Sonderbeitrag

Andi und die Linksextremen

Der Verfassungsschutz NRW hat nach längeren Nachforschungen in Ulrike Meinhofs Gehirnwindungen herausgefunden, wie Linksradikale so ticken. Um die deutsche Jugend vor derlei Gedankenverwirrung zu schützen, hat er ein Comic herausgegeben: Download


Genossen, sprayt bis die Kapitalisten es endlich begreifen!

Zerschlagt die Universität!

In Wien und anderswo besetzen Studenten ihre Universität und fordern allerhand. Per Livestream kann man ihnen dabei zusehen. Aus diesem Anlass sei hier auf den älteren Text «Zerschlagt die Universität» von André Gorz hingewiesen, der sich mit der Funktion der Elitebildungsanstalten im Kapitalismus auseinandersetzt:
«Die Linke hat nie gegen die klassenmäßigen Auswahlkriterien gekämpft – sie hätte dann gegen die Auswahl selbst und das Schulsystem als Ganzes kämpfen müssen, sondern sie kämpfte für das Recht aller, in die Auswahlmaschine eintreten zu dürfen. Der widerspruchsvolle Charakter dieser Forderung blieb solange verborgen, als das Recht zwar theoretisch allen offen stand, die überwiegende Mehrzahl aber keine Möglichkeit hatte, praktisch davon Gebrauch zu machen. In dem Augenblick aber, wo mithilfe einer weiterverbreiteten Bildung es für die meisten möglich wird, von einem in der Theorie bestehenden Recht praktisch Gebrauch zu machen, wird der Widerspruch deutlich: wenn die Mehrzahl zu den Hochschulen Zugang erhält, verlieren diese ihre Funktion als Instrument der Auslese. Das Recht, studieren zu dürfen und das Recht, die soziale Stufenleiter empor zu klettern, laufen nicht mehr parallel. Wenn auch vielleicht noch alle studieren können, so können jedenfalls keineswegs mehr alle auch mit einer privilegierten Stellung rechnen.»


Dann selektiert halt der Arbeitsmarkt.

Launigeres über das ganz gewöhnliche Elend im Studentenmilieu hat die Situationistische Internationale zu sagen:
«Da für ihn noch einige Krümel vom Prestige der Universität abfallen, freut sich der Student immer noch, Student zu sein. Zu spät. Der mechanisierte und spezialisierte Unterricht, den er empfängt, ist ebenso heruntergekommen wie sein eigenes intellektuelles Niveau im Augenblick seines Studienantritts, aus der einzigen Tatsache heraus, daß das alles beherrschende ökonomische System die Massenhestellung ungebildeter und zum Denken unfähiger Studenten verlangt.»

Arbeit macht tot

Bei der französischen Telecom ist es in einer Phase der «Restrukturierung» des Unternehmens zu einer Selbstmordwelle gekommen: In den vergangenen 18 Monaten nahmen sich 23 Angestellte das Leben. Kürzlich stürzte sich eine 32-jährige Frau während der Arbeit aus dem Fenster. Ein Kollege hatte sich wenige Tage zuvor vor Mitarbeitern ein Messer in den Bauch gerammt, weil er einen anderen Posten übernehmen sollte. Und um jeden Zweifel an der Schuld der Arbeitssituation auszuräumen, hatte ein Mann vor seinem Suizid einen Brief aufgesetzt, in welchem er die Belastung durch die neuen Arbeitszeiten und die Versetzung in einen Vorort von Strassburg beklagt.


Steine gegen Scheiben statt um den Hals!

Eine fatale Tendenz: Auf das Unerträgliche der täglichen Plackerei und ihrer Verschärfung wird nicht mehr mit Verweigerung oder Aufbegehren reagiert, sondern mit der Liquidierung der eigenen Funktionsunfähigkeit in der Auslöschung der eigenen Person. Hierin zeigt sich – und das dürfte keine allzu neue Erkenntnis sein – die Verinnerlichung von Leistungszwängen und der Konsequenzen bei ihrer Nichterfüllung. Jeder sein eigenes «Staatssubjekt Kapital» würde Gehard Scheit heideggern und hätte damit zur Hälfte recht. Das Halbrichtige ist aber das ganz Falsche: Denn um den Schluss zu ziehen, dass bloss noch der Selbstmord einen Ausweg darstellt, ist ganz wesentlich die subjektive Perspektivenlosigkeit vorausgesetzt. Diese aber resultiert aus der praktischen Abwesenheit revolutionärer Perspektive. Oder anders gesagt: Der Grund, weshalb diese Leute nicht gegen das bestehende Elend aufbegehren, liegt weniger in ihrer subjektiven Einfühlung ins Kapital als vielmehr in der faktischen Unmöglichkeit den Zwängen zu entrinnen. Der Zynismus der Realität liegt darin, dass ganz offensichtlich viele Leute die täglichen Anforderungen ganz einfach nicht mehr aushalten aber in ihrer Vereinzelung keine kollektive Lösung mehr erkennen können und so den einzigen individuellen Ausweg aus der Totalität des Kapitals suchen: Den Tod.

Ein Märchen

Nachdem sich am Dienstag weitere Betriebe der Streikbewegung angeschlossen hatten, begannen sich ab Mittwoch auf den Straßen wie an den Arbeitsplätzen Versammlungen zu bilden. Viele kleine Dinge wurden gleich umgesetzt, wie die Sicherung der Wasserversorgung durch Arbeitsbrigaden von den Fachschaften Biologie und Chemie zusammen mit den Streikenden der Rheinenergie; die Besetzung leerstehender Häuser mit tatkräftiger Hilfe rumänischer und weißrussi­scher Bauarbeiter, deren massenhafte Anwesenheit in der Stadt bisher niemandem aufgefallen war und mit denen sich auf den Ver­sammlungen dank einiger Studentinnen der Slavistik spannende Diskussionen über Lehm- und Trockenbau entwickelten; oder die Verlegung des Sonic Ballroom in die WDR-Studios. Natürlich tauchten auch die »großen Fragen« auf: Wie es auf den anderen Kontinenten aussehe, ob sich in Zusammenarbeit mit somalischen Piraten und subversiven GIs die angedrohte Verlegung der 6. Flotte auf den Rhein verhindern ließe, und überhaupt, wie das Zusammenleben von sieben Milliarden auf einer blauen Kugel ohne Geld vernünftig eingerichtet werden könnte …

Aus einem Märchen aus der Kölner Stadtrevue

Armut 1

Eine höchst merkwürdige Sache – solch ein erster Kontakt mit der Armut. Soviel hat man über die Armut nachgedacht – sie ist das, was man im Leben immerzu gefürchtet hat, das, von dem man weiss, dass es früher oder später eintreffen würde; und dann ist es so alltäglich, so durch und durch anders als die eigenen Vorstellungen. Man dachte, es wäre alles ganz einfach; es ist aussergewöhnlich kompliziert. Man dachte es wäre schrecklich; es ist nur schmutzig und langweilig. Es ist das so besonders Erniedrigende, das man an der Armut zu allererst bemerkt; die Veränderungen, denen sie einen unterwirft, die komplizierte Filzigkeit, das Entkrusten.
Man entdeckt beispielsweise die Geheimniskrämerei, die mit dem Armsein eng verbunden ist. Plötzlich und auf einen Schlag ist man auf ein Tageseinkommen von sechs Francs reduziert worden. Aber natürlich wagt man das nicht zuzugeben – man hat so zu tun, als lebe man ganz wie immer. Von Anfang an wird man in ein Netz aus Lügen verwickelt, und sogar mit Lügen ist das ganze kaum zu bewerkstelligen. Man hört auf, Wäsche zur Wäscherei zu geben; also trifft einen bald die Wäschefrau auf der Strasse und fragt nach dem Grund; man murmelt irgendetwas, und sie, die natürlich glaubt, man gäbe die Wäsche woandershin, wird für einen zum lebenslangen Feind. Der Tabakhändler fragt immer und immer wieder, warum man seine Ration heruntergeschraubt habe. Da sind Briefe, die beantwortet werden sollten, aber man kann nicht, weil die Briefmarken zu teuer sind. Und dann die Mahlzeiten – die Mahlzeiten sind überhaupt das allergrösste Problem…
(Georg Orwell; Erledigt in Paris und London)

Ein Gedicht 1

Das Ende der Kritik ist der Anfang des Hasses
Die Kritik ist kaputt. Ihrer Sprengkraft beraubt der unfassbaren Dummheit wegen. Als müsste man noch irgendjemandem erklären, wie elend es um die Welt bestellt ist. Als würde die korrekte Kritik des Immergleichen dieses Immergleiche auch nur einen Moment tatsächlich berühren. Als könne die Erkenntnis das Elend abschaffen, das sich auf den Strassen und in den Wohnungen gegenseitig über den Haufen schiesst. Während in den Studierkammern die Köpfe rauchen, brennt die Welt. Das Flugblatt zum Krieg trifft die Herzen der Menschen weit weniger als die Bomben und Gewehrkugeln die Köpfe ihrer Opfer. Die Leute sind zu sehr damit beschäftigt, sich im wahrsten Sinne des Wortes durchzuschlagen. Es ist der Hass, der uns beherrscht. Er sitzt fest in unseren Hinterköpfen. Wir lernen schon mit dem Öffnen unserer Augen, dass jeder ein potentieller Feind ist. Dass man sich um irgendwohin zu kommen gegen den Rest durchschlagen muss. Unsere Ellbogen werden an Stelle unserer Herzen in Kindergarten, Schule und Lehre gefördert. Und doch verachtet und bestraft man uns, wenn wir uns entsprechend verhalten. Man versteht nicht, wieso das Opfer, das am Boden liegt, noch lange nicht fertig ist. Man versteht nicht, warum Verachtung und Hass unser Leben bestimmen. Ganz als wollten wir das so und wären nicht bei Strafe des Untergangs gezwungen uns diesen Ritualen zu unterwerfen. Sie nicht nur in Blut und Fleisch übergehen zu lassen, sondern sie zu potenzieren. Das Ende des Hasses; der Anfang der Kritik?

Nagende Kritik

Die «nagende Kritik der Mäuse» (Karl M.) umgesetzt von Tauben.
Den Blognachbarn reut’s übrigens um die Druckkosten.

Cut up bzw. shut up

Sowas macht man, wenn man intellektuell & schriftstellerisch nichts drauf hat und eigentlich auch gar nichts zu sagen weiss:

Der größte Selbstmordterrorist war die deutsche Volksgemeinschaft: an ihm orientiert sich bewußt oder unbewußt alles, was heute gegen die USA und Israel kämpft, um gleichzeitig mit und gegen den Kapitalismus zu kämpfen (Gerhard Scheit). Zugegebenermaßen: Das alles ist nur schwer verständlich (und ich habe es selbst auch nicht verstanden), denn es ist ja die gesellschaftspraktisch gewordene Metaphysik (Joachim Bruhn). Dies jedoch hindert […] nicht daran, unmittelbar im Anschluß folgenden Satz zu formulieren (Alex Gruber): Anders als auf den Begriff Rassismus, der allenfalls von historischem Interesse ist, kann also auf den Begriff der Rasse nicht verzichtet werden, denn er erinnert daran: Deutsche, die dem Führer bis zuletzt die Stange gehalten haben; Berufspalästinenser… (Clemens Nachtmann)

Rap für Deutschland 2

Nachschlag:
Afrob ärgert sich, dass «Politik […] einfach nicht für die Jugendlichen zugänglich gemacht [wird]», obwohl Deutschland doch mit Merkel eine «schlagfertige, freche Göre [sein eigen nennen kann]. Die zerstört dich mit einem Satz»! Und so schliesst er folgerichtig: «Schwarz-Gelb. Das sind die einzigen, die uns noch retten können. SPD und Rot-Grün ist mir zu viel Ideologie.»


Schwarz-Gelb wählen. Oder es knallt!