Hanföl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Hanföl
Rohstoffpflanze(n)

Hanf

Farbe

grün-gelblich (kaltgepresst), dunkelgrün (warmgepresst) [1]

Inhaltsstoffe
Ölsäure 10-15 %[1]
Linolsäure 50 %[1]
Linolensäure bis 29 % (α-Linolensäure bis 25 %, γ-Linolensäure bis 4 %)[1]
Palmitinsäure 7 %[1]
Weitere Fettsäuren Gadoleinsäure (< 0,5 %), Stearinsäure 3 %, Stearidonsäure 0,4–2 %
Vitamin E2 80 mg/100 g[1]
Eigenschaften
Schmelzpunkt −25 °C…-15 °C[1]
Flammpunkt 170 °C…220 °C
Brennwert 3.350 kJ (800 kcal)
Herstellung und Verbrauch
Verbrauch weltweit 1254 t (2003)[1]

Hanföl ist ein fettes Pflanzenöl, das aus den Samen des Hanf (Cannabis sativa) gewonnen wird. Es ist abzugrenzen gegenüber dem ätherischen Öl des Hanfs, welches durch Destillation aus Blättern und Blüten des Hanfs gewonnen wird, sowie Haschischöl, das als Harzextrakt aus dem Harz des Hanfs produziert wird. Hanfsamen enthalten – anders als das Harz der Pflanze – keine nennenswerten Mengen an Tetrahydrocannabinol und haben daher auch keine psychoaktive Wirkung; gleiches gilt dementsprechend für das daraus produzierte Öl.

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da der industrielle Hanfanbau im Regelfall zur Gewinnung von Hanffasern geschieht, stellen die Samen und damit auch das Hanföl nur ein Nebenprodukt des Anbaus dar. Die Samen werden bei der Aufbereitung der geernteten Hanfpflanzen gewonnen und weiterverarbeitet. Will man aus den Hanfsamen ein hochwertiges Hanföl gewinnen, so sind eine schonende Ernte und Ölgewinnung unabdingbar. Durch seine feste Schale ist der Samen vor Umwelteinflüssen wie Sauerstoff und Sonnenlicht geschützt. Will man Öl aus den Samen gewinnen, so müssen sie in einer Ölmühle gepresst werden. Am besten eignet sich hierfür die Kaltpressung, da hier die Presstemperatur etwa zwischen 40 °C bis 60 °C liegt, und somit die wertvollen Inhaltsstoffe des Hanföls nicht durch Hitze geschädigt und reduziert werden. Bei 30–35 % Ölgehalt ergibt sich ein Ölertrag von etwa 180 bis 350 Liter pro Hektar.

Allgemeine chemische Struktur von Ölen, wie Hanföl. Darin sind R1, R2 und R3 Alkylreste (≤ 20 %) oder Alkenylreste (≥ 85 %) mit einer meist ungeraden Anzahl von Kohlenstoffatomen. Hanföl ist, wie andere Öle, ein Gemisch von Triestern des Glycerins.

Eigenschaften, Zusammensetzung und Haltbarkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hanföl gehört zu den fetten Ölen, chemisch gesehen ist es ein homogenes Gemisch flüssiger Triglyceride. Die Farbe unterscheidet sich je nach Herstellungsart. So ist kaltgepresstes Hanföl grün-gelblich, warm gepresstes dagegen dunkelgrün.[1] Hanföl riecht krautig und aromatisch und besitzt einen grün-nussigen Geruch. Der Geschmack schwankt von nussig zu krautig.

Der Flammpunkt liegt zwischen 170 und 220 °C, der Schmelzbereich etwa zwischen −25 und −15 °C. Hanföl setzt sich neben diversen anderen Pflanzenstoffen, wie zum Beispiel Chlorophylle, Carotinoide und Vitaminen, zum größten Teil aus Fettsäuren (über 80 % sind ungesättigte) zusammen. Für die menschliche Ernährung sind vor allem die in dem Öl enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren von größerer Bedeutung, insbesondere Linolsäure und Alpha-Linolensäure, die beiden für den Menschen essenziellen Omega-n-Fettsäuren sowie Gamma-Linolensäure, eine in Speiseölen seltene Omega-6-Fettsäure. Deren Gehalt in Hanföl ist mit bis zu 4 g/100 g bemerkenswert.[1]

Angaben je 100 g

Fett ≈ 90 g (ungesättigte Fettsäuren ≈ 80 g), Brennwert ca. 3.350 kJ (800 kcal), Cholesterin < 1,00 mg

Fettsäurezusammensetzung pro 100 g:[1]

Daneben enthält Hanföl auch diverse andere Pflanzenstoffe, die durch das Pressen mit herausgelöst werden, so z. B. Chlorophylle und Carotinoide, die auch für seine Färbung mitverantwortlich sind. Weiterhin sind auch relativ große Mengen an Tocopherol (ca. 80 mg/100 g, davon 85–90 % γ-Tocopherol) und Phytosterinen (3,6–6,7 g/kg) enthalten.[1]

Wird das Hanföl luftdicht verschlossen aufbewahrt, so beträgt die Haltbarkeit mindestens 60 Wochen. Dabei hat eine dunkle, gekühlte Lagerung weniger Einfluss auf die allmähliche Zersetzung als Luftzutritt, der zu einer Oxidation führt.[2]

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verwendung des Hanfs als Nutzpflanze ist bis weit in die Geschichte zurückzuverfolgen, die frühesten Seile aus Hanffasern stammen dabei aus der Zeit um 2.800 v. Chr. aus China und die Nutzung als Textilfaser ist durch Funde aus der Zhou-Dynastie (1.122 bis 149 v. Chr.) belegt. Die früheste Nutzung von Hanföl als Nahrungsmittel oder für andere Verwendungen ist dagegen heute nicht zu datieren.

Da der Anbau von Hanf in vielen Nationen aufgrund der Nutzung als Rauschmittel (Marihuana, Haschisch) in den letzten Jahrzehnten weitgehend verboten war und teilweise auch heute noch ist, geriet die Nutzung von Hanfprodukten in Vergessenheit und wird vor allem in den letzten Jahren nach und nach wiederentdeckt und etabliert.

In der Küche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund seines Fettsäurespektrums, das alle für den Menschen wichtige essentielle Fettsäuren enthält, gilt Hanföl als ernährungsphysiologisch hochwertiges Pflanzenöl und wird gerne in der Küche gebraucht. Einsatz findet es vor allem wegen seines nussigen Geschmacks als Speiseöl bei der Zubereitung von Salaten, Dressings, Soßen, Marinaden und Brotaufstrichen. Wegen seines relativ niedrigen Rauchpunktes von etwa 165 °C sollte es jedoch nicht zum Braten oder Frittieren verwendet werden, da sich sonst die Fettsäuren bei einer höheren Temperatur zersetzen und sich so auch der Geschmack des Öls ändern würde. Unbedenklich ist dagegen die Nutzung von Hanföl zum Dünsten und Dämpfen.

In der Kosmetikindustrie und Medizin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hanföl wird in der Kosmetikindustrie bei der Herstellung verschiedenster Produkte wie Massageölen, Salben, Cremes, Seifen und Shampoos verwendet[1]. In der Medizin dient es zur Behandlung von Entzündungen der Ohren, der Nase und des Rachens[1] sowie speziell in der Dermatologie bei entzündlichen Hauterkrankungen.[3]

Verwendung als technisches Öl[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein weiteres Einsatzgebiet findet Hanföl als technisches Öl in der Industrie. Hier dient es wegen seines hohen Gehalts an Triacylglycerinen als Rohstoff für die Erzeugung von Reinigungsmitteln. Durch verschiedene chemische Verfahren (Verseifung, Ethoxylierung und Sulfatierung) können aus Hanföl verschiedene Rohstoffe (u.a. Seifen, Emulgatoren, Lösungsmitteln, Pflegestoffe oder Tenside) für die Reinigungsindustrie erzeugt werden, welche den Vorteil haben, dass sie leicht biologisch abbaubar sind. Des Weiteren dient Hanföl wegen seiner hohen Gleitfähigkeit zur Produktion von Druckertinte, Farben und Lacken und kommt auch bei der Herstellung von Holzschutzmitteln, Schmiermitteln und Wachsmalstiften zum Einsatz. Speziell im Orient wird es bis heute als Lampenöl verwendet, weil es besonders hell brennt und in Verbindung mit ätherischem Hanföl den für Hanf typischen Geruch entwickelt.[4]

Hanföl als Biokraftstoff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hanföl wird bis heute nicht zur Energiegewinnung genutzt. Obwohl es beispielsweise als Grundlage für pflanzenölbasierte Kraftstoffe (Biodiesel, Pflanzenöl-Kraftstoff) verwendet werden könnte, besteht aktuell weder der Bedarf noch die technische Reife, das als hochwertig eingestufte Hanföl für energetische Zwecke zu nutzen. In einer Studie von 2007 kamen die Autoren zum Ergebnis, dass sich Hanföl derzeit wegen – im Vergleich etwa zu Rapsöl – zu geringer Oxidationsstabilität sowie hohem Koksrückstand nicht zur Verwendung in für andere Pflanzenöle tauglichen Motoren eigne. Es bestehe die Gefahr technischer Probleme sowie der Verschlechterung des Emissionsverhaltens. Offen bleibe eine Optimierung des Herstellungsverfahrens oder der Zusatz von Additiven zur Verbesserung der Kraftstoffeigenschaften. Möglich sei aber die Nutzung als Zusatz zu anderen Pflanzenölen.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael Carus et al.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche Band 26 (PDF; 3,9 MB), Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. 2008
  • Sabine Krist: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer DE, 2013, ISBN 3-7091-1005-X, S. 251–257 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Gerhard Buchbauer, Carina Klausberger: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer, 2008, ISBN 3-211-75606-X, S. 142–147 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Wiktionary: Hanföl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k l m n Eintrag zu Hanföl. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 23. Juni 2013.
  2. Sigrid Kerschbaum, Paul Schweiger: Veränderung von Hanföl während der Lagerung. (PDF; 101 kB). Landesanstalt für Pflanzenbau Baden-Württemberg, 13. Februar 2001.
  3. Grigoriev, O. V., J. Ind. Hemp, (2002) 7, 5–15.
  4. Ivan Bócsa, Michael Karus, Daike Lohmeyer: Der Hanfanbau – Botanik, Sorten, Anbau und Ernte, Märkte und Produktlinien. Landwirtschaftsverlag, 2000, S.178-179, ISBN 3-7843-3066-5.
  5. Peter Emberger, Klaus Thuneke, Rita Haas, Edgar Remmele: Prüfung von Hanföl hinsichtlich seiner Eignung als Kraftstoff für pflanzenöltaugliche Motoren (PDF; 1,5MB). Technologie- und Förderzentrum im Kompetenzzentrum für Nachwachsende Rohstoffe, Straubing, April 2007.