Bewiesen ist nichts, definitiv schon gar nicht. Doch der Verdacht erhärtet sich: Aluminiumsalze, wie sie häufig in Deos verwendet werden, könnten Brustkrebs begünstigen. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Stefano Mandriota von der Universität Genf in einer aktuellen Studie.
In Versuchen mit Milchdrüsenzellen von Mäusen konnten sie zeigen, dass Aluminiumsalze die Entstehung von Krebs und Metastasen fördern. Dabei arbeiteten die Forscher mit Substanzmengen, wie sie frühere Messungen in der menschlichen Brust nachgewiesen haben.
Die Studie im Fachblatt „International Journal of Cancer“ erhärte frühere Befunde von 2012 derselben Autoren mit menschlichen Zellkulturen, sagt Mandriota. Auch wenn es noch weitere Studien brauche: „Wir wissen jetzt genug, um zu sagen, dass Aluminiumsalze toxisch sind“, so der Krebsforscher. Durch die Nähe zur Achselhöhle sei das Brustgewebe dabei besonders exponiert.
Deo mit Aluminium soll nicht auf gereizte Haut
Die Resultate aus Genf werden die Diskussionen um mögliche Risiken der Zusatzstoffe von Deos neu anheizen. Die Aluminiumsalze, die als Schweißhemmer beigesetzt sind, stehen seit einigen Jahren unter Verdacht. Einzelne Studien haben nahegelegt, dass die Substanzen an der Entstehung von Alzheimer sowie Brustkrebs beteiligt sein könnten.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, Deos mit Aluminium nicht auf gereizter oder verletzter Haut, zum Beispiel nach dem Rasieren, zu verwenden, um die Aufnahme von Aluminiumsalzen zu reduzieren. Die aktuellen Resultate aus Genf analysiert das BfR zurzeit noch.
Dass die Studie einen Einfluss auf künftige Bewertungen haben wird, ist aus einem einfachen Grund wahrscheinlich: Es gibt zum Thema nur sehr wenige Untersuchungen mit teilweise widersprüchlichen Ergebnissen. Beispielsweise fand eine epidemiologische Studie eine Korrelation zwischen Deo-Gebrauch und Brustkrebs, zwei Studien fanden hingegen keine.
Aluminium auch in Lebensmitteln und Trinkwasser
Krebsforscher Mandriota hofft, dass die Ämter nun Konsequenzen aus seiner Studie ziehen: „Es wäre klug, die Verwendung von Aluminiumsalzen stärker zu beschränken“, sagt er. Dafür seien seine Tierversuche genügend aussagekräftig: „Mäuse sind die wichtigsten Modellorganismen.“ Die Krebswirkung von Substanzen lasse sich nun mal nicht direkt am Menschen untersuchen.
Deos sind für den Menschen bei Weitem nicht die einzige Quelle von Aluminium. Der Stoff findet sich auch in Kosmetika wie Lippenstift und Lidschatten sowie Zahnpasten oder Sonnencremes. Zudem werden einige Aluminiumverbindungen als Lebensmittelzusatzstoffe verwendet.
Und grundsätzlich ist Aluminium als häufiges Element auf der Erde auch in vielen pflanzlichen Lebensmitteln und in Trinkwasser natürlicherweise enthalten. Allerdings wird nur wenig davon über den Verdauungstrakt aufgenommen (unter einem Prozent).
Aluminiumsalze auf dem Weg durch die Haut
Welcher Anteil des Aluminiums, das im menschlichen Körper nachgewiesen werden kann, aus Deos und ähnlichen Produkten stammt, ist unklar. Das BFR geht davon aus, dass bei einem Teil der Bevölkerung die wöchentlich tolerierbare Aufnahmemenge bereits mit der Ernährung ausgeschöpft ist. Gemäß Schätzungen des Instituts überschreitet auch die tägliche Verwendung von Kosmetika mit Aluminiumsalzen diese Aufnahmemenge.
Wie viel der Aluminiumsalze in Deos die Haut tatsächlich durchqueren, ist ebenfalls schlecht untersucht. Laut Mandriota haben Experimente mit radioaktiv markiertem Aluminium gezeigt, dass es die Haut durchquert und sich sogar im Urin der Probanden nachweisen lässt.
„Das Hauptproblem ist, dass die schweißhemmenden Substanzen in Deos in sehr hohen Konzentrationen vorhanden sind“, sagt Mandriota. Die tägliche Anwendung führe dadurch zu einer starken Exposition. „Es ist wichtig, dass die Leute darüber Bescheid wissen und wählen können.“