Hutu

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Die Hutu sind eine soziale Gruppe (Kaste) in Ostafrika und stellen in Ruanda und Burundi die Bevölkerungsmehrheit. Etwa 85 Prozent der Ruander und der Burundier gelten als Hutu.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In vorkolonialer Zeit gab es in Ruanda und Burundi ein Nebeneinander der sozialen Gruppen der Tutsi, Hutu und Twa, deren Sozialstruktur sich in dieser Rangfolge über den sozialen Status ergab. Während die Tutsi überwiegend Viehzüchter waren und die Twa als Jäger und Sammler lebten, betrieben die Hutu vornehmlich Landwirtschaft und stellten die Mehrheit der Bevölkerung. Eine vertikale Durchlässigkeit zwischen den sozialen Gruppen war gegeben; beispielsweise durch den Erwerb von Vieh war sozialer Aufstieg möglich. Alle drei Gruppen sprechen Kinyarwanda.

Erst während der Kolonialherrschaft Deutschlands (bis 1916) und des Völkerbundmandats Belgiens (ab 1923) über Ruanda wurde der Zugehörigkeit von Menschen zu den Gruppen der Hutu, Tutsi oder Twa eine ethnische Bedeutung zugeschrieben. Die Einteilung in (vermeintliche) Ethnien und das Bilden einer herrschenden Volksgruppe als Oberschicht dienten den Kolonialherren zur Organisation der Kolonialverwaltung im Sinne der von Deutschen und Belgiern praktizierten indirekten Herrschaft. 1934 galt als ein Kriterium für die Zuordnung zu den Hutu oft der Besitz von unter zehn Rindern. Häufig legten die Behörden die Zugehörigkeit zu einer Gruppe auch nach dem Aussehen der Menschen fest.

Im damals vorherrschenden rassistischen Denkmodell wurden die ethnischen Gruppen auch anhand ihrer Phänotypologie unterschieden, wobei diese hier auf die bereits bestehenden sozialen Gruppen übertragen wurden. Die sozial untergeordneten Hutu wurden als negride, „unterwürfige Rasse“ klassifiziert, die Tutsi als überlegene „Rasse mit natürlichen Herrscherqualitäten“. Als Legitimation wurden die Tutsi gemäß der Hamitentheorie als hamitisch-semitische und damit als europide Rasse eingeordnet, deren Herrschaftsanspruch sich daraus ergebe.

„Das durch koloniale Maßnahmen geschaffene System ‚ethnisierter‘ sozialer Gruppen […] [hat sich bis heute zu einem] vielen als zentraler, ‚natürlich‘ gegebener Identifikationspunkt [entwickelt].“[1]

Diesem Denkmodell folgend wurden Tutsi seit Beginn der Kolonisation von den Machthabern in Schlüsselpositionen eingesetzt und gefördert. Nach dem Ende der Kolonialherrschaft wurden jedoch Angehörige der Bevölkerungsmehrheit der Hutu zur herrschenden Gruppe. Diese historische Entwicklung ist eine der mittelbaren Ursachen für ethnische Konflikte in Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Burundi.

Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi führte 1994 zum Völkermord in Ruanda einschließlich des Massakers von Nyarubuye.

Bekannte Angehörige[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Richard Wiens: Giheke Kitabu. Aus dem Innenleben Afrikas oder Entwicklung ohne Kooperation? Novum-Verlag, Neckenmarkt u. a. 2009, ISBN 978-3-85022-696-7.
  • Helmut Strizek: Geschenkte Kolonien. Ruanda und Burundi unter deutscher Herrschaft (= Schlaglichter der Kolonialgeschichte 4). Mit einem Essay über die Entwicklung bis zur Gegenwart. Links, Berlin 2006, ISBN 3-86153-390-1, (Rezension des Buches bei Deutschlandradio Kultur).
  • Uwe Hoering (Red.): Zum Beispiel Hutu und Tutsi. (Der Völkermord hätte verhindert werden können, befand ein UN-Bericht) (= Lamuv-Taschenbuch 214 Süd-Nord). Lamuv-Verlag, Göttingen 1997, ISBN 3-88977-473-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ellen Gutzler / Gudrun Honke / Sylvia Servaes in Uwe Hoering: Hutu und Tutsi – Der Völkermord hätte verhindert werden können, befand ein UN-Bericht, Göttingen 1997