Schlagwort-Archiv: John Adams

Der Phasenverschieber: Steve Reich wird 80

csm_reich_steve_a75c603e80Klein und doch groß, das ist Steve Reich, der heute achtzig Jahre alt wird. Klein nur stilistisch: Er war der erste nicht unter den Minimalisten, der einzigen zeitgenössischen Komponistengruppe aus Amerika, die nach dem zweiten Weltkrieg der schnell sehr selbstgefällig gewordenen, sich elitär, mitunter auch engstirnig abschottenden europäischen Tonsetzer-Avantgarde unbequem auf den doktrinären Pelz zu rücken vermochte. Das waren Terry Riley und La Monte Young. Aber Steve Reich ist ihr besonders raffinierter, cooler, eleganter, ja sogar hipper Vertreter geblieben. Einer, der es in die Welt des Pop wie der Neuen Musik, den beiden sich nach wie vor hierzulande eher naserümpfend beschnüffelnden Lagern, geschafft hat. Eine lässige Ikone mit Basecap und durchaus auch politischer Aussage, aber nie ein Purist, sondern einer der es immer vermochte, seine Musik echtes Leben einzuhauchen.

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Musikfest Berlin 2016: Es leben die Vielfalt!

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Foto: Peter Adamik

37.000 Besucher (nicht nur zahlende) können nicht irren. Das Musikfest Berlin war wieder ein voller Erfolg. Wie natürlich immer, glaubt man der bewährten Pressestellenprosa. Im elften Jahr von Winrich Hopp verantwortet, hatte es diesmal glücklicherweise kein Motto, sondern feierte nur nebulös die „Ausnahmewerke“ – was immer auch ein Opus als solches auszeichnet. Nur fünf große Gastorchester waren diesmal dabei, darunter gleich alle drei wichtigen Orchester aus München, Philharmoniker, Staatsorchester, BR-Sinfoniker im wohlfeilen Vergleich. In Sachen Mut punktete der Bayerische Rundfunk am stärksten, aber Kunststück, da konnte Hopp mit dem wild losschlagenden Ballettjugendwerk „Tutuguri“ von Wolfgang Rihm sich selbst einen Gefallen tun, denn dort programmiert er ja auch die Musica Viva-Reihe…und ein Rihm-freies Musikfest Berlin kann und darf selbstredend nicht sein.

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Musikfest Berlin I: Amerikanische Minimalismen

MFlogoJa,ja. Die diesjährige offizielle Eröffnung des Musikfest Berlin (diverse, schwerst verknüpfte Motti: Schönberg, Mahler, Nielsen, Streichquartett, usw.) war mit Daniel Barenboim und seiner Staatskapelle. Aber nicht jeder hat Lust auf den üblichen Honoratioren-Silbersee, trockene Käsehäppchen und einen monothematischen Abend mit dem gereckten Schönberg-Pädagogenfinger. Daniel Barenboim und die Seinen spielen Verklärte Nacht, die Fünf Orchesterstücke op. 16 und die Variationen op. 31 auch gern übers Konzertejahr verteilt. Und was soll so exklusiv sein an einer Festival-Inauguration mit einem Orchester, das (mit teils abgewandeltem Programm) die zwei folgenden Tage auch gleich noch das Bonner Beethovenfest und das Echternach Festival eröffnet?

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