Verbalerotik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche

Verbalerotik[1] ist die eher abwertend verwendete Bezeichnung für ein Interesse am Reden oder Prahlen über sexuelle Phantasien und (angebliche) Sexualerlebnisse, das die tatsächliche sexuelle Erfahrung aller Vermutung nach übertrifft.

Praxis[Bearbeiten]

Die Verbalerotik kann als Ersatzhandlung (geringer Befriedigungswert) für den selbstunsicheren und gehemmten Sexualprotz[2] dienen, um dessen Zuhörern interessant zu erscheinen, deren Zuwendung zu erlangen und so die eigenen Minderwertigkeitskomplexe zu überspielen. Verbalerotiker, meist ohne erfüllende Paarbeziehung, vergröbern oder erfinden eine sexuelle Beziehung gegenüber den Zuhörern. Die oft anschaulich-derben und obszönen Prahlereien verletzen manchmal gesellschaftliche Tabus.

Durch die sexuelle Liberalisierung und das Überangebot an öffentlicher Sexualität gibt es für die Verbalerotik und den Sexualprotz heute kaum noch eine entsprechende Gesellschaft und somit auch keine gesellschaftliche Bedeutung mehr.

Jugendliche nehmen durch ähnliche Prahlereien erhoffte Sexualkontakte vorweg.

Künstlerische Rezeption[Bearbeiten]

Verbalerotik wird gelegentlich bei künstlerischen und kulturellen Ausdrucksformen als provokantes Stilmittel eingesetzt, insbesondere bei solchen Veranstaltungen mit direktem Zuschauerkontakt, wie im Theater[3], bei Performances[4] usw.; aber auch im Film[5] und in der Musik (vgl. Parental Advisory)

Siehe auch[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Verbalerotik, In: Stephan Dressler, Christoph Zink: Pschyrembel, Wörterbuch Sexualität, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 2003, ISBN 3-11-016965-7, S. 570
  2. Sexualprotz, In: Lykke Aresin, Kurt Starke: Lexikon der Erotik. DB Sonderband: Lexikon und Weltgeschichte der Erotik, Elektronische Ressource (= CD-Rom; mit Textbeilage), Directmedia, Berlin 2004, ISBN 3-89853-015-9, S. 1187-8 (vgl. LdE, S. 525)
  3. Beispielsweise in Bodo Kirchhoffs Theaterstück Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf Bericht vom 19. Januar 2004 auf theater-neu-ulm.de: „Zwei mondbleiche Pobacken sind noch nicht alles“
  4. Beispielsweise bei einer Performance in Tübingen: Bericht vom 7. Juni 2002 im Schwäbischen Tagblatt: „Erotische Nacht im LTT. Verbalerotik und nackte Tatsachen“
  5. Beispielsweise in der Verbalerotik-Parodie Whipped aus dem Jahre 2000 von dem Regisseur Peter Cohen: Filmkritik auf filmspiegel.de: Whipped