PROKLA

Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft

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Editorial PROKLA 188

admin am 18. September 2017

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Titel 2017-03Editorial: Gesellschaftskritik und 150 Jahre Kritik der politischen Ökonomie (September 2017)

PROKLA-Redaktion: Editorial
Gesellschaftskritik und 150 Jahre Kritik der politischen Ökonomie (September 2017)
Silke van Dyk: Krise der Faktizität? Über Wahrheit und Lüge in der Politik und die Aufgabe der Kritik.
Tilman Reitz: Kritik als Ideologie. Selbstreflexion und Herrschaftsanteile der akademischen Linken.
Alex Demirović: Gesellschaftskritik und Gerechtigkeit.
Emma Dowling, Silke van Dyk und Stefanie Graefe: Rückkehr des Hauptwiderspruchs? Anmerkungen zur aktuellen Debatte um den Erfolg der Neuen Rechten und das Versagen der „Identitätspolitik“.
Michael Heinrich: 150 Jahre „Kapital“ – und kein Ende. Unsystematische Anmerkungen zu einer unendlichen Geschichte.
Lukas Egger: Der „schreckliche erste Abschnitt“. Zu Louis Althussers Kritik an der marxschen Werttheorie
Hans-Peter Büttner: Kritik der Politischen Ökonomie im 21. Jahrhundert. Zur neueren Debatte um das marxsche „Transformationsproblem“.
Außerhalb des Schwerpunkts
Andrea Kretschmann und Aldo Legnaro: Ausnahmezustände. Zur Soziologie einer Gesellschaftsverfassung.
Einspruch
Daniel Mullis: Das Ende der Postdemokratie, den Pessimismus überwinden.
Felix Syrovatka: Ein Ende mit Schrecken – Frankreich nach den Wahlen.

Seit einigen Jahren hat Gesellschaftskritik in der Soziologie (wieder) Hochkonjunktur – und mit ihr die disziplinäre Selbstverständigung darüber, welche Möglichkeiten und Aufgaben einer (wie auch immer zu definierenden) „kritischen“ Soziologie zukommen sollte. Der Heftschwerpunkt „Perspektiven der Gesellschaftskritik“ widmet sich der Frage, ob die neueren Debatten über sozialwissenschaftliche Kritik in der gegenwärtigen Situation veränderte Bedeutung erhalten. Ausgangspunkt hierfür ist zunächst eine doppelte Wahrnehmung: Zum einen, dass es in Teilen des akademischen Diskurses – nachdem Gesellschaftskritik der etablierten Soziologie jahrelang als anrüchige Tätigkeit galt – zu einer erfreulichen Wiederkehr der Gesellschaftskritik gekommen ist; zum anderen jedoch die entsprechenden Debatten häufig merkwürdig formal und abstrakt bleiben. Zahlreiche Monografien und Sammelbände haben die Facetten sozialwissenschaftlicher und politisch-philosophischer „Kritik“ erkundet, dabei aber häufig die „Sachkritik“, das heißt die Kritik der konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse, zugunsten umfassender selbstreflexiver Verständigungen vernachlässigt. Oftmals wurde und wird nicht deutlich, wer oder was – und warum eigentlich – von wem kritisiert werden soll. [Weiterlesen im Editorial]

Sozialwissenschaftliche Gesellschaftskritik bezieht sich oftmals auf Karl Marx. Vor 150 Jahren, im September 1867, erschien die erste Auflage von Das Kapital. Auch wenn die Resonanz zunächst verhalten war und sein Freund Friedrich Engels mit ein paar Rezensionen unter falschem Namen nachhelfen musste, so wurde es doch zu einer der einflussreichsten Ökonomie- und gesellschaftskritischen Schriften – mit einer Ausstrahlung in nahezu alle wissenschaftlichen Disziplinen. Drei Beiträge in unserem zweiten Schwerpunkt diskutieren ausgewählte Fragen.

Außerhalb des Schwerpunkts führen wir die Debatte fort, die mit der PROKLA 185 angestoßen wurde und bereits einige Repliken provoziert hatte.

Felix Syrovatka geht in seinem Einspruch auf die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen ein und klärt, wie diese einzuschätzen sind und was dieses politische Erdbeben für die politische Landschaft in Frankreich bedeutet.

Die PROKLA-Redaktion dankt Emma Dowling, Silke van Dyk, Stefanie Graefe und Tilman Reitz für die Initiative zu einem Schwerpunkt zu Gesellschaftskritik.

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Editorial PROKLA 187

admin am 7. Juni 2017

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Titel 2017-02Editorial: Arbeit und Wertschöpfung im digitalen Kapitalismus (Juni 2017)

PROKLA-Redaktion: Editorial
Arbeit und Wertschöpfung im digitalen Kapitalismus (Juni 2017)
Moritz Altenried: Die Plattform als Fabrik. Crowdwork, Digitaler Taylorismus und die Vervielfältigung der Arbeit
Martin Ehrlich, Thomas Engel, Manfred Füchtenkötter und Walid Ibrahim: Digitale Prekarisierung. Neue Verwundbarkeiten und Abwertungsprozesse in der Industriearbeit
Jobst Gaus, Christopher Knop und David Wandjo: Marktkopplung und Ablaufdeterminismus. Eine Kritik am Demokratisierungsversprechen der Industrie-4.0-Diskussion
Eva-Maria Raffetseder, Simon Schaupp und Philipp Staab: Kybernetik und Kontrolle. Algorithmische Arbeitssteuerung und betriebliche Herrschaft.
Georg Barthel und Jan Rottenbach: Reelle Subsumtion und Insubordination im Zeitalter der digitalen Maschinerie. Mit-Untersuchung der Streikenden bei Amazon in Leipzig
Stefania Animento, Giorgio Di Cesare und Cristian Sica: Total Eclipse of Work? Neue Protestformen in der gig economy am Beispiel des Foodora Streiks in Turin
Florian Butollo und Yannick Kalff: Entsteht der Postkapitalismus im Kapitalismus? Eine Kritik an Masons Transformationsstrategie
Außerhalb des Schwerpunkts
Christian Christen: Der neoliberale Rentenkonsens in Deutschland und seine Genese. Von der Lebensstandardsicherung zur Altersarmut für Millionen
Ewgeniy Kasakow: Bewegung versus Avantgarde? Mythologie der linken Debatten über die Russische Revolution 1917

Die Diskussion um die Zukunft der Arbeit wird derzeit von Spekulationen über die Auswirkungen der Digitalisierung überlagert. In Deutschland konzentriert sich die Debatte, unterfüttert von üppig ausgestatteten Förderprogrammen, um den Begriff „Industrie 4.0“. Dies hat zunächst einmal den Effekt, dass die Entwicklung der Produktivkräfte und speziell der Industriearbeit plötzlich wieder en vogue sind. Das ist durchaus zu begrüßen, wurden die materiellen Grundlagen wirtschaftlichen Handelns doch seit den 1990er Jahren durch übertriebene Prognosen zur New Economy in den Hintergrund gedrängt (vgl. hierzu die Diskussion in PROKLA 122). Die Fiktion einer „Entstofflichung“ der Ökonomie (Albert u.a. 1999) hat heute einem neuen Interesse an Arbeit und Produktion Platz gemacht. Damit erhält der deutsche Digitalisierungsdiskurs eine markant andere und weniger verklärende Note als jener im angloamerikanischen Raum, wo das Ende der Arbeit schon eine ausgemachte Sache zu sein scheint (vgl. Mason 2016; Srnicek/Williams 2015). Zugleich schafft der Begriff „Industrie 4.0“ neue Mythen. Zum einen, weil er sich in geradezu bornierter Weise auf die Kernbereiche der deutschen Exportindustrie beschränkt und damit wichtige Dimensionen der Digitalisierung von Arbeit aus dem Blickfeld verliert. Zum anderen, weil „Industrie 4.0“ eine politische Agenda verkörpert, ja, als ein neues Hegemonieprojekt der Unternehmensverbände und staatlichen Eliten verstanden werden kann. So erscheint der Begriff „Industrie 4.0“ wie eine Zauberformel, mit der das Ende der stagnierenden Konjunkturentwicklung beschworen wird.  Weiterlesen im Editorial.

Außerhalb des Schwerpunkts zeichnet Christian Christen nach, wie sich der neoliberale Rentenkonsens in Deutschland entwickelt hat. Die „Reformen“ des Alterssicherungssystems der letzten 20 Jahre war Teil eines internationalen Transformationsprozesses. Kernstück ist die Umstellung auf kapitalgedeckte Modelle und die individuelle Vorsorge. Die Versprechen wurden nicht eingelöst und vielen Menschen droht die Altersarmut. Dennoch herrscht ein stabiler Rentenkonsens, obwohl eine grundlegende Revision überfällig ist – nicht zuletzt, um einen möglichen Zusammenbruch des Rentensystems in den nächsten Jahrzehnten abzuwenden.

Ewgeniy Kasakow führt unsere Reihe zur Russischen Revolution fort. In den linken Debatten gehöre die weitverbreitete Vorstellung, 1917 wären in Russland ArbeiterInnen und BäuerInnen im Begriff gewesen, ihre eigene Vorstellung von Sozialismus zu realisieren und lediglich die bolschewistische Bürokratie hätte sie daran gehindert. Die Räte gelten vielen Linken als eine Alternative zu den autoritären Bolschewiki. Nur selten werden jedoch solche Annahmen anhand Archivalien und neuen Studien überprüft. Eine kleine Korrektur: Bei der im Text zitierten Quelle Kondrašin (2009) handelt es sich um die Seite 123, nicht 95. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Als Gastredakteure haben Florian Butollo und Thomas Engel am Schwerpunkt dieses Heftes mitgewirkt. Die PROKLA-Redaktion dankt ihnen ganz herzlich für ihre Ideen und ihr Engagement.

Anfang Mai 2017 fand die Mitgliederversammlung der Vereinigung zur Kritik der politischen Ökonomie e.V. statt, der die PROKLA herausgibt und die Redaktion und den Redaktionsbeirat wählt. Die Redaktion wird durch Stefanie Graefe und Felix Syrovatka gestärkt – wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.

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Editorial PROKLA 186

admin am 20. März 2017

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Titel 2017-01Editorial: Politische Ökonomie des Internets (März 2017)

PROKLA-Redaktion: Editorial
Politische Ökonomie des Internets (März 2017)
Susanne Lang: Eine kurze Geschichte des Internets. Die Inkorporation des Internets in kapitalistische Verhältnisse ist keinesfalls abgeschlossen und noch immer umkämpft
Kathrin Ganz: Vom freien Internet zur postdigitalen Gesellschaft Politische Ökonomie im Diskurs der Netzbewegung
Sebastian Sevignani: Facetten der Debatte über das digitale Arbeiten Herausforderungen für eine kritische Theorie des informationellen Kapitalismus
Christian Meyer: Digitale Disziplin. Zur Transformation der inneren Sicherheit
Christian Frings: Das Problem der Linken mit der Technik. Ein Zwischenruf aus dem Maschinenraum
Einsprüche
Bernd Belina: Zur Geographie der Abstiegsgesellschaft. Der Aufstieg der Rechten – Anmerkungen zu Oliver Nachtwey und Didier Eribon
Michael Wendl: Der Mythos des globalen Kapitalismus und die Aktualität des Nationalen
Stephan Lessenich: Probleme der Klassenanalyse
Martin Kronauer: Ausnahmezustand? Weitermachen, wie bisher, geht nicht mehr. Einspruch zum Beitrag der PROKLA-Redaktion Der globale Kapitalismus im Ausnahmezustand
Benjamin Opratko: Rechtspopulismus als Krisenbearbeitung Anmerkungen zum Aufstieg von AfD und FPÖ
Außerhalb des Schwerpunkts
Renate Hürtgen: Was für eine Revolution!? Was für ein Jahrhundert!? Ein Blick auf die Geschichte linker Aufarbeitung
Ingrid Artus: Das „ungewöhnlich intensive“ Streikjahr 2015. Ursachen, Ergebnisse, Perspektiven

Das Internet hatte lange Zeit den Ruf, ein dezentraler, hierarchiefreier und demokratischer Raum zu sein. Spätestens mit den Enthüllungen durch den ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden wurde jedoch deutlich, dass die materielle und technologische Infrastruktur des Internets alles andere als dezentral und demokratisch ist. Es gibt nur ein paar Hundert Internet-Knotenpunkte, die die gesamten transatlantischen Datenströme abwickeln. Wer Kontrolle über die Internet-Knoten erlangt, kann auch auf den darüber abgewickelten Internet-Datenverkehr zugreifen.
Da dieser Datenverkehr größtenteils unverschlüsselt abgewickelt wird, kann an diesen Knotenpunkten ein Großteil der weltweiten Daten abgehört werden. Da mit der zunehmenden Verbreitung und Bedeutung des Internets auch digitale Konzentrationsprozesse zugenommen haben, in deren Folge Telefonverbindungen und Rundfunk im Internet zusammengefasst werden (Digital Convergence), betrifft die Überwachung des Datenverkehrs nicht nur Internetverbindungen, sondern einen Großteil menschlicher technisch vermittelter Kommunikation. Zudem ist die Ökonomie des Internets sehr stark von Oligopolen geprägt, ein neues – und das leistungsstärkste – Transatlantikkabel werden in naher Zukunft Facebook und Microsoft realisieren. Dadurch werden zentrale Infrastrukturdienstleistungen, die ehemals von staatlichen Unternehmen (Telcos) realisiert wurde jetzt von vollständig privaten, börsennotierten Unternehmen übernommen. Es wird zwar viel darüber geredet, wie das Internet die Arbeitswelt verändern könnte („Industrie 4.0“), aber weniger darüber, wie neue Organisierungsformen (der Arbeitswelt) das Internet verändern könnten. Die politische Ökonomie des Internets ist bislang wenig untersucht, obgleich die Technologie inzwischen über 50 Jahre alt ist und seit fast 20 Jahren weltweit Bedeutung erlangt hat. Darüber hinaus ist das Internet inzwischen erstens eine wichtige Anlagesphäre von Kapital (von Google und Facebook über Technologieanbieter von Cisco bis Intel), zweitens hat es die Finanzpolitik und den Börsenhandel komplett umstrukturiert (Handelsgeschwindigkeit, automatisierter Handel) und drittens ist es nicht zuletzt ein politisch und ökonomisch umkämpftes Terrain. Weiterlesen im Editorial.

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Call for Papers PROKLA 189/2: Autoritärer Populismus

admin am 1. März 2017

Call for Papers PROKLA 189
Autoritärer Populismus
Heft 4, Dezember 2017

Die politischen Entwicklungen in den vergangenen zwei Jahren haben sich überschlagen, die große und multiple Krise der finanzmarktdominierten Gesellschaftsformationen reproduziert sich auf höherer Stufenleiter. Zu den vielen Krisen kamen neue hinzu: die Krise des Kontrollregimes der europäischen Grenzen und der fortgesetzten staatlichen Maßnahmen, die Kontrolle über Flucht und Migration zurückzugewinnen, die Krise der EU durch den Brexit im Sommer 2016 und die darauf folgenden Spannungen in Großbritannien sowie zwischen diesem Land und der EU. In den USA hat Donald Trump das Amt des Präsidenten angetreten, verfolgt eine protektionistische Politik, will illegalisierte MigrantInnen in großem Maßstab abschieben und intensiviert die Förderung fossiler Energie. Eine neue Aufrüstungswelle auch mit Nuklearwaffen wird in Aussicht gestellt, die Gefahr eines Krieges zwischen den Großmächten einschließlich China wächst. Innenpolitisch sind wir in einer Reihe von Ländern mit einer Fortschreibung von Notstandspolitiken, dem weiteren Ausbau der Sicherheitsapparate und ihre Vernetzung sowie dem Abbau von bürgerschaftlichen und demokratischen Rechten konfrontiert. Neue Formen der Ausnahmestaatlichkeit zeichnen sich ab.

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Call for Papers PROKLA 189/1: Natur, Ressourcen, Konflikte: Kämpfe um die globale Inwertsetzung von Land und Rohstoffen

admin am 1. März 2017

Call for Papers PROKLA 189
Natur, Ressourcen, Konflikte: Kämpfe um die globale Inwertsetzung von Land und Rohstoffen
Heft 4, Dezember 2017

Seit Anfang der 2000er Jahre kommt es zu einer neuen Welle von Einhegungen von Land und Natur Ursachen hierfür sind die Vielfachkrise des Kapitalismus, die Ausweitung imperialer Lebensweisen im Globalen Norden und Süden und die hiermit verbundene stark gestiegene Nachfrage nach Agrarprodukten, bergbaulichen Rohstoffen (Mineralien, Metalle, seltene Erden, Erze) und fossilen und erneuerbaren Energieträgern (Öl, Gas, Kohle, Biomasse, pflanzliche Rohstoffe). Darüber hinaus sorgen Hedgefonds und andere Finanzmarktinstrumente für eine Erschließung von Natur als neue und sichere Anlagefelder für überakkumuliertes Kapital. Dies geht mit zunehmend negativen ökologischen und sozialen Folgen, wie Wasserverschmutzung, Bodenerosion oder Vertreibung, einher. Weltweit verlieren Menschen ihr Land zu Gunsten kommerzieller großflächiger Agrarproduktion sowie von Bergbau-, Klimaschutz- und Infrastrukturprojekten.

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Call for Papers PROKLA 188: 150 Jahre Das Kapital von Karl Marx – Kritik der politischen Ökonomie heute

admin am 21. Februar 2017

Call for Papers PROKLA 188
150 Jahre Das Kapital von Karl Marx – Kritik der politischen Ökonomie heute
(Heft 3, September 2017)

Vor bald 150 Jahren, im September 1867, erschien erstmals Das Kapital von Karl Marx. Auch wenn die Resonanz zunächst verhalten war und sein Freund Friedrich Engels mit ein paar Rezensionen unter falschem Namen nachhelfen musste, so wurde es doch zu einer der einflussreichsten ökonomiekritischen Schriften – nicht nur der unmittelbaren Rezeption, sondern auch der Ausstrahlung in nahezu alle gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen.

Nach 150 Jahren ist Das Kapital noch immer eine Herausforderung. Erst seit wenigen Jahren sind alle Manuskripte, die dem Kapital zugrunde liegen, in der Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA2) zugänglich. Die Manuskripte zum dritten Band des Kapital erschienen erstmals 1992. Die Bedingungen für eine textkritische Lektüre sind heute besser als je zuvor. Gleichzeitig ist man mit einer Vielzahl an Interpretationen konfrontiert, die eine „unschuldige Lektüre“ (Althusser) des Kapital gar nicht möglich machen. Jede Lektüre ist durch Traditionen vorgeprägt, deren Linien kaum mehr sichtbar oder gar bekannt sind.

Für gesellschaftskritische Sozialwissenschaften ist Marx‘ Kritik zentraler Bezugspunkt. Es jährt sich nicht nur Das Kapital, sondern 2018 ist zudem der 200. Geburtstag des Autors, Karl Marx. Die Jubiläen werden in der bürgerlichen Öffentlichkeit begangen werden. Bereits jetzt kündigt sich eine unübersehbare Anzahl an Beiträgen unterschiedlichster Couleur an. Es ist deshalb für eine radikale Gesellschaftskritik um so wichtiger, sich das kritische Potenzial der marxschen Theorie zu vergegenwärtigen und sie zu aktualisieren, selbstkritisch Gewissheiten und zweifelhafte Traditionslinien zu überprüfen und zu hinterfragen.

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Editorial PROKLA 185

admin am 13. Dezember 2016

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Titel 2016-04Editorial: Ausnahmezustand: Barbarei oder Sozialismus? (Dezember 2016)

PROKLA-Redaktion: Editorial
Ausnahmezustand: Barbarei oder Sozialismus? (Dezember 2016)
PROKLA-Redaktion: Der globale Kapitalismus im Ausnahmezustand
Ingo Schmidt: Kapitalistische Krisen mit und ohne systemischer Herausforderung. Ein Vergleich der Stagnationsperioden der 1930er Jahre und der Gegenwart
Lukas Oberndorfer: Europa und Frankreich im Ausnahmezustand? Die autoritäre Durchsetzung des Wettbewerbs
Franziska Schutzbach: Der Heidi-Komplex. Gender, Feminismus und der Ekel vor der „Gleichmacherei“
Jason W. Moore: Über die Ursprünge unserer ökologischen Krise
Christian Siefkes: Produktivkraft als Versprechen. Notwendiger Niedergang des Kapitalismus oder möglicher Kommunismus ohne viel Arbeit?
Ausserhalb des Schwerpunkts
Ulf Kadritzke: Zur Mitte drängt sich alles (Teil 2): Die Gegenwart im Lichte historischer Klassenstudien

Die gegenwärtige Situation ist schwer zu fassen. Dieser „Ausnahmezustand“ bedarf selbst einer kritischen Analyse. Dabei ist mit „Ausnahmezustand“ nicht einfach eine Herrschaftspraxis jenseits rechtsstaatlicher Prinzipien gemeint, die es zunehmend auch gibt, sondern eine zeitdiagnostische Feststellung: die Welt scheint aus den Fugen. Diese Feststellung war der Ausgangspunkt und die Motivation des vorliegenden Heftes. Im PROKLA- Schwerpunkt „Ausnahmezustand – Barbarei oder Sozialismus?“ sollten die Dynamiken und Zusammenhänge dieser nicht leicht einzuordnenden Ausnahmesituation genauer analysiert werden. Welche Entwicklungslinien zeichnen sich derzeit ab? Von welchen innergesellschaftlichen und internationalen Kräftekonstellationen werden sie getragen? Welche Widersprüche und Konflikte liegen ihnen zugrunde? Und stehen die vielen beunruhigenden Ereignisse, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, nicht vielmehr doch in einem (welt-)politischen Zusammenhang, den eine Analyse herausstellen müsste? – so lauteten die Leitfragen unseres ambitionierten Projekts, dem wir nur bedingt gerecht werden konnten. Vieles ist in der Schwebe und Entwicklungen kaum abzusehen. Zusammenhänge nicht nur zu behaupten, sondern auch aufzuzeigen und zu analysieren, bedarf nicht nur der Zeit, sondern auch der Sachkenntnisse von meist recht unterschiedlichen politischen Feldern, die sonst meist getrennt voneinander betrachtet und analysiert werden. Resultat ist, dass wir als Redaktion der PROKLA, neben den in diesem Heft versammelten Aufsätzen, nach vielen Jahren wieder einen gemeinsamen, längeren Text als Redaktionskollektiv verfasst haben. Ob wir der selbst gesteckten Aufgabe gerecht geworden sind, soll die kritische Leserschaft entscheiden. Weiterlesen im Editorial.

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Kritische Sozialwissenschaft nicht dem Markt überlassen

admin am 5. Dezember 2016

Ein weiteres Jahr führt vor Augen, wie wichtig für kritische Gesellschaftstheorie, Kritik der politischen Ökonomie und fundierte politische Diskussionen eine Zeitschrift wie die PROKLA ist. Das zeigt ein Blick auf die letzten Ausgabenschwerpunkte: Ausnahmezustand (Heft 185), Energiekämpfe (Heft 184), Ökonomie der Flucht und Migration (Heft 183), Religion und Politik (Heft 182), geopolitische Konflikte nach der „neuen Weltordnung“ (Heft 181). Die PROKLA hat in den letzten Ausgaben die Entwicklungen in Frankreich und Venezuela begleitet und kritisch kommentiert. Debattiert wurde über die Rolle Deutschlands in der EU, und was von den Bewegungen in Spanien und Griechenland übrig bleibt. In mehreren Städten wurden auf Veranstaltungen die Heftthemen vorgestellt und diskutiert. Die kommenden Ausgaben beschäftigen sich mit den Themen politische Ökonomie des Internets, Gesellschaftskritik, Arbeit und Wertschöpfung im digitalen Kapitalismus.

Kritische Sozialwissenschaft kann jedoch nicht dem Markt überlassen werden. Ohne solidarische Strukturen und finanzielle Unterstützung sind Zeitschriften wie die PROKLA kaum möglich. Seit 1971 erscheint die PROKLA und bietet politisch engagierte, kritisch-materialistische Analysen, die gegenwärtig wichtiger sind denn je. Das zeigt ein Blick auf die letzten Ausgabenschwerpunkte.

Der wissenschaftliche Zeitschriftenmarkt hat sich inzwischen weitgehend selbst der Logik der neoliberalen Hochschule unterworfen. Für viele kritische Autoren und Autorinnen sind deshalb Zeitschriften wie die PROKLA wichtiger denn je, wenn sie Analysen jenseits des Mainstreams veröffentlichen und zur Diskussion stellen wollen. Texte online zu publizieren, hat sich bisher nicht als adäquate Alternative erwiesen, auch wenn das Internet sicher an Bedeutung gewonnen hat und zukünftig wichtiger werden wird. Auch die PROKLA stellt frühere Ausgaben in einem Archiv als Volltext zur Verfügung.

Allein von den Verkaufserlösen kann sich die PROKLA jedoch nicht finanzieren, und in die Abhängigkeit von Parteien oder großen Verlagen wollte sie sich nie begeben. Deshalb wird die PROKLA von einem Förderverein herausgegeben, der „Vereinigung zur Kritik der politischen Ökonomie e.V.“. Wir würden uns deshalb über Unterstützung und Spenden freuen. Vor allem regelmäßige finanzielle Beiträge – und seien sie noch so klein – schaffen die Voraussetzungen für Kontinuität und Planbarkeit, wie sie für die Redaktionsarbeit unabdingbar sind. Für Mitgliedsbeiträge und Spenden stellen wir steuerabzugsfähige Spendenbescheinigungen aus, die „Vereinigung“ ist als gemeinnütziger Verein anerkannt. Weitere Informationen teilen wir gerne per E-Mail mit.

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Call for Papers PROKLA 1917:

admin am 4. November 2016

Call for Papers PROKLA
100 Jahre russische Revolution“ (2017)

Wie auch immer die russische Revolution, ihre Ursachen und Folgen beurteilt werden – Einigkeit besteht darin, dass es sich um ein weltgeschichtlich herausragendes, epochales Ereignis handelt. Auch 100 Jahre danach und mehr als 25 Jahre nach dem Untergang der So­wjetunion und des „real existierenden Sozialismus“ in Osteuropa ist die Auseinander-setzung mit der russischen Revolution nicht nur in geschichtspolitischer Hinsicht wichtig. Das Thema „100 Jahre russische Revolution“ umfasst nicht nur das historische Ereignis, sondern die ge­samte Geschichte des „kurzen“ 20. Jahrhunderts und das Verständnis von grund-legenden politischen Kategorien in diesem Kontext: Sozialismus, Kommunismus, Reform, Revolution, Transformation, Geschichte, Staat, Partei oder Demokratie. Die Redaktion der PROKLA plant über das Jahr 2017 verteilt die Veröffentlichung von Beiträgen zum Thema „100 Jahre russische Revolution“, das aus Sicht der Redaktion unter anderem folgende Gesichtspunkte umfasst:

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Editorial PROKLA 184

admin am 16. September 2016

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Titel 2016-03Editorial: Energiekämpfe: Interessen, Kräfteverhältnisse und Perspektiven (September 2016)

PROKLA-Redaktion: Editorial
Energiekämpfe: Interessen, Kräfteverhältnisse und Perspektiven (September 2016)
Markus Wissen: Zwischen Neo-Fossilismus und „grüner Ökonomie“. Entwicklungstendenzen des globalen Energieregimes
Tobias Haas: Die Energiewende unter dem Druck (skalarer). Kräfteverschiebungen. Eine Analyse des EEG 2.0
Achim Brunnengräber und Felix Syrovatka: Konfrontation, Kooperation oder Kooptation? Staat und Anti-Atom-Bewegung im Endlagersuchprozess
Hendrik Sander: Die Bewegung für Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie in Deutschland. Eine historisch-materialistische Bewegungsanalyse
Kristina Dietz, Oliver Pye und Bettina Engels: Sozial-räumliche Dynamiken der Agrartreibstoffe. Transnationale Netzwerke, skalare Rekonfigurationen, umkämpfte Orte und Territorien
Einsprüche
Ulrich Schachtschneider: Jenseits des Bürgerinvestors: Energiewende needs Degrowth
David Döll: Die Strategie der convergence des luttes in Frankreich. Zur Bewegungsdynamik zwischen Demokratie- und Klassenfrage
Außerhalb des Schwerpunkts
Alex Demirović: Die Selbstreflexion des Marxismus. Fünfzig Jahre Negative Dialektik
Ulf Kadritzke: Zur Mitte drängt sich alles (Teil 1). Historische Klassenstudien im Lichte der Gegenwart

Das auf der Verbrennung der fossilen Energieträger Öl, Kohle und Gas beruhende Energiesystem befindet sich in einer Krise. Zwar dürften die fossilen Vorkommen noch eine Weile reichen – das gilt umso mehr, als sowohl beim Öl als auch beim Gas zunehmend auf unkonventionelle Ressourcen (Teersand, Schieferöl- und -gas) zurückgegriffen wird. Allerdings wird die Verbrennung von Öl und Kohle aus klima-, in Ländern wie China auch aus gesundheitspolitischen Gründen zunehmend kritisiert. Am Abbau und an der energetischen Nutzung der besonders klimaschädlichen Braunkohle entzündet sich derzeit in einigen Ländern eine Protestbewegung, die sich auf lokale Anti-Kohle-Initiativen ebenso wie auf zentrale Veranstaltungen in Gestalt von Protest-Camps oder direkte Interventionen an Tagebauen stützt. Erdgas ist zwar im Vergleich zu Öl und Kohle weniger umweltschädlich, jedoch wird die Gasversorgung in Europa von den jüngsten geopolitischen Spannungen zwischen Russland und der EU bzw. der NATO überlagert. Außer durch Ressourcenkonflikte und die Überlastung der Senken – also jener Ökosysteme, die die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger absorbieren und damit eine wichtige klimatische Regulierungsfunktion ausüben – ist das fossilistische Energiesystem auch vonseiten der erneuerbaren Energien unter Druck geraten. Deren Nutzung befindet sich weltweit im Aufschwung. Weiterlesen im Editorial.

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