Ihm macht gegenwärtig in Fragen der Technik wie der Höhe kaum eine(r) was vor: Franco Fagioli, Argentinier mit italienischen wie spanischen Wurzeln, gehört zu den gefragtesten Countertenören überhaupt. Zunächst studierte er Klavier. Nach einem ruhig angelaufenen Karrierebeginn hat er sich über Basel, Zürich, Karlsruhe, Wien, Nancy an die allerersten Bühnen vorgearbeitet. Er singt am Royal Opera House ebenso wie an der Opéra de Paris und beim Festival von Aix-en-Provence. Nach diversen CDs steht er gegenwärtig bei der Deutschen Grammophon unter Vertrag, wo nach Glucks „Orfeo ed Euridice“ eben seine erste Solo-Scheibe mit Rossini-Arien erschienen ist.
Archiv für den Monat: Oktober 2016
Der Phasenverschieber: Steve Reich wird 80
Klein und doch groß, das ist Steve Reich, der heute achtzig Jahre alt wird. Klein nur stilistisch: Er war der erste nicht unter den Minimalisten, der einzigen zeitgenössischen Komponistengruppe aus Amerika, die nach dem zweiten Weltkrieg der schnell sehr selbstgefällig gewordenen, sich elitär, mitunter auch engstirnig abschottenden europäischen Tonsetzer-Avantgarde unbequem auf den doktrinären Pelz zu rücken vermochte. Das waren Terry Riley und La Monte Young. Aber Steve Reich ist ihr besonders raffinierter, cooler, eleganter, ja sogar hipper Vertreter geblieben. Einer, der es in die Welt des Pop wie der Neuen Musik, den beiden sich nach wie vor hierzulande eher naserümpfend beschnüffelnden Lagern, geschafft hat. Eine lässige Ikone mit Basecap und durchaus auch politischer Aussage, aber nie ein Purist, sondern einer der es immer vermochte, seine Musik echtes Leben einzuhauchen.
Schon wieder US-Orchesterkrise: die Musiker in Philadelphia und Pittsburgh streiken
Es geht wieder los. Nachdem das nicht so bedeutende Fort Worth Symphony Orchestra vor drei Wochen zu streiken begonnen hat, haben nur auch die Musiker von zwei der wichtigsten US-Orchester die Arbeit niedergelegt – die des Philadelphia Orchestra und die des Pittsburgh Symphony Orchestra. In Pittsburgh sogar hochsymbolisch am Tag der Eröffnungsgala, kurz vor dem Konzert, das normalerweise auch ein großes Spendensammelevent ist. So wurde freilich nicht nur die Öffentlichkeit brüskiert, sondern auch die Geldgeber, in Amerika besonders wichtig, da man sich mehrheitlich aus Kartenverkauf und privaten Zuwendungen finanziert. In Philadelphia fiel die Entscheidung so spät, dass die meisten Besucher schon aufgehübscht, zum Teil nach mehrstündiger Fahrt vor der Konzerthalle standen. Sie mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen, nur die ganz großen Geldgeber durften ihr Galaessen abhalten, das allerdings ziemlich unfroh ausgefallen sein dürfte.