Malmedy

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Malmedy
Blason commune be Malmedy.svg Flag of Malmedy.svg
Malmedy (Lüttich)
Malmedy
Malmedy
Staat: Belgien
Region: Wallonien
Provinz: Lüttich
Bezirk: Verviers
Koordinaten: 50° 26′ N, 6° 2′ OKoordinaten: 50° 26′ N, 6° 2′ O
Fläche: 99,96 km²
Einwohner: 12.415 (1. Jan. 2016)
Bevölkerungsdichte: 124 Einwohner je km²
Postleitzahl: 4960
Vorwahl: 080
Bürgermeister: Jean-Paul Bastin
Adresse der
Kommunalverwaltung:
Rue Jules Steinbach, 1
4960 Malmedy
Website: www.malmedy.be
lblelslh

Malmedy (wallonisch: Måmdey, deutsch veraltet: Malmünd) ist eine Stadt in Belgien in der Provinz Lüttich. Sie ist namensgebend für den Wahl- und den Gerichtskanton Kanton Malmedy.

Malmedy hat 12.415 Einwohner (Stand 1. Januar 2016), eine Fläche von 100,62 km² und besteht aus den Ortsteilen Bellevaux-Ligneuville (dt.: Schönenthal-Engelsdorf) und Bévercé (dt.: Wywertz). Malmedy ist ebenfalls Sitz des Bezirkskommissariats. Die Stadt gehört zu den Fazilitäten-Gemeinden mit Spracherleichterungen für Deutschsprachige.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung der Stadt geht auf den Heiligen Remaclus zurück, der hier im Jahre 648 eine Abtei, das Kloster Malmedy, gründete. Nachdem es jahrhundertelang Teil eines geistlichen Territoriums im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, der Reichsabtei Stablo-Malmedy, gewesen war, gehörte Malmedy von 1795 bis 1815 als Arrondissement Malmedy zum französischen Département Ourthe. Von 1815 (Wiener Kongress) bis 1920 (Versailler Vertrag) war Malmedy Teil der preußischen Rheinprovinz und Sitz der Kreisverwaltung Landkreis Malmedy. 1920 kam Malmedy zusammen mit Eupen und Sankt Vith als Ostbelgien zu Belgien. Zur Zeit der Zugehörigkeit zum Deutschen Kaiserreich war die Amtssprache Deutsch, die Umgangssprache einer großen Minderheit von 28,7 % (1900) jedoch Französisch bzw. Wallonisch, ein galloromanischer Dialekt. Es gab eine deutschsprachige Zeitung (Der Landbote)[1]

Malmedy war seit dem 18. Jahrhundert ein Zentrum der Papier- und Lederindustrie.

Zweiter Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Malmedy im Mai 1940 im Rahmen des Angriffs deutscher Verbände auf die neutralen Staaten Niederlande, Belgien und Luxemburg besetzt. Im September 1944 wurde die Stadt zunächst durch US-Truppen befreit, dann aber nach Beginn der Ardennenoffensive am 16. Dezember 1944 von deutschen Truppen überrannt. Nach der erneuten Rückeroberung durch amerikanische Truppen bombardierten US-Bomber an den Weihnachtstagen Malmedy dreimal versehentlich. Fast die Hälfte der Häuser wurden zerstört. 230 Zivilisten aus Malmedy sowie Flüchtlinge aus Belgien und Deutschland wurden getötet, daneben eine große Zahl von US-Soldaten.[2] Eine Gedenktafel in Malmedy erinnert an die Bombardierungen.

Im vier Kilometer südöstlich vom Malmedy gelegenen Vorort Baugnez wurden am 17. Dezember 1944 in der gleichen Offensive 82 US-amerikanische Soldaten gefangengenommen. Die Gefangenen wurden kurze Zeit nach der Festnahme durch Angehörige der Waffen-SS der Kampfgruppe Peiper getötet (Malmedy-Massaker).[3]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Malmedy liegt an der Autobahn A 27 (E 42). Durch die Stadt führen die Nationalstraßen N 62, N 68 (E 421) und N 632. Letztere mündet in Baugnez in die N 62 ein.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Obelisk auf dem Place Albert I.
Innenstadt mit Blick auf das Villershaus
  • Kathedrale Saints-Pierre, Paul et Quirin: am Place du Châtelet, 1775–1784 als Abteikirche erbaut, Pfarrkirche seit 1819 und 1921 zur Kathedrale erhoben (siehe Bistum Eupen-Malmedy), schlichte Inneneinrichtung aus dem 18. Jahrhundert
  • Der 1728 auf Initiative des Kapuzinerpaters Albert von Dinant angelegte Kreuzweg von der Kathedrale auf den Kalvarienberg. Er führt über 13 Stationen zu einer Kapelle mit hexagonalem Grundriss, die den Heiligen Agathe und Appoline geweiht ist. Die derzeitigen Reliefs (seit 1913) wurden von dem Bildhauer Carl Burger geschaffen.
  • Die alte Innenstadt
  • Das Kloster von 1708
  • Die Auferstehungskapelle: am Place du Pont-Neuf, erbaut 1755–1757, Renaissance-Stil
  • Die Kapuzinerkirche: südlich der Kathedrale in der Ruelle des Capucins, 1626 fertiggestellt und 1631 eingeweiht, Inneneinrichtung aus dem 17. Jahrhundert
  • Die Krankenkapelle: eingeweiht 1188, wurde 1544 wieder errichtet und eingesegnet
  • Das Villers oder Cavenshaus: 1714–1724 erbaut vom Aachener Baumeister Laurenz Mefferdatis
  • Das Rathaus: liegt südlich unweit der Kathedrale und wurde 1900 von Jules Steinbach erbaut, 1904 gelangte es durch Schenkung in den Besitz der Stadt Malmedy
  • Villa Lang: liegt gegenüber dem Rathaus und wurde 1901 erbaut, Jules Steinbach ließ sie für seine Tochter Juliette errichten, der Name geht auf den Ehemann Juliettes, den Lederfabrikanten Hubert Lang zurück
  • Villa Steisel: befindet sich hinter der Villa Lang und wurde 1897 erbaut (ebenfalls von Jules Steinbach für seine Tochter Laure), Laure heiratete Louis Steisel, den Gründer der Papierfabrik, daher der Name der Villa, die auch Fliedervilla genannt wurde
  • Der Sitz der Baltia-Regierung
  • Der Naturpark Hohes Venn
  • Der Obelisk auf dem Place Albert I.: vom Fürstabt von Stavelot-Malmedy, Jacques de Hubin, 1781 errichtet
  • Die benachbarte Formel-1-Rennstrecke Spa-Francorchamps.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • FrankreichFrankreich Beaune (Frankreich), seit 1962
  • DeutschlandDeutschland Cochem (Deutschland), seit 1975

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Raymond Micha war Ehrenbürger von Malmedy und Stavelot.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Thomas, Michael Neumann-Adrian: Belgien - Luxemburg, Verlag C. J. Bucher GmbH, München 1996, ISBN 3-7658-1097-5
  • Reinhard Tiburzy: Belgien - Brüssel, Flandern und die Wallonie, Verlag DuMont, Köln 2004, ISBN 3-7701-6097-5
  • Autorenteam: Belgien, Verlag Karl Baedeker GmbH, Ostfildern 2004, ISBN 3-87504-417-7 (S. 303–304)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

 Commons: Malmedy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte des GrenzEchos in Kurzfassung.
  2. Peter Schrijvers: The unknown dead - Civilians in the Battle of the Bulge Lexington 2005, S. 63 - 68
  3. John M. Bausermann: The Malmédy Massacre. Shippensburg 1995, S. 94