Die RAF-Filme der letzten Jahre waren fast ausnahmslos unerfreulich. Entweder waren sie geschrieben, um Geschichte abzuwickeln, oder aber der radical chic von bewaffnetem 70er Jahre-Existenzialismus hatte in erster Linie die Funktion, den Storys Sex-Appeal bzw. Bedeutung zu verleihen. Einen ganz anderen Weg geht Bruce la Bruce in seiner neuen Produktion "The Raspberry Reich": Eine selbsterklärte sechste Generation der RAF macht sich daran, den Sohn eines Millionärs zu entführen. Doch wie einst Patty Hearst, die Tochter eines US-Unternehmers, steht auch Patrick auf einen seiner Entführer. Außerdem ist der schwule Millionärssohn gerade erst von seinem Vater enterbt worden. Damit gerät das Projekt der Gruppe, die bis auf Kommandantin Gudrun ausnahmslos aus Männern besteht, ziemlich schnell aus der Bahn. Weil neben der bewaffneten Praxis auch die sexuelle Emanzipation vorangetrieben werden soll -von den parallel zur Handlung über die Leinwand flimmernden Parolen kehrt v.a. eine immer wieder: join the homosexual intifada! -, wird sehr bald eigentlich nur noch gefickt.

Bruce la Bruce ist ein Komiker. Er mixt seine Filme aus den unpassendsten Versatzstücken zusammen: Trash, Godard, Terrorismus, schwule Liebe, der Widerspruch von sexueller Emanzipation und Politik ... Und er wählt dafür die wohl verbreitetste Formen (männlicher) Populärkultur: den Porno. Konsequenterweise wird es The Raspberry Reich deshalb auch als richtigen Porno-Streifen mit long extended-Versionen der Sex-Szenen geben. Das Kino-Publikum hingegen kann sich eine Geschichte anschauen, in der die Handlung stets so tut, als wäre sie nur der Vorwand für den nächsten Fick, und in der doch mehr über bewaffnete Politik und Emanzipationsbehauptungen gesagt wird als in "Baader" oder "Todesspiel".

The Raspberryreich läuft bereits in Kinos in Berlin und demnächst auch in anderen Städten.
www.theraspberryreich.com

Raul Zelik

 

 

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Kopfbild Freddy Sanchez Caballero / Kolumbien