Marokko

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Eine Beschreibung des Films von Josef von Sternberg befindet sich unter Marokko (Film). Zur US-amerikanischen Automarke siehe El Morocco.
المملكة المغربية (Arabisch)
ⵜⴰⴳⵍⴷⵉⵜ ⵏ ⵍⵎⴰⵖⵔⵉⴱ (Tamazight)
al-Mamlaka al-Maghribīya (Arabisch)
Tageldit n Elmaɣrib (Tamazight)
Königreich Marokko
Flagge Marokkos
Wappen Marokkos
Flagge Wappen
Wahlspruch: الله، الوطن، الملك Allāh, al-Waṭan, al-Malik
ⴰⴽⵓⵛ, ⴰⵎⵓⵔ, ⴰⴳⵍⵍⵉⴷ Akuc, Amur, Agellid

(Arabisch und Tamazight für „Gott, Vaterland, König“)

Amtssprache Arabisch und Tamazight
Hauptstadt Rabat
Staatsform Erbmonarchie
Regierungssystem konstitutionelle Monarchie
Staatsoberhaupt König
Mohammed VI.
Regierungschef Premierminister
Abdelilah Benkirane
Fläche 446.550 km²
mit Westsahara: 710.850 km²
Einwohnerzahl 33.500.000 (Schätzung: 2015)[1]
Bevölkerungsdichte 74 (Ohne Westsahara) Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nominal)
  • BIP/Einw. (KKP)
2011[2]
Index der menschlichen Entwicklung 0,628 (126.)[5]
Währung Dirham (MAD)
Unabhängigkeit 2. März 1956 (von Frankreich)
Nationalhymne Hymne Chérifien
Zeitzone UTC±0
UTC+1 (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen MA
ISO 3166 MA, MAR, 504
Internet-TLD .ma
Telefonvorwahl +212
Alle Angaben beziehen sich auf das Kerngebiet ohne die Westsahara.
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Marokko (arabisch المغرب al-Maghrib, DMG al-Maġrib, mazirisch ⵍⵎⴰⵖⵔⵉⴱ Elmaɣrib / ⵎⵓⵕⵕⴰⴽⵓⵛ Muṛṛakuc) Langform Königreich Marokko, ist ein Staat im Nordwesten Afrikas. Er ist durch die Straße von Gibraltar vom europäischen Kontinent getrennt. Als westlichstes der fünf (mit Westsahara sechs) Maghrebländer grenzt es im Norden an das Mittelmeer, im Westen an den Atlantischen Ozean und im Osten an Algerien. Marokkos Südgrenze ist wegen des Westsaharakonfliktes bis zum Abhalten eines UN-Referendums über die zukünftige Zugehörigkeit der Westsahara international umstritten.

Marokko ist seit 1956 unabhängig und gemäß Verfassung von 1992 eine konstitutionelle Monarchie. Die größten Städte des nordafrikanischen Landes sind Casablanca, die Hauptstadt Rabat, Fès, Marrakesch, Agadir, Tanger und Meknès. Neun Stätten gehören zum Welterbe in Marokko.

Landesname[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während sich das Land in der eigenen offiziellen Staatsbezeichnung „al-Mamlaka al-Maghribīya“ (übersetzt Das Land des Sonnenuntergangs)[6] als „Maghrebinisches Königreich“ bezeichnet (bis in die 1960er „Scherifisches Maghrebinisches Königreich“), hat sich international die europäische Ableitung des Namens der ehemaligen Hauptstadt Marrakesch (mazirisch ⵎⵕⵕⴰⴽⵛ Mṛṛakc) für das gesamte Königreich Marokko durchgesetzt.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokko Mittelmeerküste (Westseite) - Luftbild von Bades über El Jebha bis Tétouan mit Rif-Gebirge, Tanger-Tétouan Region (2014)

Im Vergleich mit anderen afrikanischen Staaten besitzt Marokko kein großes Staatsgebiet, in seiner Oberflächenform zeigt es jedoch ein überaus wechselvolles Bild. Im Wesentlichen lassen sich folgende natürliche Einheiten unterscheiden: die Küstenregionen im Norden und Westen; die atlantische Region mit der Marokkanischen Meseta; die montane Region mit dem Hohen und Mittleren Atlas und dem Rifgebirge; schließlich die transmontane Region mit den Plateaus im nordöstlichen Grenzgebiet, dem Antiatlas und den Beckenlandschaften im Randbereich der Sahara.

Blick von Spanien nach Marokko

Die Mittelmeerküste ist überwiegend steil und felsig und weist viele Kaps und Buchten auf. Nur im Mündungsbereich des Moulouya nahe der algerischen Grenze erweitert sich die mediterrane Küstenlandschaft zu einem Becken. Im Westen läuft der gebirgige Küstenabschnitt in der sichelförmig nach Europa gerichteten Nordwestspitze Afrikas aus.

Die Atlantikküste dagegen ist eine flache, kaum gegliederte Ausgleichsküste mit starkem Sandtransport und deshalb nur schlecht für Häfen geeignet. Landeinwärts folgen hier breitere Küstenebenen wie die Niederung des Sebou bei Kenitra und die weitläufige Küstenmeseta von Casablanca. Weiter zum Innern steigt das Gelände auf etwa 450 m über dem Meeresspiegel zum zentralen Teil der Marokkanischen Meseta an, einer weiten Tafellandschaft, die auch als Binnenmeseta oder Hochebene von Marrakesch bezeichnet wird. Sie besteht hauptsächlich aus schwach gewellten, steppenhaften Hochflächen, über die vereinzelt Inselberge aufragen.

Im Süden und Osten wird die Meseta von den markanten Gebirgszügen des Hohen und Mittleren Atlas umrahmt. Dieses gewaltige Faltengebirge wurde im Tertiär beim Zusammenstoß der Afrikanischen mit der Eurasischen Platte aus dem damaligen Sedimentationsbecken herausgehoben. Erdbeben wie das von Agadir im Jahre 1960 zeugen davon, dass die gebirgsbildenden Vorgänge in diesem Raum bis heute nicht abgeklungen sind. Das Atlasgebirge bildet gleichsam das morphologische Rückgrat des Landes und stellt sowohl eine naturräumliche als auch eine wirtschaftlich-kulturelle Barriere dar. Als wichtige Klimascheide trennt der Gebirgswall das atlantisch-mediterrane Marokko vom saharisch geprägten Landesteil.

Der Hohe Atlas erstreckt sich in leichtem Bogen über rund 800 km von Südwesten nach Nordosten. Mit seinen schroffen, gratigen Gebirgsformen und den steilen Gipfeln hat er Hochgebirgscharakter. Hier liegen die höchsten Erhebungen des gesamten Atlas-Gebirgssystems, ja ganz Nordafrikas, darunter auch der höchste Berg Marokkos, der 4167 m hohe Jabal Toubkal.

Nach Nordosten setzt sich der Hohe Atlas im niedrigeren algerischen Sahara-Atlas fort; im zentralen Marokko schließt sich, nördlich versetzt, auf über 300 km der Mittlere Atlas an. Dieser besitzt in seiner östlichen, steil zur Moulouya-Senke abfallenden Kette ebenfalls über 3000 m hohe Gipfel, weist ansonsten jedoch eher Mittelgebirgsformen auf. Den nördlichen Abschnitt des marokkanischen Atlasgebirges bildet das bis zu 2456 m hohe Rif, ein wildzerklüfteter Gebirgsbogen, der sich von der Straße von Gibraltar parallel zur Mittelmeerküste bis zur Mündungsebene des Moulouya erstreckt. Die Längsfurche zwischen dem Rif und dem Mittleren Atlas, die „Pforte von Taza“, ist das wichtigste west-östliche Durchgangstal Marokkos.

Östlich des Moulouya-Tals, das im nördlichen Marokko die montane von der transmontanen Region trennt, steigt das Gelände allmählich zu weiten, steppenhaften Plateaus an, die zum Hochland der Schotts in Algerien überleiten. Die Gebirgszüge südöstlich des Atlashauptkammes, der Anti-Atlas und seine östliche Fortsetzung Jabal Sarhro sowie der südlich parallel ziehende Jabal Bani, gehören ihrem Aufbau nach nicht mehr zu den tertiären Faltengebirgen, sondern sind Teil der alten afrikanischen Masse. Im Süden davon erstrecken sich Randlandschaften der Sahara, zu denen auch die Beckenregion des Tafilalt und die Senke des Draa gehören.

Im Gebiet der Westsahara folgen auf eine breitere Küstenebene bis über 350 m ansteigende, von Wadis zerschnittene und mit Dünen überzogene Sandsteinplateaus, die gleichfalls der Sahara zuzurechnen sind.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Klima Marokkos zeigt einen Übergang vom mediterran beeinflussten Nordwesten des Landes zum saharisch-kontinentalen Südosten und Süden. Der Hohe und Mittlere Atlas, die zusammen als eigener Klimaraum aufzufassen sind, bilden mit ihrem Hauptkamm die Klimascheide. Der nordwestliche Landesteil hat trockenheiße Sommer mit einer mittleren Augusttemperatur von 23 °C und mittleren Temperaturmaxima zwischen 26 °C (Casablanca) und 29 °C (Tanger). Die Winter sind mild (Januarmittel 12 °C) und regenreich, wobei die Niederschlagsmengen nach Süden hin geringer werden (Tanger 900 mm, Agadir 200 mm Jahresniederschlag). Landeinwärts nimmt der mildernde Einfluss des Meeres rasch ab, so dass in der zentralen Meseta und im Atlasgebirge ausgeprägtes Kontinentalklima herrscht: In Marrakesch (Augustmittel 29 °C) können im Sommer 45 °C erreicht werden, während im Winter die Temperaturen um den Gefrierpunkt liegen können; an Niederschlag fallen kaum 250 mm. Dagegen bringen Steigungsregen an der Westabdachung der Gebirge zum Teil mehr als 1000 mm Niederschlag pro Jahr, der über 1000 m Meereshöhe in den Wintermonaten gewöhnlich als Schnee fällt. In den südlich des Atlas gelegenen Sahara-Randgebieten herrscht extrem trockenheißes Wüstenklima. Es fallen nur unregelmäßig Niederschläge, die selten 200 mm im Jahr erreichen, so dass Ackerbau lediglich in Oasen mit Bewässerung betrieben werden kann. Während der Sommermonate weht zeitweise der Scirocco, ein heißer, staubbeladener Wind aus der Sahara.

Flora und Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch die Pflanzenwelt ist durch das Atlasgebirge zweigeteilt: Nordwestlich des Gebirges überwiegt der mediterrane Bewuchs, südöstlich davon die Wüstensteppe. Geschlossene Waldbestände mit Stein- und Korkeichen, Thujen, Atlas-Zedern und Aleppokiefern finden sich noch in den regenreichen Gebirgszonen und den westlichen Ebenen; sie bedecken nur etwa ein Zehntel der Landesfläche. Im südlichen Küstenbereich wachsen Arganien und Jujuben. Im übrigen Marokko hat der jahrhundertelange Raubbau die Mittelmeervegetation – soweit sie nicht Kulturflächen weichen musste – auf Baumheiden, Erdbeerbäume, Pistazien, Wacholderarten und Zwergpalmen reduziert. Oberhalb der Waldgrenze (bei 3100 m) gibt es eine Stufe von Polsterpflanzen. Jenseits des Atlasgebirges ist Trockensteppenvegetation mit Büschelgräsern und Dornsträuchern vorherrschend; in der nordöstlichen Hochsteppe wächst das widerstandsfähige Halfagras. In den wenigen Oasen werden Dattelpalmen kultiviert.

Die wildlebenden Tiere haben sich in die dünnbesiedelten Gebiete Marokkos zurückgezogen; einige Arten, wie etwa der Leopard und der Wüstenluchs, sind vom Aussterben bedroht. Weitere Säugetiere des Landes sind Berberaffen (Magots), Gazellen, Hyänen, Schakale und Wüstenfüchse (Fenneks); auch Reptilien (Eidechsen, Chamäleons, Schildkröten, Schlangen) kommen zahlreich vor. Bis 2003 wurden 452 verschiedene Vogelarten in Marokko nachgewiesen. 209 Arten, 49 % der nachgewiesenen Vogelarten, brüten regelmäßig im Land, während 15 Arten nur unregelmäßig im Land brüten. Unter den nachgewiesenen Vogelarten befinden sich Störche, Adler, Geier, Bussarde und Milane.[7] Es gibt mehrere Nationalparks in Marokko. Das Gebiet um den Jabal Toubkal im Hohen Atlas wurde bereits 1942 zum Nationalpark erklärt. Der Ifrane-Nationalpark schützt ausgedehnte Zedernwälder, in denen Berberaffen leben.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwa 45 % der Bevölkerung sind Berber einschließlich 21 % arabisierte Berber. Sie sind heute zumeist sesshafte Bauern, nur eine Minderheit lebt noch als Nomaden oder halbnomadisch in abgelegenen Gebieten des Mittleren Atlas oder auf den Hochplateaus im Osten des Landes. Rund 44 % der Marokkaner sind arabischstämmig. Dazu kommen 10 % ursprünglich aus Mauretanien stammende Mauren und 1 % Sonstige.[8] Hierzu zählen mehrere Tausend Ausländer, darunter vor allem Franzosen, Spanier, Italiener, Tunesier und Algerier.

Die Bevölkerung ist in Marokko sehr ungleich verteilt. Zwei Drittel der Einwohner leben auf etwa einem Zehntel der Landesfläche im Nordwesten oder Westen. Ballungsgebiete sind die Küstengebiete im Norden und Nordwesten und das Sebou-Tiefland. Obwohl Marokko eine alte Stadtkultur besitzt, leben nur 58,2 % (2011) der Bevölkerung in Städten. Die Verstädterung schreitet langsamer voran als in anderen afrikanischen Staaten. 27,8 % der Einwohner sind jünger als 15 Jahre; die Gruppe der über 65-Jährigen beträgt lediglich 6,1 %. Die Lebenserwartung beträgt 75,9 Jahre. Das Bevölkerungswachstum liegt bei 1 %. Das Durchschnittsalter beträgt 26,9 Jahre (jeweils 2011).

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Etwa 90 % der Marokkaner sprechen das Marokkanische Arabisch, den Hassania-Dialekt nur etwa 0,7 % der Bevölkerung. Von Marokkanern berberischer Abstammung werden verschiedene Berbersprachen gesprochen, gut die Hälfte der Marokkaner beherrscht eine Berbersprache. Zu den Berbersprachen gehören Mazirisch, Ghomara, Tamazirth (im Mittleren Atlas), Tarifit (im Rif-Gebirge), Taschelhit (in Südmarokko), Tassoussit (in der Sous-Region), Senhaja de Srair und heute nur noch vereinzelt Judäo-Berberisch.[9]

Die offiziellen Sprachen Marokkos sind das Arabische und das Mazirische. Französisch wird im gesamten Land als Handels-, Bildungs- und zweite Amtssprache benutzt. Bei der staatlichen Eisenbahn Office National des Chemins de Fer (ONCF) ist es die Betriebssprache. Im Norden Marokkos, der Westsahara und um Sidi Ifni wird zusätzlich Spanisch gebraucht. Englisch gewinnt als Sprache der gebildeten Jugend an Bedeutung.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Staatsreligion ist der Islam. Rund 98,7 % der Bevölkerung sind Muslime, davon 90 % Sunniten malikitischer Richtung. 1,1 % der Einwohner bekennen sich zum Christentum (meist Katholiken; siehe Christentum in Marokko) und 0,2 % zum Judentum.[10] In der Volksreligion ist der Glaube an Geister – als Erbe der vorislamischen Berber – tief verwurzelt.[11]

Auswanderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1972 – ein Jahr vor dem Anwerbestopp für Arbeitsmigranten in zahlreichen europäischen Ländern – bis 2005 hat sich die Zahl der in wichtigen europäische Ländern (ohne Großbritannien und Skandinavien) lebenden Marokkaner verneunfacht.[12] Zahlreiche Marokkaner leben vorübergehend im Ausland, vor allem in West- und Südeuropa, oder haben ihr Land auf der Suche nach besseren wirtschaftlichen Perspektiven dauerhaft verlassen. In vielen Ländern bilden Marokkaner und Marokkanischstämmige die größte muslimische Gemeinde. Etwa 1,2 Millionen leben in Frankreich, etwa 750.000 in Spanien, etwa 500.000 in Italien, etwa 350.000 in Belgien, etwa 330.000 in den Niederlanden und etwa 100.000 in Deutschland. Weitere Gemeinden existieren auch in Norwegen, Schweden und Großbritannien. Kleinere, aber rasant anwachsende Gemeinden höher qualifizierter Auswanderer leben in den USA (mindestens 100.000) und Kanada (mindestens 78.000). Schätzungsweise 300.000 Marokkaner leben in anderen Staaten des Maghreb oder in Staaten im Nahen Osten. [13]

Einwanderung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der wachsenden Wirtschaftskraft des Königreichs wandern immer weniger Marokkaner in andere Staaten aus. Dafür steigt die illegale Zuwanderung von Schwarzafrikanern (Subsahariens).[14] Marokko hat sich seit Mitte der 1990er Jahre zu einem Transitland vorwiegend für Migranten aus Westafrika entwickelt, die aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen ihre Heimat verlassen haben; von diesen wollen immer mehr dauerhaft im Land bleiben. 2005 lebten 25.000 schwarzafrikanische Migranten aus Subsahara-Afrika legal in Marokko. Da die Einreise nach Europa massiv erschwert worden ist, entschließen sie sich dazu, in Marokko zu bleiben. Neben den afrikanischen Migranten residierten im selben Jahr 28.000 Europäer im Land, überwiegend in Städten wie Marrakesch.[15]

Soziale Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokko liegt beim Pro-Kopf-Einkommen in der höheren Gruppe der afrikanischen Staaten. Die Sozialversicherung umfasst Alters-, Hinterbliebenen- und Invalidenrenten. Auch Leistungen bei Krankheit, Schwangerschaft sowie Familienbeihilfen werden gewährt. Versichert sind allerdings nur Arbeitnehmer in Industrie und Handel, beziehungsweise Genossenschaftsmitglieder. Die Arbeitslosigkeit (2011 durchschnittlich 8,7 %) ist besonders unter Jugendlichen hoch. Viele männliche Jugendliche wandern daher in europäische Staaten aus. Um das Problem der Arbeitslosigkeit zu lösen, gehen staatliche Maßnahmen in Richtung „Marokkanisierung“, das heißt Verdrängung ausländischer Fachkräfte. Die Inflation lag 2004 durchschnittlich bei 1,4 %. Das Gesundheitswesen ist im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten gut entwickelt. Die medizinische Versorgung der Stadtbevölkerung ist allerdings wesentlich besser als die der Landbevölkerung. Knapp die Hälfte aller Ärzte praktiziert in Casablanca und Rabat. Hauptprobleme der Gesundheitsvorsorge sind die Bekämpfung der Durchfall- und Parasitenkrankheiten, der Malaria und teilweise noch der Mangelernährung. Im Jahr 2009 betrugen die Gesundheitsausgaben 1,9 % des Bruttoinlandsprodukts. Zugang zu Sanitäreinrichtungen hatten 2008 nur 69 % der gesamten Bevölkerung. Allgemeine Schulpflicht besteht für 7- bis 13-Jährige, jedoch werden nur 91 % aller Jungen und lediglich 88 % aller Mädchen eingeschult. Noch sind 30 % der Gesellschaft Analphabeten,[16] vor allem ist die ältere Gesellschaft vom Analphabetismus betroffen, die nie eine Schule besuchen musste. Das Schulsystem ist dreistufig: auf fünf Jahre Grundschulausbildung folgen in der Sekundarausbildung eine vierjährige Unterstufe und eine dreijährige Oberstufe. Daran schließt die Hochschulausbildung an. Universitäten befinden sich in Rabat, Casablanca, Oujda, Marrakesch, Ifrane, Fes, Tanger, Tetouan und vereinzelt in kleineren Städten. Auch Fachhochschulen wurden gegründet wie z. B. in Al-Hoceima. Im Allgemeinen ist die Ausstattung der meisten Hochschulen - auch der neueren - noch völlig unzureichend. Auf eine lange Tradition kann die islamische Al-Qarawiyin-Universität in Fes zurückblicken, die bereits 859 gegründet wurde.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Geschichte Marokkos

Antike[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. besiedelten Berber-Stämme das Gebiet des heutigen Marokko. Vom 12. Jahrhundert v. Chr. an gründeten die Phönizier an der Küste Handelsniederlassungen, darunter auch Karthago im Gebiet des heutigen Tunesien, das seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. Stützpunkte im Mittelmeerraum errichtete. Im Innern des Landes bildete sich wahrscheinlich schon im 4. Jahrhundert v. Chr. das Königreich Mauretanien heraus, das durch den Zusammenschluss mehrerer Berber-Stämme entstanden war.

Römisches Mosaik in Volubilis

Nach der Zerstörung Karthagos im Dritten Punischen Krieg 146 v. Chr. gerieten die Handelsniederlassungen an der Küste wie auch das Königreich Mauretanien unter römischen Einfluss. 33 v. Chr. wurde das Gebiet römisches Protektorat und schließlich 42 n. Chr. als Mauretania Tingitana mit der Hauptstadt Tingis (heute Tanger) und Mauretania Caesariensis mit der Hauptstadt Caesarea (heute Cherchell in Algerien) zu römischen Provinzen. Rom errichtete in der Folge zum Schutz gegen die im Gebirge und in der Sahara lebenden Berber-Stämme im Süden einen Grenzwall (Limes).

429 fielen die Vandalen in Nordafrika ein, konnten sich jedoch nur bis 477 in Tanger und Ceuta behaupten. Unter Kaiser Justinian I. (527–565) stießen oströmische Truppen bis zur Straße von Gibraltar vor, beschränkten aber ihre Herrschaft im heutigen Marokko ebenfalls auf diese beiden Städte und befestigten sie.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um 700 erreichten die Araber bei ihren Vorstößen nach Westen die Gegend, begannen mit der Islamisierung der unterworfenen Bevölkerung und benannten sie nach dem arabischen Wort für Westen oder Sonnenuntergang „Maghreb“: Al-Maghrib ist heute der offizielle Name Marokkos. Ein islamisierter Berber, Tariq ibn Ziyad, setzte dann 711 mit einer Reitertruppe von Ceuta über die Meerenge nach Spanien über und eroberte das Westgotenreich. Der Ort der Landung, der „Felsen des Tarik“ (arabisch Jabal Tariq), trägt seinen Namen: Gibraltar.

Die Araber konnten den Widerstand in Nordafrika zunächst jedoch nicht brechen; gegen die Herrschaft der Kalifen kam es um 750 zu zahlreichen Berber-Aufständen. 789 begründete schließlich Mulay Idris als Idris I. die Dynastie der Idrisiden mit der Hauptstadt Fès. Das Reich war bis Ende des 10. Jahrhunderts Zentrum des Islam in Nordafrika. Die von 1062 bis 1147 herrschenden Almoraviden, Angehörige einer Berber-Sekte aus dem Süden, verlegten die Hauptstadt nach Marrakesch. Die Almohaden (1147 bis 1269) machten Marokko zum Herzstück eines Reiches, das sich von Sizilien im Osten über das Atlasgebirge bis weit nach Spanien hinein erstreckte. Die Herrschaft der folgenden Dynastie, der Meriniden, währte etwa 150 Jahre; die Hauptstadt Fès wurde zu einem Zentrum von Kunst und Wissenschaft. 1420 ergriffen die Wattasiden die Macht, gerieten in der Folge aber immer mehr unter den Druck europäischer Mächte. 1492 wurde die Rückeroberung Spaniens durch die Christen (Reconquista) mit der Einnahme Granadas abgeschlossen.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab Beginn des 16. Jahrhunderts hatten Portugiesen und Spanier damit begonnen, an der marokkanischen Küste Stützpunkte anzulegen; Spanien hatte bereits unmittelbar nach Abschluss der Reconquista Sidi Ifni und Melilla besetzt. Um 1520 kontrollierte Portugal alle wichtigen Atlantikhäfen des Landes. Unter der mächtigen Dynastie der Saadier entwickelten sich im 16. und 17. Jahrhundert Handelsbeziehungen zu den europäischen Staaten. Frankreich errichtete in den wichtigsten Hafenstädten Konsulate.

Um 1669 ergriffen die Alawiden, die noch heute in Marokko herrschende Dynastie, die Macht. Sie befreiten nach und nach die meisten der von Spanien und Portugal besetzten Küstenstädte. Nur Ceuta, Melilla und Sidi Ifni blieben spanisch. Marokko war das erste Land, das die jungen USA 1777 offiziell anerkannte.[17] Der Moroccan-American Treaty of Friendship von 1783[18], der von amerikanischer Seite von John Adams und Thomas Jefferson unterzeichnet wurde, ist somit auch der längste ungebrochene Freundschaftsvertrag der USA mit einem anderen Staat.

Nach der Eroberung Algeriens (ab 1830) versuchte Frankreich, seinen Einfluss auf Marokko weiter auszudehnen. 1843/44 kam es zum Krieg, der mit einer Niederlage der marokkanischen Truppen endete. Infolgedessen wurde Marokko zum Zankapfel der miteinander konkurrierenden europäischen Mächte.

Für einen reibungslosen Postverkehr mit Deutschland wurden in Marokko deutsche Postämter errichtet; diese arbeiteten von 1899 bis 1914 im französischen und bis 1919 im spanischen Gebiet

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es im Zuge dieser Entwicklung zu einer Konfrontation Frankreichs mit dem Deutschen Reich, das versuchte, gegen den wachsenden französischen Einfluss in Marokko eigene wirtschaftliche und politische Interessen durchzusetzen. 1905 stattete Kaiser Wilhelm II. dem Sultan in Tanger einen demonstrativen Besuch ab. Dennoch stand das Deutsche Kaiserreich in der Konferenz von Algeciras 1906 mit seinen Ansprüchen isoliert da und es musste im Berliner Marokko-Kongo-Vertrag von 1911 Marokko als französisches Einflussgebiet anerkennen.

Bereits ein Jahr später wurde das Land im Protektoratsvertrag vom November 1912 in die Protektorate Französisch-Marokko und Spanisch-Marokko im Norden aufgeteilt; die Stadt Tanger erhielt 1923 als Tanger-Zone internationalen Status. Formal blieb der Sultan Herrscher Marokkos.

Im Süden unterstützte Tihami al-Glawi, das Oberhaupt des einflussreichen Glaoui-Berberstammes, von Anfang an das französische Protektoratsregime gegen den Führer des antikolonialen Aufstandes Ahmed al-Hiba (El Hiba) in Südmarokko und Westsahara. Letzterer hatte den Kampf gegen die Kolonialmacht von seinem Vater Mā al-ʿAinin übernommen. Der einhellige Widerstand der Berber im Norden ging zu dieser Zeit von Moha ou Hammon aus, dessen Stammsitz Khénifra die Franzosen am 12. Juni 1914 eroberten. Am 13. November 1914 fügten die unter Moha ou Hammon versammelten Berbertruppen einige Kilometer südlich von Khénifra den Franzosen die schwerste Niederlage während der „Befriedungsaktionen“ zu. Dabei starben 613 französische Soldaten und für den Generalresidenten Hubert Lyautey schien danach das gesamte Protektorat zu scheitern.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg erhoben sich immer wieder Berber. Unter der Führung von Abd al-Karim brach 1921 in der spanischen Zone der Aufstand der Rif-Kabylen aus. Die Unruhen erfassten auch das französische Protektorat. Erst 1926 gelang es Frankreich und Spanien gemeinsam, den Aufstand niederzuschlagen. Unter Sultan Mohammed V. (1927 bis 1961), der im Zweiten Weltkrieg auf Seiten Frankreichs stand, konnte die arabisch-nationalistische Unabhängigkeitsbewegung an Einfluss gewinnen. 1944 konstituierte sich die „Partei der Unabhängigkeit“ (Al-hizb al-istiqlal).

Anfang der 1950er Jahre kam es aufgrund der wachsenden Unabhängigkeitsbestrebungen zu Spannungen zwischen dem Sultan und der französischen Protektoratsverwaltung. Im August 1953 verbannten ihn die Franzosen nach Madagaskar und setzten seinen Onkel Muhammad Mulay ibn Arafah als Sultan ein. Daraufhin wurde das Land von einer Welle nationaler Empörung gegen die Fremdherrschaft erfasst. Frankreich und Spanien konnten ihre Protektoratsmacht nicht mehr aufrechterhalten. Muhammad V. konnte im Jahr 1955 zurückkehren.

Die volle Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien erlangte das Land 1956. Lediglich die Enklaven Ceuta, Melilla und Sidi Ifni (bis 1969) blieben in spanischem Besitz. 1957 nahm Muhammad V. den Königstitel an. Nach seinem Tode 1961 folgte ihm sein Sohn als Hassan II. auf den Thron, der von Anfang an einen Kurs der Westorientierung mit starker Anlehnung an Frankreich und das Europa der späteren EG anstrebte. Die Spannungen mit dem unabhängigen Algerien führten 1963 zum algerisch-marokkanischen Grenzkrieg. In der gesamtarabischen Politik bemühte er sich um eine Mittlerrolle. 1971/72 und 1983 misslangen Versuche, eine Republik zu errichten.

Siehe auch: Westsaharakonflikt

1976 entließ Spanien seine Provinz Spanisch-Sahara (Westsahara) in die Unabhängigkeit. Mauretanien und Marokko teilten das Land kurzerhand unter sich auf. Kurz danach setzten die Kampfhandlungen zwischen der marokkanischen Armee und Einheiten der Frente Polisario (Volksbefreiungsbewegung der Westsahara) sowie Truppenteilen Algeriens ein, das die Polisario unterstützte. Diese rief die „Demokratische Arabische Republik Sahara“ aus und gründete eine Exilregierung. 1979 schloss Mauretanien einen Friedensvertrag mit der Polisario und räumte seinen Anteil an der Westsahara. Daraufhin okkupierte Marokko das ganze Territorium. Seither tobte in der Westsahara ein blutiger Krieg, der Marokko stark belastete. Im August 1988 stimmten das in der Westsahara-Frage international zunehmend isolierte Marokko wie auch die Polisario dem Westsahara-Plan der Vereinten Nationen zu, der einen Waffenstillstand vorsah sowie die Durchführung einer Volksabstimmung über das zukünftige Schicksal des okkupierten Territoriums. 1991 wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Das Referendum wurde seither aber immer wieder verschoben, weil beide Seiten keine Einigung über die genaue Zahl der Stimmberechtigten erzielen konnten. Unterdessen betreibt Marokko eine umfassende Besiedlungspolitik in der Westsahara. Ein Großteil der westsaharischen Bevölkerung lebt in Flüchtlingslagern in Algerien.

Mit Spanien existieren noch ungelöste Territorialstreitigkeiten über die Exklaven Ceuta und Melilla sowie über die küstennahen Inseln Isla Perejil, Chafarinas, Alhucemas und Vélez de la Gomera. Die Souveränität Spaniens über die genannten Gebiete wird von Marokko nicht anerkannt. Der Streit eskalierte 2002, als ein winziges Kontingent marokkanischer Truppen die Isla Perejil besetzte. Ein spanisches Armeekommando überwältigte die marokkanischen Soldaten unblutig und repatriierte sie. Der Streit wurde dabei diplomatisch durch die Vermittlung der USA und der EU entschärft. Ungeachtet dieses kleinen Zwischenfalles gestaltet sich die praktische Zusammenarbeit spanischer und marokkanischer Behörden vor Ort ausgezeichnet, was beide Seiten stets offiziell beteuerten. Die amerikanisch-marokkanischen Beziehungen sind dagegen so gut, dass die USA Marokko im Juni 2004 den Status eines hauptverbündeten Alliierten außerhalb der NATO zuerkannten.

König Mohammed VI. setzte im April 2004 eine unabhängige nationale Kommission für Gleichheit und Versöhnung ein, die sich mit der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen aus der Regierungszeit seines Vaters, König Hassans, befassen sollte. Ab Dezember 2004 fanden öffentliche Anhörungen ehemaliger Gefangener statt, die auch im Radio und Fernsehen übertragen wurden. Um die Idee der nationalen Versöhnung nicht zu gefährden, wurden die Beschuldigten nicht beim Namen genannt. Hauptziel ist nicht die strafrechtliche Verfolgung der Täter, sondern die moralische Wiedergutmachung für die Opfer und ihre Familien. Die Lage der Menschenrechte bot dennoch Anlass zur Kritik. Die Organisation Reporter ohne Grenzen erhob zur selben Zeit schwere Vorwürfe gegen die Regierung wegen der Inhaftierung und Folterung von Journalisten. Außerdem waren im Zusammenhang mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sowie von Casablanca (16. Mai 2003) und Madrid (2004) zwischen 2.000 und 7.000 Personen verhaftet worden. Deshalb startete im Mai 2005 ein neues Programm zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Slums, die als Hauptnährboden für islamistische Gewalt gelten.

Anfang 2011 kam es unter dem Eindruck des Arabischen Frühlings zu Protesten in mehreren Städten, bei denen eine demokratische Verfassung gefordert wurde. Die Staatsspitze reagierte darauf mit einem Verfassungsreferendum, das von der Oppositionsbewegung jedoch boykottiert wurde. Die mit 98 % Zustimmung angenommene Verfassungsänderung schreibt erstmals Tamazight als Amtssprache neben Arabisch fest und verschiebt einige Kompetenzen vom König auf den Premierminister und das Parlament. Auch ist der König nun verpflichtet, den Premierminister aus der Partei zu ernennen, die bei den Wahlen die meisten Parlamentssitze erhalten hat. Bisher hatte er diesbezüglich freie Hand.

Politisches System[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abdelilah Benkirane, Premierminister

Gemäß der Verfassung von 1992, zuletzt geändert 1996 und 2011, ist Marokko eine konstitutionelle Monarchie, deren derzeitiges Staatsoberhaupt seit dem 23. Juli 1999 König Mohammed VI. ist, der der Dynastie der Alawiden angehört. Er ist Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Der König ernennt nicht nur den Ministerpräsidenten, der in der Regel von der stärksten politischen Partei des Parlamentes vorgeschlagen wird, sondern auch einzelne Minister und muss dem gesamten Kabinett zustimmen. Außerdem hat er das Recht, das Parlament jederzeit aufzulösen und den Ausnahmezustand zu verhängen. Im Vergleich zu europäischen Monarchen hat der marokkanische König weitergehende Kompetenzen unter einer eingeschränkten Gewaltenteilung.[19]

Unter dem Eindruck der Revolutionen in Tunesien und Ägypten demonstrierten am 20. Februar 2011 auch die Marokkaner für politische Reformen und mehr Demokratie. [20] Als Reaktion darauf schlug König Mohammed VI. am 17. Juni 2011 eine Verfassungsreform vor, die am 1. Juli 2011 in einem Referendum bestätigt wurde.[21] Gemäß der Reform gibt der König einen Teil seiner bisherigen Rechte an Parlament und Premierminister ab. Er ist außerdem verpflichtet, den Regierungschef aus der Partei mit den meisten Parlamentssitzen auszuwählen.

Ministerpräsident ist seit November 2011 Abdelilah Benkirane, zuvor Generalsekretär der moderat islamistischen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD), der seit den Parlamentswahlen in Marokko 2011 stärksten Partei im Parlament.[22] Nach den Wahlen vom 25. November 2007 hatte Abbas El Fassi eine Koalitionsregierung angeführt.

Parlament[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokko verfügte nach der Verfassungsreform von 1996 über ein Zweikammersystem aus Nationalversammlung und Senat. Die Nationalversammlung bestand aus 325 Mitgliedern, die alle fünf Jahre direkt gewählt werden; 30 Sitze waren für Frauen reserviert. Wahlberechtigt waren alle Marokkaner ab dem Alter von 20 Jahren. Die Nationalversammlung konnte mit Zweidrittelmehrheit dem Ministerpräsidenten das Misstrauen aussprechen. Der Senat bestand aus 270 Mitgliedern, die alle neun Jahre in indirekter Wahl bestimmt wurde. Die vom Parlament verabschiedeten Gesetze bedurften der Zustimmung des Monarchen. Um die Reformen zügig umzusetzen, wurde die Parlamentswahl um etwa zehn Monate auf den 25. November 2011 vorverlegt.[23] Nach der neuen Verfassung werden insgesamt 395 Parlamentssitze vergeben, davon 305 Sitze über Parteilisten in 92 Wahlbezirken. Die weiteren 90 Sitze werden über eine so genannte nationale Liste gewählt; 60 Sitze sind für Frauen und 30 Sitze für junge Abgeordnete unter 40 Jahren reserviert.[24]

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die letzte Wahl nach der alten Verfassung fand im September 2007 statt. Sie galt als geordnet und transparent, allerdings lag die Wahlbeteiligung bei nur 37 % [25] - ein historisches Tief. Stärkste Parteien wurden Istiqlal(PI), PJD, welche in der Folge den Ministerpräsidenten stellte, die MP, RNI und UNFP. Die moderat islamistische PJD wurde zweitstärkste Partei.

Die Parlamentswahl in Marokko 2011, an welcher 31 nationale Parteien bzw. Listen teilnahmen, gewann die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung, frz. Parti de la justice et du développement (PJD).[26] Die Wahlbeteiligung lag trotz Boykottaufrufen einiger Oppositionsgruppen bei knapp 45 % und war damit gegenüber der letzten Wahl deutlich höher.[27][28] Dieser Prozentsatz bezieht sich allerdings lediglich auf die Zahl der registrierten Wähler, die trotz Bevölkerungswachstums mit rund 13,5 Millionen geringer war als 2007 (ca. 15 Millionen).[29] Die wahlberechtigte Bevölkerung insgesamt betrug rund 21 Millionen.[30]

Die Parlamentswahl in Marokko 2016, mit 24 teilnehmenden Parteien, wurde erneut von der PJD für sich entschieden – es konnten sogar Stimmengewinne erzielt werden - und der bisherige Ministerpräsident Abdelillah Benkirane wurde vom König erneut mit der Regierungsbildung beauftragt.

Partei Ausprägung Führender Kopf Resultate
2011[31]
Resultate 2016[32][33]
Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung
(PJD)
Konservatismus, Islamismus,
Wirtschaftsliberalismus
Abdelillah Benkirane
(neu ernannter Regierungschef)
22,8 % der Stimmen
107 Sitze
27,9 % der Stimmen
125 Sitze
Authentizitäts- und Modernitätspartei
(PAM)
unbestimmt, vom König favorisiert Ilias El Omari 11,1 % der Stimmen
47 Sitze
21,0 % der Stimmen
102 Sitze
Istiqlal oder „Partei der Unabhängigkeit“
(PI)
Konservatismus, Nationalismus Abdelhamid Chabat
(ehemaliger Ministerpräsident)
11,9 % der Stimmen
60 Sitze
10,7 % der Stimmen
46 Sitze
Nationaler Zusammenschluss der Unabhängigen
(RNI)
Liberalismus, Mitte-rechts Aziz Akhannouch 11,3 % der Stimmen
52 Sitze
9,4 % der Stimmen
37 Sitze
Volksbewegung
(MP)
Royalismus,
Vertretung des ländlichen Raums
Mohand Laenser 7,5 % der Stimmen
32 Sitze
6,9 % der Stimmen
27 Sitze
Sozialistische Union der Volkskräfte
(USFP)
Sozialdemokratie Driss Lachgar 8,6 % der Stimmen
39 Sitze
6,2 % der Stimmen
20 Sitze
Konstitutionelle Union
(UC)
Royalismus, Konservatismus,
Wirtschaftsliberalismus
Mohammed Sajid 5,8 % der Stimmen
23 Sitze
4,7 % der Stimmen
19 Sitze
Partei des Fortschritts und des Sozialismus
(PPS)
Sozialismus Mohamed Nabil Benabdallah 5,7 % der Stimmen
18 Sitze
4.5 % der Stimmen
12 Sitze

Die restlichen 7 Sitze verteilen sich auf vier weitere Parteien.

Rechtssystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verfassung des Landes gewährt eine unabhängige Judikative. Das Rechtswesen orientiert sich weitgehend am französischen Vorbild. Im Familien- und Erbrecht gilt die Moudawana, die europäisches Zivilrecht enthält und auf die Gesetze des sunnitischen Islam (Schari’a) zurückgeht. Für Juden gilt talmudisches Familienrecht. Höchste juristische Instanz ist der Oberste Gerichtshof in Rabat. Dessen Richter werden vom König ernannt.

Menschenrechte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amnesty International sieht die Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit im Zusammenhang mit der staatlichen Sicherheit stark eingeschränkt. Die Regierung reagiert teilweise sehr intolerant auf Meinungen oder Informationen, die als Angriff auf die Monarchie gewertet werden. So wurden Menschenrechtsverteidiger, Journalisten und weitere Personen strafrechtlich verfolgt, weil sie Korruption angeprangert und die Behörden kritisiert hatten.[34]

Frauen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frauen und Männer haben laut Verfassung (von 2011) die gleichen Rechte. Die marokkanische Verfassung verlangt außerdem, dass Frauen bei der Eheschließung volljährig sein müssen, obwohl gewisse Ausnahmen zulässig sind. Allerdings hat das marokkanische Justizministerium in einer Studie festgestellt, dass die Zahl von minderjährig Verheirateten von 2004 bis 2013 auf fast das Doppelte angestiegen ist (von 18 341 auf 35 152). Laut Spiegel rechtfertigt das selbst der Ministerpräsident Abdelilah Benkirane mit der Religion als er im Parlament die Frage stellte „Warum akzeptieren wir nicht den heiligen Status, den Gott den Frauen [als Gattin und Mutter] gegeben hat?“. Laut Genfer Weltwirtschaftsforum rangiert Marokko bei den Frauenrechten auf Platz 133 von 142.[35]

Homosexualität insbesondere unter Männern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Homosexualität in Marokko

Das marokkanische Strafgesetz Artikel 489 bedroht gleichgeschlechtliche Handlungen – unabhängig vom Geschlecht der Personen – mit einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu drei Jahren und Geldbuße. Im 19. Jahrhundert und bis in die 1960er Jahre galt Marokko als insbesondere in der arabischen Welt tolerantes Land in Bezug auf sexuelle Zuwendung unter Männern, die auch heute graduell sichtbar gelebt wird. Für das überhaupt erstmalige breite Outing einer Person per Publikation eines Romans (vor oder in 2008) erntete der Autor auch Beschimpfungen und sozialen Ausschluss. 2009 wurden 25 Teilnehmer an einem Pilgerfest zu Ehren des Heiligen Sidi Ali Ben Hamduch, der laut Legende homosexuell gewesen sein soll, aufgrund des Verdachts festgenommen, schwul zu sein; in vielen Jahren davor war die Teilnahme von homosexuellen Paaren an dieser Veranstaltung toleriert worden. Die Homosexuellenorganisation Kifkif (von Gleich zu Gleich) ortet Rückschritte und berichtet konkret von einer Kampagne der islamistischen Partei PJD und einer Fatwa gegen die "„Beschönigung der Homosexualität“. Es kommt immer wieder zu Razzien und Verhaftungen von Männern.[36][37]

Außenpolitik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diplomatische Beziehungen

Marokko ist Mitglied der

Wegen der Aufnahme der Arabischen Demokratischen Republik Sahara (Westsahara) in die Afrikanische Union (AU) hatte Marokko als einziger afrikanischer Staat seine Mitgliedschaft der AU, die Marokko mitbegründet hat, 33 Jahre lang zurückgezogen. Am 30. Januar 2017 wurde Marokko wieder in die Afrikanische Union aufgenommen.[38]

Militär[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokkanische Fregatte der Floreal-Klasse: MUHAMMED V (FFGHM 611)

Das marokkanische Militär wurde 1956 nach der Unabhängigkeit von Frankreich und Spanien gegründet. Es ist heute in fünf Teile gegliedert.[39]

Teil: Personen Gründung
Königliche Marokkanische Armee 175.000 1956
Königlich Marokkanische Luftwaffe 13.500 1956
Königliche Marokkanische Marine 11.500 1960
Königliche Marokkanische Gendarmerie 23.000 1956
Königliche Marokkanische Schutztruppe 3.000 1956
* Insgesamt 226.000 -

Zwischen 1951 und 1963 bestanden in Marokko mehrere Basen des US-amerikanischen Strategic Air Command.

Das Militär kämpfte 1973 im Jom-Kippur-Krieg, nahm 1975 am Grünen Marsch teil und griff 1977 in den Shaba-Konflikt zwischen Zaire und Angola ein. Am 31. August 2006 wurde die allgemeine Wehrpflicht in Marokko abgeschafft.[40] Die Militärausgaben beliefen sich im Jahr 2004 auf 2,0 Mrd. US-$.[41]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 12 Regionen Marokkos

Im Rahmen eines Dezentralisierungsprogrammes wurden 1997 die 13 Präfekturen und 62 Provinzen des Landes zu 12 Regionen (Wilāya, arab. ولاية, Plural: Wilāyāt, arab. ولايات) zusammengefasst; diese wurden im Jahr 2015 auf 12 reduziert. An der Spitze jeder Region steht ein vom König ernannter Wali (Gouverneur).

Region Fläche
(in km²)
Einwohner
(2014)
Präfektur/Provinz Einwohner
(2014)
Tanger-Tétouan-Al Hoceïma 16.170 3.556.729 Provinz Al Hoceïma 399.654
Provinz Chefchaouen 457.432
Provinz Fahs-Anjra 76.447
Provinz Larache 496.687
Präfektur M’Diq-Fnideq 209.897
Provinz Ouezzane 300.637
Provinz Tanger-Asilah 1.065.601
Oriental 66.110 2.314.246 Provinz Berkane 289.137
Provinz Driouch 211.059
Provinz Figuig 138.325
Provinz Guercif 216.717
Provinz Jerada 108.727
Provinz Nador 565.426
Präfektur Oujda-Angad 551.667
Provinz Taourirt 233.188
Fès-Meknès 38.880 4.236.892 Boulemane 197.596
Provinz El Hajeb 247.016
Präfektur Fès 1.150.131
Provinz Ifrane 155.221
Präfektur Meknès 835.695
Provinz Moulay Yacoub 174.079
Provinz Sefrou 286.489
Provinz Taounate 662.246
Provinz Taza 528.419
Rabat-Salé-Kénitra 17.690 4.580.866 Provinz Kénitra 1.061.435
Provinz Khémisset 542.221
Präfektur Rabat 577.827
Präfektur Salé 982.163
Provinz Sidi Kacem 522.270
Provinz Sidi Slimane 320.407
Provinz Skhirate-Témara 574.543
Béni Mellal-Khénifra 27.750 2.520.776 Provinz Azilal 554.001
Provinz Béni Mellal 550.678
Provinz Fquih Ben Salah 502.827
Provinz Skhirate-Témara 574.543
Provinz Khénifra 371.145
Provinz Khouribga 542.125
Casablanca-Settat 20.190 6.861.739 Provinz Benslimane 233.123
Provinz Berrechid 484.518
Präfektur Casablanca 3.359.818
Provinz El Jadida 786.716
Provinz Médiouna 172.680
Präfektur Mohammedia 404.648
Provinz Nouaceur 333.604
Provinz Settat 634.184
Provinz Sidi Bennour 452.448
Marrakesch-Safi 39.040 4.520.569 Provinz Al Haouz 573.128
Provinz Chichaoua 369.955
Provinz El Kelaâ des Sraghna 537.488
Provinz Essaouira 450.527
Präfektur Marrakesch 1.330.468
Provinz Rehamna 315.077
Provinz Safi 691.983
Provinz Youssoufia 251.943
Drâa-Tafilalet 86.140 1.635.008 Provinz Errachidia 418.451
Provinz Midelt 289.337
Provinz Ouarzazate 297.502
Provinz Tinghir 322.412
Provinz Zagora 307.306
Souss-Massa 53.720 2.676.847 Präfektur Agadir-Ida ou Tanane 600.599
Provinz Chtouka-Aït Baha 371.102
Präfektur Inezgane-Aït Melloul 541.118
Provinz Taroudannt 838.820
Provinz Tata 117.841
Provinz Tiznit 207.367
Guelmim-Oued Noun 44.130 433.757 Provinz Assa-Zag 44.124
Provinz Guelmim 187.808
Provinz Sidi Ifni 115.691
Provinz Tan-Tan 86.134
Laâyoune-Sakia El Hamra 140.018 367.758 Provinz Boujdour 50.566
Provinz Es-Semara 66.014
Provinz Laâyoune 238.096
Provinz Tarfaya 13.082
Dakhla-Oued Ed-Dahab 142.865 142.955 Provinz Aousserd 16.190
Oued ed Dahab 126.765

Dakhla-Oued Ed-Dahab, der größere Teil von Laâyoune-Sakia El Hamra und ein kleiner Teil von Guelmim-Oued Noun bilden die Westsahara, deren Zugehörigkeit zu Marokko international nicht anerkannt ist.

Größte Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahlen der größten Städte, zum Teil mit Vororten, nach einer Berechnung von 2012:[42]

  1. Casablanca: 3.672.900 Einwohner
  2. Rabat: 1.722.860 Einwohner (mit Salé und Temara)
  3. Fès: 1.077.468 Einwohner
  4. Marrakesch: 920.142 Einwohner
  5. Tanger: 792.166 Einwohner
  6. Agadir: 781.795 Einwohner
  7. Meknes: 696.108 Einwohner
  8. Oujda: 427.533 Einwohner
  9. Kenitra: 403.262 Einwohner
  10. Tetouan: 363.000 Einwohner

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stützen der marokkanischen Volkswirtschaft sind die Landwirtschaft und der Bergbau; daneben wird an einem Aufbau (der Infrastruktur) der Fischindustrie gearbeitet. Von sehr großer Bedeutung ist die Phosphatgewinnung. Die zunehmende Verarbeitung der Rohphosphate in der eigenen Düngemittel- und Chemieindustrie steigert den Ausfuhrwert. Um die Industrialisierung auch in anderen Bereichen voranzutreiben, bemüht sich Marokko um die Ansiedlung ausländischer Investoren. Eine weitere Öffnung des Marktes wurde Mitte der neunziger Jahre angekündigt.

Marokko verfügt über eine marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaftsordnung, die den Schutz des Eigentums sowie Gewerbe- und Niederlassungsfreiheit und Wettbewerb vorsieht. Zu Zeiten Hassans II. stellte Marokko einen Antrag zur Aufnahme in die EG, der jedoch abgelehnt wurde. Marokkos Ziel einer engeren Anbindung an die EU ist mit der Unterzeichnung eines Assoziationsabkommens mit der EU im Jahr 1996 (in Kraft getreten im Jahr 2000) ein Stück näher gerückt. Seit den späten 1980er Jahren bemüht sich das Königreich, seine Staatsbetriebe zu privatisieren.

Mit den USA wurde 2004 eine Freihandelszone vereinbart.[43] Das US-amerikanisch-marokkanische Freihandelsabkommen wurde im Juli 2004 vom US-Senat ratifiziert und wird, sobald es in Kraft tritt, den Handel für 95 % der Industrie- und Konsumgüter ohne Zölle ermöglichen und den Handel mit Agrargütern für beide Länder erheblich erleichtern. Anfang 2014 war die dritte Verhandlungsrunde zu einem Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union abgeschlossen.[44]

Bodenschätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokko ist reich an Phosphat; etwa 75 % des weltweit geförderten Phosphats stammen aus Marokko. Daneben gibt es Vorkommen von Erdöl, Erdgas, Kohle, Salz, Eisenerz, Blei, Kupfer, Zink, Silber, Gold, Mangan, Nickel, Cobalt. Seinen Bedarf an Energie kann Marokko nur zu rund 13 % aus eigenen Mitteln decken. In der umstrittenen Westsahara sind ebenfalls große Mengen an Phosphat vorhanden, darüber hinaus werden dort große Erdöl- und Erdgas-Vorkommen vermutet.

Dass Marokko die Ausfuhr von gefundenen Meteoriten ungewöhnlicherweise rechtlich nicht beschränkt, führt vielfach zur Meteoritensuche in der dort liegenden Wüste, auch dem Einschmuggel von Meteoriten aus Nachbarländern wie etwa Libyen und einem breiten öffentlichen Marktangebot. Ein Crowdfunding zum Ankauf des zweiteiligen größeren Mondmeteorits Oued Awlitis 001 um 110.000 € für das Naturhistorische Museum Wien misslang im Januar 2015.[45]

Energiewirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elektrizitätsversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 2007 in Betrieb genommene Windpark Amogdoul in der Nähe von Essaouira. Bei einer Leistung von 60 MW liegt die jährliche Stromerzeugung aufgrund der starken Passatwinde sowie der Küstenlage bei über 210 GWh.[46]

Laut dem Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (ONEE) betrug die installierte Leistung der Kraftwerke in Marokko am Ende des Jahres 2013 7.342,2 MW, davon entfielen auf kalorische Kraftwerke 5.077 MW (69,15 %), auf Wasserkraftwerke 1.770 MW (24,1 %) und auf Windkraftanlagen 495,2 MW (6,7 %).[47] Insgesamt wurden im Jahre 2013 26,94 Mrd. kWh produziert, davon 22,48 Mrd. (83,44 %) durch kalorische Kraftwerke, 2,99 Mrd. (11,1 %) durch Wasserkraftwerke und 1,356 Mrd. (5,0 %) durch Windkraftanlagen.[48] Im Jahre 2011 lag Marokko sowohl bzgl. der jährlichen Erzeugung mit 23,65 Mrd. kWh als auch bzgl. der installierten Leistung mit 6.413 MW an Stelle 70 in der Welt.[49] Das mit Stand 2014 größte Kraftwerk des Landes ist das Kohlekraftwerk Jorf Lasfar mit einer installierten Leistung von 2.056 MW, das ca. 1/3 des Strombedarfs Marokkos abdeckt.[50]

Das Verbundnetz Marokkos ist seit 1997 mit dem europäischen Verbundsystem synchronisiert, als ein erstes Drehstrom-Seekabel (400 kV, 700 MW) von Spanien aus verlegt wurde. 2006 folgte ein weiteres Seekabel mit derselben Leistung, so dass die Übertragungskapazität zwischen Spanien und Marokko jetzt bei 1.400 MW liegt.[51] Marokko bezieht jährlich über 5 Mrd. kWh aus Spanien.[48][49]

Energiewende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokko hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, die Energiewirtschaft durch eine Energiewende zu transformieren und damit Nachhaltigkeit und Energiesicherheit der Energiewirtschaft Marokkos zu stärken. Die Umstellung von fossilen auf Erneuerbare Energien bei gleichzeitiger Steigerung der Energieeffizienz, die im Rahmen des Nationalen Energieplans vorangetrieben wird, gilt als wichtigste Aufgabe der marokkanischen Politik.[52] Um unabhängiger von fossilen Energieimporten zu werden, investiert das Land in den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Am 10. Mai 2013 wurde mit einem symbolischen Spatenstich des Königs Mohammed VI. die Umsetzung des marokkanischen Solarplans, bis zum Jahr 2020 2 GW Solarkapazität aufzubauen, gestartet. Als erstes wird das solarthermische Kraftwerk Ouarzazate errichtet, das unter anderem von Deutschland mit rund 770 Millionen € gefördert wird.

Im Februar 2013 teilte der französische Energieversorger GDF Suez mit, dass er in Marokko den nach eigenen Angaben größten Windpark Afrikas bauen (bzw. von Siemens bauen lassen) und betreiben will. Nahe dem Küstenstädtchen Tarfaya sollen 131 Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 300 Megawatt errichtet werden. Die Gesamtkosten des Projekts beziffert GDF Suez auf 450 Millionen Euro. Der Windpark soll 2014 in Betrieb gehen.[53]

Im März 2014 wurde ein Tender für weitere 850 MW an Windkraftkapazität ausgeschrieben. Bis 2020Vorlage:Zukunft/In 3 Jahren sollen 2 GW Windleistung installiert sein und parallel dazu eine eigene Windkraftindustrie aufgebaut werden. Zu diesem Zeitpunkt waren landesweit 495 MW in Betrieb, 450 MW in Bau und über 500 MW in Planung.[54]

Im Februar 2016 ging der erste Teil des Solar-Wärmekraftwerks Ouarzazate in Betrieb; zur UN-Klimakonferenz in Marrakesch beschloss das Land in einem Bündnis mit anderen vom Klimawandel betroffenen Staaten (CVF), so schnell als möglich komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen.[55]

Zur UN-Klimakonferenz in Marrakesch 2016 konnte sich das Land mit dem Neubau von Solarkraftwerken als Vorreiter für den Klimaschutz in Afrika präsentieren, bis zum Jahr 2030 soll die Hälfte des Stroms mit Sonne, Wind- und Wasserkraftwerken erzeugt werden: In Ouarzazate ist die Strahlungsintensität der Sonne mit jährlich 2500 Kilowattstunden pro Quadratmeter doppelt so hoch wie in Deutschland, für die tägliche Bedarfsspitze am Abend kann die Sonnenenergie mit 537.000 Parabolrinnen (Noor I) in einem Silo mit Spezialsalz gespeichert und mit einer Turbine abgerufen werden. Neben den Grosskraftwerken sollen künftig aber auch Solarmodule auf Hausdächern zur Energieversorgung beitragen.[56]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luftbild: Felder in der Nähe von Casablanca

Die Landwirtschaft Marokkos machte 2003 17 % am BIP aus, kann jedoch als wichtigster Wirtschaftssektor betrachtet werden, da hier 43,6 % der erwerbstätigen Bevölkerung beschäftigt sind. Landwirtschaftlich genutzt werden vor allem der Westen und Nordwesten Marokkos; rund 18 % der Landesfläche sind Ackerland. Umfangreiche Bewässerungskulturen finden sich in den Küstenebenen Rharb (Sebou-Niederung) und Sous sowie bei Marrakesch und Fès; um weitere Flächen bewässern zu können, werden zusätzlich Staudämme gebaut. Die ungleiche Landverteilung zwischen den kleinen Bauern und den Großgrundbesitzern, die den größten Teil des Bodens bewirtschaften, konnte auch durch mehrere Agrarreformen kaum verändert werden. Angebaut werden Getreide (Weizen, Gerste, Mais, Hirse, Reis), Hülsenfrüchte, Zuckerrüben, Datteln, Sonnenblumen, Erdnüsse, Oliven, Zitrusfrüchte (vor allem Orangen), Baumwolle, Wein, Mandeln, Aprikosen, Erdbeeren, Frühkartoffeln, Spargel, Artischocken und Tabak. Die Viehzucht in den Steppen der Meseta, im Osten des Landes und in den Gebirgen wird teilweise nomadisch betrieben (Schafe, Ziegen, Rinder, Esel, Dromedare, Pferde, Geflügel). Rund 10 % des Waldbestandes sind Korkeichen; Marokko ist der drittgrößte Korkproduzent der Welt, nach Portugal und Spanien. Küsten- und Hochseefischerei an der Atlantikküste (Sardinen und Schalentiere) sind bedeutend für den Export.

Auf einer Fläche von ca. 250.000 Hektar wird Cannabis angebaut, um Haschisch zu erzeugen, das in Europa einen Marktanteil von etwa 70 % besitzt. Vom Export, der etwa 3.000 Tonnen Haschisch pro Jahr umfasst, leben schätzungsweise 200.000 Bauern mit Familien, also ca. 1 Million Menschen.

Industrie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf eine Gerberei und Färberei in Fès

Im Industriesektor, dem Bergbau und der Bauwirtschaft wurden 2003 insgesamt 30 % des BIP erwirtschaftet, dort beschäftigt sind aber nur 19,7 % aller Erwerbstätigen. Die Industrie ist stark auf den Binnenmarkt ausgerichtet; ausländische Märkte gewinnen jedoch an Bedeutung. In der Nahrungsmittelindustrie herrschen die Zucker- und Ölerzeugung sowie die Herstellung von Obst-, Gemüse- und Fischkonserven vor. Günstig entwickelt haben sich Metall- und Kunststoffverarbeitung sowie Kraftfahrzeugindustrie und Montage von Elektrogeräten. Es gibt ferner eine bedeutende chemische Industrie, Zementproduktion und Erdölverarbeitung. Ein nach wie vor wichtiger Wirtschaftszweig ist das traditionelle Handwerk (Teppiche, Leder-, Kupfer-, Gold- und Silberarbeiten).

Das größte Unternehmen Marokkos ist die Firma OCP mit Hauptsitz in Casablanca. OCP ist Weltmarktführer in der Phosphat- und Düngemittel-Produktion.

Fischerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haupthandelspartner ist Europa, z. B. in der Pulindustrie, d. h. gekochte Nordseegarnelen werden zum Pulen (Entfernen der Chitin­hülle) nach Polen, Russland oder Marokko gebracht, weil das Pulen dort 20-mal billiger ist als in Deutschland das Maschinenpulen. Die Jobs sind begehrt. Die Arbeiter, meist Frauen (30 % können lesen und schreiben), können etwa 150 Euro im Monat verdienen. Wenn die Garnelen nach Deutschland zurückkommen, sind sie etwa drei Wochen alt.

Das Geld zur Modernisierung der Fischindustrie kommt von der EU. Sie zahlte für Fanglizenzen seit 2007 36 Millionen Euro jährlich.[57] Häfen wurden modernisiert, Fischereizentren und Forschungseinrichtungen wurden gebaut. Allerdings wurden durch die industriellen Massenfangmethoden die Gewässer systematisch leergefischt, die einheimischen Fischer konnten nicht mithalten, um zu Überleben, befördern sie als Fährleute Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa (= Kanarische Inseln). „So sorgt die EU indirekt selbst für seeerfahrene ‚Reiseunternehmer/innen‘ und Bootsflüchtlinge“.[58]

Dienstleistungen und Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Dienstleistungsbereich wurden 2003 54 % des BIP erwirtschaftet, wobei 36,7 % der Erwerbstätigen in diesem Sektor arbeiten.

Marokko ist eines der bedeutendsten Reiseziele Nordafrikas und erwirtschaftet 10 % seiner Devisen durch den Tourismus. Etwa 80 % der Touristen, die Marokko besuchen, sind Europäer; die größte Gruppe stellten im Jahr 2013 Franzosen (33 %), gefolgt von Spaniern (12,8 %) und Deutschen (4,46 %).[59][60] Marokko empfing 2013 zehn Millionen Touristen;[61] 2012 waren es 9,4 Millionen, 2008 waren es insgesamt acht Millionen, die einen Umsatz von ca. 115 Milliarden Dirham generierten. Außer der vielfältigen Landschaft und den kulturellen Unterschieden bietet Marokko eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten seiner orientalischen Geschichte. Die am meisten besuchten Städte sind Marrakesch,[62] Agadir, Casablanca, Tanger, Fès, Ouarzazate und Rabat. Im Jahr 2011 betrugen die Einnahmen durch Touristen in Marokko rund 7307 Millionen US-Dollar.[63] Der Tourismus ist einer der wichtigsten Standbeine für die wirtschaftliche Entwicklung Marokkos. Er trägt etwa zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei und sorgt gegenwärtig für mehr als 500.000 Arbeitsplätze.[64]

Marokko verfügte im Jahr 2013 über 207572 klassifizierte Hotelbetten.[65] Hinzu kommen tausende von Übernachtungsmöglichkeiten in Riads, renovierte traditionelle Häuser meist in den Altstädten.

Außenhandel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1961 wurde ein Handelsabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Marokko abgeschlossen.

Exportiert wurden 2004 Güter in einem Gesamtwert von 9,6 Mrd. US-$. Hauptexportgüter Marokkos sind Konsumgüter, die 37 % des Exportvolumens (davon 31 % Textilien) ausmachten. 27 % waren Halbwaren (8 % Phosphorsäure, 6 % Transistoren, 5 % Düngemittel), 16 % Nahrungsmittel, 8 % Investitionsgüter und 7 % Rohstoffe. Hauptabnehmer marokkanischer Güter sind Frankreich (33 %), Spanien (17 %), Großbritannien (8 %), Italien (5 %), die USA (4 %), Indien (4 %) sowie Deutschland und Brasilien (jeweils 3 %).

Importiert werden nach Marokko jährlich Güter im Gesamtwert von 14,9 Mrd. US-$. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um industrielle Vorprodukte und Halbwaren (23 %), Konsumgüter (23 %), Investitionsgüter (21 %), Rohöl (9 %), Nahrungsmittel (9 %), Brennstoffe (7 %) sowie Tiere und Pflanzen (5 %). Hauptlieferanten dieser Importgüter sind Frankreich (18 %), Spanien (12 %), Italien (7 %), Deutschland (6 %), Russland (6 %), Saudi-Arabien (5 %) und die VR China (4 %).

Seit 2012, dem Jahr der Eröffnung des Renault-Werks in Tanger im Norden von Marokko, stiegen die Ausfuhren der Automobilindustrie stetig. Im Jahr 2015 exportierte diese Waren im Wert von 4,45 Mrd. EUR (im Jahr 2014 waren es 3,8 Mrd. EUR), vor Phosphatprodukten mit 4,1 Mrd. EUR und Landwirtschaft und Fischerei mit 3,9 Mrd. EUR. Die Ausfuhren der Textil- und Lederindustrie beliefen sich im Jahr 2013 auf 2,8 Mrd. EUR. In diesem Jahr exportierte das Offshoring und der Elektronikbereich jeweils 0,7 Mrd. EUR. Die junge Luftfahrtindustrie exportierte im Jahr 2014 Waren im Wert von 0,7 Mrd. EUR.[66]

Seine defizitäre Handelsbilanz kann das Land durch Überweisungen der im Ausland tätigen Marokkaner sowie durch steigende Einnahmen aus dem Tourismus teilweise ausgleichen. Allein in Europa leben ca. 2,5 Millionen marokkanische Arbeitsemigranten, die durch ihre Überweisungen für eine Devisenzufuhr von etwa 5 Milliarden Euro sorgen. Im Jahr 2013 wurde Marokko von fast 10 Millionen Touristen besucht. Dies brachte 5,2 Mrd. EUR ins Land.[67]

Staatshaushalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 23,9 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 22,9 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,1 % des BIP.[49]

Die Staatsverschuldung betrug 2009 49,7 Mrd. US-Dollar oder 54,1 % des BIP.[49]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verkehrswege sind vor allem im Nordwesten gut ausgebaut. Das Straßennetz umfasst 62.000 km, ca. die Hälfte ist asphaltiert. Über 1677 km sind Autobahnen. Im Bereich der Großstädte sind die Straßen zum Teil überlastet.

Das vom Ministère de l’Equipement, du Transport et de la Logistique unterhaltene Straßennetz wird in vier Kategorien klassifiziert: Autobahnen, Nationalstraßen, Regionalstraßen und Provinzialstraßen.[70]

Schienenverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Schienenverkehr in Marokko

Die Eisenbahn wird von der staatlichen Office National des Chemins de Fer (ONCF) betrieben. Das Rückgrat des Eisenbahnnetzes (2109 Kilometer Streckenlänge[71]) bildet die Strecke von Oujda an der algerischen Grenze über Fes und Casablanca nach Marrakesch, von der mehrere Stichbahnen abzweigen. Über 1000 km der Eisenbahn sind elektrifiziert. Es sind zwei TGV-Linien zwischen Tanger und Agadir und zwischen Casablanca und Oujda geplant, die bis zum Jahr 2030 in Betrieb gehen sollen.[72] Die erste Etappe, die LGV Tanger–Kenitra, soll im Frühjahr 2018 eröffnet werden. Im Schienengüterverkehr ist der Transport von Phosphat zu den Häfen am Atlantik mit etwa 27 Millionen Tonnen bedeutsam.[73]

Luftverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch Liste der Flughäfen in Marokko

Marokko besitzt ein gut ausgebautes Flugnetz mit 15 internationalen Flughäfen und einer Vielzahl kleiner nationaler Flughäfen. Führender Flughafen ist Casablanca. Der für den Tourismus wichtigste Flughafen ist Agadir. Führende Airline ist die staatliche Royal Air Maroc. Betrieben werden die Flughäfen durch die Office National des Aéroports (ONDA).

Schiffsverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Tanger entstand 2006–2007 eines der größten Hafenprojekte des Mittelmeerraumes, unter anderem ein Tiefwasser-Containerterminal. Neben dem Containerhafen entstand ein Fährhafen für 5 Millionen Passagiere und 500.000 Fahrzeuge im Jahr, Terminals für Schüttgut, Stückgut, Öl- und Gasterminals. Konkurrent für den Umschlag zwischen Europa und Nordafrika und dem Mittelmeerraum sowie den Golfstaaten Richtung Nordamerika ist der gegenüber gelegene europäische Hafen Algeciras in Spanien.

Bildungswesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lesefähigkeit der erwachsene Bevölkerung Marokkos 1980-2015

Der Schulbesuch ist seit 1963 für 5- bis 13-Jährige obligatorisch und wurde 2002 auf die bis zu 15-Jährigen erweitert. Die Einschulungsquote beträgt 92 %, von den 15-Jährigen besucht jedoch nur noch die Hälfte die Schule. So sind noch etwa knapp 30 (so die offizielle Schätzung) bis 45 % der über 15-Jährigen vor allem in ländlichen Regionen Analphabeten, darunter weitaus mehr Frauen als Männer.[74] Der Unterricht erfolgt in den beiden ersten Schuljahren ausschließlich in arabischer Sprache, danach werden Mathematik und Naturwissenschaften in französischer Sprache unterrichtet.

Etwa seit dem Jahr 2000 wurden die Bildungsanstrengungen stark erhöht. Das Bildungsbudget übersteigt seither das vieler anderer arabischer Staaten, jedoch gilt die Effizienz nach Analysen der Weltbank immer noch als sehr gering. Die Abbrecherquote in der Sekundarstufe ist hoch; weniger als 15 Prozent der Schüler erreichen das Abitur. Marokko bildete 2003 mit Jemen und dem Irak nach Weltbankanalysen die Schlussgruppe bei einem Ranking der Schulleistungen in den arabischen Ländern. In Mathematik und Naturwissenschaften stellte Marokko 2003 das absolute Schlusslicht im Vergleich arabischer Länder dar.[75] Ein Schwerpunkt der Bildungsanstrengungen wurde seither auf die Informatikausbildung gelegt. Doch sind auch die neugegründeten Schulen und Hochschulen unterfinanziert. Es fehlt an Computern, Lehrbüchern und Plätzen für Praktika; die Fachrichtungsstruktur geht z. T. am Bedarf vorbei, so dass zahlreiche Absolventen der Sekundarschulen und Hochschulen nur schwer eine angemessene Beschäftigung im Land finden.

Die Ursachen dieser Schwächen sieht die Weltbank vor allem in der quantitativ und qualitativ unzureichenden Primarschulbildung, zu der der mit hohen Kosten modernisierte Überbau des Sekundarschulwesens und der Hochschulen in einem Missverhältnis steht, sowie in einer traditionalistischen pädagogischen und didaktischen Ausbildung, zentralistischen Entscheidungsstrukturen und einer fehlenden Evaluation.[76] Dementsprechend ist das berufsbildende Schulwesen nur schwach entwickelt; es fehlt an praktischen Ausbildungsmöglichkeiten.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokkanische Schriftsteller[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Marokko gilt bis heute als beliebter Schauplatz für Historien- und Bibelverfilmungen. Viele namhafte Regisseure, darunter Ridley Scott (Gladiator, Königreich der Himmel) und Franco Zeffirelli (Jesus von Nazareth) haben hier ihre Filme gedreht. Auch wurde hier zwischen 1993 und 2001 die 13-teilige TV-Serie Die Bibel produziert. Viele der Einwohner von Ouarzazate, Aït-Ben-Haddou und der unmittelbaren Umgebung sowie deren Familien leben von der Filmindustrie, da sie bei der Produktion oft für die authentische Komparserie sorgen.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mahi Binebine: Die Engel von Sidi Moumen. Roman aus Marokko. Lenos, Basel 2011 und 2014, ISBN 978-3-85787-447-5 (Roman über marokkanische Jugendliche in Casablanca, die von Islamisten instrumentalisiert werden)
  • Stephen O. Hughes: Morocco Under King Hassan. Ithaca Press, Reading, Mass. 2001, ISBN 0-86372-285-7.
  • Richard Pennell: Morocco Since 1830. A History. Hurst, London 2000, ISBN 1-85065-426-3.
  • François Maher Presley: Mein Marokko. Hg. von Peter Bergmann. in-Cultura.com, Hamburg 2011, ISBN 978-3-930727-24-7.
  • SympathieMagazine: Marokko verstehen. Studienkreis für Tourismus und Entwicklung e. V., ISBN 978-3-9810102-2-0
  • John Waterbury: The Commander of the Faithful. The Moroccan Elite, A Study in Segmented Politics. Weidenfeld and Nicolson, London 1970, ISBN 0-297-00019-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Wiktionary: Marokko – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Marokko – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Marokko – Reiseführer
 Wikisource: Marokko – Quellen und Volltexte
 Wikimedia-Atlas: Marokko – geographische und historische Karten

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/MAR
  2. World Economic Outlook Database, April 2012 des Internationalen Währungsfonds
  3. ahk.de
  4. ahk.de
  5. Human Development Report Office: Morocco – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 24. Oktober 2014.
  6. Walter M. Weiss: Die arabischen Staaten. Palmyra Verlag, 2007.
  7. Michel Thevent, Rae Vernon, Patrick Bergier: The Birds of Morocco. BOU Checklist N0. 20. 2003. British Ornithologists’ Union & British Ornithologists’ Club, London 2003, ISBN 0-907446-25-6.
  8. Zahlenangeben für 2000 nach: Britannica Book of the Year 2014. Encyclopaedia Britannica, 2014, S. 676
  9. Malika Oufkir: Die Gefangene. Ein Leben in Marokko. Ullstein, Berlin 2003, ISBN 978-3-548-36249-6, Seite 151
  10. Hein de Haas: Marokko. (PDF; 318 kB). In: Focus Migration. Länderprofil Nr. 16, Hamburg 2009, S. 1.
  11. Markus Porsche-Ludwig, Jürgen Bellers (Hrsg.): Handbuch der Religionen der Welt. Bände 1 und 2, Traugott Bautz, Nordhausen 2012, ISBN 978-3-88309-727-5, S. 834.
  12. Bundeszentrale für politische Bildung, Abruf 15. Januar 2016
  13. Bundeszentrale für politische Bildung, Abruf 15. Januar 2016
  14. Beat Stauffer: Wanderbewegungen in Marokko. Die Einwanderung ins Auswandererland. In: NZZ. 4. Februar 2014.
  15. Zuwanderung und Transitmigration. Bundeszentrale für politische Bildung, 1. Februar 2009.
  16. marokko.info
  17. nach Frankreich: https://history.state.gov/about/faq/first-to-recognize-US
  18. https://history.state.gov/about/faq/when-first-non-European-treaty
  19. Aus Le Monde diplomatique - Marokko in der Hand des Königs, Le Monde diplomatique, 13. Oktober 2016, zugänglich auf taz.de
  20. Alexander Göbel: Tausende fordern demokratische Reformen – Marokkaner demonstrieren am „Tag der Würde“. tagesschau.de, 21. Februar 2011, archiviert vom Original am 16. November 2012, abgerufen am 25. Dezember 2015.
  21. 98 Prozent für Verfassungsreform. Archiviert vom Original am 16. November 2012, abgerufen am 25. Dezember 2015.
  22. Neuer Ministerpräsident Marokkos. Abgerufen am 29. November 2011.
  23. Morocco sets November 25 for vote. Bikya Masr, 17. August 2011, abgerufen am 25. November 2011 (englisch).
  24. Daniel Silva: Morocco votes in first election since reforms. AFP, 25. November 2011, abgerufen am 27. November 2011 (englisch).
  25. Spiegel Online: Konservative gewinnen, Islamisten sprechen von Betrug. 9. September 2007.
  26. img268.imageshack.us
  27. Marokkos Islamisten versprechen nach Wahlsieg einen Wandel. tagesschau.de, 26. November 2011, archiviert vom Original am 27. November 2011, abgerufen am 27. November 2011.
  28. Islamist party claims victory in Morocco vote. Al Jazeera English, 26. November 2011, abgerufen am 27. November 2011 (englisch).
  29. Moroccans vote in modest numbers for elections. msnbc, 25. November 2011, abgerufen am 2. Dezember 2011 (englisch).
  30. Projections de la population totale par groupe d’âge et sexe. Royaume de Maroc - Haut-Commission du Plan, abgerufen am 2. Dezember 2011 (französisch).
  31. psephos.adam-carr.net: Ergebnisse 2011
  32. psephos.adam-carr.net: Ergebnisse 2016
  33. Ergebnisse der Wahlkommission Marokkos
  34. AMNESTY REPORT 2010 MAROKKO UND WESTSAHARA
  35. Marokko: Hochzeit mit Rückgaberecht. In: Der Spiegel. 50/2014, S. 94.
  36. Beat Stauffer: Neue Sittenwächter im Kampf gegen ein altes «Laster». In: nzz.ch. 7. März 2008, abgerufen am 15. Februar 2015.
  37. Ute Müller: Marokko greift gegen Homosexuelle durch. In: welt.de. 28. März 2009, abgerufen am 15. Februar 2015.
  38. Marokko nach 33 Jahren wieder in der Afrikanischen Union Die WELT, 30. Januar 2017
  39. Répartition du Budget des Forces Armées Royales.
  40. The Islamization of Morocco. The Weekly Standard, 2. Oktober 2006, abgerufen am 12. Juli 2012 (englisch).
  41. Militär International — Marokko (Österreichs Bundesheer)
  42. Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: @1@2Vorlage:Toter Link/bevoelkerungsstatistik.deMarokko: Die wichtigsten Orte mit Statistiken zu ihrer Bevölkerung. World Gazetteer
  43. maghrib.ch Das US-amerikanisch-marokkanische Freihandelsabkommen wurde im Juli 2004 vom US-Senat ratifiziert.
  44. Matthias Kaspers: Freihandelszone mit der EU: Marokko als Vorzeigemodell der transmediterranen Partnerschaft. Konrad-Adenauer-Stiftung, Februar 2014.
  45. Radiokolleg - Die Erforschung des Mondes: Von Mythen, Meteoriten und Raketen (1). Christa Nebenführ. Radio Ö1 3. August 2015. oe1.orf.at (Meteorit Oued Awlitis 001) (7 Tage nachhörbar)
  46. Windparks in Marokko. Saharawind. Abgerufen am 19. März 2014.
  47. Production de l'Electricité. Office National de l’Electricité et de l’Eau Potable (ONEE), abgerufen am 18. April 2015 (französisch).
  48. a b Chiffres Clés à fin 2013. ONEE, abgerufen am 18. April 2015 (französisch).
  49. a b c d e The World Factbook. CIA, abgerufen am 16. April 2015 (englisch).
  50. The Jorf Lasfar power station, Morocco. Abgerufen am 21. April 2015.
  51. MedRing: Building an interconnected system across three continents. Global Transmission Report, 2. März 2009, abgerufen am 16. April 2015 (englisch).
  52. T. Kousksou u. a.: Morocco's strategy for energy security and low-carbon growth. In: Energy. 84, 2015, S. 98–105, doi:10.1016/j.energy.2015.02.048.
  53. Der größte Windpark Afrikas entsteht
  54. Analysis: Suppliers line up for Morocco's 850MW wind tender. In: Windpower Monthly. 18. März 2014. Abgerufen am 18. März 2014.
  55. Ende der Klimakonferenz: Kohle-Ausstieg, Sueddeutsche Zeitung, 18. November 2016
  56. Alexandra Endres: Die Sonne geht, der Strom kommt trotzdem, Zeit online, 18. November 2016, abgerufen am 21. November 2016
  57. Medico International: „Westsahara: Raubfischerei durch die EU“
  58. Fluchtursache Reichtum. Bodenschätze, Armut und die Bewegungen der Migration im westlichen Afrika bei medico.de
  59. gtai.de
  60. TOURISME - Thèmes - Données ouvertes - Maroc. In: www.data.gov.ma. Abgerufen am 11. Juni 2016.
  61. Meldung nzz.ch, 17. März 2014, abgerufen am 17. März 2014.
  62. Tausendundein Plan. In: Der Spiegel. 4/2010.
  63. Die Tourismusbranche in Afrika Abgerufen am 26. Februar 2013.
  64. gtai.de
  65. TOURISME - Thèmes - Données ouvertes - Maroc. In: www.data.gov.ma. Abgerufen am 11. Juni 2016.
  66. Les données publiques de l'Administration Marocaine - Open Data Maroc. In: www.data.gov.ma. Abgerufen am 11. Juni 2016.
  67. TOURISME - Thèmes - Données ouvertes - Maroc. In: www.data.gov.ma. Abgerufen am 11. Juni 2016.
  68. Fischer Weltalmanach. Fischer, Frankfurt, M. 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
  69. Education statistics: Morocco. (PDF; 48 kB) Auf childinfo.org
  70. Réseau routier du royaume
  71. Trains Grandes Lignes. Abgerufen am 18. November 2015.
  72. Siehe www.oujdacity.net, «L’ONCF à l’heure du TGV», 16. Dezember 2007; eine schlechte deutsche Übersetzung ist verfügbar. Abgerufen am 11. Januar 2011.
  73. Siehe Website der marokkanischen Eisenbahn ONCF, “Phosphate activity”. Abgerufen am 11. Januar 2011.
  74. Auswärtiges Amt: Länderinfo Marokko, Abruf 29. Juni 2015.
  75. Why Some MENA Countries Did Better than Others, Weltbank-Report, S. 165 ff. (PDF, 524 kB) Zugriff 18. Juni 2013.
  76. Weltbank-Report, S. 179 ff.


Koordinaten: 31° N, 8° W