Piribedil
Strukturformel | |||||||||
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Allgemeines | |||||||||
Freiname | Piribedil | ||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C16H18N4O2 | ||||||||
CAS-Nummer |
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PubChem | 4850 | ||||||||
ATC-Code | |||||||||
Arzneistoffangaben | |||||||||
Wirkstoffklasse | |||||||||
Wirkmechanismus | |||||||||
Eigenschaften | |||||||||
Molare Masse | 298,34 g·mol−1 | ||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Piribedil (Handelsname in Deutschland: Clarium; Hersteller: Desitin) ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Dopaminagonisten, der in der Behandlung der Parkinsonschen Erkrankung eingesetzt wird. Piribedil ist ein Piperazin-Derivat und gehört damit zu den Non-Ergot-Dopaminagonisten. Neben der stimulierenden Wirkung auf die Dopamin-Rezeptoren D2/3 hemmt es die α2-Adrenorezeptor-Subtypen α2A und α2C.
Inhaltsverzeichnis
Darstellung und Gewinnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Verbindung kann in einer vierstufigen Synthesesequenz hergestellt werden. Im ersten Schritt wird aus Brenzcatechin und Methylenchlorid das Benzodioxol erhalten. Dieses wird dann in einer Friedel-Crafts-Alkylierung mit Formaldehyd in Gegenwart von Salzsäure und Zinkchlorid zum 5-Chlormethylbenzo[1,3]dioxol umgesetzt.[5] Die anschließende Reaktion mit Piperidin ergibt das 1-Benzo[1,3]dioxol-5-ylmethyl-piperazin,[6] welches im letzten Schritt mit 2-Chlorpyrimidin zur Zielverbindung umgesetzt wird.[7]
Klinische Angaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Anwendungsgebiete (Indikationen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Piribedil ist zur Behandlung der frühen und fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit sowohl in Mono- als auch in Kombinationstherapie mit L-Dopa zugelassen.
Gegenanzeigen (Kontraindikationen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Piribedil darf nicht angewendet werden
- bei Überempfindlichkeit gegenüber Piribedil
- bei kardiovaskulärem Schock
- in der akuten Phase eines Herzinfarktes
- in Kombination mit Neuroleptika (ausgenommen Clozapin)
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die gleichzeitige Anwendung von Neuroleptika und Piribedil kann zu psychotischen Störungen führen oder sie verstärken.
Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Wirkungen von Piribedil bei Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit sind nicht ausreichend bekannt. Daher sollte Piribedil während Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.
Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Piribedils Nebenwirkungen sind dosisabhängig und treten meist nur bei Behandlungsbeginn auf und verschwinden nach Abbruch der Behandlung.
- Magen-Darm-Trakt: leichte Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Blähungen) treten häufig auf. Sie verschwinden of wieder nach individueller Dosisanpassung.
- Nervensystem: Zerstreutheit, Halluzinationen, Erregung oder Schwindelgefühl wurden häufig beobachtet. Es kann zu Schläfrigkeit kommen; in sehr seltenen Fällen wurden übermäßige Tages-Schläfrigkeit sowie plötzliche Schlafanfälle beobachtet.
- Herz-Kreislauf-System: sehr selten wurden niedriger oder instabiler Blutdruck mit Synkopen oder Übelkeit beobachtet.
- Psychiatrische Erkrankungen: Zeichen von Spielsucht/pathologischem Spielen, Libidosteigerung und Hypersexualität wurden berichtet.
- Allergie: der Inhaltsstoff Ponceau 4R kann allergische Reaktionen hervorrufen.
- Überdosierung: hohe Dosierungen von Piribedil führen zu Brechreiz. Daher kommen Überdosierungen sehr selten vor. Anzeichen einer Überdosis sind instabiler Blutdruck oder Übelkeit und Erbrechen.
Sonstige Informationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Geschichtliches[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Substanz wurde in den 1960er Jahren bei dem französischen Unternehmen Servier synthetisiert und seit Anfang der 1970er Jahre klinisch eingesetzt, zunächst in der Augenheilkunde[8] und bald danach auch bei der Parkinson-Erkrankung.[9] Piribedil wurde jedoch lange nur selten genutzt, da man annahm, dass sich seine Wirksamkeit auf die Reduzierung des Tremors bei der Parkinson-Erkrankung beschränken würde.[10]
Seit Mitte der 1970er Jahre wurde Piribedil häufig zur Behandlung von Gefäßkrankheiten[11] und leichten kognitiven Beeinträchtigungen[12] genutzt. Für diese Anwendungsgebiete war Piribedil auch in Deutschland seit 1975 als Trivastal. im Handel (gegenwärtig nicht mehr vertrieben).
Erst unlängst wurde Piribedil systematisch bei der Parkinson-Erkrankung nachuntersucht. Die Ergebnisse der CONTROL[13] sowie der REGAIN-Studie[14] führten zu einer Neubewertung der Substanz und 2007 auch zu der o. a. Zulassung in Deutschland.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage. 2006, ISBN 0-911910-00-X, S. 1292.
- ↑ a b M. Kuhnert-Brandstätter, L. Bösch: Polymorphe Arzneistoffe: Amisometradin, Bolandioldipripionat, Clominorex, Etaphedrinhydrochlorid und Piribedil. In: Sci. Pharm. 46, 1978, S. 62–67.
- ↑ a b c Datenblatt Piribedil maleate salt bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 21. April 2011 (PDF).
- ↑ M. Laubie, H. Schmitt, J. C. Le Douarec: Cardiovascular effects of the 1-(2" pyrimidyl)-5 piperonyl piperazine (ET495). In: Eur J Pharmacol. 6, 1969, S. 75–82. PMID 4389616.
- ↑ Schorygin u. a.: Chem. Zentralbl. 110 (1939) 2178.
- ↑ Wilson Cunico, Claudia R.B. Gomes, Marcele Moreth, Diogo P. Manhanini, Isabela H. Figueiredo, Carmen Penido, Maria G.M.O. Henriques, Fernando P. Varotti, Antoniana U. Krettli: Synthesis and antimalarial activity of hydroxyethylpiperazine derivatives In: Eur J Med Chem. 44, 2009, S. 1363–1368, doi:10.1016/j.ejmech.2008.04.009.
- ↑ A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances - Synthesis, Patents, Applications. 4. Auflage. Thieme-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 1-58890-031-2.
- ↑ J. Feuillerat, F. Jaubert, J. Vedy, M. Chovet: Le EU 4200 (Piribedil) en pratique ophtalmologique courante. Premiers resultats. In: Med Trop (Mars). 30, 1970, S. 215–235. PMID 5426024.
- ↑ R. D. Sweet, C. Wasterlain, F. H. McDowell: Piribedil–an oral dopamine agonist for treatment of Parkinson's disease. In: Trans Am Neurol Assoc. 99, 1974, S. 258–260. PMID 4463553.
- ↑ L. Smith, M. De Salvia, P. Jenner, C. D. Marsden: An appraisal of the antiparkinsonian activity of piribedil in 1-methyl-4-phenyl-1,2,3,6-tetrahydropyridine-treated common marmosets. In: Mov Disord. 11, 1996, S. 125–135. PMID 8684381.
- ↑ A. Piccinelli, G. Neri, A. Agnoli: Trattamento medico a lungo termine dei postumi delle cerebrovasculopatie acute (confronto papaverina-piribedil). In: Minerva Med. 65, 1974, S. 4199–4213. PMID 4610451.
- ↑ D. Nagaraja, S. Jayashree: Randomized study of the dopamine receptor agonist piribedil in the treatment of mild cognitive impairment. In: Am J Psychiatry. 158, 2001, S. 1517–1519. PMID 11532743.
- ↑ A. Castro-Caldas, P. Delwaide, W. Jost u. a.: The Parkinson-Control study: a 1-year randomized, double-blind trial comparing piribedil (150 mg/day) with bromocriptine (25 mg/day) in early combination with levodopa in Parkinson's disease. In: Mov Disord. 21, 2006, S. 500–509. PMID 16267842.
- ↑ O. Rascol, B. Dubois, A. C. Caldas u. a.: Early piribedil monotherapy of Parkinson's disease: A planned seven-month report of the REGAIN study. In: Mov Disord. 21, 2006, S. 2110–2115. PMID 17013922.
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