Archiv für den Monat: März 2016

Selbst für Lkw zu langsam: Wohnmobile
(Foto: Felix Rehwald/dpa Themendienst/picture alliance)

Selbst für Lkw zu langsam: Wohnmobile (Foto: Felix Rehwald/dpa Themendienst/picture alliance)

Der Wohnmobil-Wahnsinn

Von GUIDO BELLBERG

Die Idee, seine eigene Toilette oder sein eigenes Bett immer mit sich zu führen, hat sicherlich für viele Menschen einen großen Reiz. Ich, als jemand, der ständig über Hotelbetten flucht, wäre dabei der erste, der „hier“ schreit.

Allerdings würde ich darauf bestehen, dass sowohl WC als auch Ruheliege eine angemessene Geschwindigkeit erreichen. Dies scheint mir bei keinem Wohnmobil der Fall zu sein, weswegen ich konsequenterweise immer auf Segelboote ausweichen würde. Auch die sind meist ultralangsam, eher überaltet und selten geschmackvoll eingerichtet, aber alleine das Parken am oder das Gleiten über das Meer hat eine ästhetische Qualität, die den meisten Wohnwagen und „Womos“ völlig abgeht – egal, ob sie fahren oder stehen.
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Quelle: Youtube

Quelle: Youtube

GOODWOOD CRASH – Klassiker landet im Fußgängertunnel

von CARL CHRISTIAN JANCKE

Motorsport ist gefährlich.  Auch wenn er „historisch“ ist. Das macht seinen Reiz aus und verleiht ihm Authentizität. Der  60-jährige Stephen Bond bekam es zu spüren ;  Knapp 15 Meter flog er durch die Luft und überschlug sich mehrfach, bevor er in einem leeren Fußgängertunnel landete. Kaum zu glauben, dass er sich nur das Schlüsselbein brach.  weiterlesen

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Einmal nicht nachgeben

Von HENRYK M. BRODER

Sie kennen die Situation. Sie stehen an einer roten Ampel. Vor ihnen zwei Autos. Es wird gelb, es wird grün. Aber das erste Auto fährt nicht los. Der Fahrer telefoniert oder die Fahrerin richtet den Rückspiegel so ein, dass sie sehen kann, was die Kinder auf dem Rücksitz treiben. Dann wird es wieder gelb. Der Fahrer oder die Fahrerin des ersten Autos gibt Gas, auch das zweite Auto huscht durch. Sie sehen rot. Buchstäblich. weiterlesen

Foto: Peter Cade/The Image Bank/Gettyimages

Foto: Peter Cade/The Image Bank/Gettyimages

Macht die Lkw endlich schneller!

Von GUIDO BELLBERG

Ich bin ja normalerweise kein großer Freund von Ich-Marktforschung, aber eines kann ich Ihnen sagen, das Gefährlichste, das mir im Straßenverkehr übers Jahr gesehen begegnet, sind die Menschen, die erst ganz dicht auf Lkw auflaufen und dann mit 86 km/h oder weniger einfach links rüberziehen.

Dabei spielt es überhaupt keine Rolle ob diese Muppets mit Führerschein blinken oder nicht, ebenso wenig wie die Geschwindigkeit meines eigenen Autos – oder die meiner Vorderleute – jemals irgendetwas am unsozialen Verhalten dieser rollenden Verkehrshindernisse ändern wird.

Nach Zehntausenden von Kilometern auf ost- und norddeutschen Autobahnen alleine im letzten Jahr, kann ich folgendes Fazit ziehen: Es gibt Menschen, die haben die Idee eines Überholvorgangs einfach nicht verstanden und werden es auch nie, ich denke wirklich, damit werden wir einfach leben müssen.

Selbst wenn sich nur ein Lkw, ein Audi, ich und eines dieser seltsamen Wesen auf einer bis zum Horizont leeren Autobahn befinden, schaffen diese unzurechnungsfähigen Geschöpfe es, dafür zu sorgen, dass alle bis auf den Lkw, bremsen müssen.
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Trotz 7,8 Mio Euro Höchstgebot nicht verkauft - Ferrari 250 GT SWB Berlinetta Quelle: Artcurial

Trotz 7,8 Mio Euro Höchstgebot nicht verkauft - Ferrari 250 GT SWB Berlinetta Quelle: Artcurial

Auch im Februar sinken die Preise für klassische Automobile

 von CARL CHRISTIAN JANCKE


Da konnte nicht mal Paris helfen. Trotz einiger interessanter Transaktionen auf der Retromobile, der größten Klassiker-Messe Europas und den dort stattfindenen Auktionen, konnten sich die Preise für automobile Klassiker im Februar nicht erholen.

Insgesamt gaben die Preise für seltene Porsche auf breiter Front um rund 5 % seit Jahresanfang leicht nach. Das weist der HAGI-P-Index der Historic Automobile Group Internaional (HAGI) aus, der die Wertentwicklung von 14 klassischen Porsche misst.  Während die älteren Modelle wie etwa der 911 RS 2.7 (1973), von dem rund 1500 Stück gebaut wurden, stagnierten, konnten neuere Porsche etwa der Modelle 993 oder 964 die exorbitanten Preissteigerungen des vergangenen Jahres nicht verteidigen. Bei den Auktionen konnten einzelne Carrera GT oder 959 nicht verkauft werden.
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Der erste Prototyp des Lamborghini Countach (1971)

Der erste Prototyp des Lamborghini Countach (1971)

Der Krieger aus der Zukunft

Von ULF POSCHARDT

Das Leben ist grotesk, warum sollten es die Dinge um einen herum nicht auch sein? So dachte Traktorhersteller Ferruccio Lamborghini, als er 1962 beschloss, unglaubliche Sportwagen zu bauen. Warum? 
Weil er sich als Kunde vom damals schon legendären Enzo Ferrari ein wenig abgesnobt fühlte und weil Lamborghini auf inspirierende Art und Weise größenwahnsinnig war. Der im Sternzeichen des Stier geborene Norditaliener startete seine Himmelfahrtsexkursion mit einem Zwölfzylinder und taumelte in einen manieristischen Wahnsinn, der mit dem Countach in einer Idealform der Übertreibung, des haltlosen Futurismus und der selbstironischen Koketterie zu sich selbst kam.

Countach ist piemontesischer Dialekt und wird herausgeschrien, wenn etwas „non plus ultra“ oder „superkrass“ ist. Drunter wollte es der Traktormann nicht machen. Und weil er auch sonst gern pokerte, musste er Anfang der 70er-Jahre zuerst seine Landwirtschaftssparte verkaufen, dann auch Teile seiner Angeber-Herzensangelegenheit. Er hatte sich überschätzt.

Aber der Wahnsinn des Selfmademan hatte im Lamborghini Countach ein flottes Denkmal erhalten. Heroisch war nicht nur die kühne Keilform, sondern auch der Zeitpunkt der Premiere.
 Auf dem Genfer Auto-Salon 1973, direkt auf dem Zenit der Ölkrise, stand der Countach
 wie ein Kind der Sonne, ganz
 in einem metallischen
 Gelb lackiert, zwischen all der Konfektionsware der Konkurrenz. Hatte der elegante Miura noch den Schmelz der 60er-Jahre, war der Countach endlich jener Krieger, den sich der Stierfanatiker Lamborghini stets wünschte: einen Krieger aus 
der Zukunft.

Die Fahrleistungen des Countach waren spektakulär. Er sollte von Anbeginn zumindest auf dem Papier
 300 km/h schnell sein. Wenige mutige Piloten wagten sich mit dem Keil in den Grenzbereich, schon der Miura war jenseits der 220 km/h ein Russisches Roulette.

Einst auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt verspottet, ist der Countach heute 
im Vintage-Handel ein Bluechip. Das hat auch mit seiner kulturellen Valorisierung zu tun. In dem grandios sinnlosen Raser-Epos “Cannonball“ wird dem Countach, wüst mit Flügel verwuchert, in der Eingangsszene ein exzentrisches Denkmal gesetzt. Verglichen mit dem vulgären Musclecar der Polizisten erscheint der Botschafter europäischer Autohöchstkultur erhaben und obszön zu gleich: Wer Countach fährt, kann auch nackt durch die Fußgängerzone schlendern. Der Keil bringt
 den Schock des Kriegerischen in friedlich dekadente Zeiten.

Dieser Text ist ursprünglich im Kunstmagazin BLAU erschienen. Dort schreibt Ulf Poschardt regelmäßig über die schnellsten Skulpturen der Welt.

 

 

Druck

Diebstahl ist doch nur gewaltlose Umverteilung

Von HENRYK M. BRODER

Falls Sie sich fragen, was Sie Ostern tun sollten, möchte ich Ihnen Folgendes empfehlen: Bleiben Sie zu Hause und lesen Sie ein gutes Buch. Zum Beispiel: „Mohamed, eine Biografie“ meines Freundes Hamed Abdel-Samad. Oder auch: „Die Gefallsüchtigen“ von Wolfgang Herles, der viele Jahre für das ZDF gearbeitet hat und der nun mit dem Konformismus in den Medien und dem Populismus in der Politik abrechnet.

Falls Sie leichtere Kost bevorzugen, gehen Sie auf die Homepage der Berliner Polizei (www.berlin.de/polizei) und schauen sich die Kriminalstatistik für Berlin an, „eine statistische Zusammenstellung aller der Polizei bekannt gewordenen strafrechtlichen Sachverhalte“. Überspringen Sie bitte Sachverhalte wie „Mord und Totschlag“, „Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit“, „Raub“ und „Körperverletzung“ und kommen sie gleich zu den Angaben über „Diebstahl an/aus Kraftfahrzeugen“.

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Guido bellberg wundert sich über die Grünen

(Foto: Robert Schlesinger/dpa/picturealliance)

Autoland in grüner Hand

Von GUIDO BELLBERG

Obwohl ich pflichtbewusst am Wahlabend des „Super Sonntags“ zwischen dem ersten und dem zweiten Programm unserer zwangsfinanzierten Bundestelevisionsanstalten hin-und her geschaltet habe, blieben viele Fragen offen, vor allem, warum deutsche Autobauer neuerdings immer wieder die Grünen wählen. Und warum ausgerechnet Frau Petry, vor der ich mich eigentlich ja fürchten wollte, die beste Frisur hatte.

Es kam aber ganz anders, was ja im Fernsehen schon einmal lobenswert ist. Der einzige Politiker, der mich wirklich zum Schlottern brachte, war ein junger, extrem professionell wirkender Grüner aus dem schönen Schleswig-Holstein. Der gute Mensch wirkte im ersten Schreck zwar wie ein Politik- oder Unternehmensberater, ist in Wahrheit aber Schriftsteller und stellvertretender Landesvater meines Lieblingsbundeslandes. Außerdem ist er ziemlich telegen und hatte die zweitbeste Frisur.

Nein, inhaltlich konnte ich auch bei ihm nichts Neues entdecken, dafür war er aber rhetorisch eine echte Entdeckung. Sogar die üblichen, wenn auch mittlerweile etwas langweilig gewordenen, Beschimpfungen der AfD („NPD für Besserverdiener“, „Rassisten im Schafspelz“) hatte er besser drauf als manch anderer, ja, schon fast überzeugend. Da müssen SPD und CDU jetzt ernsthaft nachlegen.
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Ken Block

TOP Gear – Ken Block macht Ärger in London – Sneak Preview

von CARL CHRISTIAN JANCKE

Das einzige, was bei der neuen TOP GEAR Produktion mit Chris Evans rund zu laufen scheint, waren wohl die Donuts, die Rennfahrer Ken Block auf den Asphalt der Londoner City vor der St. Pauls Cathedral brannte, während er zur Freude der Braut einem frisch vermählten Paar und seiner Hochzeitsgesellschaft zuwinkte. Der Schatzkanzler George Osborne fühlte sich bei der Aufstellung des Haushalts durch den Lärm gestört, ein Offizier fand die Umrundung  des legendären Kriegsdenkmals „The Cenotaph“  despektierlich und ein Politiker meinte, wer die Sperrung der halben City veranlasst habe, gehörte gefeuert. Hier ein kleines Video, das einen Eindruck gibt, was da am Wochenende vom britischen Gebührenzahler finanziert wurde: weiterlesen