Aleviten
Aleviten - Informationen und Hintergründe
"Die Welt" bietet Ihnen Nachrichten, Videos und Informationen zur Kultur und zum Glauben der Aleviten und ihrem Bild vom Islam.
Von orthodoxen Muslimen werden die Aleviten nicht anerkannt, in der Türkei sind sie eine unterdrückte Minderheit. In Deutschland dagegen, wo inzwischen rund 500.000 Aleviten leben, sind sie als Religionsgemeinschaft offiziell registriert. Rund ein Viertel aller Einwanderer aus der Türkei sind Aleviten. In der Debatte um Integration und Islam werden sie allerdings oft übersehen.
Was zeichnet die Religionsgemeinschaft der Aleviten aus?
Eine Antwort bietet die Alevitische Gemeinde Deutschland: "Wer den Cem-Gottesdienst als Hauptgebet anerkennt und daran teilnimmt, gilt als Alevit." Aleviten beten nicht in einer Moschee, sondern treffen sich zu einer Cem genannten Versammlung.
In ihrer Glaubenslehre ersetzen die Aleviten die sunnitischen Allah-Mohammed Beziehung durch eine Dreieckbeziehung, in welcher Ali, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed und Freund Gottes, hinzugefügt ist. Die Gottesliebe und die Liebe zu Gott steht im Alevitentum vor der Gottesfurcht.
Ziel des Alevitentums ist eine Form der Erleuchtung, die der erreicht, der sich an die Regeln der "4 Tore, 40 Pforten" hält, die vom Koran inspiriert wurden, und dabei Nächstenliebe, Geduld, Bescheidenheit und andere gute Werte im öffentlichen Leben anwendet.
Sind Aleviten Muslime?
In den Meinungsumfragen werden die Aleviten üblicherweise zu den Muslimen gerechnet. Die Aleviten selbst sind uneins darüber, ob das angemessen ist oder nicht: Von manchen Aleviten wird der eigenständige Charakter der Religion betont, sie verstehen ihre Religion als unabhängige Glaubenslehre oder als Religion, die sich aus dem Islam heraus weiterentwickelt hat.
Eine andere Gruppe von Aleviten sieht sich in erster Linie als Muslime und das Alevitentum als Teil oder in der Nähe des Sunnitentums. Eine weitere Richtung betont zwar die Zugehörigkeit zum Islam, stellt sich aber in Opposition zum Sunnitentum.
Aleviten in der Türkei und in Deutschland
In der Türkei bezeichnen sich mindestens 10 Millionen Menschen als Aleviten. Manche schätzen ihre Zahl auf bis zu 20 Millionen. Die traditionellen Siedlungsgebiete der türkischen Aleviten sind Zentralanatolien sowie die West- und Südwestküste der türkischen Halbinsel.
Die Situation der Aleviten ist auch im 21. Jahrhundert von starken Spannungen mit Sunniten bestimmt. Besonders in den zehn Jahren unter der AKP-Regierung wurden die Aleviten aus der staatlichen Bürokratie ausgeschlossen.
Am 23. Dezember 2007 lief im Fernsehsender "Das Erste" (ARD) die Tatort-Folge "Wem Ehre gebührt", die einen Inzest bei einer in Deutschland lebenden alevitischen Familie zum Gegenstand hatte. Der Fernsehfilm löste heftige Proteste der alevitischen Gemeinde Deutschlands aus.