Gegen 15 Uhr besetzten Aktivist_innen am heutigen Samstag die Räumlichkeiten der ehemaligen „Meinburk“ in der Seidlstraße 15 in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und richteten darin einen Umsonstladen ein. Zugleich riefen die Aktivist_innen zum „massenhaften Cornern“ vor der Seidlstraße 15 auf. Mit ihrer Aktion knüpfen die Aktivist_innen an die Besetzung des „Schnitzelhauses“ im Westend vergangenen Juli an.
„Umsonstladen meineureburk“ steht auf einem der Transparente, die Aktivist_innen gegen 15 Uhr aus dem Gebäude in der Seidlstraße 15 gehängt haben. Das danebenstehende Logo „Für LⒶu Haus“ ist bereits seit Ende Juli bekannt: Aktivist_innen hatten unter diesem Namen das Schnitzelhaus im Westend besetzt und ebenfalls einen Umsonstladen darin eingerichtet. In einen Umsonstladen können Personen Gegenstände, die sie nicht mehr benötigen bringen und Gegenstände, die sie darin finden und gebrauchen können, mit nach Hause nehmen. Dabei gehe es darum, den kapitalistischen Tauschgedanken zu überwinden, nicht darum, karitative Hilfe für Bedürftige zu leisten, erklären die Aktivist_innen des „Für LⒶu Haus“ auf ihrer Webseite.
Mit ihrer Besetzung im Juli protestierten die Aktivist_innen gegen Wohnungsleerstand in München trotz gleichzeitig explodierenden Mietpreisen. Sie kritisierten die Vertreibung von Menschen mit keinem oder geringem Einkommen aus der Stadt. Lange hielt ihre Besetzung damals jedoch nicht. Schon nach wenigen Stunden drangen Polizist_innen mit Helmen und einem Schild in das Haus ein und beschlagnahmten die im Umsonstladen befindlichen Gegenstände. Die Hausbesetzer_innen entwischten ihnen damals jedoch. Trotz Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch und Verstoßes gegen die Impressumspflicht konnten die verantwortlichen Personen bis heute nicht identifiziert werden. Eine Hausdurchsuchung bei einer_m Sympathisant_in des Für LⒶu Hauses Ende August blieb ebenfalls ergebnislos.
Ebenfalls wegen einer angeblichen Hausbesetzung im Zusammenhang mit dem „Für LⒶu Haus“ wurde die Polizei am 17. August nach Freimann gerufen. Sympathisant_innen des „Für LⒶu Hauses“ hatten dort insgesamt 5 Transparente, mit denen sie vor allem auf den „Tag X“ der heutigen Besetzung hinweisen wollten, an der Fassade einer ehemaligen Druckerei angebracht. Ein Großaufgebot der Polizei durchsuchte das Gebäude rund eine Stunde lang nach Hausbesetzer_innen, um schließlich festzustellen, dass es sich hier nur um eine Scheinbesetzung gehandelt hatte.
Nun schlugen die Aktivist_innen offenbar erneut zu. Nachdem einige Aktivist_innen in der Nacht von Freitag auf Samstag offenbar ein Ablenkungsmanöver auf einem Fabrikgelände in der Nähe des Ostbahnhofs durchgeführt hatten, das Polizeikräfte während der eigentlichen Besetzung beschäftigen sollte, fand die eigentliche Aktion gegen 15 Uhr am heutigen Samstag statt. Mit ihrer Besetzung des ehemaligen Nobel-Clubs „Meinburk“ wollen die Aktivist_innen nicht wie im Juli Wohnungsleerstand kritisieren, sondern ihrer Forderung nach sogenannten Freiräumen Ausdruck verleihen. Darunter verstehen die Aktivist_innen selbstverwaltete, unkommerzielle Räume. Die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums würde die Verdrängung von Menschen mit zu geringem Einkommen auf der Ebene der Lebenshaltungskosten begünstigen, argumentieren die Aktivist_innen in einer Erklärung zu ihrer Aktion. Sie könnten sich das öffentliche Leben schlicht nicht mehr leisten und würden so davon ausgeschlossen. Doch die Aktivist_innen kritisieren nicht nur den finanziellen Ausschluss von Menschen in kommerziellen öffentlichen Räumen. Das mangelnde Mitbestimmungsrecht der Menschen in kommerziellen Räumen würde zu weiteren Diskriminierungen führen. In Clubs beispielsweise herrsche Sexismus, der von den Betreiber_innen nicht ernst genommen und sogar gefördert werden würde. In Freiräumen, in denen alle Menschen die Möglichkeit zur Mitgestaltung und -verwaltung hätten, ließen sich nicht nur die finanziellen Diskriminierungen vermeiden, sondern auch andere Formen der Diskriminierung bekämpfen, argumentieren die Aktivist_innen.
Doch die Forderung der Aktivist_innen nach Freiräumen darf wohl nicht als eine Forderung an den Freistaat Bayern, dem das Gebäude Angaben der AZ zufolge gehört, gewertet werden. In ihrer Erklärung stellen die Aktivist_innen klar: „wir [müssen] uns diese Freiräume selbst nehmen“.
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