Die Möglichkeit, aus dem Blut der Schwangeren DNA des Fötus zu isolieren und auf Trisomien zu testen, ist ein Instrument der selektiven Pränataldiagnostik (PND). Obwohl dessen Auswirkungen erst ansatzweise diskutiert sind, soll es bereits in die Krankenkassenversorgung integriert werden. Mit einer Einschätzung zur Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses, ein Methodenbewertungsverfahren zur nicht-invasiven Pränataldiagnostik einzuleiten, einer Analyse der Studienlage zur Genauigkeit des Bluttest (Spoiler: ist die falsche Frage) und einer Polemik gegen die Versuche von Lebensschützern, das Thema zu besetzen .
Jungle World: Thema zur Global Gag Rule
In der Jungle World Nr. 7 vom 16. Februar 2017: Artikel zu abtreibungsverweigernden Ärzten in Italien, derm Kult um das „ungeborene Leben„,die anti-choice-Maßnahmen der Trump-Regierung und zu der Hoffnung, die auch deutsche „Lebensschützer“ auf Trump setzen. Lesenswert!
Women on waves: Abtreibungsschiff in Guatemala
Das Schiff, mit dem die niederländische NGO Women on Waves Abtreibungen in internationalen Gewässern durchführt, ist seit dem 22. Februar in Guatemala und wird zur Zeit vom Militär im Hafen festgehalten. Die NGO protestiert mit der Aktion gegen das sehr restriktive Abtreibungsgesetz. Updates gibt es hier.
Stellungnahme von 20 Gruppen gegen selektive Pränataldiagnostik
Anlässlich der Sitzung des Gemeinsamen Bundesausschuss am 16. Februar, auf der es um die Einführung von nicht-invasiven pränatalen Tests (NIPT) auf die Trisomien 13, 18 und 21 in die reguläre Schwangerenversorgung ging, haben behinderten- und frauengesundheitspolitische Organisationen zusammen eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich gegen die weitere Normalisierung selektiver Pränataldiagnostik ausspricht. Sie fordern eine andere Art der gesellschaftlichen Auseinandersetzung um Schwangerenvorsorge und Behindertenfeindlichkeit.
23.-25 Juni in Berlin: Tagung des Netzwerks gegen Selektion durch Pränataldiagnostik
Unter dem Titel Pränataldiagnostik – eine organisierte Verantwortungslosigkeit!? wird es spannende Vorträge, Wokshops, Vernetzung und eine Lesung geben:
Werdenden Eltern werden durch die Pränataldiagnostik von Anfang der Schwangerschaft an permanent Entscheidungen abverlangt. Im Ernstfall sind das höchst konfliktreiche und eigentlich unmögliche Entscheidungen über das erwünschte Kind, Entscheidungen, die die meisten Paare als Zumutung erleben und die sie nie treffen wollten.Alle Berufsgruppen wirken mit und keiner will es eigentlich – noch (?) gibt es einen Konsens in unserer Gesellschaft, dass Selektion keinen Platz hat…
Plenumsvorträge beschäftigen sich mit der Verantwortung der Berufsgruppen und der Politik, der Rolle der Zivilgesellschaft und den ökonomischen Steuerungsmechanismen von Angebot und Nachfrage zu Pränataldiagnostik.
Verschiedene Arbeitsgruppen fragen u.a., ob es eine therapeutische, nicht-selektive Pränataldiagnostik gibt, wie die sozialen Medien zur Netzwerkbildung genutzt werden können oder berichten über den Stand des TAB-Berichts zu Pränataldiagnostik.
Eine Podiumsdiskussion wird das Tagungsthema bezogen auf den genetischen Bluttest als einer künftigen Kassenleistung beleuchten.
Das ausführliche Tagungsprogramm wird demnächst veröffentlicht, Voranmeldungen zur sind bereits jetzt möglich übernetzwerk2017@web.de.
12.06. Proteste gegen „Lebensschützer“ im Erzgebirge
Mehr Infos in Kürze hier.
Das Bündnis hat angekündigt, in der Mobi für dieses Jahr weiter darüber diskutieren zu wollen, „wie denn die feministischen Alternativen zum diskriminierenden Normalzustand [in Hinblick auf pränatale Diagnostik und Ableism] aussehen – und wie wir diese zusammen umsetzen können“.
Die Redebeiträge von letzen Jahr sind in der Hinsicht auch interessant, darunter einer von der Autorin Kirsten Achtelik zu der Frage, wie eine feministische Position aussehen kann, die das Recht auf Abtreibung verteidigt, sich aber gegen pränatale Diagnostik (PND) und selektive Abbrüche ausspricht? und vom Arbeitskreis mit_ohne Behinderung (ak MoB) zur vermeintlichen Behindertenfreundlichkeit der „Lebensschützer“.
18.3.: Proteste gegen „1000 Kreuze Marsch“ in Münster
Im März 2017 werden wieder fundamentalistische Christ*innen mit weißen Holzkreuzen durch Münster marschieren. Dagegen gibt es wieder Protest, los geht es um 12 mit einer Kundgebung. Alle Neuigkeiten findet ihr hier.
Eine Veranstaltungstour ist angekündigt, auch einen Aufruf gibt es schon:
Klar ist in jedem Fall: Die erreichten Erfolge und Teilerfoge emanzipatorischer und feministischer Kämpfe sind keine Selbstverständlichkeit. Sie müssen auch in Zukunft verteidigt und als Anknüpfungspunkt für weitere Veränderungen genutzt werden. Es ist Zeit, sich gemeinsam zu organisieren, zu vernetzen und emanzipatorische Forderungen auf die Straße zu tragen!
in diesem wendet sich das Bündnis auch gegen Pränataldiagnostik und die Vereinnahmung der Kritik an diesen Praktiken durch die selbsternannten Lebensschützer:
Anknüpfungspunkt für die fundamentalistischen Christ*innen ist der Umstand, dass mit Hilfe von selektiver Pränataldiagnostik immer häufiger nach sog. von der Norm abweichende Föten, gesucht wird. Diese Untersuchungen setzten schwangere Personen unter Druck, nur vermeintlich „gesunde“ Föten auszutragen. Tatsächlich ist die Kritik an vorgeburtlichen Untersuchungen angebracht, die ausschließlich der Selektion von Embryonen mit möglicher „Behinderung“ dienen. Es ist falsch, Frauen*rechte und Rechte von Menschen mit „Behinderungen“ gegeneinander auszuspielen.