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News1 (AFP - Journal)

Proteste Dresden setzt nach Pegida-Aufmarsch Signal gegen Fremdenhass

Veröffentlicht am 18.10.2016 | Lesedauer: 3 Minuten
Demonstrationszug von "Herz statt Hetze" in Dresden Demonstrationszug von "Herz statt Hetze" in Dresden

Demonstrationszug von "Herz statt Hetze" in Dresden

Demonstrationszug von "Herz statt Hetze" in Dresden

Quelle: dpa/dpa/picture-alliance

Oberbürgermeister: Nicht den Hetzern die Straße überlassen
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Nach dem Aufmarsch der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung am Wochenende hat Dresden ein Zeichen gegen Hass und Rassismus gesetzt. Dem Aufruf des Bündnisses "Herz statt Hetze" zu einer Demonstration für Weltoffenheit und Toleranz folgten am Montagnachmittag laut den Veranstaltern mehrere tausend Menschen. Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) rief bei einem Bürgerfest dazu auf, nicht den Hetzern die Straße zu überlassen.

Ursprünglich waren die Veranstaltungen am Montag als Antwort auf die erwartete Kundgebung der Pegida-Bewegung zum zweiten Jahrestag ihrer Montagsdemonstrationen gedacht, doch zog die islamfeindliche Bewegung ihre Veranstaltung um einen Tag vor. Statt wie zuvor üblich am Montag versammelten sich die Rechtspopulisten bereits am Sonntag im Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt.

Beobachtern zufolge nahmen an der Pegida-Kundgebung rund 7000 Menschen teil, und damit deutlich weniger als noch vor einem Jahr. Es gab mehrere Gegendemos. Am Montag dann fand nach einem ökumenischen Friedensgebet in der Kreuzkirche ein Bürgerfest auf dem Neumarkt statt unter dem Motto "Dresden zeig dich! - würdevoll miteinander", zu dem Oberbürgermeister Hilbert eingeladen hatte.

Hilbert rief dazu auf, nicht denen die Straße zu überlassen, "die sie für Hetze und Rassismus missbrauchen". Es sei falsch, Dresden "in die Nazi-Ecke" zu stellen, doch müsse die Mehrheit der Dresdner wieder offen und glaubwürdig zeigen, "wofür wir stehen". Er nannte es "abscheulich", wie der Tag der deutschen Einheit "von einigen hundert Pöblern und Krakeelern in den Dreck getreten wurde".

Pegida-Anhänger hatten bei den Feiern zum 3. Oktober in Dresden Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschimpft. "Diese selbsternannten Patrioten haben sich als das entpuppt, was sie in ihrer Spitze sind: Gegner unserer Demokratie, Gegner unseres Staates", sagte der Oberbürgermeister.

Der Vorsitzende der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt, mahnte, nach den wiederholten Angriffen auf Ausländer und den Pöbeleien von Pegida, gehe es für Dresden und Sachsen darum, "ein freundliches Gesicht" zu zeigen.

Parallel zum Bürgerfest hatte das Anti-Pegida-Bündnis "Herz statt Hetze" zu einer Demonstration aufgerufen. Auch Initiativen wie "Dresden nazifrei" unterstützten den Protestzug. "Pegida hat an Gewicht verloren, aber der gesellschaftliche Schaden bleibt", schrieb das Bündnis im Demonstrationsaufruf. "Wir treten Hass und Hetze entgegen, um Freiheit, Gleichheit und Menschlichkeit zu verteidigen."

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Das Bündnis "Dresden Nazifrei" sprach anschließend von 6000 bis 8000 Teilnehmern an der Demonstration. "Der zweite Jahrestag Pegidas fand ohne Pegida statt", erklärte die Bündnissprecherin Franziska Fehst. "Das ist ein Erfolg für Herz statt Hetze, die es geschafft haben, Pegida an ihrem Jahrestag die Stadt streitig zu machen." Dennoch zeige die Kundgebung am Sonntag, dass noch "viel Widerstand" zu leisten bleibe.

Die Polizei war mit rund 1600 Beamten im Einsatz, um das Bürgerfest am Neumarkt und den Demonstrationszug abzusichern. Mehrere dutzend Menschen, die das Fest offenkundig stören wollten, seien von Beamten aufgehalten worden, erklärte die Polizei. Polizeipräsident Horst Kretzschmar zog vor dem "Hintergrund des störungsfreien Verlaufs" der Veranstaltungen ein "positives Fazit".

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