Der wegen Unterstützung der Terrormiliz Islamischer Staat verurteilte Bremer Harry S. hat möglicherweise doch an der Ermordung von Gefangenen mitgewirkt. Während der 28-Jährige vor dem Hamburger Oberlandesgericht eine Beteiligung an einer Hinrichtung bestreitet, hat er nach gemeinsamen Recherchen der ZDF-Sendung "Frontal 21" und der "Washington Post" an einer Erschießung von sieben Gefangenen im syrischen Palmyra mitgewirkt.
In dem Video ist deutlich zu sehen, wie der Deutsche seine Pistole zieht, durchlädt und auf die Opfer zielt. Obwohl der eigentliche Schuss verdeckt wird, gehen Waffenexperten davon aus, dass Harry S. gefeuert habe. Als der Blick auf den Deutschen wieder frei wird, steckt er die Pistole wieder zurück in sein Schulterholster.
Das den beiden Medien aus dem IS-Umfeld zugespielte Video zeigt auch, wie Harry S. kurz vor der Erschießung eines der Opfer in die Reihe mit den anderen zwingt. Bisher hatte der Bremer in Vernehmungen und Interviews eine unmittelbare Tatbeteiligung bestritten. Er sei nur dabei gewesen und habe für einen Propagandafilm eine Fahne getragen. Sein Verteidiger wollte sich auf Nachfrage zu den Vorwürfen nicht äußern.
Für die Frage, ob dem Mann möglicherweise ein weiterer Prozess droht, war die zuständige Bundesanwaltschaft zunächst nicht zu erreichen. Im Juli hatte das Oberlandesgericht Hamburg den 28-Jährigen zu drei Jahren Haft verurteilt. Er hatte nach Überzeugung des Gerichts die Abkehr vom Terrorismus geschafft und half zudem bei der Aufklärung weiterer Taten im Zusammenhang mit dem IS.