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Ein russischer TV-Sender bot schwedischen Muslimen Geld für Randale - das muss uns Sorgen bereiten

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RINKEBY
Esaias BAITEL via Getty Images
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  • Ein russischer Fernsehsender bot in Schweden muslimischen Jugendlichen Geld an
  • Sie sollten für die Kamera Krawalle inszenieren
  • Dahinter könnte politische Interessen Russlands stehen

Mohammed waren die politischen Dimensionen dieses Angebots nicht klar.

Der muslimische Jugendliche aus dem Stockholmer Stadtteil Rinkeby wurde von einem russischen Kamerateam angesprochen: Die Journalisten boten ihm und seinen Freunden 400 schwedische Kronen (etwa 42 Euro) an, wenn sie "etwas Action für die Kamera" machen würden. Das berichtet der dänische Radiosender Radio24syv.

"Action", das sollte bedeuten: Randale. Dass Fernsehteams Geld dafür anbieten, Gewaltszenen nachzustellen, kommt immer wieder vor. Doch dieses Angebot hatte einen internationalen politischen Aspekt. Denn der Verdacht liegt nahe, dass hier außenpolitische Interessen Russlands im Spiel sind - und das sollte uns Sorgen bereiten.

In Rinkeby kommt es regelmäßig zu Krawallen

Rinkeby ist ein Stadtteil im Norden der schwedischen Hauptstadt Stockholm, der vor allem von Immigranten bewohnt wird. Mehrmals kam es dort zu Krawallen von Jugendlichen, zuletzt am 21. Februar dieses Jahres. Vermummte warfen Steine, zündeten Autos an und plünderten Geschäfte. Ein Polizist feuerte seine Waffe ab, verletze aber niemanden.

Nach Angaben der "Radio24syv"-Redakteurin Tinne Hjersing Knudsen gegenüber der Huffington Post fand die Begegnung zwischen den Jugendlichen und den Journalisten am Tag nach den Krawallen statt.

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Mohammed war nicht der richtige Name des Jugendlichen, denn er wollte nicht erkannt werden. "Während wir mit ihnen geredet haben, kam die Polizei auf uns zu", berichtete er Radio24syv über das Treffen mit den Journalisten.

"Wir wollten nicht tun, was das TV-Team von uns verlangte. Aber als die Polizei kam, sagten die Journalisten, dass wir diejenigen gewesen seien, die nach Geld gefragt hätten, um für Ärger zu sorgen."

Russland hat ein Interesse daran, Stimmung gegen Einwanderer zu machen

Von welchem russischen Sender das TV-Team kam, ist nicht bekannt. Doch es ist anzunehmen, dass politische Motive der Hintergrund für das Angebot an Mohammed und seine Freunde waren. Das Land versucht, durch Falschmeldungen und Propaganda Spannungen zwischen westlichen Staaten zu erzeugen.

Zu diesem Zweck betreibt die russische Regierung Nachrichtenseiten wie "Sputnik" und Fernsehsender wie "Russia Today", die ihre Meldungen in Englisch und anderen Sprachen verbreiten.

Gerade in Schweden hat Russland ein politisches Interesse daran, Stimmung gegen Einwanderer zu machen. Denn im nächsten Jahr werden die Reichstagswahlen stattfinden.

"Es ist möglich, dass die russische Regierung die politische Debatte in Schweden zugunsten bestimmter politischer Parteien beeinflussen will, die eine positive Sicht auf Russland haben", vermutete Flemming Splidsboel vom Dänischen Institut für Außenpolitik im Gespräch mit Radio24syv.

Ein Stimmungswandel gegen Immigranten würde die Schweden Demokraten stärken, eine rechtspopulistische Partei, die sich gegen Einwanderung wendet und gleichzeitig eine Politik der strikten Neutralität des Landes verfolgt.

Erstmals gibt es in Schweden eine Mehrheit für einen Nato-Beitritt

Russland hat ein starkes Interesse an einem Wahlerfolg der Schweden Demokraten. Russische Flugzeuge und U-Boote spielen Katz-und-Maus mit der schwedischen Luftwaffe und Marine. Aufgrund der zunehmenden militärischen Bedrohung durch Russland wurde in Schweden gerade die Wehrpflicht wieder eingeführt.

Gleichzeitig gibt es in dem skandinavischen Land eine Debatte über eine Annäherung an die Nato. Erstmals in der Geschichte des Landes gibt es daher in Umfragen eine Mehrheit für einen Beitritt des Landes zu dem Verteidigungsbündnis.

Bilder von randalierenden Muslimen in Rinkeby würden nicht nur die Schweden Demokraten stärken, sondern auch andere rechtspopulistische und Russland-freundliche Parteien in Europa, wie den Front National in Frankreich oder die AfD in Deutschland.

Mohammed versteht diese Zusammenhänge nicht. "Sie haben es nicht in den großen Kontext internationaler Politik gesetzt, in dem Russland versucht, falsche Informationen zu verbreiten und Spannungen im Westen zu erzeugen", erklärte die Redakteurin Knudsen in einer E-Mail gegenüber der Huffington Post.

Die Jugendlichen hätten nicht verstanden, warum es die Journalistin besonders interessierte, dass das Fernsehteam aus Russland stammte. Sie hätte aber eines verstanden: Die Berichterstattung über ihren Stadtteil ist sehr negativ.

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(ks)