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Das passiert im Gehirn von Menschen, die ständig jammern

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JAMMERN
Das passiert im Gehirn von Menschen, die ständig jammern. | iStock
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Es regnet, beim Bäcker sind die Croissants ausverkauft, die S-Bahn fährt einem direkt vor der Nase weg - von dem Moment an, wenn wir morgens aufstehen, finden wir jede Menge Gründe, uns zu beschweren.

"Na und, was soll’s?", werdet ihr jetzt vermutlich sagen. Den Frust rauszulassen und die negativen Gefühle nicht in sich reinzufressen, ist doch gut.

Ganz so stimmt das nicht. Denn Forscher haben inzwischen herausgefunden: Wer ständig jammert, geht damit nicht nur seinen Mitmenschen auf die Nerven. Permanentes Nörgeln hat auch stark negative Auswirkungen auf unser Gehirn.

1. Wer jammert, erzieht sein Gehirn zu negativen Gedanken

Ohne es zu merken, geben wir unserem Gehirn, wenn wir oft jammern, eine negative Grundrichtung vor.

Die wissenschaftliche Erklärung dafür lautet so: Um möglichst effizient zu arbeiten, legt das Gehirn Muster an, die später wieder abgerufen werden können. “Unser Gehirn ist voll mit Synapsen”, schreibt Wissenschaftsautor Steven Parton in einem Artikel auf dem Forschungs-Portal “Psych Pedia”.

“Diese sind durch kleine Zwischenräume voneinander getrennt. Immer, wenn wir einen Gedanken fassen, bilden die Synapsen untereinander Brücken, um die Information zu transportieren, die für den Gedanken notwendig ist.”

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Wenn dieselben Synapsen häufig miteinander kommunizieren, rücken sie näher zusammen, damit sie die Information schneller weitergeben können.

Das bedeutet: Wenn sich Gedanken und Gefühle oft wiederholen, neigt das Gehirn dazu, sie immer wieder abzurufen.

“Wenn wir über etwas nachdenken, gewinnt deshalb immer der Gedanke, der die kürzeste Strecke zurücklegen muss”, schreibt Parton. “Also der, der am schnellsten eine Brücke zwischen den Synapsen bilden kann.”

Wer also regelmäßig negative Gefühle hat, erzieht sein Gehirn gewissermaßen dazu, pessimistische Gedanken optimistischen vorzuziehen - schlicht, weil es sich für sie weniger anstrengen muss.

Auf diese Weise entstehen Gewohnheiten. Wenn wir morgens ein paar Male darüber geschimpft haben, dass uns die S-Bahn vor der Nase weggefahren ist, speichert das Gehirn ab: Morgens zur Arbeit fahren = Stress.

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Jeffrey Lohr, Psychologe an der Arkansas University, warnt vor massiven Auswirkungen: Nach einiger Zeit im Jammer-Modus seien die Synapsen so vernetzt, dass die Gedanken automatisch in die negative Richtung gingen.

2. Jammern macht vergesslich

Forscher der Stanford University haben in einer Studie nachgewiesen, dass Jammern den Hippocampus zum Schrumpfen bringt. Er ist Teil des limbischen Systems und für das Gedächtnis zuständig.

Bei Alzheimer-Erkrankungen etwa wird dieser Teil des Gehirns als erstes geschädigt. Wer viel jammert, wird also vergesslicher.

3. Jammern setzt den Körper unter Stress und erhöht das Risiko für bestimmte Krankheiten

Wenn das Gehirn negative Gefühle verarbeiten muss, sendet es Alarmsignale an den Körper aus. Der reagiert, indem das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet wird.

Häufiges Nörgeln erhöht also auf Dauer den Cortisolspiegel. Das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes und andere Leiden steigt. Auch Depressionen und Burnout können die Folge eines zu hohen Cortisolspiegels sein.

Außerdem schwächt zu viel Stress das Immunsystem und kann zu Schlafstörungen bis hin zu Schlaflosigkeit führen.

4. Wer viel jammert, gefährdet damit auch die Gesundheit seiner Mitmenschen

Laut Robert Sapolsky, Neurologieprofessor an der Stanford University, setzt ein häufig nörgelnder Mitarbeiter die anderen Kollegen gleichermaßen unter Stress.

Es reiche schon, einem Kollegen eine halbe Stunde beim Jammern zuzuhören, um das Stresslevel stark zu erhöhen.

Die gute Nachricht: Positive Gedanken haben eine ebenso große Wirkung auf das Gehirn wie negative. Wer dankbar und optimistisch durchs Leben geht, senkt laut Wissenschaftlern der University of California sein Cortisollevel um 23 Prozent.

“Dankbarkeit kann erstaunliche und langanhaltende Effekte auf das Leben eines Menschen haben”, schreibt der Psychologe Robert. A. Emmons zu der Studie.

“Positive Gedanken können den Blutdruck senken, das Immunsystem stabilisieren und für einen besseren Schlaf sorgen.”

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(lm)