Neue Zeitschriften-Ausgaben

Schwarz-Gelb oder große Koalition? Die Eurozone als »Greater Germany«? Wahlkampf in Großbritannien; Sozialstaats und linke Sozialpolitik; das Revolutionäre an der 4-in-1-Perspektive; FORUM GEWERKSCHAFTEN; Bourdieus »Manet« lesen! u.v.a.m.

LuXemburg 1/2017 Schwerpunktthema: »EINWANDERUNGSSCHLAND«. www.zeitschrift-luxemburg.de

Inzwischen als Netz-Zeitschrift: www.prager-fruehling-magazin.de.

Socialist Register

100 Jahre nach dem Oktober 1917 stellen die Herausgeber des Socialist Register 2017 die Frage, was »Revolution« im 21. Jahrhundert bedeutet.

Die Stärksten kämpfen ein Leben lang: Theodor Bergmann (7.3.1916 – 12.6.2017)

Am 12. Juni verstarb der langjährige Autor des VSA: Verlag sowie der Zeitschrift Sozialismus, deren Mitherausgeber er zweitweilig auch war, Theodor Bergmann, in seinem 102. Lebensjahr in Stuttgart. In einem ausführlichen Nachruf, der in der Juli/August-Ausgabe von Sozialismus erscheinen wird, schreibt sein langjähriger Freund, Wegbegleiter und Genosse Mario Keßler: »Je älter er wurde, desto unwahrscheinlicher schien es, dass ihn je der Tod ereilen könnte. Noch lange nach seinem 100. Geburtstag war Theodor Bergmann, Agrarwissenschaftler und später Historiker der Arbeiterbewegung, unermüdlich als Vortragsreisender und sogar als Buchautor tätig. Er sprühte vor Vitalität und Gedankenreichtum. Fragen nach seinem physischen Zustand wischte er lachend beiseite. Erst vor wenigen Monaten erschien im VSA: Verlag Der chinesische Weg. Versuch, eine ferne Entwicklung zu verstehen.

Es sollte das letzte Buch sein: Am 12. Juni 2017 ist Theodor Bergmann in seiner Wahlheimat Stuttgart im 102. Lebensjahr nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Mit seinem Tod bricht die personelle Verbindung zur Arbeiterbewegung der Weimarer Republik ab, deren letzter überlebender Akteur und Zeitzeuge er war.

Es war ein Jahrhundertleben in jedem Wortsinn, das hier zu Ende ging. Geboren am 7. März 1916 in Berlin in der vielköpfigen Familie des Reformrabbiners Julius Jehuda Bergmann und seiner Frau Hedwig geb. Rosenzweig, kam Theodor Bergmann 1927 zur kommunistischen Bewegung. Im Alter von elf Jahren trat er dem Jungspartakusbund bei, ging aber nicht zur KPD. Stattdessen schloss er sich zwei Jahre später der Stalin-kritischen KPD-Opposition, der KPO, um Heinrich Brandler und August Thalheimer an ...

Im Arbeitersport, in der Jugendorganisation der KPO und in der freiwilligen Redaktionsarbeit im Junius-Verlag, der der kleinen Partei nahestand, sammelte der junge Bergmann wichtige Erfahrungen. Mit den so viel älteren Brandler, Thalheimer, Paul Frölich, Jacob Walcher, Heinz (Moses) Grzyb, Franz Cerný, Robert Siewert, Eugen Podrabsky, aber auch M. N. Roy, Eduard Fuchs und Felix Weil (einem stillen Förderer der KPO) sprach er über die Gefahren des aufsteigenden Nazismus, doch auch über die sich verfestigende Stalin-Herrschaft in der Sowjetunion; zwei für Sozialisten noch neue Probleme. Dieser politischen Entscheidung ist Theodor Bergmann ein sehr langes Leben treu geblieben. Er suchte nach einer Welt, in der Freiheit und soziale Gerechtigkeit eine Verbindung eingehen. Dies war für ihn Sozialismus – das Einfache, das so unendlich schwer zu machen ist, wie er wohl wusste...«

1933 musste Theo Bergmann emigrieren, zunächst nach Palästina, wo er u.a. in einem Kibbuz arbeitete. Später ging er in die Tschechoslowakische Republik und nach Schweden. Er kehrte 1946 nach Deutschland zurück, 1955 promovierte er an der Universität Hohenheim zum Strukturwandel in der Landwirtschaft Schwedens. 1965 wurde er dort wissenschaftlicher Mitarbeiter, später Professor für international vergleichende Agrarpolitik. Nach seiner Emeritierung 1981 widmete sich Theodor Bergmann verstärkt der Geschichte der Arbeiterbewegung, besonders der der KPD-O. Er war Mitglied der Partei DIE LINKE. All dies hat er in seiner »Autobiografie eines kritischen Kommunisten« Im Jahrhundert der Katastrophen, die anlässlich seines 100. Geburtstag in einer aktualisierten Neuauflage erschien, ausführlich beschrieben.

»Sein außergewöhnlicher Fleiß, seine Umsicht und die Systematik, mit der er sein Leben organisierte, spornte Manche an, hatte auf Andere jedoch eine teilweise einschüchternde Wirkung«, schließt Mario Keßler seinen Nachruf und fügt hinzu: »›Theo, Du hast doch schon jetzt ein Programm abgearbeitet, das für zehn Leben reicht. Was wirst Du dann tun, wenn du alt wirst?‹, fragte ich den Neunzigjährigen. ›Es gibt immer genug zu tun. Zum Altwerden habe ich gar keine Zeit‹, erwiderte er. So hielt er es bis zuletzt ...

Theodor Bergmann war, trotz manchmal äußerlicher Strenge, eine warmherzige, liebenswerte Persönlichkeit. Jeder Egoismus, jede Kleinlichkeit waren ihm völlig fremd. Er war grundehrlich wie kaum einer sonst, konsequent im Denken und Handeln und hatte doch auch Verständnis für menschliche Schwächen. Nicht jeder könne und nicht jeder müsse auch immer kämpfen, und den Schwachen gebühre nicht immer Kritik, aber immer Solidarität. Hier hielt er es mit Bertolt Brecht: ›Die Schwachen kämpfen nicht. Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang. Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich.‹

Theodor Bergmann hielt sich niemals für unentbehrlich. Doch er war es.«

Wir trauern um unseren Autor Jürg Ulrich (4.2.1930-16.5.2017)

Mitte Mai starb überraschend Prof. Jürg Ulrich in Basel. 1930 in eine Familie des schweizerischen Mittelstands hineingeboren, kam Ulrich während des Medizinstudiums mit trotzkistisch Gesonnenen in Zürich in Kontakt. Im Sozialistischen Arbeiterbund in der Schweiz lernte er Menschen kennen, deren Lebensläufe seine politische Haltung prägten. In den 1960er Jahren – Ulrich war inzwischen zu einem Spezialisten für Neuropathologie am Universitätsspital in Basel geworden – genoss er »die Freuden eines wohlhabenden Schweizerbürgers«, wie er in den autobiografischen Notizen schrieb, die er dem VSA: Verlag noch Ende letzten Jahres zur Veröffentlichung anbot und deren Fertigstellung als Buch er nun nicht mehr erleben darf. Nach seiner Pensionierung wurde sein Interesse am Marxismus neu aktiviert, jetzt allerdings in der historischen Perspektive. Im Jahr 2006 veröffentlichte er im VSA: Verlag die Studie Kamenev: Der gemäßigte Bolschewik. Das kollektive Denken im Umfeld Lenins und vier Jahre später erschien ebenfalls in unserem Verlag der Band Trotzki als junger Revolutionär. Die autobiografischen Skizzen werden unter dem noch mit ihm abgesprochenen Titel Trotzki an der Goldküste. Ein Schweizerbürger bei der revolutionären Linken nun posthum erscheinen.

Bilderberg ohne Bilder

Sie macht deutlich weniger Rummel als der bevorstehende G20-Gipfel vor unserer Haustür, aber dafür ist die Bilderberg-Konferenz ja bekannt. Die 65. findet gerade in Chantilly (Virginia/USA) statt – und wie immer trifft sich die Geld- und Machtelite geheimnisumwittert und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Deshalb können wir auch kein aktuelles Foto zeigen. Allerdings bringt unser Buch Wie Eliten Macht organisieren ein wenig Licht ins Dunkel und folgt der Spur von Bilderberg & Co.

2. Juni 1967: Der nicht erklärte Notstand

Am 2. Juni jährt sich zum 50. Mal der Todesschuss des Kriminalobermeisters Karl-Heinz Kurras (der sich später auch als IM der Stasi herausstellen sollte) auf den Studenten Benno Ohnesorg. Dieses Ereignis, aber auch das Attentat auf Rudi Dutschke, der Vietnamkongress und andere Geschehnisse des Jahres 1968 werden im nächsten Jahr Gegenstand von kontroversen Bewertungen sein. Denn selbst unter den damals Beteiligten ist strittig, ob die 68er-Bewegung politisch-kulturelle Umbrüche beförderte oder nur Ausdruck eines »Ursprungsmythos der Gewalt« (Kraushaar) war. Hajo Funke, der in jener Zeit am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin in der Studentenbewegung aktiv war, hat dies zum Anlass genommen, seine Erinnerungen und seine Sichtweise auf die antiautoritäre Bewegung seit 1967 in einer bislang noch nicht angebotenen Flugschrift Antiautoritär. 50 Jahre Studentenbewegung: die politisch-kulturellen Umbrüche darzulegen. Er plädiert für eine andere Erinnerung, die vergegenwärtigen hilft und hoch aktuell ist.

»Im Streit« mit Luther, Marx und dem Papst

(Foto: Barabara Wetzel, Publik-Forum)

Die Emmaus-Gemeinde hatte zum Kirchentag dessen Motto nicht nur ein wenig ergänzt (»Du siehst mich auch im Streit«), sondern bot dafür auch auch ein Forum, das über 500 ZuhörerInnen anzog. Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (DIE LINKE) stellte in der Kirche, organisiert von der Zeitschrift »Publik-Forum« gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung«, die Flugschrift von Ulrich Duchrow Mit Luther, Marx & Papst den Kapitalismus überwinden vor: »Mich hat überrascht, wie umfangreich sich Luther auch mit ökonomischen Fragestellungen befasst hat. Dass er gegen Leerverkäufe, gegen Monopole und den Wucher angeschrieben hat, wer weiß das schon. Marx nannte Luther den ersten deutschen Nationalökonomen. Ich finde das Thema und auch die Debatte überaus spannend, auch, weil uns offenkundig manche Fragestellungen schon seit Jahrhunderten begleiten.«

Warum wir das Werk von Karl Marx heute noch brauchen?

fragte die sozialistische Tageszeitung neues deutschland im Untertitel ihres Vorabdrucks aus dem soeben erschienenen Buch von Michael R. Krätke Kritik der politischen Ökonomie heute. Zeitgenosse Marx (die junge Welt hatte ihren Vorabdruck unter das Motto »›Das Kapital‹ von Karl Marx – ein Jahrhundertwerk, das kaum an Aktualität verloren hat« gestellt). Das nd schob die Antwort gleich hinter:  »Um das Ganze des Kapitalismus zu begreifen«. Denn Krätke weist zu Recht darauf hin, dass wir »uns von dem Wahn befreit haben, es gäbe so etwas wie ›marxistische‹ Parteien, die nach einer Doktrin denken, handeln und einer einheitlichen Weltanschauung zu huldigen haben. Man kann in den Parteien der Linken überall auf der Welt Marxist sein, man braucht es nicht zu sein.« Gleichwohl ist die Beschäftigung mit dem Hauptwerk des Zeitgenossen Marx unentbehrlich. Wer wissen will warum, lese bei Michael Krätke weiter.

Nicht nur im (Vorwahl-)Kampf: Gegen Rechts argumentieren lernen

Ob an Stammtischen, im Freundeskreis oder im politischen Feld: Die kritische Auseinandersetzung mit Nationalismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit ist mehr denn je gefordert. Die bewährte Hilfe zum Gegen Rechts argumentieren lernen erscheint nunmehr in einer aktualisierten und in Teilen vollständig »runderneuerten« Fassung, weil »die Phänomene, die uns 2005 zur Arbeit an diesem Buch motivierten, nicht nur fortbestehen, sondern sich in letzter Zeit auf eine erschreckende Art und Weise ausgeweitet haben«, wie Kathrin Gützlaff und Rolf Gloël in ihrer Einleitung feststellen. Die AutorInnen setzen sich von der verbreiteten Methode ab, nationalistischen Positionen dadurch den »Wind aus den Segeln« nehmen zu wollen, dass um deren glaubwürdigere »Besetzung« konkurriert wird. Sie zeigen stattdessen, wie man »rechte« Standpunkte und deren »Logik« als solche ernst nehmen und ihnen mit Argumenten entgegentreten kann.

Information statt Manipulation

Wie kann ein sozial und politisch verantwortliches Design jenseits von Werbung und PR umgesetzt werden? Dieser Frage stellt sich der Kommunikationsdesigner Benedikt Martini in dem Buch Manipulation oder Information?. Sein Ziel ist ein visuelles Angebot zur Wissensvermittlung über das bestehende Wirtschaftssystem, die Inhalte nicht verkürzt, sondern im Kontext darstellt, um offene und komplexe Diskurse zu ermöglichen. Zentrale Impulse enthält sein Ansatz aus der in den 1920er Jahren maßgeblich von Otto Neurath und Gerd Arntz entwickelten Wiener Methode der Bildstatistik. Mit Plakat- und Servietten-Grafiken sowie Bierdeckel-Texten bereitet der Autor ökonomische Sachverhalte alltagsnah auf. Ein fortschrittliches Konzept der Arbeiter- und Volksbildung wird somit für die Gegenwart nutzbar gemacht – für alle, die Medien bewusster gestalten und nutzen wollen.

Tarifpolitik als Gesellschaftspolitik

Der langjährige Leiter des WSI-Tarifarchivs der Hans-Böckler-Stiftung [und ebenfalls seit vielen Jahren Autor des VSA: Verlags] Reinhard Bispinck wurde am 4. Mai in den Unruhestand verabschiedet.

Dabei durften wir ihn mit dem ersten Exemplar des zu seinen Ehren von den inzwischen ehemaligen WSI-KollegInnen Thorsten Schulten, Heiner Dribbusch, Gerhard Bäcker und Christina Klenner herausgegebenen Band Tarifpolitik als Gesellschaftspolitik überraschen. In dem deshalb bislang noch nicht angekündigten Text diskutieren langjährige Weggefährten und KollegInnen aus Wissenschaft, Gewerkschaften und Publizistik die strategischen Herausforderungen der Tarifpolitik im 21. Jahrhundert. Dabei reicht der Bogen von den Möglichkeiten und Grenzen der Lohnpolitik im Euroraum über »revolutionären Reformismus« in der Arbeitszeitfrage bis zur sozialen Innovation durch Tarifpolitik.

VSA: Bücher im Gespräch 1

Am 24. April hat Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion und Leiter der Redaktion Innenpolitik der Süddeutschen Zeitung, im Literaturhaus München den Band Vom Wiederaufbau zur Arbeit 4.0. IG Metall Bayern: 70 Jahre Fortschritt durch Tarifpolitik vorgestellt. Zu Beginn paraphrasierte er Georg Christoph Lichtenberg: »Wer zwei Hosen hat, zwei Anzüge, zwei Kostüme oder zwei Mäntel: der mache ein Exemplar davon zu Geld schaffe sich dafür dieses Buch an.« Und er schob gleich die Begründung nach: »Dieses Buch, dreihundert Seiten dick, ist ein wunderbares Geschichtsbuch; und es ist ein wunderbarer Arbeitsnachweis für die Gewerkschaft; und es ist ein Lesebuch, nicht nur für Gewerkschaftler; es ist ein Lesebuch  für  alle, die wissen wollen, wie dieses Land  Bayern, das ein Bauernland war, in den vergangenen siebzig Jahren so geworden ist, wie es ist. Dieses Buch ist ein Bilderbogen von den Zeiten der Hungerdemonstrationen im Jahr 1948 bis hin zur digitalen Revolution von heute.« Einen Mitschnitt der launischer Würdigung des Buches samt eines Streifzugs u.a. durch die bayerische Landesverfassung gibt es hier.

Halbierte Demokratie?

Die Demokratie befindet sich in einem beklagenswerten Zustand. Zeichen dieses Niedergangs gibt es zuhauf: Autokraten à la Trump, Erdogan oder Putin machen sich die Welt, wie sie ihnen gefällt, die BürgerInnen in Europa wählen vor lauter Frust Anti-EU-Populisten und die Gipfel der Mächtigen (G20) werden als Demokratie »hinter verschlossenen Türen« wahrgenommen. Leben wir – wenigstens in Europa – also in einer »halbierten Demokratie«? Dies ist eine der zentralen Fragen im neuen AttacBasisText von Andreas Fisahn, in dem der Status quo der Demokratie kritisch auf den Prüfstand gestellt wird. Denn der Erhalt demokratischer Errungenschaften ist nicht selbstverständlich – das lehrt uns die Geschichte, z.B. die der Weimarer Republik.

Verlorene Demokratie

Um die Demokratie und ihre Gefährdung geht es auch in Heiner Karuscheits Neubetrachtung der Weimarer Republik. Die Frage, warum die Republik entgegen der hoffnungsfrohen Ankündigung Philipp Scheidemanns nicht »in den Köpfen und Herzen der Menschen lebendig« wurde, sondern allzu bald in die NS-Diktatur mündete, ist dabei nach Karuscheit vor allem aktuell, »weil sich im Niedergang der Volksparteien und der wachsenden Distanz zu ›denen da oben‹ eine neuerliche Abwendung der Massen von der (bundesrepublikanischen) Demokratie manifestiert …«

Sicherheitszonen und Gegen-Argumente

»Der Staat und die Macht setzen sich zusammen aus einem elementaren, undurchdringbaren Kern und aus einem ›Rest‹.« Der von Nicos Poulantzas (siehe weiter unten) so bezeichnete »Kern« findet sich im Juli im Rahmen des G20-Gipfels in Hamburg ein, der bereits jetzt in der Stadt seine Spuren hinterlässt.

Wir sind froh, dass des »Kerns« undurchdringbare Sicherheitszonen nicht bis zum VSA: Verlag reichen – auch wenn der eine oder andere Arbeitsweg von VSA: KollegInnen beeinträchtigt sein könnte. Wir als »Rest« arbeiten trotz aller Hindernisse daran, den Geist mit neu erschienenen Büchern kritisch zu schulen.

Während sich also die Staatsmacht mit dem Erlass von Verbotszonen und der Schaffung von Aushilfsgefängnissen auf das Großereignis im Juli in der Hansestadt einstimmt, bereiten sich die Gipfelgegner mit Argumenten auf die Veranstaltungen und Kongresse vor, die den Gipfel begleiten werden. Hilfreich dafür könnten ebenfalls zwei Neuerscheinungen aus dem Verlag sein: der AttacBasisText Friede, Freude, Freihandel, in dem Christian Christen, Thomas Eberhardt-Köster und Roland Süß die ökonomische Begründung der Freihandelsideologie hinterfragen und zugleich Argumente für eine ökologische und solidarische Weltwirtschaftsordnung entwickeln. Und die von Helmut Scholz herausgegebene Flugschrift Handel(n) von links, in der AutorInnen Konzepte verschiedener linker Parteien und Nichtregierungsorganisationen für eine neue europäische Handelspolitik vorstellen und damit die Debatte um alternativen und fairen Handel beleben wollen.

Die Arbeit mit Poulantzas kann weitergehen

Nicos Poulantzas Staatstheorie ist ab sofort wieder lieferbar. Damit steht einem gründlichen Studium seines marxistischen Grundlagentextes nichts mehr im Wege. Neue Hilfestellungen dafür können wir ebenfalls anbieten. Denn soeben ist auch der von Tobias Boos, Hanna Lichtenberger und Armin Puller herausgegebene Band Mit Poulantzas arbeiten ... um aktuelle Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu verstehen erschienen. Wem das noch nicht reicht, der greife zusätzlich zu Poulantzas lesen, herausgegeben von Lars Bretthauer, Alexander Gallas, John Kannankulam und Ingo Stützle oder zur Einzelstudie von John Kannankulam Autoritärer Etatismus im Neoliberalismus.

Privat oder Kasse?

Und da wir schon dabei sind: Natürlich spielt auch das Thema Gesundheitsversorgung im anziehenden Bundestagswahlkampf wieder eine zentrale Rolle, wird der Mythos, dass die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt die soziale Krankenversicherung für alle BürgerInnen unbezahlbar machen, erneut belebt. Demgegenüber bringt Hartmut Reiners in seinem Buch Privat oder Kasse? Politische Ökonomie des Gesundheitswesens Ordnung in die komplexe Welt der Gesundheitsversorgung in der Bundesrepublik Deutschland und fragt danach, welche Reformen von der Politik vorrangig angegangen werden müssen, um eine effiziente und gerechte Gesundheitsversorgung für alle BürgerInnen zu gewährleisten.

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