Goldene Diskussionsregeln für die Blogosphäre

Zusammengetragen von stefanolix, Mick, Friedel, mkb, marcc und Rayson

Alle

  1. Es ist nicht wichtig, ob du Ahnung hast. Hauptsache, du hast eine Meinung.
  2. Einer Meinung kann durch besonders apodiktische Formulierungen Allgemeingültigkeit verliehen werden.
  3. Der Sinn einer Diskussion ist, in ihr zu gewinnen. Das Ziel ist, dass sich der Gegner am Boden nicht mehr bewegt.
  4. Werde unbedingt persönlich: Wer sich erdreistet, eine andere Meinung zu haben, ist ein unwürdiges Subjekt.
  5. Lach Quellen, die deine Gegner präsentieren, einfach aus: Die sind natürlich gefärbt oder gar voller Lügen.
  6. Verlange grundsätzlich von Deinem Gegner mindestens 3 unabhängige Quellen, gebe jedoch selbst keine an. Wer Dir nicht glaubt, ist ohnehin unwürdig für jede weitere Diskussion.
  7. Sieh zu, dass du dir das Image eines Rebells gegen ein übermächtiges System verleihst: Um dich herum ist alles voll einseitiger Berichterstattung und im Dunkeln operierender Organisationen von DENEN (ersetze wahlweise, z.B. durch Muslime oder Neoliberale).
  8. Übe dich in der Kunst des Abstrahierens. Entferne dich möglichst schnell von der ineffizienten Art und Weise der Diskussion, die ein Eingehen auf dein Gegenüber erfordert. Versuche stattdessen, den Anderen einer in deinem Kopf existierenden Gruppe zuzuordnen, für die du die passenden Klischees parat hast. Rede immer von “ihr” und “euch”. Das erleichtert auch die gleichzeitige Teilnahme an mehreren Diskussionen und das Anlegen von Textbausteinen.
  9. Für Blogger: Such dir einen Lieblingsfeind und verbeiß dich in ihn. Das verschafft Traffic durch die jeweilige Anhängerschaft.
  10. Übe dich in Dialektik: Verurteile deine Einordnung in politische Lager vehement, aber beziehe Kritik an einem bestimmten Lager sofort auf dich persönlich.
  11. Verwende häufig die beiden Wörtchen “ach” und “so” (”Die ach so freien USA”, “Das ach so demokratische Israel”), und Du verschaffst Dir den Geruch überlegener Distanz, ohne Dir auch nur ein einziges Argument selbst ausdenken zu müssen und signalisierst gleichzeitig Deinem Gegener, dass er ein Ignorant ist und nur auf Oberflächliches achtet.
  12. Verwende, wenn möglich (und auch sonst), Nazi-Vergleiche.
  13. Beantworte Fragen mit Gegenfragen.
  14. Lasse “ich meine/denke/glaube” weg und stelle es als Fakten dar.
  15. Verweise auf Wikipedia-Artikel, die Du vorher editierst hast.
  16. Wenn einer ein Unrechtsregime erwähnt, nagele ihn darauf fest, dass er sich von dessen Taten nicht im gleichen Moment explizit distanziert hatte.
  17. Wenn dein Gegner Beispiele bringt, die dein ideales Gedankengebäude zum Wanken bringen könnten, lasse dich nicht darauf ein, sondern suche nach Gegenbeispielen, die ihn treffen sollen. Schließlich willst du gewinnen und nicht dazulernen.
  18. Beruft sich der Gegner auf Experten, die seine Meinung stützen, halte dich nicht lange damit auf, dich mit deren Erkenntnissen auseinanderzusetzen. Entlarve sie stattdessen als Menschen, die für Geld arbeiten, eine deutliche Nähe zu Interessengruppen aufweisen oder einen fragwürdigen Charakter besitzen.

Speziell: Linkes Lager

  1. Denk dran: Du rettest die Welt, die Anderen zerstören sie.
  2. Frag nie, welcher Diktator was getan hat. Frag höchstens, warum.
  3. Wer da kämpft für das Recht, der hat immer Recht.
  4. Die mit den anderen Meinungen können nur dumm, manipuliert oder gekauft sein. Vergiss nie, das in Diskussionen deutlich zu machen. Wenn du als Intellektueller rüberkommen willst: Reagiere beleidigt, wenn die Anderen das merken. Wenn du als offen, ehrlich, kämpferisch und begnadeter Polemiker erscheinen möchtest: Setz einen drauf.
  5. Aktuell: Beziehe möglichst in jeden Artikel eine Polemik gegen Milton Friedman ein und vergiss dabei niemals die »Chicago-Boys«. Weise nach, dass alles weitere Elend auf der Welt durch das unheilvolle Wirken der Weltbank verursacht wurde. Schließe den Kreis damit, dass du das unheilvolle Wirken der Weltbank auf Milton Friedman zurückführst.

Speziell: Pro-westliches Lager

  1. Die gesamte weltpolitische Weisheit ist in der republikanischen Partei der USA zu finden.
  2. Die Regierung Israels macht alles richtig. Die Araber sind an allem schuld.
  3. Wer Punkt 1 bestreitet, ist ein Antiamerikaner.
  4. Wer nur einen Teil von Punkt 2 bestreitet, ist ein Antisemit.
  5. Nach Erreichen von Punkt 3 und/oder Punkt 4: Beschränke jede weitere Auseinandersetzung auf diesen Vorwurf.
  6. Sei wählerisch bei den Quellen zum Thema Irak. Nur die Beschreibung annähernd paradiesischer Zustände kann glaubwürdig sein.
  7. Wer gegen den Irak-Krieg war, liebt Saddam Hussein.


Speziell: Liberales/libertäres Lager

  1. Marktergebnisse sind immer als gut und richtig zu bewerten. Egal, welche Bedingungen auf dem Markt herrschen. Wer das nicht einsieht, kann kein Liberaler sein.
  2. Die Kritik am Staat muss stets die Verachtung für Befürworter des Staates einschließen. Dabei kann es sich nur um Weichlinge oder Sozialisten handeln. Strebe danach, solch unsichere Kantonisten zu entlarven und aus dem heiligen liberalen Lager auszuschließen.
  3. Bemühe dich um ein streng materialistisches Weltbild. Eigennutz ist kein Verhalten, mit dem man rechnen muss, sondern das einzig sinnvolle.
  4. Berufe dich immer wieder auf das Sezessionsrecht, aber hüte dich, diesem Ideal nahe zu kommen.
  5. Wer etwas anderes als vollkommen freie Märkte will, will stattdessen Gulags und darf mit allem Recht Stalinist genannt werden.
  6. Suche dir einen unangreifbaren Säulenheiligen und wirf mit dessen Zitaten um dich. Verweise, um den Ahnungslosen eine Chance zur Bildung und den Verstockten eine zur Läuterung zu geben, massenhaft auf Links bei mises.org oder marktradikalen Think Tanks.