Totenkopf (Symbol)

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Der Schädel mit gekreuzten Knochen ist das traditionelle Piktogramm für Gift.

Der Totenkopf (auch Totenschädel) ist ein in der abendländischen Kultur übliches figürliches, grafisches bzw. skulpturelles Symbol, das aus der Darstellung eines menschlichen Kopfskeletts (Schädel) meist frontal, seltener im Profil mit oder ohne Unterkiefer besteht. Zum Teil können der Darstellung des Kopfskeletts noch weitere menschliche Skelettteile hinzugefügt werden, besonders häufig sind zwei gekreuzte Oberschenkelknochen, die unter oder hinter dem Schädel dargestellt werden.

Der Totenkopf dient im Allgemeinen der Symbolisierung oder gar Androhung von physischer Lebensgefahr und Tod, der Vergänglichkeit menschlichen Lebens im Vergleich zur unsterblichen Seele sowie der gesamten physikalischen Welt im Vergleich zu geistlichen Werten, die durch die Religion verkörpert werden.

Christentum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Darstellungen menschlicher Skelettteile wurden bei christlichen Grabskulpturen zur Symbolisierung der Vergänglichkeit menschlichen Lebens sowie der irdischen Werke und Güter eingesetzt (siehe auch Vanitas-Symbole). Oftmals wurden dabei weitere Symbole von Verwesung und Untergang hinzugefügt, wie die Darstellung von Schlangen oder Insekten (siehe auch: Todessymbolik, Memento mori).

Militär[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Seekriegsführung der Frühen Neuzeit kam bei Freibeutern als Piratenflagge der Jolly Roger zum Einsatz, der als Todesdrohung und als Aufforderung zur Übergabe eines Schiffes auch einen Totenkopf oder die Darstellung weiterer Skelettteile einsetzte.

Bei einigen Heereseinheiten im 18. Jahrhundert kam die Sitte auf, ein Totenkopfsymbol als Abzeichen an der Uniform zu verwenden, wie bei den Totenkopfhusaren. Unter dem Leitsatz „Pardon wird nicht gegeben und nicht genommen“ sollte hier der unbedingte Wille zum Sieg unter dem Einsatz des eigenen Lebens demonstriert werden. Zusätzlich sollte dem Feind klargemacht werden, dass er auch im Falle der Ergebung nicht mit der Schonung seines Lebens rechnen könne.

Die Symbolik wurde unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wiederbelebt, wo die Mitglieder der SS den Totenkopf an der Mütze trugen, wie auch zusätzlich die SS-Totenkopfverbände zur KZ-Bewachung und die SS-Division Totenkopf der Waffen-SS am Kragenspiegel. Die Soldaten der Panzertruppen der Wehrmacht trugen zur schwarzen Dienstuniform Totenköpfe auf beiden Kragenspiegeln.

Auch einige moderne militärische Einheiten vorwiegend aus angelsächsischen Ländern machen heute noch von der Symbolik des Totenkopfes und des Jolly Rogers Gebrauch (siehe auch: Gebrauch des Jolly Roger in modernen Marinen).

Die als militant geltende Umweltschutzorganisation Sea Shepherd Conservation Society führt seit den 1970er Jahren den Jolly Roger – mit Dreizack und Hirtenstab anstelle der Knochen sowie zwei Delfinen auf der Stirn des Schädels – als Gösch auf ihren Schiffen.

Heraldik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptartikel: Totenkopf (Heraldik)

Totenköpfe kommen als Gemeine Figuren im Wappenschild, aber auch anstelle des Wappenhelmes in Wappen aus der Zeit des Humanismus und des Pietismus vor. Hier treten sie zusammen mit anderen Vergänglichkeitssymbolen auf.

Medizin und Naturwissenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Totenkopf galt in der Frühen Neuzeit oftmals als Zeichen der medizinischen Fakultät einer Universität. Auch symbolisierte ein Totenkopf auf dem Schreibtisch oder einem anderen Ort im Arbeitszimmer den Mediziner, aber auch den Magier oder Okkultisten.

Manche Studentenverbindungen, die an medizinischen Hochschulen gegründet wurden, tragen einen Totenkopf in ihrem Studentenwappen.

In der modernen Chemie und Pharmazie wird eine Totenkopfdarstellung in Schwarz auf orangefarbenem Grund als genau definiertes Gefahrensymbol für giftige Stoffe eingesetzt.

Jugendkultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jolly Roger als Bühnenhintergrund beim Auftritt der Band Die Toten Hosen
Eine Skulptur: Neben einem leeren Markttisch abgestellte Trommel einer Guggemusik mit einer „Larve“ (Maske) der Basler Fastnacht[2]

In einigen Bereichen der modernen Jugendkultur werden Todessymbole wie der Totenkopf als Protest gegen herrschende Gesellschaftsnormen verwendet. In der Gothic-Kultur wird das Totenkopfmotiv vor allem als modisches Element getragen, das auch zu Provokationen verwendet werden kann. Ein Beispiel lieferte Cora Schumacher, die während des Münchner Oktoberfestes 2008 mediales Aufsehen erregte, weil sie mit einem Dirndl in der Öffentlichkeit auftrat, das mit Totenkopf-Motiven verziert war.[3]

Datenverarbeitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Unicode-Standard ist ein Totenkopf mit gekreuzten Knochen (Giftsymbol) als Zeichen U+2620 (☠) vorhanden, seit Version 6.0 ein weiteres Schädelsymbol als Zeichen U+1F480 (💀).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Leonhard: Das Große Buch der Wappenkunst, 1. Auflage München 1978, Seite 177f., ISBN 3-8289-0768-7
  • Charles W. Sydnor: Soldaten des Todes. Die 3. SS-Division 'Totenkopf' 1933–1945. 4. Auflage. Schöningh, Paderborn 2001, ISBN 3-506-79084-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Totenkopf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. New Symbol Launched to Warn Public About Radiation Dangers
  2. Commons:Category:Markttische (Cloister of Basel Münster): „Das Kunstwerk „Markttische'“ steht seit Dezember 2010 im Kreuzgang des Basler Münsters. Es ist ein Werk von Bettina Eichin, entstanden um 1986. Es besteht aus zwei Skulpturen-Gruppen: Die eine stellt einen mit Gemüse beladenen Markttisch dar, die zweite einen leeren Markttisch in dessen Tischplatte das Gedicht „Die Vergänglichkeit“ von Johann Peter Hebel aus dem Jahr 1803 eingraviert ist. Die darunter befindliche Angabe „Z.B., 1. NOV. 1986, 00.19H“, bezieht sich auf den Grossbrand in der Schweizerhalle, welcher dazu führte, dass das Kunstwerk nicht in wie vorgesehen auf dem [Basler] Marktplatz aufgestellt wurde.“
  3. Wiesn-Debatte. Cora Schumacher und das todgeweihte Dirndl