Fashion Council Germany und H&M: Die 10 Finalisten des Fellowship-Programms

09. November 2016 Nachwuchsförderung Im Juni 2016 wurde die erste große Kooperation des noch jungen Fashion Council Germany bekannt gegeben: H&M unterstützt die Vereinigung mit einem Fellowship-Programm, in dem junge Designer von einflussreichen Mentoren beraten werden sowie über mehrere Wochen hinweg Einblicke in die Abläufe bei H&M erhalten. "Die Designer durchlaufen unterschiedliche Abteilungen von H&M auf globaler und lokaler Ebene um notwendiges Hintergrundwissen zu erlangen und Praxisbezüge herzustellen. Das Programm ist umfassend angesetzt und beinhaltet sowohl kreative als auch wirtschaftliche Aspekte", so beschrieb es Thorsten Mindermann, Geschäftsführer von H&M Deutschland. Zu den 10 ausgewählten Finalisten zählen ehemalige oder aktuelle VOGUE-Salon-Designer wie Tim Labenda und William Fan, aber auch Newcomer wie Steinrohner und Nina Kastens. Sie alle stellten sich in Berlin im Soho House den Augen der Jury (darunter Angela Missoni und VOGUE-Chefredakteurin Christiane Arp). Da die drei Gewinner des Fellowship-Programms erst im Januar 2017 bekannt gegeben werden, lassen wir die Designer in der Zwischenzeit selbst zu Wort kommen...
 
 
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Tim Labenda

"Claudia Hofmann brachte mich auf die Idee, mich für das Fellowship-Programm zu bewerben – zuerst war ich skeptisch und fragte mich, wie ein so großer Retailer wie H&M und Jungdesigner zusammenpassen können. Aber jetzt denke ich, dass gerade diese ganz anderen Strukturen, die man dort kennenlernt, auch kleine Designer inspirieren können. Generell ist die Teilnahme an Wettbewerben immer eine Erfahrung, die einen weiterbringt. Allein schon wegen der Kontakte, die man dadurch bekommt, hier etwa zu Größen wie Angela Missoni oder Dirk Schöneberger von adidas. Durch meine Teilnahme am Woolmark Prize lernte ich etwa die Kreativdirektoren von Max Mara und Jil Sander kennen – das ist unbezahlbar. Der kommende Januar wird für mich also besonders spannend: Dann wird bekannt gegeben, ob ich den internationalen Woolmark Prize und das „Fashion Council Germany Fellowship“-Programm gewonnen habe!"

Nina Kastens

"Mein Schmucklabel gibt es jetzt seit zwei Jahren. Bisher habe ich mit Silber und vergoldetem Silber gearbeitet, jetzt habe ich erstmals mit purem Gold und Diamanten gearbeitet, also eine Fine-Jewelry-Kollektion entwickelt. Das hier ist der erste Wettbewerb, an dem ich mit meinem Label teilnehme, auf der Berlin Fashion Week habe ich bislang auch nicht präsentiert, sondern nur auf der Premium ausgestellt. Bevor ich mein Label gegründet habe, habe ich BWL studiert und eine Goldschmiede-Ausbildung gemacht – sowohl wirtschaftlich als auch handwerklich kenne ich mich also aus. In dem Fellowship-Programm würde ich daher vor allem vom Wissen einer Kollektionsplanung oder auch vom Einblicken in den Sales- und Präsentationsbereich profitieren."

Marina Hoermanseder

"Ich weiß, dass sich viele wundern, dass ich mich für das Fellowship-Programm bewerbe, obwohl ich mit meinem Label schon so weit bin. Ich aber sage, gerade jetzt ist der perfekte Zeitpunkt! Noch vor ein bis zwei Jahren hätte ich noch nicht das nötige Marktwissen gehabt, um die Unterstützung, die man durch ein solches Programm erfährt, auch richtig umzusetzen. Gerade jetzt ist deshalb der perfekte Zeitpunkt für mich, weil die Produktionszahlen bei meinem Label stetig wachsen – ich habe eine neue Website und die meisten Stücke verkaufe ich im eigenen Online-Store. Bei all dem könnte mich ein Partner wie H&M bestens beraten."

Horror Vacui

"Bisher habe ich mich in meiner Arbeit mit Horror Vacui immer rein auf das Produkt fokussiert, wirtschaftliche oder kommerzielle Aspekte rückten in den Hintergrund. Das war für den Anfang gut, wird sich aber jetzt, da ich mein Label auf ein anderes Level bringen möchte, ändern müssen. Dabei kann mir ein weltweit agierendes Unternehmen wie H&M helfen, weil es wirtschaftlich das Big Picture sieht."

Rianna + Nina

"Wir leben und arbeiten zwar in Berlin und verkaufen unsere Mode hier im eigenen Laden, aber auf Dauer sehen wir uns im internationalen Umfeld. Bisher sind wir das Ganze über Pop-up-Projekte angegangen: Wir haben diesen Sommer Pop-up-Shops in ganz Europa, etwa auf Capri, eröffnet, als nächstes folgt im Dezember London, weitere Städte, darunter Kopenhagen und St. Tropez sind in Planung. Generell gilt für uns: Es gibt keine Regeln. Wir haben zwar mit Kimonos und Taschen angefangen, aber mittlerweile produzieren wir auch Kleider, Jacken und Mäntel. Durch unsere Teilnahme am VOGUE Salon haben wir schon gemerkt, wie wichtig es ist, sich der Welt da draußen zu präsentieren – das werden wir in Zukunft im Rahmen des Berliner Salons tun. Und ein Wettbewerb wie dieser ist natürlich auch eine perfekte Gelegenheit."

Steinrohner

"Ein Wettbewerb wie der des Fellowship-Programms ist allein schon eine große Chance, weil er uns Jungdesignern Aufmerksamkeit und eine große Reichtweite bietet. Abgesehen davon, brauchen wir vor allem Unterstützung im Bereich Marketing. Unsere aktuelle Kollektion umfasst 90 Teile, einige davon sind sehr künstlerisch, andere tragbarer – dieses Gleichgewicht ist uns sehr wichtig. Generell sehen wir unsere Kollektionen als zeitlos an, es gibt gewisse Stücke und Schnitte, die sich in jeder unserer Kollektionen wiederfinden, die ganz einfach weiter- statt neu entwickelt werden. Bezüglich der Abverkäufe merken wir, dass Länder wie die Schweiz teilweise offener für junge, avantgardistische Labels sind als der deutsche Markt – noch und leider."

Boulezar

"Ich möchte mich mit meinem Label in Richtung Slow Fashion bewegen – ich arbeite zwar noch in Kollektionen, habe aber in ihnen immer meine Klassiker, die ich nach und nach weiterentwickle. Früher habe ich den Druck verspürt, mir für jede Kollektion neue Inspirationen zu suchen. Jetzt ist es einfach immer das Bauhaus, das mich ästhetisch inspiriert. Kein wildes Hin und Her mehr. Ob das im Gegensatz zur Fast Fashion von H&M steht, falls ich einer der Gewinner des Fellowships-Programms bin? Nein, denn gleichzeitig möchte ich mit meinem System wachsen. Schon jetzt ist für mein Label Amerika der größte Markt. Wir haben gerade ein paar Sonderanfertigungen für Justin Bieber gemacht, Dirk Nowitzky trägt uns auch häufig. Und in Deutschland viele Bundesligaspieler – und natürlich Christiane Arp!"

Benu Berlin

"Anfang des Jahres eröffne ich einen eigenen Laden in Mitte. Das Ganze wird ein Concept Store sein, in dem ich eine Art Bildungszentrum für Mode schaffen möchte. Aktuell unterrichte ich schon seit vier Jahren an der ESMOD, dort werde ich dann auch Kurse geben, sowohl für Modestudenten als auch für alle Interessenten. Mit meinem Label schlage ich derweil eine kommerzielle Richtung ein, die sich rund um Denim drehen wird. Die Seite meiner Mode, die so etwas wie tragbare Kunst ist, wird es auch immer geben, aber gerade im Denim-Bereich lässt sich beide Seiten sehr schön vereinbaren. Bisher war ich immer durch und durch Designerin – mittlerweile schleichen sich auch Marketing-Aspekte mehr und mehr in meinen Alltag ein."

Goetze

"Vergangene Saison habe ich angefangen meine Mode, die ja Männermode ist und auch bleiben soll – kein Unisex! –, auch an Frauen zu fotografieren. Es gibt eben viele Frauen, die gerne Menswear tragen. Mit meiner Mode funktioniert das besonders gut, weil alle Entwürfe mit den sogenannten Hybridärmeln, das heißt mit überschnittenen Schultern, ausgestattet sind. Mein Label gibt es zwar schon seit 2011, aber seit zwei Saisons nenne ich mich nur noch Goetze, nicht mehr Sissi Goetze. Ich fühle mich seitdem auch viel fokussierter. Ich will nicht jede Saison ein lautes Fashion Statement setzen, sondern auch formelle Kleidung für Kreative schaffen. Mit H&M und dem Fashion Council könnte ich mein Label noch weiter professionalisieren, weiter wachsen, an den richtigen Schrauben drehen. Und vielleicht würde ich in Stockholm auch Zugang zu anderen, innovativen Materialien bekommen, die ich bislang noch gar nicht kenne."

William Fan

"Ich bin gerade erst aus Hongkong wiedergekommen – dort habe ich mich um die Produktion meiner aktuellen Frühjahr/Sommer-Kollektion 2017 gekümmert. Ich war nur zehn Tage statt wie sonst drei Wochen vor Ort. Extra für den Tag hier habe ich alle meine Planungen verschoben. Bisher habe ich in meiner Karriere nur an zwei kleineren Design-Wettbewerben teilgenommen. Für mein Label habe ich eine sehr feste Vision, ich mache alles intuitiv, Learning by Doing sozusagen, und mache dementsprechend auch mal Fehler. Das ist gut und funktioniert für mich, aber Unterstützung von jemandem zu bekommen, der alle diese Fehler schon kennt, würde mir natürlich auch nicht schaden. H&M ist ein sehr mächtiges Unternehmen – ich wäre sehr gespannt, die dortigen Strukturen kennenzulernen."