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Foto nordische Landschaft

24. Juni 2016

Schwebende Nachdenklichkeit mit Melby

Geschichtenerzählen ist keine Altersfrage. Vielleicht empfindet man auch besonders tief, wenn entscheidende Dinge das erste Mal geschehen. Matilda Wiezell, die Sängerin der schwedischen folk- und psychedelikinfizierten Popsters Melby aus Stockholm, klingt trotz aller Leichtigkeit so, als habe sie in jungen Jahren schon jede Menge Enttäuschungen erlebt. Aber sie ist hörbar entschlossen, sich davon nicht beirren zu lassen, sondern weiter mit offenen Augen (und Ohren!) durchs Leben zu streifen. Und sorgsam mit den Tönen umzugehen. Und mit ihrem Herzen sowieso! Viel hat die junge Band noch nicht vorzuweisen, aber die beiden auf Soundcloud verfügbaren Songs lassen aufhorchen. Das ist anmutiger, melodischer, angenehm nachdenklicher Indiepop, der nicht zu viel will und gerade deshalb überzeugt. Auch weil sich Melby trauen, sowohl englisch als auch schwedisch zu singen. Sich zu früh festlegen, warum auch? Dass die Stimme von Matilda Wiezell einfach wundervoll ist, sei hier nur am Rande bemerkt. Ein Hauch von Melancholie schwingt mit. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann gefällt mir der sehr schwebende, zarte Track »Regnet« am besten, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, worüber Miss Matilda singt. Nur dass es feine, traumverlorene, angenehm nachdenkliche Gedanken sind. Und wer übrigens schon immer wissen wollte, woher das Polarblog seine Inspirationen bezieht: Ich bin ein sehr gropßer Fan von Beehy.pe. Musikalische Schätze, weltweit gehoben von kundigen Bloggern vor Ort. Daher kam schon so mancher Tipp!

13. Juni 2016

Sowjetschlager und 60ies-Pop: Kuparilinna

Ach, was waren das noch für Zeiten, als beim Eurovioson Song Contest alle Beiträge in der Landessprache gesungen werden mussten. Bunte Zeiten, unbedingt! Denn das Finnische eignet sich hervorragend als Sprache der Popmusik mit seinen vielen hüpfenden Vokalen. Allerliebst klingen die finnischen Retro-Sounds der putzmunteren Finnen von Kuparilinna. Die schelmischen Fünf aus Helsiniki schlagen auf ihrem sehr selbstironischen Debütalbum eine schaumige Mélange aus luftigem Blumenkinder-60ies Pop und gefühligem Sowjetschlager im 70er-Style an. Hier scheint die Sonne selbst bei den mitunter kühlen nordischen Sommertemperaturen. Scheinbar naiv und sympathisch großäugig präsentieren sich die Fünf um Sängerin Liila. Und bieten federleichte, sehr tanzbare Klänge, die eine perfekte Balance zwischen Retro-Kitsch und poppigem Übermut finden. Das ist ebenso eigenwillig wie charmarmt und auf eine unterkühlte Weise frech. Die Wurlitzer-Orgel spielt dazu gefühlig auf. Und weil wir hier in Finnland sind, schimmert eine ganz kleine Träne im Knopfloch. So stelle ich mir die Kleinen Strolche vor, wenn sie erwachsen sind! Dem Debütalbum kann man zur Gänze auf Bandcamp lauschen. Ein sicheres Gegenmittel gegen all die Sturzbäche an Juni-Regen, die so allmählich aufs Gemüt drücken. Die feine Single »Aurinko« (Sonne!) feiert mit flotten Trompetenklängen die kleinen Freuden des Lebens und kommt im allerliebsten Schlunzer-Stil daher. Hebt die Laune sehr subito!