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Foto nordische Landschaft

23. Februar 2013

Ruhige Schönheit mit Farao. Frühreife mit Schultz And Forever

»Time To Forgive The Winter« heißt ein Song der wunderbaren belgischen Popband Girls In Hawaii. in Dem Winter vergeben fällt Ende Februar allmählich schwer. Ein Tag unaufhörlichen Schneefalls, rutschiger Straßen und mäßiger Sicht. Was tun? Außer sich endlose Kannen Tee kochen, um die beginnende Erkältung in Grenzen zu halten. In all die Musik hereinhören, die man sich als »könnte interessant sein« im kleinen grünen Buch notiert hat. Und bedauern, heute abend nicht in der Schweiz zu sein, genauer gesagt: in St. Gallen auf dem Nordklang Festival. Denn die Macher dieses kleinen, feinen Festivals haben in den vergangenen Jahren stets ein gutes Händchen für viel versprechende Newcomer bewiesen, die bislang knapp unter dem musikalischen Horizont der Polarbloggerin gesegelt sind.

Farao etwa, das Projekt der in London lebenden jungen norwegischen Singer-Songwriterin Kari Jahnsen. Gitarre, helle Stimme und nachdenkliche kleine Geschichten von großer Zartheit und ruhiger Schönheit. Könnte im Ergebnis langweilig klingen, tut es aber nicht. Denn die simplen Stories haben sanfte Tiefe und sind alles andere als nur harmlos. Sind fein arrangiert und irgendwie komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Viel mehr zu hören als den einen, vorzüglich sehnsüchtigen Song »Forces« gibt es noch nicht, der wunderbar die Balance zwischen Traurigkeit und Tapferkeit hält. Stimmlich erinnert Farao leicht an die britische Chanteuse Scout Niblett. Frau Jahnsen werkelt derzeit in Island mit Experimental-Folkster Mike Lindsay von Tunng an ihrer Debüt-EP. Im April kommt Farao als Support ihres Landsmannes Moddi für einige Konzerte nach Deutschland. Noch ein Grund, dort hinzugehen!

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17. Februar 2013

Wintergatan: Die schwedischen Cousins von Amélie

Der Diaprojektor als Rhythmus-Maschine? Darauf muss man erst einmal kommen! Die vier jungen Menschen von Wintergatan sind begeisterte Heimwerker, die latent anarchische Pop-Bliepereien austüfteln, die im Ergebnis großartig fröhlich klingen. Und das ganz ohne Gesang! Nur auf den ersten Blick gibt das experimentierfreudige Quartett die charmanten Dilettanten, die mit der Melodika bewaffnet in die Schlacht ziehen: Denn der Kopf hinter Wintergatan (übersetzt soll das übrigens Milchstraße heißen!) ist Martin von den mittlerweile leider aufgelösten Folktronicern Detektivbyrån aus Göteborg.

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10. Februar 2013

Dråpe, oder: psychedelisch blaue Himmel

Der Himmel über dem musikalischen Universum von Dråpe ist blauer als sonstewo. Vielleicht, weil das Quintett aus Oslo sich vorgenommen hat, entspannte Psychedelik mit leichtfüßigem Shoegazing zu verbinden. Und dabei mühelos wie ein Kirmesluftballon abzuheben. Wie im angenehm verträumten und souverän spacigen Song »Blue Skies«, zu dem sich bestens schlendern lässt. Oder dem hinwegdriftenden »Shimmering«, in dem die Stimme von Sängerin Hanne Olsen Solem auf intelligente Weise auf Abwege gerät und die Gitarren übersteuert lärmen dürfen. Die Fünf arbeiten gerade an ihrem Debütalbum und malen ihre Welt in satt-pastelligen ineinanderlaufenden Farben, ohne dabei peinlich retrohörig zu wirken. Und am intensivsten ist vielleicht der dringliche Schöngesang in »By Heart«, wo man selbstbewusst mit dem (britischen) Indiepop flirtet. Und völlig zu Recht das Banner mit der Aufschrift hochhält, dass der Sommer der Liebe nie vorbei ist, wenn wir das nur wollen.


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06. Februar 2013

Veto, oder: Die schüchternen Dandies

Ließe sich von der Musik auf die äußere Erscheinung schließen, dann müssten die dänischen Indietroniker Veto so aussehen wie Duran Duran Anfang der 80er frisch nach dem Friseurbesuch.Tun sie aber nicht. Betont bescheiden stoffelt das Quintett auf die Bühne des neuen Wiesbadener Schlachthofs, und wenn sie Mädchen wären, täte man von Mauerblümchen sprechen. Aber ach, äußere Eindrücke! Denn man kann die Augen auch einfach schließen und sich an dem luftigen Weltschmerz erfreuen, den die Mannen aus Århus und Kopenhagen so schön hingebungsvoll zelebrieren. Unter besonderem Berücksichtigung der nasalen Stimme des bärtigen Sängers Troels Abrahamsen, dem man nur dringend vom Besuch beim Hals-, Nasen und Ohrenarzt abraten kann: Himmel, der würde dem Barden im schlimmsten Fall die Nüstern weiten und ihn damit so um sein Markenzeichen bringen!

Die Dänen kaprizieren sich auf das elektronisch verstärkte Dandytum, in dem Emotionen und Synthies gleichsam Überlebensgröße erreichen. Ziel aber ist es, elegante Gemütszustände hochwertig in Szene zu setzen und keinesfalls bloß unreflektiert den profanen Schweiß fließen zu lassen. Ein gewisses Element der Zurückhaltung bei aller Hingabe zu kultivieren. An diesem Abend sind die Referenzen an die Glanzzeit der synthiesouligen 80er unverkennbar. Yazoo, Fine Young Cannibals, vielleicht sogar Visage. Aber da blitzt auch die Offenheit für den treibenden Indierock auf, wie in »Battle«, einem der eingängigsten Songs vom neuem Album »SINUS POINT BREAK«, das eigentlich eine Kombination zweier EPs ist. Und dann sind da auch noch diese blubbernden Beats, dieser knochentrockene Bass und die angesagten tribale Soundschnippsel! Veto jonglieren mit vielen Bällen an diesen Abend, und hey! keiner fällt.

Dass die mittelkleinen Konzerte (sagen wir geschätzte 60 bis 100 Besucher) in einem nur provisorisch abgetrennten Teil des neu erbauten Schlachthofs stattfindet, ist keine optimale Lösung. Die Sicht von hinten ist miserabel und der Zugang zum Getränkestand für all die Unglückswürmer, die links stehen, ist doch etwas mühsam. Man trauert ein wenig der gemütlichen Räucherkammer nach, wo gußeiserne Säulen den Blick sehr viel dekorativer versperrten. Sei´s drum! Veto spielen sich warm. Beginnen sogar, schüchtern mit dem Publikum zu kommunizieren, über das bei Bands stets beliebte Thema endloser Fahrten über deutsche Autobahnen. Die man am besten vergisst, wenn Abrahmamsen in die Herz-Schmerz-Sahnestück »Four To The Floor« ausbricht, in der verletzte Gefühle auf solch dekorative Weise wehtun. Den schönsten Sinn für Selbstironie beweisen die sympathisch-zurückhaltenden Dänen in der Wahl des Coversongs. Wer traut sich schon, »In The Air Tonight« von Phil Collins zu spielen? Veto, die eine Interpretation abliefern, die mit hochwertiger Bitterschokolade überzogen ist!

Veto – Four To The Floor (Live) from VETO on Vimeo.

02. Februar 2013

Hach, Hymnen! Ruhige Schönheit mit Hymnalaya

Eine bessere gute Fee, die beim ersten Album Patin steht, kann man sich eigentlich nicht wünschen: Of Monsters And Men sind große Fans ihrer Landsleute Hymnalaya! Danke, Empfehlungskultur! Dem guten Geschmack der isländischen Jedermannsdarlings Monsters kann man in diesem Fall getrost vertrauen. Denn Freunde der ruhigen Schönheit und des zurückhaltend-schwärmerischen, feinzieselierten Folkpops dürfen bei Hymnalaya große Ohren bekommen. Das Debütalbum »HYMNS« erscheint am 8. Februar und wird dann zum kostenlosen Download auf der Website der Band zur Verfügung stehen. Wer schon vorher auf krause Geschichten, himmlische Streicher-Arrangements, sensible Pianos und verlangsamte Nachdenklichkeit neugierig geworden ist, kann via isländischer Musikplattform Gogoyoko in das Werk hineinhören, das dort exklusiv präsentiert wird.

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