Aquileia

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Aquileia (Begriffsklärung) aufgeführt.
Aquileia
Wappen
Aquileia (Italien)
Aquileia
Staat: Italien
Region: Friaul-Julisch Venetien
Provinz: Udine (UD)
Koordinaten: 45° 46′ N, 13° 22′ OKoordinaten: 45° 46′ 0″ N, 13° 22′ 0″ O
Höhe: m s.l.m.
Fläche: 36 km²
Einwohner: 3.359 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 93 Einw./km²
Stadtviertel Beligna, Belvedere, Ca’ Viola, Monastero
Angrenzende Gemeinden Fiumicello, Grado (GO), Terzo d’Aquileia, Villa Vicentina
Postleitzahl: 33051
Vorwahl: 0431
ISTAT-Nummer: 030004
Volksbezeichnung: Aquileiesi
Schutzpatron: Santi Ermacora e Fortunato (12. Juli)
Website: Aquileia
Das ehemalige, teilweise rekonstruierte antike Forum von Aquileia

Aquileia (furlanisch Aquilee, deutsch Aquileja oder Agley oder Aglar(n), slowenisch Oglej) ist eine Stadt mit 3359 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2015) in der italienischen Provinz Udine. Sie war eine große Stadt des römischen Reiches. Die Reste der römischen Stadt sind im Freigelände und in zwei Museen zu besichtigen. In der mittelalterlichen Kathedrale befindet sich das bedeutendste frühchristliche Fußbodenmosaik Italiens vom Anfang des 4. Jahrhunderts.

Aquileia, Übersicht römischer und frühchristlicher Infrastruktur

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt am Fluss Natissa im heutigen Friaul (nördliches Italien). Nachdem ein keltischer Siedlungsvorstoß unterbunden worden war, gründeten im Jahre 181 v. Chr. 3000 Veteranen aufgrund eines Senatsbeschlusses eine Militärkolonie latinischen Rechts. Die Bedeutung der Stadt ergab sich aus ihrer Funktion als wichtigem Verkehrsknotenpunkt bis in die Zeit der Völkerwanderung und ins hohe Mittelalter. Nach der Durchquerung der Pforte von Postojna oder dem Übergang über den Pass des Birnbaumer Waldes in den Julischen Alpen im heutigen Slowenien war Aquileia die erste größere Stadt in Italien. Hier lag ein Endpunkt der Bernsteinstraße: Der römische Schriftsteller Plinius der Ältere berichtet, dass Bernstein von der Ostsee bis nach Aquileia transportiert wurde. Die Stadt lag zudem auf dem Weg in die Provinz Noricum, die durch den Bergbau für Rom wichtig war (siehe Österreich, Erzberg, Hüttenberg).

Dadurch entwickelte sich die Stadt zu einer bedeutenden Handelsmetropole. Neben Bernstein war Aquileia vor allem für seine Glasindustrie bekannt. Auch die Eisenverhüttung und die Produktion von Amphoren blühten. Schiffswerften entstanden und Zubehör für den Transport zur See wurde in Aquileia hergestellt. Zu den berühmten Besuchern der Stadt zählten beispielsweise Julius Caesar, Augustus, König Herodes, Mark Aurel und Konstantin der Große.

Aufgrund ihrer zentralen Lage bildete die Stadt lange ein Bollwerk gegen die „Barbaren“. Kaiser Mark Aurel hatte hier im Jahre 168 zu Beginn der Markomannenkriege ein Hauptquartier. Während des ersten Markomannenkrieges wurde Aquileia im Jahre 170 von den in Oberitalien eingedrungenen Markomannen und Quaden belagert.

Anfang der Reichskrise des 3. Jahrhunderts stellte sich die Stadt im Jahre 238 auf die Seite des Senats im Kampf gegen den zu jenem Zeitpunkt regierenden Kaiser Maximinus Thrax. Dieser zog gegen Italien, wurde aber während der Belagerung von Aquileia von seinen Truppen getötet.[2]

Im Jahr 270 zog Kaiser Quintillus nach Aquileia, um es als Hauptquartier für seine Streitkräfte zu nutzen, nachdem der Usurpator Aurelian die Kaiserwürde für sich beansprucht hatte. Die Truppen des Quintillus liefen jedoch zu Aurelian über, weswegen der Kaiser Selbstmord verübte oder, wie andere Quellen behaupten, von seinen eigenen Soldaten ermordet wurde.[3] Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde dort zum Schutz der adriatischen Küstengewässer das Hauptquartier der venetischen Flotte (classis Venetum) eingerichtet.[4]

Eine neue geistige Blüte erlebte Aquileia ab 314 durch das Christentum, vor allem durch seinen Bischof Theodorus. Seit dem Jahr 572 galt der Bischof von Aquileia als Patriarch und damit als höchster Kirchenfürst gleich nach dem römischen Papst in der lateinischen Kirche. Nach der Flucht der Bevölkerung auf die Laguneninsel Grado wurde auch das Patriarchat dorthin verlegt. Später gab es zwei miteinander konkurrierende Patriarchen in Aquileia und in Grado, noch später zusätzlich in Cividale del Friuli, Udine und Venedig.

Im Jahre 452 wurde die Stadt von den Hunnen unter Attila zerstört.

Unter den Langobarden verlor sie durch die Gründung des Herzogtums Cividale ihre Rolle als eines politischen und militärischen Zentrums. Anstelle von Aquileia mit seiner sumpfigen und in Völkerwanderungszeiten unsicheren Lage an einem versandeten Hafen bevorzugte man das auf der nahen Laguneninsel gelegene Grado. Mit dem Aufstieg Venedigs verlor Aquileia endgültig seine Vorherrschaft.

Christentum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Überlieferung soll der heilige Evangelist Markus im Auftrag Simon Petrus' in Aquileia den neuen Glauben verkündet und als ersten Bischof den heiligen Hermagoras eingesetzt haben. Ihm folgten über die Jahrhunderte 83 Bischöfe, die als Patriarchen einen hohen kirchlichen Rang einnahmen, sich aber in den Wirren der Völkerwanderung nach Grado zurückzogen. Der letzte von ihnen, Daniel Kardinal Dolfin, verstarb 1762. Im Jahr 1751 wurde das Patriarchat von Aquileia aufgehoben. An seiner Stelle wurde die Erzdiözesen Udine und Görz errichtet. Seit dieser Zeit wird das Bistum als Titularerzbistum vergeben. Der einzige Deutsche auf diesem Stuhl war Joseph Kardinal Höffner. Als Bischof von Münster wurde er 1969 Koadjutor des Erzbischofs von Köln und zugleich Titularerzbischof von Aquileia, jedoch nur wenige Monate. Seit dieser Zeit haben diesen Titularsitz bereits zwei andere Erzbischöfe eingenommen.

Im September 381 fand die Synode von Aquileia statt, die sich gegen den Arianismus richtete.[5]

Von Aquileia aus wurde auch im Alpenraum das Evangelium verkündigt, so kamen die ersten Christen aus Säben aus Aquileia. Kärnten südlich der Drau wurde seit der Karolingerzeit bis zur Aufhebung des Patriarchats vom Oberhirten Aquileias seelsorgerisch betreut und kirchenrechtlich verwaltet. Der Ortsname Hermagor in Kärnten geht auf den ersten Bischof Aquileias zurück.

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde war bis zum Ende des Ersten Weltkriegs Teil der Grafschaft Görz und Gradisca, wobei sie dem Gerichtsbezirk Cervignano unterstellt war, der wiederum Teil des Bezirks Monfalcone war.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innenansicht der Basilika
Blick vom Glockenturm der Basilika auf die Stadt

Heute ist die Stadt nach einer Urbarmachung und Bodenreform wieder lebendig und entwickelte sich unter anderem wegen ihrer Kunstschätze. Bemerkenswert sind:

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G. Brusin: Kleiner Führer durch AQUILEIA u. GRADO. Dritte veränderte Auflage, Tipografia Antoniana, Padova 1955, S. 1–111 mit 66 Abbildungen (Fotos) und einem Plan des Ausgrabungsraumes beim Dome von Aquileia.
  • Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell’arte. S. 160–163; Bruno Fachin Editore, Triest.
  • Christian Hülsen: Aquileia 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 318–320.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Aquileia – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2015.
  2. Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. (2. Auflage), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23643-5, S. 33.
  3. Michael Sommer: Die Soldatenkaiser. (2. Auflage), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, ISBN 978-3-534-23643-5, S. 58.
  4. Hans D. L. Viereck: Die Römische Flotte. Classis Romana. Köhlers Verlagsgesellschaft, Hamburg 1996, ISBN 3-930656-33-7, S. 257–258.
  5. Papst Benedikt XVI.: Chromatius von Aquileia. Ansprache während der Generalaudienz am 5. Dezember 2007