Ausland

Barroso attackiert Hofer mit Nazi-Vergleich

Der frühere EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso und der FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer haben sich gestern Abend hitzige Wortgefechte in einer Podiumsdiskussion an der Genfer Universität für Internationale Studien (IHEID) geliefert. Barroso sagte dabei, dass ihn Hofers Vorschlag für Flüchtlingslager in Afrika an die Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg erinnere.

Dutzende Studenten protestierten in dem voll besetzten Hörsaal gegen die Anwesenheit des FPÖ-Politikers. Sie hielten während jeder seiner Wortmeldungen Schilder mit der Aufschrift „Keine Grenzen“ oder „Sag nein zu Rassismus“ in die Höhe. Eine Studentin, deren Eltern bosnische Kriegsflüchtlinge sind, verlas eine Petition, in der sie der FPÖ die Verbreitung von Rassismus, Islamophobie, Homophobie und Sexismus vorwarf. Zwischenrufe aus dem Publikum quittierte Hofer mit der Aussage, das sei „nicht tolerant“.

Hofer wurde persönlich

„Ich mag Österreich. Aber bestimmte Personen mag ich nicht“, sagte Barroso, der Gastprofessor am renommierten Genfer Graduate Institute ist. Nach Ansicht des früheren portugiesischen Ministerpräsidenten könnte die EU problemlos vier bis fünf Millionen Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Mitgliedsstaaten solidarisch wären. Doch die von Hofer vertretene Idee von „sicheren Gebieten“ in Nordafrika, in denen Asylanträge geprüft werden sollen, erinnere ihn an „Konzentrationslager“.

Hofer ließ diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen. „Es ist immer das Gleiche“, sagte er und wechselte sofort auf die persönliche Ebene. „Was ist mit Ihnen, haben Sie Flüchtlinge zu Hause? Sie sind ein reicher Mann. Haben Sie Flüchtlinge zu Hause? Haben Sie?“, sagte der FPÖ-Politiker in Richtung des früheren EU-Kommissionspräsidenten.

Barroso und der Irak-Krieg

Als Barroso in den folgenden Wortgefechten lauter wurde, sagte Hofer: „Schreien Sie nicht. Sie haben den Krieg (im Irak) unterstützt. Das ist wahr. Das ist wahr, und deshalb sind Sie so nervös.“ Während seiner Zeit als portugiesischer Ministerpräsident hatte Barroso zum Lager jener EU-Spitzenpolitiker gezählt, die den Irak-Krieg unterstützten.

So richtete er kurz vor Kriegsbeginn auf den Azoren einen Gipfel mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush aus, bei dem ein letzter Versuch für eine diplomatische Lösung des Konflikts mit dem damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein unternommen wurde.

D: Erneut Angriff von „Reichsbürger“ auf Polizisten

Ein „Reichsbürger“ hat gestern in Sachsen-Anhalt in Deutschland Polizisten angegriffen und einen von ihnen verletzt. Der 43-Jährige habe sich trotz Aufforderung eines Mitarbeiters geweigert, ein Bürgercenter der Stadt Salzwedel zu verlassen, wie die Polizei mitteilte.

Auch Frau schlug auf Polizisten ein

Als die alarmierten Beamten eintrafen, habe der Mann unvermittelt auf sie eingeschlagen und sie dabei als Nazis beschimpft. Auch die 34-jährige Frau des „Reichsbürgers“ habe die Polizisten attackiert. Gegen das Paar wurde schließlich ein Platzverweis ausgesprochen.

Heute in der Früh war ein 32-jähriger Polizist gestorben, der bei einer Razzia in Bayern von einem Anhänger der „Reichsbürger“-Bewegung niedergeschossen worden war. Der Vorgang hat eine Debatte über den Umgang mit der rechtsextremistischen Bewegung ausgelöst. „Reichsbürger“ erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Stattdessen behaupten sie, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort.

1.400 Flüchtlinge vor Libyens Küste gerettet

Vor der libyschen Küste sind gestern rund 1.400 Menschen gerettet worden. Das von der Organisation Ärzte ohne Grenzen betriebene Rettungsschiff „Argos“ griff 802 Menschen von sechs Schlauchbooten und einer Holzbarke auf, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Auch die „Responder“ der Hilfsorganisation Moas war mit 432 geretteten Flüchtlingen wesentlich an den Aktionen beteiligt.

Die übrigen Flüchtlinge wurden von Schiffen der italienischen Küstenwache und der EU-Mission „Sophia“ aufgenommen. Ungeachtet der schlechten Wetterbedingungen wurden nach Angaben der Küstenwache seit Sonntag insgesamt mehr als 2.400 Flüchtlinge vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet. Nicht immer kommen die Helfer rechtzeitig, weil viele Boote nicht hochseetauglich und oft überfüllt sind. Viele Passagiere ertrinken oder kollabieren aus Wassermangel.

145.000 Flüchtlinge heuer über das Mittelmeer

Das Schiff „Vos Hestia“ der Organisation Save the Children war am Mittwoch auf ein Boot mit rund 200 Passagieren gestoßen, viele davon allein reisende Minderjährige und junge Familien. Fünf Menschen waren bereits tot. Italiens Innenministerium zählte bis gestern rund 145.000 Flüchtlinge, die das Land in diesem Jahr über das Mittelmeer erreichten. Die Zahl liegt auf ähnlich hohem Niveau wie 2014 und 2015.

Äthiopien: Ausnahmezustand mit 1.500 Festnahmen

Seit der Verhängung des Ausnahmezustands in Äthiopien hat die Regierung nach eigenen Angaben in den Protesthochburgen des Landes mehr als 1.500 Menschen festnehmen lassen. Allein in den Städten Shashemene und West Arsi südlich der Hauptstadt Addis Abeba seien 1.120 Menschen festgenommen worden, hieß es in einer gestern im staatlichen Rundfunk verlesenen Mitteilung.

Den Festgenommenen wird Gewalt und Sachbeschädigung vorgeworfen. Mit dem am 9. Oktober verhängten sechsmonatigen Ausnahmezustand reagierte Ministerpräsident Hailemariam Desalegn auf eine bis dahin beispiellose Welle von Protesten gegen seine autoritäre Herrschaft.

Weitere Festnahmen wurden aus der Stadt Guji und der Region Kelem Wolega sowie aus den Städten Gondar und Bahir Dar gemeldet. Der Regierungsmitteilung zufolge beschlagnahmten Sicherheitskräfte Hunderte Waffen, welche die Demonstranten geplündert hätten.

Sei Beginn der Proteste Hunderte Tote

In den genannten Orten leben vor allem Angehörige der Volksgruppen Oromo und Amhara. Die Oromo hatten sich im November vergangenen Jahres gegen die Regierung erhoben. Im Sommer schlossen sich die Amhara den Protesten an. Seitdem wurden nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen bei der Niederschlagung der Proteste Hunderte Menschen getötet.

Die Volksgruppen der Oromo und der Amhara stellen zusammen mehr als 60 Prozent der Gesamtbevölkerung von 100 Millionen Äthiopiern. Sie fühlen sich von der Regierung diskriminiert, die von der Minderheit der Tigray dominiert wird. Der Ausnahmezustand schränkt den Spielraum für ausländische Diplomaten und Oppositionsmedien ein. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon hatte am Montag erklären lassen, er verfolge die Entwicklung „mit Sorge“.

Mehrere Tote trotz Feuerpause im Jemen

Vereinzelte Kämpfe im Bürgerkriegsland Jemen gefährden die brüchige Feuerpause. Am ersten Tag der dreitägigen Waffenruhe wurden gestern mindestens elf Menschen getötet. Die unter UNO-Vermittlung vereinbarte Kampfpause soll den Weg zu Verhandlungen über einen dauerhaften Frieden ebnen.

Seit März 2015 fliegt ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis Luftangriffe auf Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen. Saudi-Arabien und seine Verbündeten unterstützen den sunnitischen Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi. Die Rebellen halten dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh die Treue. Beide Konfliktparteien warfen sich nun gegenseitig Verstöße gegen die Waffenruhe vor.

Inland

Grundsatzrede: Mitterlehner versucht sich als Mutmacher

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) meldet sich heute mit einer Grundsatzrede zur Wirtschaftspolitik zu Wort. Inhaltlich will sich der ÖVP-Chef den aktuellen Herausforderungen von Digitalisierung bis Integration widmen und dabei Mut machen und motivieren, wie es in einem im Vorfeld verbreiteten Video der Partei heißt. Motto der Aktion: „Mut gegen Angst“.

Inhaltlich sollen die bis zu 600 geladenen Gäste in der Aula der Wissenschaften in der Wiener Innenstadt ein Plädoyer für Freihandel und gegen Abschottung, für flexiblere Arbeitszeiten sowie für einen neuen Sozialstaat zu hören bekommen, hieß es im Vorfeld.

Nächste Runde der Finanzausgleichsverhandlungen

Für Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) geht es gleich im Anschluss an die Ansprache des Parteichefs weiter zur nächsten Runde der Finanzausgleichsverhandlungen. Mit einem Abschluss wurde im Vorfeld weder beim Bund noch aufseiten der Länder gerechnet.

Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die von Schelling forcierte aufgabenorientierte Mittelverteilung (anstatt der Verteilung nach Einwohnerzahl) und der geplante „Kostendämpfungspfad“ im Gesundheitswesen. Die Einigung ist bis Mitte November geplant.

Nächster Streit über Mindestsicherung

Nachdem die Zeichen zuletzt eher auf Zuversicht gestanden sind, zeigt sich nun, dass die Regierung beim Thema Mindestsicherung noch weit von einer Lösung entfernt ist: Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) attackierte Koalitionspartner ÖVP gestern ungewohnt scharf.

Wie die ÖVP agiere, sei keine seriöse Arbeit. Er selbst sei der ÖVP „maximal“ entgegengekommen, ein Kompromiss, der sich bereits abgezeichnet habe, sei aber an ÖVP-internem Widerstand gescheitert.

Mehr dazu in Mitterlehner weist Verantwortung zurück

Wirtschaft

Bank Austria lässt rund 2.000 Leute ziehen

Die Mehrheit der abgangswilligen Mitarbeiter der Bank Austria dürfen das Unternehmen verlassen. Das ist laut „Standard“ das Ergebnis eines „Handshake“-Programms der UniCredit-Tochter. 959 Mitarbeiter gehen wie berichtet bis Jahresende 2017. Der Rest von den laut Zeitung 2.750 Interessierten am Abschiedsprogramm bleibt noch bis zu acht Jahre im Unternehmen oder bei einer Tochter.

Aber die Bank lässt nicht alle ziehen, laut Zeitungsbericht sind es insgesamt über die Jahre rund 2.000 Leute. „Das Management hat die Mehrheit der Mitarbeiterangebote zur einvernehmlichen Auflösung ihres Dienstverhältnisses angenommen“, zitiert der „Standard“ einen Banksprecher. Wie viele Leute insgesamt und schlussendlich das Unternehmen verlassen, ist noch nicht fix.

Massives Sparprogramm

Die Bank selbst hat nie ein Ziel genannt, wie viele Personen aus ihrer Sicht das Haus verlassen sollten. Die allerhöchste Abfertigung für unkündbar gestellte Mitarbeiter soll sich auf vier Jahresgehälter belaufen.

Zuletzt hatte die Bank Austria rund 10.000 Mitarbeiter. Die UniCredit-Tochter muss ein massives Sparprogramm fahren. Auch die Osteuropatöchter werden inzwischen von Mailand, dem Sitz der UniCredit, und nicht mehr von Wien aus geleitet. Für das Personaleinsparprogramm hat die Bank Austria 450 Mio. Euro weggelegt. Inklusive der Personaleinsparungen soll das von der italienischen Mutter vorgegebene Sparziel von 300 Mio. Euro bis 2018 erreicht werden.

Europaweite Razzia wegen Mehrwertsteuerbetrugs

Europäische Sicherheitsbehörden sind gemeinsam gegen ein Netzwerk mutmaßlicher Betrüger vorgegangen, die Hunderte Millionen Euro an Mehrwertsteuer hinterzogen haben sollen. 18 Menschen wurden festgenommen, teilten die Polizeibehörde Europol und die Justizbehörde Eurojust gemeinsam in Den Haag mit. 38 Objekte wurden laut Angaben durchsucht und mehr als 630.000 Euro beschlagnahmt. Die Aktion gestern betraf neben Österreich zehn weitere Länder.

Der Betrügerring habe die EU-Bürger um etwa 320 Mio. Euro gebracht, erklärten Eurojust und Europol. Die Steuerhinterzieher hätten eine „komplexe Infrastruktur“ benutzt. Bei der Großrazzia mit mehr als 200 Beamten wurden den Angaben zufolge auch diverse Vermögenswerte eingefroren, unter anderem mehrere Bankkonten in der Schweiz.

Koordiniert wurde die Aktion unter Führung der deutschen Vertreterin bei Eurojust, Gabriele Launhardt. Sie lobte das „hohe Niveau der internationalen Kooperation“. Dadurch sei es gelungen, das Betrügernetz daran zu hindern, „sich hinter nationalen Grenzen zu verstecken und die EU-Bürger weiterhin um riesige Mengen Steuergeld zu betrügen“.

Draghi rechnet mit anziehender Inflation im Euro-Raum

EZB-Präsident Mario Draghi rechnet mit einem Anziehen der Inflation. Die Preise dürften in den nächsten Monaten schrittweise zulegen, sagte er gestern in Frankfurt. Die jährliche Teuerung in der Euro-Zone war im September auf 0,4 Prozent angezogen. Das ist das stärkste Plus seit Oktober 2014.

Ein Grund dafür war die Entwicklung der Energiepreise, die nicht mehr so stark fielen wie noch in den Vormonaten. Das EZB-Ziel einer Teuerung von knapp zwei Prozent liegt damit aber immer noch in weiter Ferne. Draghi geht davon aus, dass die Inflationsrate in den kommenden beiden Jahren weiter nach oben gehen wird.

Der Italiener hatte jüngst in Washington schon gesagt, die Teuerung werde voraussichtlich Ende 2018 oder Anfang 2019 an die EZB-Zielmarke herankommen. Zu ihrer Zinssitzung im Dezember dürften den Euro-Hütern neue Inflations- und Wachstumsprognosen der hauseigenen Volkswirte vorliegen. Bisher rechnen diese für 2018 mit einer Inflation im Währungsraum von 1,6 Prozent.

Leitzins bleibt bei 0,0 Prozent

Die Währungshüter beließen den Leitzins im Euro-Raum, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Zentralbankgeld besorgen können, auf dem Rekordtief von null Prozent, wie die EZB im Anschluss an eine Ratssitzung in Frankfurt mitteilte. Parken Banken überschüssiges Geld bei der Notenbank, müssen sie dafür weiter 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Sie bekräftigte, an ihrem milliardenschweren Anleihenkaufprogramm bis mindestens Ende März 2017 festzuhalten.

Die meisten Ökonomen hatten auch nicht damit gerechnet, dass die Notenbank bei dem Treffen weitreichende Entscheidungen trifft. Sie erwarten sich indes Hinweise über das weitere Vorgehen der EZB bei ihrem milliardenschweren Anleihenkaufprogramm.

Die EZB kauft seit März 2015 Staatsanleihen und andere Wertpapiere. 80 Milliarden Euro fließen derzeit monatlich, insgesamt sollen es 1,74 Billionen Euro werden. Seit Juni stehen auch Unternehmensanleihen auf dem Einkaufszettel.

Mit ihrer ultralockeren Geldpolitik wollen die Währungshüter die Konjunktur ankurbeln und die Inflation im Euro-Raum anschieben.

Sport

Ski alpin: Weltcup-Comeback von Veith in weiter Ferne

Das Comeback von Anna Veith im Weltcup-Zirkus ist offenbar noch in weiter Ferne. Die 27-jährige Salzburgerin, die sich vor einem Jahr bei einem Trainingssturz eine schwere Knieverletzung zugezogen hatte, wird frühestens im Dezember wieder auf Skiern stehen. Davor werde sie noch einen fünf- bis sechswöchigen Krafttrainingsblock einlegen, wie Veith gestern in Sölden erläuterte. „Ich habe noch zu wenig Kraft, um den Druck aufzubringen, den ich fürs Rennfahren brauche“, sagte Veith.

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Eishockey: Innsbruck beendet Negativserie

Mit Siegen zum Auftakt der zwölften Runde der Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) haben sich Innsbruck und die Graz 99ers gestern in der Tabelle nach vor gearbeitet. Graz ist nach einem Auswärtssieg in Bozen vorerst neuer Vierter. Innsbruck feierte einen Sieg nach Verlängerung gegen die Black Wings Linz und reiht sich einen Platz dahinter auf Rang fünf ein. Für die Tiroler war es der erste Heimsieg seit dem EBEL-Aufstieg 2012 gegen Linz überhaupt.

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Chronik

Drogenboss „El Chapo“ darf an USA ausgeliefert werden

Ein mexikanisches Gericht hat die Auslieferung des Drogenbosses Joaquin Guzman alias „El Chapo“ an die USA genehmigt. Ein Richter in der Hauptstadt Mexiko-Stadt wies den Einspruch des inhaftierten Chefs des Sinaloa-Kartells zurück, wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte.

Das mexikanische Außenministerium hatte einer Auslieferung des Drogenbosses ins Nachbarland im Mai zugestimmt, Guzman legte dagegen Widerspruch ein. Einer seiner Anwälte erklärte gestern, er werde die Entscheidung des Gerichts anfechten. Die Verteidiger Guzmans hatten angekündigt, notfalls bis vor das Oberste Gericht zu ziehen.

Auslieferung Anfang kommenden Jahres

Die Regierung strebt eine Auslieferung des Drogenbosses Anfang kommenden Jahres an. Die Behörden in den US-Bundesstaaten Texas und Kalifornien werfen „El Chapo“ Mord und Drogenhandel vor und wollen ihn deshalb vor Gericht stellen.

Derzeit sitzt „El Chapo“ in einem Gefängnis in Ciudad Juarez an der Grenze zu den USA ein. Er war nach einem Gefängnisausbruch und 13 Jahren auf der Flucht im Februar 2014 gefasst worden. Er wurde ins Hochsicherheitsgefängnis Altiplano nahe Mexiko-Stadt gesperrt - und entkam im Juli 2015 in einer filmreifen Aktion durch einen Tunnel. Im Jänner dieses Jahres wurde er in seinem Heimatbundesstaat Sinaloa erneut festgenommen und inhaftiert.

21 Mordanklagen nach Schlammkatastrophe in Brasilien

Im Zusammenhang mit einer der schlimmsten Umweltkatastrophen Brasiliens werden 21 Menschen wegen Mordes angeklagt. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft gestern in Belo Horizonte mit. Bei der „Tragödie von Mariana“ war es am 5. November 2015 im Bundesstaat Minas Gerais in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch in Rückhaltebecken gekommen. 19 Menschen starben.

Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometer Länge, bis in den Atlantik floss das verseuchte Wasser. Insgesamt sollen 35 Milliarden Liter an Rückständen abgeflossen sein.

Bis zu 54 Jahre Haft

Das Betreiberunternehmen Samarco gehört dem brasilianischen Unternehmen Vale und dem australisch-britischen Konzern BHP. Zu den Angeklagten zählen nach Angaben des Portals Folha unter anderen der frühere Samarco-Chef, sein Vize und verschiedene weitere Manager und Berater, darunter ein Brite, ein Franzose, ein Südafrikaner, ein Australier und zwei Amerikaner.

Ihnen drohen bis zu 54 Jahre Haft. Hauptvorwurf: In den Vorjahren habe es mehrere Probleme und Warnungen gegeben, dass der Damm instabil sei, die seien aber ignoriert worden.

40 Ortschaften waren von der Katastrophe betroffen, Fischer verloren ihre Lebensgrundlage. Die damalige Präsidentin Dilma Rousseff machte den Betreibern schwere Vorwürfe: „Das unverantwortliche Handeln eines Unternehmens hat die größte Umweltkatastrophe in der Geschichte Brasiliens verursacht.“ Später wurde ein Schadenersatz von 20 Milliarden Reais (5,7 Mrd. Euro) vereinbart, um die jahrelangen Reinigungsarbeiten zu bezahlen und um Opfer zu entschädigen.

IT

Nintendo will mit neuer Konsole punkten

Nintendo will mit seiner nächsten Konsole die Grenzen zwischen dem Spielen zu Hause und unterwegs wegwischen. Das Gerät mit dem Namen Switch kann draußen als mobiles Gaming-Gerät genutzt werden und zu Hause an den Fernseher angedockt werden. Das deckt sich mit den bisherigen Erwartungen. Es kommt im März 2017 - also nach dem aktuellen Weihnachtsgeschäft - auf den Markt.

Wichtiges Produkt für Nintendo

Bisher war das Projekt unter dem Codenamen NX bekannt. Für Nintendo wird die Konsole ein sehr wichtiges Produkt sein. Die aktuelle Konsole Wii U, eine Weiterentwicklung der überaus erfolgreichen Wii, verfehlte die Erwartungen und liegt beim Absatz weit hinter den Konkurrenzgeräten Playstation 4 von Sony und Xbox One von Microsoft. Außerdem kommen Spiele in immer besserer Qualität auch auf TV-Boxen wie Amazons Fire TV oder Apple TV.

Smartphone-Games als starke Konkurrenz

Bei der aktuellen Mobilkonsole DS bekommt Nintendo die starke Konkurrenz der günstigen bis kostenlosen Smartphone-Games zu spüren und bringt demnächst selbst erstmals mit „Super Mario“ eine seiner beliebten Figuren in einer Spiele-App auf die Telefone. Das hatte neben dem Erfolg des Spiels „Pokemon Go“, an dem Nintendo beteiligt ist, der Aktie in diesem Jahr bereits kräftig Auftrieb verliehen.

Microsoft erfreut Anleger mit kräftigem Cloud-Zuwachs

Dank starken Wachstums im Cloud-Geschäft hat Microsoft im vergangenen Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Die Erlöse blieben verglichen mit dem Vorjahreswert stabil bei 20,5 Milliarden Dollar (18,8 Mrd. Euro), wie der Konzern gestern nach US-Börsenschluss mitteilte.

Auch der Überschuss von 4,7 Milliarden Dollar übertraf trotz eines Rückgangs um vier Prozent die Prognosen der Analysten. Bei Anlegern kamen die Zahlen gut an - die Aktie kletterte nachbörslich zunächst um mehr als fünf Prozent.

Cloud-Geschäft wuchs um acht Prozent

Der Umsatz im Cloud-Geschäft mit Diensten aus dem Netz, der Datenwolke, wuchs um acht Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar. Auch bei den Office-Büroprogrammen, die inzwischen auch verstärkt als Abo angeboten werden, gab es ein deutliches Plus von sechs Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar. Schwierig bleibt indes die PC-Sparte, hier sanken die Erlöse um zwei Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar. Im weitgehend aufgegebenen Smartphone-Geschäft gab es einen weiteren Einbruch von 72 Prozent.

PayPal legt bei Kundenzahl und Umsatz deutlich zu

PayPal hat unter anderem dank eines deutlichen Kundenwachstums seinen Umsatz um fast ein Fünftel erhöht. Der Internetbezahlanbieter gab gestern nach US-Börsenschluss für das dritte Quartal einen Umsatz von 2,67 Milliarden Dollar bekannt, nach 2,26 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn legte auf 323 Millionen Dollar nach 301 Millionen zu.

Letztes Jahr von eBay abgespalten

Ohne Sonderposten betrug der Gewinn je Aktie 35 Cent, was genau den Erwartungen der Analysten entsprach. Die Zahl der aktiven Benutzerkonten stieg um elf Prozent auf 192 Millionen und lag damit leicht über den Erwartungen. PayPal-Aktien lagen nachbörslich 3,5 Prozent im Plus. Der US-Konzern war im vergangenen Jahr von eBay abgespalten worden.

Gesundheit

Body-Mass-Index: Österreich kein EU-Schwergewicht

Die Ergebnisse der Europäischen Gesundheitsbefragung von Eurostat attestieren der EU Gewichtsprobleme - im wörtlichen Sinn. Die Auswertung der Body-Mass-Index-Zahlen zeigt: Mehr als die Hälfte aller erwachsenen EU-Bürger sind übergewichtig, jeder sechste ist sogar adipös und damit im krankhaften Bereich.

Vor allem ältere Menschen und Erwachsene mit niedrigerem Bildungsniveau bringen zu viel auf die Waage. Unter den Mitgliedsländern gibt es aber deutliche Unterschiede - Österreich steigt im Vergleich relativ gut aus.

Mehr dazu in Männliche Malteser sind EU-Sorgenkinder

Science

Kultur

Radiohead treten beim Glastonbury-Festival 2017 auf

Die britische Rockband Radiohead kehrt bei der nächsten Ausgabe des berühmten Glastonbury-Festivals in Großbritannien als Headliner auf die Bühne zurück. Die Musiker um Sänger Thom Yorke werden am 23. Juni 2017 am Freitagabend als letzte Band auf der Haupttribüne des Festivals spielen, teilte die Gruppe gestern auf ihrer Facebook-Seite mit. Die Mitteilung wurde zusammen mit einem Bild vom Bandlogo auf der noch leeren Festivalwiese veröffentlicht.

YES! Radiohead will be back at Worthy Farm and we really can't wait.

A photo posted by Emily Eavis (@emily_eavis) on

Das gleiche Bild zierte auch einen Eintrag im Sozialen Netzwerk Instagram von Koorganisatorin Emily Eavis. „JA! Radiohead kommen zurück zur Worthy Farm und wir können es kaum erwarten“, schrieb Eavis. Nach ihren Glastonbury-Auftritten in den Jahren 1997 und 2003 wird die Band 2017 an jener prominenten Stelle spielen, die in diesem Jahr der Rockband Muse zukam.

Radiohead waren in diesem Jahr nach vier Jahren Pause auf die Bühnen zurückgekehrt und hatten unter anderem beim Lollapalooza-Festival in Berlin gespielt. Das Glastonbury-Festival zog im vergangenen Sommer rund 175.000 Besucher an. Die Tickets für das kommende Jahr waren schon vor der Bekanntgabe von Radioheads Rückkehr ausverkauft.

Bruce Springsteen spricht über seine Depressionen

US-Rockstar Bruce Springsteen (67, „Streets of Philadelphia“) hat gestern Abend im deutschen Frankfurt am Main mit viel Offenheit und Selbstironie über seine Depressionen gesprochen. „Ich mache seit 30 Jahren Psychoanalyse, mein erster Arzt ist schon gestorben“, sagte Springsteen lachend bei der Präsentation seiner Memoiren „Born to Run“ im Rahmen der Frankfurter Buchmesse.

„Die Depressionen habe ich in meinem italienischen Blut weitergegeben bekommen“ - also von der Familienseite seines Vaters Doug, der, wie sich herausgestellt habe, an einer bipolaren Störung gelitten habe.

Sieben Jahre für Autobiografie

Auf die Frage, wie seine italienischstämmige Mutter Adele auf die 672 Seiten lange Autobiografie reagiert habe, sagte Springsteen: „Sie leidet schwer an Alzheimer, aber sie wollte immer, dass ich Autor werde. Ich denke, es hätte ihr gefallen.“ Der gefeierte Songwriter erzählte außerdem, dass er mit Unterbrechungen sieben Jahre an der für ihn ungewohnten Prosa geschrieben habe.

Vor mehr als 100 europäischen Journalisten trug der „Boss“ ein graues Sakko, Blue Jeans und schwarze Boots, saß breitbeinig in seinem Sessel und las einige Passagen seines Buches vor - dafür zückte der Mittsechziger seine Lesebrille. Die Lesung fand unter strengster Geheimhaltung in einem Frankfurter Fünf-Stern-Hotel statt.