Busunternehmen setzen Streikbrecher in New Yorker Schulbusstreik ein
Von
Sandy English
31. Januar 2013
Am Dienstag versuchten private Schulbusunternehmen, die im Auftrag der Schulbehörde der Stadt New York fahren, den seit zwei Wochen andauernden Streik der 8.800 Fahrer, Betreuer und Mechaniker zu brechen, indem sie Streikbrecher einsetzten. Die Staten Island Bus Company setzte von ihrem Busdepot an der Meredith Avenue aus 68 Schulbusse ein, die angeblich 59 ihrer 113 Routen bedienten.
Die Busse wurden von Mitgliedern einer anderen nicht im Streik befindlichen Gewerkschaft, der United Service Workers gefahren. Sie wurden von Busfahrern begleitet, die im Schnellverfahren zu Betreuern ausgebildet worden waren. Die Betreuer der Firma gehören der Amalgamated Transit Union (ATU) an, die die 8.800 Streikenden vertritt.
Der Streikbruch wurde in direkter Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung unter dem milliardenschweren Bürgermeister Michael Bloomberg organisiert. Er hatte eine Woche zuvor eine Verfügung erlassen, nach der Betreuer statt der bisher erforderlichen zwanzigstündigen Ausbildung nur noch einen vierstündigen Crashkurs absolvieren müssen, um Busse begleiten zu dürfen,
Streikende Arbeiter versammelten sich vor dem Depot, um ihren Zorn zu demonstrieren. Sie wurden gezwungen, unter schwerer Polizeibewachung hinter Absperrgittern zu verharren. Ein Fahrer stieg aus seinem Fahrzeug und weigerte sich unter dem lauten Jubel der Streikenden, die Kette der Streikposten zu durchbrechen.
Teilnehmer des Streiks sagten der World Socialist Web Site, dass zusätzliche Streikbrecher der United Craft and Industrial Workers Union bei dem Busunternehmen Little Ritchie gezwungen würden, Fahrten von den Depots an der Stillwell Avenue in Brooklyn und vom Hunts Point in der Bronx aus durchzuführen. Diesen Fahrern wurde mit Entlassung gedroht, falls sie sich weigerten, die Ketten der Streikposten zu durchbrechen.
Viele andere Fahrer weigern sich, als Streikbrecher zu agieren, haben sich krank gemeldet oder den Vorruhestand beantragt. Der Streik genießt in der ganzen Stadt große Unterstützung, auch unter Lehrern und anderen Arbeitern der Verkehrsbetriebe der Stadt, der Metropolitan Transit Authority (MTA).
Bürgermeister Bloomberg provozierte den Streik, als er das Schulamt anwies, Vertragsangebote für das nächste Schuljahr auszuloben, in denen eine kritische Klausel fehlt, die als Employee Protection Provision (EPP) bekannt ist. Die EPP garantiert die Arbeitsplätze der Fahrer unabhängig davon, welche Firma den Auftrag an Land zieht. Sie müssen die Arbeiter zu den bestehenden Bedingungen weiterbeschäftigen und die Löhne und Rechte aus Betriebszugehörigkeit garantieren. Ohne die EPP können die Busunternehmen die Löhne drastisch kürzen.
Fahrer, Betreuer und Mechaniker werden ihre Arbeit verlieren oder gezwungen sein, für viel niedrigere Löhne zu arbeiten. Bloomberg behauptet fälschlich, dass das Urteil eines New Yorker Berufungsgerichts von 2011 die EPP in Verträgen der Schulbehörde für ungültig erklärt habe.
Die Stadt bedient 7.700 Busstrecken und transportiert 100.000 Schüler und weitere 50.000 Grundschulkinder. Mehr als ein Drittel dieser Kinder haben spezielle Bedürfnisse, sind auf Rollstühle angewiesen oder leiden an Autismus. Die Folgen der Situation für das Leben der Kinder und ihrer Eltern, von denen einige in Armut leben, sind unabsehbar. Normalerweise haben die Busfahrer und Betreuer eine enge Beziehung zu den Kindern, die sie transportieren.
Viele der von Streikbrechern gefahrenen Busse blieben am Dienstag fast leer, was großenteils daran lag, dass die Eltern ihre Kinder nicht unausgebildeten und unbekannten Streikbrechern anvertrauen wollten.
Diese Woche wird ein Schiedsspruch der nationalen Arbeitsbehörde erwartet, der die Fahrer zurück an die Arbeit zwingen könnte.
Bürgermeister Bloomberg, einer der reichsten Menschen der Erde, greift den Lebensstandard und die sozialen Rechte dieser Arbeiter frontal an. Die Menschen in der Stadt sind sich ziemlich klar darüber, dass andere Teile der Arbeiterklasse mit ähnlicher Behandlung rechnen müssen. Bloomberg war z.B. bisher nicht in der Lage, den Lehrern einen Tarifvertrag aufzunötigen, der die Beurteilung der Lehrer von den Noten der Schüler abhängig machen und es dem Schulamt ermöglichen würde, ältere, erfahrene und besser bezahlte Lehrer zu entlassen.
Die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe MTA arbeiten seit einem Jahr ohne Tarifvertrag. Die Verhandlungen stecken in der Sackgasse, weil die MTA große Zugeständnisse von den Arbeitern fordert.
Beim Streik der Busfahrer und den Angriffen auf die Beschäftigten der Stadt haben die offiziellen Gewerkschaften eine entscheidende Rolle gespielt, indem sie die Kämpfe voneinander isoliert und unter dem politischen Daumen der Demokraten und Republikaner gehalten haben.
Wie in der Autoindustrie, die die Obama-Regierung 2008 um den Preis der Halbierung der Löhne neu eingestellter Arbeiter rettete, hätte die herrschende Elite nicht einmal davon träumen können, solche sozialen Rechte wie das auf einen Arbeitsplatz, auf Bildung, Gesundheit und einen sicheren Lebensabend zu zerstören, wenn sie sich dabei nicht der Hilfe der sogenannten Gewerkschaften sicher sein könnte.
Die ATU hilft Bloomberg, die Streikenden zu zermürben, ihnen Informationen vorzuenthalten und sie zu demoralisieren. Nachdem die ATU zuerst erklärt hatte, nur mit Bloomberg verhandeln zu wollen, hat sie am Montag eine Schlichtung mit den Busunternehmen ohne Beteiligung der Stadt aufgenommen.
Viele Fahrer sehen das als Verrat an und fragen sich, was die Gewerkschaft mit den Busunternehmen zu besprechen hat, die keinen Einfluss auf die Beibehaltung der EPP haben.
Die Gewerkschaften versuchen, die Arbeiterklasse in der Stadt zu spalten. Nicht nur in Staten Island, sondern auch bei anderen Busunternehmen weisen sie ihre Mitglieder an, die Streikpostenketten der Busfahrer zu durchbrechen.
Der streikende Busfahrer Jesse Matais von einer Werkstatt in Astoria in Queens sagte der WSWS: „Auch die Teamsters und Ortsverband 91 der Laborers organisieren Schulbusfahrer, aber sie arbeiten immer noch. Das sind Streikbrecher. Diese Gewerkschaften haben zu Beginn des Streiks gemeinsam mit uns demonstriert. Sie versicherten uns, sie stünden im Streik an unserer Seite. Aber sie haben ihre Arbeiter angewiesen trotz unserer Streikposten zu fahren. Was ist das für eine Gewerkschaft?“
Ein anderer Fahrer in dem Depot, Wando Alvarez, der die Arbeit seit zwölf Jahren macht, bemerkte: “Bloomberg ist deshalb noch stark, weil jede Gruppe von Arbeitern für sich kämpft. Jetzt greifen sie unsere Arbeitsplätze und Löhne an. Aber obwohl wir alle in der gleichen Lage sind, hilft uns keiner.“