Ausland

Foltervorwürfe an Venezuelas Regierung

Die Ehefrau des inhaftierten venezolanischen Oppositionsführers Leopoldo Lopez hat den Sicherheitsbehörden vorgeworfen, ihren Mann gefoltert zu haben. „Lilian, sie foltern mich. Bringe das zur Anzeige“, ist in einem von Lilian Tintori gestern im Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichten Video zu hören. Der Clip wurde außerhalb des Militärgefängnisses Ramo Verde aufgenommen, wo Lopez inhaftiert ist.

Zu 14 Jahren Haft verurteilt

Lopez’ Mutter Antonieta Mendoza schrieb auf Twitter: „Ich habe schon oft gesagt, dass ich um sein Leben fürchte. Heute sage ich es noch einmal: Ich habe Angst um das Leben meines Sohnes.“ Der Vizepräsident des Parlaments, Freddy Guevara, forderte eine unabhängige Überprüfung des Gesundheitszustandes des Inhaftierten. Lopez war wegen Anstiftung zur Gewalt zu fast 14 Jahren Haft verurteilt worden. Bei Protesten gegen die Regierung im Frühjahr 2014 waren 43 Menschen ums Leben gekommen.

Fünf Festnahmen nach vereiteltem Mekka-Anschlag

Nach einem vereitelten Anschlag auf die Große Moschee in Mekka haben saudi-arabische Sicherheitskräfte 5 Verdächtige festgenommen. Das berichtet der Sender Al-Arabija unter Berufung auf das saudi-arabische Innenministerium.

Ziel des von drei Terror-Gruppen geplanten Anschlags seien Gläubige an der Moschee gewesen. Ein Selbstmord-Attentäter, der sich in einem Gebäude versteckt habe, habe das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet und sich in die Luft gesprengt. Bei dem Einsatz seien 11 Menschen verletzt worden, unter ihnen 5 Sicherheitskräfte leicht.

Zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan haben sich Millionen Muslime in Mekka, dem zentralen Wallfahrtsort, versammelt.

Polen schränkt Zugang zu „Pille danach“ per Gesetz ein

Die nationalkonservative Regierung in Polen hat den Zugang zu der „Pille danach“ eingeschränkt. Präsident Andrzej Duda unterzeichnete gestern das im Mai vom Parlament verabschiedete Gesetz, nach dem es Pillen zur Geburtenkontrolle nur noch auf Rezept gibt. Seit 2015 war die „Pille danach“ in Polen für über 15-Jährige frei erhältlich.

Die seit November 2015 amtierende Regierung in Warschau hat bereits staatliche Mittel für In-Vitro-Fertilisation und andere Formen der künstlichen Befruchtung gestrichen. Im vergangenen Jahr versuchte sie, Schwangerschaftsabbrüche fast vollständig zu verbieten. Diese sollten künftig nur noch erlaubt sein, wenn das Leben der Schwangeren unmittelbar bedroht ist.

Frauenproteste in Schwarz

Dagegen protestierten an mehreren Tagen landesweit Zehntausende schwarzgekleidete Frauen. Das von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) des ehemaligen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski beherrschte Parlament machte daraufhin einen Rückzieher.

Das polnische Abtreibungsrecht ist so restriktiv wie fast nirgendwo sonst in Europa. Erlaubt ist Abtreibung nur bei Gefahr für das Leben oder die Gesundheit der Schwangeren, Hinweise auf eine schwere unheilbare Erkrankung des Fötus oder bei Vergewaltigung oder Inzest. Polens mächtige katholische Kirche unterstützt ein vollständiges Abtreibungsverbot.

Forderungskatalog: Katar weist Vorwürfe zurück

Katar hat den Vorwurf zurückgewiesen, eine Liste mit Forderungen Saudi-Arabiens und anderer arabischer Staaten an das Emirat öffentlich gemacht zu haben. Der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Ahmed bin Said al-Rumaihi, machte dafür gestern stattdessen in mehreren Twitter-Nachrichten die Länder verantwortlich, die Katar seit Anfang des Monats blockieren.

Sie setzten ihre Kampagne gegen sein Land fort, so Rumaihi. Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Bahrain und Ägypten hatten vor mehr als zwei Wochen eine Blockade über Katar verhängt. Medienberichten zufolge ließen sie dem Emirat über den Vermittler Kuwait einen Forderungskatalog übergeben.

Darin sollen sie unter anderem von Katar verlangen, die Unterstützung von Terroristen einzustellen und den von Doha finanzierten Nachrichtenkanal al-Jazeera zu schließen. Der Außenminister der VAE, Anwar Gargasch, warf Katar vor, die Informationen an Medien weitergegeben zu haben.

Uganda erhält von Geberkonferenz weniger Geld als erhofft

Angesichts fast einer Million Flüchtlinge aus dem Südsudan hat die internationale Gemeinschaft Uganda Hilfsgelder in Höhe von 320 Millionen Euro zugesagt - weitaus weniger als erhofft. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief bei einer Geberkonferenz in Kampala gestern zur „Solidarität“ mit dem ostafrikanischen Staat auf. Die Organisatoren der Konferenz hatten auf Hilfszusagen in Höhe von zwei Milliarden Dollar (1,8 Mrd. Euro) gehofft.

Uganda hat nach Angaben der Vereinten Nationen bereits mehr als 947.000 Menschen aufgenommen, die vor der Gewalt im benachbarten Südsudan geflüchtet sind. Zwei Milliarden Dollar an Hilfsgeldern werden Schätzungen zufolge für das kommende Jahr benötigt, acht Milliarden für die kommenden vier Jahre. Guterres sagte, die internationale Gemeinschaft müsse anerkennen, dass Uganda eine „beispielhafte“ Flüchtlingspolitik betreibe.

Der Südsudan war 2011 vom Sudan unabhängig geworden. Im Dezember 2013 entflammte in dem neu gegründeten Land ein blutiger Konflikt. Seitdem wurden bei Kämpfen und ethnisch motivierten Massakern Zehntausende Menschen getötet und mehr als 3,7 Millionen weitere vertrieben.

Inland

Eurofighter-Ausschuss: Ex-Magna-Manager Wolf als Zeuge

Für die letzten Termine im parlamentarischen Eurofighter-U-Ausschusses vor dem Ende Mitte Juli sind nun weitere Zeugenladungen bekanntgeworden.

Prominentester Name auf der Liste ist Ex-Magna-Manager Siegfried Wolf, der am 10. Juli befragt werden soll. Bereits im ersten Eurofighter-Ausschuss 2007 hatte Wolf ausgesagt und war dort mit dem Grünen Peter Pilz zusammengekracht.

Auch Mitterlehner geladen

Bereits bekannt ist, dass Anfang Juli der ehemalige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (ÖVP) den Abgeordneten Rede und Antwort stehen wird. Auch der frühere Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) soll in den Ausschuss kommen. Es soll um die Gegengeschäfte bei Kauf der Kampfjets gehen. Keine zweite Ladung ist - entgegen früherer Ankündigungen der Opposition - für Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) vorgesehen.

Pröll-Privatstiftung: Kritischer Bericht des Landes-RH

Der Bericht des Landesrechnungshofs zu den Förderungen des Landes Niederösterreich und der Dr. Erwin Pröll Privatstiftung ist offenbar kritischer ausgefallen, als zunächst berichtet wurde. Der Landesrechnungshof monierte in seinem Bericht, der gestern im Internet publiziert wurde, Abweichungen von den Förderrichtlinien und Interessenskollisionen.

Die Erwin Pröll Privatstiftung war 2007 mit Spendengeldern zum 60. Geburtstag des damaligen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) gegründet worden. Von 2008 bis 2016 beschloss die Landesregierung jährlich eine Subvention von 150.000 Euro für die Stiftung, wovon die Förderungen für 2009 und 2010 überwiesen wurden, in Summe 300.000 Euro. Im Mai wurde die Stiftung nach einer Reihe von kritischen Medienberichten schließlich aufgelöst. Der Hauptzweck, eine Akademie zur Förderung des ländlichen Raumes, sei nach Prölls Rücktritt im heurigen Frühjahr „mittelfristig nicht realisierbar“, so die Begründung.

Von Richtlinien abweichend

Zuvor wurden die Landesförderungen an die Stiftung bereits vom Landesrechnungshof geprüft. Dieser hielt in seinem nun veröffentlichten Bericht zusammenfassend fest, „dass die Förderung im Rahmen der Privatwirtschaftsverwaltung abgewickelt wurde, dass die Vorgangsweise von den Allgemeinen Richtlinien für Förderungen des Landes Niederösterreich abwich, ohne dass dies in den Regierungsbeschlüssen ausdrücklich ausgesprochen wurde, sich auf kein Förderungsgesetz stützen konnte und mit Interessenskollisionen behaftet war“.

Der Landesrechnungshof erkennt zwar eine grundsätzliche Förderungswürdigkeit und hält fest, dass sich der Zweck der Dr. Erwin Pröll Privatstiftung und die in den Regierungsbeschlüssen angeführte Begründung mit den allgemeinen Voraussetzungen für Förderungen des Landes Niederösterreich in Einklang bringen ließen. „Im Hinblick auf den allgemein gehaltenen Stiftungszweck wäre allerdings die Anwendung aller in Betracht kommenden Förderungsgesetze, Richtlinien und Regierungsbeschlüsse zu prüfen gewesen.“

Fehlende Unterlagen

Darüber hinaus kritisiert der Landesrechnungshof, dass in den Förderungsakten der Finanzabteilung des Landes „keine weiteren Unterlagen zu den schriftlichen Ansuchen der Privatstiftung vorlagen, insbesondere nicht für ein bestimmtes Vorhaben“. Demnach fehlten Unterlagen und Entscheidungsgrundlagen, die auch nach den Allgemeinen Richtlinien für Förderungen des Landes Niederösterreich erforderlich gewesen wären. Darüber hinaus kam in den Regierungsbeschlüssen nicht zum Ausdruck, dass von den Richtlinien abgewichen werden sollte, heißt es im Prüfbericht.

Förderung rückgefordert

Bisher nicht bekannt war der Umstand, dass die Finanzabteilung des Landes in einem Schreiben vom 17. Mai die ausgezahlten Förderungen in der Höhe von 300.000 Euro zuzüglich Zinsen in Höhe von 21.007 Euro von der Pröll-Stiftung zurückgefordert hatte. Laut Landesrechnungshof wurde für die Rückzahlung eine Frist von zwei Wochen gesetzt. Als Grund für die Rückforderung wurde angeführt, dass „das Projekt nicht verwirklicht worden ist“. Die Auflösung der Stiftung wurde von Stiftungsanwalt Christian Grave am 24. Mai bekanntgegeben. Am 19. Juni gingen beim Land NÖ die zurückgeforderten 321.007 Euro ein. „Mit der Rückzahlung der Förderung samt Zinsen lag eine zweckmäßige Bereinigung vor“, so der Landesrechnungshof.

Das Kontrollorgan übt aber nicht nur Kritik am Förderverfahren rund um die Pröll-Stiftung, sondern ortet generell Defizite bei der Förderpraxis des Landes Niederösterreich. Niederösterreich wendete im Jahr 2016 rund 1,88 Milliarden Euro für Förderungen auf. „Die Förderungsabwicklung erwies sich als mangelhaft. Von den 534 Förderungsfällen wiesen nur 125 ordnungsgemäße, vollständige Unterlagen auf“, so der Landesrechnungshof.

Türkei hat ab Juli wieder Botschafter in Wien

Die Türkei hat ab 4. Juli wieder einen Botschafter in Wien. Außenministeriumssprecher Thomas Schnöll bestätigte gestern einen Bericht der „Kleinen Zeitung“ (Onlineausgabe), wonach Mehmet Ferden Carikci offiziell designiert ist.

Im August des vergangenen Jahres hatte die Türkei ihren damaligen Botschafter in Wien, Hasan Gögüs, zu Konsultationen nach Ankara zurückgerufen, um „über die Beziehungen zu Österreich zu beraten“. Hintergrund war die seit dem gescheiterten Putsch angespannte Beziehung zwischen den beiden Ländern.

Vergangenen Sommer stand auch der Vorwurf der Türkei im Raum, Österreich sei in Zusammenhang mit einer Kurdendemo untätig im Umgang mit terroristischen Vereinigungen. Das österreichische Außenministerium hatte die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen.

Geleakte Dokumente: Kritik an EU-Japan-Handelsabkommen

Geleakte Dokumente zum geplanten EU-Japan-Handelsabkommen (JEFTA) sorgen einmal mehr für scharfe Kritik an der EU und ihren Freihandelsabkommen. Greenpeace Niederlande veröffentlichte 205 Seiten aus den geheimen Verhandlungen. Laut Recherchen von WDR, NDR und „Süddeutscher Zeitung“ kämpfen die Japaner gegen die in Europa immer wieder versprochenen Investitionsgerichtshöfe. Von mehr Transparenz, die die EU nach der Kritik an den Verhandlungen der Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) und mit Kanada (CETA) versprochen hatte, kann keine Rede sein.

Laut Greenpeace könnten die in JEFTA vorgesehenen Sonderklagerechte für ausländische Investoren noch problematischer ausfallen als in CETA. Zudem kritisieren die Umweltschützer, dass die EU-Kommission das Beenden des Walfangs in Japan und den Schutz europäischer Wälder nicht zur Bedingung gemacht hat. Auch vor einem Aufweichen des Verbraucherschutzes wird gewarnt.

Kritik an Intransparenz

Greenpeace kritisiert, bei den Verhandlungen herrsche keine Transparenz. Auch hier spielen wieder die Schiedsgerichte eine große Rolle.

Es sind nicht die ersten geleakten Dokumente zu JEFTA. ORF.at hatte bereits im März Einblick in geheime Unterlagen. Auch da kritisierten NGOs wie Attac etwa die umstrittenen Investitionsschutzklauseln.

Mehr dazu in Erste Details zu „TTIP mit Japan“

Verhandlungen in der Zielgraden?

Die Verhandlungen zwischen der EU und Japan sind offenbar auf der Zielgeraden. Zumindest die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet davon, dass die EU noch bis Anfang Juli die Verhandlungen abschließen will. Aus der EU-Kommission gab es dazu keine Bestätigung, in der Gipfel-Erklärung von gestern heißt es, es habe Fortschritte bei den Verhandlungen gegeben.

Die Verträge seien noch nicht beschlussreif, sagte Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Vor dem G-20-Gipfel im Juli werde das EU-Japan-Abkommen daher nicht abgeschlossen. Man dürfe aber nicht hinter die Standards des Abkommens mit Kanada, CETA, zurück, insbesondere bei der Frage des Investorenschutzes, sagte er.

Kein Kommentar zum Inhalt

Auf Nachfrage von ORF.at wollte ein Sprecher der Kommission nicht auf den Stand der Verhandlungen eingehen. Die Verhandler seien „ständig und auf allen Ebenen“ miteinander in Kontakt. Es gebe „eine klare Verpflichtung beider Seiten, so rasch wie möglich zu einem Abschluss zu kommen“, aber der Inhalt habe „immer Vorrang“.

Auch auf die inhaltlichen Knackpunkte wollte der Kommissionssprecher nicht eingehen. Auch nicht darauf, ob es bei einem der umstrittensten Punkte, dem Schiedsgericht, das beide Seiten im Falle von Streitfällen anrufen können sollen, eine Einigung gibt. Hier will die EU ihr eigenes Modell durchsetzen, während Japan ein bestehendes System festschreiben will.

Gerade die Schiedsgerichte sind Kritikern internationaler Handelsabkommen ein besonderer Dorn im Auge. Sie argumentieren, damit würden Staaten ihre Souveränität aufgeben. Konzerne dagegen fordern, nur so könnten ihre Investitionen vor möglicher nationaler Willkürgesetzgebung geschützt und Rechtssicherheit gewährleistet werden.

Sport

Radsport: Strasser erklärt Faszination RAAM

Bereits zum vierten Mal hat der Steirer Christoph Strasser das Race Across America (RAAM) gewonnen und sich mit dem Vorsprung von mehr als 700 Kilometern erneut in die Rekordbücher eingetragen. Im ORF.at-Interview sprach der 34-Jährige unter anderem über seinen Zustand im Ziel, die Qualen auf dem rund 5.000 Kilometer langen Weg von Oceanside nach Annapolis, den Schlafentzug, die Grenzen zur Sucht und den recht kargen Lohn. Strasser erklärte aber auch, warum er lieber „schlechter bezahlt und glücklich ist als überbezahlt und frustriert“.

Mehr dazu in sport.ORF.at

Messis Haftstrafe wird in Geldbuße umgewandelt

Die spanische Staatsanwaltschaft hat sich gestern bereiterklärt, die 21-monatige Haftstrafe für Fußballstar Lionel Messi in eine Geldbuße umzuwandeln. 255.000 Euro muss der Barcelona-Stürmer bezahlen, sein ebenfalls wegen Steuerbetrugs verurteilter Vater Jorge 180.000 Euro.

Messi wurde im vergangenen Jahr wegen Hinterziehung von 4,1 Millionen Euro zu 21 Monaten im Gefängnis verurteilt. Spaniens Oberster Gerichtshof hat das Urteil im Mai bestätigt. Haftstrafen von bis zu zwei Jahren werden in Spanien bei nicht vorbestraften Angeklagten jedoch zur Bewährung ausgesetzt.

Wie die Nachrichtenagentur EFE unter Berufung auf Gerichtsquellen berichtete, führte die Staatsanwaltschaft an, dass Messi davor unbescholten war. Der Argentinier hätte seine Schulden mit einer Zahlung von 3,7 Millionen Euro auch beglichen.

Der Vorschlag der Umwandlung der Haftstrafe in eine Geldbuße sei bereits dem zuständigen Gericht in der katalanischen Metropole vorgelegt worden. Für gewöhnlich folgen Spaniens Richter den Empfehlungen der Staatsanwaltschaft.

Wirtschaft

Moody’s stuft Griechenland etwas höher

Die Agentur Moody’s hat Griechenlands Rating für langfristige Verbindlichkeiten um eine Stufe auf „Caa2“ von zuvor „Caa3“ erhöht. Grund sei die Freigabe weiterer Kredite an das schuldengeplagte Land durch die Euro-Finanzminister, teilten die Bonitätswächter gestern mit.

Die Euro-Gruppe hatte sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt, dass die Regierung in Athen weitere 8,5 Milliarden Euro aus dem bis zu 86 Milliarden Euro schweren Hilfsprogramm erhält. Die Staatspapiere haben damit trotzdem weiter Ramschstatus.

Außerdem hob die US-Agentur den Ausblick auf „positiv“ von zuvor „stabil“ an. Moody’s begründete den Schritt mit zaghaften Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaft.

EZB: Italienische Krisenbanken sollen abgewickelt werden

Die zwei kleineren italienischen Krisenbanken Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca sollen laut der Europäischen Zentralbank (EZB) nach italienischem Insolvenzrecht abgewickelt werden. Die Bedingungen für eine Rettung seien nicht gegeben, teilte die Zentralbank gestern Abend mit. Grund sei mangelndes Kapital.

Die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB (Single Resolution Board) habe entschieden, dass die Rettungsbedingungen nicht gegeben seien, hieß es weiter. Die italienische Regierung werde Maßnahmen unter anderem zum Schutz von Kontoinhabern ergreifen, teilte das italienische Finanzministerium mit. Auch die EU-Kommission erklärte, dass sie im Gespräch mit Italien über die Banken sei.

Faule Kredite

Die venezianischen Banken leiden wie viele andere Kreditinstitute im Land unter einem Berg fauler Kredite. Sie brauchen früheren Angaben zufolge insgesamt mehr als sechs Milliarden Euro an frischem Kapital. Italien hatte zuletzt versucht, die beiden Geldhäuser zu retten und dabei Sparer und Anleihebesitzer zu schützen, ohne gegen europäische Regeln für Staatshilfen zu verstoßen. Diese verbieten staatliche Rettungsaktionen für Banken.

Vergleich im Verfahren um GM-Zündschlösser

Im juristischen Streit über defekte Zündschlösser hat sich der US-Autobauer General Motors (GM) mit 203 Klägern auf einen Vergleich verständigt. Die Konditionen der Einigung seien allerdings vertraulich, teilten die Anwälte des Detroiter Unernehmens mit.

GM war im Frühjahr mit dem Versuch vor dem obersten US-Gericht gescheitert, Hunderte Schadenersatz-Klagen im Volumen von möglicherweise mehreren Milliarden Dollar abweisen zu lassen. Der US-Branchenprimus argumentierte, dass solche Klagen in seinem Insolvenzverfahren von 2009 ausgeschlossen worden seien.

Bei den betroffenen Autos bestand die Gefahr, dass der Zündschlüssel unbeabsichtigt in die Aus-Position springt. Dadurch konnten während der Fahrt der Motor und Airbags abgeschaltet werden. Mit dem Defekt werden mehr als 120 Todesfälle in Verbindung gebracht

Quick-Funktion auf Bankkarten wird Ende Juli eingestellt

Ende Juli kommt das Ende der elektronischen Geldbörse, mit der man kleine Beträge ohne PIN-Code bezahlen kann. Das Bezahlsystem Quick wird nach über 20 Jahren eingestellt. Das kontaktlose Zahlen mit NFC-Technologie soll seinen Platz einnehmen.

Restguthaben können Kunden aber noch länger via Bankomatkarte auf das eigene Konto zurücküberweisen, heißt es vom Betreiber. Der Bankomat feiert dieser Tage übrigens ein rundes Jubiläum: Am 27. Juni 1967 nahm die Barclays Bank in London das erste Modell in Betrieb.

Chronik

Mehr als 140 Vermisste nach Erdrutsch in China

Bei einem Erdrutsch sind in Südwestchina mehr als 141 Menschen verschüttet worden. Wie das staatliche chinesische Fernsehen berichtete, rief Präsident Xi Jinping die Rettungsmannschaften zu größten Anstrengungen auf, um noch Überlebende zu finden. Das Unglück ereignete sich heute Früh (Ortszeit) im Kreis Mao in der südwestchinesischen Provinz Sichuan.

Hunderte von Helfern waren im Einsatz. Der Erdrutsch sei durch heftige Regenfälle ausgelöst worden, berichtete das Parteiorgan „Volkszeitung“. Ob Chancen bestanden, noch jemanden lebend zu finden, war unklar.

Nach Angaben der Staatsmedien wurde das Dorf Xinmo mit rund 46 Häusern verschüttet. Die Erdmassen hatten sich von einem hohen Berghang gelöst. Seit Wochen gehen in China bereits heftige sommerliche Regenfälle nieder, die jedes Jahr schwere Überschwemmungen und häufig auch Erdrutsche auslösen.

Tornado beschädigt „atomsichere“ Jets der US-Luftwaffe

Eigentlich sollen sie so stabil sein, dass sie der Hitze und den elektromagnetischen Wellen einer Atombombenexplosion standhalten können - nun hat ein Tornado zwei Spezialflugzeuge der US-Armee aus dem Verkehr gezogen.

Die Maschinen vom Typ E-4-B Boeing 747 tragen den Namen „Doomsday“ (Tag des jüngsten Gerichts) und wurden während des Kalten Krieges konzipiert, um im Falle eines Atomangriffs auf die USA dem Verteidigungsminister oder dem Generalstabschef als eine Art fliegende Kommandozentrale zu dienen. Vollgepackt mit Elektronik, können die Flugzeuge über Satellit den Kontakt mit dem Rest der Welt aufrecht erhalten und auch mit US-Atom-U-Booten kommunizieren.

Wie die US-Luftwaffe gestern (Ortszeit) einräumte, wurden zwei der insgesamt vier Maschinen nun aber Mitte Juni auf einem Luftwaffenstützpunkt im Bundesstaat Nebraska durch einen Tornado beschädigt - trotz ihrer speziell verstärkten Außenhaut. Wann sie wieder einsatzbereit sein werden, ist unklar.

Türkei: Fünf Menschen starben durch Stromschlag in Pool

Im Nordwesten der Türkei sind gestern fünf Menschen durch einen Stromschlag in einem Wasserpark gestorben. Drei Teenager befanden sich in einem Pool, als sie durch Strom starben. Der Besitzer des Wasserparks und sein Sohn sprangen ins Wasser, um die jungen Schwimmer zu retten. Alle fünf wurden ins Spital gebracht, doch keiner konnte gerettet werden, wie türkische Medien berichteten.

Der Strom im Areal in der Provinz Sakarya wurde abgeschaltet. Wie der Pool unter Strom geraten konnte, war noch unklar.

Fünf Hochhäuser in London wegen Brandgefahr evakuiert

Hunderte Bewohner von fünf Hochhäusern in London müssen ihr Zuhause wegen Brandgefahr vorsichtshalber verlassen. Der Grund seien „dringende Arbeiten zur Brandsicherheit“, teilten die Behörden gestern mit. Die Bewohner sollten vorübergehend anderswo untergebracht werden.

Die Arbeiten an den nun geräumten Gebäuden im nördlichen Stadtbezirk Camden sollen drei bis vier Wochen dauern, wie Georgia Gould vom Bezirksrat sagte. Die Maßnahme steht vor dem Hintergrund der Brandkatastrophe im Grenfell Tower mit mindestens 79 Todesopfern. Der Brand war nach Angaben der Polizei durch einen defekten Kühlschrank ausgelöst worden.

Genaue Zahl unklar

Unklar ist weiterhin, wie viele Menschen sich genau im Grenfell Tower befunden hatten. Berichten zufolge sollen möglicherweise zahlreiche Menschen illegal in dem Hochhaus gelebt haben.

Mehr dazu in Brandursache geklärt

Schwere Unwetter in der Steiermark

Heftige Unwetter haben gestern Abend die Steiermark heimgesucht. In Graz und im Raum Liezen bzw. im Murtal waren etliche tausend Haushalte ohne Elektrizität. Monteure wurden aus der Oststeiermark herangeholt, um die Schäden zu beheben. In Oberhaus im Bezirk Liezen wurde eine 300 Quadratmeter große Dachkonstruktion eines Wirtschaftsgebäudes abgedeckt und auf das Wohngebäude daneben geschleudert. Es entstand hoher Sachschaden. Glücklicherweise wurden keine Personen verletzt.

Zuvor waren bereits über der Südsteiermark starke Unwetter niedergegangen. Auch hier waren rund 20.000 Haushalte ohne Strom.

Mehr dazu in steiermark.ORF.at

Gesundheit

Science

IT

Google will Gmails nicht mehr für Werbung scannen

Google hat angekündigt, für personalisierte Werbung künftig nicht mehr die Inhalte der Gmail-Konten von Nutzern auszulesen. Stattdessen werde den Nutzern künftig gezielte Werbung gezeigt, die auf anderen Daten wie etwa deren Suchanfragen und dem Surfverhalten im Internet basiere, teilte der US-Konzern gestern in einem Blogeintrag mit.

Datenschutzaktivisten hatten das Scannen der E-Mails seit Langem als ungerechtfertigten Lauschangriff auf die Nutzer kritisiert. Danny Sullivan, Gründer des Blogs „Search Engine Land“, bezeichnete Googles Abkehr von dieser Auslesepraxis als „großen Wandel“ in der Firmenpolitik. „Andererseits, beruhigt es Kunden zu wissen, dass Google jetzt bessere Informationen dazu hat, wie man sie gezielter adressiert, als durch das Lesen ihrer E-Mails?“, gab er zu bedenken.

Google-Managerin Diane Greene wies in dem Blogeintrag darauf hin, dass Nutzer ihre Einstellungen, welche Daten sie mit dem Unternehmen teilen, ändern könnten.

Kultur

Gerhard Roth 75: Chronist von Österreichs Unterbewusstsein

Am Donnerstag ist im Burgtheater gefeiert worden, heute folgt eine Würdigung im Greith-Haus in seiner südsteirischen Heimat: Gerhard Roth, Grand­sei­g­neur der heimischen Literatur - nicht zu verwechseln mit Heimatliteratur -, wird 75 Jahre alt.

Erst im Vorjahr hatte Roth den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten. Bei der Verleihung sagte der damalige Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ): „In immer wieder neuen literarischen Formen umkreist er die Vergangenheit Österreichs und schreibt damit nicht nur eine etwas andere Geschichte unseres Landes, sondern unternimmt mit seiner Erinnerungsarbeit eine Abenteuerreise in die menschliche Seele.“

Gerhard Roth

ORF.at/Simon Hadler

Seltsame Gesellen und Querdenker

Mit der „etwas anderen Geschichte“ ist die Geistes- und Kulturgeschichte gemeint, betrachtet aus der Sicht von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung oder psychischen Problemen, von Verbrechern, von seltsamen Gesellen, von Querdenkern. Roth greift auf, was unter der Oberfläche der offiziellen Geschichtsschreibung wabert - und macht daraus packende Romane, stets mit einer stupenden Menge an Querverweisen.

Gerhard Roth zählt zu den produktivsten und außergewöhnlichsten Schriftstellern des Landes. Dreh- und Angelpunkt seines jüngsten Projekts ist Venedig - ein Ort, der ihn „erschüttert“.

Berühmt wurde Roth vor allem durch seine beiden großen, siebenteiligen, ineinander verwobenen Romanzyklen „Archive des Schweigens“ und „Orkus“. Nun wurde anlässlich seines 75. Geburtsages mit „Landläufiger Tod“ einer der „Archive“-Bände neu aufgelegt. Roth arbeitet zudem an einer Venedig-Trilogie, deren erster Teil, „Die Irrfahrt des Michael Aldrian“, im Herbst erscheint.

„In einem Zustand der Zeitlosigkeit“

Im Interview mit ORF.at hatte Roth vor einiger Zeit gesagt: „Wenn ich schreibe, trete ich in einen Zustand der Zeitlosigkeit ein. Ich gelange durch meine Arbeit in eine andere Welt, die für mich plötzlich real wird.“ Das Schreiben sei für ihn eine Art Schwebezustand: „Ich muss das Gleichgewicht finden, wie ein Segelflieger. Man braucht den Aufwind - und dann geht es wieder ein Stück weiter.“

Im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten lasen Elisabeth Orth und Klaus Maria Brandauer aus dem „Landläufigen Tod“ und „Die Irrfahrt des Michael Aldrian“. Am Ende betrat Roth die Bühne, gewohnt lässig im T-Shirt, nahm Blumen entgegen und winkte dem Publikum freudestrahlend - und das Publikum beschenkte das Geburtstagskind mit frenetischem Applaus.

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Neuer Zündstoff für Spekulationen über Banksys Identität

Wer der geheimnisvolle Graffiti-Künstler Banksy ist, weiß wohl nur eine Handvoll Menschen. Einer davon könnte der britische DJ und Musikproduzent Goldie sein. In einem Interview auf dem Podcast „Distraction Pieces“ könnte Goldie nun Banksys Identität möglicherweise ausgeplaudert haben, wie britische Medien berichteten.

Das Gespräch kam auf den Unbekannten und die Kommerzialisierung von Kunst, und Goldie nannte in diesem Zusammenhang den Namen „Rob“. „Gib mir einen Blasenbuchstaben, drucke ihn auf ein T-Shirt und schreibe Banksy dazu. Fertig, das können wir verkaufen“ so Goldie. „Nichts gegen Rob, er ist ein brillanter Künstler. Ich denke, er hat die Kunstwelt auf den Kopf gestellt.“ Einen Nachnamen gab es nicht, auch keine Nachfrage des Moderators.

Zwei Kandidaten

Nun spekulieren Kenner und Medien, wer „Rob“ sein könnte. Zwei Persönlichkeiten kristallisieren sich dabei heraus: Der Musiker Robert Del Naja, Mitglied der britischen Band Massive Attack. Das Gerücht, der ehemalige Graffiti-Künstler sei Banksy, besteht bereits seit rund einem Jahr. Damals hatte ein schottischer Journalist die These aufgestellt, dass Banksys Werke stets dort auftauchen, wo Massive Attack eine Tour starten.

Robert Del Naja

APA/AFP/Maya Hautefeuille

Robert Del Naja (r.) soll möglicherweise Banksy sein

Der zweite Kandidat ist ein Künstler aus Bristol, Robin Gunningham. Auch Gunningham wurde bereits mehrfach als Banksy „enttarnt“. Zunächst hatte die britische Boulevardzeitung „Daily Mail“ 2008 Gunningham mit Banksy in Verbindung gebracht. 2016 wollen auch Wissenschaftler der Londoner Queen-Mary-Universität mit Hilfe kriminalwissenschaftlicher Methoden herausgefunden haben, das Gunningham der mysteriöse Streetart-Künstler sei.

Die „Verschwörung“ der Freimaurer

„Fake News“ und Verschwörungstheorien sind in aller Munde, vor allem seit der Flüchtlingskrise in Europa und dem letzten US-Wahlkampf. Besonders beliebt sind seit mittlerweile 300 Jahren die Freimaurer - geht es nach der Gerüchteküche, unterwandern sie von jeher Regierungen, ermorden Machthaber und sind wahrscheinlich sogar für das schlechte Wetter verantwortlich. Während ein Experte im Gespräch mit ORF.at Einblick in die Kultur- und Verschwörungsgeschichte der Freimaurer gibt, kann man sich nun online seine eigene Verschwörungstheorie zusammenbasteln.

Mehr dazu in Clowns, Jörg Haider und die Freimaurer

Leute

Witz über Attentat auf Trump: Johnny Depp zeigte Reue

Hollywood-Star Johnny Depp hat sich für einen Witz über ein Attentat auf US-Präsident Donald Trump entschuldigt. Seine Bemerkungen seien „nicht so herübergekommen, wie ich das wollte“, bedauerte Depp gestern in einer vom Promimagazin „People“ veröffentlichten Erklärung. Er entschuldige sich für „den schlechten Witz, den ich gestern Abend mit schlechtem Geschmack über Präsident Trump gemacht habe“. Depp hatte vor einer johlenden Menge beim Glastonbury-Kulturfestival in England gesagt: „Wann war das letzte Mal, dass ein Schauspieler einen Präsidenten umgebracht hat? (...) Es ist eine Weile her, und vielleicht ist es an der Zeit.“

Johnny Depp in Glastonbury

APA/AP/Invision/Grant Pollard

Depp spielte damit auf die Ermordung von Abraham Lincoln an. Der US-Präsident war 1865 in einem Theater in Washington von dem Schauspieler John Wilkes Booth erschossen worden. Zum Abschluss seines Witzes sagte der 54-Jährige vor den rund 1.500 Zuschauern: „Ich will klarstellen, ich bin kein Schauspieler. Ich lüge, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten.“

Trump: „Sad“

In seiner späteren Entschuldigung betonte der Hollywood-Star, er habe „nichts Böses“ im Sinn gehabt. Vielmehr habe er nur versucht, lustig zu sein. Seine Absicht sei es nicht gewesen, „irgendjemandem zu schaden“.

Auch Trump selbst hatte zuvor auf den Witz reagiert. Er verurteile jede Form von Gewalt und sei traurig („sad“), dass andere wie Depp diesem Beispiel nicht folgten, hieß es aus dem Weißen Haus. Trump hoffe, dass einige Kollegen von Depp sich gegen diese Art von Rhetorik genauso vehement aussprechen, wie wenn sie gegen einen Demokraten gerichtet wäre.