Pressemitteilung zur Besetzung der ehemaligen „Meinburk“

Gegen 15 Uhr besetzten Aktivist_innen am heutigen Samstag die Räumlichkeiten der ehemaligen „Meinburk“ in der Seidlstraße 15 in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs und richteten darin einen Umsonstladen ein. Zugleich riefen die Aktivist_innen zum „massenhaften Cornern“ vor der Seidlstraße 15 auf. Mit ihrer Aktion knüpfen die Aktivist_innen an die Besetzung des „Schnitzelhauses“ im Westend vergangenen Juli an.

„Umsonstladen meineureburk“ steht auf einem der Transparente, die Aktivist_innen gegen 15 Uhr aus dem Gebäude in der Seidlstraße 15 gehängt haben. Das danebenstehende Logo „Für LⒶu Haus“ ist bereits seit Ende Juli bekannt: Aktivist_innen hatten unter diesem Namen das Schnitzelhaus im Westend besetzt und ebenfalls einen Umsonstladen darin eingerichtet. In einen Umsonstladen können Personen Gegenstände, die sie nicht mehr benötigen bringen und Gegenstände, die sie darin finden und gebrauchen können, mit nach Hause nehmen. Dabei gehe es darum, den kapitalistischen Tauschgedanken zu überwinden, nicht darum, karitative Hilfe für Bedürftige zu leisten, erklären die Aktivist_innen des „Für LⒶu Haus“ auf ihrer Webseite.

Mit ihrer Besetzung im Juli protestierten die Aktivist_innen gegen Wohnungsleerstand in München trotz gleichzeitig explodierenden Mietpreisen. Sie kritisierten die Vertreibung von Menschen mit keinem oder geringem Einkommen aus der Stadt. Lange hielt ihre Besetzung damals jedoch nicht. Schon nach wenigen Stunden drangen Polizist_innen mit Helmen und einem Schild in das Haus ein und beschlagnahmten die im Umsonstladen befindlichen Gegenstände. Die Hausbesetzer_innen entwischten ihnen damals jedoch. Trotz Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch und Verstoßes gegen die Impressumspflicht konnten die verantwortlichen Personen bis heute nicht identifiziert werden. Eine Hausdurchsuchung bei einer_m Sympathisant_in des Für LⒶu Hauses Ende August blieb ebenfalls ergebnislos.

Ebenfalls wegen einer angeblichen Hausbesetzung im Zusammenhang mit dem „Für LⒶu Haus“ wurde die Polizei am 17. August nach Freimann gerufen. Sympathisant_innen des „Für LⒶu Hauses“ hatten dort insgesamt 5 Transparente, mit denen sie vor allem auf den „Tag X“ der heutigen Besetzung hinweisen wollten, an der Fassade einer ehemaligen Druckerei angebracht. Ein Großaufgebot der Polizei durchsuchte das Gebäude rund eine Stunde lang nach Hausbesetzer_innen, um schließlich festzustellen, dass es sich hier nur um eine Scheinbesetzung gehandelt hatte.

Nun schlugen die Aktivist_innen offenbar erneut zu. Nachdem einige Aktivist_innen in der Nacht von Freitag auf Samstag offenbar ein Ablenkungsmanöver auf einem Fabrikgelände in der Nähe des Ostbahnhofs durchgeführt hatten, das Polizeikräfte während der eigentlichen Besetzung beschäftigen sollte, fand die eigentliche Aktion gegen 15 Uhr am heutigen Samstag statt. Mit ihrer Besetzung des ehemaligen Nobel-Clubs „Meinburk“ wollen die Aktivist_innen nicht wie im Juli Wohnungsleerstand kritisieren, sondern ihrer Forderung nach sogenannten Freiräumen Ausdruck verleihen. Darunter verstehen die Aktivist_innen selbstverwaltete, unkommerzielle Räume. Die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums würde die Verdrängung von Menschen mit zu geringem Einkommen auf der Ebene der Lebenshaltungskosten begünstigen, argumentieren die Aktivist_innen in einer Erklärung zu ihrer Aktion. Sie könnten sich das öffentliche Leben schlicht nicht mehr leisten und würden so davon ausgeschlossen. Doch die Aktivist_innen kritisieren nicht nur den finanziellen Ausschluss von Menschen in kommerziellen öffentlichen Räumen. Das mangelnde Mitbestimmungsrecht der Menschen in kommerziellen Räumen würde zu weiteren Diskriminierungen führen. In Clubs beispielsweise herrsche Sexismus, der von den Betreiber_innen nicht ernst genommen und sogar gefördert werden würde. In Freiräumen, in denen alle Menschen die Möglichkeit zur Mitgestaltung und -verwaltung hätten, ließen sich nicht nur die finanziellen Diskriminierungen vermeiden, sondern auch andere Formen der Diskriminierung bekämpfen, argumentieren die Aktivist_innen.

Doch die Forderung der Aktivist_innen nach Freiräumen darf wohl nicht als eine Forderung an den Freistaat Bayern, dem das Gebäude Angaben der AZ zufolge gehört, gewertet werden. In ihrer Erklärung stellen die Aktivist_innen klar: „wir [müssen] uns diese Freiräume selbst nehmen“.

 

Bilder der Aktion zur freien Verwendung findet ihr in unserem Presse Download-Bereich. Ältere Pressemitteilungen könnt ihr hier finden.

Rückfragen und Interviews können wir leider nur schriftlich per E-Mail beantworten/geben: fuer-lau-haus@riseup.net.

Aktionserklärung zur Besetzung der ehemaligen „Meinburk“

Hiermit erklärt das Für LⒶu Haus die ehemalige „Meinburk“ in der Seidlstraße 15, München für besetzt!

Heute ist Tag X.

Nachdem das Für LⒶu Haus am 22. Juli 2017 in das Schnitzelhaus im Münchner Westend eingezogen war und noch am selben Tag von plündernden Bullen wieder vertrieben worden war, kehrt es nach großer Ankündigung am heutigen Tag X zurück und bezieht die Räumlichkeiten der ehemaligen „Meinburk“ in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Zugleich ruft das Für LⒶu Haus alle seine Unterstützer_innen ab sofort zum massenhaften Cornern vor der Seidlstraße 15 auf.

Bereits am frühen Morgen hatten Aktivist_innen in der Grafinger Straße 24 A in unmittelbarer Nähe zum Ostbahnhof ein Transparent mit der Aufschrift „Tag X // B’setzt is!“ entrollt, um Polizist_innen bereits vor der eigentlichen Besetzung auf eine falsche Fährte zu locken. In dem Gebäude in der Grafinger Straße 24 A hatten die Aktivist_innen auch einen Parcour bestehend aus Barrikaden, Hinweisschildern, usw. für die anrückenden Bullen aufgebaut, der diese wohl einige Zeit in Atem gehalten haben dürfte.

Während bei der Aktion am 22. Juli 2017 vor allem die Wohnungsnot in München im Zentrum der Kritik stand, sollen diesmal hauptsächlich Freiräume thematisiert werden. Dazu eignet sich der ehemalige Club „Meinburk“ hervorragend: Von der Abendzeitung wurde diese ehemalige Partylocation als „Trainingslager fürs P1“ [1] bezeichnet. Gäste waren Menschen mit einem durchschnittlichen Budget von 1.000 Euro für das Wochenende, die sich für etwa diesen Preis gerne eine Sechs-Liter-Flasche Schaumwein gönnten [2]. Kurz: Die „Meinburk“ war kein Ort für alle, sondern vor allem ein Ort, an dem die Reichen Münchens verkehren konnten [3].

Dabei steht die „Meinburk“ nur beispielhaft für die Verdrängung von Menschen mit keinem oder nur geringem Einkommen aus München [4]. Das spielt sich nicht nur auf der Ebene der Mietpreise ab, die im deutschlandweiten Vergleich mit einer Durchschnittsmiete von 15,18 Euro/qm im gesamten Stadtgebiet auf Platz 1 vor Frankfurt am Main (Platz 2) und Stuttgart (Platz 3) liegen [5], sondern auch auf der Ebene der Lebenshaltungskosten findet eine Verdrängung von Menschen mit keinem, geringem und durchschnittlichen Einkommen statt. Gerade was die Teilhabe der Menschen am öffentlichen Leben angeht, gibt es in München kaum unkommerzielle Alternativen. So sind all diejenigen, die es sich nicht leisten können, regelmäßig zwischen 7 und 15 Euro für einen Cocktail oder auch nur 3,60 Euro für einen halben Liter Bier – oder ein anderes Getränk – zu bezahlen, ganz zu schweigen von den Restaurantpreisen für Speisen, vom sogenannten „Ausgehen“ verbannt.

Alternativen gibt es so gut wie keine. Bei schönem Wetter im Sommer lässt sich in Parks und an der Isar beobachten, wie groß der Bedarf der Menschen nach unkommerziellen Räumen ist. Handtuch an Handtuch, Decke an Decke drängen sich die Menschenmassen im Englischen Garten oder an der Reichenbacher Brücke, ebenso wie an zahlreichen anderen beliebten Orten Münchens, auf der Suche nach unkommerziellen Alternativen zu Restaurants und Biergärten. Nachts kommt es dann zu zahlreichen Anzeigen wegen Ruhestörungen, weil die Menschen auch unkommerzielle Alternativen zu kommerziellen Clubs suchen und deswegen auf der Straße feiern.

Doch nicht nur die Verdrängung zahlreicher Menschen aus finanziellen Gründen führt zu Problemen in kommerziellen Räumen. Auch die mangelnde Teilhabe der Menschen an deren Gestaltung und Verwaltung ist problematisch. Sexismus ist in beinahe allen kommerziellen Clubs ein echtes Problem. Gerade Frauen* werden dort (gewollt und ungewollt) zu bloßen Objekten stilisiert. Sexuelle Übergriffe, wie beispielsweise Angrabschen oder nicht konsensuales Antanzen ebenso wie körperliche Aufdringlichkeit, gehören zur – von (fast) allen wahrgenommenen und akzeptierten – Tagesordnung. Sicher, auch das Nachtleben ist nur ein Abbild unserer sexistischen Gesellschaft, doch die bewusste Degradierung von Frauen* zum Objekt findet nicht erst auf der Tanzfläche statt. Die Werbung für Clubs und Abendveranstaltungen wird häufig durch sexuell aufgeladene Darstellungen von Frauen* transportiert, Sexuelle Übergriffe in Clubs werden von den Betreiber_innen häufig nicht ernst genommen und schon gar nicht aufgearbeitet und auch in der in Clubs gespielten Musik findet sich Sexismus in beinahe jedem Stück. Insgesamt wird die gesamte Party-Kultur dadurch sexualisiert, ein „Ausgehen“ außerhalb (heteronormativen) Balzgebahrens ist kaum möglich. Auch wenn sicherlich nicht nur kommerzielle Interessen hinter einer solchen Aufmachung von Clubs stehen, sondern auch der in der Gesellschaft internalisierte Sexismus, stehen mangelndes Mitbestimmungsrecht der Besucher_innen im Hinblick auf Gestaltung und Verwaltung einer effektiven Bekämpfung von Diskriminierungen wie Sexismus in kommerziellen Räumen im Weg.

Um der Verdrängung von Menschen ohne ausreichendes Einkommen aus dem öffentlichen Leben in München etwas entgegenzusetzen, ebenso wie den in kommerziellen Räumen gängigen, anderweitigen Diskriminierungen – zum Beispiel Sexismus, Rassismus oder Agesimus – begegnen zu können, fordert das Für LⒶu Haus die Schaffung von Freiräumen in München. Dabei ist klar, dass wir uns diese Freiräume selbst nehmen müssen.

Der öffentliche Raum gehört allen, weder nur denen, die Kohle dafür haben, noch nur denen, die mit den an der Tagesordnung befindlichen Diskriminierungen leben können oder nicht von ihnen betroffen sind. Gemeinsam mit euch erkämpft sich das Für LⒶu Haus öffentliche Räume zurück.

Kommt vorbei und feiert mit dem Für LⒶu Haus seine Welcome Back Party. Unkommerziell und Diskriminierungsfrei!

PS: Bringt Bier und andere Getränke (gerne auch solche ohne Alkohol), sowie Snacks für euch und andere mit [6]!

Anmerkungen

[1] Vgl. http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.club-in-der-maxvorstadt-meinburk-muss-schliessen-wir-sind-sehr-traurig.ddd9f212-4a62-4d67-8939-475a15749a6b.html

[2] Siehe http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.leute-sauber-schluerfen-mit-meister-p-r-opper.2aa78228-6454-4b99-85aa-22389e394a1f.html

[3] Die Abendzeitung berichtete 2014 von einer Party für rund 250.000 Euro in der „Meinburk“: http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.club-in-der-maxvorstadt-meinburk-feiern-fuer-250000-euro.c06af589-ef80-4def-bb24-20f72a960648.html

[4] Zunehmend stärker können sich jedoch auch Menschen mit mittlerem Einkommen die Stadt München nicht mehr leisten. Auch Polizist_innen sind davon betroffen und somit gezwungen, Nebenjobs anzunehmen, wie die Abendzeitung kürzlich berichtete: http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.gehalt-reicht-nicht-immer-mehr-muenchner-polizisten-brauchen-nebenjobs.e61a1f84-5798-4036-b740-252a67c18295.html

[5] Siehe https://interaktiv.morgenpost.de/mieten-grossstaedte-deutschland/

[6] Es gibt Menschen, die von Alkohol und anderen Drogen bei Aktionen dringend abraten. Das hat gute Gründe, immerhin kann es jederzeit passieren, dass es zu Übergriffen durch die Bullen kommt und da lohnt es sich dann meist schon, einen klaren Kopf zu haben. Das Für LⒶu Haus rät zu einem bewussten Umgang mit Rauschmitteln auf Aktionen. Das heißt, dass ihr im Hinterkopf haben solltet, dass durch ein Überschreiten der eigenen Grenzen auch andere Personen gefährdet werden können. Abgesehen davon ist eine ausschließliche Verfügbarkeit an alkoholischen Getränken all denen gegenüber, die Alkohol nicht konsumieren können oder wollen, diskriminierend.

Aktionskarte

Aktionskarte zur Besetzung der ehemaligen „Meinburk“ [PDF]

Solidarität mit dem Für LⒶu Haus – Auch in Osnabrück

In Osnabrück haben Aktivist_innen in der Nacht zum 27. August ein Haus (schein-)besetzt und unter anderem ihre Solidarität mit dem Für LⒶu Haus ausgedrückt.

Ich freue mich sehr über diese Aktion!

Die Erklärung der Aktivist_innen im Volltext lautet:

Heute früh haben wir kurzzeitig das alte Strahlenkrankenhaus am Westerberg besetzt. Insgesamt brachten wir an Fenstern, Dächern und Zäunen sieben Transparente an, mit Aufschriften wie „Gegen
Gentrifizierung, für mehr Freiräume“, „Solidarität mit dem Für-Laus-Haus und der Platte“, „Häuser denen, die drin wohnen“,  und aus gegebenem Anlass etwa auch „Linksunten sind wir alle“.

Das alte Krankenhaus in renommierter Lage steht seit inzwischen zehn Jahren leer, das riesige Gelände ist verwahrlost und ungepflegt. Im annähernd selben Zeitraum (nämlich von 2010 bis 2016) sind die Mieten in Osnabrück um 25% gestiegen.  Ja, im letzten Jahr hat diese Stadt den zweifelhaften Ruf erworben, die Stadt zu sein, in der die Mieten für Kleinwohnungen (genau die, die sich Geringverdienende, Rentner*innen und Geflüchtete noch leisten konnten!)  am zweitschnellsten gestiegen sind, gleich hinter Berlin. [1] Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen sind von 2007-2015 sogar um 43,8% gestiegen. [2]

Als wäre das nicht schlimm genug, wurde nun beschlossen, auf dem Gelände der Strahlenklinik, bezeichnet als „Sahnestück für die Immobilienbranche“ [3] noch mehr Luxuswohnungen zu bauen. Der ganze Stadtteil Westerberg ist bereits eine einzige große Villensiedlung, aber das reicht wohl noch nicht aus! Nach zehn (!) Jahren  in denen das Gebäude hermetisch abgeriegelt wurde, und es lieber leer stehen gelassen wurde, als Wohnraum für alle, am besten Wohnraum für lau, zu schaffen, soll es nun also weiteren  40-60 Luxusbauten weichen, wobei das Grundstück als eines der teuersten, wenn nicht als DAS teuerste der ganzen Stadt gilt. [4]

Während sich Geringverdienende und, wenn das so weitergeht, auch bald das, was gemeinhin „die Mittelklasse“ genannt wird, sich diese Stadt nicht mehr wird leisten können, und diese Menschen so gegeneinander ausgespielt werden, wird die Stadt immer weiter gentrifiziert und noch mehr Luxusappartements gebaut, wie beispielhaft auf dem Gelände der Strahlenklinik.

Ein Missstand, den wir nicht länger hinzunehmen bereit sind: Wohnraum für alle, Häuser besetzen sowieso!

[1] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/beitrag/wohnen-fuer-studenten-es-wird-immer-enger-305502
[2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/immobilien-wohnungspreise-steigen-schneller-als-die-mieten-a-1032645.html
[3] https://www.noz.de/archiv/vermischtes/artikel/240387/wir-mussen-das-nicht-verkaufen
[4] https://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/744835/ex-strahlenklinik-in-osnabruck-weicht-luxuswohnungen-1#gallery&0&0&744835

Pressemitteilung zur Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Für LⒶu Haus

Am gestrigen Donnerstag, den 31. August 2017, verschafften sich Polizist_innen des Staatsschutzes unter dem Vorwand der „Gefahrenabwehr“ Zugang zur Wohnung einer_s Aktivist_in. Der_dem Aktivist_in wird vorgeworfen, eine Hausbesetzung geplant zu haben. Bei der Durchsuchung beschlagnahmten die Polizist_innen Speichermedien wie Computer, Handys, USB-Sticks, usw. ebenso wie diverse Haushaltsgegenstände, darunter auch Bettlaken.

Zuvor hatten Polizist_innen den_die Aktivist_in offenbar bei einer Verkehrskontrolle durchsucht und dabei Transparente beschlagnahmt, auf denen Solidaritäts-Bekundungen mit dem „Für LⒶu Haus“ zu lesen waren. Das „Für LⒶu Haus“ hatte Ende Juli für einige Aufmerksamkeit im Münchner Westend gesorgt, als Aktivist_innen unter diesem Namen die Besetzung des seit Jahren leer stehenden Schnitzelhauses erklärten. Sie wollten damit gegen Leerstände bei zugleich explodierenden Mietpreisen in München protestieren. [1]

Von Seiten des „Für LⒶu Hauses“ kam harsche Kritik an der Hausdurchsuchung. „Die Bullen [haben] offenbar noch immer nicht verstanden, dass ich [das Für LⒶu Haus] keine Gruppe von Aktivist_innen bin, sondern ein Umsonstladen. Umsonstläden, ebenso wie andere Häuser kann mensch nicht einfach verhaften und schon gar nicht auf eine Anklagebank setzen oder einsperren. Ich [Das Für LⒶu Haus] bin Ausdruck der massiven Wohnraumprobleme, die in ganz Deutschland, vor allem aber auch in München herrschen. Und diese Probleme lassen sich nicht mit Repression gegen diejenigen lösen, die sie anprangern.“ [2] heißt es in einer Stellungnahme auf der Webseite des „Für LⒶu Hauses“.

Auch der_die Betroffene der Hausdurchsuchung kritisierte das Vorgehen von Polizei und Justiz. Gegenüber der Roten Hilfe München erklärte der_die Aktivist_in: „Die Fantasie von Polizeikräften ist offenbar ausreichend, um mich morgens um halb sechs aufzuwecken, in Handschellen zu legen und meine Wohnung auf den Kopf zu stellen. Ich lasse mich von diesem Vorgehen nicht einschüchtern und werde mich auch in Zukunft für eine emanzipierte Gesellschaft einsetzen.“ [3]

Das „Für LⒶu Haus“ ruft derweil dazu auf, Solidarität mit dem_der Betroffenen zu zeigen. Für kommenden Sonntag um 15 Uhr ruft das „Für LⒶu Haus“ zu einem Soli-Cornern vor dem ehemaligen Schnitzelhaus, das im Juli für kurze Zeit besetzt worden war, auf: „Bringt eure Bettlaken und Farbe mit und bastelt das, wovor die Bullen in München offenbar am meisten Angst haben: Transparente!“ [2]

 

[1] Siehe Pressemitteilung zur Besetzung des Schnitzelhauses

[2] Siehe Erklärung zu einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Für LⒶu Haus

[3] Siehe http://rhmuenchen.blogsport.de/2017/09/01/pressemitteilung-hausdurchsuchung-bei-linkem-aktivisten-in-muenchen/

Erklärung zu einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Für LⒶu Haus

Am gestrigen Donnerstag, den 31. August 2017, fand einer Mitteilung der Roten Hilfe Ortsgruppe München zufolge eine Hausdurchsuchung bei einer_m meiner Unterstützer_innen statt. Derzufolge diente die Hausdurchsuchung der „Gefahrenabwehr“. Das bedeutet, dass die Polizei die_den Aktivist_in verdächtigt, eine Hausbesetzung geplant zu haben. Diesen Verdacht hatten die Bullen offenbar zuvor bei einer Verkehrskontrolle gewonnen, bei der Solidaritäts-Banner mit dem Für LⒶu Haus im Besitz der_s Aktivist_in beschlagnahmt wurden. Folgerichtig beschlagnahmten die Bullen vom Staatsschutz bei der Hausdurchsuchung auch mehrere Bettlaken, die ihnen zufolge zur Herstellung von Transparenten genutzt werden könnten.

Dabei haben die Bullen offenbar noch immer nicht verstanden, dass ich keine Gruppe von Aktivist_innen bin, sondern ein Umsonstladen. Umsonstläden, ebenso wie andere Häuser kann mensch nicht einfach verhaften und schon gar nicht auf eine Anklagebank setzen oder einsperren. Ich bin Ausdruck der massiven Wohnraumprobleme, die in ganz Deutschland, vor allem aber auch in München herrschen. Und diese Probleme lassen sich nicht mit Repression gegen diejenigen lösen, die sie anprangern.

Ich erkläre mich solidarisch mit der_dem von den Bullen drangsalierten Aktivist_in, die_der bereits erklärt hat, dass sie_er sich von solch primitiven Einschüchterungsversuchen der Polizei nicht unterkriegen lassen wird. Und ich rufe auch euch dazu auf, euch solidarisch zu zeigen. Jede_r hat ein Bettlaken zu Hause und einige von euch vielleicht auch ein wenig Farbe. Lasst uns am kommenden Sonntag, den 03.09.2017, ab 15 Uhr zusammen ein Soli-Cornern vor dem ehemaligen Schnitzelhaus (Holzapfelstraße 10), aus dem ich Ende Juli von den Bullen vertrieben wurde, gegen Polizeirepression veranstalten. Bringt eure Bettlaken und Farbe mit und bastelt das, wovor die Bullen in München offenbar am meisten Angst haben: Transparente!

Scheinbesetzung in München-Freimann

In der Nacht auf den 17. August haben Unterstützer_innen des Für LⒶu Hauses das sogenannte „mediahaus“ in München Freimann betreten und insgesamt 4 Transparente mit Solidaritätsbotschaften an das Für LⒶu Haus, sowie ein Transparent mit einer Solidaritätsbekundung mit der kürzlich geräumten Teppichfabrik in Berlin-Friedrichshain, aufgehängt.

Natürlich waren die Aktivist_innen längst über alle Berge, als gegen Mittag ein Großaufgebot der Polizei anrückte und mit „Spezialkräften“ rund eine Stunde lang das Gebäude nach den Besetzer_innen durchsuchte [1].

Die Aktivist_innen kritisierten in einem Bekenner_innenschreiben auf Indymedia die Vertreibung von Menschen mit keinem oder nur geringem, zunehmend stärker aber auch mittlerem Einkommen aus Städten. Da ist es geradezu zynisch, dass gerade in München, wo offenbar ein großer Anteil der Bullen einen Nebenjob annehmen muss, um dort überhaupt leben zu können [2], Hausbesetzungen so konsequent durch die Polizei beendet werden.

Mit ihrer Aktion wollten die Aktivist_innen einen Beitrag dazu leisten, dass „auch in München Hausbesetzungen von einer Kuriosität zu Routine“ werden. Deshalb rufen sie mit ihrer Aktion zur Beteiligung am massenhaften Cornern anlässlich der Rückkehr des Für LⒶu Hauses am Tag X Ende August/Anfang September auf.

Das Für LⒶu Haus freut sich sehr über diese Aktion und wünscht den Aktivist_innen auch weiterhin viel Erfolg bei ähnlichen Aktionen! Gemeinsam werden wir den „erzkonservativen CSU-Anhänger_innen, den Bullen und den Spekulant_innen“ kräftig auf die Nerven gehen!

Anmerkungen

[1] Ein Video vom Polizeieinsatz gibt es bei BR24.

[2] Siehe http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.gehalt-reicht-nicht-immer-mehr-muenchner-polizisten-brauchen-nebenjobs.e61a1f84-5798-4036-b740-252a67c18295.html

Tag X: Welcome Back Party

Aufruf zum massenhaften Cornern anlässlich der Rückkehr des Für LⒶu Hauses am Tag X.

 

Das Für LⒶu Haus kommt zurück! Das möchte es natürlich gemeinsam mit euch feiern und lädt daher am Tag X zum massenhaften Cornern vor seiner neuen Heimat.

Was passiert am Tag X?

Am Tag X, irgendwann Ende August, Anfang September, also noch in den Sommerferien, wird das Für LⒶu Haus wieder in München auftauchen. Unmittelbar nach seinem Einzug lädt das Für LⒶu Haus alle seine Unterstützer_innen, Nachbar_innen und sonstigen Interessierten ein, seine Rückkehr beim massenhaften Cornern vor der Tür seines neuen Zuhauses zu feiern. Und natürlich gerne auch in seiner neuen Heimat.

Was sonst noch passiert, das hängt ganz von euch ab. Das Für LⒶu Haus freut sich immer über Soli-Aktionen, also wenn ihr Lust habt, etwas eigenes für diesen Tag X zu planen, tut das!

Wird auch die Polizei wieder da sein?

Das steht zu vermuten. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch am Tag X schnell auf den Weg macht, um möglichst noch vor der Polizei vor Ort zu sein, denn wenn die Bullen nicht alleine mit dem Für LⒶu Haus sind, erschwert das die Räumung, auch dann, wenn ihr euch völlig passiv verhaltet.

Soll ich mich der Polizei in den Weg stellen?

Das musst du für dich entscheiden. Wenn du dich den Bullen bei einer Räumung in den Weg stellst, kann es dir passieren, dass du angezeigt wirst [1]. Aber das muss kein Grund dafür sein, das nicht zu tun. Wir empfehlen jedoch, dass du dich vorher mit anderen Menschen, am besten mit Menschen, die du besser kennst, zusammenschließt und ihr gemeinsam darüber sprecht, was ihr vor habt und wie ihr euch dabei unterstützen könnt [2].

Aber egal was ihr tut: Achtet die Grenzen anderer ebenso wie eure eigenen!

Wir werden am Tag X vermutlich auch einen EA schalten und die Nummer im Vorfeld über unsere Kanäle bekannt geben.

Wie kann ich helfen?

Du kannst dem Für LⒶu Haus im Vorfeld vor allem bei der Mobilisierung auf den Tag X helfen. Es hat verschiedene Materialien erstellt, mit denen du Werbung für das Für LⒶu Haus und seine Welcome Back Party machen kannst, darunter Flyer, Plakate und Stencils. Aber du kannst auch eigene Materialien erstellen, Transparente malen und aufhängen und dir ganz neue, kreative Aktionsformen ausdenken [3].

Aber auch am Tag X selbst kannst du helfen: Komm zum massenhaften Cornern. Dort wird es weitere Materialien geben, mit denen du das Für LⒶu Haus unterstützen kannst. Außerdem ist deine Teilnahme daran schon eine große Unterstützung.

Was ist überhaupt „Cornern“?

Cornern bedeutet zunächst einmal, an einer Ecke herumzuhängen. Das ist vor allem bei Jugendlichen verbreitet, die diese Form der Raumaneignung nutzen, um sich selbst unkommerzielle Treffpunkte zu schaffen.

Was soll ich zum Cornern mitbringen?

Zum Cornern gehört auch jede Menge Bier [4] (und andere Getränke). Bringt also mit, was ihr trinken wollt und wenn ihr etwas Geld übrig habt, denkt auch an diejenigen, die sich vielleicht kein Bier leisten können oder spontan vorbei kommen und bringt ein paar Flaschen mehr mit. Auch Snacks machen sich beim Cornern gut.

Ansonsten spricht auch nichts gegen Musik. Bringt eure Boxen, Instrumente oder gar eure Lieblingsband mit und sorgt vor Ort für die richtige Hausbesetzer_innen-Atmosphäre.

Und vergesst nicht das Für LⒶu Haus selbst: Wenn ihr Gegenstände zu Hause habt, die ihr nicht mehr benötigt, bringt sie mit und stellt sie in das Für LⒶu Haus. Aber bedenkt, dass es sein kann, dass diese Gegenstände wieder von den Bullen geplündert werden und anschließend in einer Asservartenkammer verstauben, also versucht Dinge mitzubringen, bei denen das nicht allzu schade wäre. Sollten die Bullen schon geplündert haben, wenn ihr ankommt, könnt ihr ja immer noch einen Umsonstladen unter freiem Himmel vor dem Haus einrichten.

Wie werde ich informiert?

Am Tag X wird das Für LⒶu Haus über alle Kanäle verkünden, dass es wieder ein Zuhause in München gefunden hat. Dann ist es auf Dich angewiesen: Verbreite die Nachricht ebenfalls über alle Kanäle und mach dich am besten sofort auf den Weg zum massenhaften Cornern. Den Ort erfährst du vom Für LⒶu Haus.

Damit du ungefähr weißt, wann du dich bereit halten musst, wird das Für LⒶu Haus vorher in etwa ankündigen, wann es in sein neues Zuhause einziehen wird. Also abonniere diese Seite am besten via RSS oder folge dem Für LⒶu Haus auf Twitter und achte auch auf versteckte Signale. Wenn es losgeht wird das das Für LⒶu Haus allerdings in aller Deutlichkeit verkünden!

Anmerkungen

[1] Das Für LⒶu Haus hat gängige Vorwürfe in solchen Situationen hier zusammengeschrieben.

[2] Dieses Konzept ist als „Bezugsgruppe“ recht weit verbreitet. Tipps dazu, wie ihr euch in einer Bezugsgruppe organisieren könnt, sowie allgemeine Tipps, wie ihr euch bei Aktionen verhalten solltet, gibt die Gruppe „Skills for Action“. Ihr Handbuch findet ihr hier, weitere Materialien auf ihrer Webseite.

[3] Einige Aktionsideen und Anleitungen für gängige Aktionsformen hat das Für LⒶu Haus hier gesammelt.

[4] Es gibt Menschen, die von Alkohol und anderen Drogen bei Aktionen dringend abraten. Das hat gute Gründe, immerhin kann es jederzeit passieren, dass es zu Übergriffen durch die Bullen kommt und da lohnt es sich dann meist schon, einen klaren Kopf zu haben. Das Für LⒶu Haus rät zu einem bewussten Umgang mit Rauschmitteln auf Aktionen. Das heißt, dass ihr im Hinterkopf haben solltet, dass durch ein Überschreiten der eigenen Grenzen auch andere Personen gefährdet werden können.

Pressespiegel zur Besetzung des „Schnitzelhauses“

Berichte von der Aktion am 22. Juli

Berichte über die Aktion in den Tagen danach

Pressemitteilung zur Räumung des „Schnitzelhauses“ durch die Polizei am 22.07.2017

Das am Samstag, den 22. Juli 2017 besetzte „Schnitzelhaus“ im Münchner Westend wurde nach wenigen Stunden durch Einsatzkräfte der Polizei geräumt.  Wahllos kontrollierten die Polizist_innen umstehende Personen, nachdem ihnen die Besetzer_innen entwischt waren und bewachten das Haus noch bis in die Nacht. Gegen Abend veranstalteten Unterstützer_innen ein „Massencornern“ gegenüber des Hauses, um ihre Solidarität mit dem besetzten Haus kundzutun.

Lange hat es das „Für LⒶu Haus“ im „Schnitzelhaus“ nicht gegeben. Bereits nach wenigen Stunden wurde der von Aktivist_innen eingerichtete Umsonstladen von Polizist_innen geplündert. Diese drangen in das besetzte Haus ein und nachdem sie darin keine Personen finden konnten, beschlagnahmten sie die im Umsonstladen befindlichen Gegenstände, die zuvor von Anwohner_innen gebracht worden waren. Damit zeigten die Polizist_innen, dass sie das Konzept des Umsonstladens nicht verstanden hatten: Gegenstände sollten bei ihren neuen Benutzer_innen Verwendung finden und nicht in Asservatenkammern verstauben.

Wohl deshalb, weil die Besetzer_innen schon vor der Räumung entwischt waren, kontrollierten die Beamt_innen daraufhin wahllos umstehende Personen. Wieder einmal versuchte die Polizei Sympathisant_innen einer linksradikalen Aktion einzuschüchtern!

Obwohl der_die Eigentümer_in Eingangstüren und Fenster im Erdgeschoss verstärken ließ, um ein erneutes Eindringen zu verhindern – übrigens im Falle einer erneuten Besetzung auch das Eindringen der Polizei –, bewachten Polizist_innen das Gebäude bis spät in die Nacht. Offenbar gilt in München nicht nur, dass Besetzungen binnen 24 Stunden geräumt werden, sondern auch, dass die betroffenen Eigentümer_innen einen Security-Dienst auf Staatskosten in Anspruch nehmen können.

Nichtsdestotrotz versammelten sich rund 100 Sympathisant_innen in den Abendstunden, um gegenüber des „Schnitzelhauses“ mit einem „Massencornern“ ihre Solidarität mit dem „Für LⒶu Haus“ kundzutun.

Auf ihrer Webseite kündigten die Aktivist_innen ein erneutes Auftauchen des „Für LⒶu Hauses“ an. Wo und wann, das verrieten sie bislang nicht.