Calais, Frankreich: Zusammenstösse zwischen Migranten und der Polizei

übersetzt von brèves du désordre

Etwa 50 Migranten profitierten am Samstag (02.09.17) von einen Stau, um in die Lastwagen auf der Autobahn zu klettern, was zu einem Eingriff der Polizei führte, die die Gruppe auseinandertrieb.

„Unsere britischen Kollegen haben dieses Wochenende, an dem wir 9000 Fahrzeuge beim Eurotunnel und 7500 beim Hafen erwarteten, nur 9 von 14 Fahrtspuren geöffnet“, erklärte der Unterpräfekt Jean-Philippe Vennin.

Als die CRS eingriff kam es zu einem „Katz- und Mausspiel“ sowie zum Einsatz von Tränengas, um die Migranten auseinanderzutreiben. Drei Polizisten wurden durch Flaschenwürfe verletzt. Diejenigen, die in die Lastwagen gelangten, wurden von den Beamten, dank den Signalisierungen der Autofahrer, hinausgejagt.

Die Versuche während den Tagen mit starkem Verkehr, nach England zu kommen, seien zur Normalität geworden. Vor der Räumung des „Jungle“ im Oktober 2016 kam es sogar häufig dazu. Bereits in der Nacht zuvor mussten drei Strassensperren auf der A16 geräumt werden, sagte eine Quelle.


Seit Mai-Juni steigt die Zahl der Migranten, die, besonders in der Nacht, in den Lastwagen entdeckt werden, wieder an. Nach den Zahlen von UNSA-Police wurden im Mai 250 Fahrzeuge, im Gegensatz zu 190 im April, „positiv“ (also mit darin gefundenen Migranten) kontrolliert. Seit Mai sind die Zahlen weiter gestiegen: 280 im Juni, 350 im Juli und 230 bis zum 24. August. Im April wurden 700 Migranten in den Lastwagen entdeckt, im Mai 1000, im Juni 1100, im Juli 1250 und bereits 900 bis zum 24. August.

 

Weil am Rhein, Deutschland: Baumaschine von Implenia ausgebrannt

gefunden auf barrikade

Letzte Nacht (04.09.17) haben wir in Weil am Rhein am Bahnhof eine Baumaschine von Implenia angezündet. Dabei entstand ein Sachschaden von mehreren hundertausend Euro. Diesen Brand sehen wir als Beitrag zum Kampf gegen die Erweiterung des Gefängnisses Bässlergut beim Zoll Otterbach in Basel. Impenia übernimmt bei diesem Umbau die Bauleitung. Seit März 2017 wird bis 2020 an einer Erweiterung neben dem bestehenden Gefängnis gebaut. Das neue Gebäude wird 78 Haftplätze für Strafgefangene enthalten, womit das bisherige Gefängnis zu einem kompletten Ausschaffungsgefängnis umfunkioniert wird. Die Kapazitäten an Straf- und Ausschaffungshaftplätzen erhöhen sich. Weil wir darin keinen Gewinn, sondern einen Verlust an Sicherheit für die Menschen sehen, kämpfen wir dagegen an. Der Gefängnisbau ist Teil einer Logik, die davon ausgeht, dass andere Leute über unser Leben bestimmen, um eine Welt aufrecht zu erhalten, die auf Ausbeutung und Unterdrückung basiert.

Gefängnisse im Nationalstaat

Unser Kampf gegen die Erweiterung des Gefängnises Bässlergut geht von einer grundlegenden Kritik der Ein- und Ausschlussinstitution Gefängnis und den damit zusammenhängenden repressiven Entwicklungen aus. Wir trachten nach einer Welt, in der es nicht mehr Praxis (und auch nicht mehr „erforderlich“) sein wird, Menschen einzusperren. Damit meinen wir nicht nur Gefängnisse, sondern in abgeschwächter Form genauso all die anderen Lager, welche bestimmte soziale Gruppen isolieren und konzentrieren. Solche Lager existieren überall auf der Welt, als hätten sie nicht eine höchst problematische Geschichte und Funktion.

Zunächst ist unsere Kritik eine anarchistische. Wir werden in einer Gesellschaft sozialisiert, in welcher der Staat als legitimer Verwalter unserer aller Leben unhinterfragt akzeptiert wird. Die Aufgabe, die Sicherheit aller Gesellschaftsmitglieder zu garantieren, gilt der Institution Gefängnis, indem versucht wird, sogenannt „kriminelle“ Subjekte wegzusperren und zu disziplinieren. Dass das Gefängnis historisch gesehen darin noch nie besonders gut war, zeigt sich in seiner über 200-jährigen Geschichte, in der es wohl mehr Delinquenz gefördert als verhindert hat. Noch heute können Menschen als Kleinkriminelle ins Gefängnis gehen und als organisierte Delinquent_innen voller neuer Kontakte, Strategien, Techniken und Ideen wieder raus kommen.

Funktionen des Gefängnisses

Darum geht es allerdings nicht. Denn der liberale Nationalstaat ist keinesfalls ein neutraler Akteur, der bloss im Interesse der Gesellschaft die soziale Ordnung aufrecht erhält, in dem er die Freiheit einzelner einschränkt (auch wenn wir selbst diese Vorstellung ablehnen müssten, da sie von der Annahme ausgeht, dass Menschen eine übergeordnete Macht benötigen, um friedlich untereinander leben zu können).
Es ist noch viel schlimmer: Der Staat wahrt eine soziale Ordnung gewaltsam, die auf Unterdrückung und Ausbeutung beruht und von welcher der Staat und seine Vertreter_innen selber profitieren. Staaten sind unserer Ansicht nach ein Herrschaftsverhältnis, das den Interessen der Mächtigen und Reichen dient.

In diesem Umfeld übernimmt das Gefängnis verschiedene Aufgaben. Es befriedigt einerseits die nach mehr „Sicherheit“ fordernden Rufe, in dem es Menschen, welche gegen die bestehenden Gesetze verstossen, einsperrt und den „nicht-kriminellen“ ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Dadurch galt das Gefängnis lange als eine Art Lösung für alle Probleme. Viele unterschiedliche Strafformen sind zugunsten der Gefängnisse abgeschafft worden. Unabhängig der Ursache des Deliktes, wird die Wegsperrung der Delinquent_innen gefordert und so steigt die Illusion von Sicherheit, sobald diese Menschen hinter Gefängnismauern sitzen.
Andererseits dient es als Abschreckung. Menschen sollen die Übertretung, den Ungehorsam oder auch den bewussten Gesetzesbruch nicht ausüben, denn am Ende einer langen Reihe verschiedener Disziplinierungs- und Repressionsmassnahmen steht das Gefängnis. Das Gefängnis, ein Ort, wo Menschen weggesperrt, ihren früheren Leben, ihren Beziehungen und jeglicher Autonomie beraubt werden; ein Ort, an dem ihnen alles genommen wird.

Sozialer Krieg gegen die Armen

Ferner ist das Gefängnis Ausdruck einer ständig vorhandenen Spannung zwischen den Reichen und Mächtigen auf der einen und den Armen und Ausgegrenzten dieser Welt auf der anderen Seite. Dies zeigt sich aktuell beispielsweise anhand ganz spezifischer Entwicklungen im schweizerischen Asyl- und Rechtswesen. Als Folge der Restrukturierung des Asylwesens bis 2019, werden die Verfahren zentralisiert und in sogenannten „Bundeszentren“ alle Verfahrensschritte durchgeführt werden. Ob es einen positiven oder negativen Asylentscheid gibt, wird innerhalb von höchstens 140 Tagen entschieden. Menschen, die den Asylanforderungen nicht entsprechen, weil sie beispielsweise über ein anderes Dublin-Land eingereist sind, werden bereits in den Bundeszentren einen negativen Asylentscheid erhalten und sogleich in Ausschaffungshaft überführt. Die Überwachung und Kontrolle von Asylbewerber_innen wird mit den Zentren weiter verstärkt und die Verwalter_innen in den beteiligten Departementen glauben, so das „Abtauchen“ von Menschen verhindern zu können. Diese Revision schränkt die Bewegungsfreiheit von Migrant_innen noch weiter ein und unterstützt zudem die Lagerisierung so vieler weiterer Leben.

Mit der Realisierung der Asylgesetzrevision steigt der Bedarf an Administrativhaftplätzen, in denen Menschen ohne strafrechtliche Verurteilung in Ausschaffungshaft genommen werden. Deswegen sollen die Kantone bis Ende 2018 700 neue Haftplätze schaffen. Auch die Erweiterung des Bässlerguts ist Teil dieser Entwicklung. Durch das neue Gebäude wird das gesamte bestehende Gefängnis in Administrativhaft und damit in Ausschaffungsplätze umgewandelt.

Durch den starken Anstieg kurzer Haftstrafen steht der Neubau eines Gefängnisses für herkömmliche „Strafhäftlinge“, in direktem Zusammenhang. Der Kanton selbst betont in einem Schreiben an den Grossen Rat, dass die kurzen Haftstrafen von 1-6 Monaten vervierfacht und diejenigen von 6-12 Monaten verdoppelt werden. Dies hat unterschiedliche Gründe: Vermehrt sitzen Menschen ihre Bussen, welche sie nicht bezahlen können, ab. Dies betrifft beispielsweise einfache Eigentumsdelikte oder den Verstoss gegen Ausländerregeln wie der sogenannte „illegale Aufenthalt“.

Die Gefängnisse füllen sich mit Armen und Migrant_innen, welche sich entweder einfach frei bewegen, hier leben oder dieselben Privilegien geniessen wollen. Das Gefängnis ist somit, bis auf einige Ausnahmen, ebenso wie das Polizei- und Justizwesen, als Teil des Krieges des Staates (und damit der Reichen und Mächtigen) gegen die Armen und Ausgegrenzten zu verstehen. Die Gefängnisse sind gefüllt mit Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft entweder in die sogenannte Kriminalität „abrutschen“ oder aber sich zu guter Recht etwas davon zu nehmen versuchen, was ihnen verwehrt wird. Häufig trifft beides genauso zu.

Widerstand und Suizid

Seit der Etablierung und Entwicklung der modernen Gefängnisse sind diese von Widerstand begleitet. Auch das Bässlergut wird seit seiner Entstehung durch verschiedene Formen von Widerstand gegen die Wärter_innen und gegen die Institution bekämpft. Das kann vom Vermeiden des Blickkontakts mit den Wärter_innen, über die Verweigerung und den Hungerstreik bis zum Anzünden der eigenen Zelle gehen. Die meisten Akte des Widerstands sind für die Mehrheit der Bevölkerung unsichtbar und werden es auch immer bleiben: weggesperrt hinter hohen Mauern und NATO-Draht. Wir sehen uns als Teil dieses Widerstands, den wir je nach Situation von innen oder von aussen führen.
Im Gefängnis zu sitzen und jeglicher Selbstbestimmung beraubt zu sein, ist eine enorme psychische Belastung, weswegen Suizidalität stark verbreitet ist. In dem neu gebauten Vorzeigeobjekt Gefängnis Muttenz haben sich vor kurzem mehrere Menschen das Leben genommen. Dies ist im Bässlergut wohl deswegen noch nicht geschehen, weil die Gefängnisleitung mit äusserst starker Unterdrückung gegen Anzeichen von Suizidalität vorgeht: Wird ein Gefangener bei einem Suizidversuch „erwischt“, wird er häufig nackt in Isolationshaft, dem sogenannten „Bunker“ überführt: Ein leerer, kleiner und fensterloser Raum ohne Kontakt zu anderen Menschen ausser denjenigen, die einen eingesperrt haben. Um die Häftlinge am Leben und die Administrativhäftlinge fit genug für die Ausschaffung zu halten, ist der Gefängnispsychiater sehr freizügig mit der Vergabe von Beruhigungsmitteln und Psychopharmaka. Dabei ist es nicht erstaunlich, dass die Mithäftlinge Suizidversuche häufig geheim halten: Sie wollen ihren Freunden die Tortur ersparen. Meist bräuchte es nicht viel, um den psychischen Problemen zu begegnen: Das Öffnen der Türen wäre in jedem Fall ein Minimum.

Märchen von Sicherheit

Sogenannte „Sicherheit“ ist nur möglich in einer gerechten und solidarischen Gesellschaft, welche auf die Herrschafts- und Ausgrenzungsmechanismen verzichtet, welche die heutige Welt prägen. Deswegen verstehen wir Gefängnisse und insbesondere das Bässlergut als eine Gefahr und einen Feind von Sicherheit. Auch weil unser Kampf für die Freiheit und gegen die Ausbeutungsmechanismen unsere eigene Sicherheit bedroht. Wie so viele Widerständige vor uns werden wohl auch wir eines Tages im Gefängnis landen, wenn wir diesen Text nicht bereits aus dem Gefängnis schreiben.

Weswegen greifen wir nun die Firmen, welche die Aufträge angenommen und sich am Gefängnisbau beteiligen, an? Es gibt sicherlich auch andere Möglichkeiten, sich gegen so ein Gefängnis zu wehren. Jedem und jeder ist es selbst überlassen, andere Mittel zu wählen. Für uns stehen diese Unternehmen jedoch exemplarisch für eine Welt, in der viel zu wenig über Strukturen wie Lager oder Gefängnisse geredet wird und solche Gebäude widerstandslos gebaut werden. Die am Bau des Bässlerguts beteiligten Firmen schlagen Profit aus der Unterdrückung von Menschen und sind dadurch mitverantwortlich für den Erhalt eben dieser Strukturen. Sie haben sich bewusst dafür entschieden, diese Arbeit auszuführen und sind damit zu einem angreifbaren Ziel geworden. Es bleibt dabei: Alle Firmen können sich jederzeit aus dem Auftrag zurückziehen, womit sie dann keine Zielscheibe mehr wären. Das würde auch ihre eigene Sicherheit erhöhen.

Wir erhoffen uns von diesem Akt der Sabotage auch eine Debatte über die Art, wie unsere Gesellschaft organisiert ist. Viel zu wenig wird grundsätzlich darüber geredet, in was für einer Welt wir eigentlich leben und leben wollen. Unterdrückungs- und Ausbeutungsstrukturen können sichtbar gemacht und in verschiedenen Formen angegriffen werden. Diese Aktion ist eine dieser Formen und ermöglicht uns, die eigene Kritik in eine Praxis zu übertragen und gleichzeitig eine Auseinandersetzung zu den hier erwähnten Fragen zu haben.

Wir wollen kein humaneres Gefängnis, wir fordern nicht bessere Haftbedingungen. Wir wollen keine faireren Richter_innen oder eine zuverlässigere Justiz. Wir kämpfen für eine freie, gerechte Welt ohne Richter_innen, Chef_innen und Wärter_innen. Eine solche Welt ist für uns nur denkbar mit der Abschaffung von Gefängnissen, Justiz und dem Staat.

Wir sind Teil des Widerstands gegen die Einschliessung und Fremdbestimmung von Menschen. Wir erklären uns solidarisch mit allen Knastkämpfen weltweit, seien es die revoltierenden Refugees von Moria auf Lesbos, die Gefangenen des G20 in Hamburg oder die Hungerstreikenden in den türkischen Kerkern.

Zu jeder Zeit und an jedem Ort für eine Welt ohne Knäste und Paläste.
Bässlergut einreissen!

Basel: Zivilauto der Basler Polizei angezündet

gefunden auf barrikade

03. September. Auch dieses Feuer steht im Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Ausbau des Bässlerguts. Vor lauter Baufirmen kommt unserer Meinung nach die Rolle der Polizei viel zu kurz: Sie sind diejenigen, die, auch mit Racial Profiling, die Leute in den Strassen jagen und das Gefängnis füllen.

No Cops! No Police Control!
Auf einen heissen Herbst.


In der Nacht auf Montag (04.09.17) brannte dann erneut ein Auto in der Johanniterstrasse in Basel. Wie ein Augenzeuge in der Zeitung 20min berichtet, handelte es sich dabei vermutlich um ein Firmenfahrzeug der Swisscom.

Italien: versuchte Brandstiftung im CPR von Caltanissetta, Ausbrüche in Brindisi

übersetzt von hurriya

CPR di Pian del Lago – Caltanissetta
Einige Migranten zündeten gestern (31.08.17) kurz vor Mitternacht im CPR, centro per i rimpatri (Abschiebezentrum, ehemals CIE) Pian del Lago Kleider und Bettwäsche an, um gegen ihre bevorstehende Abschiebung zu protestieren.

Zwei oder drei Insassen versuchten auch die Matratzen in Brand zu setzen, doch aufgrund früherer Vorfälle ist das ganze Material im Zentrum, einschliesslich der Matratzen, feuerfest. Der angerichtete Schaden belief sich also lediglich auf eine angeschwärtzte Mauer.

Das Personal von Auxilium, die das Lager betreiben, konnten den Betrieb am nächsten Morgen normal weiterführen.

Ausbrüche aus dem CPR von Brindisi-Restinco
Vier Migranten konnten in der Nacht des 12. Augusts aus dem CPR von Brindisi-Restinco entkommen, nachdem sie ein Loch in den Zaun schneiden konnten.

Auf der Flucht in die Freiheit hatten sie genug Zeit, damit sich ihre Spuren verlieren. Das Sicherheitspersonal im Lager bemerkte den Vorfall erst am nächsten Morgen.

Seit das Zentrum im Oktober 2015 den Betrieb wieder aufgenommen hat, gab es zahlreiche Berichte über die harten Bedingungen, denen die Eingesperrten ausgesetzt sind (schlechtes Essen, schlechte Hygiene, Bedrohungen durch Aufseher und Personal…). In einigen Fällen versuchten verärgerte Häftlinge sich selbst zu verletzen oder umzubringen. Erst am 16. August versuchte ein marokkanischer Gefangener sich aufgrund der schrecklichen Bedingungen sein Leben zu nehmen.

Ein Brand vor einem Jahr, der nach starken Protesten ausgebrochen ist, hinterliess ein Teil des CPR (damals noch CIE genannt) unbrauchbar, was die Kapazität des Staates zur Einsperrung und Deportation erheblich einschränkte.

Mit der Flucht von einigen Unbeugsamen zur Eroberung der Freiheit.

Nantes, Frankreich: Bonzenkarren in Solidarität mit Abgeschobenen angemacht

übersetzt von attaque

Direkte Aktion und Klassenkampf

In der Nacht vom 27. auf den 28. August bin ich durch das Zentrum von Nantes gezogen, wo noch zahlreiche Strassen den Namen von verherrlichten Sklavenhaltern tragen. Bereits entschieden, die Bourgeoisie zu ficken, habe ich einen fetten 4x4er eines grossen Spiessbürgers in einem spiessigen Quartier ausgemacht und dieses mit Freude angezündet. Die 99% der netten Bürger gegen das 1% der bösen Spekulanten, das Volk vereint, all das ist doch Quatsch. Die ganze Bourgeoisie, die grosse, die mittlere, die kleine und alle, die so sein wollen, wie sie, gehören angegriffen.

Ein Gedanke an die in den letzten Tagen ausgeschafften Sudanesen und alle anderen.

Zusammenstöße zwischen Flüchtlingen und Polizisten in Rom

gefunden auf zeit.de, 24.08.17

Nach der Räumung eines illegal besetzten Hauses weigerten sich Bewohner den Piazza Indipendenza zu verlassen. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Wasserwerfer ein.

In Rom ist es zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und der Polizei gekommen. Wie der Guardian und die Nachrichtenagentur Reuters berichten, gingen Polizisten gewaltsam gegen ehemalige Bewohner eines illegal besetzten Hauses vor. Demnach setzten die Beamten Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Zwei Menschen wurden festgenommen.

Zu den Ausschreitungen kam es auf dem Piazza Indipendenza unweit des Hauptbahnhofs. Dort war vor einigen Tagen ein illegal besetztes Haus geräumt worden, in dem seit fünf Jahren etwa 800 Flüchtlinge lebten. Den Berichten zufolge hielten sich 100 von ihnen auch nach der Räumung weiterhin auf dem Platz auf.

Fernsehbilder zeigten Flüchtlinge, die sich eine Straßenschlacht mit der Polizei lieferten. „Als ich gegen neun Uhr auf dem Platz ankam, lag überall verstreut Müll herum“, berichtete ein Reporter des Fernsehsenders TerminiTV. Auch der Verkehr sei zwischenzeitlich gestoppt worden.

Dem Guardian zufolge waren auf dem Platz Matratzen, Mülleimer und zerbrochene Plastikstühle zu sehen. Auf dem Gehsteig habe ein Feuer gebrannt. Am Gebäude, in dem die Flüchtlinge zuvor lebten, hing ein Transparent, auf dem auf Italienisch stand: „Wir sind Flüchtlinge und nicht Terroristen.“

Räumung wegen Sicherheitsbedenken

Die italienische Polizei teilte mit, dass die Flüchtlinge sich geweigert hätten, von der Stadt angebotene Unterkünfte zu nutzen. Die Räumung sei außerdem wegen Sicherheitsbedenken durchgeführt worden, weil Gaskocher und andere leicht entzündbare Gegenstände auf Straßen ein Risiko für die Anwohner darstellten. Bei der Räumung des Platzes hätten die Flüchtlinge Gaskanister geöffnet und die Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen beworfen. Auch Pfefferspray sei gegen die Polizei verwendet worden.

Berichten zufolge handelt es sich bei einem großen Teil der Hausbesetzer um Eritreer und Äthiopier, denen Asyl gewährt wurde und die teilweise schon mehr als zehn Jahre in Italien lebten. Sie verwalteten das Gebäude als sich selbst versorgende Kommune. Menschen, die das Haus nicht bewohnten, sei der Zutritt untersagt worden.

Die Flüchtlinge hatten sich zuvor beschwert, dass die ihnen angebotenen Unterkünfte keine dauerhaften Bleiben darstellen würden. Außerdem würden solche Umzüge dazu führen, dass die Gemeinschaft der Bewohner auseinandergerissen würde.

„Die Behörden müssen dringend angemessene Wohnalternativen suchen und herausfinden, ob es bei der Räumung zur Anwendung von Gewalt kam“, sagte Judith Sunderland von der Hilfsorganisation Human Rights Watch. Es sei schwer verständlich, dass der Einsatz von Wasserwerfern nötig gewesen sei.

Zürich: Brandangriff auf Implenia-Bagger

gefunden auf NZZ, 18.08.17

Weshalb ein Baukonzern zur Zielscheibe von Linksextremen geworden ist

Unbekannte haben auf einer Baustelle in Zürich Bagger des Implenia-Konzerns angezündet. Die Firma ist in den letzten Monaten immer wieder zur Zielscheibe Linksautonomer geraten – aber nicht nur sie.

Plötzlich lodern Flammen auf der Greencity-Baustelle in Zürich Leimbach. Obwohl die Einsatzkräfte das Feuer am frühen Donnerstagmorgen rasch löschen können, brennen zwei Bagger komplett aus, ein dritter wird beschädigt. Schnell ist klar: Die Baumaschinen brannten nicht wegen eines technischen Defekts, das Feuer wurde absichtlich gelegt. Es hinterlässt einen Sachschaden in der Höhe von hunderttausend Franken.

Die Bagger gehören dem Bauunternehmen Implenia. Nicht zum ersten Mal ist die Firma Ziel eines Brandanschlags geworden. Bereits Anfang August zündeten Unbekannte einen Implenia-Bagger auf einer Baustelle in Schlieren an, im Juni brannte zudem ein Lieferwagen des Unternehmens in Zürich.

Implenia-Sprecherin Natascha Mathyl bestätigte auf Anfrage, dass mehrere Fahrzeuge des Unternehmens beschädigt worden sind. Die Firma habe deswegen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Wie sich der Konzern künftig gegen die Attacken schützen will, wollte Mathyl mit Verweis auf die laufenden Strafverfahren nicht beantworten.

Zum Feindbild erklärt

Die Stadtpolizei Zürich ermittelt zwar im jüngsten Fall noch in verschiedene Richtungen, wie Sprecher Marco Cortesi sagt. Doch auch der Polizei sind die Vorfälle der letzten Monate und die dazu publizierten Erklärungen nicht entgangen. Wie diversen, einschlägig bekannten Websites zu entnehmen ist, haben linksextreme Kreise das Bauunternehmen zum Feindbild erklärt, weil es sich am Bau des neuen Zürcher Polizei- und Justizzentrums (PJZ) sowie am Ausbau des Ausschaffungsgefängnisses Bässlergut beteiligt. «Alle Unternehmen, Institutionen und Individuen, die Lager und Knäste planen, bauen und verwalten, sind mitverantwortlich für die Erhaltung dieser repressiven Strukturen», heisst es auf einer Website beispielsweise.

Neben Implenia wurden auch andere private Unternehmen und Behörden zum Ziel von Brandanschlägen. Anfang Juli etwa legten Unbekannte auf der Baustelle des PJZ Feuer. Dieses sprang auf eine Trafoanlage des EWZ über und führte zu einem Stromausfall. Mehrere laute Explosionen waren zu hören. Marco Cortesi spricht von einer Häufung solcher Vorfälle in den vergangenen Monaten.

Dass die Linksautonomen auf das Mittel Brandstiftung setzen, kommt nicht von ungefähr: Die Angriffe sind relativ einfach durchführbar und mit wenig Risiko verbunden. Die bisher weitreichendsten Folgen hatte ein Sabotageakt am SBB-Netz in Zürich Nord im Juni 2016. Die Brandstiftung in einem Kabelkanal legte den Bahnverkehr in Zürich während Stunden lahm. Bis heute konnten die Ermittler die Täter jedoch nicht fassen. Einen Monat später erfolgte nach demselben Muster ein Brandanschlag auf einen Funkturm der Polizei in Zürich. Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) verortet die Täterschaft in seinem jüngsten Lagebericht explizit in der anarchistischen Szene. Die SBB und private Unternehmen wie die Implenia werden demnach zur Zielscheibe, weil sie von Linksextremen als Teil der «Ausschaffungsmaschinerie» betrachtet würden, schreibt der NDB.

Nicht nur in Zürich kommt es in regelmässigen Abständen zu Sabotageakten. Auch in Basel findet eine ähnliche Serie statt, wie die «Schweiz am Wochenende» schreibt. Auf einer Internetplattform ist unter anderem eine Liste von am Ausbau des Bässlergut-Gefängnisses beteiligten Firmen aufgeschaltet. Darauf befinden sich die involvierten Bauunternehmen, Architekten und die Privatadresse des Basler Sicherheitsdirektors Baschi Dürr (fdp.). Laut «Schweiz am Wochenende» wurde ein Teil der auf der Liste genannten Personen und Unternehmen bereits Ziel von Attacken: Firmenwagen wurden angezündet, Reifen plattgestochen und Fassaden verschmiert.

Publikation: Une lutte contre la machine à expulser (Paris, 2006-2011)

übersetzt von brèves du désordre

Mutines Séditions freut sich, euch ihre letzte Erscheinung vorzustellen: Liberté pour tous, avec ou sans papiers. Une lutte contre la machine à expulser (Paris, 2006-2011). (Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere. Ein Kampf gegen die Abschiebemaschine (Paris, 2006-2011).

Das 322-seitige Buch kann bereits jetzt für 8 Euro bei Mutines Séditions – c/o Bibliothèque Libertad – 19, rue Burnouf – 75019 Paris bestellt werden. Die komplette Einleitung sowie alle anderen bei Mutines Séditions erschienen Bücher findet ihr auf mutinesseditions.free.fr.

Und um euch einen kleinen Eindruck zu geben:

„Die Entscheidung, ab Anfang 2009 einen Kampf gegen die Abschiebemaschine zu lancieren, entstand also auf der einen Seite in Anlehnung an die Revolten in den Internierungslagern, die in den Quartieren, in denen wir bereits seit mehreren Jahren Agitation betrieben, nachwirkten, aber vor allem mit dem Willen, eine Kampfmethode mit einem präzisen Ziel für alle, Migranten oder nicht, vorzuschlagen: Nicht Forderungen zu einem spezifischem Thema zu stellen oder ein Maximum an empörten Menschen angesichts einer Ungerechtigkeit zu versammeln, aber die konkreten Räder der Herrschaft anzugreifen. Eine Methode gestützt auf der Selbstorganisation, der direkten Aktion und der permanenten Konfliktualität. Seit Beginn wollte man sich allerdings weder an ein bestimmtes poltisches Subjekt, der Sans-Papier, Träger einer unbekannten revolutionären Kraft, binden, noch sich auf eine spezifische Bedingung, die illegale Einwanderung, konzentrieren, weil dies auf magische Weise geeigneter wäre als andere. Die Frage, die sich für uns stellte, war vielmehr die Gesamtheit der Unerwünschten dieser Welt, und vor allem diejenige nach der Komplizenschaft in der Revolte gegen das, was dies produziert, der Staat und der Kapitalismus, ausgehend von einem anfänglichen Blickwinkel: Die Abschiebemaschine.“

Dieses Buch trägt mehr als 60 Flugblätter, Plakate, Berichte, Artikel, Briefe und Agitationsmaterialien gegen die Abschiebemaschine zusammen, die zwischen 2006 und 2011 in der Region Paris und darüber hinaus erschienen. Das ganze wird mit Anmerkungen, Illustrationen und Chronologien, aber auch mit einem Vorwort, das auf die Entwicklung dieses Kampfes ab 2006 zurückgeht, sowie mit zwei Billanzen dieser Erfahrung ausgeschmückt.