“ bis sie wieder frei sind. Der Grund dafür ist einfach: Weil wir es können.

Weitere Prozesstermine, immer ab 9:30 Uhr:
Dienstag 8. Januar 2019
Donnerstag 10. Januar 2019
Dienstag 15. Januar 2019
Weitere Termine folgen

Spendenkonto:
Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Frankfurt
IBAN: DE24 4306 0967 4007 2383 90
BIC: GENODEM1GLS
Verwendungszweck: G20
https://rhffm.blackblogs.org

»Die Kriegsmaschine lahmlegen«

Vor 20 Jahren wurde die Internationalistin Andrea Wolf in den kurdischen Bergen ermordet

Von Nick Brauns

Mit Gedenkveranstaltungen und einer Demonstration wird in diesen Tagen an die vor 20 Jahren in den kurdischen Bergen von der türkischen Armee ermordete Internationalistin Andrea Wolf erinnert. Wolf, die in der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) den Kampfnamen Ronahi (Licht) trug, war am 23. Oktober 1998 nach einem Gefecht im Bergland von Catak in der Provinz Van mit weiteren Guerillakämpfern von den Militärs gefangen genommen worden. Die Gefangenen wurden – wie Zeugen dieses Kriegsverbrechens berichteten – gefoltert und extralegal hingerichtet.

Die 1965 in München geborene Aktivistin hatte sich Anfang der 1980er Jahre in der radikalen Linken politisiert. Bereits als 16jährige musste sie wegen militanter Aktionen der anarchistischen Gruppe »Freizeit 81« für ein halbes Jahr in den Knast. Sie engagierte sich in der autonomen Frauenbewegung, beim Widerstand gegen die atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf und den Startbahnbau in Frankfurt am Main und nahm führend an der Mobilisierung gegen den G-7-Gipfel in München 1992 teil. Dadurch kam Wolf in Kontakt mit revolutionären Bewegungen aus aller Welt. Sie war Mitbegründerin der Initiative »Libertad!«, die sich für politische Gefangene engagierte. Obwohl sie sich zum fraglichen Zeitpunkt in Mittelamerika aufgehalten hatte, wurde in Deutschland ein Ermittlungsverfahren wegen ihrer vermeintlichen Beteiligung am Sprengstoffanschlag der RAF auf den Neubau der JVA Weiterstadt 1993 eingeleitet. Daraufhin setzte sie sich ins Ausland ab und schloss sich Ende 1996 einer Fraueneinheit der kurdischen Guerilla an. »Von der PKK zu lernen, heißt für mich, von Menschen zu lernen, die einen anderen kulturellen, historischen, aber auch ökonomischen Hintergrund haben«, begründete sie diesen Schritt. »Ich werde meine Verantwortung nach besten Kräften wahrnehmen, das, was ich in Kurdistan mit eigenen Augen sehe, erlebe und lerne, den Menschen zu Hause mitzuteilen und einfließen zu lassen in unseren Kampf um eine gerechte und menschenwürdige Zukunft.«

Nach Wolfs Ermordung gründeten Freunde und Genossen eine Internationale unabhängige Untersuchungskommission, die zusammen mit Wolfs Mutter Liselotte und dem türkischen Menschenrechtsverein IHD die Todesumstände aufzuklären suchte. Doch der damalige grüne Außenminister Joseph Fischer zeigte kein Interesse an der Aufklärung von Kriegsverbrechen eines befreundeten NATO-Staates. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main stellte 2005 ein Verfahren wegen Tötung einer Deutschen im Ausland ein. In der Türkei war eine Strafanzeige der Menschenrechtsanwältin Eren Keskin gegen die verantwortlichen Militärs bereits 2002 niedergeschlagen worden. Da es »keine adäquate und effektive Untersuchung« gegeben habe, rügte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2010 die Türkei wegen eines Verstoßes gegen die Europäische Menschenrechtskonvention. 2011 gelang es Mitarbeitern des Menschenrechtsvereins, die Massengräber mit den sterblichen Überresten des Massakers an der Guerillaeinheit zu lokalisieren. 2013 wurde in 2.500 Metern Höhe ein Friedhof mit einem Mahnmal für »Ronahi« und die mit ihr gefallenen Guerillas eingeweiht. Doch am 29. November 2015 bombardierten Kampfflugzeuge den Guerillafriedhof.

Angesichts des bis heute andauernden Krieges gegen die Kurden, der zum großen Teil mit deutschen Waffen geführt wird, steht die Forderung nach einem Stopp der Waffenexporte im Mittelpunkt einer internationalistischen Demonstration, zu der ein Bündnis aus kurdischen und deutschen linken Organisationen anlässlich des 20. Todestages von »Ronahi« für Samstag, den 27. Oktober, in München aufruft. Das Bündnis, dem unter anderem die Interventionistische Linke (IL), die Linksjugend und die Rote Hilfe, das Kurdische Gesellschaftszentrum München und kurdische Frauenvereinigungen angehören, erinnert dabei an eine Botschaft, die Andrea Wolf zum 1. Mai 1997 aus den Bergen Kurdistans geschickt hatte. »Ich würde mir wünschen, dass es in den Metropolen Bewegungen gäbe, die diesen Krieg angreifen, unmöglich machen würden. Einfach den Nachschub kappen (…). Eine militante Bewegung, die die Kriegsmaschine lahmlegt.«

Zürich: Freiheit für Georges Ibrahim Abdallah!

Gruppenbild in ZH

Internationale Aktionswoche vom 17. Bis 24. Oktober 2018

Bereits zum 34. Mal jährt sich die Verhaftung von Georges Ibrahim Abdallah. Er ist ein libanesischer Kommunist, der Seite an Seite mit dem palästinensischen Widerstand kämpfte. Sein militanter Kampf für ein freies Palästina und für die Revolution führte schliesslich zu seiner Verhaftung in Frankreich. Doch auch im Knast blieb er bis heute ein aufrechter Revolutionär. Deshalb wird er immer noch in Fesseln gehalten, obwohl seine Entlassung aus der Haft seit bald 20 Jahren möglich wäre.

Doch auch so ist Georges mit uns und Teil unserer Kämpfe. Auch die Knastmauern hindern ihn nicht daran, die seit dem Frühling anhaltenden Mobilisierungen in Gaza zu unterstützen. Als Beitrag zur internationalen Aktionswoche haben wir seine Worte ins Deutsche übersetzt:

Liebe Brüder und Schwestern,

Standhafte und kämpferische Grüsse!

Unsere Grüsse und Anerkennung an die Kämpfer und Helden des „Great Return March“ und für das Durchbrechen der Belagerung!

Wieder einmal stehen die Massen in Gaza an vorderster Front gegen den Ansturm der imperialistischen Zionisten und riskieren ihr Leben, um ihre grosse Sache zu verteidigen. Nachdem sie diesen historischen Moment erkannt haben, in dem die palästinensische Sache mit all ihren Aspekten von der Vernichtung bedroht ist, obwohl sie unter einem Zustand krimineller Belagerung, Hungersnot, Tod und Einschüchterung leiden, zögerten sie nicht, dem Aufruf des Nationalen Komitee für den „Great Return March“ mit aller Kraft zu folgen und die Belagerung zu durchbrechen.

Die Massen unseres Volkes und seine militanten Aktivisten wissen mit Sicherheit, dass dies das Haupthindernis für den verbrecherischen “Deal des Jahrhunderts” ist. Denn gerade die Verkörperung des kollektiven Willens und das Gewehr des Widerstands, hat den labyrinthartigen Prozess der Oslo-Verträge und der daraus hervorgegangenen Kräfte, organisiert um die Institutionen der Palästinensischen Autonomiebehörde und ihrer reaktionären Agenten, behindert.

Trotz allem, was die Politik der sozialen und nationalen Vernachlässigung verursacht hat, trotz der Risse und Verzerrungen im palästinensischen kollektiven Bewusstseins, stellen sich die Massen von Gaza und ihre militanten Kämpfer weiterhin unerschütterlich allen Erpressungsmanövern entgegen und setzen sich für ein Ende der verheerenden Teilung [Palästinas] ein, um die inneren Konflikte zu beenden und um vor einigen opportunistischen Kräften zu warnen, die in die Aggression gegen Palästina und den sogenannten “Jahrhunderthandel” verwickelt sind.

Jeder vernünftige Mensch würde die Idee neuer Sanktionen gegen die Massen in Gaza im Dienste der Politik von Trump und Netanyahu ablehnen. Kein vernünftiger Mensch würde sich auf die Unterstützung der reaktionären Regime in der Region für den Kampf der palästinensischen Massen verlassen.

Seit Beginn der Bewegung stehen die kriminellen Besatzungstruppen einer unerschütterlichen Entschlossenheit gegenüber. Die Kämpfer und Aktivisten der revolutionären Kräfte fordern mehr als alle anderen eine Eskalation des Kampfes in all seinen Dimensionen, wobei Gaza nicht alleine gelassen werden darf.

Die revolutionären Kräfte, einschliesslich der Kämpfer der Volksfront zur Befreiung Palästinas und der Abu-Ali-Mustafa-Brigaden, haben die Massen durch ihre fortschrittlichen Positionen nie im Stich gelassen und werden dies auch nie tun. Sie haben sich seit Beginn der Märsche nicht gebeugt und ihr Blut vergossen, ein Symbol der Treue zu den Massen unseres Volkes. Zu diesen heldenhaften Kämpfern gehört auch Ahmad Ashraf Abu Hussein, der sich mit seinen Genossen am Marsch beteiligte und dessen Blut am 13. April 2018 über den Sand von Gaza floss. Wir möchten auch unseren heldenhaften Kämpfer Ahmad Abdullah al-Adaini ehren, der bei der Teilnahme am „Great Return March“ durch einen Schuss in den Kopf getötet wurde. Nur zwei Monate später wurden die heroischen Kämpfer Ahmed Abu Tayour aus Rafah und Ataf Mohammed Musleh Saleh aus dem Flüchtlingslager Jabaliya erschossen. Eine Woche später wurden Ayman Nafez al-Najjar und Muhannad Jamal Hanoudeh von Jabaliya am 16. Juli 2018 gefoltert. Zwei Tage später fiel der heroische Kämpfer Mohammed Abu Naji aus dem Flüchtlingslager Tal al-Zaatar in Gaza.

Die Kämpfer der Volksfront zur Befreiung Palästinas sind sich bewusst, dass die Fortsetzung des „Great Return March“ auch von der Entwicklung des Kampfes der Massen im übrigen Palästina und einer wirksamen Kommunikation mit der Bevölkerung in den Flüchtlingslagern in Nachbarländern abhängt. Mehr denn je trägt die revolutionäre arabische Linke, insbesondere in den Nachbarländern, die Verantwortung dafür, den Widerstand gegen den imperialistischen Angriff in der Region zu verstärken, durch die direkte Reaktion auf das falsche Spiel der reaktionären arabischen Kräfte und durch die Konfrontation jeglicher Normalisierung mit dem zionistischen Regime mit allen verfügbaren Mitteln.

Es darf nicht sein, dass die Flüchtlingslager in den Ländern um Palästina aufgrund der Positionen der bürgerlichen Regimes, die in einigen Fällen Lippenbekenntnisse zur Solidarität ablegen, aber in allen Fällen praktisch mitschuldig sind, ausserhalb des Kampffelds bleiben. Es ist inakzeptabel, dass Flüchtlingslager in den Nachbarländern umstellt oder belagert werden, während verbale Solidarität mit den Helden von Gaza ausgesprochen wird.

Das Stadium, mit dem die palästinensische Sache heute konfrontiert ist, und die stürmische Krise in allen Staaten und Einheiten der Region zwingen alle revolutionären Kräfte dazu, hart zu arbeiten, um den Rahmen für eine gemeinsame Bewegung und den Austausch mit allen anderen Kämpfen in der Region und der Welt zu schaffen.

Gemeinsam, nur gemeinsam Genossen, können wir dem dem imperialistischen Angriff widerstehen. Es ist natürlich nicht genug für die Militanten in Beirut, Damaskus und Amman, die Solidarität mit Gaza zu feiern.

Es ist dringend und zwingend erforderlich, dass jeder seine Verantwortung in den Flüchtlingslagern der Nachbarländer übernimmt, denn es steht alles, nicht nur die Revolution auf dem Spiel.

Der Weg aus dem Chaos, das der Oslo-Friedensprozess hinterlassen hat, ist untrennbar mit der Freilassung aller Gefangenen, dem Ende der Sicherheitskoordination [mit Israel] und der schändlichen Spaltung der [palästinensischen Kräfte] verbunden.

Wahre Solidarität mit dem „Great Return March“, zu Ehren der unsterblichen Märtyrer, für den Sieg der kämpfenden Massen und Völker und für die Ächtung der Verräter und all jener, die sich ergeben, ist nichts anderes als die Niederlage des Imperialismus und seiner Diener, namentlich der Zionisten und arabischen Reaktionäre.

Ich grüsse euch alle von Herzen. Euer Genosse, Georges Abdallah.

Die französische Version von Coup Pour Coup 31

Oktober 2018, RJZ, Rote Hilfe Schweiz

 

Solidarität mit den 18 Angeklagten in Basel!

Transparente in Zürich

Kommenden Mittwoch beginnt vor dem Strafgericht in Basel ein Prozess gegen 18 Personen, denen die Teilnahme an einer militanten Demonstration gegen Rassismus und Repression vorgeworfen wird. Es ist ein politischer Prozess, wie er in der jüngeren Geschichte der Bewegung in der Schweiz aufgrund der Anzahl Angeklagten und der Höhe der für einzelne geforderten Haftstrafen wohl Seltenheitswert hat.

Es ist wichtig, sich angesichts dessen nicht blenden zu lassen. Denn das herausragende Merkmal an einem politischen Prozess wie diesem ist weniger die Art und Weise seiner Erscheinung, sondern vielmehr die politische Intention, welche sich hinter juristischen Winkelzügen verbirgt. Oberstes Ziel ist die nachhaltige Schwächung all dessen, welches das herrschende kapitalistische System konsequent infrage stellt. Die Strategien zur Erreichung dieses Ziels sind mannigfaltig und reichen von der harten, abschreckenden Hand der Repression hin zu den gezielten Versuchen der Spaltung unter den antikapitalistischen Kräften.

Auf einen solchen Angriff kann es nur eine kollektive politische Antwort geben. Sich auf die Vorwürfe einzulassen, die die Justiz mittels ihrer Anklage und stellvertretend für den auf seinen Erhalt bedachten Kapitalismus formuliert, heisst ihnen die Definitionsmacht über diesen Prozess zuzugestehen. Doch was für eine Legitimität haben diejenigen, die hier mittels ihres Rechts linken Protest kriminalisieren, während sie gleichzeitig unter Berufung auf dasselbe Recht den Ausbau der menschenverachtenden Festung Europa vorantreiben, welche für Tausende Tod oder Elend bedeutet?

Wir solidarisieren uns mit den 18 Angeklagten und schliessen uns den Aufrufen an, sich am und rund um den Prozess solidarisch zu zeigen. Der Kampf gegen das reaktionäre Migrationsregime ist legitim und notwendig. Die Formen dieses Kampfes verhandeln wir nicht in den Sälen der bürgerlichen Justiz, sondern praktisch auf der Strasse und im Austausch mit denjenigen, die sich auf die revolutionäre Seite der Barrikade schlagen.

Den Spiess umdrehen – die Solidarität aufbauen – dem Kapitalismus den Prozess machen!

Rote Hilfe Schweiz
Revolutionärer Aufbau Schweiz
Revolutionäre Jugend Zürich

Prozessbeginn: 24. Oktober, 7.30 Strafgericht Basel (Schützenmatttstrasse 20)
Urteilsverkündung: 30. Oktober, 17.00 Strafgericht Basel (Schützenmatttstrasse 20)

Mehr Informationen: https://barrikade.info/Basel-Prozess-zur-Demo-vom-24-Juni-2016-1444

Türkei: Einen Monat lang Hochsicherheitsgefängnis – Es reicht!

Max Zirngast ist mittlerweile seit über einem Monat in Haft. Einen Großteil davon ist er im Hochsicherheitsgefängnis von Sincan 2 inhaftiert, das etwa 60 Kilometer von Ankara entfernt ist. Der Kontakt mit ihm ist schwierig und wird stark begrenzt. Erst jetzt kommen seine ersten Briefe an, die er um den 28. September abschicken konnte. Wohlgemerkt handelt es sich dabei um diejenigen Briefe, die er nach Ankara geschickt hat. Auch die Post, die türkeiweit an ihn geschickt wurde, kommt jetzt erst so langsam bei ihm an. Von den Briefen, die aus dem Ausland geschickt wurden, kamen noch keine an. Das liege daran, dass Sincan 2 ein Hochsicherheitsgefängnis sei, meint der Anwalt Murat Yılmaz gegenüber der Solidaritätskampagne #FreeMaxZirngast. In anderen Gefängnissen würde dies viel schneller gehen. Eine Brieflesekommission müsse jeden Brief akribisch auf verdächtige Inhalte überprüfen, bevor diese weiter zugestellt werden. Das könne in Sincan 2 auch schon mal bis zu 30 Tage dauern.

Es helfe, so der Anwalt, immer am Ball zu bleiben und die ganze Zeit nachzuhaken, wo die Briefe blieben. Max habe diesbezüglich ausgerichtet, dass man ihm (via Anwalt) mitteilen solle, wenn ein Brief – insbesondere aus dem Ausland – an ihn geschickt werde und vor allem wann er geschickt wurde. Dann könne er aus dem Gefängnis heraus bei der Verwaltung nachhaken, falls der Brief nicht überstellt wird – und damit dafür sorgen, dass dieser nicht untergeht. Max versucht nun, seine eigenen Briefe nach außen zuerst per Post an den Anwalt zu schicken in der Hoffnung, dass sich die Zeiträume damit verkürzen. Als Solidaritätskampagne rufen wir dazu auf, uns eine Mail zu senden, wann und wo ein Brief an Max losgeschickt wurde.

Derzeit stehen zwei Kommunikationskanäle mit Max offen. Seit zwei Wochen kann er einmal in der Woche für zehn Minuten mit einer Familienangehörigen telefonieren, was er auch tut. Zum anderen besucht ihn der Anwalt wöchentlich für etwa eine Stunde. Bei beidem darf Max weder Papier, Stift oder vorherig Geschriebenes hinein- oder hinausnehmen. Da seine Briefe bisher immer noch kaum angekommen sind und wenn doch mit starker Verspätung und er in den Treffen keine Notizen weitergeben darf, haben wir nur mündlich übermittelte kurze Eindrücke und Einschätzungen von und über Max. Dies stellt eine starke Beschränkung der Kommunikation mit Max dar.

Eigentlich hat Max auch ein Anrecht auf den wöchentlichen „offenen“ Besuchstag und Familienangehörige können auf Antrag noch zusätzlich einen „geschlossenen“ Besuchstag nutzen. Er kann zusätzlich eine Liste mit drei Freund*innen einreichen, die ihn dann besuchen dürfen. Die Bearbeitung des Antrags für die Freund*innen kann allerdings bis zu 60 Tage dauern und die Gefängnisleitung scheint diese Frist ausnutzen zu wollen. Und weil Max und seine Familienangehörigen ausländische Staatsbürger*innen sind, muss von diesen jedes Mal extra ein sehr umständlicher Besuchsantrag eingereicht werden. Dessen Bewilligung muss vorliegen, bevor ein Besuch stattfinden kann. Die Familie hat bereits drei solcher Anträge eingereicht, zwei davon schon seit fast drei Wochen. Der neuste Antrag ist eine Woche alt, für einen Besuch am „offenen“ Besuchstag nächsten Montag. Die Familie hat Max also seit über einem Monat nicht sehen können. Allerdings: Heute kam die Bestätigung für den ersten face-to-face Besuch der Familie, der nächste Woche stattfinden wird. Bei den anderen beiden heißt es „wird noch bearbeitet“, wenn nachgehakt wird.

Gegenüber der Solidaritätskampagne meinte Anwalt Murat Yılmaz, dass diese lange Dauer eigentlich nicht normal sei und nicht akzeptiert werden sollte. Die Bearbeitung der Anträge von Familienangehörigen habe Priorität, für diese gäbe es keine Maximalbearbeitungsfrist von 60 Tagen wie bei den Anträgen der drei Freund*innen. „Wenn das Ministerium es will, kann es das Besuchsrecht innerhalb einer Stunde erteilen“, so seine Einschätzung. Es müsse permanent Druck auf die türkischen Behörden aufgebaut werden, damit sich was bewege.

Das gelte auch für das Verfahren. „Wenn man den Staatsanwalt für sich selbst belässt, dann stellt er die Anklage vielleicht auch erst in einem Jahr“, so Anwalt Yılmaz. Bisher habe er drei Mal beim Staatsanwalt nach dem Stand der Anklage nachgehakt. Die Antwort sei in etwa immer dieselbe: „Die Ermittlungen dauern noch an.“

Abseits dieser schwierigen Kommunikation und den Besuchen geht es Max den Umständen entsprechend gut. Er ist gemeinsam mit Mithatcan Türetken in einer Zelle, gestern soll noch eine dritte Person dazugekommen sein. Sie haben eine alltägliche Routine, die aus viel Sport und Lesen besteht. Sie können sich aus dem überteuerten Gefängnismarkt wöchentlich Obst, Gemüse, Hygieneartikel, Schreibutensilien und dergleichen bestellen. Dies ist insbesondere für Max sehr wichtig, da er sich als Tierbefreiungsaktivist vegan ernährt und er sich diese Ernährung im Prinzip fast ausschließlich über seine privaten Einkäufe im Gefängnismarkt organisiert. Auch deshalb rufen wir als Solidaritätskampagne #FreeMaxZirngast zu einer Spendenaktion auf, um sicher zu stellen, dass die Ausgaben von Max im Gefängnis gedeckt sind.

Die Kleiderordnung ist strikt reglementiert – jeder darf nur zwei Pullis, zwei Hemden, zwei Jogginghosen und so weiter besitzen, rot, navyblau und Militärfarben sind verboten. Jeder darf jeweils fünf Bücher auf Türkisch besitzen, die zuvor selbstverständlich auf ihre Inhalte hin seitens der Gefängnisverwaltung überprüft werden. Max habe ein Tagebuch in Sincan 1 geführt, bevor er nach Sincan 2 überführt wurde, war vom Anwalt zu erfahren. Bei der Überführung habe die Verwaltung sein Tagebuch in Beschlag genommen, da die Inhalte „zu überprüfen“ seien. In Sincan 2 habe Max deshalb ein neues Tagebuch zu schreiben begonnen.

Als Solidaritätskampagne #FreeMaxZirngast finden wir die Umstände der Haft von Max unerträglich. Ohne Anklage wird er so behandelt als ob er schon verurteilt sei. Er wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht wie ein staatsgefährdender Verbrecher, den man isolieren und dessen Kontakt zur Außenwelt man abschirmen müsse. Max ist ein Journalist und Wissenschaftler, kein Schwerkrimineller. Es muss ihm umgehend ermöglicht werden, auch aus dem Gefängnis heraus als Journalist und Wissenschaftler arbeiten zu können. Dafür ist es unerlässlich, dass der schriftliche Verkehr mit ihm gewährleistet ist. Auch Tagebücher oder Notizen, die er sich macht, müssen ihm zugänglich bleiben, ansonsten kann er nicht arbeiten. Wir fordern deshalb die türkischen Behörden auf, umgehend einen lückenlosen und einwandfreien schriftlichen Verkehr mit Max zu gewährleisten. Wir fordern die türkischen Behörden ebenfalls dazu auf, den Familienangehörigen sofort und umstandslos das Besuchsrecht auch in Zukunft zu erteilen. Und nicht zuletzt wiederholen wir unsere Forderung, die wir von Anfang an stellen: Max Zirngast ist unverzüglich freizulassen!

https://freemaxzirngast.org/2018/10/einen-monat-lang-hochsicherheitsgefaengnis-es-reicht/

Deutschland: Revolte in der JVA Tegel

 

Ein Gefangener aus der JVA Tegel schrieb uns am 12.10.18:

Heute kurz vor 12 Uhr gab es einen ernsten Zwischenfall in der SothA (Sozialtherapeutische Anstalt der JVA Tegel) : Auf der Station 2 wurden mehrere Glasscheiben durch Insassen zerstört, an Türen und Fenstern. Außerdem wurde ein Müllbehälter in Brand gesetzt.  In das Stationsbüro der Station 2 wurde mittels Glasbruch eingedrungen, einer Bediensteten die Jacke entfernt und diese dann zerstört. Dies sind Reaktionen auf die eh schon schlechten Vollzugsbedingungen, nicht so sehr wegen der Unterbringung sondern wegen Ausübung des Psychoterrors hinsichtlich vollzuglicher Weiterentwicklung, die eben gar nicht oder stark schleppend stattfindet. Es wurde eine Kollektivstrafe für die gesamte Station 2 ausgesprochen: Stationsschluss fürs ganze Wochenende. Bedienstete aus anderen Teilanstalten wurden angefordert…

Einen solchen Aufstand gab es selten – spätestens jetzt ist Solidarität und Unterstützung nötig!

Schreibt an berlin@ggbo.de oder postalisch an:

GG/BO I c/o Haus der Demokratie und Menschenrechte I Greifwalderstraße 4 I 10405 Berlin

Wir werden den Gefangenen eure Briefe übermitteln.

Revolte in der JVA Tegel