Malediven

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
ދިވެހިރާއްޖޭގެ ޖުމްހޫރިއްޔާ
Dhivehi Raajjeyge Jumhooriyyaa
Republik Malediven
Flagge der Malediven
Wappen der Malediven
Flagge Emblem
Amtssprache Dhivehi
Hauptstadt Malé
Staatsform Republik
Regierungssystem Präsidialsystem mit beträchtlichem Einfluss des Präsidenten
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident
Abdulla Yameen
Fläche 298[1] km²
Einwohnerzahl 344.023 (Stand 2014[2])
Bevölkerungsdichte 1.102 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2007[3]
  • 2841 Mio. US-Dollar (187.)
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 8731 US$ (153.)
Index der menschlichen Entwicklung 0,698 (103.)[4]
Währung Rufiyaa (MVR)
Unabhängigkeit 26. Juli 1965
(vom Vereinigten Königreich)
Nationalhymne Gavmii mi ekuverikan matii tibegen kuriime salaam
Zeitzone UTC+5
Kfz-Kennzeichen MV
ISO 3166 MV, MDV, 462
Internet-TLD .mv
Telefonvorwahl +960
Ägypten Tunesien Libyen Algerien Marokko Mauretanien Senegal Gambia Guinea-Bissau Guinea Sierra Leone Liberia Elfenbeinküste Ghana Togo Benin Nigeria Äquatorialguinea Kamerun Gabun Republik Kongo Angola Demokratische Republik Kongo Namibia Südafrika Lesotho Swasiland Mosambik Tansania Kenia Somalia Dschibuti Eritrea Sudan Ruanda Uganda Burundi Sambia Malawi Simbabwe Botswana Äthiopien Südsudan Zentralafrikanische Republik Tschad Niger Mali Burkina Faso Jemen Oman Vereinigte Arabische Emirate Saudi-Arabien Irak Iran Kuwait Katar Bahrain Israel Syrien Libanon Jordanien Zypern Türkei Afghanistan Turkmenistan Pakistan Griechenland Italien Malta Frankreich Portugal Spanien Kanaren Kap Verde Mauritius Réunion Mayotte Komoren Seychellen Madagaskar São Tomé und Príncipe Sri Lanka Indien Indonesien Bangladesch Volksrepublik China Nepal Bhutan Myanmar Kanada Dänemark (Grönland) Island Mongolei Norwegen Schweden Finnland Irland Vereinigtes Königreich Niederlande Belgien Dänemark Schweiz Österreich Deutschland Slowenien Kroatien Tschechische Republik Slowakei Ungarn Polen Russland Litauen Lettland Estland Weißrussland Moldawien Ukraine Mazedonien Albanien Montenegro Bosnien und Herzegowina Serbien Bulgarien Rumänien Georgien Aserbaidschan Armenien Kasachstan Usbekistan Tadschikistan Kirgisistan Russland Vereinigte Staaten Malediven Japan Nordkorea Südkorea Republik China (Taiwan) Singapur Australien Malaysia Brunei Philippinen Thailand Vietnam Laos Kambodscha IndienMaldives on the globe (Afro-Eurasia centered).svg
Über dieses Bild
Maldives DE.png

Die Malediven (amtlich Republik Malediven, Dhivehi ދިވެހިރާއްޖޭގެ ޖުމްހޫރިއްޔާ, Dhivehi Raajjeyge Jumhooriyyaa) sind ein islamischer Inselstaat im Indischen Ozean westlich von Sri Lanka und bestehen aus mehreren Atollen und 1196 Inseln, von denen 220 von Einheimischen bewohnt und 87 weitere für touristische Zwecke genutzt werden. Zudem ist das Land Gründungsmitglied der SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation).

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage der Malediven im Indischen Ozean

Die Malediven sind eine Kette (der Name „Malediven“ bedeutet „Inselkette“, vgl. Mala) von 19 Inselgruppen im Indischen Ozean, südwestlich von Indien und Sri Lanka. Sie erstrecken sich über 871 Kilometer in Nord-Süd-Richtung bis kurz südlich des Äquators. Die Inseln sind verteilt auf 26 Atolle mit Korallenriffen.[5] Sie liegen, wie die Lakkadiven, auf dem maledivischen Rücken. Dieser wird als abgekippte und gesunkene Randscholle der indischen Landmasse angesehen. Die Malediven sind nicht, wie beispielsweise Hawaii, vulkanischen Ursprungs. Insgesamt sind von den 1196 Inseln nur 220 Inseln bewohnt. Die Inseln liegen alle rund 1 Meter (m) über dem Meeresspiegel, was sie besonders anfällig für den stetig ansteigenden Meeresspiegel macht. Die höchste Erhebung mit 2,4 m befindet sich auf der Insel Vilingilli im Addu-Atoll.[5]

Die nahe gelegenen Riffe bieten den einzigen Schutz vor den manchmal heftigen Monsunstürmen. Die Inseln sind mit Palmen und Brotfruchtbäumen bewachsen und von Sandstränden und klaren Lagunen umgeben.

Die Malediven lassen sich in Inseln für Einheimische („local islands“) und Inseln für Touristen unterscheiden (wie Kuramathi, Bandos, Vabbinfaru oder Meerufenfushi). Malediver sind auf den Touristeninseln nur als Personal zugelassen. Seit 2009 ist es für Touristen möglich, auch auf Einheimischeninseln zu urlauben.[6]

Ein Drittel der maledivischen Bevölkerung lebt auf der Hauptinsel Malé, die zugleich einzige richtige Stadt der Malediven ist. Malé ist eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt: Auf gerade einmal 5,7 Quadratkilometern drängt sich Hochhaus an Hochhaus, um über 134.000 Menschen zu beherbergen. Aus diesem Grund wurde 1997 eine Planung begonnen, um rund drei Kilometer entfernt von Malé durch Landgewinnung eine neue Insel zum Wohnen und Arbeiten zu schaffen. Die Insel Hulhumalé soll mit Abschluss der Phase 1 von rund 60.000 Menschen bevölkert sein.

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Malediven haben im meist ruhigen Indischen Ozean ein sehr konstant warmes, tropisches Klima bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturen fallen selbst nachts selten unter 25 Grad.

Prägend für das Klima sind der Südwest-Monsun von Mai bis Oktober und der Nordost-Monsun von November bis April. Der Südwest-Monsun bringt normalerweise im Juni und Juli Wind und intensivere Niederschläge. Als beste Reisezeit gelten die Monate November bis April.

Malé
Klimadiagramm
J F M A M J J A S O N D
 
 
114
 
30
26
 
 
38
 
31
26
 
 
74
 
31
26
 
 
123
 
32
27
 
 
219
 
31
26
 
 
167
 
31
26
 
 
150
 
31
26
 
 
176
 
30
26
 
 
199
 
30
25
 
 
194
 
30
25
 
 
231
 
30
25
 
 
217
 
30
25
Temperatur in °CNiederschlag in mm
Quelle: WMO
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Malé
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Max. Temperatur (°C) 30,3 30,7 31,4 31,6 31,2 30,6 30,5 30,4 30,2 30,2 30,1 30,1 Ø 30,6
Min. Temperatur (°C) 25,7 25,9 26,4 26,8 26,3 26,0 25,8 25,5 25,3 25,4 25,2 25,4 Ø 25,8
Niederschlag (mm) 114,2 38,1 73,9 122,5 218,9 167,3 149,9 175,5 199,0 194,2 231,1 216,8 Σ 1.901,4
Sonnenstunden (h/d) 8 9 8 7 6 6 6 6 6 5 6 8 Ø 6,7
Regentage (d) 6 3 5 9 15 13 12 13 15 15 13 12 Σ 131
Wassertemperatur (°C) 27 27 28 29 29 28 28 27 27 28 28 27 Ø 27,8
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
30,3
25,7
30,7
25,9
31,4
26,4
31,6
26,8
31,2
26,3
30,6
26,0
30,5
25,8
30,4
25,5
30,2
25,3
30,2
25,4
30,1
25,2
30,1
25,4
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
114,2
38,1
73,9
122,5
218,9
167,3
149,9
175,5
199,0
194,2
231,1
216,8
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: WMO
Die Atolle Nord- und Süd-Malosmadulu
Blick aus der Luft

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 409.163 Einwohner (Schätzung Juli 2015)[7] der Malediven sind vorwiegend sunnitische Muslime.[5]

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die maledivische Sprache, Dhivehi, leitet sich vom mittelalterlichen Singhalesisch ab, ist aber inzwischen vollkommen eigenständig. Sie ist die einzige Amtssprache des Landes, in letzter Zeit gewinnt aber die arabische Sprache stark an Bedeutung.

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Islam ist die alleinige Staatsreligion. Religionsfreiheit wird ausdrücklich ausgeschlossen: Die öffentliche Religionsausübung jeder anderen Religion ist verboten und unterliegt strafrechtlicher Verfolgung. Das muslimische Glaubensbekenntnis ist Bedingung für die maledivische Staatsbürgerschaft, seit der Verfassungsrat im Dezember 2007 eine Verfassungsänderung verabschiedete (Artikel 9 Absatz D der neuen Verfassung). Auf dem aktuellen christlichen Weltverfolgungsindex der privaten Organisation Open Doors stehen die Malediven auf Platz 11 (Stand 2015, im Vergleich 2008: Platz 4, 2009: Platz 6, 2010: Platz 5, 2014: Platz 7).[8]

Nicht-Muslime werden diskriminiert und die gesellschaftliche Kontrolle ist enorm. Zum 1. Januar 2008 wurde vielen Staatsbürgern, die Christen sind, die Staatsbürgerschaft entzogen. Mehr als 700 Christen wurden so zu Staatenlosen. Kirchen sind verboten; der Import christlicher Literatur ist untersagt; Staatspräsident Mohamed Nasheed bat deutsche Islam-Gelehrte darum, ihm bei der Durchsetzung der Scharia auf den Malediven zu helfen.[9][10]

In Relation zur Einwohnerzahl hat die Terrororganisation Islamischer Staat nirgendwo so viele Anhänger wie auf den Malediven. Den ideologischen Nährboden hierfür bereiten unter anderem von Saudi-Arabien finanzierte radikale Prediger.[11]

Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Alphabetisierungsrate liegt bei 99 %. Auf jeder kleinen Insel gibt es Schulen, in denen die Kinder ab dem Alter von sechs Jahren Englisch und Dhivehi lesen und schreiben lernen sowie darüber hinaus das arabische Alphabet, um den Koran rezitieren zu können.

Die einzigen Schulen, in denen man die Hochschulreife erlangen kann, befinden sich in Malé. Zunehmend orientiert sich das Bildungssystem an der arabischen Welt, Hauptfach ist der Islam.

Gesundheitswesen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Hauptstadt Malé sind zwei Krankenhäuser vorhanden, ein privates (ADK) und ein öffentliches (IGMH). Beide Krankenhäuser sind verhältnismäßig gut ausgestattet. Kompliziertere chirurgische Behandlungen können dort jedoch nicht durchgeführt werden. Hier wird von vielen Maledivern eine Behandlung in Indien bevorzugt, sofern die finanziellen Mittel vorhanden sind.

Die medizinische Versorgung und Betreuung der Bevölkerung auf den kleineren Inseln basiert weitgehend auf traditionellen Behandlungsmethoden und ist aufgrund der stark zentralistisch ausgebauten Infrastruktur nur unzureichend. Einige Inseln besitzen Apotheken und „Medical Centers“, die aber in den wenigsten Fällen mit Ärzten besetzt sind. Die Insel Bandos im Nord-Malé-Atoll jedoch hat gleich zwei Ärzte ständig im Dienst: Einen GP (General Practitioner) und einen DMO (Diving Medical Officer, Taucharzt). Letzterer ist verantwortlich für die auf Bandos vorhandene Dekompressionskammer, in der Tauchunfälle behandelt werden können. In der Regel werden beide Dienstposten mit Ärzten aus dem deutschsprachigen Raum besetzt. Das Gleiche gilt für die Inseln Kuramathi (Rasdhoo-Atoll) und Villingili (Addu-Atoll).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Geschichte der Malediven

Über die Erstbesiedlung der Malediven sind in der wissenschaftlichen Literatur bis heute nur widersprüchliche Informationen zu finden. Eine Theorie besagt, dass die Besiedlung der Malediven ihren Anfang im 5. Jahrhundert v. Chr. nahm, als sich buddhistische Fischer aus Indien und von der Insel Ceylon auf den Inseln niederließen. Den archäologischen Untersuchungen von Thor Heyerdahl aus dem Jahr 1985 zufolge sind neben buddhistischen Tempeln auch Hinweise auf hinduistischen Glauben und auf Sonnenanbetungskulte zu finden. Heyerdahl glaubt, dass diese Religionen einen gewissen Zeitraum lang parallel existiert haben.[12]

Der Legende nach wurden die Malediven 1153 durch einen arabischen Reisenden zum Islam bekehrt. Die Malediven wurden sowohl von Sultanen als auch von einer Vielzahl von Sultaninnen regiert. Die bekannteste von ihnen war die Sultanin Khadeeja Rehendi Kabaidhi Kilege, die das Land im 14. Jahrhundert 35 Jahre lang regierte. Auch heute spielen Frauen eine große Rolle im öffentlichen Leben der Malediven. So sind die Hälfte der Studierenden, viele Geschäftsleute, Beamte und Minister Frauen.[13] Allerdings ist der matriarchale Einfluss bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei den muslimischen Minangkabau auf Sumatra.

1558 besetzten die Portugiesen die Inseln, sie wurden aber in einem acht Jahre andauernden Guerillakrieg durch Muhammad Thakurufaan 1573 wieder vertrieben. Erst im 17. Jahrhundert gelang es einem europäischen Land, die Inseln zu unterwerfen: Die Niederlande machten aus dem maledivischen Sultanat ein Protektorat, nachdem sie auch Ceylon besetzt hatten. Als die Niederlande 1796 Ceylon an die Briten verloren, gerieten auch die Malediven unter britischen Einfluss, sodass sie von 1887 bis 1965 britisches Protektorat waren.

1932 erhielten die Malediven ihre erste Verfassung von Sultan Mohammed Shamsudeen III. 1942 baute das Vereinigte Königreich einen Militärflugplatz auf der Insel Gan, der erst in den späten 1970er-Jahren von der Royal Air Force geräumt wurde. 1953 wurde die Republik ausgerufen. Daraufhin übernahm ein Verwandter des Sultans das Präsidentenamt. Nach einer Volksabstimmung wurde jedoch wieder das Sultanat eingeführt und Mohammed Farid Didi wurde erneut Sultan. Drei Jahre später, 1956, erhielten die Malediven innere Autonomie, jedoch errichteten die Briten weitere Militärflugplätze. 1963 gab Großbritannien die Inseln auf, behielt aber das Nutzungsrecht an den Militärflugplätzen. Die Malediven traten dem Colombo-Plan bei und wurden dann zwei Jahre später unabhängig.

Per Verfassungsänderung wurde 1968 das Sultanat in eine Republik umgewandelt und die über 250 Jahre lange Herrschaft der Didi beendet. Ibrahim Nasir wurde Staats- und Regierungschef. Ein Jahr später wurde die Republik unter dem Namen Malediven erneut ausgerufen. 1972 wurden die Ämter des Staatsoberhauptes und des Regierungschefs getrennt. Im gleichen Jahr öffnete sich das Land – zunächst langsam – für den Tourismus. Drei Jahre später wurde das Amt des Regierungschefs wieder abgeschafft und der Präsident übernahm dieses Amt. 1976 verließen die Briten das Land endgültig, da die 30-jährige Nutzungszeit der Militärflugplätze abgelaufen war. 1982 traten die Malediven dem Commonwealth of Nations bei. In der Hauptstadt Malé fand 1989 eine internationale Konferenz wegen der Bedrohung der Inseln durch den steigenden Meeresspiegel statt.

Von 1978 bis 2008 regierte Präsident Maumoon Abdul Gayoom das Land mit autoritärer Hand. Die Meinungs- und Pressefreiheit, sowie die bürgerlichen Rechte waren stark eingeschränkt, was auf internationale Kritik stieß. Im September 2003 kam es zu Massendemonstrationen, nachdem drei Häftlinge unter ungeklärten Umständen im Gefängnis starben. Präsident Gayoom versprach Reformen, das Rechtssystem sollte verändert, die Kompetenzen des Parlamentes erweitert werden. Am 25. September 2003 bestimmte ihn das Parlament einstimmig zum Präsidentschaftskandidaten, zwei Monate später wurde er mit 90,3 % der Stimmen zum sechsten Mal ins Amt gewählt.

Mitte August 2004 wurde der Ausnahmezustand auf den Malediven ausgerufen. Nach Angaben von Oppositionellen kamen hunderte Menschen nach Demonstrationen gegen das Regime des Präsidenten ins Gefängnis. Am 26. Dezember 2004 wurden zahlreiche Siedlungen und Touristenresorts auf den Inseln durch eine Flutwelle infolge des Seebebens im Indischen Ozean stark beschädigt oder zerstört. Anders als die an flachen Meeresbereichen gelegenen Küsten Sri Lankas, Indonesiens oder Indiens, wo Tsunamis ihre Kraft entwickeln können, blieben die meisten Atolle von größeren Zerstörungen verschont.

In der ersten demokratischen Mehrparteien-Wahl 2008 wurde Mohamed Nasheed zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Er trat 2012 infolge von öffentlichen Protesten und einer Meuterei der Polizei von seinem Amt zurück. Die Amtsgeschäfte wurden danach kommissarisch von Nasheeds Vizepräsidenten Mohammed Waheed Hassan bis 2013 weitergeführt. Bei der Präsidentschaftswahl 2013 wurde Abdulla Yameen, ein jüngerer Halbbruder des erwähnten Maumoon Abdul Gayoom zum neuen Präsidenten gewählt.

Nach Kritik des Staatenbundes an Regelungen zu Rechtsstaat und Menschenrechten traten die Malediven im Oktober 2016 aus dem Commonwealth of Nations aus.[14]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 28. Oktober 2008 wurde der Reformer Mohamed Nasheed zum ersten demokratisch legitimierten Präsidenten gewählt. Aufgrund der Festnahme des Vorsitzenden Richters des Strafgerichtshofs, Abdulla Mohamed, kam es Anfang 2012 zu Protesten und Forderungen des Obersten Gerichtshofs, ihn aus der Militärhaft freizulassen. Dem Richter wurde Fehlverhalten und die unzulässige Bevorzugung von Oppositionsvertretern vorgeworfen, nachdem er angeordnet hatte, einen Regierungskritiker freizulassen.[15] Am 6. Februar 2012 kam es gegen den Präsidenten zu einem Putschversuch. Meuterer aus Polizei und Demonstranten hatten den staatlichen Rundfunk besetzt. Nasheed gab darauf in einer Fernsehansprache seinen Rücktritt bekannt. Nach einem Regierungssprecher werde sein Stellvertreter Mohammed Waheed Hassan die Amtsgeschäfte vorläufig übernehmen.[16] Präsidentschaftswahlen wurden nach der maledivischen Verfassung für September 2013 terminiert.[17] Die Wahl wurde trotz anderslautenden Informationen für manipuliert erklärt. Die auf den 20. Oktober 2013 neu angesetzten Wahlen wurden am Tag der Wahl durch die Polizei verhindert.[18] Die Stichwahl wurde immer wieder verschoben. Schließlich fand eine Neuwahl am 9. November 2013 statt. Am 16. November 2013 wurde Abdulla Yameen nach der Auszählung der Stimmen zum Präsidenten erklärt.[19]

Verfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Januar 1998 trat eine neue Verfassung in Kraft. Regierungsform blieb die Präsidialrepublik. Der Staatspräsident und Regierungschef hat die uneingeschränkte Macht über die Exekutive. Er wird von einem Einkammerparlament, der Majilis, auf fünf Jahre gewählt. Die Majilis besteht aus 50 Mitgliedern, von denen 42 gewählt und acht vom Präsidenten eingesetzt sind. Nach der Wahl muss sich der Präsident noch einer Volksabstimmung stellen.

Regierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Malediven sind eine Präsidialrepublik mit erheblichem Einfluss des Präsidenten: Er ist Regierungschef und Verteidigungsminister; bis 2006 unterstanden ihm auch die Zentralbank und die Finanzen. Er führt Polizei, Armee, Küstenwache, Feuerwehr und Justiz. Eine Gewaltenteilung gibt es nicht. Die Präsidentschaftswahlen finden alle fünf Jahre statt; das Volk wählt dabei mit einfacher Mehrheit einen der zwei vom Parlament aufgestellten Kandidaten zum Präsidenten.

Mohamed Nasheed war seit den Neuwahlen im Oktober 2008 und dem Abschied des bisherigen Amtsinhabers Maumoon Abdul Gayoom am 10. November 2008 Staatsoberhaupt.[20] Gayoom war Präsident seit 1978 und damit der dienstälteste Staatschef Asiens. Bei seinen sechs siegreichen Präsidentschaftswahlen war er mitunter der einzige Anwärter auf das Amt, 2007 ernannte er sich ohne Rücksprache mit seiner Partei DRP bereits selbst zum Präsidentschaftskandidaten für die kommenden Wahlen. Der ehemalige Präsident Maumoon Abdul Gayoom ist auch an Ferienresorts beteiligt.[21]

Parteien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf den Malediven existiert eine seit 1998 erlaubte Opposition de facto erst seit dem Jahr 2005.

Im Juni 2005 stimmten die Abgeordneten der Madschilis einstimmig für einen Antrag, der die Etablierung eines Mehrparteiensystems ermöglichen soll.

Seither hat Präsident Gayoom fünf Parteien geduldet: seine eigene, alles dominierende DRP, die islamische AP, die kleinen Parteien MSDP und IDP, sowie die demokratische MDP (Maledivische Demokratische Partei). Insbesondere die Mitglieder der MDP, allen voran ihr damaliger Geschäftsführer und bis Februar 2012 als Präsident amtierende Mohamed Nasheed, sahen sich zum Teil erheblichen Repressionen und Einschränkungen ihrer politischen Arbeit ausgesetzt.[22]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis heute wird auf den Malediven nur der Islam als Religion geduldet. Am 7. August 2008 erließ Präsident Mohammed Abdul Gayoom eine neue Verfassung, die in Artikel 9, Absatz d) Personen, welche nicht muslimisch sind, die Aufnahme als neue Staatsbürger verwehrt. Dies gilt jedoch nicht für Personen, die auf den Malediven geboren wurden und deren Eltern bereits Staatsbürger sind, unabhängig von ihrer Religion.[10]

Menschenrechte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundrechte wie die Rede- und Meinungsfreiheit sind eingeschränkt; im Vorfeld und während politischer Kundgebungen werden auch friedliche Demonstranten festgenommen. Religionsfreiheit wird ausdrücklich ausgeschlossen.[23]

Im Juli 2003 veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über die Menschenrechtsverletzungen des Regimes von Präsident Gayoom, in dem dieses beschuldigt wird, Folter anzuwenden. Häftlinge würden geschlagen und getreten, sie müssten stundenlang in Handschellen gefesselt in der Sonne ausharren. Vor Gericht würden ihnen Anwälte verwehrt.

In maledivischen Gefängnissen sitzen nach wie vor zahlreiche politische Häftlinge ein. Die Herausgeber des unabhängigen Internetmagazins „Sandhaan“ wurden wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft verurteilt, unliebsame Politiker seien ebenso weggesperrt worden wie religiöse Führer oder Künstler. Gleichzeitig baute der ehemalige Präsident einstige Militärgebäude zu Gefängnissen aus – auf Inseln weit weg von den Luxushotels der Touristen.[23]

Das Commonwealth drohte 2016 mit der Suspendierung der Mitgliedschaft, falls keine Verbesserungen der Menschenrechtslage erfolgten. Die Regierung der Malediven beklagte sich über die ungerechte Behandlung und die Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten und kündigte den Austritt an.[14]

In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Angaben zur Flora und Fauna der Malediven fehlen völlig
Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst.

Umwelt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Boot auf dem Strand

Umweltschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jede touristisch genutzte Insel betreibt obligatorisch eine eigene Müllverbrennungsanlage und eigene Meerwasserentsalzungsanlagen. Der dazu benötigte Strom wird praktisch ausschließlich mit Dieselgeneratoren erzeugt. Metall- und Plastikabfälle der Hauptstadt Malé und einiger nahe gelegener Inseln werden gesammelt und auf der Müllinsel Thilafushi deponiert. Die allermeisten Inseln „entsorgen“ ihren Müll im Meer. So gibt es auch keine Einrichtung, um das Altöl der zahlreichen Boote oder Generatoren zu entsorgen. Der Bauschutt von Hotelbauten landet ebenfalls meist im Meer.

Umweltschutz ist auf den Malediven in der Praxis nicht vorhanden. Gesetze zum Umweltschutz gibt es zwar auf dem Papier, aber ihre Einhaltung wird nicht überwacht, Verstöße werden nicht geahndet. Beispielsweise darf die bebaute Fläche eines Resorts 20 % der Inselfläche nicht übersteigen. Die Praxis sieht ganz anders aus, was für den Besucher beim An- oder Abflug meist gut sichtbar wird. Die Regierung überprüft weder die Einhaltung der Baupläne, noch erfolgen Sanktionen betreffend der üblichen Korruption. Das Interesse der Regierung besteht in möglichst vielen ausgelasteten Touristenbetten. Die meisten neuen Hotelinseln sind durch „landscaping“ in die gewünschte Form gebracht. Dies geschieht durch „Ausbaggern“ und Sandpumpen, was ungeheure Schäden an den Riffen hervorruft. Auch Privatflughäfen für einzelne Resortketten, zum Beispiel Maamingili im Süd-Ari-Atoll, werden durch Aufschütten des Riffdaches gewonnen.

Schildkröte im Malediven-Atoll

Es ist verboten, Haie im Atollinneren zu fangen. Dies wird jedoch nicht überwacht, sodass die einst gewaltige Haipopulation der Malediven bis auf wenige Reste verschwunden ist. Haie werden nicht gegessen, sondern für den Export der Flossen nach Fernost gefangen und nach Abschneiden der Flossen (sogenanntes „Shark-Finning“) wieder ins Meer geworfen, wo sie qualvoll verenden. In zunehmendem Maße wird auf Rifffische wie Rote Schnapper und Zackenbarsche für die Luxusmärkte der Welt gefischt. Da es sich um standorttreue Fische handelt, ist deren Population gefährdet. Zum Rückgang des Fischbestandes trägt das auf allen Hotelinseln beliebte „Nachtfischen“ bei. Schildkröten sind zwar ebenfalls geschützt, nicht aber die Gelege, was zur Folge hat, dass die Malediven kaum noch Nachwuchs an Schildkröten hervorbringen. Insgesamt ist das Umweltbewusstsein auf den Malediven als nicht vorhanden zu bezeichnen.

Ende der 1990er-Jahre richtete die maledivische Regierung große Gebiete als Meeresnationalpark ein. In diesen Gebieten dürfen keine neuen Touristenunterkünfte errichtet werden. Da der alte Präsident Naesheed dem Bau weiterer Resorts zugestimmt hat, erhöht sich weiter der Druck auf die ohnehin schon stark beschädigte Natur. Außerhalb der Nationalparks nutzen die Menschen die Blöcke der Korallenriffe jedoch auch weiterhin zum Hausbau.[24] Zudem wird der industrielle Abbau der Riffe zur Landgewinnung (Erweiterung Flughafen, Hulumalé) weiterhin betrieben.

Umweltschützer aus aller Welt versuchen in der Bevölkerung ein Umweltbewusstsein zu entwickeln und der Zerstörung der Riffe Einhalt zu gebieten. Vor der Malediveninsel Ihuru legten die Wissenschaftler Tom Goreau und Wolf Hilbertz künstliche Korallenriffe mit Hilfe der Biorock-Technologie an.[25]

Problem der Klimaerwärmung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Inselstaat, dessen Staatsgebiet zu über 90 % aus Wasserflächen besteht und dessen Landgebiete sich überwiegend nicht mehr als einen Meter über den Meeresspiegel erheben, ist vom Klimawandel und dem damit einhergehenden weltweiten Anstieg des Meeresspiegels stark bedroht. Folgerichtig ist der maledivischen Regierung der Klimaschutz ein wichtiges Anliegen, und Malé entsendet zu praktisch jeder Klimaschutzkonferenz eine Delegation.

Präsident Mohamed Nasheed hat in diesem Zusammenhang ein wohl weltweit einmaliges Programm aufgelegt. Ein gewisser Prozentsatz des Staatshaushalts soll für den Erwerb eines neuen Landes verwendet werden. Vor dem Hintergrund der steigenden Meeresspiegel will der Inselstaat rechtzeitig mögliches Ausweichland für seine Bevölkerung erwerben. Im Gespräch sind Teile von Indien, Sri Lanka oder Australien.[26][27] Allerdings musste er kurz darauf zugeben, dass dem Land das dafür notwendige Geld fehlt.[28]

In medienwirksamen Aktionen versuchte Präsident Nasheed die Weltöffentlichkeit auf den drohenden Untergang seines Landes aufmerksam zu machen[29] und für das Ziel einer Begrenzung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre auf 350 ppm zu gewinnen. Bis 2006 kam es jedoch noch zu keinem Meeresspiegelanstieg, sondern sogar zu einem lokal fallenden Meeresspiegel. Ein solches lokales Phänomen, bei der ein lokaler Trend den weltweiten Trend überlagert, ist aber nur bei leichten Erwärmungen möglich.[30]

2016 kam es infolge der weltweiten Rekordtemperaturen zu einer starken Erwärmung des Meereswasser, die eine weitflächige Korallenbleiche in den Riffen um die Malediven auslöste. Von der Bleiche waren über 60 % der gesamten Riffe betroffen, wobei in manchen Regionen 90 % der Riffe ausbleichten. Zudem wurde ein erhöhtes Absterben der Korallen beobachtet.[31]

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 26 geographischen Atolle der Malediven mit insgesamt 1.196 Inseln sind in 19 Distrikte (Verwaltungsatolle) und 2 Städte gegliedert. Ein Dezentralisierungsplan von 2008, der die Errichtung von sieben Provinzen vorsah, wurde 2012 wieder aufgegeben. An ihrer Stelle wurden 2010 erstmals 189 Inselräte gebildet, in denen von der jeweiligen Bevölkerung gewählte Vertreter sitzen.

Verwaltungsgebiete (Verwaltungsatolle)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsatolle und Städte der Malediven
  1. Haa-Alif-Atoll
  2. Haa-Dhaalu-Atoll
  3. Shaviyani-Atoll
  4. Raa-Atoll
  5. Baa-Atoll
  6. Noonu-Atoll
  7. Lhaviyani-Atoll
  8. Alif-Alif-Atoll
  9. Alif-Dhaal-Atoll
  10. Kaafu-Atoll
  11. Vaavu-Atoll
  12. Faafu-Atoll
  13. Dhaalu-Atoll
  14. Meemu-Atoll
  15. Thaa-Atoll
  16. Laamu-Atoll
  17. Gaafu-Alif-Atoll
  18. Gaafu-Dhaalu-Atoll
  19. Gnaviyani-Atoll

Städte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bis 2010 galt nur die Hauptstadt als Stadt; ab dem 10. Januar 2011 wurde von der Regierung Addu City, eine Einheit von seit den 1940ern zusammenhängenden bewohnten Inseln an der Westküste des gleichnamigen Atolls (verwaltungstechnisch zuvor Seenu-Atoll), als Stadt anerkannt.[32]

  1. Malé
  2. Addu City

Größte Orte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malé, die Hauptstadt der Malediven

Nachfolgend die bevölkerungsreichsten Orte bzw. Inseln (Stand Zensus 2014):

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Malediven gehören zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl einige Wirtschaftszweige, besonders der Tourismus, sich schnell entwickeln. Das Bruttosozialprodukt (BSP) betrug 2009 1674 Mio. US-Dollar, das BSP pro Einwohner rund 4200 US-Dollar. Nach Angaben der Maledivischen Demokratischen Partei leben 42 % der Malediver von weniger als 1,17 US-Dollar am Tag. Der Tourismus hat viele Millionäre geschaffen. Durch die Preissteigerungen ist jedoch das Gros der Bevölkerung verarmt und an den Rand der Verelendung gebracht worden. Tausende Malediver bringen ihre Familien nach Indien, weil sie sich das Heimatland nicht mehr leisten können und die Kinder dort eine geregelte Schulausbildung bekommen.

Am 28. Januar 2016, legte die EU-Kommission ein Maßnahmenpaket zur Bekämpfung von Steuerflucht vor, bei dem unter anderem die Malediven auf der schwarzen Liste der Steueroasen auftauchen.[33]

Staatsunternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zahlreiche Unternehmen, gerade bei den Versorgungsunternehmen oder in Schlüsselindustrien, befinden sich im Besitz des maledivischen Staates. So sind die Versorger State Electric Company Limited und Male' Water & Sewerage Company, ebenso wie die Maldives Industrial Fisheries Company in Staatsbesitz.

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der Ankunft der ersten europäischen Reisegruppe auf den Malediven im Jahr 1972 wuchs der Tourismussektor des Landes schnell und stetig. 2015 trug der Tourismussektor 23,9 Prozent und der Transport- und Kommunikationssektor 18,3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, mehr als jeder andere Sektor.[34]

2015 besuchten 1,18 Millionen Touristen die Malediven, davon 608.600 aus Europa, 277.600 aus Asien, 190.700 aus Amerika, 53.900 aus dem Nahen Osten und 53.300 aus Afrika.[34] 30 Prozent der Touristen kamen 2015 aus China (359.514). 105.132 Touristen kamen aus Deutschland (8,5 Prozent), gefolgt von Großbritannien (92.775, 7,5 Prozent), Italien (65.616, 5,3 Prozent) und Indien (52.368, 4,2 Prozent). Aus der Schweiz wurden 31.293 Ankünfte gezählt (2,6 Prozent, Platz 10) und aus Österreich 18.981 (1,5 Prozent).[34]

Die meisten Hotels sind Resorts, oftmals auf Privatinseln gelegen.

Siehe auch Kategorie:Hotelinsel der Malediven

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptanbaukulturen des Agrarsektors sind Hirse, Maniok und Süßkartoffeln. Kokosnüsse werden für die Nahrungsmittel- und Kopra-Herstellung gesammelt. Der Fischfang, insbesondere von Thunfisch und Bonito, ist die traditionelle Stütze der Inselwirtschaft. Zu den lebenswichtigen Importen, vor allem aus Indien, gehören Nahrungsmittel (Reis), Bau- und Industriewaren und Brennstoffe zur Energieerzeugung. Viele der für die Tourismusbetriebe bestimmten Handelsgüter kommen per Luftfracht aus Südafrika oder den USA, da die näher gelegenen Nahrungsmittelerzeuger in Sri Lanka die benötigen Güter nicht oder nicht in konstanter Qualität liefern können.

Arbeitsmarkt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele der Angestelltenjobs, von Hotelmanagern und Architekten bis zu Wellnessbetreuern sind mangels eigener qualifizierter Arbeitskräfte von Ausländern besetzt. Barkeeper auf den Touristeninseln kommen meist aus anderen asiatischen Staaten wie Indien, Sri Lanka und Bangladesch. Unter der maledivischen Bevölkerung herrscht große Arbeitslosigkeit, weil ausländische Kräfte weitaus billiger sind (im Juli 2008 bekommt ein Bangladescher etwa 80 USD im Monat, für einen Malediver wäre der dreifache Lohn notwendig). Die Zahl der ausländischen Arbeiter wird auf 100.000 geschätzt (etwa 40 % der Bevölkerung), der größte Teil davon illegal. Abschiebungen sind wegen der großen Anzahl und der Korruption in den Behörden kaum mehr möglich.

Staatshaushalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Staatshaushalt umfasste 2014 Ausgaben von umgerechnet 1,15 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 960 Mio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 6 Prozent.[35]

Die Staatsverschuldung betrug 2014 rund 741 Mio. US-Dollar oder 72,8 % des BIP.[35][36]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Airtaxi MAT

Die größten und breitesten Straßen befinden sich auf der künstlichen Insel Hulhumalé, die über einen Damm mit der Flughafeninsel verbunden ist. Weiter gibt es in der Hauptstadt Malé, auf dem Addu-Atoll und der Insel Fuvamullah Straßen und Autos. Die Straßen von Malé sind verstopft von Autos und Motorrädern, obwohl die größte Ausdehnung der Stadt nur 1,8 Kilometer beträgt. Der Inter-Atollverkehr wird mit Booten und zunehmend mit Flugzeugen abgewickelt. Auf den Malediven gilt Linksverkehr.

Es gibt zwei internationale Flughäfen, nämlich den Malé International Airport auf der Insel Hulhulé in der Nähe der Hauptstadt Malé und den Gan International Airport auf Gan (Atoll Addu). Zudem gibt es mehrere Regionalflughäfen, und zwar auf Hanimaadhoo, Kaadedhdhoo und Kadhdhoo. Die längste Straße, die asphaltiert und mit Autos befahrbar ist, geht von Hithadhoo bis Gan im Addu-Atoll. Drei durch Dämme verbundene Inseln werden durchquert.

Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Museen und Monumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 2011 zerstörte ein religiöser Mob ein Monument mit einem eingravierten Bild von Buddha in ihm. 2012 wurden 35 unersetzliche buddhistische und hinduistische Artefakte aus dem Nationalmuseum der Malediven – das älteste aus dem 6. Jahrhundert vor Christus stammend – von Durchsetzern des Islamischen Rechts zerstört.[38] Ali Waheed, Direktor des Nationalmuseums, erklärte: „Die Kollektion wurde gänzlich, total zerschlagen.“ Die gesamte vorislamische Geschichte sei weg.[39] Unter den zerstörten Werken waren die Bohomala-Skulpturen, die Hanuman-Statuen und eine Skulptur des hinduistischen Wassergotts Makara. Die zwei Statuen mit fünf Gesichtern aus Male wurden ebenfalls brutal beschädigt. Dieser fünfgesichtige Mann war der einzige verbliebene archäologische Beweis einer buddhistischen Ära auf den Malediven und wurde ebenso zerstört, womit auch das kulturelle Erbe des Landes irreparabel geschädigt wurde. Hinzu kommt, dass die Korallensteine des Herrn Buddha vernichtet wurden.[40]

Rundfunk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Inseln der Malediven werden vom Staatssender Voice of Maledives vor allem über relativ leistungsschwache UKW- und Mittelwellensender mit Hörfunkprogrammen versorgt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hassan Ahmed Maniku: The Islands of Maldives. Novelty Printers & Publishers, Male 1983.
  • Hassan Ahmed Maniku: The Maldive Islands. A profile. Novelty Printers & Publishers, Male 1977.
  • Hassan Ahmed Maniku: Republic of Maldives. Department of Information and Broadcasting, Male 1980.
  • Mathilde Auguste Hedwig Fitzler: Die Malediven im 16. und 17. Jahrhundert. Ein Kapitel portugiesischer Kolonialgeschichte.. In: Zeitschrift für Indologie und Iranistik. Band 10, 1935-36, ISSN 0259-7918, S. 215–256 (online).
  • John M. Ostheimer: The Politics of the Western Indian Ocean Islands. Praeger, New York 1975, ISBN 978-0-275-28839-6.
  • Maldives Department of Tourism (Hrsg.): Maldives, a Nation of Islands. Media Transasia, Male 1983, ISBN 978-962-7024-03-3.
  • Subash Chawla: The new Maldives. Diana Agencies, Colombo 1986.
  • C. H. B. Reynolds: The Maldive Islands. In: Asian Affairs. Band 6, Nr. 1, 1975, ISSN 0092-7678, S. 37–43.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Wiktionary: Malediven – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Malediven – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikivoyage: Malediven – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistik der UN (PDF; 164 kB)
  2. Malediven. Auswärtiges Amt, 1. Januar 2014, abgerufen am 1. Juni 2016.
  3. World Economic Outlook Database, 2011. International Monetary Fund
  4. Maldives – Country Profile: Human Development Indicators. Human Development Report Office; abgerufen am 24. Oktober 2014
  5. a b c Daten aus dem CIA WorldFactBook. (englisch) abgerufen 5. April 2010
  6. Gehens Sie doch nach drüben. In: Die Zeit, Nr. 46/2009
  7. Population Overview per country: Maldives (2015). Weltbank, abgerufen am 14. Oktober 2016.
  8. Weltverfolgungsindex der Menschenrechtsorganisation Open Doors
  9. Benedikt Vallendar: Christen nur als Touristen erwünscht. In: Die Tagespost, 28. September 2010.
  10. a b presidencymaldives.gov.mv (PDF)
  11. Spiegel Online - 27. Februar 2016
  12. Thor Heyerdahl: Fua Mulaku: Reise zu den vergessenen Kulturen der Malediven, Bertelsmann. 1986. 
  13. römer.de
  14. a b Volker Pabst: Die Malediven verlassen das Commonwealth. Der Staatenbund hat wegen rechtsstaatlicher Mängel ein Aussetzen der Mitgliedschaft angedroht. Diesem Schritt kommt Male nun zuvor. In: Neue Zürcher Zeitung, 15. Oktober 2016, S. 5.
  15. Polizei-Meuterei stürzt Präsidenten der Malediven. Spiegel Online, 7. Februar 2012
  16. Nach Meuterei der Polizei: Präsident der Malediven tritt zurück.
  17. Auswärtiges Amt, Stand: April 2013.
  18. Malediven in der Krise- Polizei verhindert Neuwahl (MP3; 3,2 MB)
  19. Malediven: Ex-Präsident verliert Stichwahl
  20. unbekannt: President Mohamed Nasheed, The President’s Office. Abgerufen am 5. April 2010. 
  21. Erwin Koch: Schatten im Paradies, mare. Oktober/November 2007. 
  22. Maldives: Renewed repressive measures against the opposition, Amnesty International. 28. November 2006. Abgerufen am 10. Oktober 2007. 
  23. a b Malediven: Jahresbericht 2007. Amnesty International, 29. Oktober 2006, abgerufen am 10. Oktober 2007.
  24. malediven-reiseinfo.de
  25. mare.de
  26. n-tv.de
  27. Bericht zur geplanten Umsiedlung. Spiegel Online; abgerufen am 17. Oktober 2009
  28. Bericht zum „Kabinettstauchen“. Spiegel Online; abgerufen am 17. Oktober 2009
  29. Kabinett der Malediven tagt auf dem Meeresboden: Im Taucheranzug gegen den Klimawandel (Memento vom 20. Oktober 2009 im Internet Archive), tagesschau.de, Meldung vom 17. Oktober 2009, abgerufen 17. Oktober 2009
  30. S. Rahmstorf, H.J. Schellhuber: Der Klimawandel, 6. Auflage 2007, Verlag C.H.Beck oHG, München, ISBN 978-3-406-50866-0, S. 64
  31. More than 60% of Maldives' coral reefs hit by bleaching . In: The Guardian, 8. August 2016. Abgerufen am 9. August 2016.
  32. haveeru.com.mv
  33. Trend: EU will neue schwarze Liste von Steueroasen
  34. a b c Tourism Year Book 2016, Ministry of Tourism and Civil Aviation, abgerufen am 17. Februar 2017
  35. a b c d e The World Factbook
  36. Maldives Economic Update (PDF; 427 kB) Weltbank
  37. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten. Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  38. Francis, Krishan: Maldives Museum Reopens Minus Smashed Hindu Images. Associated Press (via Abcnews.go.com) 14. Februar 2012; abgerufen am 17. Februar 2012.
  39. Vandalism at Maldives Museum Stirs Fears of Extremism. In: New York Times, 14. Februar 2012; abgerufen am 15. Februar 2012
  40. Invaluable Hindu and Buddhist Statues Destroyed in Maldives by Extremist Islamic Group. Chakra News, 23. Februar 2012.

Koordinaten: 4° N, 73° O